Faszination des Alltäglichen. Die Kartoffel als Unterrichtsgegenstand


Term Paper, 2014

16 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhalt

1. Einführung

2. Die Beschreibung des Themas
2.1 Die Sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektive
2.2 Die raumbezogene Perspektive
2.3 Die naturwissenschaftliche Perspektive
2.4 Die technische Perspektive
2.5 Die historische Perspektive

3. Verknüpfungsmöglichkeiten anhand konkreter Vorschläge

4. Kompetenzen der Schülerinnen und Schülern in Bezug auf BNE

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

7. Anhang

1. Einführung

Die vorliegende Arbeit versucht einen Einblick zu gewähren, inwiefern eine der wohl gewöhnlichsten Pflanzen Bildungspotential im schulischen Kontext besitzen kann und zu einem lehrreichen Unterricht führen kann. Die Rede ist von der allgemeinen Kartoffel.

Der Sachunterricht hat unter anderem die Aufgabe, den Kindern ihre eigene Lebenswelt näher zu bringen und diese in einem bildungszentralen Sinne zu erschließen. Genau an diesem Punkt wäre es möglich eine Begründung für die Thematik der Kartoffel zu geben. Es ist anzunehmen, dass die meisten Kinder bereits in ihrem Leben Erfahrungen hinsichtlich dieser Pflanze gemacht haben. Sei es im Sinne der Ernährung oder sogar im praktischen Sinne, bei dem Anpflanzen oder der Ernte jener Pflanze im heimischen Garten. Ein Vorwissen ist sicherlich vorhanden.

Sicherlich könnte es auf den ersten Blick für die Schüler demotivierend wirken, etwas über eine Pflanze zu erfahren, welche bereits in ihrer alltäglichen Lebenswelt vorkommt. Dennoch bietet gerade die Kartoffel verschiedenste Ansatzpunkte für den Unterricht, welche mitunter für die Schüler neu seien könnten und somit als faszinierend und motivierend gelten könnten, da etwas doch so alltägliches neues Entdeckungspotential bietet. So kennen die meisten Kinder sicherlich die Kartoffel als Nutzpflanze wissen aber wenig über deren Herkunft und Geschichte.

Bevor die Kompetenzen angesprochen werden, welche die Kartoffel bietet, wird vorerst die Pflanze hinsichtlich ihrer Charakteristika und Merkmale betrachtet. Die Kartoffel, oder auch solanum tubersosum, wie ihre wissenschaftlicher Name lautet, gehört zu der Familie der Nachtschattengewächse. Die Nutzpflanze ist somit eine Verwandte der Tomate. Die bis zu einem Meter hohe Pflanze wächst aus einer sogenannten Mutterknolle heran und kann bis zu 10 Triebe hervorbringen, an welche sich die gefiederten Blätter und die violetten Blüten befinden. Die Blüten der Pflanze weisen gelbe Staubbeutel auf, aus denen sich grüne, kirschgroße Beeren entwickeln, welche jedoch ungenießbar sind. Die Pflanze ist einjährig und frostempfindlich, dessen Knollen im Frühjahr beginnen zu keimen.1

Die Pflanze gelangte erst im 1600 Jahrhundert, mit der Entdeckung Amerikas, nach Europa, wo sie lange Zeit nicht als Nahrungsquelle betrachtet wurde, was sich erst durch Friedrich den Großen änderte.2 Doch davon später mehr.

Bezüglich der Kompetenzen des Sachunterrichts, bietet die Thematik der Kartoffel mehrere Perspektiven. So schreibt das Kerncurriculum des Sachunterrichts für das Land Niedersachsen, dass folgende Kompetenzen innerhalb des Sachunterrichts gefördert, bzw. entwickelt werden sollten: Das eigenständige Erschließen von Informationen, das Verknüpfen dieser zu Wissen, das Übertragen auf fachspezifische Methoden und Arbeitstechniken sowie eine allgemeine Form der Erkenntnisgewinnung und den Aufbau von Reflexions- sowie Handlungskompetenz.3

Die Thematik der Kartoffel ist für die Entwicklung und Förderung dieser Kompetenzen durchaus geeignet. Dennoch ist dies von dem Kontext der jeweils gestellten Aufgabe abhängig. So wäre es zum Beispiel möglich, die Schüler anhand eines Textes Kartoffeln sachgemäß einpflanzen zu lassen. Bei dieser Aufgabe würde dann die Kompetenzen des Erschließens von Aufgaben sowie die Kompetent die fachspezifischen Arbeitstechniken angesprochen werden. Daher ist es immer von der jeweiligen Aufgabe und deren Arbeitsauftrag abhängig, welche Kompetenzen jeweils angesprochen werden.

