Familiennetzwerke


Hausarbeit, 2001

18 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 FAMILIE-NETZWERKE UND FAMILIENNETZWERKE
2.1 DIE FAMILIE
2.2 NETZWERKE
2.3 NETZWERKANALYSE
2.4 FAMILIENNETZWERKE

3 QUARTIERE UND SOZIALE NETZWERKE
3.1 ÖKOLOGISCHE VALENZ UND ÖKOLOGISCHE POTENZ
3.2 MEHREBENENANALYSE
3.3 ERGEBNISSE EINER SOZIALÖKOLOGISCHEN UNTERSUCHUNG
3.4 KRITISCHE WÜRDIGUNG

4 RESÜMEE

5 LITERATURVERZEICHNIS

1 Einleitung

In einer Pressemitteilung des Ministeriums für Frauen, Jugend und Familie Nordrhein- Westfalens wird angegeben, dass aufgrund berufsbedingter Mobilität Familiennetzwerke immer kleiner werden und nicht familiale Netzwerke an Bedeutung gewinnen.1 Diese Aus- sage, die sich an den Ergebnissen eines „Datenreports zur Lebenslage älter werdender und älterer Frauen in NRW“ orientiert, bezeichnet einen möglichen Zusammenhang zwischen der räumlichen Umgebung und sozialen Netzwerken von Familien. In der Familiensozio- logie stellt die Frage nach der sozialstrukturellen Verortung von Familien und deren Kon- sequenzen für ihre Lebensgestaltung eine traditionelles Feld dar.2 Diesem Zusammenhang sollen auch die Ausführungen dieser Arbeit gewidmet werden, womit eine Eingrenzung auf den Aspekt des Wohnquartiers für familialer Netzwerkbildung vorgenommen wird.

Die These, dass sich die Art eines Wohnquartiers auf familiale Umweltbeziehungen aus- wirkt, wird den Schwerpunkt der weiteren Ausführungen bestimmen. Es soll dabei der sozialökologische Ansatz zu Grunde gelegt werden, der sich mit Fragen der Familiensozio- logie und der Sozialraumanalyse auseinandersetzt. Mit diesem Ansatz wird es empirisch möglich, mittels einer Mehrebenenanalyse einen Zusammenhang zwischen der wohnräum- lichen Umgebung und familialen Netzwerken nachzuweisen. Aufgrund fehlender aktueller Literatur zu dieser Thematik wird im wesentlichen auf eine Untersuchung von Claus-Peter Strohmeier zurückgegriffen, der sich mit dieser Fragestellung ausführlich auseinanderge- setzt hat. Er versucht auch ein Hauptproblem3 der Sozialökologie, die Ableitung von Zu- sammenhängen zwischen sozialräumlichen Strukturen und menschlichem Handeln zu lö- sen, indem er die Mehrebenenanalyse anwendet. Anhand der Studie soll dann sowohl die Methode der Mehrebeneanalyse, als auch die Umsetzung dieser darauf geprüft werden, inwieweit dies einen Beitrag zu der vorliegenden Fragestellung leisten kann. Die Ergebnis- se der empirischen Studie von Strohmeier werden kurz vorgestellt und danach einer kriti- schen Betrachtung unterzogen.

Doch zunächst erfolgt eine allgemeine thematische Auseinandersetzung mit den grundle- genden Begriffen der Familie und des Netzwerks, bevor eine kurze Einführung in die Netzwerkanalyse vorgenommen wird.

2 Familie-Netzwerke und Familiennetzwerke

2.1 Die Familie

Die Familie, als verbreitetste Form der sozialen Gruppe, wird durch das Zusammenleben von mindestens zwei Generationen in einer Gruppe charakterisiert und entsteht auf der Grundlage einer Ehe.4 Die Familie erfüllt in unterschiedlicher Bedeutung die Funktion der Fortpflanzung, der arbeitsteiligen Produktion und Versorgung, der Statuszuweisung bzw. der Sozialisation und der sozialen Kontrolle. Je nach Größe einer Familie unterscheidet man zwischen der Kernfamilie5 und der Großfamilie, die sich wiederum in generationale Großfamilie mit patriarchaler Struktur, Großfamilie als ungeteilter Erbengemeinschaft und Mehr-Generationen- Haushalt bei Aufrechterhaltung der jeweiligen Kernfamilien als sozia- le Einheiten aufteilen lässt.6 Durkheim identifizierte die Industrialisierung und Verstädte- rung als Verursacher der Kontraktion der Familie aus der ursprünglichen Form der Groß- familie zur heutigen Kernfamilie. Bei einer ökologischen Perspektive der Familie, die für die vorliegende Fragestellung eingenommen werden soll, stehen innerfamiliale Wand- lungsprozesse und Bewältigungsstrategien der Familie im Blickpunkt, die sich als Verhal- tensanforderungen der sozialen Umwelten ergeben. Die Wohnstandortabhängigkeit des Familienalltags kann somit akzentuiert werden und als Umweltvariable für die Anzahl so- zialer Kontakte von Familien herangezogen werden.

