Die "Illustrierten" in der Weimarer Republik - Die Berliner Illustrierte Zeitung


Referat (Ausarbeitung), 2000

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt:

1. Einleitung

2. Die bürgerliche Illustrierte der zwanziger Jahre

3. Berliner Illustrirte Zeitung - Der historische Kontext
3.1 Die Entstehung der Berliner Illustrirten Zeitung
3.2 Das Verlagshaus Ullstein

4. Analyse der Berliner Illustrirten Zeitung - republikanisch-liberal oder unpolitisch und nicht sozial?
4.1 Die inhaltliche Struktur der BIZ
4.2 Die politische Berichterstattung
4.3 ,,Hofberichterstattung" in der BIZ - Wie kritisch wird die Zeit gesehen?
4.4 Freizeit und Reise
4.5 Die ,,neue Frau" in der BIZ
4.6 Die Sozialreportage in der BIZ

5. Resümee: Die BIZ - eine optische Zeitchronik

6. Literatur

1. Einleitung

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ist eine Zeit der Veränderungen in Deutschland: Technische Innovationen bestimmen das Leben der Menschen in bisher nicht gekannter Weise. Neue Medien führen zu neuartigen Informationsflüssen, die Massenpresse wird zum Medium einer neuen politischen Öffentlichkeit und Fotos in der Presse erschüttern bisher lokal begrenzte Erfahrungswelten.

Die Illustrierten erlebten zu Beginn des Jahrhunderts einen gewaltigen Aufschwung und wuchsen zu Massenmedien mit bis zu 1,8 Mio. gedruckter Auflage wie im Fall der BIZ. Dennoch ist ihre Rolle im Prozeß der Demokratisierung der Gesellschaft bisher kaum untersucht worden, denn die Illustrierten der Weimarer Republik galten lange als unpolitische Unterhaltungsblätter für die Massen. Die hohe Auflage legt die Vermutung einer schichtenübergreifenden Verbreitung der BIZ bis in die Facharbeiterschaft nahe. Daher ist die Fragestellung, welche Haltung die Berliner Illustrirte Zeitung als Massenmedium zur jungen Weimarer Republik vertrat und ob und wie sie die Probleme der Zeit thematisierte, unter dem Aspekt einer möglichen politischen Beeinflussung durch die BIZ besonders interessant. Anhand von ausgewählten Beispielen aus den Jahren 1922 bis 1931 wird die BIZ in dieser Arbeit unter den folgenden Gesichtspunkten näher betrachtet werden: Erfolgt die Berichterstattung über die Geschehnisse in der Republik in kritischer Distanz oder eher unkritisch im Sinne einer fortgesetzten ,,Hofberichterstattung" wie zu Kaisers Zeiten? Geht die BIZ auch auf den Alltag der Weimarer Republik ein? Wie werden gesellschaftspolitische Probleme dargestellt oder dominieren Freizeit-Bilder und Konsumorientierung die Berichterstattung?

Bei der Untersuchung der Berliner Illustrirten unter diesen Gesichtspunkten muß auf den Stand der wissenschaftlichen Forschung hingewiesen werden, der die Entstehung dieser Arbeit nachhaltig beeinflußt haben: Trotz ihrer Bedeutung für die Sozialgeschichte im allgemeinen und die Pressegeschichte im besonderen ist die Geschichte der Illustrierten der Weimarer Zeit bislang nicht untersucht und zusammenfassend dargestellt worden. Die Ende der zwanziger Jahre an den Universitäten eingeführte Zeitungswissenschaft nahm erst Mitte der dreißiger Jahre die Erforschung des Zeitschriftenwesens auf.1 Als massenhaft verbreitete Periodika mit allseitigem Inhalt und sekundärer Aktualität stehen die Illustrierten zwischen dem Begriffspaar Zeitung und Zeitschrift. Der Frage, inwieweit überhaupt im Massenmedium Illustrierte gesellschaftliche Strömungen widergespiegelt werden bzw. auch beeinflußt werden, ist bisher nur auszugsweise und unter bestimmten Gesichtspunkten nachgegangen worden. Hervorzuheben seien hier der Aufsatz ,,Die illustrierte Presse am Ende der Weimarer Republik" von Diethart KERBS und die Promotionsarbeit von Wilhelm MARCKWARDT zum Thema ,,Die Illustrierten der Weimarer Zeit". Dennoch gibt es derzeit wenige inhaltliche Untersuchungen, die sich mit den Illustrierten und hier im besonderen mit der Entwicklung der Fotoreportagen als Besonderheit der Illustrierten beschäftigen.

Problematisch stellt sich die teilweise recht unkritische Herangehensweise der Autoren von Texten zu diesem Thema dar, die häufig nicht wissenschaftlich fundiert erarbeitet sind. Besonders ist unter diesem Aspekt auf die Schwierigkeiten bei Begriffsabgrenzungen und Definitionen hinzuweisen. So sind die Zusammenhänge der Entwicklung des Fotojournalismus und der Entwicklung der Illustrierten unbestritten, die Abgrenzungen, die z.B. MARCKWARDT in seiner Arbeit trifft, sind aber ungenau und so teils nicht nachvollziehbar.

Um einen Einblick in den Themenbereich zu gewinnen, wird im folgenden Kapitel zunächst versucht, den Pressetypus der bürgerlichen Illustrierten in ihrer Funktion eines neuen, visuellen Gestaltungsmediums der Wissensvermittlung vorzustellen.2 Im Anschluß wird dann ein kurzer Überblick über die Geschichte der Berliner Illustrirten und des Verlagshauses Ullstein gegeben, um zu verdeutlichen, welche herausragende Position dieser Illustrierten und ihrem Herausgeber im Markt der Massenmedien zukommt. Hierbei wird neben der Darstellung der wirtschaftlichen Position der Verlags auch versucht werden, mehr über die politischen Positionen der Verlegerfamilie in Erfahrung zu bringen, um in der inhaltlichen Analyse zu überprüfen, ob und wie diese sich in der Berliner Illustrirten gezeigt haben könnten.

Der Hauptteil der Arbeit versucht, an ausgewählten Beispielen die Berichterstattung der BIZ in den Jahren 1920 bis 1932 zu charakterisieren und im Hinblick auf politische Stellungnahmen und sozialpolitische Haltungen zu untersuchen. Eine detaillierte Ausarbeitung der politischen Berichterstattung der BIZ hätte den Rahmen dieser Ausarbeitung gesprengt, so daß an dieser Stelle auf die Ausarbeitung von Frau Orths verwiesen sei und nur die Zehnjahres-Feier der Weimarer Republik betrachtet wird.

2. Die bürgerliche Illustrierte der zwanziger Jahre

Als erste Vertreterin der modernen Illustrierten gilt die Leipziger Illustrirte Zeitung, die 1843 gegründet wurde. Sie wies bereits die Charakteristika der modernen Illustrierten auf und hob sich deutlich von den bis dahin dominierenden Familienzeitschriften wie Die Gartenlaube oder Zu Hause ab.

LEHMANN beschrieb 1941 die Idee der Illustrierten als

eine wöchentlich erscheinende Veröffentlichung, deren Nachrichtenteil aus einer größeren Anzahl von Bildern und kurzen Erläuterungen besteht, die über Neuigkeiten der letzten Zeit berichten. Neben dieser aktuellen Bildberichterstattung stehen Feuilleton, Artikelserie und Fortsetzungsroman, die ihrerseits vielfach wieder durch Abbildungen lebendig gestaltet werden. Auch Humor in Wort und Bild (vielfach aktuelle Karikaturen) sowie Rätsel gehören zum Inhalt der Illustrierten. [...] Der ,aktuelle Bildteil` dieses Pressetyps stellt im Gegensatz zu dem der Tagespresse die optische Umschreibung von Geschehnissen dar, die meistens nachrichtenmäßig bereits bekannt sind.3

In der heutigen Zeit hat sich der Fokus des Nachrichtenwerts des ,,ersten Bildes" verschoben. Was für die Menschen früher die Illustrierten waren, bietet heute das Fernsehen. Die BIZ wird mit der Definition LEHMANNs dennoch sehr gut umschrieben, da er die Informationsvermittlung über Bilder und kurze Unterschriften als wichtigstes Prinzip des Mediums betont und darauf hinweist, daß die Illustrierte aktuelle Geschehnisse in ihrer Bildberichterstattung zeigt, die als Wortnachricht bereits aus den Tageszeitungen bekannt waren.

Ab Mitte der zwanziger Jahre folgen auch die Tageszeitungen dem gestiegenen Bedürfnis nach visueller Anschauung und gingen dazu über, regelmäßig Fotos zu publizieren. Zusätzlich boten sie ihren Lesern illustrierte Wochenbeilagen4, die den klassischen Illustrierten in der Aufmachung ähnelten. Waren es zunächst die auflagenstarken Großstadttitel wie das Berliner Tageblatt, das den Weltspiegel herausbrachte, so brachten zunehmend auch kleine und mittlere Zeitungen bebilderte Beilagen heraus, so daß 1925 ca. 2000 deutsche Tageszeitungen wöchentliche Beilagen herausbrachten.5 Bei den kleineren Zeitungen wurden diese Beilagen aus technischen wie wirtschaftlichen Gründen verlagsextern hergestellt, so daß die politische Richtung der jeweiligen Zeitung keinen Einfluß in den illustrierten Beilagen nehmen konnte. Die Unterhaltungsfunktion stand an erster Stelle. Durch die stärkere Verbreitung der Wochenbeilagen veränderten die Illustrierten langsam ihre Funktion. Inhaltlich waren die bürgerlichen Illustrierten geprägt von einem großen Interesse an technischen Neuerungen, einem ausgeprägten Unterhaltungsbedürfnis, dem Interesse an Berichten aus fremden Ländern und einem Bedürfnis nach Sensation und Erotik.6 Die Berichterstattung kreiste viel um das Leben der oberen Schichten: Es gab Berichte über die ehemals Herrschenden als Fortsetzung der Hofberichterstattung der Kaiserzeit, daneben wurde über die Stars aus Sport, Film und Unterhaltung berichtet. Der Unterhaltungsaspekt wurde durch den Fortsetzungsroman sowie die Rätsel- und Humor-Ecke ergänzt.

Für die aktuelle, soziale und politische Berichterstattung blieb nur wenig Platz. KERBS stellt fest, daß mitunter nur zwei von 36 Seiten den Gegenwartsproblemen der Weimarer Republik gewidmet waren.7 Aus diesen Gründen galt das Medium weithin als unpolitisch. Die Inhalte jedoch, die sich politischen wie sozialen Themen annahmen, erreichten über die Illustrierten viele Leser. So hielt BEHNE schon 1926 fest, daß die ,,Bilderzeitungen [...] von großer Bedeutung für die Aufklärung und Belehrung der Massen"8 sein können, ,,entscheidend [sei] freilich, was die Zeitschriften aus ihren Möglichkeiten machen. Wohl überwiegt noch das Banale [...]"9, er hebt aber die BIZ hervor, die in jeder Nummer einige Aufsätze [bringe], in denen sich Bild und Text die Wage halten, sich gegenseitig unterstützen, und sie hat durch manchen dieser Aufsätze ganze ausgezeichnete Arbeit geleistet, hat Wissen, kritisches Verständnis, Nachdenklichkeit in Massen getragen, die sonst kaum von irgendeiner Druckschrift erreicht werden.10

Über die Leserschaft der verschiedenen Illustrierten können keine genaueren Aussagen gemacht werden, da es in den zwanziger Jahren noch keine Leseranalysen gab. Die These, die Illustrierten hätten nur die Wünsche ihrer Leser erfüllt, lassen sich so nicht begründen, da über die Zusammensetzung und die Wünsche der Leser keine Marktforschungen durchgeführt wurden.

