Der Einsatz von Lernaufgaben zum Erwerb von Textverstehenskompetenz bei Schülern im Leselernalter


Hausarbeit (Hauptseminar), 2016

14 Seiten, Note: 2

Anonym


Leseprobe


Gliederung:

1. Einleitung

2. Hauptteil:
2.1 Kognition:
2.2 Der Leseprozess:
2.2.1 Ebenen des Lesensprozesses:
2.4 Textverstehenskompetenz:

3. Schlussbemerkung:

Literaturverzeichnis:

1. Einleitung

„Die Leute wissen nicht, was einen Zeit und Mühe kostet, um Lesen zu lernen. Ich habe 80 Jahre dazu gebraucht und kann noch nicht sagen, dass ich am Ziel wäre.“

Johann Wolfgang von Goethe

Morgens die Zeitung zu studieren, die Schilder auf dem Weg zur Arbeit zu verstehen und eine SMS von seinem Partner zu lesen; nichts davon ist möglich, wenn man nicht lesen kann. Und dennoch beschreibt selbst ein derart gebildeter Mensch wie Johann Wolfgang von Goethe diesen Prozess als einen nie abgeschlossenen. Lesen lernen ist ein schwieriger Prozess, dem wird jeder zustimmen, der selbst einmal versucht hat, einem Kind das gleiche beizubringen. Aber wenn dann das leise Aussprechen der einzelnen Buchstaben zum Aneinanderreihen von Silben und schließlich das Wort als Ganzes ausgesprochen wird, merkt man das Funktionieren der einzelnen Prozesse, die dafür notwendig sind. So sagt auch Goethe im vorliegenden Zitat, dass es viel Zeit und Mühe brauche um das Lesen zu lernen. Er meint, er sei nach 80 Jahren des Lernens noch immer nicht am Ziel angekommen. Andererseits wird diese Aussage aber auch verwundern. Ich selbst würde von mir behaupten, ich könne lesen und habe keine 80 Jahre dafür benötigt.

Was Goethe mit seinen Gedanken implizit meinte, möchte ich in dieser Arbeit thematisieren. Darüber hinaus möchte ich darstellen, welche Stufe nach dem „erfolgreichen“ Lesen erfolgt und dabei auf das Textverstehen eingehen. Notwendig und dabei unerlässlich dabei ist es, auf die einzelnen Ebenen des Leseprozesses einzugehen. Wie lässt sich die Kompetenz einen Text zu verstehen entwickeln und wie verstehen wir einen literarischen Text? Dabei werde ich im Besonderen auch auf die Funktion von Lernaufgaben bei der Förderung der Entwicklung der Textverstehenskompetenz eingehen und aufzeigen, welche Funktion der Literaturunterricht bzw. die Lehrperson hat.

Zum Forschungsstand ist herauszustellen, dass „das fachdidaktische Forschungsinteresse unmittelbar darauf (gelenkt wird), wie literarische Texte im Deutschunterricht üblicherweise verhandelt werden. Darüber gibt es bisher kaum empirisch gesicherte Erkenntnisse.“[1]

Eine Einleitung in die Thematik wird zunächst ein kurzer Absatz zum Thema „Kognition“ geben. Wie erwerben Schülerinnen und Schüler im Leselernalter durch Lernaufgaben im Unterricht Textverstehenskompetenz?

2. Hauptteil:

2.1 Kognition:

Eine passende Definition für den Begriff der Kognition zu finden, ist nicht leicht. Der Duden schlägt folgende Definition vor: „(Die) Gesamtheit aller Prozesse, die mit dem Wahrnehmen und Erkennen zusammenhängen.“.[2] Diese Definition werde ich zunächst beibehalten. Beim Definitionsversuch ist die Abgrenzung schwierig, welche „Verarbeitungsleistungen schon oder noch als kognitive Prozesse zu bezeichnen sind bzw. welche mentalen ´Aktivierungsverteilungen´ und ´Produktionen´ als Kognitionen bezeichnet werden können.“[3]

