Die ersten Wochen in der Schule


Hausarbeit, 1999

11 Seiten, Note: unbenotet


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorbereitung der Kinder auf die Schulzeit
2.1. Vorbereitung durch die Eltern
2.2. Vorbereitung durch den Kindergarten
2.3. Vorbereitung durch den Lehrer
2.4. Kooperation von Elternhaus, Kindergarten und Grundschule

3. Die ersten Wochen in der Schule
3.1. Die Einschulung
3.2. Gestaltungsprinzipien der ersten Schulwochen
3.2.1. Orientierung im Raum
3.2.2. Zeiterfahrung
3.2.3. Soziale Integration
3.2.4. Kontinuität der Lernprozesse - Spielendes Lernen

4. Abschlußbemerkung

Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Mit dem Eintritt in die Grundschule beginnt für alle Kinder ein neuer und aufregender Lebensabschnitt. Nun gehört man endlich zu den ,,Großen" und kann Lesen, Schreiben und Rechnen lernen!

Dieses Ereignis ist von so zentraler Bedeutung, daß sich sogar noch manche Erwachsene an ihre Einschulungsfeier oder ihre ersten Schulwochen erinnern können. Auch mir sind einige bruchstückhafte Erinnerungen an die erste Schulzeit geblieben, die fast alle mit angenehmen Eindrücken verbunden sind.

Aus meiner heutigen Sicht als Lehramtsstudentin mit dem Schwerpunkt Grundschule stellt sich mir bei dem Gedanken an den Eintritt in das Schulleben stets die Frage, wie ich als zukünftige Lehrerin die ersten Wochen meiner Schüler gestalten sollte. Aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden, diese Hausarbeit mit dem Thema die ,,Ersten Wochen in der Schule" zu erarbeiten.

Ich verfolge hiermit also ganz eigene Interessen und versuche anhand von ver-schiedener Literatur Lösungsmöglichkeiten für meine Fragen zu finden. In den Vordergrund sind dabei zwei wesentliche Aspekte gerückt:

1. Wie kann man Kinder vorbereiten, so daß sie dem Schulbeginn mit einer gewissen Vorfreude und gesunden Neugier entgegenblicken, statt den neuen Lebensabschnitt mit Ängsten und Sorgen zu erwarten?
2. Was muß man bei der Planung und Gestaltung der ersten Schulwochen beachten, damit die Kinder sich im neuen Lebensraum Schule heimisch fühlen und eine positive Einstellung zur Schule erlangen bzw. beibehalten?

Beide Aspekte stehen meiner Meinung nach in direktem Bezug zueinander, da für ein gutes Gelingen des Anfangsunterrichts eine entsprechende vor -schulische Vorbe-reitung stattfinden sollte.

Die Gliederung dieser Arbeit basiert daher auch auf diesen beiden Phasen:

Anfänglich wird dargestellt, in welcher Form Eltern, Erzieher und Lehrer den Eintritt ins Schulleben erleichtern können. Im Anschluß daran werden Anregungen zur Planung der Einschulungsfeier gegeben und schließlich wird die Gestaltung der ersten Schulwochen thematisiert, wobei keine fachspezifischen Lerninhalte erläutert werden sollen, sondern vielmehr, ,,was Kinder lernen müssen, obwohl es auf keinem Stundenplan steht".

Aus Gründen der Einfachheit verwende ich in meinen Ausführungen die maskuline Form.

