Jugendkulturen und Popmusik


Seminararbeit, 2000

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

VOM NEO-SWING ZUR FERTIGEN ARBEIT

1 BESCHREIBUNG EINER SZENE
1.1 NEO SWING

2 JUGENDKULTUR EINE FRAGE DES STILS ? 2.1 WIE EIN STIL ENSTEHT 2.2 VON DER MACHT DER WORTE ZUM UNGESCHMINKTEN - GESCHICHTE DER DOMINANTEN STILE

3 TEILBEREICHE DES BEGRIFFES STIL
3.1 MUSIK
3.2 DIE REAKTIONEN DER ELTERN

4 MTV GEGEN VIVA !
4.1 WAS IST MTV ?
4.2 WAS IST VIVA ?

5 WAS IST EINE JUGENDKULTUR ?

5.1 DEFINITION

INTERESSANTE ERFAHRUNG

Vom Neo-Swing zur fertigen Arbeit

Es stand für mich bald nach der Ankündigung der Hausarbeit fest, daß ich, wenn das Thema schon frei wählbar ist, mich mit Musik beschäftige, nur welche soziologischen Themen gibt es in Bezug auf Musik, einfach nur einen bestimmten Stil beschreiben, kann es nicht sein. Also nahm ich nach Rücksprache mit Ihnen das Thema Jugendkultur und Popmusik. Nach anfänglichen Problemen bei der Literaturbeschaffung, hatte ich, als ich dann den Trick raushatte, wie ich Bücher zu diesem Thema finde, eine reichliche Auswahl an Literatur. Bei der Auswertung dieser wurde mir klar, daß Jugendkulturen komplexe Geflechte sind, die neben der Popmusik auch andere Ausdrucksformen ha- ben. Es ist nicht möglich eines vom anderen zu trennen, ohne etwas zu unterschlagen, doch ich mußte eine Auswahl treffen. Geholfen hat mir dabei mein Thema und die ak- tuelle Neo-Swing Szene der USA, vor allem die Mode. Fasziniert von den Zoot Suits ging ich der Frage des Stil auf den Grund und hatte die nächsten zwei Kapitel der Ar- beit. Von seiner Schöpfung hin zum bevorzugten Stil der Jugendkulturen im Laufe der Zeit, hin zur Musik als Teil des Stilbegriffes, um am Ende den Kreis zu schließen, wie als Reaktion auf Verhaltensweisen der Erwachsenen, genau das passiert was zu Beginn dieser zwei Kapitel beschrieben wurde.

Was aber ist eine Jugendkultur heute ohne MTV und Viva, sprich die Massenmedien ? Was lagt da näher als eine kurze Vorstellung der Konzepte dieser beiden Sender? Am Ende schließt sich der gesamte Kreis der Arbeit in der Definition des Begriffes der Ju- gendkultur nach Baacke. Hier tauchen die Begriffe Stil, Musik und Massenmedien auf.

1 Beschreibung einer Szene

1.1 Neo Swing

USA im März 1999. In einem Club an der Westküste, in Chicago, Boston oder einer anderen Metropole der USA. Die anwesenden Jugendlichen nicht im Hip-Hop Outfit mit Schlapperhosen und weiten T-Shirts, nein, die Herren tragen Anzug, die Krönung ist ein original Zoot Suit, oder zumindest Khagihosen von Gap, die Damen Cocktail- kleider oder flatered skirts (ausgestellte Röcke). Die passenden Accessoires für den Her- ren sind ein Hut mit weiter Krempe, eine Taschenuhr mit möglichst langer Kette und schwarzweiße Wingtips (Schuhe). Die Damen haben eine Federboa und tragen weiße Söckchen. Überhaupt es dominiert das Lebensgefühl der vierziger Jahre mit seiner Ball- rooomatmosphäre und einem trockenen Martini an der Bar. Ihren Namen hat die Szene von der Musik zu der getanzt wird: Neo Swing. Der hat wenig mit dem original Swing aus den 20er bis 40er Jahre gemeinsam, sondern ist vielmehr eine von Jumpblues, Ska, Punk, Rockabilly, Big Band Sound und neuer Dings auch Latin inspirierte neue Art von Musik, die unter dem Etikett Neo Swing zusammengefaßt wird, was nicht heißt, daß die alten Swingplatten verpönt sind, die stehen genauso in den Top Five der DJ’s. Den Durchbruch verdankt die Szene den Filmen „Swing Kids“ (1993) und „Swingers“ (1996), sie vermitteln das neue Lebensgefühle der, in den ausgehenden Achtzigern ent- standenen Bewegung, einer breiten Masse. Doch ohne den Gapwerbespot währe das ganze vermutlich vom Mainstream nicht beachtet worden.

