Designwissenschaft


Hausarbeit, 2001

6 Seiten


Leseprobe


Designwissenschaft

1. Was ist Designwissenschaft ?

2. Was sind die wichtigsten Gesichtspunkte der Designwissenschaft ?

3. Was bringt sie für die Praxis ?

1. Was ist Designwissenschaft ?

Um der Beantwortung dieser Frage nachzugehen , gilt es vorab zu klären , was ist überhaupt Design und was ist kennzeichnend für eine Wissenschaft ?

Ausgehend vom lateinischen ,, designatio " kann man wohl allgemein von einerBestimmung

, Bezeichnung oder bildlichen Darstellung , so die Übersetzung , sprechen. Für die hier angestrebte Erklärung ist dieses Resultat jedoch unzureichend.

Übersetzen wir dagegen direkt aus dem Englischen kommen wir unmittelbar zum Planen undEntwerfen .

Als Wissenschaft bezeichnet man allgemein die höchste Form theoretischer Tätigkeit und ihr Ergebnis. Als Produkt der Erkenntnistätigkeit ist die Wissenschaft ein sich ständig entwickelndes, durch die Praxis überprüftes System von Wissen, das in Gestalt von Begriffen, Aussagen, Hypothesen, Gesetzen und Theorien fixiert wird. Sie verfügt über eine spezifische Fachsprache und einen Leitfaden.

Mit der so gewonnenen Erkenntnis lässt sich vorab und grob sagen, ,,Designwissenschaft ist also wortgetreu dieWissenschaft von der Bestimmung, davon, was das Bestimmte vom Unbestimmten und Undeutlichen, dem Vagen, unterscheidet."(Holger van den Boom, Betrifft: Design. S. 54).

So sagt H. van den Boom in seinem Artikel ,,Grundzüge der Designwissenschaft. Ein Versuch zur Orientierung.", ,,Die Designwissenschaft ist also eine unter diesem Namen vielerorts, von Wissenschaftlern unterschiedlicher Herkunft inzwischen mit einiger Anstrengung betriebene, wenngleich eine noch nicht ganz wohletablierte Disziplin. Dazu ist ihre Fragestellung einfach zu jung und zu unübersichtlich." und weiter ,,Der Versuch, die Grundzüge der Designwissen- schaft darzulegen, beinhaltet gegenwärtig also notwendigerweise immer zugleich auch den Versuch, einen Aufbau für diese Disziplin vorzuschlagen. (Öffnungszeiten. Papiere zur Designwissenschaft, Nr. 7/98, S. 6/7 ). Was fehlt ist ein klarer Leitfaden, demsystematische Gesichtspunkte zugrunde liegen.

Die Designwissenschaft versteht sich demnach als solche noch in der Entstehung, wobei sie sich auf sogenannte Bezugswissenschaften stützt. Hierzu zählt zum einen dieSemiotik, die Wissenschaft von den Zeichen, die ihrerseits über systematischere Grundzüge verfügt, als die Designwissenschaft, wobei sie wie van den Boom sagt: ,,...eines genuinen fundamentalen Leitfadens entbehrt, der ihren wissenschaftlichen Stellenwert in zweifelsfreies Licht rücken könnte."( Öffnungszeiten Nr. 7/98, S. 7 )

Sie reicht also nicht aus, um eine anwendungsorientierte Designwissenschaft hervorzu- bringen.

Im Sinne der Systematisierung wird von einer mathematischen Theorie und somit einer logischen, der Informatik, präziser derInformationstheorieausgegangen, die von Max Bense und seiner Schule sogar als Fundamentalwissenschaft der Semiotik angesehen wurde. Jedoch ist diese besser gegründet, der Semiotik dennoch nahestehend.

Die Designwissenschaft beschäftigt sich mit der künstlich geschaffenen Welt, durch den Menschen und mit ihm in ihrem Zentrum. Designwissenschaft ist somit dieWissenschaft vom Artefakt.

Um eine künstliche Welt erschaffen zu können müssen bestimmte geistig abstrakte Fähigkeiten vorhanden sein. Dies bezeichnet nicht eine veränderte Welt durch natürliche Hinterlassenschaften und Spuren des Lebens, sondern eine bewusste Erschaffung von etwas Neuem zur Erschließung des Vorhandenen, somit ein Prozess, der ein Ziel verfolgt, unter dem Aspekt der Informationsverarbeitung.

Diesem Artefakt als Werkzeug zur Erschließung, zur Erkenntnisgewinnung muss ein gestalterischer Prozess zugrunde liegen, ein Entwurfsprozess, und sei er nur das Abbild des gewünschten Artefakts vor dem geistigen Auge.

Holger van den Boom trifft hiezu die Aussage: ,,Designwissenschaft ist die Wissenschaft vom Entwurf. Designwissenschaft wollen wir sehr allgemein definieren als die Wissenschaft vom Entwerfen, vom Entwurfsprozess und vom Entwurf als dem Resultat des Entwerfens." (Öffnungszeiten Nr. 7/98 S. 7 ).

