"Der Seelenvogel". Wie sprechen Grunschulkinder im Religionsunterricht über Gefühle?


Unterrichtsentwurf, 2015

15 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

1. Reflexionen zur Lerngruppe
1.1. Allgemeines
1.2. Zusammensetzung der Klasse
1.3. Die Glaubensentwicklung der Schüler
1.4. Der Leistungsstand der Klasse im Hinblick auf den Inhalt
1.5. Einordnung des Themas im Bildungsplan
1.6. Ziele der Stunde, die zur Förderung dieser Kompetenzen dienen

2. Überlegungen zum Inhalt und zur Sache

3. Didaktische Analyse
3.1. Didaktische Begründung der Themenauswahl
3.2. Einbettung der Stunde in den übergeordneten unterrichtlichen Kontext
3.3. Didaktische Hinweise und Prinzipien

4. Methodische Überlegungen
4.1. Begrüßung und Ritual
4.2. Einstieg
4.3. Erarbeitung
4.4. Vertiefung
4.5. Präsentationsphase
4.6. Abschluss
4.7. Zusatzmaterial

5. Unterrichtsverlauf

6. Anhang

1. Reflexionen zur Lerngruppe

1.1. Allgemeines

Die Schule ist eine Grund-, Haupt- und Werkrealschule und setzt sich aus den zwei Standorten, der Tal- und der Bergschule zusammen. In der Talschule befinden sich Grund- und Hauptschulklassen, während es in der Bergschule nur Grundschulklassen gibt. Die Hauptschule ist einzügig. An der Berg- und Talschule werden ca. 550 Schüler[1] aufgeteilt auf 24 Klassen von 38 Lehrerinnen und Lehrern und einer pädagogischen Assistentin betreut und unterrichtet. Zwei Besonderheiten der Schule möchte ich an dieser Stelle noch nennen:

- zum einen werden an der Hauptschule in unterschiedlichen Fächern bilinguale Module durchgeführt.
- zum anderen handelt es sich bei der Schule um eine offene Bürgerschule.

Das Klassenzimmer der Klasse 4e befindet sich im 1. Stock des Hauptgebäudes der Talschule. Die Tische stehen in einem großen Viereck, wobei dieses hinten und vorne unterbrochen ist. Es besteht so die Möglichkeit zwischen den Tischen durchzugehen. Außerdem ist in der Mitte des Vierecks auf jeder Seite noch ein Tisch angestellt. Diese Sitzordnung ermöglicht es, nur nach kurzem Umbau, in der Mitte des Klassenzimmers in einem Stuhlkreis zu sitzen. Vorne im Klassenzimmer befindet sich eine magnetische Tafel, eine weiße Wand für den Overheadprojektor und das Pult. Vom Pult aus gesehen rechts ist eine lange Fensterfront. An der hinteren sowie an der linken Wand befinden sich Ablagefächer für die Materialien der Schüler.

1.2. Zusammensetzung der Klasse

Die Religionsgruppe ist aus zwei unterschiedlichen vierten Klassen zusammengesetzt. Die Schüler kennen sich jedoch bereits gut, da sie seit der ersten Klasse gemeinsam Religionsunterricht haben. Insgesamt besteht die Klasse aus 17 Schülern: Sechs Jungen und elf Mädchen. Das Durchschnittsalter liegt bei zehn Jahren.

Der Leistungsstand der Klasse ist sehr hoch. Die Schüler arbeiten gut und fleißig mit. Sie sind an neuen Inhalten interessiert und auch gerne für inhaltsbezogene Diskussionen bereit. Lediglich dienstags in der 6. Stunde lässt die Konzentration der Schüler manchmal nach und sie sind zu Albereien bereit. Jedoch reicht es auch in solchen Situationen, die Schüler auf ihr Verhalten hinzuweisen oder mit ihnen in Blickkontakt zu treten.

