Fassadensysteme


Skript, 2000

5 Seiten


Leseprobe


Die vorgehängte und belüftete Fassade

System-Definition Eine vorgehängte und belüftete Fassade ist eine Aussen-wandbekleidung, bei der die Aussenatmosphäre mit der Belüftungsebene zusammenhängt. Diese Fassadenbekleidung umhüllt den geschlossenen, winddichten Baukörper.

Die vorgehängte, belüftete Fassade setzt sich im wesentlichen aus fünf grundlegenden Komponenten zusammen. Der Wandaufbau von innen nach aussen, stellt sich wie folgt dar:

- Tragwerk
- Unterkonstruktion
- Wärmedämmung/Trennfolien
- Belüftungsebene
- Fassadenbekleidung

Funktionsweise Entsprechend der Funktionsweise der belüfteten Fassade wird die im Baukörper befindliche Feuchtigkeit durch die dampfdiffusionsoffene Wärmedämmung in den ausreichend dimensionierten Belüftungsraum abgeführt. Ziel ist es, den feuchten Baukörper beispielsweise bei einer Sanierung oder auch bei einem Neubau sehr schnell austrocknen zu lassen. Die Unterkonstruktion, aus Holz, Metall oder einer Kombination aus von beiden Materialien, trägt die Fassadenbekleidung und sichert den erforderlichen Wandabstand der für die Belüftung und die Wärmedämmung notwendig ist.

Wesentlich bei der Planung und Konstruktion einer vorgehängten, belüfteten Fassade ist die mechanischen Befestigung der Konstruktion. Die Unterkonstruktion muss sicher im Verankerungsgrund befestigt werden und selbst die erforderlichen Befestigungspunkte der Bekleidung liefern und weiterhin die aus der Windbelastung resultierenden Kräfte wie Sog- und Druckkräfte sicher in die Konstruktion abführen.

Für die Ausführung belüfteter Aussenwandbekleidungen mit Unterkonstruktionen einschliesslich der Verbindungen, Befestigungen und Verankerungen gilt die DIN 18 516 Teil1, zu definieren sind in diesem Zusammenhang folgende Begriffe:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tragwerk

Unterkonstruktion ein-/mehrteilig

Wärmedämmung

Hinterlüftungsebene

Fassadenbekleidung

Abbildung 1 : Systemdarstellung der vorgehängten und belüfteten Fassade

Verankerungsmittel Als Verankerungsmittel bezeichnet man handelsübliche Dübel-/ Schraubenkombination, die die Wandhalter der Unterkonstruktion im Verankerungsgrund kraftschlüssig sichern. Grundsätzlich bedürfen diese einer bauaufsichtlichen Zulassung. Ihre Dimensionierung und die Anzahl ist abhängig von der Eigenlast der Fassadenbekleidung und der Güte und Festigkeit des Verankerungsgrundes, so dass in jedem Fall ein rechnerischer und statischer Nachweis zu erbringen ist.

Die Verankerung der Unterkonstruktion hat mit zugelassenen Dübeln zu erfolgen, alle metallischen Verankerungsmittel, die nach dem Einbau nicht mehr zugänglich sind, müssen der Korrosionsschutzklasse II nach den Normen der Reihe DIN 55 928 genügen.

Diese Verankerungsmittel können aus einem polymeren Werkstoff sein, es sind aber auch Metalldübel, Injektions- oder Verbunddübel üblich.

Verbindungsmittel Als Verbindungsmittel werden Nieten oder Schrauben bezeichnet, die die einzelnen Bauteile der Unterkonstruktion miteinander verbinden. Die Art der Verbindungen der Einzelteile der Unterkonstruktion bzw. der Bekleidungselemente untereinander bleibt dem Auftragnehmer überlassen, sofern die Zulassungen keine entgegenstehenden Aussagen treffen.

Für Verbindungen dürfen nur korrosionsbeständige Baustoffe verwendet werden z.B. für Klammern, Klipse, Haken, Schrauben, Nieten, etc.

Verbindungen sind so auszuführen, dass sie die Bewegungen an den Bauteilen und dem Bauwerk geräuscharm aufnehmen können. Schraubverbindungen sind gegen selbstständiges Lösen zu sichern. Beim Zusammenbau von Bauteilen verschiedener Stoffe ist Kontaktkorrosion auszuschliessen.

