Die Spieltheorie- von Strategien und (Bei-) Spiele


Hausarbeit, 2000

27 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Die Spieltheorie - von Strategien und (Bei-) Spiele

1. Prolog

Gegenstand meiner Hausarbeit ist die Spieltheorie. Ich muß ehrlich gestehen bis zum intensiven durcharbeiten verschiedener Lektüren, habe ich von der Existenz der Spieltheorie noch nie gehört. Mit der komplexen Bearbeitung rund um das breitgefächerte Gebiet der Spieltheorie, mit all seinen Strategien und Varianten ist es schon interessant, wie oft die Spieltheorie im alltäglichen Leben greift. Da gibt es die Entscheidungstheorie, welche noch mit unvorhersehbaren Phänomenen der Naturgewalten in Einklang gebracht werden kann. Und dann plötzlich, muß ich mich noch mit Mitstreiter, die genauso wie ich, sich durch das Leben quälen, auseinandersetzen. Gewiß, dies machen wir von der Geburt an bis zu unseren Tode, bewußt oder unbewußt. Ich für meinen Teil habe mich auch bewußt mit meiner Umfeld auseinandergesetzt, aber dem Kind nie einen Namen gegeben. Ob beim Schach, Fußball, in der Politik, im täglichen Miteinander, in Wettbewerbssituationen, bei kriegerischen Auseinandersetzungen und vielen anderen Bereichen des Lebens greift die Spieltheorie. Die leider etwas irreführende Bezeichnung erklärt sich historisch aus der wissenschaftlichen Analyse der Gesellschaftsspiele, aus der das heute in seinem Facettenreichtum kaum noch überschaubare Gebiet der Spieltheorie entwickelt hat. Allgemeine Aufgabe der Spieltheorie ist es, für alle sozialen Konfliktsituationen eindeutig das individuell rationale Entscheidungsverhalten zu definieren. Die Spieltheorie liefert uns den Rahmen des zielgerichteten, wechselseitig beeinflussenden und interaktiven Verhaltens zweier oder mehrerer Personen innerhalb unserer Wirklichkeit. Sie ermöglicht die Analyse und Beschreibung strategischer Spiele, gewährt darüber hinaus Einsichten in die freien Entscheidungsprozesse und deren Zusammenhänge in interaktiven Spielsituationen, die nicht mit dem wahrscheinlichkeitstheoretischen Instrumentarium angegangen werden können.

Ich möchte mit dieser Arbeit einen kleinen Überblick geben, mit der die Spieltheorie mit all ihrer Komplexität aufwartet. An einigen Beispielen aus allen Bereichen des Alltags möchte ich die Spieltheorie beleuchten. In den Kapiteln 2 und 3 möchte ich einige Ausführungen zum geschichtlichen Hintergrund machen und grundlegende Verständnisprobleme erörtern, wie z.B.-Was ist rationales Verhalten? Welche Strategien gibt es? Und Was beinhaltet die Komplexitätsfalle? In den nächsten Kapiteln möchte ich verschiedene Beispiele im Rahmen des spieltheoretischen Aspektes näher bringen. Im Kapitel 5 sind diese Beispiele unter dem Gesichtspunkt der Glaubwürdigkeit einer Strategie angesiedelt. Im Rahmen meiner Hausarbeit habe ich mich explizit mit den beiden großen der US-Automobilbranche beschäftigt und widme Ford und General Motors ein ganzes Kapitel, in dem ich einen kleinen Streifzug durch mehrere Jahrzehnte ihres Konkurrenzstreben begleite.

Wie alle Wissenschaften kleidet sie ihre Diskussionen vorzugsweise im Fachjargon und Mathematik. Beide Werkzeuge sind in der Forschung zwar unverzichtbar, aber sie führen dazu, daß die grundlegenden Ideen nur noch von Spezialisten verstanden werden. Jedenfalls ging es mir bei meinen Recherchen bei einigen Autoren so. Aber dennoch hat mich diese Arbeit ein großes Stück weiter bei der Alltagsbewältigung gebracht. Ich sehe jetzt die Welt nicht nur noch mit den Augen, sondern auch mit den Augen der anderen.

2. Allgemeines zur Spieltheorie

Obwohl es Ausnahmen gibt, hat sich die traditionelle Betriebswirtschaftslehre überwiegend als Anwendung der Optimierungstheorie auf betriebswirtschaftliche Entscheidungsprobleme verstanden. Die Spieltheorie hat die moderne Entwicklung von Volks- und Betriebswirtschaftslehre, aber auch anderer Sozialwissenschaften, wie der Philosophie, Politologie, Sozialpsychologie und Soziologie entscheidend befruchtet. Die extrem normative Position der Spieltheorie sowie der Facettenreichtum spieltheoretischer Modellierungstechniken, z. B. bei der Abbildung sequentieller Entscheidungen sowie individueller Informationsbedingungen, stößt aber auch auf Widerstände. Für die theoretische Volks- und Betriebswirtschaftslehre führt die Übernahme spieltheoretischer Methoden natürlich zu einer methodologischen Vereinheitlichung und damit zur Überwindung einer unsinnigen Trennung. Volks- und Betriebswirte, die sich spieltheoretischer Methoden bedienen, wären allein der Grund der extremen Rationalisierungserfordernisse und der empirisch oft nicht eindeutig feststellbaren Spielstrukturen meist der Grundlagenforschung zuzuordnen, während die angewandte Spieltheorie oft nur terminologisch und durch qualitative Plausibilitätsüberlegungen, wie Reputationseffekte oder die Kooperatiosstabilisierung bei unendlicher Wiederholung eines Spiels, bereichert. Die Spieltheorie hat und wird noch in vielfältiger Weise die Volks- und Betriebswirtschaftslehre, aber nicht nur die Disziplinen, befruchten. Die Frage, was rationales Verhalten kennzeichnet, wird zu Beispiel auch in der Philosophie oder der Sozialpsychologie gestellt.

2.1. Geschichte der Spieltheorie

Die Geschichte der Spieltheorie als eigenständige Wissenschaft geht auf das Jahr 1944 mit der Veröffentlichung von ,,Theory of Games and Economic Behavior" von John von Neumann und Oskar Morgenstern zurück. Bereits 16 Jahre früher ebnete John von Neumann den Weg der Spieltheorie, mit seinem Aufsatz ,,Zur Theorie der Gesellschaftsspiele", in dem er die Grundlage für das Min-Max-Theorem legte. Die wichtigsten Veröffentlichungen nach dem zweiten Weltkrieg erfolgten vor allem auf Englisch. Damit hat die Begriffsbildung der Spieltheorie einen englischen Charakter und wurde auch so ins Deutsche übernommen(z.B. Tit-for-Tat, Brinkmanship oder Focal Point).

In den 50er Jahren dieses Jahrhunderts haben Melvin Desher und Merrill Flood von der RAND Corporation als erste das Gefangenendilemma experimentell benutzt, John Nash in Arbeiten über Gleichgewichtszustände in 2-Personen- Spielen das ,,Nash-Equilibrium" entwickelt. Nach dem Tode von John von Neumann (1957) trat die Spieltheorie wieder in den Hintergrund zurück. Dennoch erfolgten viele Entdeckungen in diesem nunmehr abseits der Öffentlichkeit erforschten Bereich. Die wichtigsten Erkenntnisse dieser Zeit betrafen allgemeine Zusammenhänge der kooperativen Spiele. Der Wirtschaftswissenschaftler Reinhard Selten hat 1965 das Buch ,,Spieltheoretische Behandlung eines Oligomodells mit Nachfrageträgheit" veröffentlicht, und damit der Anwendung der Spieltheorie in den Wirtschaftswissenschaften neuen Auftrieb verschafft. Das Konzept der ,,Evolutionary Stable Strategy" wurde von John Maynard Smith 1974 eingeführt und brachte die evolutionäre Spieltheorie einen großen Schritt vorwärts. Zur Popularisierung des Gefangenendilemmas und Implementation von Strategien hat Robert Axelrod 1984 mit der Veröffentlichung des Buches ,,The Evolution of Cooperation" beigetragen.

Die endgültige wissenschaftliche Anerkennung der Spieltheorie erfolgte 1994 mit der Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften an John F. Nash, John C. Harsanyi und Reinhard Selten für ihre Beiträge zur Spieltheorie.

2.2. Anwendungen der Spieltheorie

Wie im Vorwort schon leicht angedeutet, ist die Spieltheorie eine interdisziplinäre Forschungseinrichtung. Sie bezieht ihre Methoden und Modelle aus verschiedene Wissenschaften, als auch ihre Ergebnisse in verschiedenen Disziplinen Beachtung finden. Überall, wo Konkurrenz von ,,Individuen" um Ressourcen zu untersuchen sind, können spieltheoretische Untersuchungen eingesetzt werden, um entweder vorhandenes verhalten zu erklären, oder aber verbesserte Strategien zu entwerfen. Ersteres geschieht besonders in denjenigen Wissenschaften, die über lange Zeiträume entstandene Situationen analysieren, wie etwa der Biologie oder der Soziologie. Im Tierreich lassen sich einige Beispiele finden, in denen sich eine dem gegenseitigen Vorteil dienende Kooperation entwickelt hat, auch in dem Sinne, daß eines der beteiligten Tiere ,,Vorleistungen" erbringt, die dann später ,,belohnt" werden.

In der künstlichen Intelligenz und der Erforschung von ,,Artificial Life" sollen künstliche Probanden so programmiert werden, daß sie in der realen oder simulierten Umwelt ,,überleben" bzw. erfolgreich sein können. Auch hier treten häufig Konkurrenzsituationen auf, in denen die Probanden mit anderen Probanden oder der realen Objekten um Ressourcen streiten. Schließlich werden bei modernen Computerspielen die künstlichen Gegner mit Strategien ausgestattet, die den Eindruck eines ,,echten" Gegners entstehen lassen. Dabei soll der Gegner nicht unbesiegbar sein, in Echtzeit agieren und nicht zu leicht durchschauende Muster der Aktionen aufweisen. Ein gutes Beispiel sind in den letzten Jahren sehr beliebt gewordenen Echtzeit-Strategiespiele( Dune2, Command&Conquer, War Craft etc.), bei denen zwei konkurrierende ,,Stämme" oder ,,Rassen" mit begrenzten Ressourcen Siedlungen und Stützpunkte errichten und das Ziel verfolgen, das Gebiet des Gegners durch Angriffe zu erobern. Im Bereich der Gesellschaftsspiele greift das Spiel ,,Risiko" oder ,,Monopoly" auf das strategische Verhalten der Akteure zurück, wobei kein Spiel wie das Andere verläuft. In jedem Spiel wird dem einzelnen Akteur unterstellt, daß er den maximalen Gewinn anstrebt, so auch in der realen Wirtschaft, was nicht immer der richtige Weg sein muß. Ein Beispiel aus der Wirtschaftswissenschaft ist die Preisgestaltung zweier konkurrierender Unternehmen. Wenn ein Unternehmen das Produkt zu einem geringeren Preis anbietet, wird es einen höheren Umsatz vorweisen können und falls der Preis nicht zu niedrig war, auch einen höheren Gewinn erzielen. Gleichzeitig möchte es aber den Preis möglichst hoch halten, damit der Gewinn möglichst groß ausfällt. Mit diesem kleinen Beispiel befindet sich das Unternehmen bereits im Gefangenendilemma, was ich später noch etwas genauer beleuchten möchte.

Das Anwendungsgebiet der Spieltheorie ist sehr weit gefächert, wie das Delta des Ganges. Im Abschnitt Sport, Politik und Wirtschaft- die Spieltheorie ist allgegenwärtig, möchte ich verschiedene Beispiele für Anwendungen und ihrer erfolgreichen Bewältigung einzelner Probleme genauer darlegen.

Aber zunächst will ich im nächsten Abschnitt, die Begriffe Strategie, Denken und Verhalten unter der Berücksichtigung des spieltheoretischen Ansatzes und der Komplexitätsfalle etwas näher bringen. Was dem Verständnis der Beispiele sehr hilfreich sein kann und auch soll.

3. Von der Strategie des Denkens und des Verhaltens

Strategisches Denken ist die Kunst, seinen Gegner zu überlisten, der das gleiche mit einen selber versucht. Wir alle müssen strategisch Denken, ob im Beruf oder Privatleben: Geschäftsleute und Unternehmen brauchen gute Wettbewerbsstrategien, um zu überleben; Politiker müssen Wahlkampfstrategien entwickeln, um gewählt zu werden; Trainer planen Strategien, die ihre Mannschaften auf dem Spielfeld umsetzen müssen; Eltern, die wollen, daß ihre Kinder auf sie hören, müssen zu Amateurstrategen werden, denn die Kinder sind Profis; vierzig Jahre lang haben die Nuklear- Strategien der Supermächte über die Existenz der Menschheit entschieden. Gutes strategisches Denken unter so vielfältigen Umständen bleibt eine Kunst. Aber seine Grundlagen bestehen aus einigen einfachen Prinzipien- einer neu entstehenden, exakten Wissenschaft von der Strategie.