Einige Schüler, die meiner Meinung nach in dieser Klasse eine Sonderstellung haben möchte ich nun kurz erwähnen:

A und B sind wissbegierige Jungen, die im Religionsunterricht gut mitarbeiten, mitdenken und sich in vielen Glaubensthemen auskennen. Leider fallen sie nicht immer nur positiv auf. Immer wieder fällt es ihnen schwer bei der Sache zu bleiben und konzentriert mitzuarbeiten. Sie albern dann herum und finden andere Dinge genauso wichtig wie den Unterricht. Dies ist meistens dienstags in der 6. Stunde der Fall.

C sitzt direkt vorne am Pult. Er ist meist unkonzentriert und hat auch keine große Lust zur Mitarbeit. Seine erste Reaktion auf eine gestellte Aufgabe ist oft: „Mir fällt nichts ein…“. Er braucht somit meist einen weiteren Denkanstoß oder eine erneute Aufforderung/Hilfe zum Arbeiten.

D.. . stammt aus einer sehr christlichen Familie. Sie kennt sich gut im christlichen Glauben aus und bereichert den Unterricht häufig durch gute Bemerkungen und Kommentare.

E, F und G… . sind drei sehr ruhige Mädchen. Sie arbeiten sehr langsam und gewissenhaft. Man muss darauf achten, dass sie im Unterricht nicht zu ruhig werden und sie zur aktiven Mitarbeit anleiten.

1.3. Die Glaubensentwicklung der Schüler

Für die Analyse der Glaubensentwicklung beziehe ich mich auf die Stufentheorie von Fowler. Ich werde, auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen mit den Schülern, versuchen, sie zuzuordnen.

Schüler im Alter um zehn Jahre befinden sich auf der Stufe des „mythisch-wörtlichen“ Glaubens. Meiner Beobachtung nach befinden sich in dieser Klasse jedoch auch viele Schüler bereits am Übergang zur Stufe des „synthetisch-konventionellen Glaubens“. Der „mythisch-wörtliche Glaube“ zeigt sich dadurch, dass die Kinder eine zentrale Bedeutung für ihre Orientierung in der Welt aus den Mythen, Geschichten und Symbolen gewinnen. Diese Geschichten und Symbole werden wörtlich genommen und nicht als symbolische Sprache erkannt. Gott wird ganz wie ein menschliches Wesen aufgefasst. Dieser Stufe würde ich J., Ma., Ji., Ma., Va., Si., Em., Ja., Re. und Tom zuordnen. Prägend für die Stufe des „synthetisch-konventionellen Glaubens“ ist, dass der Glaube noch kein persönlicher, sondern ein angeeigneter ist. Dieses wird mit dem Wort konventionell ausgedrückt. Ein eigenes kritisches Urteil fehlt, die Schüler glauben, was die anderen, die Freunde, Eltern, Lehrer glauben und sind auch von diesen Vorbildern abhängig. Aus dieser Abhängigkeit leitet sich das Wort synthetisch ab. Die Schüler können einzelne Inhalte nicht daraufhin prüfen, ob sie ein stimmiges Ganzes ergeben, sondern sie übernehmen die Inhalte ungeprüft. Dieser Stufe würde ich Ya., L., Lo., Je. S., Je. P., Ch. und Ka. zuordnen. Auf Grund der Glaubensentwicklung der Schüler ist von der Lehrkraft im Religionsunterricht ein großes Feingefühl verlangt bei der Vermittlung von Themen und Inhalten. Lehrkräfte sind aufgefordert, Orientierung zu bieten, ohne eigene Standpunkte zu indoktrinieren. Sie sollen echte Vorbilder sein und an Hand dieser Vorbildfunktion ist es den Jugendlichen möglich, auch eigene Positionen zu finden. Wichtig in dieser Entwicklungsphase ist zudem, Symbole und Mythen vorsichtig und bedacht einzusetzen, da gerade in der Phase des „mythisch-wörtlichen Glaubens“ diese noch nicht übertragen werden können.