2. Vorbereitung der Kinder auf die Schulzeit

Je näher die Einschulung rückt, desto mehr wird den Kindern von ihrer Familie und den Bekannten über die nahende Schulzeit erzählt. Auch im Kindergarten oder der Vorschulklasse wird das Thema Schule bestimmt im Vordergrund stehen, denn in diesen Institutionen treffen eine Vielzahl von zukünftigen ABC-Schützen aufeinander, die ,,Gerüchte" austauschen. Die Kinder erfahren also, daß etwas Neues und Unbekanntes beginnen wird. Solch eine Situation haben sie zwar schon einmal gemeistert, indem sie in den Kindergarten eingetreten sind, doch diese Erfahrung wird ihre Aufregung bezüglich der Schulzeit wohl kaum mindern. Ob die Kinder mit Freude, Neugier, Angst oder mit gänzlich gemischten Gefühlen diesem neuen Lebensabschnitt entgegenblicken, hängt sowohl von ihrer eigenen Persönlichkeit als auch von den positiven oder negativen Inhalten des bisher Gehörten über die Schule ab. Um den Kindern den Übergang vom Kindergarten bzw. von der Vorschule in die Grundschule zu erleichtern und ihre Neugier und Vorfreude zu fördern, sollten die zukünftigen Erstkläßler von ihren Eltern, Erziehern und Lehrern entsprechend vor-bereitet werden.

2.1. Vorbereitung durch die Eltern

Die Eltern spielen eine maßgebliche Rolle bei der Erleichterung des Übergangs in die Grundschule. Ihre Einstellungen und Meinungen die Schule betreffend werden von den Kindern oft übernommen. Aussagen seitens der Familie wie zum Beispiel ,,in der Schule mußt du immer fleißig sein und nur reden wenn der Lehrer dich anspricht" oder ,,sitz immer still und hör gut zu, damit du nichts verpaßt" hinterlassen Spuren und Eindrücke, von denen sich das Kind nicht leicht befreien kann. Auch die ständige Nachfrage, ob sich das Kind auf den Schulanfang freue, kann Unbehagen bewirken, denn die Frage assoziiert, daß es auch Gründe gibt, sich nicht zu freuen (vgl. Meyer, 1994, S. 12). Die Eltern sollten also solche Bemerkungen vermeiden und statt dessen die Fragen des Kindes sachlich beantworten sowie einige ihrer positiven Erinnerungen an die eigene Schulzeit schildern.

Besonders wichtig ist ein ruhiges, gelassenes Verhalten der Eltern, das sich auf die Kinder übertragen kann und Schulängste ebenso verringert wie Liebe und spürbares Vertrauen in die Kinder (vgl. Meyer, 1994, S. 20).

2.2. Vorbereitung durch den Kindergarten

Erzieher sollten - ebenso wie die Eltern - mit Gelassenheit und Verständnis auf die Fragen der Kinder eingehen und durch positive Schilderungen die Freude auf den Schulbeginn stärken. Im Kindergarten besteht außerdem die Möglichkeit die Kinder als Gruppe auf den neuen Lebensabschnitt vorzubereiten. Dies kann sich vorteilhaft auf die zukünftigen Erstkläßler auswirken, da sie merken, daß ihre Gefühle und Erwartungen bezüglich der Schule auch von anderen Kindern geteilt werden.

Die Erzieher können in ihren Kindergartengruppen zum Beispiel erzählende Bilderbücher, Sachbilderbücher, Fotos, Dias und Videos einsetzen, die das Schulleben thematisieren und in dazugehörigen Gesprächen die dargestellten Inhalte näher erläutern (vgl. Krenzer, 1995, S. 12-16). Werden diese Medien eingesetzt, sollte unbedingt darauf geachtet werden, daß ihre Inhalte realitätsnah und kindgerecht gestaltet sind. Unsachgemäße Materialien könnten eine falsche Vorstellung vom Schulleben hervorrufen und sich somit beim Eintritt in die Grundschule nachteilig auf die Kinder auswirken.

2.3. Vorbereitung durch den Lehrer

Der zukünftige Anfangslehrer wird eine wichtige Bezugsperson für die Kinder sein und steht hiermit im besonderen Interesse der baldigen Erstkläßler.

Die Neugier der Kinder auf die Lehrkraft - und bestimmt ist auch der Lehrer auf die Kinder neugierig - sollte schon vor Schulbeginn befriedigt werden. So könnte der Lehrer beispielsweise Hausbesuche bei den zukünftigen Schülern unternehmen und somit ein gegenseitiges Kennenlernen im Beisein der Eltern herbeiführen. Die Eltern sollten allerdings zuvor über den Besuch informiert werden und ihr Einverständnis dazu geben.