FERBER nimmt an, daß der Erfolg der bürgerlichen Illustrierten wahrscheinlich auf dem ,,für-jeden-etwas"-Prinzip mit starkem Unterhaltungscharakter basierte.11 Dennoch kann auch von einem großen Informationswert der Illustrierten gesprochen werden, der in der fernsehlosen Zeit unzweifelhaft höher war als heute.

Bezogen auf die verschiedenen Printmedien der Weimarer Republik ist nach KERBS allgemein festzuhalten: Jedes derartige Produkt ist ,,1. eine Ware, 2. ein Werbeträger, 3. ein Gegenstand des Konsums, 4. ein Medium der sozio-kulturellen Orientierung und Selbstbestätigung, 5. ein Informationsmedium."12

Kennzeichnend für die Berliner Illustrirte Zeitung war demnach, daß sie sich jede Woche neu im Markt, d.h. über Abonnements oder im Straßenverkauf, verkaufen mußte. Daraus ergibt sich, daß Form und Inhalt in erster Linie von ihrem Warencharakter, ihrer Eigenschaft als Werbeträger und als Unterhaltungsmedium bestimmt wurde. Der Gebrauchswert, den eine Zeitschrift als Informationsmedium und Orientierungshilfe haben Zeitschrift war und je präziser sie auf ihre Zielgruppe zugeschnitten war.13

3. Berliner Illustrirte Zeitung - Der historische Kontext

3.1 Die Entstehung der Berliner Illustrirten Zeitung

Anfang der neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts erschien die erste Probenummer der Berliner Illustrirten Zeitung.14 Sie wurde von einem schlesischen Kaufmann namens Hepner und dem Herausgeber der Lustigen Bl ä tter, Otto Eysler, verlegt. In den ersten Jahren wurde die Berliner Illustrirte noch ausschließlich mit Holzschnitten illustriert. Da der Preis für das Blatt sehr niedrig war, waren die Herausgeber aufgrund der hohen Kosten zu Einsparungen in der Redaktion gezwungen. Das Blatt erreichte mit 14.000 Exemplaren keine große Verbreitung, und so verkauften die beiden Mitte der neunziger Jahre nacheinander ihre Anteile an den Papiergroßhändler und Drucker Leopold Ullstein, in dessen Druckerei die Berliner Illustirte bereits seit 1892 gedruckt wurde.15

Bis zur Jahrhundertwende ging es der ,,Berliner", wie sie im Volksmund genannt wurde, nur wenig besser. Aber Ullstein begann, technische Innovationen wie die Moment-Fotografie und die Netzätzung für die Wiedergabe von Fotografien einzusetzen, die einen billigeren, schnelleren und bedeutend besseren Druck der Bilder zuließ. Die Rolle des Bildes in der BIZ veränderte sich, das Bild sollte nicht mehr nur illustrieren, sondern ein aktuelles, auf Tagesereignisse bezogenes Informationsmittel sein.16 Da Bildern eine höhere Authentizität zugesprochen wurde als Illustrationen, lösten sie immer häufiger die Zeichnungen ab. Daneben verbesserte sich mit dem Rotationsdruck die Herstellung, mit den neuen Druckmaschinen ließen sich sechzehn Seiten auf einmal herstellen.17

Außerdem setzte Ullstein neuartige Vertriebsmethoden ein. Die Zeitung war nicht teuer, der Abonnementspreis wurde jedoch - wie damals üblich - im voraus für ein Jahr entrichtet. Der Verleger entschied sich, den Rat des kaufmännischen Leiters David Cohn anzunehmen und statt des Abonnements von fünf Mark pro Jahr die BIZ im Wochenabonnement zu vertreiben. Ein Exemplar kostete so ,,nur" 10 Pfennig - ein Preis, der den Spontankauf anregte und die verkaufte Auflage steigen ließ.18 Der Buch- und Zeitschriftenhandel bekundete nun ebenfalls Interesse am Einzelverkauf, daneben wurden noch der Bahnhofsbuchhandel und der Straßenverkauf als Vertriebswege erschlossen.19

Schließlich wurde das Blatt unter Leitung Ullsteins neu konzipiert: Die BIZ erhielt eine neue Aufmachung, sie wurde zu einer neuartigen Bild- und Unterhaltungszeitung. Die Söhne Ullsteins stellten Redakteure ein, die mit der BIZ einen neuen Publikationstyp entwickelten und ,,eine für jedermann verlockende Schau- und Lesestruktur erfanden"20: ,,Das Bilderblatt für jedermann"21. Graphiker und Maler wie Carl Schnebel und Kurt Szafranski wurden eingestellt, der Chefredakteur war Kurt Korff, der als ,,Repräsentant der wachsenden Weltstadt"22 Berlin charakterisiert wurde und der BIZ eine kosmopolitische Ausrichtung gab. ,,Unter Korff und Szafranski vollzog sich die entscheidende Wandlung vom illustrierten Text zur Bilderreportage, welcher die ,Illustrirte` ihren stürmischen Erfolg verdankte."23

FERBER charakterisierte die BIZ als Bilderblatt, das die ,,Sehnsucht nach Weltweite und Augenschmaus", das ,,Bedürfnis nach Biederkeit, nach Gemütlichkeit und handfester Unterhaltung" befriedigte.24 Das Selbstverständnis BIZ zielte in eine ähnliche Richtung: Sie wollte als optische Zeitchronik verstanden werden, deren Aufgabe es war, zur Kenntniserweiterung auf allen Gebieten beizutragen.25 In diesem Sinne wurden dem Leser Bilder vom Weltgeschehen präsentiert, die Kommentare waren zurückhaltend, moralisierende Passagen fehlten. Die Fotografien wurden mit aussagekräftigen Zeichnungen unterfüttert, dazu gab es Moritate sowie Unterhaltung in Form von Fortsetzungsromanen und der Rätselecke. Informationen und Belehrungen über den Fortschritt rundeten nach FERBER das inhaltliche Konzept ab.26

Mit diesem Konzept wurde die Berliner Illustrirte rasch zum absatzträchtigsten Druckerzeugnis des Hauses Ullstein. Zur Jahrhundertwende überschritt sie die seinerzeit beispiellose Auflage von 100.000 Exemplaren wöchentlich.27 Als 1906 der Straßenverkauf zugelassen wurde, wuchs die Auflage schnell auf wöchentlich 800.000 Exemplare.28 Bis zum ersten Weltkrieg entwickelte sich die ,,Berliner" zur meistverkauftesten Illustrierten, die 1914 erstmals die Auflage von einer Million erreichte.

3.2 Das Verlagshaus Ullstein

Am 14. Juli 1877 erwarb Leopold Ullstein die Druckerei Stahl & Aßmann mit dem dort hergestellten Neuen Berliner Tageblatt und ließ die Firma zum 1. August 1877 als Ullstein & Co oHG ins Berliner Handelsregister eintragen. Er besaß keine Erfahrungen im Verlagsgeschäft, war aber schon knapp 30 Jahre als Papiergroßhändler tätig. Schon zum 1. Januar 1878 baute er das Verlagsgeschäft weiter aus, indem er die Berliner Zeitung (B.Z.) übernahm. Die B.Z. gilt als das erste große Informationsblatt für die breite Leserschaft Berlins. Durch neue Vertriebswege und die von der Redaktion der Berliner Zeitung vertretene politische Richtung der progressiv bürgerlichen Linie gelang es, die Zahl der Abonnenten bereits im Jahr 1879 auf 25.000 zu steigern.29

Ullstein expandierte und strebte 10 Jahre nach dem Start ins Verlagsgeschäft erstmals über die Hauptstadt und ihr unmittelbares Umfeld hinaus, indem er die Berliner Abendpost gründete, nach der B.Z. und Scherls Berliner Lokal-Anzeiger der dritte große Generalanzeiger Berlins.30 Die Berliner Abendpost wurde am späten Abend in Berlin gedruckt und jeweils am Morgen des darauffolgenden Tages im gesamten Reichsgebiet vertrieben. Bereits zwei Jahre später, 1889, erreichte Ullstein mit beiden Zeitungen zusammen 100.000 Abnehmer.31 Nach der Berliner Illustrirten Zeitung entwickelte Ullstein 1898 erneut eine sehr erfolgreiche Zeitung: die Berliner Morgenpost, die binnen eines Jahres auf 160.000 feste Abnehmer kam.32 1899 starb Leopold Ullstein, und seine fünf Söhne setzten gemeinsam das Verlagsgeschäft fort. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte das Unternehmen bereits 1.600 Menschen. 1904 brachte der Verlag das Massenblatt B.Z. am Mittag auf den Markt, das den neuen Typ der Boulevardpresse, d.h. der am Straßenverkauf orientierten Zeitung, verkörperte. Die weitere Expansion wurde durch Aufkäufe der Berliner Allgemeinen Zeitung (1909) und der traditionsreichen Vossischen Zeitung (1913) betrieben. Neben dem mittlerweile traditionsreichen Zeitungsgeschäft erschloß das Verlagshaus Ullstein weitere Marktsegmente des Zeitschriftenwesens für sich. So erschien 1905 Ullsteins Blatt der Hausfrau im Markt der Frauenzeitschriften, und mit dem Zukauf Die praktische Berlinerin wurde der Grundstock für den Ullstein-Modeverlag gelegt, aus dem 1912 der Ullstein-Schnittmuster-Verlag hervorging. Neben den Frauenzeitschriften entstand 1904 der Ullstein-Buchverlag mit auflagenstarken Titeln sowohl der belletristischen als auch der Sachliteratur. 1910 kamen die ersten Romane der Reihe ,,Das Ullstein-Buch für 1 Mark" mit teilweise sechsstelligen Auflagenziffern heraus. Daneben entstand 1910 noch der Ullstein-Fachverlag, der Titel für die Bauwirtschaft herausgab.

Binnen vier Jahrzehnten war das Haus Ullstein zum größten deutschen Verlag gewachsen, der um die Jahreswende 1918/19 bereits über 5.500 Arbeiter und Angestellte beschäftigte. 1921 wandelten die Ullstein-Brüder die für einen Betrieb dieser Größe überkommene OHG in die ,,Ullstein A.G." um, sämtliche Aktien blieben jedoch im Familienbesitz.33

Trotz der schwierigen Zeiten des ersten Weltkriegs, der Novemberrevolution, der Nachkriegkrise und der Inflation wuchs das Haus Ullstein auch in den zwanziger Jahren. So wurde beispielsweise 1923 die Ullsteindienst GmbH gegründet, die in- und ausländische Zeitungen und Zeitschriften mit Nachrichten versorgte, die passenden Illustrationen und Bilder lieferte der Ullstein Bilderdienst.34 1924 wurde der Ausbau eines neuen Produktionsstandorts beschlossen: das neue Ullstein-Druckhaus Tempelhof, in dem zunächst die Zeitschriften und Bücher des Verlags gedruckt wurden.

