Die Entwicklung der Werte in den 60er Jahren


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

7 Seiten


Leseprobe


Erziehungswandel der 60er und 70er Jahre

Die Idee der Kinderläden in den 60ern

- Die Kinderladen-Idee wurde von der Kommune II, vom Aktionsrat zur Befreiung der Frau, von sich rasch bildenden Initiativgruppen unter den linken Studenten, unter Künstlern und Berufslosen Berlins verbreitet. Im Mai '68 existierten drei Läden, im Februar '69 arbeiteten 15 Gruppen, elf davon hatten schon einen Laden bezogen. Auch in unserer Wohn-gemeinschaft begann der Gründungsprozeß. Er begann mit Kleinarbeit. Laden finden, mieten, renovieren, ausbauen, einrichten. Das brauchte viel Zeit. (...) Alle wollten aus den alten Verhältnissen heraus. Raus aus der Enge der Kleinfamilie, dem Tanz um ein wenig Liebe, dem Streit um die gerechte Teilung der Erziehungs- und Betreuungsarbeit. Die neuen Verhältnisse: Mehrere Elternpaare machen zusammen eine Wohngemeinschaft. Alles wird geteilt, und die Teilung wird in der Wohnöffentlichkeit ausgehandelt. Die Kinder werden eine autonome Gruppe. Die Eltern machen Politik, und die Kinder befreien sich von ihren Eltern.

Nachteile von Autoritärer Erziehung aus Sicht der Psychologen

- Antiautoritär erzogene Kinder denken als Erwachsene meist konservativ, abgesehen davon wirken sie sozial unauffällig.
- Kinder sollten die sozialen Konsequenzen ihres Tuns erfahren
- Kindern müssen Grenzen ihres Verhaltens aufgezeigt werden lt. Psychologen

Die Emanzipation der Frau in den 70er

- Eine der bedeutenden Veränderungen fand in dem Bereich der Sexualmoral statt. Durch den Verkauf der Anti-Baby-Pille wurde die "Lust ohne Angst" möglich. Die Person, die am Durchbruch der neuen Sexualmoral maßgebend beteiligt war, war Oswald Kolle. Auch die Regierung, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unterstützte die neue Moral.

Besonders große Aufmerksamkeit wurde in dieser Zeit der Gleichberechtigung der Frauen gewidmet. Große Emanzipationsbewegungen schlossen sich zusammen und vertraten die Interessen der Frauen. Große Kampagnen wurden gegen den Abtreibungsparagraphen §218 veranstaltet. Viele der jungen Frauen bekannten sich öffentlich zu der Abtreibung.

Aufgrund der Vielzahl von Bekenntnissen mußten die Ermittlungsverfahren eingestellt werden. Die Solidarität der Frauen im Kampf gegen den repressiven Umgang mit ihnen, war in allen Alltagssituationen zu bemerken.

Summerhill

- 1921 hat der Schotte Alexander S. Neill die Privatschule Summerhill gegründet, in der englischen Grafschaft Suffolk. Eine Schule ohne Leistungszwang, whow: in den 60er Jahren wurde Summerhill zum heiligen Gral der alternativen Pädagogik. Immer noch entscheiden in Summerhill die Schüler selbst darüber, ob sie am Unterricht teilnehmen oder nicht. Die Stimmen von Kindern und Erwachsenen haben bei Abstimmungen immer noch gleiches Gewicht, und wer keine Lust auf Mathematik hat, kann statt dessen Schwimmen gehen, heute wie einst im Mai '68. Nur Schlafen oder Fernsehen während der Unterrichtszeit sind verboten. Die Linke, auch die linke Pädagogik, hält bekanntlich den Menschen für gut. Man muss diese freundlichen Geschöpfe nur sich selber überlassen, dann können ihre liebenswerten Veranlagungen sich ungestört entfalten. Die Konservativen dagegen sind misstrauisch. Sie wollen alles kontrollieren. Nur drei oder vier Kinder pro Betreuer - so viel liebevolle Behütung, individuelle Differenzierung und soziale Kontrolle. Womöglich spricht das gelungene Experiment Summerhill ja für die Richtigkeit des konservativen Menschenbildes?