2.2 Netzwerke

Als Netzwerke versteht man soziologisch betrachtet „eine abgegrenzte Menge von Knoten oder Elementen und der Menge der zwischen ihnen verlaufenden sogenannten Kanten.“7 Elemente von Netzwerken können z.B. einzelne Personen, soziale Gruppen, Unternehmen, Ministerien oder Länder sein. Ist dies der Fall, spricht man von Akteursnetzwerken. Zudem können aber auch Ereignisse oder Objekte Netzwerkelemente darstellen, über die Akteure miteinander verbunden sind. In diesem Fall spricht man von Ereignis- oder Objektnetz- werken.8 Die Kanten von Netzwerken stellen die zwischen den Elementen verlaufenden Beziehungen oder Relationen9 dar. Es wird zwischen Netzwerken der ersten Zone (Freund- schaft, Nachbarschaft etc.) bis hin zur Zone n-ter Ordnung unterschieden, so dass die ganze Gesellschaft in soziale Netzwerke aufgeteilt betrachtet werden kann. Mit der Netzwerkana- lyse wird es möglich, eine relationale Ordnung von Personen oder anderen Netzwerkele- menten darzustellen, wobei nicht die individuelle Merkmale von Personen, sondern deren relationalen Merkmale im Fokus der Analyse stehen. Als Ziel der Netzwerkanalyse gilt es, Strukturen als soziale Eigenschaften formal zu beschreiben um sie für Erklärungen indivi- duellen Handelns heranzuziehen bzw. die Entstehung oder Veränderung von Strukturen über individuelles Handeln zu erklären.

2.3 Netzwerkanalyse

Die Netzwerkanalyse bietet fünf verschiedene Analyseebenen an, für die strukturelle Merkmale berechnet werden können. Als kleinst mögliche Einheit wird die Dyade be- zeichnet, die aus zwei Elementen und deren Beziehungen besteht. Die Triade als zweite Analyseebene ist als ein Netzwerk mit drei Knoten gekennzeichnet, also mit drei Elemen- ten und den Beziehungen zwischen ihnen. Dyaden und Triaden werden zumeist im Rah- men eines Gesamtnetzwerkes untersucht, die dann dabei die eigentliche Analyseebene dar- stellt.

Das ego-zentrierte Netzwerk, als besondere Form des persönlichen Netzwerks, stellt die dritte Analyseebene dar und wird mittels Umfrageforschung erhoben. Dabei werden von einer Person ausgehend alle sozialen Beziehungen zu Anderen im Detail erfragt, die zudem hinsichtlich der Beziehungen untereinander erhoben werden müssen.

Bei der Analyse von Gruppen handelt es sich um die vierte Ebene der Netzwerkanalyse. Hier wird, im Gegensatz zu Untersuchungen von Triaden, die gewissermaßen auch eine Gruppe darstellen, eine inhaltliche Abgrenzung vorgenommen. D.h., die Elemente der so- zialen Gruppe weisen Ähnlichkeiten auf oder werden über die relationalen Merkmale10 der Individuen als Zusammengehörig bestimmt.

Als fünfte Analysemöglichkeit ist das Gesamtnetzwerk zu nennen, wobei die Analyse komplexer Strukturmuster oder die Netzwerkdichte im Vordergrund steht. Bevor solche komplexen Strukturen erhoben werden, finden zumeist Analysen auf der Ebene von Grup- pen statt.

Nach diesem kurzen Überblick über die verschiedenen Analyseebenen bei der Netzwerk- analyse, soll im folgendem geklärt werden, was unter Familiennetzwerken im weitern ver- standen wird und wie die Ausgestaltung einzelner Familiennetzwerke in Verbindung mit der räumlichen Umgebung der Familien in Verbindung gebracht werden kann. Dazu wird im späteren die Methode der Mehrebenenanalyse herangezogen, die sich für ein solches Vorhaben als geeignet darstellt.

2.4 Familiennetzwerke

Wie im letzten Abschnitt dargestellt, können sowohl einzelne Personen, als auch Gruppen, Institutionen oder sogar Objekte Netzwerkelemente darstellen. Bei der Analyse von Fami- lienetzwerken stehen die sozialen Beziehungen von Familien im Blickpunkt der Betrach- tungen. Die Familienforschung benutzt den Begriff soziales Netzwerk vor allem, um damit einen spezifischen Typus informeller familialer Umweltbeziehungen von der Mitglied- schaft oder Beteiligung im Rahmen organisierter Gruppen abzugrenzen. Um bei der Netz- werkanalyse sorgfältig vorzugehen, muss zunächst bestimmt werden, welche Relationen erhoben werden sollen, da Netzwerke relationsspezifisch sind und für jede Relation ein bestimmtes Fragenset erfordert. Dies gilt für jede Form der Netzwerkanalyse und gehört zur Methode der Datenerhebung.11 Am Beispiel von Familiennetzwerken sollen hier ver- schiedene Möglichkeiten und Formen von Relationen und dargestellt werden. Es können z.B. Verwandschafts- oder Abstammungsbeziehungen erfragt werden, die über innerfami- liäre Beziehungen Auskunft geben können. Hier gibt es zwei mögliche Formen der Relati- onen; die Verwandtschaftsbeziehungen sind ungerichtet, sie geben nur Auskunft darüber, ob A und B Verwandt sind und wenn A mit B verwandt ist, dass muss auch B mit A ver- wandt sein. Anders stellt sich das bei Abstammungsverhältnissen dar, diese Relation ist gerichtet, d.h. es gibt keine Möglichkeit einer symmetrischen Beziehung. Wenn A der On- kel von B ist, dann kann B nicht gleichzeitig der Onkel von A sein.

Des weiteren sind besonders affektive Beziehungen interessant, die die Wahl der Freunde oder Ansprechpartner in bestimmten Situationen wiedergeben. Auch konkrete Interakti- onsbeziehungen, wie z.B. mit wem man ins Kino geht , oder wem man besucht usw. stellen interessante Informationen bereit. Diese Relationen sind gerichteter Natur und sollten auch so erhoben werden, um Asymmetrien und Hierarchien überhaupt erfassen zu können.