Die Wissenschaft vom strategischen Denken heißt Spieltheorie. Es ist eine relativ junge Wissenschaft- gerade einmal fünfzig Jahre alt. Doch sie hat die Sozialwissenschaften längst revolutioniert. Drei Pioniere der Spieltheorie- John Nash, John Harsanyi und Reinhard Selten- sind deshalb für ihre Arbeit 1994 mit dem Nobelpreis für Ökonomie ausgezeichnet worden, wie bereits schon bei der geschichtlichen Entwicklung der Spieltheorie erwähnt.

3.1. Rationales Verhalten

Um rationales Verhalten erklären zu können, müssen wir zunächst klären, was Rationalität eigentlich ist. An diesem Punkt stehen wir vor einem ernsten schwerwiegenden Problem, denn eine genaue Antwort auf diese kleine simple Frage gibt es nicht. Und zwar deshalb nicht, weil es nicht einen einzigen, unumstößlichen und absoluten Rationalitätsbegriff gibt, sondern dieser Begriff definiert werden muß. Im Alltagssprachgebrauch verstehen wir darunter soviel wie ,,von der Vernunft bestimmt" oder ,,logisch ableitbar", aber im Einzelfall gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen darüber, was vernünftig ist, und es ist daher ziemlich schwierig, um nicht zu sagen aussichtslos, Rationalität anhand komplexer Alltagssituationen definieren zu wollen. Bei der Definition des Begriffes Denken geht es uns ebenso.

,, Im Sprachgebrauch hat ,,Denken" einen weitgespannten Bedeutungshorizont. Er reicht vom begreifen der Existenz(das Denken unserer Epoche) bis zur individuellen Befindlichkeit( ich denke an dich), von der Fantasie(sich etwas ausdenken) bis zur Wahrnehmung(ich denke, dieses Geräusch war ein Vogelschrei) die Tätigkeit des Verstandes im Dienst bestimmter Zwecke und Ziele Denken als bewußte geistige Tätigkeit ist dabei im wesentlichen dann gefordert, wenn die Aufgabe eine Schwierigkeit enthält und somit ein Problem darstellt. Beim ,,Problemlösen" spielen elementare Vorgänge wie Deduktion, Induktion und Begriffsbildung eine Rolle, die auch gesondert untersucht werden."( Rainer Seidel; Handwörterbuch Psychologie; Seite 98; Beltz Psychologie Verlags Union 1999)

Verhalten ist das aus dem Denken gewachsene Tun eines jeden Einzelnen in einer bestimmten Situation. Rationales Verhalten umschließt demnach die durchgeführten Handlungen im Bezug auf ein Problem und deren Lösung. Aber wie wir wissen gibt es viele Wege die nach Rom führen. Rationalität ist vielmehr nur eine Metapher für den Sachverhalt, daß die beteiligten Entscheider zwischen besser und schlechter unterscheiden können und sich konsistent danach verhalten.

3.2. Das Gefangenendilemma

Da profan ausgedrückt, viele Wege nach Rom führen, stecken wir mittendrin im Dilemma. Welchen Weg schlagen wir ein? Welcher ist der sicherste? Welcher der kürzeste? Nun ja, wir wissen aber auch, das nicht immer der kürzeste Weg auch der schnellste ist.

Viele Fragen und dennoch können die Antworten verschieden und trotzdem richtig sein. Denn nur wenn ich die Prioritäten meines Gegenspielers kenne, ist nur eine Antwort der vielen Richtigen korrekt. Halten wir uns das folgende simple Szenario vor Auge.

Zwei Gangster begehen gemeinsam einen Raub und werden anschließend gefaßt. Die Gesetzeshüter haben ganze Arbeit geleistet. Das Problem besteht nun aber unter den Aspekt der Vermutungen, denn man kann unseren zwei Gesetzlosen den Raub einfach nicht nachweisen. Was tun? Wie beide gegeneinander ausspielen, um die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen? Die Gangster haben mehrere Alternativen bei den getrennten Verhören. Sie können entweder gestehen oder leugnen. Wenn beide leugnen kann ihnen der Raub zwar nicht nachgewiesen werden, aber sie gehen wegen unerlaubten Waffenbesitz jeder für ein Jahr ins Gefängnis. Gesteht jedoch der eine, während der andere leugnet, so wird der Gestehende als Kronzeuge freigelassen, wogegen der Leugnende sieben Jahre erhält. Gestehen allerdings beide, so fällt natürlich die Strafe für beide mit vier Jahren gleichermaßen hoch aus. Versuchen wir das Dilemma zu lösen!

Wenn ich von der Lösung spreche, meine ich nicht das Dilemma zu beseitigen, sondern mögliche Vorschläge zu unterbreiten, wie sich rationale Spieler in dem Spiel verhalten sollten.

Im Gefangenendilemma ist die Strategie gestehen eine streng dominante Strategie und das Lösungskonzept sagt daher, daß beide gestehen sollten. In diesem Fall haben wir die Strategienkombination- gestehen; gestehen. Das andere Lösungskonzept, das Nash-Gleichgewicht (s. Punkt 3.3.), sagt hier übrigens das gleiche. Nur die Strategienkombinationen, in der beide gestehen, befinden sich im Gleichgewicht.

Intuitiv regt sich aber zu recht bei den Meisten Widerspruch gegen diese Lösung, weil die Gefangenen hierbei gerade denjenigen Zustand erreichen, der für beide zusammengenommen am schlechtesten ist. Obwohl beide Parteien wissen, daß es für die Gruppe besser wäre, gemeinsam zu leugnen, so sind die Rahmenbedingungen so geartet, daß es sich für jeden einzelnen immer lohnt zu gestehen, weil ihn gestehen individuell immer besser stellt als leugnen, unabhängig davon was der andere macht. Manchmal ist man auch geneigt zu sagen, das Dilemma bestehe darin, daß die individuelle Rationalität der kollektiven Rationalität widerspricht.

An dieser spieltheoretischen Lösung stört, daß durch den Egoismus des einzelnen ein Ergebnis entstehen soll, das für beide letztlich sehr schlecht ist. Ein Großteil der Ablehnung gegen die spieltheoretische Lösung entsteht vermutlich durch die besondere Form der Geschichte. Denn wer geht schon freiwillig für mehrere Jahre ins Gefängnis. Im Normalfall sollten beide leugnen. Aber machen sie es auch? Der Druck der Staatsmacht ist in diesem Fall auch noch zu berücksichtigen. Bleiben beide standhaft? Lohnt es sich wirklich, seinen Freund oder Partner zu verraten, um ein Jahr Gefängnis zu entgehen? Und was passiert, wenn der ehemalige Komplize nach sieben Jahren wieder frei ist? Rächt er sich?

Im Gefangenendilemma würden selbst Absprachen vor dem verhör nicht dazu führen, daß Kooperation mit beiderseitigem Schweigen zustande käme. Beim Verhör hätte wieder jeder Gefangene den Anreiz, doch zu gestehen, könnte er sich doch mit dieser Strategie entlasten. Abschließend ist noch zum Gefangenendilemma zu erwähnen, daß es ein nicht-kooperatives Spiel ist, denn verbindliche Absprachen sind nicht möglich. Jeder Spieler muß für sich alleine entscheiden und eine Handlung auswählen. Er kann nicht darauf pochen, daß eine Absprache mit dem Gegenspieler eingehalten wird.

3.3. Das Nash-Equilibrium

Im Nash-Gleichgewicht hat keiner der Spieler einen Anreiz, als einziger von der Gleichgewichtskombination abzuweichen. Die Spieler spielen wechselseitige beste Erwiderungen aus. Das Nash-Gleichgewicht wird oft auch strategisches Gleichgewicht genannt. In einem Nash-Gleichgewicht sind die betrachteten Strategien für alle Spieler optimal. Damit ist die Konsistenzbedingung erfüllt, daß sich die Erwartungen aller Spieler über das Verhalten der Gegenspieler als korrekt erweisen.

Der Spieltheoretiker John Nash entwickelte 1950 ein allgemeines Lösungskonzept. Er ging davon aus, daß rationale Spieler, die keine verbindliche Absprachen eingehen können, werden eine Strategiekombination wählen, die im folgenden Sinne stabil ist. Kein Spieler darf einen Anreiz haben, von seiner eignen Strategie abzuweichen, sofern sich der Gegenspieler an die betrachtete Strategiekombination hält.

Im Kapitel 6 werde ich noch auf das Nullsummenspiel eingehen. Hier gilt der Gewinn des einen bedeutet den gleichen Verlust des anderen.

3.4. Strategien

Nachdem ich bereits herausgearbeitet habe was strategisches Denken beinhaltet, möchte ich nun noch näher Strategien untersuchen. Laut Duden ist eine Strategie ein ,,genauer Plan des eigenen Vorgehens, ...in dem man diejenigen Faktoren, die in die eigene Aktion hineinspielen könnten, von vornherein einzukalkulieren versucht."(Duden, Das Fremdwörterbuch, S.775, Weltbildverlag Augsburg 1999) Der spieltheoretische Strategiebegriff deckt sich weitgehend mit dieser Definition, geht aber noch etwas darüber hinaus. Im spieltheoretischen Sinn ist eine Strategie eines Spielers ein vollständiger Verhaltensplan. Dieser muß für jeden Informationsbezirk (Möglichkeit der Handlungswahl), des betreffenden Spielers genau vorschreiben, welche Alternative zu wählen ist. Die Strategiemenge ist die Gesamtheit aller eventuellen möglichen Strategien in einem Spiel. Die Aufgabe der Spieltheorie ist es zu prognostizieren, welche Strategie die Spieler in einem Spiel wählen. Diese Prognose nennt man Lösung des Spiels. Die Lösung kann eindeutig sein, aber auch unterschiedliche Strategiekombinationen können als Lösung in Frage kommen. Ergo setzt sich ein Spiel aus der Menge der Spieler, sowie ihrer einzelnen Strategiemöglichkeiten und der Auszahlungsfunktion für die Strategiekombination zusammen. Verschiedene Strategien verzeichnen verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten. Nun möchte ich einige der folgenden Prinzipien kurz erläutern.

Nach dem Maximinprinzip entscheidet man folgendermaßen. Man betrachtet das in jeder Strategie schlechteste Ergebnis und wählt die Strategie, die dieses Minimum maximiert.(Mini-Max-Regel) Bei der Maxi-Max-Regel wählt man die Alternative, die für einen den größten Nutzen stiftet.

Das Prinzip der sicheren Sache scheint unangreifbar zu sein, denn eine dominierende Strategie ist unbedingt optimal. Eine solche Strategie ist mindestens so gut und eventuell besser als jede andere, unabhängig davon, welche Strategie der andere wählt.

Das Prinzip des gr öß ten erwarteten Nutzen verwendet man dann, wenn mir diese Alternative den wahrscheinlich größten Nutzen einbringt. Dieses Prinzip ist ähnlich aufgebaut, wie das Prinzip des geringsten Bedauerns. Hier wählen wir die Möglichkeit, wo wir es am ehesten verkraften können, falls diese Alternative nicht fruchtet.

Die gemischte Gleichgewichtsstrategie kann als optimal angesehen werden, wenn ein Zweipersonen-Nullsummenspiel keine reinen Gleichgewichtsstrategien aufweist. Bei diesem Punkt ist noch anzumerken, daß eine reine Strategie ein Spezialfall einer gemischten ist. Bei der Hurwitz-Regel entscheiden wir uns für die liberalste Lösung. Das heißt es ist eine Mischung zwischen der Maximax und der Maximin- Prinzipen.

3.5. Vom Umweltwandel in die Komplexitätsfalle

Nachdem ich nun einige Regeln und Strategien erläutert habe, möchte ich etwas tiefer auf den Umweltwandel eingehen und den Weg aufzeigen, daß wir uns zunehmend in einer Komplexitätsfalle befinden. Hierbei möchte ich auch Ratschläge geben, wie wir sie umschiffen können.

Die Dynamik des Wandels widerspricht der Statik im Denken und Handeln. Neue Herausforderungen sind nicht mit alten Denkansätzen bisher erfolgreicher Praktiken der Vergangenheit zu meistern.(s. Punkt 3.4.) Zur Bewältigung des Wandels ist reaktives Verbesserungs- oder Verfeinerungslernen, das nicht auf neuen Denkansätzen basiert, keine Alternative. Die latente Gefahr eines Dilemmas schwebt wie ein Damoklesschwert über den Zeithorizont.(1) Die Ursache dafür ist eine geistige Paralyse der Entscheidungsträger durch inflexible Denkansätze aufgrund statischer Denkstrukturen und starrer Mustererkennungsprozesse. Der Nexus von Denken und Handeln und deren empirisch relevanten Paradigmas verfeinert alte Fehler.