Die 68er Studentenrevolution

Ihre Ziele und Folgen

Auslöser der Revolte

- den öffentlichen Protest gegen den Schahbesuch und die Erschießung Benno Ohnesorgs am 2. Juni 1967;

- die Sympathie der Jugendlichen für die leidende vietnamesische Zivilbevölkerung und ihre gleichzeitige Kritik an der Kriegspolitik der USA;

- die Begeisterung der Protestierenden für das Experiment des "Prager Frühlings", ihre Hoffnung auf einen freiheitlichen Sozialismus anders als der sowjetischer Prägung.

Gründe für die Revolte

- den Generationskonflikt zwischen der sogenannten Aufbaugeneration, die sich nach den Erfahrungen der NS-Zeit und der Entnazifizierung eher unpolitisch verhielt, und den politisch stärker engagierten Jugendlichen, welche die vorwiegend Arbeits- und Konsumorientierte Lebensweise ihrer Eltern kritisierten;
- die Berliner Mauer, die eine deutliche Grenze zwischen der sozialistischen DDR und der kapitalistischen BRD symbolisierte.
- das Fehlen einer wirkungsvollen parlamentarischen Opposition zur Zeit der Großen Koalition, das zur Entstehung der APO beitrug, und die politische Vergangenheit von Bundeskanzler Kiesinger zur NS-Zeit;
- die Angst vor einer Stärkung der Staatsmacht durch die umstrittenen Notstandsgesetze;
- die Kritik der Studenten an Springers Presseimperium und seiner einseitigen Studenten-feindlichen Berichterstattung;
- die Zuspitzung des Konflikts durch das Attentat auf Dutschke, die Osterunruhen und die Verabschiedung der Notstandsgesetze im Mai '68.
- und nicht zu letzt, die schlechte Situation an den Universitäten; und dem veralteten Traditionen, unzeitgemäßen Lehrstoff und dem Mangel an den Selbstbestimmungsrechten der Studenten

Außenpolitische Gründe für die Unruhen in Deutschland zu denen zählen:

- der Vietnam-Krieg, zu dem die militärische Intervention der USA starke Kritik hervorrief.
- Länder der 3. Welt die als Opfer imperialistischer Einflüsse wahr genommen worden,
- und schließlich der Besuch des persischen Schahs über den bekannt war, daß er Subventionen für seinen eigenen Nutzen mißbrauchte.

Mehr Freiheit im Alltag und ihren wichtigen Aspekte:

- Universitätsreformen demokratisieren das Leben an Universitäten und Schulen;
- Kleidung und Haartracht der Jugendlichen ändern sich;
- neue Wohnformen wie Kommunen und Wohngemeinschaften entstehen;
- antiautoritäre Erziehungsformen werden erprobt.

Mehr Demokratie wagen - Politische Folgen der 68er Revolten

- Universitätsreformen demokratisieren das Leben an Universitäten und Schulen;
- Kleidung und Haartracht der Jugendlichen ändern sich;
- neue Wohnformen wie Kommunen und Wohngemeinschaften entstehen;
- antiautoritäre Erziehungsformen werden erprobt.

Ziele der 68er Revolte:

- Durchsetzung der Demokratie in allen Lebensbereichen, Reform des Bildungswesens, Schärfung des allgemeinen Bewußtseins auf soziale Mißstände

Folgen der 68er Revolte:

- Reform der Lebensformen, Kommune, Wohngemeinschaften, antiautoritäre Erziehung, neue Sexmoral, mehr Toleranz für Abweichungen von der Norm

Veränderung der Lebensverhältnisse und der Wertvorstellungen

- Wir hatten das Gefühl, in einer riesigen Käseglocke zu leben, in diesem

rekonstruierten Deutschland. Ich erinnere mich, für mich war die Tatsache, daß man beim Mittagessen saß und nur das Geklapper von Gabel und Messer hörte, das war viel schlimmer für mich, als der ganze Weltkrieg, diese Schweigen. Es war ein Gefühl, daß man niemand auffassen konnte, es herrschte eine Berührungsangst. Und natürlich war es das Gefühl, daß man von all diesen Leuten noch umgeben war, die das alles angerichtet hatten.[...] Ich glaube, man versteht diese ganze Bewegung nicht, und vor allen Dingen auch nicht, daß es sich doch um so etwas wie einen Lebensentwurf gehandelt hat, den man da verfolgt hat. [...] ... wir haben die Ehe abgelehnt, wir wollten nicht mehr alleine wohnen, wir hatten eine andere Idee vom Leben als die ganze Generation vor uns. Und insofern ist es natürlich doch eine Generationsbewegung gewesen." (Zitat von Peter Schneider aus einer Fernsehdiskussion zum 2. Juni 1967,1987)