Diese Ausführungen haben gezeigt, dass die Netzwerkanalyse von Familien in vielfältiger Weise möglich ist, worin auch genau die Probleme der familiensoziologischen Netzwerk- forschung gesehen werden.12 Strohmeier bemerkt dazu: „Aus diesem Grunde ist es metho- disch überaus aufwendig und verlangt vermutlich sehr komplexe Untersuchungsstrategien, das faktisch bestehende soziale Netzwerk von Beziehungen und Beziehungspartnern [...] auch nur einer einzelnen Familie präzise zu erheben und zu beschreiben. Vor diesem Prob- lem kapitulieren alle einschlägigen Untersuchungen.“13

Im Rahmen dieser Arbeit werden die gerichteten Interaktionsbeziehungen von Familien in Zusammenhang mit dem Wohnumfeld betrachtet. Dazu bietet die Untersuchung von Claus Peter Strohmeier eine geeignete Grundlage, da dieser eine ins Detail gehende Analyse ur- baner Lebensbedingungen mit einem hohem Erklärungswert liefert. Seine fundamentalen Aussagen sowie seine Vorgehensweise werden im nächsten Abschnitt dargestellt und kri- tisch beleuchtet.

3 Quartiere und soziale Netzwerke

Strohmeier geht mit seiner empirischen Untersuchung der Frage nach, welche Konsequen- zen sozialräumliche Differenzierung, und hier speziell die Segregation der Bewohner groß- städtischer Quartiere, auf deren allgemeines Handeln und Erleben hat. Damit folgt er Fra- gen sozialökologischer Familien- und Sozialisationsforschung, die den Einfluss von Um- weltbedingungen auf den Familienalltag und das familiale Sozialisationsgeschehen unter- suchen. Aus diesen Gründen legt er auch den Ansatz der Sozialökologie für seine Analyse zu Grunde, der aus der Zusammenführung von Familiensoziologie und der Sozialraumana- lyse entwickelt wird. Familien werden als räumlich gebundene soziale Einheiten behandelt, deren Alltag sich in der Wohnung und im Wohnumfeld stattfindet. Die Umweltbeziehun- gen der Kinder und Eltern sollen hierfür untersucht und in ihrer Interdependenz problema- tisiert werden. Gegenstand der Analyse sind die Auswirkungen kleinräumig14 ungleicher Lebensverhältnisse auf informelle Umweltbeziehungen städtischer Familien.

Um diesem Anliegen gerecht zu werden schlägt Strohmeier vor, auf der Ebene des Famili- enalltags, die die mikrosoziologische Ebene familialer Prozesse darstellt, Unterschiede im Wohnumfeld zu berücksichtigen.15 Somit liegt der Akzent auf den Umweltbeziehungen von Familien, die im Rahmen sozialer Netzwerke von den ökologischen Merkmalen ihrer Wohnlage abhängig sind. Aber im Gegensatz zu anderen Autoren versucht Strohmeier mit seinem Konzept differenzierter auf die Kontextmerkmale einzugehen, die auf die sozialen Netzwerkbeziehungen von Familien wirken. Dazu führt er die Begriffe der „ökologischen Valenz“ und der „ökologischen Potenz“ als Kategorien ein, die dem humanökologischen Bezugsrahmen entnommen sind.16 Diese beiden zentralen Begrifflichkeiten sollen nun in ihrer Bedeutung und in ihrem Zusammenwirken vorgestellt werden.

3.1 Ökologische Valenz und ökologische Potenz

Die Familie wird bei Strohmeier als im Quartier „situierte Interaktionssysteme“ bestimmt, woraus sich auf der mikroanalytischen Ebene des Familienalltags eine Umweltabhängig- keit familialer Prozesse im Sinne von Standortabhängigkeit ergibt.17 Der alltägliche Auf- enthaltsort von Individuen wird mit dem Begriff des „Habitats“18 gekennzeichnet, wodurch eine eindeutige Abwendung von einer biologischen Perspektive erreicht werden soll.19 Das Verhältnis Mensch-Umwelt wird bei Strohmeier als wechselseitig aufgefasst und nicht, wie in einer biologistischen Sichtweise, als umweltdeterministisch.20 Dadurch werden ma- teriell-physische Elemente einerseits als Einflussfaktor auf Verhaltensweisen und anderer- seits als veränderbare Größe durch bestimmtes Verhalten bestimmt. Damit werden rekur- sive Prozessen stärker berücksichtigt und das Verhalten von Familien (in diesem Fall ihre sozialen Netzwerke) wird nicht nur als Anpassungsreaktion auf räumlich deterministische Voraussetzungen angesehen. Damit bietet Strohmeier entgegen anderen, weitaus einfache- ren Modellen21, die Möglichkeit an, differenzierter und dadurch auch komplexer, soziale Netzwerkforschung zu betreiben. Er folgt damit auch den Grundzügen der strukturellen Handlungstheorie von Burt22, der in seinem Ansatz Interessen und Ressourcen von Akteu- ren als von ihrer strukturellen Einbettung als abhängig begreift und gleichzeitig die Mög- lichkeit der Rückwirkung auf die Strukturen in die Überlegung miteinebezieht.23