Das Ziel der Designwissenschaft ist die Verwissenschaftlichung desDesignprozesses. In ihrem Zentrum steht die Designinformatik.

2. Was sind die wichtigsten Gesichtspunkte der Designwissenschaft ?

Allgemein geht es in der Designwissenschaft hauptsächlich um das ,,wie" des Entwerfens. Wie entwirft also der Mensch seine Umwelt in Hinsicht der Erschließung der Natur, unter Betrachtung dieser als wirkliche erste Natur und der artefaktischen Umwelt als zweite Natur. Es geht also hauptsächlich darum, ,,...das menschliche Entwerfen zu verstehen; aber auch, es zu lenken und zu optimieren. Das ziel hierbei ist die ,,Versöhnung" mit der Natur, die Reintegration der zweiten Natur in die erste Natur."( H. van den Boom, Öffnungszeiten 7/98 S. 8 )

Hierbei spielt letztendlich die Gestalt dessen was entworfen wird eine Rolle. Somit ist die für die Wahrnehmung bestimmte Gestalt von wesentlicher Bedeutung. Designwissenschaft müsste also die dazugehörigen Wissenschaften, die Gestalttheorie bzw. Gestaltpsychologie beinhalten, wobei sich die Gestaltungsaufgabe auf alle Sinnesfelder bezieht.

Diese Betrachtung reicht jedoch den heutigen Anforderungen nicht mehr aus. Anstelle der Gestaltungspsychologie tritt nunmehr dieKognitive Psychologiewelche sich nicht nur auf die Wahrnehmung der Dinge beschränkt, sondern auch auf deren Manipulation. ,,Gestaltung schafft also auch die Gestalten für die Manipulation der Dinge. Die kognitive Psychologie, insofern sie technisch-praktische Ratschläge erteilt wird zurKognitiven Ergonomie. Das zentrale Konzept der Kognitiven Ergonomie ist die sogenannte Benutzeroberfläche..." (H. van den Boom Öffnungszeiten 7/98 S.8 ).

,,Designer gestalten immer Prozesse."( Prof. Dr. Ing. Rolf Frick in Johannes Langenhagens Objekt und Prozess S. 40 )

,,Das erste, was wir lernen müssen, ist, die Form nicht als Gegenstand, res, zu sehen, sondern als Prozessphase eines Systems, das heißt, als zeitliche Struktur.( H. van den Boom, Öffnungszeiten, 7/98 S. 11 )

Konzeptionelle Problemlösungen stehen im Mittelpunkt. ,,Fundamental für die Designwissenschaft ist vielmehr eine allseitige Handlungstheorie, die sich.am spielenden Menschen orientiert.( H. van den Boom, Betrifft: Design, S. 13 )

So beschäftigt sich der Designer selbst wenn es ganz elementar ,,nur" um die Erschaffung eines Dinges geht, automatisch auch mit dessen Handlungsbezug oder Art der Benutzung und greift so indirekt in die auszuführende Handlung mit ein. Er hat also Einfluss auf das gelingen einer Handlung des Verbrauchers. "Die Designwissenschaftliche Handlungstheorie macht das Gelingen von Handlungen zu ihrem Thema; sie formuliert ,,felicity conditions", deren Erfüllung ein enttäuschungsfreies Handeln ermöglicht.(H. van den Boom, Öffnungszeiten, 1/96, S. 7 )

. Ein wesentlicher Gesichtspunkt der Designwissenschaft ist die Methode.

,,Unter einer Methode wird ein System von Regeln verstanden, das Klassen möglicher Operationen bestimmt, die von gegebenen Eingangsbedingungen zu geforderten Ausgangsbedingungen ( Zielen ) führtDas allgemeine Ziel einer so verstandenen Designmethodik besteht darin, die Methodenkompetenz des zukünftigen Designers so zu erhöhen, dass er sich bei Wahrung seines künstlerischen Anspruches mit seinem professionellen Anliegen gut in ein polydisziplinär zusammengesetztes Entwicklungsteam integrieren kann und sich dort zufolge dieser Kompetenz auch durchzusetzen versteht.

( Prof. Dr. Ing. Rolf Frick in J. Langenhagens Objekt und Prozess, S. 34-36 )

DieseMethode im Design, oderDesignmethodik, untersucht ihrerseits wiederum den Designprozess, den Prof. Dr. Ing. Rolf Frick in sechs Schritte unterteilt.

1. Phaase der Dokumense der Aufgabenfindung
2. Phase der Informationsbeschaffung ( welche sich über alle Phasen erstreckt)
3. Phase der Aufgabenaufbereitung
4. Phase der Objektanalyse
5. Phase der etappenweisen Erarbeitung des Designentwurfs
6. Phtation des Designentwurfs

( vergl. hierzu Langenhagen, Johannes, Hg., Objekt und Prozess, S. 38/39 )

Diese Schritte der Problemlösung spielen sich auf einer Darstellungsebene ab, dem sogenannten ,,Studio", durch welches ein Ausschnitt der das Studio umgebenden Umwelt näher beleuchtet wird. An der Spitze des Studios steht der ,,intuitive Kopf" des Subjektes, dem ,,ICH" dessen unmittelbare Umwelt wiederum das Studio ist.