Die Perfektion des Irrtums wird gesteigert, wenn nicht die Basis der alten Denkfehler verändert wird, denn dies ist oft sogar erst die Ursache dafür, daß die Denk- und Handlungsmuster der Erfolge von gestern zu den Denk- und Handlungsmustern des Mißerfolges von heute und morgen werden können. Transportiert aber schon die Vergangenheit nicht erkannte alte Fehler, ist die Prognostik zur Bewältigung von Gegenwart und Zukunft ebenfalls fehlerbehaftet. Verknüpft sich rückwärtsorientierte Prognostik noch zusätzlich mit einem an vergangenen Erfolgen orientierten Denken, verstärkt sich das Denk-Flexibilitäts-Dilemma. Wir befinden uns in der Komplexitätsfalle der Realität.

Spätestens seit Albert Einstein müssen nämlich die Strukturen des Denkens nicht mehr mit der Struktur der Wirklichkeit übereinstimmen. Der volkstümliche Spruch ,,Alles ist relativ" ist seit Einstein keine philosophische Binsenweisheit mehr. Die Menschheit muß damit leben, daß Raum und Zeit, den sie sieht und in der sie lebt, anders ist, als sie diesen Raum sehen will. Perspektiven bestimmen das Handeln, und erst wenn Bekanntes aus neuen Perspektiven betrachtet wird, wandeln sich Denkroutinen. Die Reichweiten des Denkens und des Handelns bestimmen die Reichweite der Erkenntnis. Dies erfordert wiederum, wenn man Erfolg haben will, daß das vorhandene Wissen der Situation angepaßt genutzt werden muß. Die Dimensionen des Dilemmas der Komplexität ist allgegenwärtig. Komplexe Situationen zu erfassen und komplexe Systeme zu lenken heißt, Komplexität gedanklich zu verarbeiten. Es sind Regeln für den Umgang mit der Komplexität zu finden. Der Begriff der Komplexität( ital. Zusammenflechten ) ist somit ein schwer faßbares, aber allgegenwärtiges Chamäleon. Aus diesem Grund wird die Komplexität ohne geeignete Regelsysteme für deren Umgang, auch schnell als eine Bedrohung für die Sicherheit von Ordnung empfunden. Wird Komplexität sogar negiert, gerät man in eine nach unten drehende Spirale, die immer tiefer in die gedankliche Komplexität führt. Durch das Handling von Komplexität in dieser Art und Weise wird die Komplexitätsfalle erst zum bedrohenden Risiko. Denkt man aber an die etymologische Wurzel des Wortes Risiko ( ital. risicare = wagen ), steckt in der Komplexität jedoch auch Kreativitätspotential für Chancen zur Veränderung, wodurch der Umgang mit der Komplexität wieder zum Balanceakt wird.

Die analytische Komplexität findet ihre Erklärung in der Chaostheorie, welche aber nicht Bestandteil dieser Hausarbeit ist. Dennoch wollte ich die Komplexität des Handelns und des Denkens mit einfließen lassen, weil Denken und Handeln eng mit rationalen Verhalten zutun hat, was die Spieltheorie erst zu dem macht, was sie ist, eine Variante des Risikomanagement. Spieltheoretische Strategien verschmelzen systematisch in Regeln und Prognostik. Die Spieltheorie liefert einen systematischen Rahmen, der in gedanklicher Disziplin die Beobachter von dem zu Beobachtenden durch Perspektivenwechsel trennt. Der einzelne Akteur darf nicht nur ein Teilrisiko, sondern Risiken des ganzen ,,Spiels" überwachen. Spielregeln sind Machtquellen im Spiel. In ihrer Beeinflussung zeigt sich Macht des Akteurs. Spielregelveränderungen sind oft mit schwer zu kalkulierenden Risiken verbunden, was wiederum die Komplexität und das strategische Know how eines ,,Spiels" interessant macht. Wenn Perspektiven sich im Spiel wechseln, so müssen sich auch Denkstrukturen verändern. In der gedanklichen Disziplin der Spiele sind Chancen, Risiken und Neues erkennbar, und in den Spielen des Wandels ist sinkende Planbarkeit eine strategische Herausforderung. Hinter dem Wandel verstecken sich Risiken in Form von Wahrscheinlichkeiten, und über Wahrscheinlichkeiten führen Wege in die Zukunft. Rationale Vorstellungen über die Zukunft geben bestenfalls Vorstellungen davon, wie sich der Wandel bewältigen lassen kann. Bewältigung und Beherrschung sind jedoch nicht dasselbe.

Haben Spieler unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft, orientieren sie sich an unterschiedlichen Wahrscheinlichkeitsverteilungen. Haben Spieler gleiche Vorstellungen über die Zukunft, orientieren sie sich an für jeden Spieler gleichen oder sogar gemeinsamen Wahrscheinlichkeitsverteilungen. Die Welt ist nicht nur mit anderen Augen, sondern auch mit den Augen der Anderen zu sehen. Spiele liefern der Situation angepaßte Koordination zur Orientierung. Nur die Mischung aus Prognostik und Erfahrung sichert die richtige Orientierung, was auch schon Lucius Annäus Seneca (2)wußte:" Kein Wind ist der richtige, wenn man nicht weiß, wohin man segeln will."

4. Sport, Politik und Wirtschaft- Die Spieltheorie ist allgegenwärtig

Ein Spiel ist eine Situation strategischer Interdependenz. Die Folgen ihrer Entscheidungen (Strategien) hängen von den Entscheidungen einer anderen Person oder anderen Personengruppen ab, die zielgerichtet handeln. Die Entscheidungsträger, die an einem Spiel teilnehmen nennt man Spieler, und ihre Handlungen werden als Züge bezeichnet. Die Interessen der Spieler können in strikten Konflikt zueinander stehen. Der Gewinn des einen ist stets der Verlust des anderen. Solche Spiele heißen Nullsummenspiele. Typischer sind allerdings Spiele, bei denen es Konflikte, wie auch Bereiche gemeinsamer Interessen gibt. Es kann Kombinationen wechselseitig vorteilhafter oder wechselseitig schädigender Strategien geben. Dies macht die Spieltheorie interessant und kann auch schnell zu zwischenmenschlichen Problemen oder auch zu persönlichen Konflikte mit der Umwelt führen. Aber da Spiele meist intrinsisch motiviert sind, erleichtern sie die Freisetzung von Gefühlen und eine seelischgeistige Hygiene.

Menschen können im Spiel ihr inneres Gleichgewicht wieder finden, bewußt oder unbewußt. Entscheidungstheorie und Spieltheorie befinden sich im Nexus des rationalen Verhaltens. Aber was ist schon Rational? Die Züge in einem Spiel können sequentiell oder simultan erfolgen. In einem mit sequentiellen Zügen behafteten Spiel gibt es eine lineare Denkkette: Wenn ich dieses tue, kann mein Rivale jenes tun, worauf ich folgendes Antworten kann. In einem Spiel mit simultanen Zügen gibt es einen logischen Argumentationszirkel: Ich denke, da ß er denkt, da ß ich denke.

In der Praxis können Spiele zugleich einige sequentielle und simultane Züge haben. In diesem Fall muß eine Kombination der Strategiewahl erfolgen, wenn man über seine bestmögliche Handlungsalternative nachdenkt und entscheidet.

Im Punkt 3.4. habe ich bereits einige Prinzipien erörtert und im Epilog werde ich nochmals auf einzelne Strategie eingehen, aber zu nächst möchte ich an einigen kleinen Beispielen aus verschiedenen Bereichen unseres Lebens die Spieltheorie etwas näherbringen und illustrieren.

4.1. Die ,,goldene Hand"

Gibt es bei Sportlern so etwas wie eine ,,goldene Hand"? Manchmal sah es so aus, als könnte ein Basketballstar wie Larry Bird(3) den Korb einfach nicht verfehlen, ein Fußballmillionär wie Diego Armando Maradona(4) nicht daneben schießen. Viele Sportjournalisten, die solche Erfolgsserien beobachten, sprechen dann gerne, von der sogenannten ,,Hot Hand". Die Psychologieprofessoren Thomas Gilovich, Robert Vallone und Amos Tversky sehen darin allerdings nur einen Fall verzerrter Wahrnehmung.(5) Die Spieltheorie legt eine andere Interpretation dar. Zwar widerlegt die Statistik die Existenz von individuellen Erfolgsserien, aber nicht die Möglichkeit, daß ein Spieler mit einer ,,Hot Hand" das Spiel in einer anderen weise beeinflussen kann. Angenommen, der Basketballstar Bird habe wirklich ein goldenes Händchen. Die gegnerischen Verteidiger würden ihn dann besonders abschirmen. Zweifellos würde sich so seine persönliche Trefferquote ohne weiteres reduzieren, aber im Dienste des Teams. Wenn sich die Abwehr des Gegners auf Bird konzentriert, dann wird einer seiner Mitspieler unbewacht bleiben, und deshalb mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Treffer erzielen. Aber der Spieler kann sich auch selber helfen seine ,,Hot Hand" aufzuwerten. Die Verteidiger wissen, das Bird Rechtshänder ist und konzentrieren sich deshalb darauf, Würfe von Rechts abzublocken. Was geschieht nun, wenn Bird im Training seine Würfe mehrheitlich mit links ausführt? Seine Gegner stellen sich darauf ein. Sie reagieren, indem man mehr Zeit auf die Abdeckung der linken Seite verwendet. Ergebnis: Birds Rechte ist öfters frei. Ein verbesserter Wurf mit links führt unweigerlich zu wirkungsvollen Würfen mit rechts. In diesem Falle weiß die Linke nicht nur was die Rechte tut, sie hilft ihr sogar dabei.

Ähnliche Phänomene lassen sich in vielen anderen Sportarten beobachten. Ein guter Spielmacher hilft den Sturmspitzen, und erfolgreiche Stürmer schaffen Raum für den Mann im Mittelfeld. Im Endspiel der WM`86 (6)beispielsweise schoß Maradona kein Tor. Aber mit Pässen aus Situationen, in denen er von deutschen Verteidigern umringt war, bereitete er zwei argentinische Treffer vor. Der Wert eines Stars kann also nicht allein an seinen Torerfolgen gemessen werden. Sein Beitrag zur Leistung seines Teams ist entscheidend, und im Berufsleben ist es ähnlich.

4.2. De Gaulle und das politische Spiel

Charles de Gaulle nutzte die Macht der Unnachgiebigkeit in einer Art und Weise, um auf dem internationalen Parkett zum mächtigen Akteur zu werden. Wie sein Biograph Don Cook einmal schrieb: ,,De Gaulle war in der Lage, sich allein mit der Hilfe seiner Geradlinigkeit, seiner Intelligenz, mit seiner Persönlichkeit und mit seinem Glauben an die Vorsehung eine persönliche Machtposition aufzubauen."(7) In den sechziger Jahren gab sein präsidentielles ,,Non!" bei mehreren Entscheidungen in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft den Ausschlag zugunsten der französischen Position. In welcher Weise verschaffte ihm seine Unnachgiebigkeit solche Verhandlungsmacht? Wenn de Gaulle erst eine völlig unverrückbare Position eingenommen hatte, blieben seinen Verhandlungspartnern nur zwei Optionen. Entweder sie akzeptieren, oder sie ließen es sein. 1963 und ein zweites Mal 1968 verwehrte er beispielsweise im Alleingang England den Beitritt zur EWG. Die anderen Mitgliedsstaaten waren gezwungen, entweder das Veto de Gaulles zu akzeptieren oder die EWG platzen zu lassen. De Gaulles wog seine Position sorgfältig ab um sicherzugehen, daß sie letztlich akzeptiert werden würde. Frankreich erhielt auf diese Weise oft ein größeres und unfaires Stück vom Kuchen. De Gaulles Unnachgiebigkeit verwehrte der anderen Partei jede Möglichkeit, mit einem akzeptablen Gegenangebot zu kommen. Aber diese Hartnäckigkeit kann auch zum Bedrängnis werden, und wir befinden uns wieder im schon erwähnten Denk-Komplexitäts-Dilemma. Die Verhandlungsparteien, in diesem Fall die politischen Mitstreiter oder Gegner von de Gaulle sind natürlich auch bestrebt, nicht immer klein bei zu geben. Charles de Gaulle ließ in den sechziger Jahren bis zu seinem Tode 1970 einmal mehr den Eindruck entstehen, daß er diktatorisch nach politischer Macht und Gier strebt. Sollte in alten Verhandlungen dieser Aspekt zu sehr zum Tragen kommen, ist in zukünftigen Verhandlungen mit mehr Arrangement der gegnerischen Vertragsparteien zu rechnen und sie werden weniger geneigt sein, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Oder aber, sie werden, wie schon erwähnt, beim nächsten Mal als härtere Verhandlungspartner auftreten und versuchen, einen Teil der empfundenen Einbußen wieder wettzumachen. Auf der zwischenmenschlichen Ebene kann ein unfairer Sieg die Geschäftsbeziehungen oder sogar ein persönliches Verhältnis stark einschränken oder sogar verderben. Tatsächlich kritisiert denn auch der Biograph David Schoenbrun de Gaulles Chauvinismus: ,,Im menschlichen Miteinander werden die, die nicht lieben, selten geliebt: Wer sich nicht als Freund erweisen will, endet selber ohne Freunde. De Gaulles Zurückweisung jeder Freundschaft schadete Frankreich so letztlich."(8) Ein momentaner Kompromiß kann sich auf lange Sicht als die bessere Strategie erweisen.