Aus diesem Grund liegt eine gewisse Ironie in einem Zitat von V.Vale, ein US-Autor, der eine Lexikon über diese Bewegung geschrieben hat „ In Ihrem Ursprung ist die Swing-Bewegung eine Rebellion gegen die gängige Popkultur - auch gegen die Mar- kenversessenheit der aktuellen Mode. Swinger tragen nämlich gern Kleidung aus den 30er, 40er und 50er Jahren, wie sie in Trödel und Secondhand-Läden zu haben ist“. (FOCUS).Gab aber ist eine große Modekette in den USA und zum anderen spielen in den Neunzigern die Medien, wie Film und Fernsehen, bei der Entstehung neuer Jugendkulturen eine große Rolle und sind Teile dieser. (vgl. Hoetzel,Holger, 1998,260ff)

2 Jugendkultur eine Frage des Stils ?

2.1 Wie ein Stil ensteht

Stilschöpfung ist die von einem Bricoleur, in diesem Fall die jugendliche Subkultur, geleistete Bricolage. Bricolage meint die Transformation der Bedeutung, von vorhande- nem und in seiner Bedeutung bestimmtem Rohmaterial, sonst ist die geleistete Trans- formation nicht erkennbar, in eine neue Bedeutung. Die Subkulturen bedienen sich für diese Transformation im Bereich der Kleidung und anderer physischer Objekte. So taucht in der aktuellen Neo Swing Bewegung in den USA der Zoot Suit (ein lässig wei- ter Anzug) wieder auf. Die nun auftauchende Frage ist, „warum übernimmt jetzt die eine Gruppe diese neu bestimmten Objekte, die andere aber nicht? Eine Übernahme und damit Stilbildung findet statt, wenn sich die Gruppe mit ihren Werten und Interessen aufgrund seiner „objektiven“ Eigenschaften mit dem Objekt identifizieren kann. Dies allein genügt jedoch nicht es, bedarf zusätzlich eines ausreichend entwickeltes Selbst- bewußtsein der Gruppe hinsichtlich ihres Selbstbildes und dessen Orientierung an symbolischen Objekten. Kurz, es kommt also auf die Homologie zwischen dem Selbstbewußtsein der Gruppe und den möglichen Bedeutungen des Objektes an. Stilbildung ist mehr als ein innere Idendifikationsprozeß mit einem in seiner Bedeutung transformierten Objekt. Eine Erweiterung des Blickwinkels ist von Nöten und führt zur Frage welche Funktion der Stil beim Auftreten der Gruppe gegenüber anderen Gruppen hat. Die Gruppe bildet ihre Selbstidendität aus dem Zusammenspiel zweier Komponen- ten, dem oben beschriebenen inneren Prozeß und dem Verhältnis, das Sie für sie wichti- gen Gruppen gegenüber haben. Bei der Entstehung der Gruppenidendität spielen die negativen und positiven Reaktionen anderer Gruppen, die daß Auftreten der Gruppe verursacht zusammen. Mit eine der wichtigsten Aufgaben eines subkulturellen Stiles ist die Grenzziehung zwischen der eigenen und den anderen Gruppen. Es taucht die Vor- stellung auf, dies geschehe überwiegen im subkulturellen Bereich unter zwei Gruppie- rungen, etwa zwischen Mods und Rockers oder in die Neunziger übertragen zwischen Hip-Hoppern und Neo-Swingern bzw. Technofans, doch es wird sich auch gegenüber nicht subkulturellen Gruppen mit Hilfe des Stiles abgegrenzt.