Befestigungsmittel Als Befestigungsmittel werden meist die sichtbaren Teile bezeichnet, die die Bekleidung auf der Metall- oder Holzunterkonstruktion dauerhaft fixieren. Der Nachweis der Eignung (Dimensionierung, Anzahl, Abstände untereinander, Werkstoffe) ist auch hier zu erbringen.

Unterkonstruktion Das konstruktive Bindeglied zwischen Verankerungsgrund und Bekleidung, ist die Unterkonstruktion. Sie wird abgestimmt auf die Anforderung aus dem Verankerungsgrund (z.B. Mauerwerk, Stahlbeton) und der gewählten Fassadenbekleidung.

Wärmedämmung Vorgehängte belüftete Fassaden, sind mehrschichtige Systeme, die bei korrekter Ausführung die Gebäude effektiv vor Wärmeverlusten schützen. Grundlage für die Dimensionierung und Anordnung der Wärmedämmung in der Fassadenkonstruktion ist die gesetzliche Wärmeschutzverordnung in ihrer aktuellen Fassung.

Dämmstoffhalter Dämmstoffhalter sind Kunststoffdübel (z.B. aus Polyethylen) mit aufgesetztem kreisförmigen Dämmstoffhalter, geeignet für Dämmstoffdicken von ca. 50 mm bis einschl. 140 mm Dicke bei vorgehängten und belüfteten Fassaden.

Belüftung Abstand zwischen der Innenseite der Bekleidung und der Oberseite der Wärmedämmung zur Reduzierung der Luftfeuchte und zur Ableitung von Niederschlagsbzw. Tauwasser. In der Regel ist ein Abstand von ca. 20 mm ausreichend, örtlich ist eine Reduzierung des Abstands bis auf 5 mm möglich.

Verankerungsgrund Als Verankerungsgrund bezeichnet man den Teil der tragenden oder nichttragenden Gebäudehülle, in welcher die belüftete Aussenwandbekleidung verankert werden kann.

Die vorgehängte und nichtbelüftete Fassade

Definition Als nichtbelüftete Fassade bezeichnet man Wandkonstruktionen die im Gegensatz zur vorgehängten und belüfteten Fassade auf die rückseitige Belüftungsebene verzichten und durch spezielle Trennlagen die bauphysikalischen Prozesse steuern.

Bauphysik Um die Diffusion von wasserdampfhaltiger Luft in die Konstruktion auszuschliessen ist der Einbau einer Dampfsperre (sd 100 m) an der Innenseite der Konstruktion notwendig. Aufgrund des geschlossenen Schichtaufbaus mit äusserem dichten Abschluss ist ein Eindiffundieren von wasserdampfhaltiger Luft aufgrund der vorhandenen Stauwirkung kaum möglich.

Geringe Feuchtemengen aus Restfeuchte und Stauwasser können, durch temperaturbedingte Luftdruckschwankungen ausdiffundieren und über Falze, Fugen und Anschlussprofile abgeführt werden.

Ist konstruktiv bedingt eine zusätzliche Trennlage erforderlich (z.B. Winkelstehfalzbekleidungen auf vollflächiger Holzschalung) ist eine diffusionsoffene Trennlage zu verwenden, um den Feuchtetransport nicht zu beeinträchtigen.

Bekleidungsysteme Denkbar sind, neben der traditionellen Aussenwandbekleidung in Winkelstehfalztechnik, Fassadensysteme z. B. in Sandwichtechnik. Sandwichelemente sind industriell vorgefertigte und einbaufertige Wandelemente ohne Belüftungsraum. Eine Kernschicht aus steggerichteten Mineralfasern (z.B. Rockwool Conrock) oder PUR- Dämmelemente verbinden zwei dünne Kupferbleche schubsteif miteinander.

Einsatzgebiet Zum Einsatz kommt die nichtbelüfteten Fassade in der Regel als:

nichttragende Aussenwand im Wirtschafts- und Industriebau. Aussenwände von Regal- und Hochregallagern Umhausung von haustechnischer Anlagen (z.B. Klimazentralen, Trockenkammern, etc.) Lüftungskanäle und Installationsschächte im Anschlussbereich von Brandwänden an brennbare Aussenwände gegen Feuerüberschlag

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Fassadensysteme
Autor
Jahr
2000
Seiten
5
Katalognummer
V99382
ISBN (eBook)
9783638978262
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Auszug aus dem Script Fassaden aus metallischen Werkstoffen in Systemtechnik
Schlagworte
Fassadensysteme
Arbeit zitieren
Jan Giesenkaemper (Autor:in), 2000, Fassadensysteme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99382

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