Beim Lesen und dem darauffolgenden Textverstehen ist der erste Schritt, das Wort bzw. den Text, der zu lesen ist, wahrzunehmen und zu erkennen. Das heißt, er muss mental aufgenommen werden (die einzelnen Grapheme erkennen, das Wort als solches zusammensetzen). Man kann daher auch vom Verarbeiten von Informationen sprechen.[4] Gerade beim Lesen lernen und den Ergebnissen von Schründer-Lenzen ist es wichtig, eine geeignete Definition von Kognition bereitzuhalten. Im folgenden Teil komme ich auf den Leseprozess zu sprechen und untergliedere diesen in drei Stufen.

2.2 Der Leseprozess:

„Die Lektüre ist aber für mich, wie ich glaube, unbedingt notwendig: erstens, um mich nicht mit mir allein begnügen zu müssen, zweitens, um mit den Erkenntnissen anderer bekannt zu werden, drittens, damit ich mir über das, was sie herausgefunden haben, ein Urteil bilden und über die noch zu lösenden Fragen nachdenken kann.“[5]

Schon vor über 2000 Jahren haben die Menschen über das Lesen nachgedacht. Seneca führt in diesem Zitat darüber hinaus drei Gründe an, warum das Lesen für ihn „unbedingt notwendig“ gewesen wäre. Vom Aspekt der Vergnügung abgesehen, spricht er von Erkenntnissen, die andere in einem Text festhalten und er sich vertraut machen möchte und über das Wissen, dass jener Autor im Text verpackt hat, über das er sich ein Urteil bilden will. Dem Lesen wird dabei eine passive Rolle der Bedeutungsentnahme zugewiesen, während dem Autor als Sender einer Nachricht die aktive Rolle zukommt.[6]

Lesen fordert die Fähigkeit, aus „graphemischen Gebilden visuelle Informationen zu entnehmen und deren Bedeutung zu verstehen“.[7] Auch das Lesen ist eine Kompetenz, die erworben werden muss. „Denn Lesekompetenz wird weder durch direkte Instruktion erworben (so und so muss man es machen!), noch erwächst sie automatisch aus unreflektiertem Viellesen.“[8]

Der Leser hat daher folgende Aufgaben zu erfüllen, um einen Text zu lesen:

„Seine Aufgabe ist in enger Anlehnung an die Textvorlage die Synthetisierung: Aus den Buchstaben setzt er Wörter zusammen, den Wörtern ordnet er Bedeutungen zu, unter Einhaltung grammatischer Regeln setzt er die Wörter zu Sätzen zusammen und erschließt somit Satz für Satz“[9]

Nach Hohm hat man erst dann einen Text verstanden, wenn „alle lexikalischen, grammatischen und syntaktischen Einzeldaten decodiert sind.“.[10]

„Es gibt also nur ein richtiges Textverständnis, andere Deutungen sind in den Augen der Instanz, die über den wahren Sinn des Textes wacht (in der Schule für gewöhnlich die Person des Lehrers), wenn nicht falsch, so zumindest doch fragwürdig.“[11]

Diese Kenntniserlangung Hohms steht im Gegensatz zu diversen anderen Resultaten. So spricht beispielweise Wehrli davon, kein Text sei ein „Objektivgebilde“[12]. Jauß spricht darüber hinaus von einem Text als „Partitur“ und nicht als etwas, das „ausschließlich ein richtiges Textverständnis“ zulasse.[13]

2.2.1 Ebenen des Lesensprozesses:

Der Prozess des Lesens ist diffizil und das „Ergebnis zahlreicher und zum Teil konkurrierender Lesemodelle“.[14] Zunächst unterscheidet man nach danach, ob es wissens- oder textgeleitete Verarbeitungsprozesse sind. Man spricht dann vom „bottom-up“-Lesemodell (z.B. Mackworth 1972) beim textgeleiteten und vom „top-down“-Lesemodell (z.B. Goodman 1967) beim wissensgeleiteten Verarbeitungsprozess.