Mit Habitaten werden Quartiersumwelten also nicht nur in ihrem eigentlichen Dasein und in ihrer verschiedenen Gestaltung unterschieden, sonder es wird zudem die Verhaltens- wirksamkeit der Quartiersumwelt thematisiert. Da die Umwelt im humanökologischen Sinn verstanden wird als „die einen ‚Umweltträger’ umgebende Außenwelt, insofern und in dem Maße, als sie für den ‚Umweltträger’ von Bedeutung ist,“24 ergibt sich die Annah- me, dass die Quartiersumwelt grundsätzlich bedeutungsvoll ist, was z.B. am Ressourcen- transfer aus dem Umfeld in die Familien deutlich wird. Wohnquartiere lassen sich mit un- terschiedlichen Merkmalen beschreiben, wie z.B. anhand der sozialen Zusammensetzung der Bevölkerung,25 der Wohnraumfläche oder dem Freilandflächenanteil usw., doch man kann nicht davon ausgehen, dass diese Merkmale für alle in diesem Quartier lebenden In- dividuen gleichermaßen bedeutungsvoll sind. Die Humanökologie berücksichtigt diesen Aspekt, indem unterschiedliche Gewichtungen der Habitatmerkmale als „ökologische Va- lenz“ mit in das Konzept aufgenommen werden. Strohmeier schließt sich dieser Sichtweise an, die die ökologische Valenz als „die Gesamtheit der [...] Eigenschaften des jeweils rele- vanten Weltausschnittes [...] nicht nur einen topographisch bestimmten Teil des Univer- sums, sondern auch die darin befindlichen Lebewesen, einschließlich Menschen [...]- in ihrer Bedeutung für den betreffenden ‚Umwelträger’“26

Damit wird deutlich, dass Wohnquartiere die sich anhand der aufgeführten Merkmale27 unterscheiden und für Familien in unterschiedlicher Weise ökologisch valent sind. Jede Familie besitzt jedoch auch, je nach ihrer „Lebenslage“28, bestimmte Möglichkeiten, Res- sourcen aus der Umwelt zu beschaffen oder Restriktionen in ihrer Umwelt zu widerstehen.

In dem Begriff der Lebenslage sieht Strohmeier eine familiensoziologische Präzisierung des humanökologischen Konzepts der „ökologischen Potenz“ von Individuen oder sozialen Systemen.29 Damit wird der zweite zentrale Begriff eingeführt, der nach sich nach Knötig als „die Gesamtheit der [...] Eigenschaften des ‚Umweltträgers’ in ihrer Bedeutung für sei- ne Auseinandersetzung mit seiner Umwelt“30 ergibt.

Der Einfluss des Habitats auf den Familienalltag ergibt sich demnach über die spezifischen ökologischen Valenzen des Habitats und anhand der ökologischen Potenzen der Familie. Für die Interpretation der Umwelt für familiale Netzwerke präzisiert Strohmeier den hu- manökologischen Ansatz und operationalisiert somit die Begriffe der ökologischen Valenz und Potenz. Als ökologische Valenzen bezeichnet er dementsprechend „Merkmale städti- scher Quartiershabitate, die mit beobachtbaren, quartierspezifischen Verhaltensregelmä- ßigkeiten in Verbindung gebracht werden können.“31 Rekursive Prozesse sind dabei immer mit zu berücksichtigen, so dass die gebaute Umwelt einerseits zwar bestimmte Verhaltens- und Nutzungsweisen vorgibt, andererseits jedoch auch als Ergebnis sozialer Regulierun- gen32 zu betrachten ist.

Der Einfluss, den städtische Habitate als gebaute Umwelt auf den Familienalltag mögli- cherweise nehmen können, wird mit der Theorie von Linde33 begründet. Darin lautet eine These, dass die Menschen heute in einer gemachten Welt leben, die aus Sachen besteht und das über Sachverhältnisse soziale Beziehungen abgeleitet werden können. Dies wird dar- über begründet, dass handelnde Individuen über Sachverhältnisse in spezifische Positionen zueinander gesetzt werden. Strohmeier kritisiert an dieser Stelle das Konzept von Linde, indem er dessen Aussage, dass alle Sachen Sachverhältnisse begründen, dahingehend be- grenzt, dass es sich zumeist um einen bestimmten Typus von Sachen handelt, die als Grundlage sozialer Beziehungen gelten können. Er nennt hier Artefakte, „die stets von einer Vielzahl von Handelnden auf Dauer oder zumindest über längere Zeit gebraucht wer- den.“34 Soziale Verhältnisse werden so auch über das Bewohnen eines Hauses oder eines Stadtviertels begründet, da hier Familien dauerhaft ein Wohnhaus oder das Sachinventar nutzen und sich so zueinander positionieren. Damit weist Strohmeier zunächst auf die möglichen Grenzen hin, die den Familienalltag umgeben, die Wirkungen können jedoch individuell sehr unterschiedlich ausfallen, wodurch sich auch unterschiedliche soziale Be- ziehungen begründen lassen. Die gebaute Umwelt ist nur ökologisch valent für das Verhal- ten der dort lebenden Familien, weil dadurch bestimmte Verhaltensformen wahrscheinli- cher werden als andere und weil über sie die räumliche Verteilung und Struktur der Men- schen und Aktivitäten hergestellt wird.

