Jugendliche Rechtsextremisten in Deutschland


Hausarbeit, 1999

10 Seiten, Note: 12 Punkte


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Sachverhalt und Fragen

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

2 Ursachen für die rechtsradikalen Einstellungen Jugendlicher und Heranwachsender in Deutschland
2.1 Ökonomische Umstände
2.2 Soziale Umstände
2.3 Psychische Umstände
2.4 Ursachen speziell in Ostdeutschland
2.4.1 Die psychischen Folgen der autoritären Verhältnisse in der DDR
2.4.2 Die psychosozialen Folgen der deutschen Vereinigung in den neuen Bundesländern
2.4.3 Die Ursachen in der politischen Kultur

3 Ursachen für die hohe Gewaltbereitschaft deutscher Jugendlicher gegenüber Ausländern

4 Schärfere Strafen für rechtsextremistische Gewalttäter? - Stellungnahme aus verhaltenstheoretischer Perspe ktive
4.1 Begriff: Verhaltenstheoretische Soziologie
4.2 Verstärkte Repression und schärfere Strafen: Ein Mittel, sozial unerwünschten und strafbaren Handlungen zu begegnen?
4.3 Wie kann sozial unerwünschten und strafbaren Handlungen, wie körperliche Attacken gegen Ausländer, begegnet werden?

Sachverhalt:

Bei einer vor der Bundestagswahl 1998 in den Klassen 9 bis 11 des Geschwister-Scholl- Gymnasiums in Frankfurt/Oder durchgeführten Schülerbefragung, welche Partei sie wählen würden, gaben in einer Klasse 22 Prozent an, sie würden die NPD wählen, in einer anderen waren es sogar 40 Prozent. Tatsächlich waren - nicht nur bei den letzten Bundestags-, sondern auch bei verschiedenen Landtagswahlen in den letzten Jahren - die Wahlerfolge der rechtsradikalen Parteien in den neuen Bundesländern gerade bei den jungen Wählern überdurchschnittlich groß. Darüber hinaus berichten die Medien immer wieder von Übergriffen rechtsradikaler Jugendlicher und Heranwachsender gegen Linke, Ausländer und Obdachlose.

Wenn es auch ähnliche rechtsradikale Verhaltensweisen in den alten Bundesländern gibt, so sind sich doch die Experten darin einig, daß speziell der Ausländerhaß in den neuen Bundesländern häufiger und brutaler in Erscheinung tritt als in den alten.

Fragen:

1. Welche Ursachen sind aus ihrer Sicht für die rechtsradikalen Einstellungen Jugendlicher und Heranwachsender, insbesondere in den neuen Bundesländern, verantwortlich?
2. Welche Ursachen sind aus ihrer Sicht für die hohe Gewaltbereitschaft und die offene Gewaltausübung Jugendlicher und Heranwachsender gegenüber Ausländern verantwortlich (bitte diskutieren sie diese Frage unter Berücksichtigung der Tatsache, daß in den neuen Bundesländern der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung sehr viel niedriger ist als im gesamten Bundesgebiet)?
3. Manche Experten sehen in verstärkter Repression und schärferen Strafen ein Mittel, sozial unerwünschten und strafbaren Handlungen (wie etwa körperliche Attacken gegen Ausländer) zu begegnen. Nehmen Sie aus verhaltenstheoretischer Perspektive Stellung zu diesen Bestrebungen und berücksichtigen Sie dabei insbesondere die Erkenntnisse über die wechselseitige Beziehung von Einstellungen und Verhalten.
4. Entwickeln Sie auf der Grundlage ihrer Erörterungen zu Punkt 3 einen eigenen Lösungsvorschlag.