Bei Studien zur Reaktion auf andere Gruppen zeigt sich dann, die Abgrenzung erfolgt nicht primär über die symbolischen Aspekte des Stiles, sondern über ein Stil-Ensemble aus Aktivität, Kontext und Objekt. So ist die Gewalt von Skinheads gegenüber Hippies ein Teil des Ganzen, wie auch die gegensätzliche Kleidung und Haartracht der Skin- heads. (vgl. Clarke,John,1998,375ff) In die Neunziger übertragen ist die Mode der Neo- Swinger in Kombination mit der Atmosphäre der großen Ballrooms bei Konzerten, das Stil-Ensemble gegen die Rapper mit ihrem Schlapperlook und der Straßenatmosphäre und Gewaltverherrlichung (vgl. Hoetzel,Holger,1998,260ff und Needelsting, El- ke,1997,282f) Bestimmte Stilelemente können sich aber nur in der Abgrenzung zweier Subkulturen gegeneinander bilden. Aus diesem Grund die Warnung Cohens, den Kom- plexen Moment der Stilbildung nicht auf einen kurzen Moment der Analyse anzuwen- den und weiter die Außenbeziehungen der Gruppe nicht zu vergessen, denn die Stilbil- dung läuft nicht nur in der Gruppe ab. Bis hierhin wurde vernachlässigt, welche Konse- quenzen sich für eine Gruppe aus der Existenz ihres Stiles ergeben. Stil ist nicht einfach nur die Verkörperung der Identität und des Selbstimage der Subkultur sondern die Grenze zur Außenwelt und bestimmt damit, wie diese die Gruppe sieht und reagiert. Für die Massenmedien ist Stil heute das wichtigste Mittel zur Veranschaulichung und Berichterstattung über die Subkultur. Auf alle Artikeln zur Neo-Swingszene der USA, die ich gelesen habe, trifft dies zu. Kein Artikel ohne Beschreibung des Outfits der Gruppen und Jugendlichen. Die Gapmodekette nutzte den neuen Stil als erste zu Wer- bezwecken und trug damit entscheidend zum Durchbruch bei. Dazu später mehr. Die Jugendlichen werden über Kleidung, Stil und Erscheinung stigmatisiert. Diese Reaktion auf den Stil bleiben natürlich nicht ohne Folgen für die Einstellung der Gruppe zu Ihrem Stil.

Allzu einfach ist die Diskussion zur Ausbreitung der Stile, liegt der Blick auf Aller- weltsformeln, Erklärungen die sich nur auf die Medien, Werbung und kommerzielle Manipulation stützt. Dagegen betont der Autor des Artikels John Clark, die relative Of- fenheit der Prozesse der Stilbildung und die wichtige Rolle der Widersprüchlichkeit die beim Versucht der dominanten Kultur subkulturelle Stile auszubeuten entstehen.

Einer dieser Widersprüche zeigt die kommerzielle Entwicklungen dem Bedürfnis nach Marktneuheiten, raschen Modewechseln, Trendabhängigkeit und Diskontinuität einer- seits und dem Bedürfnis der Produktion nach Standardisierung, Reibungslosigkeit und Wirtschaftlichkeit andererseits. Eine andere Ebene zeigt zwei gegensätzliche Aspekte der Ausbeutung der Subkultur durch die Dominante. Positiv ist die massive, kommer- zielle Investition in Jugendmode. Negativ die Zuhilfenahme von Stilcharakterisierung als Stigma. Stigmatisierung zeigt deutlich die Offenheit der Prozesse, da die zur Selek- tion benutzten Charakterisierungen selbst Symbole sind und einer potentiellen Diskon- tinuität zwischen dominanter Chiffrierung und praktizierter Dechiffrierung der Empfän- ger unterliegen. Nachrichten veröffentlichen nur die Aspekte des Stils die ihrer Meinung nach wichtig sind. Vertreter der dominanten Kultur haben keine Probleme mit dem de- chiffrieren dieser Verschlüsselung durch Auswahl der negativen Seiten der Subkultur. Jugendliche die bereits schon an den negativen Seiten der Kultur teilhaben können aber durch diese Berichte zu potentiellen Anhängern der Gruppe werden, jedoch in einem anderen „kulturellen Raum“.