1927 wird die Ullstein A.G. mit rund 10.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 70 Millionen Reichsmark als der seinerzeit größte Verlag der Welt beschrieben.35

MENDELSSOHN beschreibt die Ullstein A.G. als ,, ,Meinungsfabrik` von einem Umfang und Gewicht [...], wie man es bisher weder in Berlin noch in Deutschland überhaupt gekannt hatte"36. Die Zeiten der Weltwirtschaftskrise wirken sich unterschiedlich auf die verschiedenen Ullstein-Titel aus: Während die Auflage der auf den Straßenverkauf angewiesenen B.Z. von 1929 bis 1933 kontinuierlich sinkt, spüren die Morgenzeitungen erst 1931 die Absatzkrise, die Wochenzeitungen wie die BIZ verlieren rund ein Viertel ihrer Leser, dennoch beläuft sich die Auflage im Januar 1933 immer noch auf 1,5 Mio.37

Das Haus Ullstein galt als liberaler Verlag. Leopold Ullstein gehörte der Berliner Stadtverordnetenversammlung sechs Jahre lang an, während dieser Zeit soll er soziale und kommunale Reformen verstärkt vorangetrieben haben.38 Nach seiner politischen Karriere und dem Start als Verleger fiel Ullsteins B.Z. durch ihre Haltung gegenüber Bismarcks ,,Kanzler- Absolutismus"39 und der Sozialdemokratie in der Zeit der Sozialistengesetze auf.40 Sie verhöhnte das Dreiklassenwahlrecht.41 Auch nach der Übernahme des Hauses durch die fünf Brüder und die Umwandlung in eine AG blieb der ,Geist des Hauses`42 erhalten. Es herrschte eine demokratische Grundhaltung, die sich auch in der hausinternen Lohn- und Sozialpolitik ausdrückte.43 Der Ullstein-Verlag wurde den Verlagshäusern zugerechnet, ,,die für die Erhaltung und Stärkung der parlamentarischen Demokratie, der Republik, eintraten"44. MENDELSSOHN weist auf die Tatsache hin, daß jeder siebente Deutsche damals regelmäßig ein Erzeugnis des Hauses Ullstein las und fragt, ob der Geist, den er als ,,liberal- demokratisch, aufgeschlossen, tolerant, aus vernünftiger Überlegung und sachlicher Auseinandersetzung"45 gespeist beschreibt, auch nachdrücklich und konsequent genug aus den Publikationen des Hauses Ullstein sprach.

Inwieweit spiegelt sich die politische Haltung des Verlags in der Berliner Illustrirten Zeitung wider? Wurde die republikanisch-liberale Ausrichtung, die sich in den kritischen Tönen der Tageszeitungen des Ullstein-Verlags bemerkbar machte, auch in den Illustrierten sichtbar?

3. Analyse der Berliner Illustrirten Zeitung - republikanisch-liberal oder unpolitisch und nicht sozial?

3.1 Die inhaltliche Struktur der BIZ

Wie bereits beschrieben sind die Illustrierten der Weimarer Republik inhaltlich kaum untersucht worden. Nach Kenntnis der Autorin haben sich nur BÜSSEMEYER und KÖSTER diesem Themenkomplex intensiver (z.B. über Auszählungen von Artikeln) gewidmet. So hat KÖSTER in ihrer Arbeit für die Jahre 1925-1928 eine quantitative Themenanalyse vorgenommen, um zu klären, welchen Themen die Illustrierten den größten Platz und damit die höchste Aufmerksamkeit widmeten. Auf Basis dieser Analyse stellt sich der Inhalt der BIZ wie folgt dar: Etwa die Hälfte des Heftumfangs von durchschnittlich ungefähr 36 Seiten46 entfällt auf die Werbung. Ihre festen Plätze im Heft haben der Fortsetzungsroman, die Kurzgeschichte, Humor, Rätsel etc., somit bleiben mit ca. 8 Seiten nur wenige Seiten für die Fotoberichterstattung.

Zum formalen Aufbau der BIZ weist KÖSTER entgegen sonstiger Darstellungen in der Literatur darauf hin, daß die Bildberichterstattung wenig geschlossen erscheint.

So folgt unter Umständen der Text zu einem Porträt erst auf der nächsten Seite. Auch bei längeren Fotoreportagen läuft teilweise der Text über die ganze Strecke, während die Fotos auf der letzten Seite bzw. den letzten Seiten themenfremd sind. So wirken auf der ersten Seite Berichte ausdrucksstark, auf den letzten Seiten oft zerrissen.47

Zwei- bis dreiseitige Reportagen waren in KÖSTERs Untersuchungszeitraum selten, daher haben diese Artikel einen besonders hohen Stellenwert im Heftinhalt. Lange Berichte finden sich eher im Themenbereich ,,Reise" oder in der Berichterstattung über Aspekte des moderne Großstadtlebens, im Politikbereich überwiegen die kurzen, ein- bis zweiseitigen Artikel.48

Eine quantitative Untersuchung der Themenstruktur, die KÖSTER noch einmal für die Foto- und Bildberichterstattung durchführt, ergibt folgende Anteile: Durchschnittlich 19% entfielen auf Unterhaltungsthemen49, 17% auf Reisethemen, 11% auf ,,Technik und Wissenschaft", 17% auf den Themenbereich ,,Kultur"50 ebenso wie 17% Berichte über ,,Ausland und Aktuelles", 9% auf ,,Sport", 6% auf ,,Politik", 2% schließlich auf ,,Soziales und Arbeit"51 sowie weitere 2% auf Sonstiges. Die Autorin folgt in ihren Untersuchungen der Einteilung KÖSTERs, auch wenn die untersuchten Ausgaben der BIZ nicht immer diesem Zeitraum angehören.

Die Bereiche ,,Politik" und ,,Soziales und Arbeit" haben den geringsten Stellenwert, wobei sich nach KERBS eine leichte Änderung in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise einstellt, als die BIZ beginnt, stärker über soziale Mißstände zu berichten.52 Dieses offensichtliche quantitative Ungleichgewicht könnte zu der Schlußfolgerung führen, die BIZ sei unpolitisch und nicht sozial eingestellt gewesen. Inwieweit sich diese These bei einer qualitativen Untersuchung über die Inhalte von Foto und Text bestätigt, oder ob sich die politische Haltung des Hauses Ullstein, die wie dargelegt als ,,elegante Verteidiger des Liberalismus"53 galten, bleibt im folgenden anhand von ausgewählten Berichten zu untersuchen. Dabei wird die Autorin versuchen, jeweils einen knappen historischen Überblick zu geben, um dann im folgenden vor diesem Hintergrund die Berichterstattung zu analysieren.

4.2 Die politische Berichterstattung

Im Rahmen der Untersuchung über die politische Berichterstattung der BIZ ist die Frage nach der Vermittlung von Belangen der Regierung und der Parteien der Weimarer Republik besonders interessant. Diese Darstellung - so die Annahme - läßt Rückschlüsse über das Verhältnis der BIZ zur Weimarer Republik zu. Die Autorin wird sich auf ein Ereignis konzentrieren, an dem sich wahrscheinlich deutlich die Haltung der BIZ zeigen wird: Die Berichterstattung zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Weimarer Republik.

Wenn die BIZ am 11.11.1928 den zweiseitigen Artikel ,,Zehn Jahre - Vom 9. November 1918 zum 9. November 1928" bringt, liegt schon in der Berichterstattung zu diesem Termin eine Aussage: Das Datum 9. November 1918 erfährt so eine Anerkennung als ,,Geburtsstunde" der Weimarer Republik.54 Die Autorin konnte leider nicht feststellen, ob es offizielle Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum gab. Fest steht, daß der Termin sehr umstritten war, so hat Reichspräsident Hindenburg die Reichsregierung im Januar 1928 wissen lassen, daß er ,,unter keinen Umständen sich bereit finden werde, den 10jährigen Jahrestag des Aufrufens der Republik irgendwie zu beachten"55.

Am 9. November 1918 wurde die Republik als Machtbildung ,,von unten" durch Philipp Scheidemann ausgerufen.56 Der Reichskanzler Prinz Max von Baden hatte die Abdankung des Kaisers bekannt gegeben und dem Führer der Mehrheitssozialisten, Friedrich Ebert, als quasi legale Machtüberleitung ,,von oben" zum Reichskanzler ernannt. Die BIZ erwähnt die Zustimmung sämtlicher Staatssekretäre zur Ernennung Eberts. Obwohl dieser Akt staatsrechtlich nicht gedeckt war57, unterstützt die BIZ die Ebert in seiner Rolle als Reichskanzler durch diesen Zusatz und bestätigt somit die Autorität und Legitimation, die er noch von der alten Regierung erhalten hatte.58

Durch die verfassungsändernden Gesetze vom 28. Oktober 1918 hatte sich die Monarchie bereits als Regierungsform quasi selbst abgelöst, ihr formeller Sturz bedeutete aber einen ungeheuren Einschnitt in die nationale politische Kultur. Dieses Ende der Monarchie erscheint aus heutiger Sicht weniger als abrupter revolutionärer Einbruch, sondern eher in den Ereignissen und Veränderungen während des Ersten Weltkriegs bereits angelegt. Viele historisch Beteiligte nahmen die Entwicklung aber anders wahr - mit dem Ende der Monarchie stürzte nicht nur eine Staats- und Regierungsform, sondern auch das geistig- politische Fundament, auf dem Deutschland bisher geruht hatte, schien auf einmal zerstört.

Die neue Republik fand so nicht den nötigen Rückhalt in der deutschen Bevölkerung, das integrative Element der Monarchie und die damit verbundene Einheit der Nation, in der sich das Volk bis zu den Krisen während des Krieges befunden hatte, fehlten der Republik. Mit dieser textlichen Darstellung der Ernennung Eberts versucht die BIZ, die Legitimation des Reichskanzlers noch einmal zu bestätigen.