Literaturverzeichnis

Bodewig, Kurt/ Die schleichende Gefahr

Hesels, Rainer/ Rechtsextremismus heute

Mahlberg, Dieter 2. Auflage Essen 1990

Hartfiel, Günter/ Wörterbuch der Soziologie

Hillmann, Karl- Heinz 3. Auflage Stuttgart 1982

IDEEN Rechtsextreme Jugendliche

2. Auflage Göttingen 1993

Otto, Hans-Uwe/ Rechtsradikale Gewalt im vereinigten Deutschland Merten, Roland Jugend im gesellschaftlichen Umbruch

Jugendliche Rechtsextremisten in Deutschland

1 Einleitung

"Rechtsextremismus bezeichnet die Bestrebungen, die auf die Beseitigung oder die nachhaltige Beeinträchtigung demokratischer Strukturen und Prozesse gerichtet sind."1 Die Einstellung zu Ausländern hängt von der politische n Orientierung ab. Dabei sind rechtsorientierte Jugendliche meist entschieden gegen Ausländer. Allerdings existieren Ablehnung und Feindlichkeit gegenüber Ausländern auch bei nicht Rechtsorientierten. Besonders unter männlichen Jugendlichen ist der Rechtsextremismus und die zunehmende Gewaltbereitschaft erkennbar, ebenso in rechtsextremen Gruppierungen wie Skins, Faschos und Hooligans.

2 Ursachen für die rechtsradikalen Einstellungen Jugendlicher und Heranwach- sender in Deutschland

Die Ursachen für die ständig ansteigende Zahl der rechtsorientierten Jugendlichen finden sich sowohl in den ökonomischen und sozialen, als auch in den psychischen Umständen, in denen sich die Jugendlichen befinden, die jedoch alle eng miteinander verbunden sind. Für die rechtsradikalen Einstellungen ostdeutscher Jugendlicher finden sich speziell noch weitere Erklärungen, vor allem in bezug auf die DDR - Vergangenheit und die Folgen der Wende.

2.1 Ökonomische Umstände

Zu den ökonomischen Umständen, die zu den rechtsextremen Einstellungen Jugendlicher in Deutschland führen, zählt in erster Linie die wachsende Arbeitslosigkeit und der Mangel an Ausbildungsplätzen. Viele Jugendliche sind arbeitslos, weitere mußten einen Beruf ergreifen, der nicht ihren Vorstellungen und Neigungen entsprach. Diese Jugendlichen befürchten, daß ihnen durch die in Deutschland lebenden Ausländer die Arbeits- und Ausbildungsplätze weggenommen werden.

2.2 Soziale Umstände

Eine große Anzahl der rechtsextremistischen Jugendlichen stammt aus zerrütteten Familien, ist arbeitslos oder isoliert. Sozial schwache Jugendliche schließen sich häufig ebenfalls aus ärmeren Verhältnissen stammenden Jugendlichen an und können so eher an rechtsextremistische Gruppen geraten. Ein rechtsorientierter Jugendlicher besitzt allerdings nicht zwingend einen niedrigen Status!

2.3 Psychische Umstände

Aus ökonomischen und sozialen Ursachen entstehen unmittelbar psychische Verletzungen. Dabei ist vor allem der Verlust des Arbeitsplatzes als Ursache zu nennen. Die Folge ist, daß immer mehr Jugendliche sich vor der Zukunft fürchten. Sie fühlen sich hilflos, perspektivlos und ohne Orientierung. Arbeitslosigkeit bietet zuviel Freizeit, die die Jugendlichen nicht sinnvoll gestalten können. Auch ärmere oder zerrüttete Familienverhältnisse können psychische Verletzungen hervorrufen. Jugendliche, die Probleme im Elternhaus haben oder aus einer sozial schwächeren Familie kommen, geraten eher auf die schiefe Bahn als andere.

2.4 Ursachen speziell in Ostdeutschland

Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt in Ostdeutschland existieren zwar nicht erst seit ein paar Jahren, seit dem Fall der Mauer und der Herstellung der deutschen Einheit treten diese Erscheinungen allerdings in bedeutend größerem Maße auf. Eine Anhäufung verschiedener Umstände, wie u.a. die Art und Weise der Vereinigung und die politische Kultur des neuen Deutschlands, haben dazu beigetragen. Insbesondere bei den Jugendlichen steigt nicht nur die Anzahl der rechtsextrem Orientierten, sondern auch die der Übergriffe auf Auslä nder drastisch. In den neuen Bundesländern ist die Zahl der rechtsorientierten Jugendlichen besonders hoch. Jedoch sind Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt kein typisch ostdeutsches Problem, sondern ein internationales.