( vergl. H. van den Boom, Betrifft: Design, S. 14)

Hierbei tritt der Computer als wesentliches Werkzeug des Studios auf .

3. Was bringt sie für die Praxis ?

Durch die Erkenntnisse und Bemühungen der Designwissenschaft sollen verantwortungs- bewusste Designer ausgebildet werden, die für einen Zeitraum von ca. 40 Jahren die Umwelt ,,an forderster Front" aktiv mitgestalten.

H. van den Boom spricht weiter von einer ,,designspezifischen Denkweise,...die als geistiges ,,Handwerkszeug" im konkreten Arbeitsprozess fungieren kann." und dass ein Designer den ,,...Designprozess, methodisch konsequent durchlaufen..." kann.( Betrifft: Design, S. 8 )

Oder wie Bernd Löbach in ,,Beiträge zur Bevölkerungsorientierten Designtheorie 1" schreibt:

,,Eine Designtheorie ist dynamisch, die Probleme wandeln sich im Hinblick auf ihre wichtigkeit, wie sich Gesellschaft mit ihren Wertvorstellungen und Normen wandelt." Erkenntnisse über die Art und Weise, wie der Mensch entwirft, im Vergleich zum evolutionärem Entwerfen der Natur mit dem Mensch als ihr Produkt, sollen das Design der Zukunft beeinflussen und verändern, unter dem Aspekt künstlicher Intelligenz.

H. van den Boom vergleicht das künstlich geschaffene, unflexible ,,starre" Design mit Hardware, während er die sich selbstorganisierenden Formen der Natur als ,,optimal ,,light" " beschreibt. ,,Die Natur..." so sagt er ,,...erstickt an der Massivität unserer ,,zweiten Natur"." Überdimensionierte Dinge säumen unsere Umwelt, die in ihrer Entwurfsphase nicht in der Größe Zeit wirken und die Zeit keine ihrer ,,Spuren" an diesem Artefakt, welches maximal den Status der Gleichheit zum Entwurf erreicht, hinterlassen kann.

Anders in der Natur die bei Null beginnt und von da an in der zeitlichen Struktur wirkt. Ich vergleiche den derzeitigen Designprozess mit einem digitalen Signal, deren Entwurfsphase die Werte unter Null bilden und aus der das fertige Produkt als starre Einheit (Signal) hervorgeht, und den Zustand beibehält, bis es gelöscht wird.

In der Natur gilt das analoge Signal welches in seiner Entwicklung auf äußere Einflüsse reagiert und zwar in der belebten Natur nicht in Form durch Verschleiß; eher wie die Jahresringe eines Baumes.

Artefakt Natur

Abschließend möchte ich nochmal H. van den Boom zitieren, der da sagt: ,,Zeitform schlechthin ist...die InformationDie Hardware ist, wo immer möglich in Software zu übersetzen..."( Öffnungszeiten 7/98, S. 11 )

Literatur :

Boom, Holger van den,,,Designwissenschaft", in Öffnungszeiten. Papiere zur Designwissenschaft, Nr. 1/96, S. 6-8.

Boom, Holger van den, ,,Kognitive Neurowissenschaft, Physik, Designwissenschaft und Philosophie", in Öffnungszeiten. Papiere zur Designwissenschaft, Nr. 5/97, S. 6-12.

Boom, Holger van den, ,,Grundzüge der Designwissenschaft. Ein Versuch zur Orientierung", in Öffnungszeiten. Papiere zur Designwissenschaft, Nr. 7/98, S. 6-11.

Boom, Holger van den, Betrifft: Design. Unterwegs zur Designwissenschaft in fünf Gedankengängen, Alfter: VDG, Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, 1994Bürdek, Bernhard E., Design. Geschichte, Theorie und Praxis der Produktgestaltung, Köln: DuMont, 1991

Langenhagen, Johannes, Hg., Objekt und Prozess, 17. Designwissenschaftliches Kolloquium. Halle / Saale: Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design, 1997

Löbach, Bernd, Hg., Beiträge zur Bevölkerunsorientierten Designtheorie 1, Cremlingen / Weddel: Designbuch Verlag Löbach, 1976

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Designwissenschaft
Veranstaltung
Einführung in das Industrial Design
Autor
Jahr
2001
Seiten
6
Katalognummer
V99311
ISBN (eBook)
9783638977555
Dateigröße
423 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Designwissenschaft, Einführung, Industrial, Design
Arbeit zitieren
Michael Grasshoff (Autor:in), 2001, Designwissenschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99311

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Titel: Designwissenschaft



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