Die Valenz der gebauten Umwelt hängt nach Strohmeier ganz entscheidend von der ökologischen Potenz der Familie ab.35 Familien unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Teilnahme an ihrer sozialen Umwelt, was als Indikator für unterschiedliche Grade der Umweltoffenheit bezeichnet wird. Die Bedingungen, die bei der Auswahl aus einem heit bezeichnet wird. Die Bedingungen, die bei der Auswahl aus einem bestimmten Res- sourcen Angebot zu Grunde liegen, können auch als Ursache betrachtet werden , womit die Rekursivität wiederum angesprochen ist. Die Lebenslage einer Familie, also die ökologi- sche Potenz, ist dabei der entscheidende Faktor, der über den Umgang mit der sozialen Umwelt mitentscheidet. „Die Lebenslage gewährt Familien unterschiedliche „Freiheitsgra- de“ im Umgang mit ihrer sozialen Umwelt.“36 Empirisch wird die Lebenslage relative ver- lässlich über den sozialen Status von Familien ermittelt, über den Hinweise wie z.B. finan- zielle Lage, Wissen usw. gewonnen werden, die dann die Freiheitsgrade einer Familie bestimmen. Dabei darf nicht die Bedeutung der gebauten Umwelt vergessen werden, da hierüber zunächst ein bestimmtes Angebot an Ressourcen zur Verfügung steht. Damit muss die ökologische Potenz im Zusammenhang mit der ökologischen Valenz betrachtet werden, was Strohmeier als Forschungsproblem im Sinne eines Mehrebeneproblems be- stimmt.

Um dieses Problem zu lösen, wird von Strohmeier eine Mehrebeneanalyse vorgeschlagen, die bei seiner empirische Erhebung dementsprechend als Grundlage dient. Im nächsten Abschnitt wird zunächst die Methode vorgestellt, bevor dann die Durchführung und die Ergebnisse der Studie von Klaus Peter Strohmeier zur weitern Debatte herangezogen wer- den.

3.2 Mehrebenenanalyse

Die Mehrebenenanalyse gilt als die Weiterentwicklung der Kontextanalyse, mit der die Auswirkungen bestimmter Umwelt- Situations- oder Milieumerkmale auf persönliche Att- ribute wie Verhalten oder Einstellungen erhoben werden. Im Gegensatz zur Kontextanaly- se ermöglicht die Mehrebenenanalyse es, beobachtbare Variablenzusammenhänge auf der Ebene der Personen mit den Zusammenhängen der gleichen Variablen auf der Ebene um- gebender sozialer Aggregate in Beziehung zu setzen und gegenseitige Beeinflussungspro- zesse zu erforschen.37 Dennoch stellt diese Methode eine nur verhältnismäßig selten beach- tete Spezialtechnik statistischer Analyse und theoretischer Argumentationen dar.38 Als Hintergrund der Entwicklung der Analysetechnik werden i.d.R. zwei Gründe angeführt. Zum einen die Kritik an einer von der Individual-Ebene losgelösten Aggregationsstatistik und der unbesehenden Interpretation von Aggregat-Zusammenhängen auf der Ebene des Handelns von Personen. Zum anderen war es die Kritik an der Umfrageforschung, die ihre Untersuchungseinheiten „statistisch unabhängig“ von bestimmten Kontextgebundenheiten sieht und dabei den zentralen soziologischen Sachverhalt, nämlich die soziale Einbindung allen Handelns, aus Untersuchungsdesign systematisch ausblendet.39

Die Mehrebenenanalyse ist dazu geeignet, das Theoriedefizit einer konzeptionellen Ver- knüpfung zwischen mikrosoziologischen und makrosoziologischen Aspekten der Familie zu überwinden. Dabei muss zunächst geklärt werden, was unter der mikro- und der makro- soziologischen Ebene im Hinblick auf Familien zu verstehen ist, bevor die Mehrebenen- analyse auf die Fragestellung theoretisch angewendet werden kann.

Mikrosoziologisch betrachtet stellt die Familie ein eigenes System dar, sie wird als Klein- gruppe mit ihrer Struktur und ihren Funktionen behandelt. Hier steht die Frage im Vorder- grund, welche Leistungen die Familien für ihre Mitglieder erbringen.40 Systemprobleme, Subsysteme, Binnendynamik, Systemgrenzen und –umwelten einzelner Familien werden dabei thematisiert, wobei die Umwelt familialer Systeme Geschäfte, Arbeitsplatz, Vereine usw. sind. Strohmeier nennt diese Analyseebene die Ebene des Familienalltags.41

Makrosoziologisch gesehen ist die Familie ein gesellschaftliches Subsystem, der Familien- Sektor der Gesellschaft als funktional spezialisiertes Teilsystem. Andere Systeme wie Poli- tik, Wirtschaft Recht usw. stellen hier die Umwelt der Familie dar und es wird vordergrün- dig nach Austauschprozessen und Abhängigkeiten zwischen dem Subsystem Familie und anderen Subsystemen gefragt. Diese Ebene wird von Strohmeier die gesellschaftstheoreti- sche Ebene genannt.42

Beide Ebenen sind nicht identisch oder teilidentisch, so dass Aussagen über die eine Ebe- ne nicht auf die andere Ebene übertragbar sind. Strohmeier sieht jedoch darin Erklärungen für manche getroffene Falschaussagen, so wie z.B. Missverständnisse des Isolationsbeg- riffs. Dabei handelt es sich um eine makrosoziologischen Strukturaussage, die als mikroso- ziologische Hypothese über die Umweltbeziehungen einzelner Familien verstanden wor- den ist.43