Änderung der Universitäten

- Bei dem Wiederaufbau der BRD wurden alle Kräfte in politischen und wirtschaftlichen Bereichen aufgebracht. So versäumte man die nötigen Reformen im Bildungssektor; veralteter Lehrstoff, als "verkrustet" geltende Traditionen und Lehrkräfte die teilweise an dem Verbrechen in der Nazizeit mitgewirkt haben, waren die Folgen davon. Die Studenten hatten das Bedürfnis die herrschenden Zustände zu ändern und mit ihrer Unzufriedenheit an die Öffentlichkeit zu treten. So entstand in Berlin die Freie Universität (FU), die als erste ihr großes Engagement in dem Streben nach der Verwirklichung der Demokratie und Veränderung im Bildungswesen artikulierte.

- Die neue Universit ä t, die darum die freie hei ß t -[...]- , ist gegen Zwang gegr ü ndet worden. Zwang das war f ü r uns damals der Inbegriff der NS-Zeit: der unmittelbare, die Knochen zerbrechende, und der mittelbare, die Zunge zerspaltende, lautlos funktionierende Zwang. Zwang trat uns jetzt im Zentrum der neuen - alten Universit ä t, im Zentrum der zerst ö rten Stadt, entgegen [...] Hier, so dachten wir, an dieser Freien Universit ä t in dieser Stadt Berlin, machen wir den Anfang der allgemeinen gro ß en Universit ä tsreform...!!!

(Zitat aus dem Buch "Rebellion der Studenten oder die neue Opposition" von Bergmann, Dutschke, Lefevre, Rabehl, 5.10)

Neue Vorbilder der Revolution

- Viele öffentliche Aktionen wurden organisiert, so zum Beispiel die Unterschriften- sammlungen gegen die im öffentlichen Bereich immer noch tätigen ehemaligen NS- Leute. Die Proteste, die am Anfang nur darauf abzielten, die Hochschulen zu reformieren, zogen nun immer breitere Kreise, vor allem auch außerhalb der Universität. Aufgrund der herrschenden Situation wurde unter anderem der Marxismus neu entdeckt. Werke von Mas, Che Guevara, Baktunin, Lenin, Trotzki und Freud wurden gelesen und fanden ein breites Publikum. Mitwirkung in der Politik und Engagement in öffentlichen Bereichen spielten wichtige Rollen bei der Politisierung der Studenten.

Die Studenten und der Vietnamkrieg

- Aufklärungskampagnen über den Vietnam - Krieg von den Studenten wurden hauptsächlich durch den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) geplant und durchgeführt. Der SDS war ursprünglich eine Organisation innerhalb der SPD. Da der SDS Zunehmend marxistische Tendenzen hatte, wurde er jedoch von der SPD ausgeschlossen. Bekannt für die frontale Auseinandersetzung mit den Problemfeldern, widmete sich die SDS allen auf- kommenden Aufgaben, wie z.B. den Universitätsreformen, auch den Aufklärungsver- anstaltungen über Vietnam. Eine Großzahl an Aufklärungskampagnen und Aktionen wurden organisiert. Eine der wichtigen Aktionen war der Interna tionale Vietnam Kongreß, den die SDS mit elf anderen ausländischen, sozialistisch orientierten Organisationen veranstaltete. Dieser Kongreß war gleichzeitig ein Zeichen der internationalen Solidarität gegen den Imperialismus. Aktionen wie Podiumsdiskussionen, Film- und besondere Presseschau - Veranstaltungen in denen die Informationen der ausländischen Zeitungen mit den West- deutschen verglichen wurden, sollten für die Aufklärung der Öffentlichkeit sorgen. Doch nicht nur Vietnam wurde als Opfer dieser Einflüsse wahrgenommen. Auch wurde radikale Kritik an den Industrieländern, vor allem an den USA wurde zunehmend laut. Viele Demonstrationen als Ausdruck der Unzufriedenheit wurden organisiert. So zum Beispiel am 5. Februar `66 die große Demonstration der Studenten gegen die USA. Obgleich die Demonstration nicht besonders groß war, stieß sie auf viele negative Reaktionen, vor allem in der Presse. Von diesem Zeitpunkt an richteten die Medien ihre Kritik besonders oft an die Studenten.