Charles de Gaulle schaffte den notwendigen Grad der Unnachgiebigkeit durch seine Persönlichkeit und sein Charisma. Damit sind aber in der Regel Kosten verbunden. Eine inflexible Persönlichkeit kann man nicht einfach ein- und wieder ausschalten. Obwohl Inflexibilität einen Gegner manchmal in die Knie zwingen und ihm Zugeständnisse abringen kann, kann sie genausogut auch dazu führen, daß aus kleinen Verlusten große Desaster werden. Dies möchte ich an dem nächsten Beispiel kurz illustrieren.

4.3. De Lesseps- Vom Erfolg zum Desaster

Ferdinand de Lesseps (9) war ein mäßig fähiger Ingenieur mit einer außerordentlichen Version und Willenskraft. Er wurde berühmt, weil er den Suezkanal (10)unter extremen Schwierigkeiten baute, die allgemein als unüberwindbar galten. Er erkannte die Unmöglichkeit des Vorhabens nicht und hatte gerade dadurch Erfolg. Später versuchte er sich mit derselben Technik am Bau des Panamakanals (11). Das Projekt endete im Desaster. (12) Während der Nilsand seinen Willen nachgab, war die tropische Malaria und Montezuma`s Rache (13) stärker. Das Problem für de Lesseps war seine inflexible Persönlichkeit, die es ihm nicht erlaubte, die Niederlage einzugestehen, als die Schlacht bereits verloren war.

Wie kann man wahlweise Inflexibilität erreichen? Eine ideale Lösung gibt es nicht. Doch es gibt verschiedene Mittel, mit deren Hilfe eine Selbstbindung erreicht und durchgehalten werden kann.

5. Das Problem der Glaubwürdigkeit

Glaubwürdigkeit ist bei allen strategischen Zügen ein Problem. Wenn ein bedingungsloser Zug, eine Drohung oder ein Versprechen nur mündlich ist, warum sollte man dieses Ausführen, wenn das eigentlich dem Interesse widerspricht? Die Anderen werden vorausschauen und rückwärts schließen, daß kein Anreiz besteht, konsequent zu sein. Dieser strategische Zug würde den gewünschten Effekt verfehlen. Der entscheidende Punkt der Strategien besteht darin, daß die Erwartungen des Gegners verändert werden. Er rechnet mit einer veränderten Antwort auf seine Aktionen. Das wird nicht gelingen, wenn er glaubt, daß die Drohungen oder Versprechen nicht eingehalten werden. Wenn man seine Erwartungen nicht verändert, verändert man auch seine Aktionen nicht.

Eine Aktion, die geändert werden kann, verliert bei einem strategisch geschulten Rivalen ihren strategischen Effekt. Er weiß, daß das Gerede nicht den Taten entsprechen muß, und hält daher nach taktischen Bluffs Ausschau.

5.1. Die Rothschilds- von Waterloo zur Börse

Ein berühmtes Beispiel für eine solche Wende ist das Verhalten der Rothschilds nach der Schlacht bei Waterloo (14). Die Rothschilds (15) benutzten Brieftauben, um schnell an Informationen zu gelangen. Der Historie zufolge waren sie dadurch die ersten, die vom Ausklang und dem Ergebnis von der Schlacht wußten.(16) Mit dem Wissen des Sieges über Napoleon (17), verkauften sie für die Öffentlichkeit gut sichtbar britische Bonds (18). Sie brachten damit andere dazu anzunehmen, England habe verloren. Der Preis britischer Regierungsanleihen fiel in den Keller Noch ehe die Wahrheit bekannt wurde, kauften die Rothschilds dann heimlich eine noch viel höhere Anzahl von Anleihen zum Niedrigstpreis.

Hätten andere Börsianer in London erkannt, daß die Rothschilds ihren Zug auf diese Weise auch wieder umkehren konnten, dann hätten sie den taktischen Bluff vorweggenommen, und er hätte nicht funktioniert. Aber so waren die börsianischen Mitstreiter um eine Erfahrung reicher und die Rothschilds sowieso. Ein strategisch geschulter Gegner wird erwarten, daß man ihn in die Irre führen will, und er wird sich deshalb von den Aktionen nicht beeinflussen lassen, wenn er den Eindruck hat, man stellt sich nur zur Schau, um ihn zu beeindrucken.

Glaubwürdigkeit herzustellen bedeutet im strategischen Sinne, daß man erwartet, daß Versprechen eingehalten und Drohungen wahr gemacht werden. Anders als die Rothschilds, um uns dieses Beispiel noch einmal vor Augen zu führen, kann man nicht davon ausgehen, daß es uns gelingt die Menschheit hereinzulegen. Vielmehr müssen wir unsere Glaubwürdigkeit verdienen, Selbstbindung kann man testen. Es ist nicht einfach, strategische Züge glaubwürdig zu machen. Aber es ist auch nicht unmöglich.

5.2. Politische Reputation

Ein Blick auf die israelische Politik zeigt, nicht mit Terroristen zu verhandeln. Dies ist eine Drohung, die beabsichtigt, Terroristen von Geiselnahmen abzuhalten. Wenn die Drohung Israels, als Warnung der Sinnlosigkeit von den Terroristen interpretiert wird, und somit die Glaubwürdigkeit des nicht verhandeln gegeben ist, werden die potentiellen Geiselnehmer langfristig erkennen, daß ihre Aktionen nicht den erwünschten Erfolg bringen. In der Zwischenzeit wird allerdings Israels Entschlossenheit getestet, denn jedesmal, wenn die Drohung ausgeführt werden muß, erleidet Israel ein Nachteil. Die Weigerung Kompromisse zu schließen, kann israelische Geiseln das Leben kosten. Jede Konfrontation mit Terroristen stellt Israels Reputation und Glaubwürdigkeit in Frage. Nachzugeben bedeutet mehr, als nur die aktuellen Forderungen zu erfüllen. Es macht künftigen Terrorismus attraktiver. Die Frage, ob mit Flugzeugentführern oder anderen fundamentalistischen Elementen zu verhandeln oder nicht, sollen die nächsten Ausführungen illustrieren. Bevor irgendeine konkrete Flugzeugentführung oder ein anderer terroristischer Akt stattgefunden hat, mag eine Regierung beschließen, solche Terrorakte dadurch abzuschrecken, daß sie droht, niemals zu verhandeln. (19) Die Flugzeugentführer können jedoch vorhersehen, daß es für die Regierung unmöglich sein wird, jegliche Verhandlungen zu verweigern, wenn die Entführer den Jet erst einmal in der Hand haben. Wie kann sich eine Regierung also selbst die Möglichkeit abschneiden, mit Flugzeugentführern zu verhandeln?

Eine Antwort besteht darin, die Glaubwürdigkeit ihrer versprechen zu zerstören. Angenommen, die Regierung und die Entführer finden eine Lösung des Konflikts- Wie kann die Glaubwürdigkeit wieder hergestellt werden? Die Selbstbindung muß gebrochen werden, und die Entführer angegriffen.

(20)Damit wird jede Reputation der Regierung als verläßlicher Verhandlungspartner zerstört. Die Regierung verliert die Möglichkeit, glaubwürdige Versprechen zu machen, und entzieht sich damit zugleich unwiderruflich der Versuchung, den Drohungen eines Flugzeugentführers nachzugeben. Die Zerstörung der Glaubwürdigkeit eines Versprechens macht die Drohung, niemals zu verhandeln, wiederum glaubwürdig.

5.3. Cortez- Wahnsinn oder Kalkulation

Armeen erreichen häufig eine Selbstbindung, indem sie sich selbst die Möglichkeit zum Rückzug abschneiden. Cortez (21)verfolgte diese Strategie bei seiner Eroberung Mexikos. Als er in Compoalla strandete, gab er den Befehl, alle Schiffe seiner Flotte unbrauchbar zu machen oder zu verbrennen, außer eins.

Obwohl seine Soldaten dem Feind zahlenmäßig deutlich unterlegen waren, hatten sie somit keine andere Wahl, als zu kämpfen und zu siegen. In seinem Buch ,,The History of the Conquest of Mexico" aus dem Jahre 1896 schrieb Prescott: ,,Wäre Cortez gescheitert, dann könnte man darin sehr wohl einen Akt des Wahnsinns sehen. Dennoch war es das Ergebnis bewußter Kalkulation. Es gab für ihn keine andere Alternative, als entweder Erfolg zu haben oder unterzugehen...die Zerstörung der Flotte nicht nur mit Wissen, sondern sogar mit der Unterstützung der Armee erfolgte." Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie Selbstbindung geschaffen wurde. Denn die Zerstörung der Schiffe verschaffte Cortez zwei Vorteile. Jeder rational verhaltende Mensch würde jetzt denken, zwei Vorteile? Wie kann man nur so selbstsicher in den Tod rennen? Das kommt doch einen Freitod gleich? Schon recht, aber die Vorteile liegen wirklich auf der Hand so unglaublich, wie es auch klingen mag. Erstens waren so seine Soldaten geeint. Jeder wußte, daß sie alle bis zum bitteren Ende kämpfen würden, da es unmöglich war, zu desertieren oder sich zurückzuziehen. Zweitens, und das ist viel wichtiger, wirkte diese durch eine unkonventionelle herbeigeführte Art der Selbstbindung auch auf den Gegner. Sie wußten, daß Cortez entweder Erfolg haben oder untergehen mußte. Sie selber hatten jedoch die Option des Rückzugs offen. Anstatt einen so wild entschlossenen Feind gegenüberzutreten, zogen sie es vor, den Rückzug ins Hinterland anzuordnen. Damit diese Form der Selbstbindung den beabsichtigten Effekt haben kann, muß sie allerdings auch von den Soldaten verstanden werden. Nicht nur von den Eigenen, sondern auch von den des Feindes.

Diese Idee, der Strategie der Selbstzerstörung der Schiffe, zeigt, wie sich das strategische Denken im Verlauf der Jahrhunderte geändert hat. Noch die Trojaner scheinen alles verkehrt gemacht zu haben, als die Griechen zu ihnen segelten, um Helena zu retten. Die Griechen versuchten, die Stadt zu erobern, während die Trojaner es darauf anlegten, die griechischen Schiffe zu verbrennen. Wäre ihnen das gelungen, dann hätten sie in den Griechen nur um so entschlossene Gegner gefunden. Tatsächlich gelang es den Trojaner nicht, die griechische Flotte zu zerstören, und die Griechen traten mit ihren Schiffen den Rückzug an. Bekanntermaßen ließen die Griechen ein Geschenk zurück, was die Trojaner ebenfalls bekanntermaßen zu schnell annahmen.

5.4. Polaroid versus Kodak

In moderne Zeiten läßt sich diese Strategie nicht nur auf Angriffe von See, sondern auch auf Attacken gegen Geschäftsfelder anwenden.

Viele Jahre lang weigerte sich die Polaroid-Corporation von Edwin Land ganz bewußt und vehement, über das Sofortbildgeschäft hinaus zu diversifizieren. Weil die Sofortbildfotographie die Geschäftsphilosophie der Polaroid Corp. war, ist man gezwungen, und natürlich auch verpflichtet, jeden Eindringling im Markt entschlossen zu bekämpfen.

Am 20.April 1976, nach 28 Jahren eines Polaroid- Monopols im Sofortbildmarkt, betrat Eastman Kodak die Arena. Kodak kündigte einen neuen Sofortbildfilm und eine entsprechende Kamera an. Polaroid reagierte darauf sehr aggressiv und verklagte Kodak wegen Patentverletzung. Edwin H. Land, der Gründer und Vorsitzende von Polaroid, war bereit, sein Territorium zu verteidigen auf biegen und brechen: ,,Hier geht es um unsere Seele. Dies ist unser ganzes Leben, für Kodak geht es nur um ein Geschäftsfeld. Wir werden auf unserem Feld bleiben und dieses Feld verteidigen." (22) Die Schlacht endete am 12.Oktober 1990, als die Gerichte Polaroid eine Forderung von 909,4 Mill. $ gegen Kodak zusprachen. (23) Kodak war gezwungen, seinen Sofortbildfilm inklusive Kamera vom Markt zurückzuziehen. Obwohl Polaroid seine Vorherrschaft über den Sofortbildmarkt wiederhergestellt hatte, verlor die Firma allerdings Boden an Wettbewerber mit tragbaren Videokameras und an Minilabors, die konventionelle Filme in einer Stunde entwickeln und drucken konnten. Da man über keinerlei Brücken verfügte, fühlte sich Polaroid mittlerweile eher auf einer sinkenden Insel gefangen. Mit einer veränderten Philosophie hat das Unternehmen inzwischen begonnen, in das Videogeschäft und sogar in den Bereich herkömmlicher Filme zu diversifizieren, als auch Edwin H. Land erkannt hatte das sein Lieblingsprojekt ,,Polavision" (24) sich als Fehlschlag erwies, weil die Kunden für ihre Filmaufnahmen Videobänder bevorzugten.. Trotz anfänglichen Schwierigkeiten in der Entstehungsphase geeignete Distributionspartner zu finden und den Machtkampf mit den Wettbewerbern, der mit dem Sieg Verluste einfuhr, konnte sich Polaroid über die Jahre behaupten.