Strohmeier, der das Kontextmerkmal der ökologischen Valenz und die Individualvariable der ökologischen Potenz als Erklärung für die Frage der Integration familialer Systeme in nachbarschaftliche soziale Netzwerke heranzieht, thematisiert damit Variablen auf unter- schiedlichen Ebenen. Die Ebenen sollen miteinander verknüpft werden, was mit einer Mehrebenenanalyse umgesetzt wird. Um die Betrachtungsweise soziologischer Mehrebe- nenanalyse zu verdeutlichen, wird ein Zitat von Eirmbter herangezogen: „eine Form multi- variater Betrachtungsweisen sozialer Phänomene ist die Mehrebenenanalyse, ein Verfah- ren, das eine Verknüpfung von Daten verschiedener Ebenen sozialer Realität zur Erklärung individueller und kollektiver sozialer Tatbestände vornimmt. Individualdaten und Daten über Kollektive [...] werden miteinander in Beziehung gesetzt, um den Einfluss der durch die Kollektivmerkmale charakterisierten Umwelten auf Individualeinstellungen und Indi- vidualverhalten zu analysieren bzw. um Generalisierungen auf der strukturellen Ebene durch Spezifikatoren auf der Individualebene einen höheren Informationsgehalt zu verlei- hen.“44 Nach Strohmeier sollte die soziologische Mehrebeneanalyse jedoch mehr leisten, als „unterschiedliche Ebenen sozialer Realität nur im Sinne von Messniveaus der jeweils individuelles Verhalten erklärenden Variablen zu problematisieren.“45 Aus diesem Grund führt er eine bestimmte Auswertungsstrategie vor, die Kontextuierung genannt wird. Dabei wird die Beziehung zwischen Individualmerkmalen mit verschiedenen Ausprägungen der Kontextvariable in Untergruppen zerlegt, so dass man eine Vielzahl von Konstellationen der Variablen erhält.

Die Individualmerkmale stellen die ökologische Potenz und die Nachbarschaftsbeziehun- gen dar, während als Kontextvariable der Sozialraumtyp46 bedeutungsvoll wird. Damit behandelt Strohmeier die gebaute Umwelt als Individualmerkmal von Familien und setzt dieses Merkmal so in Beziehung zu dem anderen Merkmal, den nachbarschaftlichen Be- ziehungen. Somit ist der Schwerpunkt, auf dem die Analyse aufbaut hergestellt und die Kontextvariable, der Sozialraumtyp, wird in ihrer Wirkung auf die Beziehung dieser Indi- vidualmerkmale thematisiert. Mit dieser umfassenden Methode wurden die, z.T. aus frühe- ren Erhebungen gewonnenen, Daten gesammelt und anhand sogenannter Merkmalsprofile ausgewertet, was im nächsten Abschnitt kritisch gewürdigt wird.47

3.3 Ergebnisse einer sozialökologischen Untersuchung

Das Ziel der vorgestellten empirischen Studie lautete, die Beteiligung von Familien in so- zialen Netzwerken im Quartier in seiner Abhängigkeit von Kontexteigenschaften städti- scher Quartiere erklärbar zu machen. Anhand der vorab dargestellten Methode wurden von Strohmeier unterschiedliche Bedingungen und Verläufe mikrosozialer Prozesse konstatiert, in denen sich im Quartier Nachbarschaft konstituiert und erhält. Die ökologische Potenz von Familien, die maßgeblich von der ökologischen Valenz der Umwelt beeinflusst wird, ist dabei der Einflussfaktor, der bei der Netzwerkbildung von Familien zum Tragen kommt. Strohmeier stellt bei seiner Auswertung dabei die Gegensätze isolierter48 und in- tegrierter49 Familien gegenüber, und vernachlässigt Familien mit mittlerer Besuchshäufig- keit. Die erstellten Merkmalsprofile erlauben damit eine übersichtliche und aussagekräftige Darstellung der Ergebnisse. Dabei wird der vermuteter Zusammenhang bestätigt, der be- reits in zahlreichen anderen Arbeiten thematisiert, jedoch bis dahin nicht ausreichend un- tersucht wurde.50 An einem besonders signifikanten Ergebnisse, sollen an dieser Stelle die Aussagemöglichkeiten der Studie vorgestellt werden.

Sowohl junge als auch kinderreiche Familien sind nicht in allen Quartierstypen gleicher- maßen in Nachbarschaftsnetzwerke integriert. Eine hohe räumlichen Konzentration junger und kinderreicher Familien, eine verdichteten Bauweise sowie eine schlechter Infrastruktur stellen hier Aspekte der ökologischen Valenz dar. Die kinderzahlbedingte Problemlage junger Familien stellt sich unter diesen Bedingungen als Netzwerkfördernde Variable öko- logischer Potenz heraus.51

In alten Wohngebieten können sich dagegen aus dem gleichen individuellen Merkmalspro- fil Restriktionen ergeben, die die Isolation von Familien bezüglich nachbarschaftlicher Netzwerke bedeutet.52

3.4 Kritische Würdigung

In der älteren familiensoziologischen Literatur über Familien und soziale Netzwerke wer- den den Bedingungsfaktoren von Netzwerksbeziehungen kaum Beachtung geschenkt. Em- pirische Einzelbefunde liegen zumeist in der Gestalt korrelativer Zusammenhänge und als Tendenzaussagen vor, die relativ vage, zum Teil widersprüchlich und wenig komplex sind. Viele Ansätze verfehlen es, die verschiedenen Ebenen der Bedingungsfaktoren angemes- sen zu diskutieren oder die Variablen der Ebenen miteinander zu verknüpfen. Die signifi- kante Konfiguration von der auf der Ebene des Familienalltags gemessenen Merkmalen isolierter und integrierter Familien in den einzelnen Sozialraumtypen verweisen auf unter- schiedliche Bedingungen und Verläufe mikrosozialer Prozesse in denen sich im Quartier Nachbarschaft konstituiert und erhält. Partizipation von Familien an ihrer sozialen Umwelt ist abhängig von ihrer ökologischen Potenz. Diese wird wiederum maßgeblich definiert durch die ökologische Valenz der Quartiersumwelt. Indem sie jeweils spezifische Randbe- dingungen für die unterschiedliche Wirksamkeit familialer Eigenschaften auf die Umwelt- partizipation vorgeben, wirken sie auf die sozialen Netzwerksbeziehungen von Familien.