1.4. Der Leistungsstand der Klasse im Hinblick auf den Inhalt

Die Schüler haben in der vorausgegangenen Stunde bereits die Bedeutung einer Seele sowie den „Seelenvogel“ kennengelernt. Ebenfalls wurde die Seele als Ursprungsort der Gefühle besprochen. Zum Inhalt dieser Stunde denke ich, dass die Schüler bereits sehr viel Vorwissen haben werden. Sie kennen unterschiedliche Gefühle und haben deren Ausprägung auch an sich selbst oder an anderen erlebt. Außerdem sind den Schülern Unterrichtsgespräche und die Präsentation von Ergebnissen bekannt. Diese Methoden werden nahezu in jeder Unterrichtsstunde durchgeführt.

1.5. Einordnung des Themas im Bildungsplan

Im Bildungsplan sind folgende Kompetenzen aufgeführt, die ich mit dieser Unterrichtseinheit fördern möchte:

- Dimension Mensch: „Die Schülerinnen und Schüler wissen, dass sie und andere Menschen Stärken und Schwächen haben […].“[2]
- Dimension Welt und Verantwortung: „Die Schülerinnen und Schüler können einander in ihrer Verschiedenheit wahrnehmen, einander achten […].“[3]
- Dimension Bibel: „Die Schülerinnen und Schüler können […] Psalmworte […] wiedergeben.“[4]
- Dimension Gott: „Die Schülerinnen und Schüler bringen ihre existentiellen Grundfragen in altersgemäßer Weise mit Gott in Verbindung.“[5]

Des Weiteren sind im Bildungsplan übergreifende Kompetenzen aufgeführt.[6] Diese zu fördern und zu erreichen gilt ebenfalls als längerfristiges Ziel. In dieser Unterrichtsstunde werden die personale Kompetenz, die kommunikative Kompetenz, die soziale Kompetenz und die methodische Kompetenz gefördert.

1.6. Ziele der Stunde, die zur Förderung dieser Kompetenzen dienen

Fachliche Ziele:

- Die Schüler wissen, dass es unterschiedliche Gefühle gibt, indem sie in einem ersten Schritt anhand eines Textes und von Bildern Gefühle kennen lernen und sich in einem zweiten Schritt mit den Gefühlen genauer auseinandersetzen.
- Die Schüler achten die Gefühle und die dahinter stehenden Geschichten der anderen, in dem sie im Klassengespräch wertschätzend miteinander umgehen.
Übergreifende Kompetenzen:
- Die Schüler fördern ihre personale Kompetenz, indem sie über ihre Gefühle nachdenken.
- Die kommunikative Kompetenz der Schüler wird im Klassengespräch gefördert. Die Schüler sind dazu aufgefordert, Situationen, in denen bestimmte Gefühle auftreten, zu schildern.
- Im Klassengespräch wird ebenfalls die soziale Kompetenz geschult, indem die Schüler sich gegenseitig achten.
- Die methodische Kompetenz wird beim Verstehen des Arbeitsauftrages geschult.

2. Überlegungen zum Inhalt und zur Sache

In der vorbereiteten Stunde geht es inhaltlich hauptsächlich um die Gefühle. Da in der gesamten Unterrichtseinheit jedoch die Seele als Ort der Gefühle eine Rolle spielt, gehe ich zu Beginn dieser Sachanalyse zunächst kurz auf diese ein.

Im Brockhaus findet sich unter dem Begriff Seele folgende Definition: Seele ist „ […] das Prinzip der Einheit der psych. und geistigen Vorgänge bes. des Menschen, empirisch jedoch nur in einzelnen Aspekten erfaßbar.“[7] Dies ist eine sehr knappe Aussage, die jedoch schon viele Fragen aufweist. Was meint beispielswese nicht erfassbar? Oder was ist mit geistigen und psychischen Vorgängen gemeint? Eine etwas ausführlichere und religionsspezifischere Stellungnahme dazu, was unter dem heutigen Begriff der Seele alles verstanden wird, liefert die Autorin Schöpflin in ihrem Beitrag „Seele – Altes Testament“[8] in der theologischen Realenzyklopädie. Sie schreibt, dass die Seele erstens das bezeichnet, was das Lebendig-Sein des Menschen ausmacht und somit mit dem Tod erlischt; zweitens meint die Seele etwas Immaterielles, das den Körper überleben wird; drittens wird Seele als das Innerste des Menschen bezeichnet, insbesondere als das Gefühlsleben des Menschen, als der Ort in dem Regungen und Leidenschaften entstehen und viertens bezeichnet der Begriff „Seele“ das Individuelle der Person.[9]