Eine weitere Möglichkeit des Kennenlernens ist der Besuch des Kindergartens und ein dortiger Spiel- und Bastelnachmittag gemeinsam mit zukünftigen Schülern und Lehrkraft - voraussgesetzt dem entsprechenden Kindergarten gehören mehrere Schüler an. Sind persönliche Treffen zwischen Schüler und Lehrer nicht arrangierbar, könnte der Lehrer an seine Schüler auch Briefe verschicken, die dem Kind von den Eltern vorgelesen werden. In diesen Briefen kann die Lehrkraft etwas von sich erzählen und auch Fragen über das Kind stellen, die dann gemeinsam von Eltern und Kind beantwortet werden (vgl. Susteck, 1987, S. 55-59).

Die Kinder lernen durch diesen frühzeitigen Kontakt zum Lehrer bereits einen wichtigen Bestandteil des Schullebens kennen und der Schuleintritt wird ihnen mit einer weiteren vertrauten Person sicherlich leichter fallen.

2.4. Kooperation von Elternhaus, Kindergarten und Grundschule

Die Kooperation von Eltern, Erziehern und Lehrern ist zur Vorbereitung des Übergangs in die Grundschule unerläßlich. Zwischen ihnen sollte ein ständiger Informationsaustausch zum Beispiel über das Verhalten des Kindes oder Erziehungsziele stattfinden. Im folgenden nenne ich einige Maßnahmen, die den Kindern den Übergang in die Grundschule erleichtern können und die Unterstützung von Eltern, Erziehern und Lehrern erfordern:

- eine Kindergartengruppe unternimmt in Begleitung der Eltern einen Ausflug in die Schule, wo sie eine Führung von einem Lehrer bekommen
- im Kindergarten werden typische Schulmaterialien wie zum Beispiel Hefte und Federmappen spielerisch verwendet, die von der Schule bereitgestellt werden
- ein Rollspiel zum Thema Schule wird entwickelt
- Eltern, Lehrer und Erzieher berichten von ihrem eigenen Schuleintritt
- die Kinder lernen ihre zukünftigen Klassenkameraden kennen
- Erstkläßler im Kindergarten von ihrem Schulalltag Meiner Meinung nach lassen diese Aktivitäten den Schulanfang weniger ,,fremd" erscheinen und nehmen motivierenden Einfluß auf die Kinder. Eine gute Zusammenarbeit von Elternhaus, Kindergarten und Grundschule bewirkt bestimmt ein gutes Gelingen des Übergangs.

Insbesondere die Kooperation von Eltern und Lehrern sollte auch nach dem Schuleintritt weitergeführt werden.

3. Die ersten Wochen in der Schule

3.1. Die Einschulung

Der Einschulungstag stellt ein ganz besonderes Ereignis im Leben der Kinder und auch im Leben ihrer Eltern dar.

Für die Kinder kann der erste Schultag einerseits ein Fest wie der Geburtstag sein, an dem das Kind im Mittelpunkt steht, andererseits kann dieser Tag auch mit Angst-gefühlen, Unsicherheiten und Spannungen verbunden sein (vgl. Bairlein/Butters, 1998, S. 24). Die Einschulung sollte durch eine kindgerechte Feier gestaltet werden und die Er-wartungen der Kinder bezüglich des Schullebens erfüllen. Um den Kindern von Beginn an eine schulbejahende Einstellung zu vermitteln, sollte die Gestaltung des ersten Schultages seitens der Grundschule eine gut durchdachte Vorbereitung erhalten. Die Planung der Einschulungsfeier hängt stark vom Engagement der Lehrer ab und ebenso von der Größe der Schule. Gerade wenn mehrere Klassen eingeschult werden, ist es ratsam, eine Aufteilung und Dezentralisierung vorzunehmen (vgl. Hacker, 1998, S. 115).