Die Tatsache, daß es eine große Zahl rechtsextremistisch eingestellter Jugendlicher in Ostdeutschland gibt, kann man u. a. mit der DDR-Vergangenheit erklären. "Als Ursachen werden meist die Erblast eines autoritären faktisch monokulturellen Staates sowie die negativen sozialen, sozialpolitischen, ökonomischen und politischen Folgen des radikalen gesellschaftlichen Umbruchs angeführt."2

2.4.1 Die psychischen Folgen der autoritären Verhältnisse in der DDR

"Bereits in früher Kindheit begann die Unterwerfung unter den Willen der Mächtigen."3 Somit wurden die Kinder zu Abhängigkeit und Beeinflußbarkeit vorbereitet. Bei dieser autoritären Erziehung ging es darum, den Kindern Verhaltensnormen beizubringen. Dazu zählten Gehorsam und Anpassung, Disziplin und Ordnung, Fleiß und Tüchtigkeit. Bei der Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse traten zwangsläufig Gefühle wie Protest, Zorn und Wut auf. Diese wurden allerdings konsequent unterdrückt. Die Erziehung fand vor allem mit Strafanordnung und Strafe, durch Trennungserlebnisse und durch Privilegien statt, wobei gerade die Trennungserlebnisse Folgen wie Labilisierung, Ängstlichkeit, Verunsicherung und Traurigkeit mit sich trugen. Durch die Gefühlsunterdrückung und den Zwang zu einem angepaßten Verhalten wurde eine innere Spannung aufgebaut. "Hier findet der Rechtsextremismus seine emotionale Wurzel."4

2.4.2 Die psychosozialen Folgen der deutschen Vereinigung in den neuen Bundesländern Tiefe Ernüchterung machte sich nach der Wende unter einem großen Teil der ostdeutschen Bevölkerung breit, deren Wunschträume und Erwartungen, die sie sich aufgrund der westlichen Lebensart gebildet hatten, widererwartend mit der deutschen Einheit nicht erfüllt wurden. Hinzu kommen die Verluste an Orientierung und bisherigen Werten. Das alte, sichere Land ist nun fort. Breite Bevölkerungsgruppen standen oder stehen noch unter einer Art sozialem und kulturellem Schock. Um in der neuen Gesellschaft bestehen zu können, muß man Durchsetzungsfähigkeit und Cleverness entwickeln. Dies sind völlig neue Eigenschaften für die ostdeutsche Bevölkerung.

Besonders hart sind diejenigen betroffen, die nach der Wiedervereinigung ihre Arbeit verloren haben, denen Arbeitslosigkeit droht, die umschulen müssen, die in soziale und existentielle Not geraten - und das betrifft nicht wenige! In den neuen Bundesländern ist die Arbeitslosenzahl bedeutend höher als in Westdeutschland. Folge: Durch Demütigung und Ängstigung werden die bestehenden seelischen Verletzungen verstärkt, die deutsche Einheit wird von vielen als tiefe Verunsicherung und Ungerechtigkeit gesehen. Viele Ostdeutsche fühlen sich gegenüber den Westdeutschen benachteiligt.

Deshalb werden Ausländer als eine Bedrohung dargestellt, um die eigene Angst und Unzufriedenheit an ihnen abreagieren zu können. Sie werden für die herrschende hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht. Dies ist bedeutend leichter, als die Initiative zu ergreifen und zu versuchen, die eigene Situation zu verbessern.