Anhang und Hintergründe zur Studentenrevolte und Zeitungsausschnitte

Gründe für die Unzufriedenheit der damaligen jungen Generation, ihre politischen Zielvor- stellungen und Wünsche im Hinblick auf eine andere Lebensweise. Es zeigt sich wie sich unter dem Einfluß der Revolte das Alltagsleben und die politische Landschaft in der Bundesrepublik veränderten, obwohl nach dem Attentat auf Dutschke, der Verabschiedung der Notstandsgesetze und dem Einmarsch der Warschauer Pakttruppen in die CSSR die Ziele der Studentenbewegung gescheitert schienen und die Bewegung sich auflöste.

(...) "Im Zusammenhang mit dem verbrecherischen Anschlag auf Rudolf Dutschke haben in den beiden letzten Tagen radikale studentische Gruppen in einigen deutschen Städten eine Reihe von gewalttätigen Aktionen unternommen. (...) Das Attentat eines keiner politischen Gruppe angehörenden abseitigen Verbrechers sollte für uns ein Alarmsignal sein. Gewalt provoziert Gegengewalt, die sich zwangsläufig ständig ausbreiten und steigern muß. Um eine solche unheilvolle Entwicklung zu vermeiden, muß sich der überwiegende Teil der Studentenschaft, der für die Aufrechterhaltung unserer demokratisch-parlamentarischen Ordnung eintritt, den radikalen Rädelsführern verweigern. Unsere Bevölkerung erwartet, daß der Staat die öffentliche Ordnung sichert. Dies aber ist ohne Verschärfung der staatlichen Abwehrmittel nur möglich, wenn die radikale studentische Minderheit sich auf den Boden des Rechts zurückbegibt."

Aus: Der Spiegel vom 29. April 1968

- Durch sie (die Notstandsgesetze) kann das Instrument geschaffen werden, mit dem in einem verhängnisvollem Augenblick durch einen einzigen Akt die Diktatur erreicht, das Grundgesetz abgeschafft, ein nicht reversibler Zustand der politischen Unfreiheit herbeigeführt werden kann.

(Zitat, Karl Jaspers: "Wohin treibt die Bundesrepublik"S.157)

- Daß es vor 1968 in der Bundesrepublik kaum möglich war, als unverheiratetes Paar zusammenzuwohnen, daß wir uns einer strengen Kleiderordnung unterwarfen, daß wir uns Lehrern und Professoren gegenüber oft recht unterwürfig verhielten, daß kritisches Denken von den Universitäten fast völlig verbannt war, daß wir als Männer keine langen Haare trugen, weil wir das als pervers ablehnten, daß wir uns zum Teil noch Gedanken machten über die Rechtmäßigkeit des vorehelichen Geschlechtsverkehrs (...), daß wir unsere Mitstudenten an der Universität mit "Sie" und die Lehrkräfte nach Rang mit "Herr Doktor, Herr Professor, Spektabilität, Magnifizenz anredeten, daß wir uns streng an die Maßstäbe des Elternhauses hielten, daß wir nicht in Wohngemeinschaften lebten, daß wir wie die Idioten schufteten, daß es eine Schande war, wenn man sich in Psychotherapie begab - die Jugendlichen können sich das heute nicht mehr vorstellen.

- Revolution ist nicht eine Sache von Tagen, wo geschossen wird und Auseinandersetzungen stattfinden. Revolution ist ein langer, lang andauernder Marsch und Prozeß um die Schaffung von neuen Menschen, die fähig sind nicht eine alte Klicke durch eine neue zu ersetzen nach der Revolution, sondern massenhafte Demokratisierung von unten bewußter Produzenten- demokratie entgegen zu setzen bürokratischer Herrschaft von oben. An diesem Kampf habt ihr eure Bedürfnisse zu entfalten und in diesem Kampf ist jeder beteiligt, wo er sich auch immer in dieser Welt befind en mag.

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Details

Titel
Die Entwicklung der Werte in den 60er Jahren
Autor
Jahr
2001
Seiten
7
Katalognummer
V99806
ISBN (eBook)
9783638982436
Dateigröße
448 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kurzfassung dieser Themen mit wichtigen Stichworten und wichtigen Elementen dieser Zeit
Schlagworte
Kinderläden, Emanzipation, Studentenrevolte, Gründe, Folgen, Vorbilder, Studenten und der Vietnamkrieg
Arbeit zitieren
Susanne Sauerborn (Autor:in), 2001, Die Entwicklung der Werte in den 60er Jahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99806

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