Durch Marketing verlieren die Symbole der Gruppe ihre Integrationskraft und werden offener für Variationen bei der Übernahme durch Gruppen, die mit andere Aktivitäten, Selbstbilder und Anliegen haben. Dies geschieht spontan außerhalb der kommerziellen Mechanismen.

Wichtige Entwicklungen der kommerziellen Jugendkulturen gehen von den Wurzel außerhalb des Kommerzes aus und werden nicht von der Industrie gemacht, wie die vergeblichen Versuche der Beatles Ära zeigen.

Der Verbreitungsprozeß der Stile geht zum Teil von den Jugendlichen selber aus, eine Schlüsselrolle spielen dabei die Jungunternehmer am Puls der Zeit. Kleine Plattenläden, Boutiquen und Einpersonen Unternehmen in der Modebranche bestimmen die Dialektik der kommerziellen Manipulation, nicht das allgemeine der Industrie. Der Begriff „Auf- lösung“ in Bezug auf Stil meint die Loslösung von den ursprünglichen Kontexten und der anschließenden Kommerzialisierung, bevorzugt von Kleidung und Musik (vgl. Clarke,John,1998,375ff)

2.2 Von der Macht der Worte zum Ungeschminkten - Geschichte der dominanten Stile

Der Begriff des Stil wird erstmals durch die Studien des Centre of Contemporary Cultural Studies in England in die wissenschaftliche Diskussion gebracht. Das Stil heute überwiegend an die Kleidung der Jugendlichen gekoppelt ist, liegt an der Entwicklung dessen, was unter Stil verstanden wird seit 1968. ‚So dominiert bei der 68er Generation noch der Glaube an die Macht des Wortes, was sich in der Forderung nach Diskussion zeigt. Das Modell an dem die Studenten sich orientieren ist das des soziologischen Dis- kurs. Man redet rein in den Hochschulseminaren oder störte Redner. Bestehende Ver- hältnisse wurden verurteilt und die Gesellschaft soll verändert werden, nach dem mar- xistischen Modell.

Ab Mitte der 70er Jahre setzt sich jetzt die Kleidung als Hauptausdrucksmedium des Stiles durch. Ethnologischer Diskurs, das insbesondere das indianische Prinzip der Stämmebildung, statt soziologischem Diskurs. Die Jugend will auffallen durch narzißti- sche Selbstdarstellung, auf der Straße und in der Disco, und die Schaffung eigner Re- geln. Idole sind die Musiker des Glam Rock, vor allem David Bowie. Der Jugendliche gibt sich als entfant terrible und genießt es sich als Ted, Punk oder Skinhead kostümie- ren zu können.

Das größte Lob ist es, wenn das Outfit ein „Wie sehen die denn aus!“ der Erwachsenen provoziert. Sie drücken darin Ihre Hilflosigkeit aus und werden zum neugierigen Voyeuer wider Willen. (vgl. Baacke, Dieter,1993,186ff)

Die Achtziger entwickeln die Siebziger weiter und treiben deren Ansätze auf den Gip- fel, den Grundstein legte Andy Warhol der in der Kunst vormachte, was die Sätze, „Je Paradiesvogel, desto Pop“ und „Life is Xerox, we are just a copy“, meinen: Es ist was ist und kein Argument kann etwas ändern. Der Glaube der Hippies, Linken und anderer ist verloren, denn jeder Mensch ist mit seinem Outfit reproduzierbar, wird zur „Kopie“. Der Star ist das Gesamtkunstwerk aus Eigeninszenierung, Präsentation und Vermark- tung. Es geht um „die Verwirklichung des Selbst ein Wert aus der Welt der Gesellschaft der Reichen. (und vgl. Baacke, Dieter,1993,186ff und Huber,Harald,1995,74).