Damit die neuen Schüler schon von Anfang an in die Schulgemeinschaft integriert werden, sollte die Einschulungsfeier von älteren Schülern der Grundschule mit-gestaltet werden. Diese könnten vor den Sommerferien lustige Theaterstücke, Sketche oder Lieder einstudieren und während der Begrüßungsfeier in der Aula vortragen. Die Vorstellungen sollten sich inhaltlich mit dem Thema Schule befassen und möglichst die Freude am Schulleben ausdrücken. Weiterhin könnten von den älteren Schülern auch humorvolle Gedichte zum Schulanfang vorgetragen werden. Sigrid Bairlein und Christel Butters (1998, S. 27) schlagen vor, in den letzten Schulwochen einen Dichterwettbewerb mit dem Thema Wir dichten für die Schulaufnahmefeier zu veranstalten; der Preis für die Sieger ist der persönliche Vortrag des Gedichtes auf der Einschulungsfeier.

Besonders wichtig in Bezug auf alle Beiträge, die für die Begrüßungszeremonie geplant sind, ist der zeitliche Rahmen. Langatmige Vorträge sowie ernste Ansprachen des Rektors sollten unbedingt vermieden werden, da die neuen Schüler in ihrer Aufnahmebereitschaft überfordert werden könnten.

Nach der allgemeinen Begrüßung in der Aula werden die Neulinge ihrer Klasse bzw. ihrem Lehrer zugeteilt und gehen in Begleitung der Eltern in den jeweiligen Klassenraum. Die Eltern sollten sich hier nur kurzweilig aufhalten und ihre Kinder dann der Obhut des Lehrers überlassen. Der folgende erste Unterricht sollte nicht länger als eine Stunde andauern.

Der Moment, in dem die Kinder das erste Mal allein mit ihrem Lehrer sind, ist ein wichtiger Augenblick, denn ,,schon vom ersten Schultag an werden die Weichen für eine gelungene und angstfreie Schüler-Lehrer-Beziehung gestellt, was auch für das spätere Lernen ein sehr wesentlicher Punkt ist" (Bairlein/Butters, 1998, S. 31).

Wie der Lehrer diesen ersten Unterricht gestaltet, bleibt letztlich ihm selbst überlassen. Allerdings sollte unbedingt berücksichtigt werden, daß die Erwartungen der Schüler Beachtung finden.

Für die erste Unterrichtsstunde eignen sich zum Beispiel Kennenlernspiele, die das Gruppengefühl stärken, oder das Herstellen und Gestalten von Namenskärtchen, wodurch die Bedeutung des Schreibens sichtbar werden kann. Weiterhin könnten die Kinder ihre Schultüten auspacken und als Hausaufgabe den Auftrag erhalten, ihre eigene Schultüte oder deren Inhalt zu zeichnen (vgl. Bairlein/Butters, 1998, S. 36). Meiner Meinung nach ist das Stellen einer Hausaufgabe am ersten Schultag besonders geeignet, um die Erwartungshaltung der Schüler zu erfüllen.

Praktische Anregungen zu den Programmpunkten einer Einschulungsfeier befinden sich im Anhang.

3.2. Gestaltungsprinzipien der ersten Schulwochen

Richtet man sich nach den Erwartungen der neuen Schüler und ihren Eltern, so wird im Anfangsunterricht Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt. Doch das wesentliche Ziel des Anfangsunterrichts ist ein anderes: ,,Die zentrale Aufgabe der ersten Schulwochen ist es, den Kindern die Umstellung auf das Schulkindsein zu erleichtern und ihnen alle nur möglichen Hilfen für die Einordnung in die neue Sozialsituation zu geben" (Lichtenstein-Rother, 1969, S. 40).