Ebert habe laut der BIZ Max von Baden gebeten, als Reichsverweser zu bleiben, er lehnte aber mit den Worten ab: ,,Herr Ebert, ich lege Ihnen das Deutsche Reich ans Herz". Ebert habe darauf erwidert: ,,Ich habe zwei Söhne für dieses Reich verloren...". Dieser Satz drückt nicht nur eine tiefe Verbundenheit zum Deutschen Reich aus, die BIZ erkennt mit dem folgenden Satz auch ausdrücklich die Leistung der Republikaner an: ,,Die Väter, die ihre Söhne, die für das Reich gekämpft hatten, haben das Reich erhalten, erneuert und in einem Jahrzehnt seit dem Zusammenbruch wieder aufgerichtet."59

Es folgt Resümee des vergangenen Jahrzehnts, auch die Phase der politischen Instabilität wird ganz im Sinne der Chronik-Funktion der Illsutrierten nicht verschwiegen: Der Aufstand der Marine wird genannt, ebenso die Ermordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs und der Kapp-Putsch 1920, der die Reichsregierung zur Flucht nach Stuttgart zwang, als Ausdruck der rechtsradikalen Bedrohung der Republik. Als Gefahr durch linksradikalen Elemente wird an die kommunistischen Aufstände in Mitteldeutschland erinnert. Doch trotz des Drucks des Waffenstillstand, des ,,Gewaltfriedens", des ,,Ruhreinbruchs" und der ,,Geldzerstörung" wird die Stärke, mit der das deutsche Volk mit diesen Situationen umgegangen ist, betont. Der Tenor nach 10 Jahren der Republik ist Zuversicht, hoffnungsvoll erfolgt ein Ausblick auf die zu erwartende endgültige Regelung der Schulden durch den Young-Plan und die baldige Räumung des Rheinlands.60

In den Jahren zwischen 1924 und 1929, die als Phase der ,,relativen Stabilierung" betrachtet werden kann, steigt das Ansehen der Republik durch den Abschluß internationaler Verträge61 und das Einsetzen des wirtschaftlichen Fortschritts. Dennoch waren viele keine überzeugten Anhänger der Demokratie, sie arrangierten sich mit der Republik. Bei Krisen hingegen wurden schnell die Gründe in der Staatsform der Republik gesucht. Der Tenor und die Bebilderung des Berichts versucht, sich diesem Grundgefühl entgegenzustellen: Die Fotos erinnern an die krisengeschüttelten, von Armut geprägten Aufbaujahre der aus der Not geborenen Republik. Sie zeigen Barrikaden im Bürgerkrieg 1919 in Berlin, den Mangel an Brennstoff und an Lebensmitteln mit dem Schlangestehen vor Geschäften, unterernährte Kinder. Zehn Jahre später kommt ihn eine Erinnerungsfunktion zu, sie haben mittlerweile historische Dimensionen erreicht und zeigen den Lesern eine gemeinsam durchlittene Situation, die aber auch mit der demokratischen Republik durchschritten wurde.

Die zweite Seite des Artikels zeigt eine Fotomontage mit der Bildunterschrift: ,,Deutschlands Wiederaufstieg in den letzten Jahren". Die Fotomontage zeigt Fortschritte in Technik, Architektur, Schiffbau, Luftfahrt und Sport. Der Bildausschnitt eines großen, in Vogelperspektive aufgenommenen Stahlgerüsts mit der in das Foto eingearbeiteten Überschrift ,,Spitzenleistungen der Ingenieurkunst" steht neben einer Aufnahme des Chilehauses in Hamburg und des Verlagsgebäudes des Tageblatts mit der Überschrift ,,Gewaltige Neubauten". Die beiden abgebildeten Gebäude zeichnen sich durch ihr sehr modernes Design aus: Das Gebäude des Tageblatts präsentiert sich in Bauhaus-Optik, das Chilehaus ist eine der Vorzeigebauten in der Tradition des modernen Städtebaus in Hamburg. Die Abbildung eines riesigen Fabrikgebäudes mit acht Schornsteinen sowie übergroß erscheinende Turbinen sollen den wirtschaftlichen Wiederaufschwung signalisieren. Ins untere Bilddrittel ragt ein riesiger Schiffsbug mit der eingearbeiteten Überschrift ,,Neue Riesenschiffe", der neben der Aufnahme eines Zeppelins Deutschlands Rolle in den Verkehrstechniken wie Luft- und Schiffahrt ausdrückt.

In der unteren Ecke ist die deutsche Olympiamannschaft bei den Eröffnungsfeierlichkeiten abgebildet, wie sie vereint hinter dem Landesschild mit der Aufschrift ,,Deutschland" stehen. Die Überschrift ,,Sportsiege - Olympiade" drückt den Stolz der BIZ auf die sportlichen Erfolge aus, die bei der Olympiade erreicht wurden.

Die Fotomontage ist sehr dynamisch und kraftvoll gestaltet und betont in sich die kulturelle Modernität Deutschlands. Es ist auffällig, daß die Motive, die gewählt wurden, keinen eindeutigen politischen Bezug zur Republik haben, sondern Produkte der Leistungsfähigkeit des deutschen Volks darstellen. Die Montage verdeutlicht insgesamt den Wiederaufstieg des deutschen Volks. In ihrer Gegenüberstellung zum Text und den Fotos aus den Krisenzeiten der jungen Republik muß sich fast automatisch ein Gefühl des Stolzes beim Leser einstellen. Die Entbehrungen der ersten Jahre werden durch die Darstellung der herausragenden Leistungen im technischen und sportlichen Gebiet zu einem historischen Moment, die Fotomontage drückt eine besondere Stärke der deutschen Republik und des in ihr Erreichten aus.

KÖSTER hat auf eine frühere Berichterstattung in der BIZ hingewiesen, in der die Wirkung von Feiern als Identifikationsangebote an die Bürger beschrieben wird.62 So würden ,,in seiner Nachwirkung stärkste Bindungen an den Staat und Heimat"63 geschaffen. Die BIZ thematisiert hier die mangelnde Staatsbindung vieler Bürger, ,,jeder Glaube bedarf des Symbols, jede Staatsform der Repräsentation". Die Weimarer Republik bedurfte dieser vielleicht noch viel mehr, da die Integrationsfigur eines Kaisers fehlte und die Staatsform der Demokratie im Volk auf Unverständnis stieß, da eine ,,starke Hand" vermißt wurde. Die prunkvollen Zeremonien, die noch aus der Kaiserzeit bekannt waren, entfielen in der Republik, die in einer ,,Stunde der Not" geboren wurde. Die BIZ fordert ein Ende der Bescheidenheit, denn ,,die Berechtigung zu Glanz- und Prachtentfaltung hängt nur von der Bedeutung des Landes ab, nicht von seiner Staatsform"64. Der nüchterne Charakter, der die parlamentarische Republik umgibt, wird durch die Berichterstattung über die Feiertage versucht auszugleichen. In diesem Sinne ist auch der Bericht über das zehnjährige Jubiläum der Republik zu verstehen.

4.3 ,,Hofberichterstattung" in der BIZ - Wie kritisch wird die Zeit gesehen?

Betrachtet man die BIZ unter dem Aspekt der Berichterstattung über die neuen politischen und wirtschaftlichen Eliten der Weimarer Republik, so fällt auf, daß sie auch hier bemüht ist, in neutraler Form ihrer Chronik-Funktion nachzukommen.

Als Hindenburg am 29. April 1925 die Reichspräsidentenwahl gewinnt, wird über keinen anderen Politiker so häufig berichtet, er dominiert nach KÖSTERs Auszählung die Politikberichterstattung.65 Auch wenn der Sieg Hindenburgs eine ,,Niederlage der Republik"66 bedeutete, so akzeptiert die BIZ ihn und bemüht sich, in ihrer Berichterstattung die Verbindung von Hindenburg und seinem neuen, republikanischem Amt zu präsentieren.67

Auffällig ist vor Hindenburgs biographischem Hintergrund als Feldmarschall des Kaisers die starke Betonung des Privatmanns Hindenburg. Neben der Berichterstattung über offizielle Anlässen finden sich Berichte über Hindenburg im Urlaub. Dieser Tenor der Privatheit zeigt sich besonders deutlich zu seinem Geburtstag 1927, da die BIZ mit einem Titelblatt aufmacht, daß ein Porträt Hindenburgs in zivil zeigt. Auch die textliche Berichterstattung folgt dem privaten Aspekt: Ganz im Sinne einer ,,Home-Story" berühmter Zeitgenossen in den aktuellen Illustrierten trifft der Schreiber Hindenburg während seiner täglichen Teestunde, der ,,Stunde des Tages [...], in der sich der Reichspräsident Urlaub von seiner Arbeit gönnt"68. Die Privatperson Hindenburg steht im Mittelpunkt des Artikels, während erst auf der dritten Seite seine militärischen Erfolge genannt werden. So betont die BIZ auch die zivilen Aspekte der Feierlichkeiten: Die Gratulation der Enkelkinder, verschiedene Trachtengruppen, nur ein kleines Foto zeigt den Vorbeimarsch militärisch-historischer Gruppen und ist der einzige Hinweis auf die Hindenburgs vorrepublikanische Vergangenheit als Generalfeldmarschall, die zwar bei allen Lesern als bekannt vorausgesetzt werden kann, aber auf die in diesem Fall von der BIZ nicht explizit verwiesen wird. Indem die BIZ sehr stark seine republikanische Position betont, wird Hindenburg so auch zum integrativen Element für die Republik. Die Berichterstattung kann so nicht in erster Linie als unkritische ,,Hofberichterstattung" verstanden werden, sondern ist vor dem Hintergrund zu sehen, daß Hindenburg in seiner neuen Funktion als ,,Hüter der Verfassung" auf dem Boden dieser steht und sie so zu einer Annäherung der konservativen Verächtern und der Republik führen kann.

Neben der politischen Berichterstattung werden auch - fast schon modernen Wirtschaftstiteln ähnlich - die Führer der deutschen Wirtschaft vorgestellt.

In dem Artikel ,,Deutsche Trusts und ihre Führer - Die großen Industrie-Reiche" wird

Deutschland als ,,Land der Trusts" charakterisiert.69 So berichtet die BIZ über die Bildung von vertikalen und horizontalen Trusts, die horizontalen Trusts werden dabei als neuere Form hervorgehoben.70 Der Bericht ist mit Porträts der verantwortlichen deutschen Wirtschaftsführer bebildert.71 Die BIZ bezieht dabei im Artikel zu den Auswirkungen der Trustbildung auf das deutsche Wirtschaftsleben keine Stellung: ,,Ob das ein Vorteil oder ein Nachteil ist, steht nicht mehr in Frage. Es ist der Zug der Zeit. Nur hoffnungslose Romantik kann sich dem widersetzen"72. Die vordergründigen wirtschaftlichen Gründe für die Kartellbildung werden genannt, dies geschieht aber sehr sachlich und ohne Schilderung der negativen Auswirkungen wie Wettbewerbsbeeinträchtigung.