2. Beschreibung des Themas

Bei der Thematik der Kartoffel lassen sich ein Vielzahl an Möglichkeiten für den Sachunterricht um diese bilden sowie gleichzeitig, wenn vorhanden, in dem Schulgarten wachsen lassen, nachdem die Schüler vorhandene Kartoffeln keimen ließen und mit diesen weitere Kartoffelpflanzen gepflanzt haben. Im Folgenden wird versucht eine grundschulgerechte Betrachtung des Themas hinsichtlich der fünf verschiedenen Perspektiven des Sachunterrichts zu finden, welche neben der eigentlichen Schulgartenarbeit Einzug in den Unterricht finden kann.

Doch vorerst wird kurz betrachtet, wie eine Kartoffelpflanze für den Garten gepflanzt und gepflegt werden kann. Einige Schritte sind von dem Lehrkörper schon im vornherein zu tätigen.

Dazu gehört z. B. bereits vorgekeimte Kartoffeln in die Schule mitzubringen. Dazu müssen die Kartoffeln lediglich circa zwei Tage an einem warmen Ort, bei ungefähr 18- 20°C, gelagert werden und anschließend unter viel Lichteinfluss, bei circa 10°C ruhen, bis erste Keime zu sehen sind. Ab einer Bodentemperatur von ungefähr 8°C können die gekeimten Kartoffeln gepflanzt werden, wobei diese in einem ungefähr 10cm tiefen Loch so positioniert werden sollten, dass der Hauptkeim stets nach oben zeigt.4 Das Anpflanzen der Kartoffelpflanzen ist hierbei eine Tätigkeit, welche unter der Hilfe der Lehrkraft auch von der Schülerschaft übernommen werden kann. Diese Tätigkeit lässt sich auch auf die Perspektiven des Sachunterrichts übertragen, was aber im späteren noch genauer beschrieben wird.

Für einen größeren Ertrag der Kartoffeln sollten diese regelmäßig gegossen werden, auch wenn dies nicht unbedingt notwendig ist. Der Boden sollte bloß gleichmäßig feucht sein. Ebenfalls ist es wichtig das Beet regelmäßig auf Schädlinge, wie den Kartoffelkäfer zu kontrollieren, der dann abgesammelt werden kann, so dass dann ab Juli die ersten Kartoffeln geerntet werden können.5

2.1 Die Sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektive

Hinsichtlich der sozial- und kulturwissenschaftlichen Perspektive sollen die Kinder Kompetenzen entwickeln, welche verschiedenste Bereiche des menschlichen Lebens beeinflussen. So sollen die Kinder z. B. gelehrt werden, politisch-soziale Probleme angemessen zu reflektieren sowie ökonomische, ökologische und soziale Grundlagen des Zusammenlebens kennenzulernen und zu bewerten. Auch die Befähigung, die Entstehung von Konflikten und deren Vermeidung nachzuvollziehen sollte kompetent erworben werden.6

Bezüglich dieser Perspektive wäre es möglich sich mit einem entscheidenden, weltbewegenden Thema zu beschäftigen: Das Thema des Hungers. Das Thema schafft es so die ökonomischen sowie ökologischen Kompetenzen, die gefordert werden, anzusprechen. Auch hinsichtlich moralischer Wertvorstellungen wäre es möglich das Thema zu nutzen, da sich die Frage stellt, was welchem Menschen in welchem Maße zusteht, und dies im globalen Maße.

In diesem Kontext könnte man zusammen mit den Schülern näher betrachten, welche Rolle die Kartoffel hinsichtlich dieser Thematik spielt. Als Beispiel für die Wichtigkeit bietet sich sicherlich eine Betrachtung des eigenen Kartoffelkonsums, so dass die Kinder erkennen, wie viele Produkte sie letztendlich konsumieren, welche auf Kartoffelbasis basieren.