5.5. Brücken statt Mauern

Schließlich kann es auch eine glaubwürdige Quelle der Selbstbindung sein, Brücken zu bauen anstatt sie abzubrechen. Was uns die Geschehnisse vor nunmehr elf Jahren bewiesen. Die Reformen, die im Herbst`89 Osteuropa erfaßten und um die Welt gingen spiegeln diese Theorie wieder. Es wurden Brücken gebaut, indem man Mauern einriß. Als Reaktion auf die massiven Proteste und die Fluchtbewegung wollten Egon Krenz und die neue damalige DDR-Führungsspitze Reformen versprechen, aber sie hatten kein konkretes Reformpaket, was auch die damaligen Umstände der Maueröffnung zeigten. Denn Günther Schabowski wollte alles andere, nur nicht die Mauer öffnen. Jedenfalls nicht so schnell. Die Grenzposten der DDR waren nach dem die Nachricht, wie ein Lauffeuer die Runde machte, überhaupt nicht informiert, geschweige denn vorbereitet. Wir können nur dem rationalen Verhalten der Grenztruppen der DDR danken, daß mitten im zusammenwachsenden Europa, was bis dato noch keiner ahnte und für möglich hielt, kein zweites Massaker auf dem ,,Platz des himmlischen Friedens" (25)statt fand. Warum half dieses nicht so gewollte dennoch der damaligen DDR-Führung? Die Bevölkerung war skeptisch. Warum sollte man einem vagen Reformversprechen glauben? Selbst wenn Krenz ernsthaft für Reformen war, konnte er die Macht schnell wieder verlieren. Der Abbau von Teilen der Berliner Mauer half der DDR-Führung, eine glaubwürdige Selbstbindung zugunsten einer Reformpolitik einzugehen, ohne daß diese Politik im Detail schon vorgelegt werden mußte. Indem eine Brücke zum ,,Westen" (wieder)eröffnet wurde, zwang die Führung sich selbst, Reformen anzustreben, um einen weiteren Exodus zu verhindern. Da die Bürger künftig die Möglichkeit zur Abwanderung hatten, war das Reformversprechen glaubwürdig und lohnte auch das Abwarten. Die Wiedervereinigung wurde ein Jahr später am 03.Oktober 1990 vollzogen.

6. General Motors contra Ford- Ein Spiel der Jahrzehnte

Es gibt viele Beispiele, Geschichten und Anekdoten, die die Spieltheorie, insbesondere das Gefangendilemma beschreiben und verständlich machen. Zu einem späteren Zeitpunkt möchte ich spezieller auf das Gefangendilemma eingehen, aber zunächst liegt mein Augenmerk auf den zwei bedeutendsten Automobilherstellern der USA. Die sich seit 1908 gemeinsam mehrere ,,Spiele" geliefert haben und heute zur Weltelite in der Automobilbranche gehören.

In diesem Kapitel möchte ich speziell, einige der strategischen Spiele beider Konkurrenten näher bringen. Dabei möchte ich nicht nur die Spiele beschreiben, sondern auch auf eventuelle Strategien eingehen und Hintergründe der strategischen Planung aufdecken.

6.1. Das Zweipersonen-Nullsummenspiel

Im Frühjahr anno 1921 erstellten die Führungskräfte des General Motors Konzerns das Konzept eines imaginären Unternehmensspiel zwischen Ford und GM. Das Ziel des Spieles lautete, die Vormachtstellung zu brechen, die Ford mit seinem T-Modell auf dem Billigpreismarkt für Personenkraftwagen unangefochten behauptete.

Die Unternehmenspolitik der General Motors Corporation orientierte sich stark an dem erstellten strategischen Konzept, obwohl firmeninterne Konflikte die Ausspielung einiger vorgesehener strategischer Maßnahmen verhinderten. Im Jahre 1927 erlebte der gegenseitige Markt- und Preiskampf seinen Höhepunkt, als Ford über ein Jahr am Rande des Zusammenbruches operierte und ihre Vormachtstellung in der Automobilindustrie an General Motors abtreten mußte.

Was hat Ford in diesem ,,Alles-oder-Nichts"-Spiel falsch gemacht? War die von Ford verfolgte Firmen- und Marktphilosophie nicht zeitgerecht? General Motors stellt heute mehr als die Hälfte und Ford ein Drittel der in der USA produzierten Fahrzeuge her. Im Jahr 1921 gab es genau ein umgekehrtes Umsatzvolumen der beiden Firmen. Diese Rangordnung spiegelte allerdings nicht die tatsächlichen Machtverhältnisse wieder. Obwohl GM nur 10% der damaligen Gesamtproduktion hielt, waren die Aktiva beider Unternehmungen etwa gleich hoch. In den goldenen 20iger erzielte GM kaum geringere Einnahmen als Ford. GM verkaufte zwar weniger, aber dafür teurere Automobile. Beide Konzerne beherrschten zusammen zwei Drittel der gesamten US-Automobilproduktion und waren mit Abstand die führenden Produzenten auf diesem Sektor. Damals produzierte Ford nur ein Automobil in einer einzigen Ausstattung, das Modell T. GM hingegen bot ein Spektrum der verschiedensten Modelle an, angefangen von dem Mittelklassewagen ,,Crysler" bis hin zum teuersten Modell seinerzeit, dem ,,Cadillac". Ford verfolgte zu diesem Zeitpunkt das Massenmarketing. ,,Massenmarketing erfolgt aus der Nullsegmentierung. Unter diesem Konzept betreibt der Anbieter Massenproduktion, Massendistribution und Massenabsatzförderung für ein Produkt, das alle Käufer ansprechen soll. Diese Marketingstrategie wurde von Henry Ford verkörpert, der sein <<Modell T>> sämtlichen Käufern anbot. Sie könnten, so hieß es seinerzeit, >>den Wagen in jeder Farbe haben, solange er schwarz ist<<...Das traditionelle Argument für Massenmarketing lautet, daß es zu den niedrigsten Herstellungskosten und Verkaufspreisen führt und den größten potentiellen Markt schafft."( Kotler & Bliemel; ,,Marketingmanagement"; 9.Auflage; Schäffer-Poeschel-Verlag Stuttgart 1999; Seite 428)

Ford und GM standen noch nie im direkten Wettbewerb, da GM eine andere Sparte Kunden ansprach, als Ford. Aber mit dem Entschluß der Konzernleitung von General Motors, in den von Ford beherrschten Markt der untersten Preiskategorie vorzustoßen und das Monopol zu durchbrechen, waren sie die erbittertsten Konkurrenten auf dem Automobilmarkt. Die Erkenntnis des Angriffes auf das fordsche Monopol sahen die Manager von GM in der Zukunft, der eindeutig ihrer Meinung nach auf dem Marktsektor der preiswertetenden Automobile lag.

Henry Ford war ein Verfechter des Konzeptes des hohen Lohnniveaus bei gleichzeitigem niedrigem Preisniveau. Dadurch qualifizierten ihn einige seiner ehemaligen Aktionäre als Phantasten ab, da sie fälschlicherweise glaubten, er interessiere sich nicht dafür, Gewinne zu erwirtschaften. Fords Grundgedanke lautete: Gewährt man als Unternehmer den Arbeitnehmern freiwillig großzügige Löhne und ermöglicht es ihnen gleichzeitig günstiger einkaufen zu können, so werden einen die Gewinne nur so überschwemmen, denn man muß den nunmehr expandierenden Markt mit einer ebenfalls expandierenden Nachfrage befriedigen.

Henry Ford führte sein Unternehmen als autonome und alleinige Entscheidungsinstanz. Er verfolgte seine Strategie, ein technisch unkompliziertes, einfaches, einheitliches und preiswertes Automobil herzustellen, sehr erfolgreich.

Es würde den Rahmen sprengen, wenn ich auf die verschiedenen

Machtwechsel und Fusionen in der damaligen Zeit eingehen würde, weil sehr viel Bewegung auf dem Automobilmarkt herrschte. Die Konzernführung von GM hat eine Skalierung des Marktes vorgenommen und war auf jedem Markt bis dato vertreten, nur nicht auf dem des fordschen Imperiums. Auf diesem Markt wollte man eindringen und Fahrzeuge für 600$ anbieten. Die Marke Chevrolet sollte mit einem neuen, aber noch nicht erprobten luftgekühlten Motor in Konkurrenz zu Ford treten. GM war zwar mit den 600$ etwas teurer als Ford, aber man bot für etwas weniger mehr Geld auch ein besseres Auto mit mehr Komfort und besseren Design an.

Die Unternehmenskonzepte waren klar gesteckt. Ford sah, wie schon erwähnt seinen Erfolg in einem unveränderten Gebrauchswagen, während GM an jährlich neu überarbeitete Modelle interessiert war. Demnach sprachen beide Unternehmungen auch unterschiedliche Teilbereiche des Absatzmarktes an. So befürwortete der Plan von GM auf den Markt von Ford vorzustoßen, aber ohne eine direkte Konfrontation hinsichtlich Preis und technischer Ausstattung zu suchen. Vielmehr wollte man Fuß fassen auf dem von Ford beherrschten Markt.

Anteile an einem Markt zu erwerben, fordert zunächst finanzielle

Aufwendungen. Dennoch konnte die Führung von GM von Anfang an unschwer erkennen, daß die Gesellschaft auf lange Sicht höhere Einnahmen erzielen würde, wenn es ihr gelänge, sich einen substantiellen Anteil im voraussichtlich schnell wachsenden Markt zu sichern. Die Automobilindustrie steckte zweifellos noch in den Kinderschuhen, aber man konnte damals schon erkennen, daß die Mobilisierung der USA, als Nation mit fahrbaren Untersatz Priorität hatte.

Chevrolet hatte zu seinerzeit einen Umsatzvolumen von 70.000 Fahrzeugen pro Jahr. Wollte man mit einem Preis von 600$ in den Markt von Ford vordringen, war mein gezwungen den Absatz enorm zu steigern. Schätzungen der Führung von GM ging man von einer Stückzahl von ca. 200.000 Wagen im Jahr aus, bei der gegebenen Kostenkonstellation. Der vermutete Absatzbedarf lag bei einer Stückzahl von einer Million Fahrzeuge in der Niedrigpreiskategorie.

Die Dauer eines Spiels kann in einen solchen Fall nicht anhand eines Kalenders ermittelt werden, in diesem beschriebenen Fall ist es vielmehr erst dann abgeschlossen, wenn sich Chevrolet den anvisierten Marktanteil eindeutig gesichert hat, d.h. wenn General Motors gewonnen hat, oder wenn Chevrolet in diesem Vorhaben gescheitert ist, so daß Ford als eindeutiger Sieger bezeichnet werden kann. In dem geschilderten Szenario handelt sich um

ein Nullsummenspiel, was jedem Zugewinn des einen, mit dem gleichhohen Verlust des anderen gleichzusetzen ist.

6.1.1. Die Strategie

General Motors vermochte nur die eigenen Maßnahmen zu steuern, nicht aber die von Ford, und vice versa. Die möglichen Alternativen hängen demzufolge von den jeweils eigenen Aktionen ab. GM ergreift dabei als erster die Initiative, indem man den Chevrolet in den oberen Bereich der Niedrigpreiskategorie einführt. Nunmehr fällt es Ford zu, seinerseits auf diese Aktion zu reagieren. Ford stehen in diesem Zusammenhang vier Alternativen zu:

1. Ford verhält sich passiv und beobachtet die gesamtwirtschaftliche und die Entwicklung der Marktsituation von Chevrolet, um dann gezielt auf Auswirkungen der Chevrolet-Maßnahmen reagieren zu können.
2. Ford kann mit sofortiger Wirkung den Preis senken und somit die preisliche Differenz zwischen den zwei Automobilen vergrößern.
3. Ford kann neben dem Modell T ein weiteres Modell auf dem Markt einführen, das ihm erlaubt mit Chevrolet im Design und Preis zu konkurrieren und diesbezüglich GM hindert im oberen Bereich der Niedrigpreiskategorie sich zu etablieren und eine rentable Absatzsituation zu schaffen.
4. Ford kann gleichzeitig ein Konkurrenzmodell zu Chevrolet einführen und den Preis für das Modell T senken.