Erscheint das häufige Vorstellen der deutschen Wirtschaftsgrößen als sehr einseitige Schilderung, so muß darauf hingewiesen werden, daß es - wenn auch selten - Darstellungen der Repräsentanten der Arbeitnehmer gegeben hat. So folgt kurze Zeit später ein Artikel über ,,Die Gewerkschaften und ihre Führer"73, der sich explizit als Gegengewicht zu dem zuvor erschienen Artikel versteht. Dabei werden die deutschen Arbeitnehmer-Organisationen als ,,ihrer Bedeutung nach zu den wichtigsten Trägern unseres Wirtschaftslebens"74 gezählt. Die Stärke der deutschen Gewerkschaften wird betont, so seien ,,zeitweise dreiviertel aller gewerblichen Arbeiter und Angestellten in Deutschland ,organisiert` gewesen"75. Der hohe Organisationsgrad, der für das Entstehen dieser Großorganisationen unabdingbar ist, wird besonders hervorgehoben, ebenso wie das Führungspotential der Vorsitzenden der verschiedenen Organisationen:

Während die politischen Führer der Volksmassen häufig aus den ,oberen` Schichten der Bevölkerung herkommen, nicht selten sogar dem Hochadel entstammen, sind die großen Gewerkschaftsführer fast ausnahmslos aus den Reihen der arbeitenden Massen, der Arbeiter und Angestellten oder in der vorigen Generation aus dem Handwerkstande hervorgegangen.76

Auch die Führer der Gewerkschaften werden wie die Wirtschaftsführer mit dazugehörigem Porträt abgebildet, so wird z.B. der verstorbene Karl Legien als Begründer der freigewerkschaftlichen Bewegung vorgestellt.77 Die ausgewählten Gewerkschaften stehen entweder der SPD nahe oder sind christliche Gewerkschaften. Der deutsche Beamtenbund ist politisch neutral. Die BIZ weist explizit auf den hohen sozialpolitischen Stellenwert der mittlerweile etablierten Gewerkschaften hin:

Die deutschen Gewerkschaften haben ihre Sturm- und Drangzeit hinter sich. Sie brauchen nicht mehr um ihre Existenzberechtigung zu kämpfen: Sie sind die anerkannte Vertretung der Arbeitnehmerschaft, und keine Regierung, welcher Parteirichtung sie auch immer sein möge, würde entscheidende Beschlüsse sozialpolitischer Art treffen, ohne vorher neben den Arbeitgebern auch die Gewerkschaften gefragt zu haben. Diese Stellung verdanken die Gewerkschaftsbände nicht nur der Millionenzahl ihrer Anhänger, sondern vor allem der Klugheit und Besonnenheit ihrer Führer.78

Die Darstellung der Gewerkschaften ist positiv, offensichtlich unterstützt die BIZ den gemäßigten, reformistischen Kurs des ADGB. Daß dieser 1925 nur noch halb so viele Mitglieder hatte wie gegen Ende des Ersten Weltkriegs wird ebensowenig kommentiert, wie die Einschränkung der Kampfmöglichkeiten durch die Zwangsschlichtung.79 Fazit:

Die BIZ steht in ihrer Darstellung der offiziellen Vertreter der Republik, der Regierung, der Minister und Staatspräsidenten offensichtlich auf dem demokratischen Boden der Republik. Sie bildet Politiker zunächst im Porträt ab, später - durch die Fotoberichterstattung von Dr. Erich Salomon - versucht sie, die Arbeit der Politiker zu verdeutlichen.

4.4 Freizeit und Reise

Der Themenbereich ,,Freizeit und Reise" bildet einen wesentlichen Aspekt in der Berichterstattung der BIZ, der im Zeitraum 1925-1928 nach KÖSTER ungefähr 17% der ausmacht. In diesen Bereich fallen klassisch touristische Artikel sowie Expeditionsberichte.80

Die Gründe dafür mögen in dem großen Reiz exotischer Themen in den zwanziger Jahren liegen - so sieht man in den Illustrierten der Zeit das erste Mal die ferne Welt geballt in Bildern -, darüber hinaus sind diese Themen natürlich auch fotografisch reizvoll. So ist es nicht verwunderlich, daß gerade Reisethemen mit zusätzlichen Fotos häufig die langen Artikel (über 3 Seiten) bilden, während Politik beispielsweise eher in kürzeren Artikeln ,,abgehandelt" wird.

Die Gründe für die Attraktivität der Reise- und Expeditionsberichte aus fernen Ländern sind sicherlich zum einen in der Isolation Deutschlands nach dem ersten Weltkrieg zu suchen, darüber hinaus gab es nach den Entbehrungsjahren des Krieges und den Jahren der Weltwirtschaftskrise in den Zeiten der Stabilisierung geradezu einen Nachholbedürfnis nach Informationen über andere Länder. Neben den Expeditions- und Reiseberichten, die oft auch als mehrteilige Serie über mehrere Ausgaben liefen, griff die BIZ mit ihrer Berichterstattung aber auch einen Trend auf, der sich in der bürgerlich geprägten Metropolenkultur durchgesetzt hatte: Ein neues Freizeitverhalten, das sich durch die Verkürzung der Arbeitszeit ergibt. Dabei ging es gar nicht um Fernreisen, sondern um den Urlaub oder das Wochenende ,,draußen" an den Seen und Küsten. Zu diesem Zeitpunkt entsteht die erste Freizeitkultur auf breiter Basis, ermöglicht durch eine Verkürzung der Arbeitszeiten und eine zumindest teilweise Durchsetzung des Achtstunden-Tags. Das Phänomen des Urlaub-machens bleibt dennoch ein bürgerliches Privileg, da für Arbeiter wegen der knapp bemessenen Urlaubszeit und ihrem geringen Einkommen ausgedehnte Reisen kaum möglich waren.81

Unter diesem Aspekt läßt sich auch eine Mischung aus der ,,high Society"-Berichterstattung und Urlaubsgeschichten verstehen, wenn über berühmte Persönlichkeiten an ihrem Urlaubsort berichtet wurde. u.U. liegt hier ein großes Interesse der Leser vor, mehr über Prominente in ihrem Urlaub zu erfahren, wenn sie selber vielleicht auch nicht oder nur selten an den Urlaubsfreuden teilnehmen konnten. So wird schon damals die Neugier der ,,normalen Menschen" befriedigt.

Fakt ist die häufige Thematisierung der Urlaubsvergnügungen der Eliten der Republik. Ob das Titelblatt ,,Die letzten schönen Tage: Berühmtheiten im Bade"82 (September 1926), daß u.a. die Tennismeisterin Susanna Lenglen im Badeanzug zeigt, oder der Titel aus der Sommersaison 1925 ,,So was gibt's noch?! Die staunenden Bubenköpfe am Strand von Heringsdorf"83, daß drei junge Frauen in sehr modischen, sommerlich-kurzen Badeanzügen zeigt. Eher untypisch für die BIZ aus dieser Zeit, ist dieser Titel sogar ein Aufmacher zu einer dreiseitigen Fotoreportage im Inneren, die textlich von einem Gedicht (Verse von Robert Liebmann) begleitet wird. Die Artikel mit der Überschrift ,,Ein Tag in Heringsdorf" zeigt u.a. Fotos von Prominenten aus Oper, Theater und Sport84, eine die zweite Seite des Berichts dominierende Großaufnahme über 2/3 der Seite von Badeschönheiten sowie drei kleine Fotos auf der dritten Seite, die Zuschauerinnen bei einem Tennismatch zeigen sowie Tanzaufnahmen vom Café am Strand und aus dem luxuriösen Hotel Esplanade vom Tanztee. Diese Reiseberichte aus der Welt der Schönen und Reichen gewähren Einblicke in die Welt der Oberschicht, die für den Normalbürger der Weimarer Republik genauso unerschwinglich und daher verschlossen waren wie Reisen in ferne, exotische Länder. In ihrer Darstellung entsprechen diese Artikel genau dem Vorurteil, Illustrierte würden nur der Unterhaltung dienen und die Realität nur ungenügend abbilden.

4.5 Die ,,neue Frau" in der BIZ

Die oben festgestellte Tendenz der Berichterstattung über die Phänomene der modernen Stadtkultur betrifft auch die Darstellung der Frau in der BIZ.

Ab Mitte der zwanziger Jahren ist die ,,Neue Frau" ein großes Thema in den Massenmedien der Zeit: So thematisiert Vicki Baum sie in ihren Fortsetzungsromanen, die sie für die BIZ schreibt (,,stud. chem. Helene Willfuer"), sie taucht in den Filmen der Zeit auf: Sie ist jung, sie ist modisch gekleidet, sie verdient ihr eigenes Geld und steht auf eigenen Füßen.

Die BIZ steht hinter der Emanzipation der Frauen, Artikel wie ,,Alles eingetroffen - Frauen- Siege in zwei Jahrzehnten"85 bringen dies zum Ausdruck. Darin stellt die BIZ Prognosen, die sie 1911 mit scherzhafter Absicht veröffentlichte, den heutigen Entwicklungen gegenüber: Frauen als Studentinnen, Richterinnen, Schutzpolizistinnen, Politikerinnen und im Sport. Die Entwicklung dorthin wird als sehr leicht und natürlich beschrieben, ,,fast widerstandslos taten sich ihnen die Tore aller Berufe auf. Selten versuchten die Männer Widerstand zu leisten [...]"86. Das der Fortschritt für die Frauen nicht immer ganz so leicht zu erringen war, macht jedoch schon der folgende Satz deutlich, in dem BIZ entgegen ihrer sonst üblichen Haltung sogar soweit geht, Position zu beziehen: Frauen sind mittlerweile als Ärztinnen für Frauen und Kinder tätig, Männer hingegen dürfen sie nicht behandeln, da das Schamgefühl verletzt werden würde. Die BIZ: ,,merkwürdig nur, daß niemand über Verletzung des Schamgefühls klagt, wenn Frauen als Krankenpflegerinnen Männer betreuen"87. Doch sie geht noch weiter und fordert die Zulassung von Frauen zu allen Berufen, da ,,die Frauen seit langem in der Fabrik, im Büro und auf dem Feld die schwerste und am schlechtesten bezahlte Arbeit verrichten und niemand sie dazu für untauglich hält" und da ,,der Weltkrieg ebenso viele Millionen Frauen um die Ehemöglichkeit gebracht hat, wie Männer ums Leben, und [...] man diesen Opfern des Krieges nicht weniger als freie Berufswahl zubilligen" kann. Dies sind ungewohnt scharfe Töne in der BIZ, die mangelnde Gleichstellung wird sogar direkt benannt. Dieser Bericht muß jedoch als Ausnahme in der bürgerlichen Illustrierten verstanden werden, ist doch das ,,normale" Frauenbild in der BIZ ein anderes: Der Artikel ,,Berlin ist elegant"88 lobt auf vier Seiten vor allem das zunehmende Gespür, mit dem sich die Berlinerin, ,,angefangen bei der ganz großen Dame bis herunter zu den kleinen Verkäuferinnen, bei Wertheim und Tietz und dem Heer der Stenotypistinnen in den Büros und Fabriken" kleidet.89

Die Fotos zeigen elegant und stilvoll gekleidete Damen der Oberschicht bei Tätigkeiten, die der im Text erwähnten Stenotypistin verwehrt bleiben: Relaxen nach dem Golfspielen, als Zuschauerinnen des ,,Großen Preises von Berlin" auf der Rennbahn in Grunewald und beim internationalen Poloturnier, beim Ausritt im Berliner Tiergarten oder als Teilnehmerinnen an Auto-Schönheitswettbewerben. Die Realität beispielsweise der weiblichen Kaufhausangestellten war durch sozialen Druck und schlechte Bezahlung gekennzeichnet, die in dem Artikel von 1928 auch angesprochen wird.