2.4.3 Die Ursachen in der politischen Kultur

Vor allem die Jugend wurde verunsichert und bekam Angst vor der Zukunft. In Hinsicht auf Bevormundung und Ignoranz sehen viele Ostdeutsche keine großen Veränderungen im Verhältnis der Parteien zu den Bürgern im Gegensatz zu der Zeit vor der Wende. Die negative Meinung, die früher gegenüber der SED herrschte, existiert heute in Hinsicht auf die neuen Parteien. Nur eine Minderheit der Jugendlichen im Ostdeutschland ist mit dem neuen politischen System zufrieden. Die Mehrheit fühlt sich in ihren Freiräumen und ihrer Freizeit eingeengt. Dadurch, daß die Jugendlichen sich von den Politikern allein gelassen fühlen, kommen bei ihnen Wut, Frustration und Neidgefühle auf. Dies hat unter anderem zur Folge, daß die Forderung aufkommt, der Staat solle sich weniger um die Ausländer kümmern, sondern in erster Linie um die Deutschen.

Somit ist die zunehmende Entfremdung von der Politik und die Kluft zwischen Parteien und Bürgern eine der Hauptursachen der zunehmenden Anzahl rechtsextremistischer Jugendlicher. Zudem haben die Politiker in der Öffentlichkeit und in den Medien (z.B. durch die Diskurse der Asylproblematik) zu dem Aufkommen ausländerfeindlichen Stimmungen beigetragen. Speziell in den neuen Bundesländern stellen die Medien eine besondere Macht dar. Sie heizen die Stimmung gegen Asylbewerber an. Ausländerfeindliche Äußerungen werden von den Jugendlichen als Bestandteil der neugewonnenen Meinungsfreiheit gesehen. Oft existiert die ablehnende Haltung gegenüber Aus ländern bei ihnen nicht aufgrund von eigenen Auseinandersetzungen mit dem Thema, sondern vielmehr werden einfach die entsprechenden Argumentationen der Politiker und Medien wiedergegeben.

"Des weiteren haben die undifferenzierte Darstellung der DDR-Geschichte und die gelegentlichen Gleichsetzung von Nationalsozialismus und Realsozialismus zweifellos zu Tendenzen einer Relativierung und Verharmlosung der NS-Zeit beigetragen."5

Dies zeigt, daß die politische Kultur und die öffentliche Meinung in der Gesellschaft für die Meinungsbildung über Ausländer sehr stark von Bedeutung sind.

3 Ursachen für die hohe Gewaltbereitschaft deutscher Jugendlicher gegenüber Ausländern

1991 stieg die Anzahl der rechtsradikalen Gewalttaten von 270 auf 1300 im Vergleich zum Vorjahr. Fast die Hälfte, 48% der Tatverdächtigen, stammte aus dem Osten6, obwohl dort der Anteil an Ausländern bedeutend niedriger ist als im gesamten Deutschland. Da dieser Anteil dort auch nur geringfügig steigt, kann also nicht damit argumentiert werden, daß die steigende Gewaltbereitschaft gegenüber Ausländern dem Zuwachs an Ausländern in Ostdeutschland entspricht.

Die rechtsextremistischen Einstellungen deutscher Jugendlicher und die hohe Gewaltbereitschaft hängen natürlich eng miteinander zusammen. Die innere Spannung, die durch die Gefühlsunterdrückung und den Zwang zu einem angepaßten Verhalten aufgebaut wurde (s. 2.2.1), entlädt sich jetzt in dem aggressiven Verhalten ostdeutscher Jugendlicher gegenüber Ausländern. Außerdem sind ihre Erwartungen von der Wiedervereinigung nicht erfüllt worden. Oft bringen Jugendliche nur das offen und direkter zum Ausdruck, was in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung gedacht wird.

In der deutschen Politik wird zu wenig auf die Jugendlichen eingegangen. Sie sehen keine anderen Möglichkeiten, sich Gehör zu verschaffen, da sie keinen Ansprechpartner haben. Sie meinen, daß sie nur durch radikale Mittel ihre Ansichten zum Ausdruck bringen können und nur so die Möglichkeit besteht, daß die erwünschten Veränderungen zu einem besseren Leben in Deutschland herbeigeführt werden. Die Gewalt ist ihre Ausdrucksform des Protests am gegenwärtigen Zustand. So finden sie zumindest gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Beachtung.