Die Vision einer rein elektronischen Musik ausgehend von Kraftwerk ist in den Achtzigern Realität und bildet zusammen mit der Computerkunst eine neue Art Techno Kunst. Der Künstler ist nicht mehr im Videoclip zu sehen. Das Zusammenspiel von Farben, Formen, Rhythmus und Klang beschäftigt Auge und Ohren.

Die Entwicklung in den Neunzigern geht in Richtung des Ungeschminkten. Im Inde- pendentrock zählt das Leiden an der Welt, nicht die Äußerlichkeit. Der Stile heißt Grunge oder unplugged. Besser als mit „Es gibt keinen geradlinigen Trend, nur die Summe aller Widersprüche“ (Huber,Harald,1995,77) kön nen die Neunziger nicht be- schrieben werden.

3 Teilbereiche des Begriffes Stil

3.1 Musik

Mit Beginn der Pubertät treten neben Eltern und Schule die peer groups der Jugendli- chen als Sozialisationsinstanzen auf. Waren bis zu diesem Zeitpunkt die Eltern alleini- ger Bezugspunkt für alle Fragen der Jugendlichen, so beschränkt sich die Funktion der Eltern jetzt auf Fragen der Schule, des Berufes und der Finanzen. In Fragen der Sexuali- tät und Partnerschaft, bei psychischer und seelischer Belastung, ist die peer group der Ansprechpartner, der einen Orientierungsraum vorgibt. Beide Instanzen Eltern und peer group stehen gleichberechtigt nebeneinander, nur hat jede ihr klar abgegrenztes Aufga- bengebiet.

Die in der peer group gehörte Musik hilft den Jugendlichen bei der Abgrenzung vom Elternhaus. Mit ihrer Hilfe drücken Sie ihre Gefühle, wie Liebeskummer oder Wut aus und verarbeiten sie. Kritik an herrschenden Normen der Gesellschaft, ausleben von Träumen, ein optimistischer oder pessimistischer Blick in die Zukunft, ein phantasievol- les Suchen neuer Ideale oder eher Resignation, die komplette Vielfalt des jugendlichen Alltages, mit all seinen Widersprüchen, spiegelt sich in der Musik. Die Jugendlichen haben in der MusikihrAusdrucksmedium gefunden. Für Sie ist Musik nicht ein Teilaspekt des kulturellen Lebens, sondern ein Bestandteil ihrer ganzen Existenz.(vgl. Baacke, Dieter S.13 und Nolteernsting, Elke S.277 beide 1997)

In Kombination mit der dazugehörigen Kleidung und den Accessoires führt die dies zu einer Form des „cultural war“. „Cultural war“ ist, die bewußte Herausforderung und Beleidigung des „traditionellen Geschmackes“ zum Zweck des Ausbruches aus dem Alltag, dabei spielt es keine Rolle, ob die aktuelle, neue Jugendbewegung der Rock'nRoll in den Fünfzigern ist oder Techno, Hip-Hop und Neo Swing in den Neunzigern, das Ziel ist das Gleiche. (vgl. Baacke,Dieter,1997,39)