4.6 Sozialreportagen

Der Alltag vieler Bürger sah anders aus und findet sich nur als Randerscheinung in den Illustrierten der Weimarer Republik. KERBS weist darauf hin, daß abgesehen von den drei ,,politischen" Illustrierten, d.h. der Arbeiter Illustrierten Zeitung (AIZ) 90 , dem Illustrierte[n] Beobachter (IB) 91 und der Illustrierte[n] Republikanische[n] Zeitung (IRZ) 92 der Inhalt der illustrierten Wochenzeitungen immer vergleichsweise homogen gewesen sei.93

KÖSTERs quantitative Analyse der Themen hat einen Anteil von circa 2 % festgestellt, den die Illustrierten in ihrem Untersuchungszeitraum sozialpolitischen Belangen zumessen.94 Aus quantitativer Sicht finden sozialpolitische Aspekte somit kaum Eingang in die bürgerlichen Illustrierten. Wie oben bereits geschildert werden Wirtschafts- und Verteilungskonflikte nur am Rand thematisiert, ohne die näheren Hintergründe zu nennen. In KERBS hat darauf hingewiesen, daß Sozialreportagen i.e.S. der Definition der Fotoreportage regelmäßig erst ab 1929 in den bürgerlichen Illustrierten zu finden sind, mit zunehmender Tendenz in den Jahren 1931 und 1932. Vereinzelt gibt es schon früher Hinweise auf die wirtschaftliche Lage, in der sich Teile der Bevölkerung befanden. Inwieweit ein qualitativer Unterschied in der Berichterstattung deutlich wird, bleibt zu untersuchen.

Soziale Konflikte gehörten auch in den Jahren der relativen Stabilisierung zur Realität der Weimarer Republik. Die strukturelle Arbeitslosigkeit und die Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft waren die signifikanten Merkmale der Probleme. Die Ursachen für die insgesamt schwache Wirtschaft waren vielfältig: Zur Krise von 1925/26 trugen neben weltwirtschaftlichen Problemen die Verknappung der Kredite durch die Reichsbank, ein unerwarteter Rückgang der Auslandskredite und die Rationalisierung der deutschen Wirtschaft.

Verarmung breiter Schichten durch die Inflation

Der einseitige Bericht ,,Zeichen unserer Armut" aus dem Sommer 192295 ist ein Beispiel dafür, daß die BIZ auch schon vor dem von KERBS ausgemachten Zeitpunkt, wenn auch nur vereinzelt, über Alltagsprobleme berichtet.96 Der Autor des Artikels bezieht sich auf einen Reisebericht einer Engländerin, die ihre Eindrücke aus dem Nachkriegsdeutschland schildert und vom Autor folgendermaßen zitiert wird: ,,Erschreckend ist der Unterschied zwischen einst und jetzt. Die Anzüge der Männer sind voller Falten und haben jenen graugrünen Schimmer, den ein schlechter Stoff so schnell durch Sonne, Wind und Regen bekommt"97. Der Artikel wird durch fünf Fotos ergänzt: Die oberen drei zeigen Bettler auf der Straße, die Bildunterschrift lautet: ,,Zeichen unserer Artmut: Erschreckende Vermehrung der Bettler"98, die unteren beiden sind Detailaufnahmen, die einen durchgelaufenen Schuh am Fuße eines Mannes und eine ausgefranste Ärmelmanschette zeigen. In der Bildunterschrift wird darauf hingewiesen, daß gerade der Mittelstand besonders schwer betroffen ist von der Verarmung: ,,Beobachtungen in der Straßenbahn: Schuhe und Manschetten des Mittelstandes"99. Die beiden Bilder stehen im engen Bezug zum Text, da der Autor die Not schildert, sich für jeden Tag tadellos zu kleiden, wenn man nunmehr nur über Kleidungsstücke verfügt, die bereits mehrfach geflickt wurden. Der Autor betont, daß es nicht die mangelnde Sorgfalt ist, und weist besonders auf den Fleiß und die Tüchtigkeit des deutschen Volks hin, als Grund für diesen Notstand nennt er die Geldentwertung, die das erarbeitete Kapital zwischen den Fingern verrinnen läßt.100

Wohnungsnot

In dem Artikel ,,Eine Einzimmer-Wohnung" aus dem September 1926 thematisiert die BIZ die Wohnungsnot junger Ehepaare.101 Die Darstellung des sehr großen Problems erfolgt in beschönigender Perspektive: Es ist die Rede von der Wohnungsnot, die BIZ zeigt aber nicht direkt die Auswirkungen (Überfüllte Wohnungen, Menschen in Not etc.), sondern gibt mit diesem Artikel mehr Hilfe zur Selbsthilfe und bietet ,,eine interessante Lösung der Aufgabe, aus einem Raum eine geschmackvolle Wohnung für ein junges Ehepaar zu schaffen"102. Die Ausführungen über die Zimmeraufteilung begleiten Skizzen und Fotos von einem im neusachlichen Stil zweckmäßig eingerichtetem Zimmer. Das Ausmaß der Wohnungsnot erfährt der Leser nicht. Es steht weniger die Not als vielmehr die Möglichkeiten zur Abhilfe im Vordergrund.

Die BIZ thematisiert hier die Wohnungsnot, sie visualisiert sie aber nicht.103 Statt dessen stellt sie Pläne zum Umbau eines Zimmers vor, und ihre Berichte wirken beschwichtigend: Auch in einer Einzimmerwohnung kann man sich gut zu zweit einrichten.

Arbeitslosigkeit

Die bürgerlichen Illustrierten setzen sich anders als beispielsweise die AIZ nur selten mit der Berufswelt oder der Arbeitslosigkeit auseinander. 1931 erscheint ein großer Artikel über ,,Das Dorf ohne Arbeit"104, daß sogar als Aufmacher auf die Titelseite kommt: ,,Wir wollen kein Krisengeld, keine Fürsorge ... nur irgendeine Arbeit, Straßenbau, Land roden... irgend etwas!" ist die Unterschrift des Bildes, daß drei Männer vor einem Schreibtisch zeigt, hinter dem ein vierter Mann - nur leicht seitlich sichtbar - sitzt.

Die Unterzeile teilt dem Leser mit, daß dies ein ,,erschütterndes Bild deutscher Not" sei, ,,das unser Fotograf unbemerkt im Bürgermeisteramt des fränkischen Dörfchens Wallenfels aufnahm". Die Position des Fotografen ist bemerkenswert, stellt er sich - und damit auch die Leser - auf die Seite derjenigen, die etwas zu verteilen haben, mit Blick auf die Hilfesuchenden.

Der Artikel im Heftinneren beschreitet aus inhaltlicher Sicht neue Wege: Schon der erste Absatz läßt daran keinen Zweifel: ,,In dem fränkischen Dörfchen Wallenfes ist mehr als die Hälfte der Einwohner heute arbeitslos. Die Bilder aus diesem Dorf sind typisch für die Verelendung vieler deutschen Gemeinden"105. Der Autor spricht eine deutliche Sprache, das beschönigende Element, daß in den BIZ -Artikeln aus den früheren Jahren vorherrschte, fehlt in diesem Artikel. Der folgende Absatz nennt die aktuellen Zahlen der Arbeitslosenstatistik: ,,Von ungefähr zwanzig Millionen Arbeitnehmern sind gegenwärtig in Deutschland rund vier Millionen arbeitslos und empfangen Unterstützung."106 Der Autor schildert seine Eindrücke, und erweitert sie durch Gespräche mit den Frauen der Arbeitslosen und dem Bürgermeister von Wallenfels. Im Gespräch mit dem Bürgermeister wird deutlich, daß keine Hoffnung auf Veränderung vorhanden ist und die Aussichten für die Zukunft besorgniserregend sind: ,,...unsere Gemeinde hat kein Geld für alle Unterstützungen, denn der Staat bezahlt doch nur die ersten 2 Jahre"107. Es wird aus dem Satz nicht deutlich, ob schon seit zwei Jahren eine derartig hohe Arbeitslosigkeit herrscht oder ob er sich Sorgen für die Zukunft macht. Die psychischen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit bei den Vätern werden ebenso thematisiert wie die Kinderarbeit: ,,Kinder ernähren die arbeitslosen Väter: Die Heimarbeit von Kindern und Frauen ist oft noch die einzige Verdienstmöglichkeit der Familie. In den Gesichtern steht der Ernst ihrer Arbeit geschrieben."108

Dieser Artikel thematisiert das Leid aller Familienmitglieder, es werden Bilder der resignierten Väter gezeigt, ebenso wie Kinder bei der Heimarbeit. Inhaltlich ist das eine Wende in der Berichterstattung der BIZ, da hier das erste Mal von einer ,,Hintergrundberichterstattung" gesprochen werden kann - Was bedeutet die hohe Arbeitslosigkeit für die Bevölkerung?

Darstellung sozialer Not

Die Frage, wie Kinder, Jugendliche und Frauen sich in der Krise verhalten und auf ihre je besondere Weise mit der sozialen Notlage fertig werden, wird 1932 noch in weiteren Bildreportagen problematisiert. Im August 1932 geht die BIZ gesondert auf die besondere Situation der Frauen ein: ,,Frauen in der Krise"109. In der doppelseitigen Reportage wird die soziale Not und die Unterschiede in ihren Auswirkungen auf das tägliche Leben der Frauen dargestellt. Sieben Bilder bieten dem bürgerlichen Illustrierten-Leser Einblick in die Welt der Arbeitslosen, besonders aus der Perspektive der Frauen. Die erste Seite dominieren die Bilder eines Mannes, der den Abwasch macht, und einem Heer von arbeitstätigen Frauen auf dem Weg zur Arbeit. Das obere Bild des Mannes liegt mit einer Ecke hinter der Aufnahme der arbeitenden Frauen und könnte als bildhafte Umsetzung des Textes verstanden werden. Die Bildunterschrift lautet: ,,Die Frau dieses Mannes, der hier nach dem Mittagessen Teller wäscht, ist Reinmachefrau in fremden Häusern."110 Ein Drittel aller verheirateten Frauen ist erwerbstätig, mal ist die Familie auf das Hinzuverdienen der Mutter angewiesen, mal ist der Mann wie im von der BIZ gewählten Beispiel arbeitslos. Die Bildunterschrift erläutert dem Leser, daß die Zahl der arbeitenden Frauen zwar gestiegen sei, sich ihr Anteil an der Gesamtzahl der arbeitenden Bevölkerung nicht wesentlich erhöht hat.111 Der Artikel ist im Zusammenhang mit der Kampagne gegen Doppelverdiener zu sehen, die angesichts der wirtschaftlichen Not einsetzt:

Bei 88 v.H. aller berufstätigen Frauen endet zehnjährige Berufstätigkeit eines Tages mit der Ehe. Viele haben damit ihren ersten Beruf mit einem dreifach schwereren vertauscht. Sie mußten wieder in Stellung gehen, dabei ihren Haushalt versorgen und ihre Kinder erziehen. Ihre Leistung war so groß, daß man ihnen vorwarf, Doppelverdiener zusein. Dabei ist es doch nur die Not , die Brautleute vor die Entscheidung stellt.: Vermehrte Anstrengung oder keine Ehe.112

lautet die Bildunterschrift zu einer eine Treppe putzenden Frau.

Nach KERBS versuchten die bürgerlichen Illustrierten, mit den Sozialreportagen versuchten die Illustrierten so, der gewandelten sozialen Realität gerecht zu werden.113 Sollte aus diesen Beispielen jetzt der Eindruck entstehen, die BIZ hätte sich in ihrer Berichterstattung grundlegend geändert, so muß hinzu gefügt werden, daß die jetzt geschilderten Sozialreportagen der Jahre 1931 und 1932 meistens nur ein bis zwei Seiten umfaßten, nur in sehr seltenen Ausnahmefällen wurden diese Themen auf drei Seiten erweitert bzw. zum Titelthema erhoben. KERBS weist darauf hin, daß ähnlich der BIZ jede der großen Illustrierten etwa 10-12 Reportagen brachte, ,,die in irgendeiner Weise auf die sozialen Verhältnisse und die reale Situation der Menschen eingingen"114. Daraus ergibt sich im Schnitt eine Reportage pro Monat - keine große Zahl bei einem wöchentlich erscheinenden Titel wie der BIZ.