Wie hat Ford reagiert und wer hat das Spiel gewonnen? Um diese Fragen eindeutig zu klären möchte ich zunächst näher auf die einzelnen Punkte eingehen und sie etwas in strategischer Hinsicht durchleuchten. Verhält sich Ford zunächst abwartend, sprich passiv, so kann Ford auf die niedrige Wahrscheinlichkeit einer rückläufigen Konjunktur hoffen. Tritt diese Situation ein, wird es für Chevrolet nicht möglich sein, die erforderliche kostenüberdeckende Umsatzmenge zu erzielen. Das Spiel wäre zu Ende, und Ford wäre der Sieger. Aber Ford muß natürlich auch die Wahrscheinlichkeit der Konjunkturlage berücksichtigen, denn tritt eine wirtschaftliche Stagnation, ein leicht ansteigende Entwicklungstendenz oder ein Wirtschaftsboom ein, so kann Ford nur noch mit einer verspätenden Preissenkung reagieren und Chevrolet wäre in einer günstigen Ausgangssituation. Aber da Ford auch von einem wachsenden Markt ausgehen konnte, wäre Ford gut beraten gewesen die Alternative des passiven Abwartens zu verwerfen. Denn sollte sich ein Boom einstellen würde das ein Absatzsteigerung Chevrolets bedeuten, ganz unabhängig davon, ob Ford seine Preissenkungspolitik durchsetzt oder auch nicht.

Sollte Ford mit seiner zweiten Möglichkeit, der unverzüglichen Preissenkung antworten, so ist GM wieder am Zug. Dem Konzern stünden nunmehr zwei Alternativen zur Auswahl. Zum Ersten hält GM den Einführungspreis des Chevrolets bei oder senkt ebenfalls den Preis in gleichem Maße wie Ford.

Sollte GM den Preis nicht als Reaktion auf die mögliche Preissenkung Fords reagieren, so ist die Ausgangsposition für GM zweifellos schlechter, da die Absicht ins fordsche Monopol vorzustoßen verfehlt worden wäre. Deswegen kann man davon ausgehen, das GM den Preis ebenfalls senken würde, da diese Reaktionsalternative größere Erfolgsaussichten bescheren würde, das Ziel der Marktanteilgewinnung zu verwirklichen.

Bei einem niedrigeren Verkaufspreis muß Chevrolet einen entsprechend höheren Umsatz erzielen, um eine Kostendeckung zu erzielen. Dies wiederum bedeutet das GM Verluste in Kauf nehmen muß und Ford einen größeren Spielraum in der Preisgestaltung zur Verfügung hat. Ford kann den Wettstreit sehr teuer für GM gestalten, aber man kann davon ausgehen, daß keine Partei den gegenseitigen Bankrott anstrebt. Da GM entschlossen ist, einen Preis für eine lebensfähige Stellung auf diesem Markt zu zahlen, stellt sich die Frage nach dem Preislimit. Die verfügbaren finanziellen Mittel des Konzern bestimmen hier eine eindeutige Spielgrenze. Die Erfolgsaussichten für Chevrolet wären doch sehr gering, was einen Sieg für Ford bedeuten würde. Nun kommt aber noch die Konjunktur ins Spiel. Da in der damaligen Zeit ein großer Bedarf an Automobilen bestand und die Wahrscheinlichkeit des Konjunkturanstiegs positiv zu bewerten war, würde die Strategie von GM aufgehen, und trotz Preissenkungen voraussichtlich einen ausreichenden Gesamtumsatz erreichen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet könnte sich somit auch ein sofortiger Preisnachlaß als Gegenmaßnahme zur Marktinvasion Chevrolets für Ford als ungünstig erweisen. Die Annahme das GM in dieser Konstellation auf dem von Ford beherrschten Markt sich etablieren würde, ist sehr wahrscheinlich.

Sollte Ford die dritte Handlungsalternative als Gegenmaßnahme ergreifen, also ein Konkurrenzmodell auf den Markt bringen, so stehen Ford mehrere Möglichkeiten zu Verfügung. Der große Vorteil von Ford unter diesem Aspekt ist die Tatsache, daß Ford bereits ein gut funktionierendes Vertriebssystem unterhält, was Chevrolet noch einrichten muß. Möglichkeit eins, bestünde in einer verbesserten Weiterentwicklung des Modells T. Diese Variante ist sehr wirtschaftlich, aber de facto würde es aber auch bedeuten einige technische Seltsamkeiten des alten Fords mit zu übernehmen. Die zweite Variante wäre ein gänzlich neues Modell zu entwickeln, was durchaus vorstellbar wäre. Die dritte Alternative wäre eine zu damaligen Zeit nicht verwunderliche Methode gewesen, nämlich einen fertigen Prototyp von einem der zahlreichen anderen Automobilherstellern zu erwerben, und dieses Modell dann zum gleichen Preis wie Chevrolet zu vertreiben. Das Problem was sich Ford nun ausgesetzt sah, war nicht finanzieller Art, denn die liquiden Mittel waren vorhanden. Nein, vielmehr würde man durch ein eigenes Konkurrenzmodell den Absatz des Modells T schmälern. Nun gut, viele würden sagen es käme eine gesunde Konkurrenz aus eigenem Hause hinzu, was aber in diesem Falle im krassen Widerspruch zur fordschen Firmenphilosophie stehen würde. Denn eine solche Maßnahme würde die Stückkosten erhöhen und damit auch unweigerlich zu einer Preiserhöhung führen, und dies würde eine Modifizierung der Unternehmenspolitik implizieren. Würde sich ein solcher Aufwand für Ford überhaupt bezahlt machen? Die Bemühungen würden sich für Ford nur dann rentieren, wenn es mit der Konkurrenzstrategie gelänge, den von Chevrolet angestrebten Marktbereich so zwischen den zwei Modellen aufzuteilen, daß der für GM verbleibende Marktanteil in dieser Preiskategorie zu niedrig wäre, um eine kostendeckende Produktion zu ermöglichen. Sollte sich doch wider erwartend eine Hochkonjunktur einstellen, wäre Chevrolet zumindest in der Lage, einen harten Kampf um die Erreichung des angestrebten Zieles zu führen. In diesem Falle wäre kein eindeutiger Sieger zu bestimmen. Bei jeder anderen konjunkturellen Entwicklung wird Chevrolet mit größer Sicherheit das Spiel nicht gewinnen, und Ford wäre der Sieger.

Die vierte und letzte Handlungsalternative von Ford, wäre die gleichzeitige Preissenkung des T-Modells, bei der Kombination eines Konkurrenzmodells auf den Markt zu bringen. General Motors würde darauf nur mit zwei Alternativen aufwarten können, entweder starre oder reagible Preispolitik. Bleibt der Preis des Chevrolet unverändert, so ist die Ausprägung des Konjunkturverlaufes ohne Bedeutung. In jedem Fall wäre der Gewinner Ford. Sollte GM erwartungsgemäß den Preis senken, so kann hinsichtlich des konkurrierenden Ford-Modells angenommen werden, daß Ford den Preis dieses Wagens dem Preis des Chevrolet-Modells anpassen würde. Selbst im Fall einer Hochkonjunktur wird Chevrolet jedoch einen harten Kampf führen müssen, um sei Ziel zu verwirklichen. Einen eindeutigen Sieger würde es in dieser Spielkonstellation nicht geben. Tritt die Wahrscheinlichkeit der normalen Konjunkturentwicklung in Erscheinung, so wird Chevrolet wohl kaum in der Lage sein, Ford den Spielgewinn streitig zu machen. Alles in allem deuten diese Überlegungen darauf hin, daß die kombinierte Strategie von konkurrierendem Automobil plus einer Preissenkung beim Modell T die günstigsten Ergebnisse für Ford bringen würde. Unabhängig davon, welche Maßnahmen GM im verbleibenden Spielablauf ergreifen würde, müssen Ford bei dieser Handlungsstrategie die höchsten Gewinnchancen eingeräumt werden.

6.1.2. Das tatsächliche Spiel

GM wollte auf den Niedrigpreismarkt der Automobilindustrie vordringen. Diesbezüglich mußte man den Preis des Chevrolet senken. Zu Jahresbeginn des Jahres 1921 kostete das Chevrolet-Modell noch 820$. Ford verkaufte sein Modell zu diesem Zeitpunkt für 415$. Im September des gleichen Jahres wurde der Preis des Chevrolet auf 525$,und der des T-Modells auf 355$ gesenkt.

Das Spiel zwischen beiden Parteien ist aber nicht nur aufgrund des zu veranschlagenden Preises, sondern auch auf die technischen Risiken ausgelegt. Hier sei nur erwähnt, daß Ford, wie auch General Motors an der Entwicklung von neuen Motoren arbeitete. In diesem Zusammenhang muß ich noch niederschreiben, daß ein eventuelles Versagen der neuen Technologie, den Sieg des anderen Konkurrenten bedeutet hätte. Wie dem auch sei, letztendlich konnte sich keine der neuen Entwicklungen durchsetzen, und man produzierte mit den alten bewährten Modellen weiter.

Die ersten Resultate auf die von Chevrolet im Jahre 1921 ausgeführte Preissenkung war nur gering. Chevrolet verkaufte, wie bereits erwähnt, im Jahr 1921 nur 70.000 Fahrzeuge und erlitt erhebliche Verluste. Als sich aber die konjunkturelle Entwicklung vom Herbst des Jahres 1921 an wieder positiv entwickelte, hätte Ford auf Grund des niedrigen Chevroletpreises eine deutliche Herausforderung erkennen müssen. Es wäre an der Zeit gewesen, daß Ford sich über entsprechende Gegenmaßnahmen Gedanken machte. Entweder spürte er jedoch diese Gefahr zum damaligen Zeitpunkt nicht, oder aber er konnte nicht erkennen, daß diese Preissenkung das erste Zeichen einer fein ausgeklügelten Strategie zur Unterwanderung seines Marktes darstellte. Vielleicht erkannte er auch die Gefahr, sah sich aber nicht in der Lage, sie richtig abzuschätzen, und entschloß sich aus diesem Grunde zu einer abwartenden Haltung. Er setzte den Preis seines Modells T nur geringfügig auf 350$ herab und wartete die weitere Entwicklung ab. 1922 stieg die Konjunktur sprunghaft an, und Chevrolet konnte in den ersten beiden Quartale des Jahres einen enormen Umsatzzuwachs verzeichnen. Ford verzeichnete zwar ebenfalls durch den Konjunkturschub einen Zuwachs der Verkaufszahlen, dennoch ergriff er, vermutlich intuitiv, eine weitere Maßnahme. Im September des Jahres 1922 setzte Henry Ford den Preis für das Modell T mit einem Schlag, aber dafür um einiges zu spät, auf 300$ herab. Das Modell T war nunmehr bedeutend preiswerter als der Chevrolet. Diese Situation schuf eine Marktlücke im mittleren Bereich der Niedrigpreiskategorie. Jetzt war es Chevrolets Aufgabe, darauf mit einer entsprechenden Maßnahme zu reagieren. Die Voraussetzungen hatten sich grundlegend gewandelt. Nach einem vollen Jahr unmittelbarer Preisnachbarschaft zu dem Modell T war es Chevrolet gelungen, sich auf dem Niedrigpreismarkt zu etablieren und recht ansprechende Umsätze zu erzielen. Chevrolet konnte nun entweder den alten Preis beibehalten und sich auf geringere zukünftige Umsätze einstellen, oder aber Fords Preissenkung mit einer Herabsetzung des eigenen Preises erwidern. GM entschied sich, den Preis zunächst unverändert zu lassen. Diese Maßnahme wurde vermutlich angesichts der aufwärtsstrebenden konjunkturellen Entwicklung bevorzugt. Die Gesamtabsatzhöhe des Niedrigpreismarktes setzte sich 1922 aus ca.

1,5Millionen Ford-Modellen und ca. 200.000 Chevrolets zusammen, womit es Chevrolet gelungen war, die Gewinnschwelle zu erreichen. Demnach war 1922 ein neues Ereignis eingetreten. General Motors und Ford teilten sich den Absatzmarkt für Wagen der unteren Preiskategorie. Wenn nun GM diesen Erfolg im nächsten Geschäftsjahr bestätigen kann, sollte der Gewinner in der Person als GM feststehen.

6.1.3. Der Ausgang des Spiels & die Bewertung

Demnach ist wie bereits erwähnt ein neues Ereignis, der gegenseitigen Konkurrenz um das vorhandene Kundenpotential eingetreten, und Chevrolet hielt ca.13% des Marktanteils. Das kommende Jahr 1923 sollte nun eine Spielentscheidung herbeiführen.

Die konjunkturelle Entwicklung hatte bis dato eine stetig aufsteigende Tendenz, was auch dem Automobilmarkt Absatzzuwächse brachte. Die technischen Veränderungen am Ford waren nur gering. Die geringfügigen geänderten Details am Chevrolet sorgten aber dafür, daß das Modell vom GMKonzern sich noch mehr vom fordschen Modell T abhebte.