Die neuen Schüler sollen demnach für das Schulleben und Unterrichtsgeschehen befähigt werden. Mit welchen Prinzipien diese Aufgabe verwirklicht werden kann, wird im folgenden erläutert. Auf die Darstellung konkreter Durchführungsbeispiele wird allerdings verzichtet, da solche den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden.

3.2.1. Orientierung im Raum

Durch den Eintritt in das Schulleben erfahren die Kinder das Schulgebäude mit all seinen räumlichen Begebenheiten als Teil ihrer neuen Lebenswelt. Zum alltäglichen Leben gehören nun u. a. Pausenhof, Sporthalle und insbesondere das Klassenzimmer.

Für die Kinder ist es wichtig, diese neuen Räumlichkeiten zu erkunden und zu erfahren, sich darin zu orientieren und damit vertraut zu machen, denn nur so können sie sich darin heimisch und wohl fühlen. ,,Das Klassenzimmer muß allmählich in Besitz genommen werden, und dies geschieht nicht von selbst. Behutsame Eingewöhnung an die Raumeinteilung, die Sitzordnung, die Nachbarschaft zu anderen Kindern, die räumliche Distanz oder Nähe zum Kameraden aus dem Kindergarten muß empfunden, vielleicht auch schmerzlich akzeptiert werden können" (Herbert, in: Meiers, 1981, S. 152).

Die wohl wirkungsvollste Methode das Klassenzimmer in all seinen Begebenheiten zu erfahren, ist die Beteiligung der Schüler an der Gestaltung des Raumes. Auf diese Weise lernen die Schüler Einrichtungsgegenstände und Materialien kennen und können sich langsam mit ihrem Raum identifizieren (vgl. Hacker, 1998, S. 132).

Die Orientierung in anderen Räumlichkeiten der Schule ist schwer durch die Mitgestaltung der Schüler zu erreichen, daher sollten gemeinsame Rundgänge unternommen und Gespräche über den Nutzen der Räume geführt werden.

3.2.2. Zeiterfahrung

Mit dem Begriff Zeiterfahrung ist hier nicht die Zeit im Sinne eines Unterrichtsthemas zu verstehen, sondern die bewußte Wahrnehmung von Zeit während einer Spiel-, Arbeits- oder Gesprächsphase oder der Pause.

Die Schüler sollen ein Gespür für Zeitabschnitte entwickeln und den schulischen Tagesablauf nicht nur durch Gongzeichen bzw. durch eine Uhr wahrnehmen. Stattdessen sollte sich eine innere Uhr ausbilden und zum ,,Instrument eigengesteuerter Lerntätigkeit werden" (vgl. Herbert, in: Meiers, 1981, S. 154).

Damit die Schüler mit der zeitlichen Struktur des Vormittags vertraut werden, müssen sie lernen, mit der Zeit umzugehen. Aus diesem Grund ist es nötig, stabile zeitliche Elemente in den Unterricht einzubauen, denn so können die Schüler sich an einem gewissen Zeitrhythmus orientieren (vgl. Hacker, 1998, S. 122-124).

Der Umgang mit Zeit bedeutet im weiteren, daß die Schüler sich mit Vergangenem und Zukünftigem auseinandersetzen können.

3.2.3. Soziale Integration

Im Schulalltag werden von den Kindern sehr viele soziale Erfahrungen gemacht. Die neuen Schüler begegnen ihren Klassenkameraden, älteren Schülern, Lehrern, dem Rektor und auch dem Hausmeister; all diese Personen bilden die Schulgemeinschaft.

In den ersten Schulwochen ist allerdings die Klassengemeinschaft von größerer Bedeutung. Die Erstkläßler müssen sich ,,beschnuppern" und kennenlernen, denn durch den Umgang miteinander gewinnen sie an Sicherheit und Vertrautheit, was eine natürliche Atmosphäre schafft. Zur Förderung dieser sind feste Einrichtungen notwendig, wie zum Beispiel ein Gesprächskreis, indem die Kinder auf selbstverständliche Weise lernen, andere Mitschüler anzuhören und dessen Gefühle zu erleben und zu achten. Außerdem könnten in diesem Kreis erste verbindliche Regeln aufgestellt werden, auf denen ein verträgliches Zusammenleben basiert.