Der Leseprozess ist auf drei Ebenen, der der Wort-, der Satz und der Textebene „in mehrere Teilprozesse gegliedert.“.[15] [16] Bisher nicht geklärt werden konnte die Frage, ob diese Prozesse „unabhängig voneinander arbeiten, also autonom sind oder ob sie parallel bzw. in zeitlicher Überlappung durchlaufen werden“.[17] Bei den Ebenen des Leseprozesses, die im Folgenden beschrieben werden, beziehe ich mich auf Schründer-Lenzen.

1. Ebene – Identifikation von Buchstaben und Wörtern

Auf der ersten Ebene spricht Schründer-Lenzen von einem visuellen „Vorgang, der aber sofort zu einer internen phonologischen Repräsentation der optisch wahrgenommenen Buchstaben führt.“[18]. Das bedeutet, die Buchstaben und Wörter werden mit den Augen erfasst und im direkten Anschluss „phonologisch repräsentiert“, also lautsprachlich gesehen übermittelt. Dabei wird die Zuordnung zwischen Graphem auf der einen und Phonem auf der anderen Seite im Kurzzeitgedächtnis bestenfalls zwischengespeichert und fortgeführt, bis die korrekte Wortbedeutung („im inneren Lexikon“[19] ) gefunden wurde.[20] Schründer-Lenzen spricht dabei von zwölf Detailaspekten, die in dieser ersten Stufe durchlaufen werden müssen, um das Wort erkennen zu können. Für den weiteren Verlauf der Untersuchung ist die Nennung dieser Aspekte aber nicht zwingend notwendig.

2. Ebene – das Dekodieren

In der zweiten Stufe des Lesens wird ein „Wiedererkennen bzw. eine Bedeutungszuweisung der phonologischen Repräsentation eines Wortes“[21] vorausgesetzt. Die Erfahrung des Lesers kann in dieser Stufe einen positiven Effekt haben, wenn das Wort bereits bekannt ist und sich daher schnell in einen Sinnzusammenhang bringen lässt. In diesem Zuge werden die „typischen schriftsprachlichen Gliederungseinheiten wie Silben, Morpheme, Endungen, Signalgruppen werden als Basis für den Identifikationsprozess von Wörtern gesehen (...).“[22]

[...]


[1] Winkler, 2011. S. 7

[2] http://www.duden.de/rechtschreibung/Kognition

[3] Naceur, 2001. S. 21

[4] vgl. Graumann, 1984

[5] Lucius Annaeus Seneca (ca. 4 v. Chr. - 65 n. Chr.), römischer Politiker, Rhetor, Philosoph und Schriftsteller

[6] vgl. Hohm, 2005. S. 87

[7] Rayner/Pollatsek, 1989, 23 in: Hohm, 2005. S.90

[8] Köster, 2009. S. 4

[9] Kühn, 2003, 4

[10] Hohm, 2005. S. 87

[11] Hohm, 2005. S. 87

[12] Wehrli, 1965

[13] Hohm, 2005. S. 88

[14] Schründer-Lenzen, 2009. S. 87

[15] ebd. S. 90

[16] vgl. Christmann/Groeben, 1999, 148 in: Hohm, 2005. S.90

[17] Richter/ Christmann, 2002, 28, in: Hohm, 2005. S.90

[18] Schründer-Lenzen, 2009. S. 88

[19] ebd.

[20] Vgl. ebd.

[21] Schründer-Lenzen, 2009. S. 91

[22] ebd.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Einsatz von Lernaufgaben zum Erwerb von Textverstehenskompetenz bei Schülern im Leselernalter
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
2
Jahr
2016
Seiten
14
Katalognummer
V335493
ISBN (eBook)
9783668255456
ISBN (Buch)
9783668255463
Dateigröße
429 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einsatz, lernaufgaben, erwerb, textverstehenskompetenz, schülern, leselernalter
Arbeit zitieren
Anonym, 2016, Der Einsatz von Lernaufgaben zum Erwerb von Textverstehenskompetenz bei Schülern im Leselernalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335493

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