Möchte man das Thema jedoch aus der direkten Umwelt des Kindes transferieren und den Kindern zeigen, inwieweit das Hungerproblem eines ist, welches global existent ist, ließe sich dies hinsichtlich der Kartoffel als Hilfsgut dessen, an zwei Beispielen direkt benennen: Kirgistan und Westafrika.

Bevor auf die beiden Beispiele eingegangen wird, ließe sich noch etwas Generelles zu der Kartoffel in Bezug auf die Hungerproblematiken der Welt beschreiben. Sämtliche Länder, welche eine niedrige Kartoffelproduktion aufweisen, leiden an Hungersnöten. Eine niedrige Produktion von Kartoffeln spiegelt wieder, dass die Pflanze in solchen Ländern nicht als Hauptnahrungsmittel betrachtet wird, sondern lediglich einen anderen Stellenwert zugeschrieben wird. Hinsichtlich Afrika lässt sich hier speziell bemerken, dass in diesem Kontinent lediglich nur 5kg Kartoffeln pro Kopf im Jahr vorhanden sind.7

Das kleine Land Kirgistan, wurde nach dem Ende der Sowjetunion wie viele andere zentralasiatische Staaten, wie zum Beispiel auch Kasachstan unabhängig. Mit dieser Unabhängigkeit entfielen jedoch umgerechnet 33 Milliarden Euro, welche jährlich aus Moskau als Subventionen kamen. Da das Land nur sieben Prozent seiner Fläche für den Ackerbau nutzen kann, ist das Land heutzutage auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen. Dennoch leben zwei Drittel der Menschen in Kirgistan von dem Ackerbau. Vor elf Jahren kamen die ersten Entwicklungshelfer nach Kirgistan, welche zusammen mit Einheimischen die Genossenschaft „Kirgis Ata Karogoi“ gründeten. Es wurde damit begonnen, das Pflanzkartoffeln auf den Feldern Probeweise angebaut wurden. Heutzutage, unter der Hilfe von 23 Familien, welche ihre Äcker zur Verfügung stellen, ist es möglich einen großflächigeren Anbau von Speisekartoffeln in der Region zu gewährleisten.8

Obwohl die Lage hinsichtlich des Kartoffelkonsums für Afrika bereits beschrieben wurde, ist anzumerken, dass Kenia eine Ausnahme darstellt. In dem Merugebiet Kenias betreibt fast jeder Bauer Kartoffelanbau. Während der Erntezeit beträgt der Kartoffelverbrauch bei beinahe 75-100kg und stellt so das Hauptgrundnahrungsmittel für viele Familien dar. Dennoch ist die Kartoffel nicht in ganz Kenia als Grundnahrungsmittel verbreitet, da dort Kartoffeln immer noch teurer sind als Mais. Die Kartoffeln werden während der Erntezeit nur konsumiert, da diese nicht zum Lagern geeignet sind und während dieser Zeit keinen Gewinn bei dessen Verkauf erzielen würden. Dennoch zeigt dieses Beispiel, dass die Kartoffel das Potential besitzen würde, den Hunger in dieser Region zu stillen.9

2.2 Die raumbezogene Perspektive

Hinsichtlich der raumbezogenen Perspektive sollen die Schüler unter anderem verstehen, dass sich das Leben von Menschen in Räumen vollzieht. Räume bilden hierbei die natürliche Lebensgrundlage des Menschen, welche von natürlichen Bedingungen und Faktoren abhängig ist. Auch ist von Bedeutung, dass zu beachten ist, dass Menschen die Gestalter und Nutzer von Räumen sind und diese wenn nötig verändern können. Diese Veränderung, auch wenn sie sich über viele Generationen vollziehen, bringen immer eine Mitverantwortung mit sich, welche neben der Gestaltung auch die Bewahrung von Räumen beinhaltet, in einem gesellschaftlichen vereinbarenden Kontext und im Sinne der Natur.10