Wichtig ist, daß alle Kinder in das Zusammenleben der Klasse integriert werden und sich tatsächlich als Schüler ihrer Klasse fühlen.

Werden nach einiger Zeit auch soziale Kontakte zu Personen außerhalb der Klasse geknüpft, beispielsweise auf dem Pausenhof, werden die Erstkläßler sich schon bald als Schüler der Schule begreifen (vgl. Herbert, in: Meiers, 1981, S. 156).

3.2.4. Kontinuität der Lernprozesse - Spielendes Lernen

Jedes Kind besitzt seit seiner Geburt einen instinktiven Drang zum Lernen, durch den es schnell verschiedene Fähigkeiten und Fertigkeiten erlangt. Dieses Lernen geschieht auf ganz natürliche Weise und ist von einem spielerischen Charakter geprägt.

Kurt Meiers beschreibt das spielende Lernen folgendermaßen: ,,Es ist spontanes, selbstbestimmtes, intrinsisch motiviertes, kreatives, zielgerichtetes, von breitem Interesse geprägtes, auf unmittelbares Erkunden und konkretes Erfahren gerichtetes Handeln. Die Prinzipien dieses natürlichen Lernens behalten auch in der sich anschließenden institutionellen Erziehung weiter Gültigkeit; denn die Kindergarten- und Schulkinder sind bestrebt, ihr in den Jahren zuvor aufgebautes Lernverhalten aktiv zu erproben und in ihren Fähigkeiten kontinuierlich Fortschritte zu erzielen" (In: Faust-Siehl/Portmann, 1992, S. 50). Spielendes Lernen sollte demnach unbedingt in der Grundschule fortgesetzt werden. Gerade in den ersten Schulwochen sollte diese Lernform häufig angewendet werden, da die Schüler mit etwas Vertrautem in der noch fremden Umgebung agieren können. Desweiteren können sie ihre bisher angewendeten Lernstrategien beibehalten und auf ihre eigene Art und Weise Lerninhalte erfassen. Allerdings sollte darauf geachtet werden, daß die Spiele nicht nur aufgrund des Spaßfaktors getätigt werden, sondern stets eine Bedeutung für den Unterricht und das Schulgeschehen haben.

Zu den geeigneten Spielen für den Unterricht gehören Regelspiele, Lernspiele, die als Mittel der Wiederholung und Übung dienen, und Rollenspiele, die zur Veran-schaulichung eines Sachverhalts bis hin zur Selbstdarstellung der Akteure benutzt werden können (vgl. Apel, in: Becher/Bennack, 1993, S. 159).

4. Abschlußbemerkung

Beim Verfassen dieser Hausarbeit ist mir klargeworden, daß jeder Lehrer seinen ganz eigenen Weg finden muß, um die ersten Schulwochen zu gestalten.

Sowohl bei der Vorbereitung des Übergangs als auch bei der Planung des Anfangsunterrichts müssen viele verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Hierzu gehören u. a. die Persönlichkeit der Kinder, die Größe der Klasse und der Schule, das Engagement der Lehrerschaft und der Erzieher, die Hilfsbereitschaft anderer Schüler, die Kooperation mit den Eltern und die Zusammenarbeit mit vorschulischen Institutionen.

Meiner Meinung nach haben kleinere Schulen auf dem Lande einen Vorteil bei der Erleichterung des Übergangs, da sich hier viele Kinder schon vor Schuleintritt kennen und oftmals auch den gleichen Kindergarten besuchen. In kleinen Ortschaften hat bestimmt schon jedes Kindergartenkind die Grundschule mehrmals gesehen und kennt vermutlich auch den Weg dorthin. Beim Einkaufen mit den Eltern hat man vielleicht schon den ein oder anderen Lehrer getroffen und ein paar Worte mit ihm gewechselt. Ich vermute daher, daß die Grundschule für ,,Dorfkinder" einen weniger fremdem Charakter besitzt und sich der Eintritt ins Schulleben für die meisten dieser Kinder leichter gestaltet. Dennoch sollte die Schuleintrittsphase sehr gewissenhaft vorbereitet werden.