Im Frühsommer des Jahres 1923 war der Sieg von GM deutlich erkennbar. Obwohl Ford mit mehr als 2Mill. verkaufter Fhrz. neue Umsatzrekorde verbuchen konnte. Chevrolet konnte auf der Tatsache beruhend, daß die Konjunktur für GM günstig war und die Veränderungen am Auto angenommen wurde positiv bewerten. Chevrolet konnte ebenfalls wie Ford neue Umsatzrekorde verzeichnen und setzte in diesem Geschäftsjahr ca. 500.000 Fhrz. ab. Die Erweiterung und Verbesserung des Vertriebssystems trug natürlich auch dazu bei. Da GM noch ein paar Prozente in der Marktaufteilung zulegte, man hielt inzwi- schen fast 25%, war es für Ford so gut, wie unmöglich GM noch aus dieser neuerworbenen Marktposition zu vertreiben. Somit war die Ära der Monopolstellung von Ford ab dem Jahr 1923 passe`. Hätte Ford günstigere Spielergebnisse für sich verzeichnen können, und wenn ja, wie wäre dies möglich gewesen?

Man vergleiche dazu sein tatsächliches Verhalten mit den im spieltheoretischen Modell angeführten, hypothetischen Verhaltensalternativen. Um nach dem Eröffnungszug durch Chevrolet eine wirksame Maßnahme zu ergreifen( s. Kap.6.1.1.), standen Ford nur wenige Monate zur Verfügung, wenn er dem Eintreten des Zufallsereignis zuvorkommen wollte. Zum einen war ihm die Wahlmöglichkeit gegeben, für die er sich auch entschied, es dem Zufallsereignis zu überlassen, ob Chevrolet zu einer ernstzunehmenden Gefahr heranwachsen würde. War diese Gefahr dann tatsächlich gegeben, so konnte er nur noch scharfe, aber strategisch dann weniger wirksame Preissenkungen vornehmen und mußte ansonsten das nächste Zufallsereignis abwarten. Zum anderen hätte Ford bis zum Winter 1921/1922 dem Zufallsereignis zuvorkommen können. Eine in diesem Zeitraum vorgenommene Preissenkung, die also zeitlich vor dem Einsetzen der alljährlich höheren Frühjahrsnachfrage gelegen hätte, hätte GM in eine weniger günstigere Lage versetzt, um geeignete Gegenmaßnahmen auszuwählen. Auch hatte Chevrolet bis dahin noch keine nennenswerten Umsätze erzielen können. Dies alles hätte dazu geführt, daß der Gewinn von GM hauptsächlich von der konjunkturellen Entwicklung abhängig war, um in die Gewinnzone zu gelangen. Was wäre nun, wenn Ford den Preis rechtzeitig gesenkt hätte? Aus dem spieltheoretischen Modell geht nun eindeutig hervor, daß GM in der realen Situation auch bei Ergreifen dieser Maßnahme keine Nachteile auf dem Markt hätte in Kauf nehmen müssen.

Denn, die alternative Handlungsmöglichkeit von GM, bei der Preissenkung Fords mitzuziehen, um das bestehende Preisverhältnis wiederherzustellen, wäre einerseits mit einem hohen Kostenaufwand verbunden gewesen, hätte anderseits aber auch das Risiko erhöht, infolge des geringeren Preises nur ein kostenunterdeckendes Umsatzvolumen erreichen zu können. In dieser Situation wäre die Ausprägung des Zufallsereignisses für den Spielausgang entscheidend gewesen. Das Ereignis deutete auf eine positive konjunkturelle Entwicklung hin, die es Chevrolet ermöglicht hätte, die notwendigen Umsätze zu erzielen. Hätte Ford dies erkennen müssen? Hätte er die wirtschaftliche und konjunkturelle Entwicklung mit in sein Kalkül einbeziehen müssen? Angesichts dessen, was auf dem Spiel stand, hätte Ford auch seine weniger vom Zufall abhängigen, eher strategischen Handlungsalternativen prüfen sollen, d.h. ein Konkurrenzmodell erwägen sollen. Wirtschaftsexperten sind sich heute einig, daß die zur Verfügung stehende Zeit gerade ausgereicht hätte, um diese Maßnahme bis zum Modelljahr 1923 zu verwirklichen. Das Zufallsereignis hätte dann offensichtlich mitbestimmt, in welchem Verhältnis der obere Bereich des Niedrigpreismarktes zwischen den Konkurrenzmodellen von Ford und Chevrolet aufgeteilt worden wäre. Das fordsche Modell hätte aber nur ungefähr den Umsatz des Chevrolet erreichen müssen, um zu gewährleisten, daß Chevrolet auch in einer Hochkonjunktur keine kostendeckenden Umsatzzahlen erreicht. Folglich bestand die für Ford günstigste Handlungsalternative aus der Kombination zweier, simultan zu ergreifender Maßnahmen. Als erstes die umgehende und einschneidende Preissenkung, und als zweites die Entwicklung eines Konkurrenzmodelles für das Jahr 1923. Dennoch hätte sich Chevrolet vielleicht auf Grund der Hochkonjunktur behaupten können. Aber es bestand auch die Möglichkeit des Versagens von Chevrolet, auf Grund der Tatsache, daß die Umsatzzahlen von 1922 nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben, wie gewollt.

Die tatsächliche von Ford ergriffene Maßnahme, die verzögerte Preissenkung also, gab ihm eine auf jeden Fall nur geringe Wahrscheinlichkeit, sich gegen die Handlungsstrategie von General Motors zu behaupten. Damit stand im Jahre 1923 General Motors als Sieger fest. Im Verlauf der nächsten Jahrzehnte lieferten sich Ford und General Motors mehrere Spiele, im spieltheoretischen Sinn, wobei es Ford immer gelungen ist sich wieder zu behaupten, so auch nach den düsteren Jahren 1927/1928 wo Ford so gut wie gar nicht am Geschäftsgeschehen teilnahm. Aber die Vormachtstellung hat Ford im Zuge des ersten großen Spiel, was ich ein wenig näher bringen wollte verloren, und im Verlauf der nächsten Jahre an General Motors abgetreten.

6.2. Ford, GM & die Versteigerung von Daewoo

Nachdem ich ein paar Ausführungen über die beiden Unternehmungen ziemlich zum Anfang ihrer jahrelangen Konkurrenz gemacht habe, möchte ich nun wieder in unser jetziges Jahrzehnt zurückkehren. Die Globalisierung schreitet immer weiter voran und macht natürlich auch nicht vor der Automobilindustrie halt. Es gab in der letzten Zeit mehrere Fusionen oder Wirtschaftsallianzen, wie z.B. VW/Audi; BMW/Rover; GM/Fiat, um nur einige zu nennen, denn die Liste ist lang. Nun steht ein weiterer Anbieter auf dem internationalen Markt auf der Versteigerungsliste.

Der zweitgrößte Autokonzern Südkoreas, Daewoo Motor der stark angeschlagen ist, steht kurz vor der Übernahme durch einen ausländischen Anbieter. Daewoo Motor war im vergangenen Jahr im Sog des Mutterkonzerns Daewoo unter einer gigantischen Schuldenlast zusammengebrochen. Die Verbindlichkeiten belaufen sich derzeit auf umgerechnet rund 34,4 Milliarden DM. Durch dieses wirtschaftliche Desaster ist die Produktionskapazität arg gesunken, um 52,75%. Trotz dieser Einschränkung hält Daewoo einen Marktanteil von 35% auf dem koreanischen Automarkt. Für die angestrebte Übernahme und Sanierung des Autoherstellers boten verschiedene Autokonzerne mit. Der Firmenwert der Daewoo Motor Company wurde von ursprünglich 12 Milliarden $ auf jetzt 3 Milliarden $ revidiert. Den Zuschlag hat Ford erhalten, nicht nur weil die Ford Company 6,9 Milliarden $ geboten hat, sondern weil dieses Unternehmen mehr als die anderen bereit sei, Technologie zu transferieren, Jobs zu sichern sowie zum Wachstum und der Entwicklung der mit Daewoo verknüpften Zulieferindustrie beizutragen. Außerdem begründete das Komitee für die Versteigerung diesen Entschluß auch mit besseren Fähigkeiten Fords, den Unternehmenswert zu steigern. Ford hat nun Zeit, bis Mitte August die Bücher zu prüfen und ein abschließendes Angebot einzureichen. Deswegen ist es mir unmöglich auf den Ausgang des Tauziehens um Daewoo einzugehen.

Die Enttäuschung des unterlegenden Mitkonkurrenten in der ersten Instanz ist groß. General Motors, der bis 1992 eine 15 Jahre währende Allianz mit Daewoo Motor unterhielt, bot 5,4 Milliarden $. Diese Allianz wurde vor 8 Jahren aber abrupt aufgekündigt, weil es Differenzen in der Marketingstrategie in der Expansionsphase der südkoreanischen Autoindustrie gab. Möglicherweise hat diese in Seoul als arrogant gewertete Scheidung letztlich den Ausschlag gegen den weltgrößten Autokonzern gegeben, weil viele Experten die Ford-Offerte als deutlich überzogen ansehen.

DaimlerCrysler dagegen dürfte das vorzeitige Ausscheiden angesichts dieser Preisrelationen sehr leicht gefallen sein, denn das Stuttgarter Unternehmen war nur zu einer Übernahmezahlung von 3,6 Milliarden $ bereit gewesen. Da DaimlerCrysler aber eine Allianz mit dem größten Autokonzern Südkoreas eingegangen ist, der Hyundai Motor, welche natürlich ein reges Interesse an der Übernahme von Daewoo hatten, wären die Stuttgarter zum Schluß sogar bereit gewesen 80% der Daewoo-Anteile zu schultern. Um das Angebot von Ford finanziell zu schlagen, hätte allein DaimlerCrysler über 5,5 Milliarden $ für ein Unternehmen bezahlen müssen, das es weder braucht noch auf Grund seiner Schuldenlast gerne möchte. Wer die Verbindlichkeiten von Daewoo tragen muß, ist nun die spannende Frage, weil nach Vermutungen vieler Analysisten Ford bei seinem Angebot die Schulden weitgehend herausgerechnet sehen möchte. Wenn das nicht die Auffassung der Gläubigerbanken ist, sind mit Sicherheit harte Verhandlungen zu erwarten, die in einem deutlich reduzierten Preis enden dürften. Allerdings ist Ford formell an sein einmal gegebenes Gebot gebunden. Wir werden es sehen und können gespannt sein, wie die Übernahme verläuft.

7. Epilog

Ich hätte noch viele Beispiele aus den verschiedensten Bereichen unseres alltäglichen Lebens, der Politik oder Wirtschaft niederschreiben können, wie z.B. die Strategie der GM-Kreditkarte als Alternative zum erhöhten Absatz, oder aber der Ford Motor Credit, wo Ford im letzten Jahrzehnt tatsächlich an seinen Kreditgewährungen mehr verdient hat als an der Herstellung von Fahrzeugen.

Aber ich bin der Meinung mit diesen zwölf Beispielen ist das grundlegendste geklärt, was die Spieltheorie etwas verständlicher Machen sollte. Im Zuge meiner Recherche in verschiedenen Fachbüchern, allgemeiner Lektüre, in Zeitschriften und der Tagespresse, sowie dem Medium Fernsehen sind mir viele (Bei-)Spiele durch den Kopf gegangen. Und bei der Auswahl dieser Beispiele kam mir zwar nicht die Spieltheorie ins Gehege, aber ich befand mich doch in einem Dilemma. Ich fand jedes neue Beispiel noch viel besser, als die bis dato gehörten. Welche nun erklären? Im Rahmen meiner Hausarbeit mußte ich mich also entscheiden, dieses oder jenes.

Mein Entscheidungsbaumverfahren sprach für diese Beispiele, in der Hoffnung, denn ein Restrisiko bleibt meistens bestehen, nicht am Thema vorbei geschrieben zu haben. Rufe ich mir noch mal ins Gedächtnis zurück, was ein Risiko ist. Ein Wagnis, eine Gefahr oder bestehende Verlustmöglichkeiten in einer bestimmten Situation. Auf den Punkt gebracht ist ein Risiko eine Folge von Ungewißheiten und menschlichen Versagens, wobei die Möglichkeit besteht das durch eventuelle Fehlentscheidungen ungünstige Ereignisse eintreten können. Wie dem auch sei. Im Rahmen der Spieltheorie habe ich aufgeführt immer die dominante Strategie zu verfolgen. Ich habe kooperative und nicht kooperative Spiele näher bezeichnet. Das (Bei-) Spiel Ford versus General Motors hat uns das Zwei-Personen-Nullsummenspiel deutlich gezeigt, wie wichtig es ist sämtliche Alternativen, sprich Strategien, nachzugehen und dem entsprechend rational zu handeln. Aber wir wissen auch was für den einen rational ist, tangiert einen anderen sehr wenig. Wir müssen Prioritäten in der Zielgestaltung set- zen und darauf speziell bei Investitionen abwägen, ob sich die Kalkulation lohnt oder nicht. An diesem Punkt verweise ich auf den Baßeler S.186ff und 292ff.