3.2 Die Reaktionen der Eltern

Eltern und Schule sind von der neuen Bewegung ausgeschlossen, sie verstehen die Sprache, und Symbolik der Musik ihrer Kinder nicht und fühlen sich aus diesem Grund provoziert. Sie versuchen jetzt, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, die neuentstehende Jugendkultur zu unterdrücken und zu kontrollieren, beispielsweise durch den „Explicit Lyrics Sticker“. Dieser Sticker wird ohne große Prüfung, was Kriti- kern wie dem Musiker Frank Zappa einer Zensur gleichkommt, auf Platten im Rap- und Heavy-Metalbereich geklebt Gründe für diesen Sticker sind nach Meinung und Interpre- tation der Eltern die gewalt- und drogenverherrlichenden Texte dieser beiden Musikgat- tungen. Ein weiterer Aufschrei geht durch die Welt der Erwachsenen, wenn die Idole der Jugendlichen durch Exzesse in die Schlagzeilen geraden. Als sie und ihre Musik zu Vorbildern wurden hat sich keiner um die Jugendlichen gekümmert, jetzt gehen die El- tern davon aus, daß die Jugendlichen ihrem Idol nacheifern. Doch ist dem so? Joe Co- cker Fans werden nicht deshalb Alkoholiker weil er einer ist, die Ursachen für Jugend- alkoholismus liegen vielmehr im sozialen Umfeld der Jugendlichen. Wie beim Sticker ist die Befürchtung der Erwachsenen falsch. Die Jugendlichen zeigen also sehrwohl das sie zwischen Realität und Fiktivität differenzieren können.

Deklassierung der Musikstile der Jugend passieren durch Erwachsene recht schnell, denn die orientieren sich vorwiegend am Mainstream und oberflächlichen Information über die Musikstile der Jugend und ziehen daraus falsche Rückschlüsse. Der bekanntes- te ist der, Technofans seien unpolitisch, da sie ihre Freizeit mehr spaßorientier und we- niger politisch interessiert als ihre Eltern gestalten, was aber widerlegt ist. Diese vorschnelle Verurteilung hinterläßt bei Jugendlichen, jeglicher Szenen Unmiß- verständnis und Mißmut.

Der Kulturbegriff der Erwachsenen wird in Abgrenzung zur Jugendkultur benutz und ruft damit Gegenreaktionen der Jugendlichen hervor. Eine dieser Gegenreaktionen auf diesen dominanten Kulturbegriff ist die Entstehung eines neuen Musikstiles. (vgl. Nol- teersting,Elke,1997,276ff) Hier schließt sich der Kreis zur Szenebeschreibung und der Definition des Begriffes Stil.

4 MTV gegen Viva !

4.1 Was ist MTV ?

MTV ist zuallererst einmal der erste Musiksender der Welt der nicht im Radio sondern im Fernsehen ausgestrahlt wird; gestartet am ersten August 1981 in den USA. Doch MTV ist mehr als das, MTV steht für 24h nonstop Videoclips und die Philosophie die dahinter steckt. Der Zuschauer kann jederzeit reinzappen und hat nichts verpasst. Die Videoclips beeindrucken durch ihre Bilderflut, Computertricks und gängige Kli- schees, sonst nichts. Genauso steht MTV für Erfolg. Zehn Jahre nach dem Start hat MTV auf fast jedem bedeutenden Kontinent eine Filiale, von MTV Latino bis MTV Asia und ein Ende der Ausdehnung ist noch nicht in Sicht.. Solch eine globale Präsenz lohnt sich nur, bei geringen Produktionskosten. Die Show muß in Deutschland genauso laufen können wie in den USA, egal, wo sie produziert wird, denn der Name MTV ist ein Markenzeichen das überall auf der Welt die gleiche Bedeutung hat. Damit dies ge- lingt erfinde ich zur Not auch mal eine neue Stilbzeichnung für eine Musik die in jedem Land einen anderen Namen hat. Soweit noch kein großer Unterschied zu McDonalds. MTV gelingt jetzt aber noch dazu, die regionalen Märkte mit regional spezifischen An- geboten zu versorgen. Prinzip gleiche Verpackung unterschiedlicher Inhalt, so ein Vor- standsmitglied von MTV.

Nicht genug damit MTV ist Heavy Rotation, diese Videos werden rund dreißig mal pro Woche gespielt und repräsentieren damit, den Mainstream des Musikgeschmackes der MTV Generation. Am Anfang hieß das kaum schwarze Musik um die weiße Kundschaft nicht zu verschrecken, mittlerweile ist Hip-Hop Mainstream und eigene Magazine wie YO MTV-Raps bedienen die schwarze Kundschaft.