In meinen Ausführungen zu den Gestaltungsprinzipien habe ich die für mich bedeutendsten Merkmale das Anfangsunterrichts dargestellt und mir dadurch bewußt gemacht, wieviele Aspekte in einer guten Planung Berücksichtigung finden müssen. Angemerkt sei hier allerdings, daß es noch weitere Gestaltungsmerkmale für die ersten Schulwochen gibt, wie zum Beispiel die Orientierung am Lernangebot oder die Erfahrung der Symbolwelt. Aufgrund des Umfangs dieser Arbeit konnte ich aber nicht alle Prinzipien erläutern.

Beenden werde ich diese Arbeit mit einem Zitat von Achill Wenzel (in: Becher/Bennack, 1993, S. 181), welches die Grundsätze eines gelungenen Schulanfangs zum Ausdruck bringt:

,,Es kommt allerdings entscheidend darauf an, wie das Kind Schule erfährt, wie es in das bewußte Lernen eingeführt wird, wie der organisatorische und räumliche Rahmen des Lernens beschaffen ist und vor allem, wie das Miteinander gestaltet wird."

Literaturverzeichnis

Bairlein, Sigrid / Butters, Christel: Schulanfang - Hilfen für Lehrer. Donauwörth: Auer Verlag GmbH, 1998, 2. Auflage.

Becher, Hans Rudolf / Bennack, Jürgen (Hrsg.): Taschenbuch Grundschule. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH, 1993.

Hacker, Hartmut: Vom Kindergarten zur Grundschule. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt, 1998, 2. Auflage.

Herbert, Michael: Pädagogische Aufgaben des Anfangsunterrichts. Ein Überblick. In: Meiers, Kurt (Hrsg.): Schulanfang - Anfangsunterricht. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt, 1981.

Krenzer, Rolf: Schulanfang. Lahr: Verlag Ernst Kaufmann, 1995.

Lichtenstein-Rother, Ilse: Schulanfang. Frankfurt a. M.: Verlag Moritz Diesterweg, 1969, 7. Auflage.

Meiers, Kurt: Gestaltungsprinzipien des Anfangsunterrichts. In: Faust-Siehl, Gabriele/ Portmann, Rosemarie (Hrsg.): Die ersten Wochen in der Schule. Frankfurt a. M.: Arbeitskreis Grundschule - Der Grundschulverband e. V., 1992.

Meyer, Gertrud: Abenteuer Schulanfang. Freiburg i. Br.: Verlag Herder, 1994. Susteck, Herbert: Kindgerechter Schulanfang. Frankfurt a. M.: Scriptor Verlag GmbH, 1987, 2. Auflage.

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Die ersten Wochen in der Schule
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Veranstaltung
Erstunterricht
Note
unbenotet
Autor
Jahr
1999
Seiten
11
Katalognummer
V99197
ISBN (eBook)
9783638976466
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wochen, Schule, Erstunterricht
Arbeit zitieren
Thekla Lindemann (Autor:in), 1999, Die ersten Wochen in der Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99197

Kommentare

  • Gast am 16.6.2001

    hallo.

    Hallo Thekla,
    es macht Spaß deinen Aufsatz/ Referat zu lesen. Ich bin bereits seit 3 Jahren Grundschullehrerin und muss sagen, er ist erstaunlich praxisnah. Ich habe zweimal eine 1. Klasse aufgenommen, und erfahren, dass das, was du als wichtig beschrieben hast, auch wirklich wichtig sit. Eins kommt allerdings noch hinzu, dass man auch die Eltern auf ie Schule vorbereiten muss und auf ihre Rolle als

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