Außerdem blieb es daneben auch bei der bisherigen Berichterstattung: So war auf der Titelseite des Hefts, in dem die Bildreportage ,,Die Frauen in der Krise" veröffentlicht wurde, mit einer Bubikopf-Schönheit versehen, die ,,Im Strandcafé" einem unsichtbaren Gegenüber vielsagende Blicke (dem potentiellen Käufer?) zuwirft. Der Umschlag zeugt vom Warencharakter und dem Unterhaltungswert der Illustrierten, während im Inneren zwei Seiten mit sachlicher Information ,,versteckt" sind.

Die Zahl der kritischen oder zumindest realistischen Sozialreportagen ist zu gering, um von einer Wandlung der BIZ sprechen zu können. Sie hat nicht grundlegend ihren Charakter als Ware der Unterhaltungsindustrie hin zu einer stärkeren Betonung als Medium der Information und der Meinungsbildung geändert, bloß weil sie soziale Themen aufgegriffen hat.

5. Resümee: Die BIZ - eine optische Zeitchronik

Die nähere Betrachtung der Berichterstattung der Berliner Illustrierten verdeutlicht ihren Wert als Quelle über die Zeit der Weimarer Republik. Sie wird ihrem Anspruch einer ,,optischen Zeitchronik" mit dem Schwerpunkt auf der ersten visuellen Darstellung von Ereignissen gerecht. Einschränkend gilt hier jedoch, daß sie in ihrer kosmopolitschen, modernen Ausrichtung die Wirklichkeit ihres urbanen Erscheinungsortes Berlin abbildete, der sich von der Realität weiter Teile des Reichsgebiets unterschied.

Die These, die BIZ sei unpolitisch in ihrer Darstellung gewesen, läßt sich so nicht halten. Der liberale ,Geist` des Hauses Ullstein beeinflußte auch die BIZ in ihrer Sicht der Dinge, zwar nicht in der offenen Form, wie die Tageszeitungen des Hauses Ullstein sie praktizierten, aber die Standpunkte der Redaktion spiegelten sich in der Auswahl und Darstellung der Themen wider. Selbst wenn sie sich aus heutiger Sicht ohne detaillierte Kenntnisse der Zeit nur auf den zweiten Blick offenbaren, so sind sie doch festzustellen. Hier spielt natürlich auch die Sicht der historisch Beteiligten hinein, ihre Kenntnis der Umstände ist heute nicht mehr genau nachzuvollziehen, so daß die manchmal nur anreißende Darstellung von Themen darin begründet liegen könnte, daß u.U. beim Leser nähere Kenntnis der Umstände schon vorausgesetzt werden konnten.

Wie KÖSTER in ihrer sehr detaillierten Untersuchung nachgewiesen hat, ist das pauschale Urteil von den unpolitischen bürgerlichen Illustrierten nicht aufrechtzuerhalten, da die Darstellung der Themen in den von ihr verglichenen Illustrierten BIZ und Woche erheblich variierte. Hier sei noch einmal auf Hindenburgs hingewiesen, der in der BIZ eine ganz andere Darstellung erfahren hat als in der Hugenberg'schen Woche. Die BIZ versucht, nachdem sie Hindenburg als gewählten Vertreter akzeptieren mußte, aus ihrer republikanischen Sicht Hindenburg als Integrationsfigur einzusetzen. Daß die BIZ in ihrer politischen Meinungsäußerung immer auf dem Boden der Verfassung steht und eine positive Haltung zur Staatsform Republik einnimmt, wird deutlich an der Berichterstattung zu den republikanischen Feiertagen, ebenso wie in der Wahlberichterstattung und ihren Aufrufen zur Wahl, die hier aus Gründen des Umfangs nicht berücksichtigt werden konnten.

Die Kritik des mangelnden sozialen Engagements, die Autoren wie KERBS äußern, erscheint auf den ersten Blick im Vergleich zu politischen Illustrierten wie der AIZ mit ihrer herausragenden Sozialmilieu-Schilderungen berechtigt. Die BIZ bleibt bis Anfang der dreißiger Jahre ihrer modernen, aber dennoch bürgerlichen Perspektive verhaftet und öffnet sich erst zu diesem Zeitpunkt den Sozialreportagen. Auch dann erfolgt die Berichterstattung in zu geringem Maße, um von einer grundlegend veränderten Blickrichtung auf die Gesellschaft zu sprechen, da das Unterhaltungsziel immer noch im Vordergrund stand. Da die Ausrichtung der BIZ einer ganz anderen Zielrichtung folgte als die AIZ, ist ein direkter Vergleich der beiden Publikationen, wie KERBS ihn vornimmt, aus Sicht der Autorin nicht möglich. Natürlich ist der Informationsgehalt der bürgerlichen Illustrierten im Bezug auf die politische Kenntniserweiterung nur sehr schwer zu ermitteln und daher kann hier auch keine wissenschaftlich fundierte Aussage dahingehend getroffen werden.

Dennoch sei hier zum einen noch einmal die hohe Anzahl der verkauften Auflage hingewiesen, die die BIZ mit ihrem unterhaltungsorientierten Angebot erreichte. Bei dieser Millionenauflage dürfte es zu einer weiten Verbreitung der Inhalte innerhalb der Bevölkerung gekommen sein, wobei ihre Leserstruktur wahrscheinlich schon eher dem bürgerlichen Mittelstand zuzuordnen ist. Zeitzeugen betonten außerdem, daß durch die Unterhaltungsmedien Informationen ein Massenpublikum erreichten, daß sonst kaum von anderen Informationsquellen erreicht wurde. Hierin liegt die besondere Qualität der BIZ, da die Redaktion es verstanden hat, im eingeschränkten Maße entsprechend des Unterhaltungswerts der Illustrierten, politischen Themen mit einer liberalen und modernen Weltanschauung in breite Teile der Bevölkerung zu tragen.

Die Antwort auf die Frage, warum eine so weit verbreitete Illustrierte es nicht vermochte, weitergehenden Einfluß auszuüben und den Geist von Weimar besser zu schützen, liegt vielleicht auch in dieser Zielsetzung einer liberal-ausgewogenen und unterhaltungsorientierten Berichterstattung.

6. Literaturverzeichnis

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Die analysierten Ausgaben der Berliner Illustrirte Zeitung

BIZ, Nr. XX, 29.3.1925 - Artikel: Nun aber genug! Gegen die Vermännlichung der Frau. Fotograf: Abbe.

BIZ, Nr. 33, 16.8.1925 - Titelbild und Reportage: Ein Tag in Heringsdorf. Fotograf: Alex Stecker.

BIZ, Nr. 38, 19.9.1926 - Artikel: Eine Einzimmer-Wohnung. Fotograf: Frankenstein.

BIZ, Nr. 40, 3.10.1926 - Reportage: Deutsche Trusts und ihre Führer. Fotograf: Versch. Photoagenturen.

BIZ, Nr. 51, 19.12.1926 - Reportage: Die Gewerkschaften und ihre Führer. Fotograf: Versch. Photoagenturen.

BIZ, Nr. 36, 6.9.1931 - Titelbild u. Reportage: Das Dorf ohne Arbeit. Fotograf:

BIZ, Nr. 31, 7.8.1932 - Reportage: Die Frauen in der Krise. Fotograf:

[...]


1 Vgl. Bohrmann, Hans, und Schneider, Peter: Zeitschriftenforschung. Ein wissenschaftsgeschichtlicher Versuch. Berlin, 1975, S. 13, zit. nach Marckwardt, Wilhelm: Die Illustrierten der Weimarer Zeit. München, 1982. S. XI

2 Zur historischen Entwicklung der illustrierten Zeitungen, siehe Marckwardt (1982), S. 6ff.

3 Lehmann, Ernst Herbert: Illustrierte. In: Handbuch der Zeitungswissenschaft, Leipzig 1940 ff., Spalte 1775f., zit. nach: Haacke, Wilmont: Die Illustrierten - in der Kritik. In: Publizistik (1957), Heft 3, S. 131 - 142, S. 131.

4 vgl. Macias, José: Die Entwicklung des Photojournalismus. München, 1990. S. 6

5 vgl. Marckwardt (1982), S. 100 f. und S. 127 f.

6 Marckwardt setzt die hier aufgezählten inhaltlichen Vorlieben in Zusammenhang mit der Erfahrung der Isolation als Auswirkung von Krieg und Inflation und einem Nachholbedürfnis an Sinnlichkeit und Unterhaltung durch die Kriegsjahre, vgl. Marckwardt (1982), S. 102 ff. Zur Ästhetisierung der Technik vgl. auch Werneburg, Brigitte: Foto-Journalismus in der Weimarer Republik. In: Fotogeschichte, 13. Jg. (1984), S. 27-40, S. 29 f.

7 vgl. Kerbs, Diethart: Die illustrierte Presse am Ende der Weimarer Republik. In: Berlin 1932: Das letzte Jahr der ersten deutschen Republik. Hrsg. v. Diethart Kerbs u. Henrick Stahr. Edition Hentrich, 1992. S. 68 - 89, S. 77

8 Behne, Adolf: Die Illustrierten. In: Die Weltbühne, 22. Jg. (1926), 2. Band, Nr. 31, S. 187 - 189. S. 187

9 ders.

10 a.a.O., S. 188

11 vgl. Ferber, Christian: Für jedermann - Anmerkungen zu einer öffentlichen Einrichtung. In: Berliner illustrirte Zeitung: Zeitbild, Chronik, Moritat für jedermann; 1892-1945. Hrsg. v. Christian Ferber. 1989, S. 5-10. S. 7

12 Kerbs, Diethart: Die illustrierte Presse am Ende der Weimarer Republik. In: Berlin 1932 - Das letzte Jahr der ersten deutschen Republik. Hrsg. v. Diethart Kerbs u. Henrick Stahr. Berlin, 1992. S. 73

13 vgl. Kerbs, S. 73f.

14 Es werden unterschiedliche Termine genannt. Siehe Marckwardt (1982), S. 13; Korff, Kurt: Die Berliner Illustrirte. In: 50 Jahre Ullstein 1877 - 1927. 1927, S. 279 - 302. S. 279; Luft, Friedrich: Die Geschichte der Berliner Illustrirten. In: Facsimile Querschnitt durch die Berliner Illustrirte. Hrsg. v. Friedrich Luft. 1965, S. 5-12. S. 11

15 vgl. Ferber (1989), S. 6

16 vgl. Oschilewski, Walther G.: Zeitungen in Berlin, S. 92-94, zit. nach: Bollinger, Ernst: 1840 - 1930: Die goldenen Jahre der Massenpresse. 1996, S. 39.