Auch die Medien tragen zu der erhöhten Gewaltbereitschaft gegenüber Ausländern unter Jugendlichen bei. Sie heizen ihre Stimmung gegen Asylbewerber an. Auf diese Weise wird die Hemmschwelle gegenüber gewalttätigen Handlungen herabgesetzt. Rechtsradikale Jugendliche sehen sich dann schnell als "Vollstrecker der Volksmeinung".7

4 Schärfere Strafen für rechtsextremistische Gewalttäter? - Stellungnahme aus verhaltenstheoretischer Perspektive

Manche Experten sehen in ve rstärkter Repression und schärferen Strafen ein Mittel, sozial unerwünschten und strafbaren Handlungen zu begegnen. Ist das wirklich zweckmäßig sinnvoll?

4.1 Begriff: Verhaltenstheoretische Soziologie

"Die verhaltenstheoretische Soziologie ist ein weit verbreiteter sozialwissenschaftlicher Forschungs- und Theorieansatz, in dessen Mittelpunkt unter Bezugnahme auf sozialpsychologische Lerntheorien (Behaviorismus, Skinner), klassische Wirtschaftstheorie und den Kritischen Rationalismus die empirisch - kausale Erklärung und Voraussage des beobachtbaren Verhaltens von interagierenden Menschen stehen. Ausgangspunkt ist die Behauptung, daß menschliches Verhalten überwiegend gelernt und unter dem Einfluß variierbarer Umweltstimuli bzw. -reize veränderbar ist."8

4.2 Verstärkte Repression und schärfere Strafen: Ein Mittel, sozial unerwünschten und strafbaren Handlungen zu begegnen?

Die Annahme, daß härtere Strafen rechtsextremistische Jugendliche davon abbringen, strafbare Handlungen wie körperliche Attacken gegen Ausländer zu begehen, ist meines Erachtens nicht richtig. Zwar würde beispielsweise eine Gefängnisstrafe den Täter für eine gewisse Zeit außer Gefecht setzen, jedoch ihn keineswegs von seinen rechtsextremistischen Gedanken abbringen. Ich denke eher das Gegenteil wäre der Fall: Die Aggressionen des Täters gegenüber Ausländern würde anwachsen, da diese schließlich der Grund für seine Gefängnisstrafe wären. Es gäbe somit keine Garantie dafür, daß solche Attacken gegen Ausländer ausgehend von diesem Täter nicht mehr vorkämen. Es wäre sogar sehr unwahrscheinlich. Auch trotz höheren Geldstrafen oder längeren Gefängnisstrafen für Gewalttaten gegen Ausländer bleibt ein Rechtsextremist ein Rechtsextremist.

"Die wechselseitigen Beziehungen zwischen den verschiedenen mentalen Faktoren (z.B. Motive, Vorstellungen und Überzeugungen) können Spannungen hervorrufen, die wiederum zu tendenziell spannungslösendem Verhalten führen."9 Seine Meinung, seinen Haß auf Ausländer, zeigt der Rechtsextremist durch seine Angriffe auf diese. Durch eine Strafe, wie z. B. eine Gefängnisstrafe, baut sich seine innere Spannung noch mehr auf, die er dann nach seiner Entlassung wieder abzubauen beabsichtigt, indem er zum wiederholten Male einen Ausländer körperlich attackiert.

Man sollte nicht nur an härtere Strafen denken, sondern darauf hinarbeiten, die Gewalttäter von ihren rechtsextremistischen Gedanken abzubringen. Denn nur so können Gewalttaten gegenüber Ausländern vermieden werden. Durch härtere Strafen werden sie bestenfalls hinausgezögert. Die Verbreitung des rechtsextremistischen Gedankenguts muß verhindert werden!