Im Folgenden will ich mich nun der Seele als Ursprung der Gefühle widmen. Im Brockhaus findet man unter dem Artikel Gefühle folgende Definition: „Gefühl, auch Emotion, Grundphänomen des subjektiven Erlebens, das als (positiv oder negativ) werthaft bestimmte Stellungnahme zu den Wahrnehmungen der Umwelt und Ausdruck der psych. Befindlichkeit der erlebenden Person ist; […] oft als seelisches Grundvermögen neben Denken und Wollen betrachtet; allgemeinsprachlich oft auch auf Ahnungen und Körperempfindungen angewendet.“[10] Die Seele ist also der Ursprung der Gefühle. Zwischen den Gefühlen, Stimmungen, Emotionen und Affekten herrscht ein fließender Übergang.[11] Ich werde in meiner Unterrichtseinheit alle vier Bereiche unter dem Überbegriff der Gefühle zusammenfassen. Es wird für die Schüler sonst zu komplex werden. Gefühle lassen sich in Grundgefühle wie beispielsweise „Lust-Unlust, Erregung-Beruhigung, Spannung-Lösung“[12] beschreiben. Ebenso kann man Gefühlsformen nach „Dauer, Tiefe, Einfachheit, Echtheit, Spannungsgrad und Intentionalität“[13] unterteilen. Verschiedene Theorien, die es zur Entstehung von Gefühlen gibt, lassen sich folgendermaßen aufteilen: Erstens Theorien, die Gefühle als unableitbar und ursprünglich gegeben sehen, zweitens solche, die Gefühle auf andere psychischen Vorgänge zurückführen und drittens solche, die Gefühle auf physische Prozesse rückwirkend auffassen.[14] Zum Abschluss ist es noch wichtig zu erwähnen, dass Gefühle sich ändern lassen.

[...]


[1] Aufgrund der besseren Lesbarkeit habe ich in diesem Unterrichtsentwurf außer innerhalb eines Zitats auf die Nennung beider Geschlechter verzichtet. Grundsätzlich sind jedoch beide Geschlechtergruppen mit gleich hoher Wertigkeit gemeint.

[2] Bildungsplan Grundschule 2004, S. 28

[3] Bildungsplan Grundschule 2004, S. 28

[4] Bildungsplan Grundschule 2004, S. 28

[5] Bildungsplan Grundschule 2004, S. 28

[6] Vgl. Bildungsplan Grundschule 2004, S. 23

[7] Brockhaus I (1987), S. 348, 2. Spalte

[8] Schöpflin (1999), S. 737

[9] Vgl. Schöpflin (1999), S. 737-738

[10] Brockhaus II (1978), S. 382, 2. Spalte

[11] Vgl. Brockhaus II (1978), S. 382, 2. Spalte

[12] Brockhaus II (1978), S. 382, 2. Spalte

[13] Brockhaus II (1978), S. 382, 2. Spalte

[14] Vgl. Brockhaus II (1978), S. 382, 2. Spalte

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Details

Titel
"Der Seelenvogel". Wie sprechen Grunschulkinder im Religionsunterricht über Gefühle?
Hochschule
Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Grund- und Hauptschule) Sindelfingen
Note
1,5
Autor
Jahr
2015
Seiten
15
Katalognummer
V508607
ISBN (eBook)
9783346081155
ISBN (Buch)
9783346081162
Sprache
Deutsch
Schlagworte
seelenvogel, grunschulkinder, religionsunterricht, gefühle
Arbeit zitieren
Dorothee Köber (Autor:in), 2015, "Der Seelenvogel". Wie sprechen Grunschulkinder im Religionsunterricht über Gefühle?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/508607

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