MTV schafft Einheit durch Sprache. Alle Sendungen für ganz Europa werden in Lon- don gedreht, die VJ’s sprechen Englisch. Sie entstammen der Generation für die Eng- lisch die zweite Muttersprache ist, Grenzen für Relikte aus grauer Vorzeit hält und sind aller nationalen Eigenschaften beraubt. Auch der Großteil der Videos ist in englischer Sprache.

Für Kritiker ist MTV das Ende der Subkulturen. MTV begräbt, wofür Rockmusik einst stand, Rebellion und Jungsein. „Rock is dead“, so der Soziologe Simon Frith, er wird im Jahr 2064 zwar noch gespielt werden aber dann aus Gründen der Nostalgie.

4.2 Was ist Viva ?

Viva ist von Grund auf Deutsch. Damit widerspricht Viva der These von dem einen Europa und der einen Sprache, wie sie von MTV propagiert wird. Viva spielt Techno- pop, der in Deutschland beliebt ist, sonst aber nirgendwo sonst in Europa und deswegen von MTV nicht gespielt wird. Viva ist der Sender der Schüler und Nichtakademiker. Eine Stärke von Viva sind die Eigener, vier große Popmultis. Doch hat Viva auch Nachteile, wie keine Präsenz in den USA und anderen Kontinenten. Doch Viva hat Er- folg ! vgl. (Langhoff, Thomas, S.364ff und Levinson,Marc, 1998,S.366ff)

5 Was ist eine Jugendkultur ?

5.1 Definition

Der Begriff Jugendkultur ist in Deutschland historisch belastet, er wurde erstmals von Gustav Wynken(1875-1964) als Gegenbegriff zur Alterskultur verwendet. Bezugspunkt der Jugendkultur ist für Ihn die Schule. Sie hat die Aufgabe, die Jugend und die von Ihnen ausgehenden neuen Gedanken und Ideen zu schützen.

Der neue Kulturbegriff

Heute ist die Schule immer noch Bezugspunkt für aktuelle Jugendkulturen, allerdings zum gegenteiligen Zweck der Ablehnung der von ihr vermittelten Inhalte. Jugendkultu- ren werden immer schulferner. Schuld daran hat ein gewandelter, mehr freizeitorientier- ter Kulturbegriff. Kultur ist nicht mehr Bewahrung von Tradition und geistigem Bil- dungsgut sondern ein Lebensraum der sich dessen entbehrt. Kultur ist „die Schaffung von Stilen über Medien, deren „bildender Gehalt“ unter Pädagogen eher strittig sein dürfte: Konsum, Pop und Rock, Mode sowie Schaffung neuer sozialer Treffpunkte.“ (vgl. Baacke,1993,S.127.) Der Begriff Jugendkultur bekommt neue Wurzeln, ohne die alten ganz aufzugeben. Gemeinsam ist dem alten und neuen Begriff z.B. das emanzipa- tive Moment. Als entscheidendes verbindendes Merkmal gilt, der Begriff des Mythos, der die Projizierung unserer Denkmuster in Erwartungen und Vorstellungungen, die bei der Thematisierung des „ist“ der Jugendkulturen auftauchen, beschreibt. Weiter kommt es heute zu einer Pluralisierung der Selbstkonzepte und Praktiken, des- halb der Plural Jugendkulturen. Wyneken u.a. hatten hingegen eine bestimmte Jugend im Blick.

Wichtigste Stütze heutiger Jugendkulturen sind die Medien/Massenmedien. Sie tragen nicht nur zur Internationalisierung bei sondern ermöglichen, neben anderen Faktoren, wie dem Bezug zur Zeitgeschichte, Veränderungen in der Gesellschaft und neue Krisen, erst ihre Entstehung.