17 vgl. Ferber (1989), S. 6

18 vgl. Marckwardt (1982), S. 44 f., siehe auch: Mendelssohn, Peter de: Zeitungsstadt Berlin. Frankfurt (M.)/Berlin, 1982. S. 139 ff.

19 vgl. Korff (1927), S. 282

20 Ferber (1989), S. 6

21 Ferber (1989), S. 7

22 Ferber (1989), S. 7

23 Mendelssohn (1982), S. 151

24 ders.

25 vgl. Korff (1927), S. 294

26 vgl. Ferber (1989), S. 7, vgl. auch: Marckwardt (1982), S. 51 ff.

27 vgl. Bannehr, Eugen (u.a.): Die Eule läßt Federn. Das Ullsteinhaus 1926-1984. 1996, S. 13

28 vgl. Ferber (1989), S. 6

29 vgl. Bannehr (1996), S. 12

30 vgl. Bollinger (1996), S. 36

31 vgl. Bannehr (1996), S. 13

32 vgl. Bannehr (1996), S. 14

33 vgl. Bannehr (1996), S. 15f.

34 vgl. Bannehr (1996), S. 15f.

35 vgl. Bannehr (1996), S. 24

36 Mendelssohn (1982), S. 195

37 vgl. Mendelssohn (1982), S. 367 ff.

38 vgl. Mendelssohn (1982), S. 87

39 So formuliert in einer redaktionellen Erklärung vom 29.9.1878, zit. nach: Mendelssohn (1982), S. 106

40 vgl. Bannehr (1996), S. 12

41 vgl. Mendelssohn (1982), S. 103

42 Mendelssohn (1082), S. 179

43 vgl. Bannehr (1996), S. 29

44 vgl. Mendelssohn (1982), S. 371

45 Mendelssohn (1982), S. 374

46 Köster weist darauf hin, daß der Umfang der Illustrierten am Anfang de Untersuchungszeitraums geringer ist und dann um einige Seiten zunimmt. S. 46f

47 Köster (1999), S. 47, vgl. auch Korff: Die Berliner Illustrirte, in: 50 Jahre Ullstein (1927), S. 292; Luft (1961), S. 6 ff.

48 Köster wollt ursprünglich nur die Fotoreportagen der BIZ zu Politik- und Sozialberichterstattung berücksichtigen, hat dann aber auch die Fotobeiträge ausgewertet, die mindestens eine Seite ausmachen, da die politische Fotoreportage zu selten vorkommt. Vgl. Köster, S. 46

49 Köster faßt unter dem Begriff Unterhaltung ,,Freude, Wissen und Stimmung zu Amüsement, Sensation, Buntes, Trubel und Rummel", aber auch ,,Berichte über Tiere, Mode, Gesundheit, Freizeit, Schönheit, Kinder, Jugendliche, Erziehung, Frauenthemen, Gesellschaft, sowie Feste wie Weihnachten, Silvester und Fasching" / allg. ,,Human Interest" zusammen, S. 48

50 Köster versteht unter Kultur ,,Film, Theater, Literatur, Musik, Kust und Tanz", S. 50

51 In diesen Themenbereich fallen nach Köstners Zuordnung ,,Berichte über soziale Einrichtungen (Gefängnisse, Jugendheime etc.), gesellschaftliche Mißstände (Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot) und die Darstellung von Arbeit im Bild.", S. 51

52 vgl. Kerbs, XXX

53 Kuby, Erich: Das politische Fundament der Illustrierten. In: Politische Studien (1955), Heft 60, S. 28 - 32, S. 29

54 vgl. BIZ v. 11.11.1928, Nr. 46

55 vgl. Droste (1982): Notiz vom 27. Januar, S. 360, zit. nach Köster (1999), S. 127

56 vgl. Mommsen, Hans: Die verspielte Freiheit. Berlin, 1990. S. 63, und Böckenförde, Ernst- Wolfgang: Der Zusammenbruch der Monarchie und die Entstehung der Weimarer Republik. In: Die Weimarer Republik 1918 - 1933. Hrsg. von Bracher/Funke/Jacobsen. Bonn, 1987. S. 17 - 43, S. 28

57 Nur der Kaiser oder sein Thronerbe konnten den neuen Reichskanzler verkünden. Mit der Bekanntmachung der Abdankung des Kaisers, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht erklärt war, nahm der letzte kaiserliche Reichskanzler dieses Recht für sich in Anspruch. Vgl. Böckenförde (1987), S. 27

58 vgl. Böckenförde (1987), S. 27

59 BIZ v. 11.11.1928, Nr. 46

60 vgl. BIZ v. 11.11.1928, Nr. 46

61 Stresemann als Außenminister leitete eine Politik der Verständigung ein. Als Gründer der rechtsliberalen DVP stand er auf dem Boden der Republik und strebte neben dem innenpolitischen Ausgleich zwischen den verschiedenen Kräften in der Außenpolitik eine dauerhafte Verständigung mit den Westmächten mit dem Ziel einer einvernehmlichen Revision des Versailler Vertags an (hier Dawes-Abkommen, Sicherheitspakt in Locarno, Eintritt in den Völkerbund 1926). Zur Außenpolitik Stresemanns: vgl. Krüger, Peter: Deutsche Außenpolitik in der Nachkriegszeit, in: Gerhard Schulz (Hrsg.): Ploetz, Weimarer Republik - Eine Nation im Umbruch. Freiburg (1987), S. 90 - 101, S. 96.

62 BIZ v. 25.3.1928 nach Köster, S. 126: ,,Staatsfeiertage - Volksfeiertage -Die deutsche Republik muß ihre Feste feiern lernen"

63 ders.

64 BIZ v. 25.3.1928 nach Köster, S. 127

65 vgl. Köster (1999), S. 198

66 Mommsen (1990), S. 247: Hindenburg wurde im zweiten Wahlgang durch die Stimmen der Nichtwähler des ersten Wahlgangs (3 Mio.) gewählt, zu ihnen besaßen die republikanischen Parteien keinen Zugang.

67 Hier sei noch einmal auf den Artikel ,,Zehn Jahre" vom 11.11.1928 verwiesen, in dem Hindenburg als ,,treuer Hüter der Verfassung" bezeichnet wird, als der er sich bewährt habe.

68 dies.

69 BIZ v. 3.10.1926, Nr. 40

70 es werden genannt: der deutsche Öltrust aus Deutsche Petroleum AG und Deutsche Erdöl AG, der Montantrust der Vereinigten Oberschlesischen Hüttenberg AG, die IG Farben und die Vereinigten Stahlwerke AG aus Rhein-Elbe-Union, der Phönix-Gruppe, den Rheinischen Stahlwerken und den Thyssen-Werken

71 Carl Duisberg und Carl Bosch (beide IG Farben), Fritz Thyssen (Vereinigte Stahlwerke), Ottmar Strauß und Otto Wolff (beide Phönix-Rheinstahl), Fritz Deutsch (AEG), Carl Friedrich von Siemens (Siemens), Albert Vögler (Vereinigte Stahlwerke/Ruhr Trust), Rudolf Brennecke (Montan Trust)

72 BIZ v. 3.10.1926, Nr. 40, S. 1278

73 BIZ v. 19.12.1926, Nr. 51

74 BIZ v. 19.12.1926, Nr. 51, S. 1735

75 BIZ v. 19.12.1926, Nr. 51, S. 1735

76 a.a.O., S. 1736

77 Die Porträts zeigen außerdem Theodor Leipert, Siegfied Aufhäuser und Albert Falkenberg (alle freigewerkschaftliche Organisationen), Enst Lemmer (Hirsch-Dunkertsche), Wilhelm Flügel (Deutscher Beamtenbund), Adam Stegerwald, Heinrich Imbusch und Agnes Herrmann (alle christliche Gewerkschaften) sowie Gustav Schneider (demokratischer Gewerkschaftsbund).

78 Ders.

79 vgl. Winkler, S. 466 und 472f.

80 vgl. Köster (1999), S. 50

81 Vgl. Winkler, S. 144

82 Vgl. BIZ v. 19.9.1926, Nr. 38

83 vgl. BIZ v. 16.8.1925, Nr. 33

84 so ,,Tennis-Champion Dr. Kleinschroth" oder die ,,Radrennfahrer Huschke und Geisdorf", die ,,sich mit ihren Familien in Heringsdorf von den Anstrengungen der Rennsaison" erholen. Dies.

85 BIZ v. 11.3.1928, Nr. 11

86 BIZ v. 11.3.1928, Nr. 11

87 dies.

88 BIZ v. 31.7.1927, Nr. 31

89 dies.

90 Die AIZ wandte sich vor allem an die Arbeiter und Arbeitslosen, die der KPD nahestanden. Vgl. Kerbs, S. 76

91 Der IB war die Illustrierte der NSDAP. Vgl. Kerbs, S. 77

92 Die IRZ - 1924 hervorgegangen aus der Reichsbanner Illustrierten Zeitung - hatte ihre Leserschaft im traditionellen SPD-Milieu. Vgl. Kerbs, S. 76

93 vgl. Kerbs, S. 77

94 vgl. Köster (1999), S. 49

95 1922 beginnt der Währungszerfall. Die Währung stabilisiert sich erst wieder im November 1923, der Dollar hat zu diesem Zeitpunkt den Wert von 4,2 Billionen Papiermark erreicht.

96 vgl. BIZ v. 4.6.1922, Nr. 23

97 BIZ v. 4.6.1922, Nr. 23

98 BIZ v. 4.6.1922, Nr. 23

99 dies.

100 Vgl. BIZ v. 4.6.1922, Nr. 23

101 BIZ v. 19.9.1926, Nr. 38

102 Untertitel der Überschrift ,,Eine Einzimmer-Wohnung", BIZ v. 19.9.1926, Nr. 38

103 Ausnahme nach Köster: BIZ v. 7.2.1926, Nr. 6: Zwei Menschen, die aufgrund der Wohnungsnot in Höhlen leben, die sie in die Erde gegraben haben. Die Bildunterschrift: ,,Ein erschütterndes Beispiel der Wohnungsnot in Berlin: ,Höhlenbewohner`, die man auf einem Müllabladeplatz einer Vorstadt entdeckte."

104 BIZ v. 6.9.1931, Nr. 36

105 BIZ v. 6.9.1931, Nr. 36

106 dies.

107 Dies., Bildunterschrift Bürgermeisterbild

108 Dies., Bildunterschrift Kind

109 BIZ v. 7.8.1932, Nr. 31

110 dies.

111 vgl. dies.

112 BIZ v. 7.8.1932, Nr. 31

113 vgl. Kerbs (1992), S. 82

114 Kerbs (1992), S. 83

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die "Illustrierten" in der Weimarer Republik - Die Berliner Illustrierte Zeitung
Hochschule
Universität Lüneburg
Veranstaltung
Die deutsche illustrierte Massenpresse 1900 - 1945
Note
1,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
26
Katalognummer
V99826
ISBN (eBook)
9783638982627
Dateigröße
549 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Illustrierten, Weimarer, Republik, Berliner, Illustrierte, Zeitung, Massenpresse
Arbeit zitieren
Sandra Wieben (Autor:in), 2000, Die "Illustrierten" in der Weimarer Republik - Die Berliner Illustrierte Zeitung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99826

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