Hinsichtlich der Feldthematik und der Thematik der Kartoffel, bietet dieser Perspektive nur ein geringes Maß an Potential. Hierbei wäre lediglich die Betrachtung des Schulgartens möglich. Die Schüler könnten hierbei beispielsweise an der Planung des Terrains beteiligt werden, für das sie planungstechnische Grundrisse erstellen. Der einzige andere Aspekt, welcher sich nur für bestimmte Regionen eignet, wäre jener, dass man typische Gegebenheiten der Region ermittelt. Für die Thematik wäre optimal, wenn es sich hierbei um eine Region handelt, in der landwirtschaftliche Unternehmen darauf spezialisiert sind, Speisekartoffeln anzubauen. Dies ist natürlich nur dann möglich, wenn die jeweilige Region, in welcher unterrichtet wird, die Gegebenheit auch mit sich bringt.

[...]


1 Vgl.: Pflanzenforschung: Die Kartoffel: http://www.pflanzenforschung.de/de/themen/pflanzen-im- fokus/kartoffel/

2 Vgl.: Pflanzenforschung: Die Kartoffel: http://www.pflanzenforschung.de/de/themen/pflanzen-im- fokus/kartoffel/

3 Vgl.: Niedersächsisches Kultusministerium: Kerncurriculum für Grundschule. Schuljahrgänge 1-4. Sachunterricht. 2006: S. 10 http://db2.nibis.de/1db/cuvo/datei/kc_gs_sachunterricht_nib.pdf

4 Vgl.: Landesverband der Kartoffelkaufleute Rheinland-Westfalen e.V. im DKHV e.V. (Hrsg.): Kartoffeln im Schulgarten-kleine Anbauanleitung. http://www.die-kartoffel.de/in- aktion/anbauanleitung-schulgarten/

5 Vgl.: Ebd.

6 Vgl.: Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (GDSU): Perspektivrahmen Sachunterricht. Klinkhardt. 2006. S. 10

7 Vgl.: Ali, Salim M.: Die Kartoffelchance. Eine kleine Pflanze und ihre große Möglichkeit, weltweit den Hunger zu beenden. Bis-Verlag. 1999. S. 57ff.

8 Vgl.: Die Welthungerhilfe: Das Magazin. Den Hunger bei den Wurzeln packen. Ausgabe 3. 2010. S.4f. http://www.google.de/url? sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0CCAQFjAA&url=http%3A%2F %2F Error! Hyperlink reference not valid. 32010.html%3Ftype%3D6663%26tx_rsmmediathek_fe1%255Baction%255D%3DsingleDownload %26cHash %3D85118b735e4cca8d22e4743b9f570cca&ei=Hd_1U6WXHYSn4gSv6YHgBQ&usg=AFQjCNGZ CKFqlJdlNCTlAj5IG0NfTCtF8w&sig2=Pjzg8nUUNAB3zkdT_OUsyw&bvm=bv.73231344,d.bGE

9 Vgl.: Ali, Salim M.: Die Kartoffelchance. Eine kleine Pflanze und ihre große Möglichkeit, weltweit den Hunger zu beenden. Bis-Verlag. 1999. S. 90f.

10 Vgl.: Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (GDSU): Perspektivrahmen Sachunterricht. Klinkhardt. 2006. S. 12f.

Excerpt out of 16 pages

Details

Title
Faszination des Alltäglichen. Die Kartoffel als Unterrichtsgegenstand
College
University of Vechta  (Institut für Didaktik der Mathematik und des Sachunterrichts)
Course
SU-5: Kind und Natur: Der Garten als der Ort der Naturerfahrung
Grade
1,3
Author
Year
2014
Pages
16
Catalog Number
V281319
ISBN (eBook)
9783656754213
ISBN (Book)
9783656754220
File size
452 KB
Language
German
Keywords
Kartoffel, Sachunterricht, Garten, Didaktik, Kompetenz, Unterrichtsvorschläge, Beispiele, technische Perspektive, kulturwissenschaftliche Perspektive, raumbezogene Perspektive, historische Perspektive, naturwissenschaftliche Perspektive
Quote paper
Lars Johannes Nowack (Author), 2014, Faszination des Alltäglichen. Die Kartoffel als Unterrichtsgegenstand, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281319

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