Einige kritische Anmerkungen zu dieser Vorgehensweise und speziell zu den Ergebnissen der Arbeit dürfen hier jedoch nicht fehlen. Zunächst einmal ist festzustellen, dass die Da- tenbasis auf der die ganze Arbeit beruht, aus unterschiedlichen und z.T. älteren Studien zusammengetragen wurde. Hier stellt sich die Frage, ob die gesammelten Daten auch für den Zweck bzw. für die Fragestellung einer anderen Arbeit aussagekräftig sein können.

Strohmeier, der z.T. auf eigenes Erhebungsmaterial zurückgreift, weist auf die Notwendig- keit hin, bereits erhobene Daten aufzubereiten und zu verwenden, da ansonsten aufwendige Einzelerforschungen geleistet werden müssten.53 Problematisch erscheint hier die Ver- knüpfung statistischer Daten mit Interviewaussagen der Familien. Es scheint nicht gewähr- leistet zu sein, dass Aussagen über den Sozialraumtyp auch langfristig gesehen als stabil gelten können, so ein Einfluss dieses Kontextmerkmals auf die Beziehung zwischen den Individualmerkmalen zumindest anzuzweifeln ist. Des weiteren ermöglichen die in amtli- chen Statistiken üblichen Definitionen die Anwendungen auf familiensoziologische Frage- stellungen nur in eingeschränkter Weise. Die Kinderzahl der Familie ist meistens nur im Querschnitt erfasst und Ehepaare mit erwachsenen Kindern, die aus dem Elterhaus ausge- zogen sind, gelten zumeist als kinderlose Paare.54 Ein Rückgriff auf amtliche Daten scheint demnach zwar als hilfreich und oft auch unabdingbare Notwendigkeit, kann jedoch nicht als Alternative zu sozialwissenschaftlichen Erhebungen betrachtet werden.

Als weitere Kritikpunkt ist die Spezifizierung der Netzwerksbeziehungen zu nennen, die lediglich über die Anzahl der Besuche erfolgt. Hier werden alle Aktivitäten, die sich au- ßerhalb der Wohnung abspielen völlig außer Acht gelassen. Dies erscheint als großes Manko der Arbeit, da Familiennetzwerke sich nicht ausschließlich über erhaltene Besuche beschreiben lassen und individuelle Unterschiede bezüglich der Art der Kontaktaufnahme nicht relevant werden können.

Neben dieser kurzen Kritik zu einzelnen Aspekten, kann die Analyse von Strohmeier ins- gesamt als gut ausgearbeitete und aussagekräftige Studie angesehen werden, die als Grund- lage zur Analyse verschiedener stadtsoziologischer Fragestellungen herangezogen bzw. weiterentwickelt werden kann. 55

Mit Hilfe der Mehrebenenanalyse wird das Problem von Person und Umwelt methodisch adäquat behandelt, da es nicht nur eine statistische Modellbildung, sondern eine besondere Art theoretischer Erklärung der Verbindung und Beziehung zwischen unterschiedlichen Ebenen kollektiver Verdichtungen ist.56 Übereinstimmende Ergebnisse zum Zusammen- hang von Urbanisierung und verschiedenen Netzwerkcharakteristika ergeben, dass je urba- ner die Lebensbedingungen werden, umso größer, multiplexer und weniger dicht werden soziale Netzwerke.57 Der Einfluss von architektonischen oder baulichen Verhältnissen auf einzelne Charakteristika sozialer Netzwerke wie z.B. die Kontakthäufigkeit oder die Men- ge freundschaftlicher Beziehungen, wird als gegeben betrachtet, wohingegen diese Er- kenntnisse nicht generalisierbar sind. „Der Neubau“ und „das Hochhaus“ können sowohl Stätten isolierter Beziehungslosigkeit, als auch umweltoffener nachbarschaftlicher Integra- tion sein. Die Untersuchungen sozialer Netzwerke sit nicht bei allen Größenordnungen von Umwelt sinnvoll und bevor angemessene Antworten auf die Frage der Netzwerkbildung von Familien gegeben werden können, muss zunächst die natürliche und soziale Umwelt betrachtet werden. Dies macht eine Analyse des sozialen Alltags und die ihn prägenden verschiedenen Lebenswelten sowie deren Bedeutung für die darin lebenden Menschen notwendig.

4 Resümee

Die These, dass Personen und Umgebung in einem Interdependenzverhältnis stehen und somit die räumliche Umgebung als ein Faktor auf die familiale Netzwerkbildung wirkt, hat sich im Verlauf der Arbeit bestätigt. Es wurde deutlich, dass sich aufgrund vielfältiger Ein- flussfaktoren kaum allgemeingültige Aussagen machen lassen, so dass eine differenzierte Betrachtungsweise unter Berücksichtigung verschiedenster Variablenzusammenhänge vor- zunehmen ist. Dabei müssen verschiedene Analyseebenen der Variablen statistisch und theoretisch miteinander verknüpft werden, was mit der Mehrebenenanalyse gewährleistet werden kann. Wird dies vernachlässigt, kann es zu Fehlinterpretationen von Ergebnissen kommen. Die aus stadtsoziologischen Forschungen gewonnene Erkenntnisse, dass Räume (als Umgebung) erst in ihrer Aneignung durch Personen sozial bedeutsam werden, gleich- zeitig jedoch auch einen strukturierenden objektiven und zwingenden Einfluss auf Perso- nen ausüben, müssen ebenso bei einer theoretischen, als auch empirischen Bearbeitung der Fragestellung stets mitberücksichtigt werden. Damit wird einer deterministischen Sicht- weise für die Erklärung von räumlichen Umgebungen und den Einfluss auf soziale Famili- ennetzwerke entsagt, da sie als einseitig und unrealistisch angesehen wird.