Weiteres Charakteristikum heutiger Jugendkulturen sind ihre Kontinuitätsbrüche, wie sie vor allem im medialen Teilbreich von Videoclip und Film vorkommen. Das Wort Jugendkultur verliert die Jugend und wird zum „Ausdruck eines Lebensgefühles von Schnelligkeit, Plötzlichkeit und Intensität, das prinzipiell allen Altersgruppen zugäng- lich ist und sich in der Übergangsphase abnutzt.“ (vgl. Baacke, Dieter,124ff )

Interessante Erfahrung

Ich denke diese Arbeit war eine interessante Erfahrung für mich. Bisher machte ich mir keine großen Gedanken wenn ich z.B. Nirvana hörte. Es war für mich einfach nur eine Frage der Stimmung. Was passt besser zu einer riesen Wut im Bauch als ein „Smells like Teen Spirit“? Für mich fast nichts. Das ich mich, indem ich diese Platte höre, aber gegenüber meinen Eltern abgrenze oder wenn ich MTV schaue, nichts anderes sehe als eine Ansammlung von Klischees, war mir neu. Ebenso, daß die Bezeichnung Neoswing vielleicht von MTV stammt, um eine einheitliche Verpackung zu haben, um mit deren Hilfe diese Kultur besser vermarkten zu können. Es wurde immer faszinierend, wie For- scher sich bemühen zu beschreiben, was Jugendliche automatisch machen. Meine Stur- heit in Bezug auf den Neo-Swing offenbarte ein weiters Phänomen, die Jugend ist den Forschern immer ein Schritt voraus. Sie hat längst einen neuen Stil in der Mode oder Musik kreiert, da haben es die Forscher gerade mal geschafft zu erklären, warum Hip- Hop, „in“ ist. Wo es ging habe ich trotzdem versucht den Neo-Swing als Beispiel zu nutzen und hoffentlich im richtigen Sinn, denn wie gesagt, es gibt keine Literatur dar- über in Deutschland, wie es in den USA aussieht, weiß ich nicht, ich schätze mal, nicht viel besser. Es bleibt zu hoffen, die Jugend ließt nie diese Arbeit, denn wer will schon gerne hören, was andere über Ihn denken. Er könnte glatt als Gegenreaktion eine neue Jugendkultur gründen ...

Literaturvereichnis

Baacke, Dieter: Jugend und Jugendkulturen. Darstellung und Deutung. 1993, 2.,überarbeitete Auflage

Baacke, Dieter: Die Welt der Musik und die Jugend. Eine Einleitung In: Baacke, Dieter: Handbuch Jugend und Musik. 1997

Baacke, Dieter: Neue Strömungen der Weltwahrnehmung und kulturelle Neuordnung In: Baacke, Dieter: Handbuch Jugend und Musik. 1997

Nolternsting, Elke: Die neue Musikszene: Von Techno bis Crossover In: Baacke, Dieter: Handbuch Jugend und Musik. 1997

Clarke, John: Stilschöpfung In: Kemper, Peter u.a. (Hrsg.):but I like it. Jugendkultur und Popmusik, 1998, S.375-392

Lanhoff, Thomas: MTV: Subkultur als Werbeclip In: Kemper, Peter u.a. (Hrsg.):but I like it. Jugendkultur und Popmusik, 1998, S.364-367

Levinson, Marc: It’s an MTV World In: Kemper, Peter u.a. (Hrsg.):but I like it. Jugendkultur und Popmusik, 1998, S.368-374

Huber, Harald: Kiss that frog.Eine Skizze zum Thema Videoclip In:Noraldine Bailer/Roman Horak (Hrsg.) Jugendkultur, 1995, S.73-78

Hoetzel, Holger: Die neuen Swinger. Das Revival der 90er Jahre entwickelt sich zu einem kompletten Lifestyle-Parkett mit eigenen Stars, Clubs und spezieller Mode. Motto Swing ist das Ding ... In: Focus, 39, 1998, S.260-264

Carlozo, Lou: Swing Low Daddy O. Online im Internet. URL:

http://www.ccmcom.com/ccmmag/98dec/features2.html

[Stand: Dez. 98 Abrufdatum: 23.03.99]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Jugendkulturen und Popmusik
Note
1,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
17
Katalognummer
V99648
ISBN (eBook)
9783638980876
Dateigröße
366 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jugendkulturen, Popmusik
Arbeit zitieren
Eric Hoch (Autor:in), 2000, Jugendkulturen und Popmusik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99648

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