4.3 Wie kann sozial unerwünschten und strafbaren Handlungen, wie körperliche Attacken gegen Ausländer, begegnet werden?

In bezug auf die Jugendarbeit muß viel getan werden. Die vorhandenen Angebote und Arbeitsformen sollten verbessert und ausgebaut werden. Rechtsextreme und gewaltbereite Jugendliche sind nicht auszugrenzen, sondern zu integrieren. Wichtig für eine Änderung ihres Verhaltens ist, daß sie einen Ansprechpartner haben, an den sie sich wenden, dem sie vertrauen können und der immer für sie da ist, wenn sie ihn brauchen. Außerdem müssen den Jugendlichen ausreichende Freizeitangebote zur Verfügung gestellt werden, damit sie ihre Freizeit gestalten können und nicht das Problem auftritt, daß sie mit ihrer zur freien Verfügung stehenden Zeit nichts anzufangen wissen. Dazu gehört außerdem, daß sie ein eigenes Gelände bekommen, auf dem sie sich frei entfalten können. Es sind bereits zahlreiche Projekte angelaufen, die sich damit befassen, den Jugendlichen das demokratische Denken und Handeln zu vermitteln. Dazu ist es jedoch außerdem notwendig, daß sich in Familie und Schule, im Jugendhaus und im Stadtteil zahlreiche Möglichkeiten der Mitwirkung und Mitgestaltung bieten.

Vor allem in der Politik muß mehr auf die Jugend eingegangen werden. Politiker sollten sich in der Öffentlichkeit mit rechtsextremen Positionen und Verhaltensformen auseinandersetzen. Politische Aufklärung soll dazu beitragen, daß soziale Konflikte friedlich gelöst werden. Des weiteren müssen den Jugendlichen größere politische Partizipationsmöglichkeiten eingeräumt werden.

Auch durch richtig organisierten Einsatz von Sozialarbeit als Strafe kann das Gewaltpotential verringert werden. Die Sozialarbeit muß dabei so ausgestattet sein, daß vertrauensvolle Beziehungen aufgebaut werden können. So hat der Verurteilte eine Kontaktperson, der er vertrauen und seine Gefühle und Probleme offenbaren kann. Durch solche Gespräche kann es gelingen, daß jener sich von seinen rechtsextremistischen Gedanken löst.

Letztlich gilt es natürlich weiterhin, die hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, die Ungleichbehandlung bzw. Benachteiligung Ostdeutscher aufzuheben und rechtsextremistisch bzw. rassistisch motivierte Verhaltensweisen zu ahnden.

[...]


1 Bodewig, Hesels, Mahlberg, S.63

2 IDEEN, S.12

3 Merten, / Otto, S.177

4 Merten, / Otto, S.178

5 IDEEN, S.14

6 Otto / Merten, S.239

7 IDEEN, S.14

8 Hartfiel / Hillmann, S. 784

9 Hartfiel / Hillmann, S. 785

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Jugendliche Rechtsextremisten in Deutschland
Note
12 Punkte
Autor
Jahr
1999
Seiten
10
Katalognummer
V99804
ISBN (eBook)
9783638982412
Dateigröße
420 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jugendliche, Rechtsextremisten, Deutschland
Arbeit zitieren
Diane Fehse (Autor:in), 1999, Jugendliche Rechtsextremisten in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99804

Kommentare

  • Gast am 13.6.2002

    Gut gemacht.

    Hallo Diane!

    Auch ein Lob an dich für deine Hausarbeit.
    Da Rechtsradikale Jugendliche ein mögliches Thema für meine Erörterung
    ist,hab ich mich durch deinen beitrag schon mal gut informieren können!

    Gruss,
    Chrissi

  • Gast am 15.4.2002

    Noch n Lob!.

    Hi!
    Also ich finde deine Hausarbeit einfach klasse (Deswegen auch meine Bewertung sehr gut). Du hast mir echt weitergeholfen, denn ich muss ein Referat über ein ähnliches Thema schreiben. Also noch mal DAAANNNKKKEEE!!!!

  • Gast am 6.11.2001

    Lob an dich.

    Hi!Danke für die super Erörterung, ich schreibe morgen eine Arbeit zu diesem Thema und habe jetzt alle Informationen.
    DANKE

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Titel: Jugendliche Rechtsextremisten in Deutschland



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