5 Literaturverzeichnis

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Vaskovics, L. (1995): Familie. Soziologie familialer Lebenswelten. Soziologische Revue. Sonderheft 3. Oldenbourg.

[...]


1 Vgl. Pressemitteilung 8/99, http://www.

2 Vaskovics 1995: 15

3 Vgl. Musil 1988: 18

4 Vgl. Hillmann 1994: 212

5 synonym dafür wird auch der Begriff „Kleinfamilie“ verwendet, beides bezeichnet Ehepartner und ihre unmündigen Kinder. Vgl. Hillmann 1994: 213

6 ebd.

7 Jansen 1999: 52

8 vgl. Jansen 1999: 52

9 die Relationen können je nach Inhalt, Intensität und Form unterschieden werden. Weiterführende Betrachtungen dazu bei Jansen 1999: 53

10 relationale Merkmale sind kontextabhängig wie z.B. Eigenschaften von Paaren. Weitere Merkmale von Individuen sind die absoluten (Alter, Geschlecht), die komparativen (werden über Vergleiche der Merk- malsausprägung eines Elements mit einem analogen Merkmal des Kollektivs gewonnen) und die kontextuel- len Merkmale (kann nur beschrieben werden, wenn das Individuum zugleich Mitglied in einem Kollektiv ist, über dessen Merkmale dann das Individuum beschrieben wird). Vgl. hierzu. Jansen 1999: 47-49.

11 Vgl. Jansen 1999: 68

12 vgl. Strohmeier 1983: 153

13 ebd.

14 Darunter versteht Strohmeier z.B. die „Blockebene“, vgl. Strohmeier 1983: 251

15 Strohmeier 1983: 29

16 ebd: 73

17 vgl. Strohmeier: 67

18 Das humanökologische Habitat-Konzept wird bei der mikrosoziologischen Ebene bedeutungsvoll, da hier die Lebensräume von Individuen bezeichnet werden, die i.d.R. die Wohnung darstellen die in funktionsräum- lich ausdifferenzierten Wohnquartieren in bestimmten Gebieten angesiedelt sind. Vgl. Strohmeier 1983: 71.

19 Strohmeier führt diesen Begriff zwar synonym zu dem des Soziotop ein, grenzt sich mit dem Habitatbeg- riff jedoch gegen mögliche Ähnlichkeiten zwischen Biotop und Soziotop ab.

20 Vgl. Strohmeier: 68

21 Umweltdeterministische Modelle beschreiben z.B. dass soziale Isolation von Familien durch die bauliche Gestalt bedingt wird, was sicherlich nicht grundlegend verkehrt, jedoch unvollständig ist. Vgl. Strohmeier 1983: 69.

22 Burt 1982

23 vgl. Jansen 1999: 17

24 Knötig 1978:23

25 hier führt Strohmeier u.a. Status, Alter, Familienstruktur und ethnische Gruppen an. Vgl. Strohmeier 1983: 73

26 Knötig 1978: 23

27 die Merkmale erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sie sind durchaus erweiterbar.

28 Mit der Lebenslage einer Familie sind jeweils bestimmte Freiheitsgrade im Umgang mit ( und in Abhän- gigkeit von) der direkten Quartiersumwelt verknüpft.

29 Strohmeier 1983: 73

30 Knötig 1978:23

31 Strohmeier 1983: 75

32 als soziale Regulierungen gelten z.B. ortsspezifische oder subkulturelle Konventionen, vgl. Strohmeier 1983: 75

33 Linde 1972

34 Strohmeier 1983: 76

35 vgl. Strohmeier 1983: 78

36 Strohmeier 1983: 58

37 vgl. Hillmann 1994: 442

38 vgl. Esser 1988: 38

39 vgl. Esser 1988: 38

40 vgl. König 1976: 28

41 vgl. Strohmeier 1983: 29

42 ebd.

43 Vgl. Strohmeier 1983: 29

44 Eirmbter 1979: 710

45 Strohmeier 1983: 190

46 Der Sozialraumtyp ergibt sich aus dem sozialen Rang, der einem bestimmten Gebiet zugeordnet wird und dem Familientyp (z.B. junge Familie mit kleinen Kindern). Insgesamt neuen verschiedene Sozialraumtypen werden so von Strohmeier errechnet, von denen jedoch nur acht empirisch zu finden sind. Vgl. Strohmeier 1983: 124-145.

47 Ausführlich dazu die Kapitel 3.3 bis 3.4 bei Strohmeier 1983.

48 Familien gelten als isoliert, wenn sie selten bzw. keinen Besuch bekommen. Vgl. Strohmeier 1983: 200.

49 Familien gelten als integriert, wenn sie häufig Besuche erhalten. Vgl. Strohmeier 1983: 200.

50 Vgl. hierzu die Ausführungen von Strohmeier in Kapitel 3.2.1

51 Vgl. Strohmeier 1983: 249

52 Vgl. Strohmeier 1983: 250

53 Strohmeier 1983: 252

54 vgl. Kopp 1997: 12

55 vgl. Esser 1988: 35

56 ebd.: 37

57 vgl. Keupp 1987: 75

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Familiennetzwerke
Autor
Jahr
2001
Seiten
18
Katalognummer
V99671
ISBN (eBook)
9783638981101
Dateigröße
370 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Familiennetzwerke
Arbeit zitieren
Andrea Denien (Autor:in), 2001, Familiennetzwerke, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99671

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