Je mehr Akteure, sprich Spieler, in einem Spiel verwickelt sind, so komplexer und unüberschaulicher wird die ganze Situation. Ich habe verschieden Strategien zum erreichen eines bestimmten Zieles erläutert. Hierzu ist noch zu bemerken, daß wir entweder defektieren(nicht gleich alles zeigen)oder kooperieren(mit offenen Karten spielen) können. Das möchte ich kurz am Beispiel von tit-for-tat erläutern. Zu deutsch bedeutet diese Strategie: Wie du mir, so ich dir! Hier spielen wir zunächst kooperativ im ersten Zug, und in jedem weiteren Zug spielen wir genauso wie der Gegenspieler. Diese Strategie ist kooperationswillig, wehrt sich aber auch gegen Ausbeutungsversuche. Gleichzeitig ist sie nicht nachtragend, sondern beantwortet erneute Kooperationsbereitschaft mit Kooperation. Mit dieser Strategie können wir zwar nie gewinnen, aber auch nicht verlieren.

Dies zeigt uns eindeutig, das wir verschiedene Strategien anwenden müssen. Abschließend möchte ich noch mal zusammenfassen. Spieltheorie behandelt Entscheidungen in einer komplexen Umwelt. Wann immer mehrere Entscheider gemeinsam ein Ergebnis herbeiführen, handelt es sich um ein Anwendungsgebiet der Spieltheorie. Ein Spiel ist eine Situation strategischer Interdependenz. Die Folgen ihrer Entscheidungen (Strategien) hängen von den Entscheidungen anderer ab, die zielgerichtet handeln. Die Entscheidungsträger sind die Spieler und ihre Handlungen sind die Züge. Die Interessen können in strikten Konflikt zueinander stehen (Nullsummenspiel). Typischer sind allerdings Spiele die Konflikte, sowie Bereiche gemeinsamer Interessen beinhalten. Es kann Kombinationen wechselseitig vorteilhafter oder wechselseitig schädigender Strategien geben.

Die Züge können sequentiell (fortlaufend) oder simultan (gleichzeitig) erfolgen. In einem Spiel mit sequentiellen Zügen gibt es eine lineare Denkkette. Wenn ich dieses tue, kann mein Rivale jenes tun, worauf ich folgendes antworten kann... Ein solches Spiel läßt sich analysieren, indem man einen Spielbaum zeichnet. Die besten Züge ergeben sich indem man nach vorne blickt und von dort zum Ausgangspunkt zurück schließt. In einem Spiel mit simultanen Zügen gibt es einen Argumentationzirkel. Ich denke, daß er denkt, daß ich denke...Man muß die Aktionen des Gegners durchschauen, obwohl man sie noch gar nicht sehen kann, wenn man seinen Zug macht. Man muß nach dominanten Strategien suchen und sie nutzen. Wenn wir keine haben, der Gegner aber schon, dann können wir davon ausgehen, daß er sie nutzt. Wenn keiner eine dominante Strategie vorweisen kann, so suchen wir nach dominierenden Strategien usw. Sollte dies auch nicht der Fall sein, so versuchen wir ein Gleichgewicht zu erhalten, wobei jede Aktion des einen, gleich der besten Antwort des anderen ist. Sehr vielen fällt der Zugang zur Spieltheorie schwer, weil es sich ursprünglich um eine mathematische Theorie handelt, die bisher nur ungenügend für die belange von Realwissenschaften aufbereitet wurde. Mir persönlich auch, aber ich bin sogar der Meinung, das meine Hausarbeit ein Novum beinhaltet. Ich habe in der ganzen Hausarbeit keine einzige Formel oder Matrix eingebaut, und denke trotzdem, daß ein jeder der vorher noch nichts von der Spieltheorie wußte, nun in der Lage ist, zumindest mitzureden.

Anmerkungen

1. Damokles, in der griech. Mythologie ein Höfling des Dionysos von Sykarus. Um Damokles die Gefahren des Regententums zu verdeutlichen, ließ Dionysos über dessen Sitz an einem Roßhaar ein Schwert aufhängen. Das Damoklesschwert wurde sprichwörtlich für eine ständig lauernde Gefahr.

2. Seneca lebte von 4 v.Chr.-65 n. Chr. Er war ein in spanischen Cordoba geborener röm. Philosoph und Politiker, sowie der Berater von Nero

3. Larry Bird war ein ehemaliger NBA-Spieler der Boston Celtics

4. geb. 30.10.1960, argentinischer Fußballstürmer, der nur mit 1,65m als genialer Spielmacher, Dribbelkünstler und Torschütze gilt. In den letzten Jahren machte er vor allem durch Skandale von sich reden und befindet sich zur Zeit auf Kuba und unterzieht sich einer Drogenentzugskur.

5. Sie berichten über ihre Forschungen in ,,The Hot Hand in Basketball: On the Misperception of Random Sequences" in: Cognitive Psychologie 17, 1985, Seite 295-314.

6. Argentinien gewann gegen die BR Deutschland 3:2 in Mecico-City

7. Don Cook, Charles de Gaulle, A Biography, New York, 1982

8. David Schoenbrun, The Three of Charles de Gaulle, New York 1966

9. Ferdinand Vicomte de Lesseps, 19.11.1805-7.12.1894, französischer Diplomat und Ingenieur

10. Großschifffahrtsweg zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer, 161km lang, Bauzeit von1859-1869

11. Pläne existierten sei 1524, der Bau wurde aber erst 1881 begonnen und 1914 beendet. 81,6km lang und überwindet einen Höhenunterschied von 26m zwischen dem Atlantik und dem Pazifik

12. Der Suezkanal war eine Passage auf Meereshöhe. Die Grabungen waren relativ einfach, weil das Land bereits tief lag und weitgehend aus Wüste bestand. In Panama dagegen gab es größere Höhenunterschiede, Seen entlang der Strecke sowie dichten Dschungel. Erst viel später war das Ingenieurcorps der US Army mit einer gänzlich anderen Methode erfolgreich- einer Folge von Schleusen, die die Seen entlang des Weges nutzten

13. Xocoyotzin Montezuma II. 1467-1520, Aztekenherrscher, sah in der Ankunft von Hernan Cortez die Rückkehr des Gottes Quetzalcoatl und setzte den Spaniern zunächst keinen Widerstand entgegen. Als er sei Irrtum bemerkte, war es bereits zu spät. Am 14.11.1519 geriet er in spanischer Gefangenschaft. Ob er durch seine eigenen Untertanen oder von den Spaniern getötet wurde ist bis heute ungewiß. Als Montezumas Rache bezeichnen heute die Bewohner im Karibischen Raum eine Durchfallerkrankung, die ca. 70%aller Nichteinheimischen nach ungefähr 6 Tagen befällt.

14. Ist eine belgische Gemeinde südlich von Brüssel, wo Napoleon am

18.6.1815 von den Briten und den Preußen unter der Führung von Wellington und Blüchner vernichtend geschlagen wurde.

15. Internationales Bankhaus, das in Frankfurt am Main gegründet wurde durch Meyer Amschel Rothschild (1743-1812). Seine Söhne gründeten Filialen in Paris, London, Wien und Neapel. Sie beherrschten seit dem Wiener Kongreß (1815) das Anleihegeschäft der Staaten. Dadurch auch politischen Einfluß, der aber 1850 sank. Heute bestehen noch das Pariser und Londoner Haus.

16. Es ist umstritten, ob die Brieftauben vielleicht eine spätere Ausschmückung der Geschichte sind. In seinem Buch ,,The Rothschilds" behauptet Frederic Morton: ,,Am späten Nachmittag des 19.Juni 1815 sprang ein Agent der Rothschilds namens Rothworth auf ein Schiff in Ostende. In der Hand hielt er eine holländische Zeitung, die noch feucht vom Druck war. Nathan Rothschild stand in Morgengrauen des 20.Juni am Hafen von Folkstone, seine Augen flogen über die ersten Absätze. Nur einen Moment später war er auch schon unterwegs nach London, um der Regierung mitzuteilen, daß Napoleon vernichtet worden war (womit er dem Abgesandten Wellingtons um mehrere Stunden zuvorkam). Dann begab er sich zur Börse." vgl. Dixit/Nalebuff, ,,Thinking Strategically. The Competitive Edge in Business, Politics, and Everyday Life" W.W. Norton & Company, New York, 1991, Seite 140

17. Napoleon Bonaparte (15.8.1769-5.5.1821) war ein französischer Feldherr, Politiker und Kaiser.

18. Bonds ist die englische Bezeichnung im Börsenjargon für langfristige festverzinslich Schuldverschreibungen, die am Kapitalmarkt gehandelt werden.

19. Sogar die Israelis haben allerdings einen Teil ihrer Reputation für Härte verloren. So waren sie Ende der 80iger Jahre bereit, 3000 arabische Häftlinge gegen 3 ihrer Luftwaffenpiloten auszutauschen. Das neuste Beispiel können wir gerade auf dem philippinischen Jolo verfolgen. Das legt den Schluß nahe, daß manchmal Ausnahmen gemacht werden.

20. Von einem Spezialkommando, der SK9, wurden Mitte der 70iger Jahre 86 Passagiere der Lufthansamaschine ,,Landshut" auf dem Flughafen von Mogadischu befreit, nachdem Terroristen der RAF durch das Kidnapping versucht haben ihre Führungskräfte freizupressen.

21. Hernan Cortez (1485-1547) war ein bedeutender spanischer Konquistador, der mit nur 500 Soldaten gegen die Azteken zog, um Mexico zu erobern. ibidem 13 vgl. Prescott, ,,The History of the Conquest of Mexico" Band 1, London 1896, Kapitel 8

22. Beschreibung und Zitat aus: Michael Porter, ,,Cases in Competitive Strategy", New York 1983

23. Polaroids Aktien fielen allerdings nach diesem Urteil, da der Markt eine Entschädigung in der Größenordnung von 1,5Milliarden Dollar erwartet hatte.

24. Aus Kotler und Bliemel ,,Marketing-Managment" 9.Auflage S.519

25. Auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking fand im Frühsommer des Jahres 1989 ein studentischer Protestmarsch statt, der Brutal durch die chinesische Staatsmacht mit vielen Toten niedergeschlagen wurde. Daraufhin gab es eine Welle der Empörung aus der ganzen Welt.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Die Spieltheorie- von Strategien und (Bei-) Spiele
Note
1,7
Autor
Jahr
2000
Seiten
27
Katalognummer
V99130
ISBN (eBook)
9783638975797
Dateigröße
522 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
War sehr überrascht über die Benotung, da die Hausarbeit ohne jeliche Matrix und der gleichen auskommt. Die Arbeit soll einen kleinen Überblick über die Komlexität der Spieltheorie wiedergeben und dabei nicht im Fachjargon oder der Mathematik versinken.
Schlagworte
Spieltheorie-, Strategien, Spiele
Arbeit zitieren
Enrico Tegatz (Autor:in), 2000, Die Spieltheorie- von Strategien und (Bei-) Spiele, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99130

Kommentare

  • Gast am 17.8.2004

    gut, aber Lektorat fehlt.

    Eine sehr interessante Arbeit, erinnert mich an weitere Denkstrategien und -modelle, z.B. das sog. "Vernetzte Denken". Ob und inwieweit sie auf Vorarbeiten anderer Autoren beruht, wie das hier behauptet wurde, darüber maße ich mir kein Urteil an.
    Die gute Arbeit von Herrn Enrico Tegatz hätte allerdings verdient, daß sie gelegentlich von einem Lektor durchgesehen wird, der einige (den Wert der Arbeit allerdings kaum beeinträchtigende) sprachliche Unklarheiten bzw. Ungereimtheiten, Wortauslassungen, Fehler in der Zeichensetzung etc. beseitigt und an einigen Stellen falsch gelegte Absätze und Satzkonstrukte bereinigt.

    Weiterhin viel Erfolg!

  • Gast am 1.2.2002

    Re: bzgl. literatur.

    |
    |xxx schrieb:
    ||leider sind die literaturangaben nur sehr
    ||spärlich und dies aus gutem grund: weite
    ||teile der arbeit stammen aus:
    |rieck, christian: spieltheorie 1993 gabler verlag
    |und
    |dixit &amp; nalebuff: spieltheorie für einsteiger 1997
    |Es ist doch erfreulich eine verständliche Definition des Begriffs zu finden. Daher sollte man nur kritische kommentieren wenn man eine besserer Erläuterung findet, die ebenfalls so klar ist. Ausserdem auf anonyme Bemerkungen kann man verzichten...

  • Gast am 12.8.2001

    bzgl. literatur.

    leider sind die literaturangaben nur sehr spärlich und dies aus gutem grund: weite teile der arbeit stammen aus:
    rieck, christian: spieltheorie 1993 gabler verlag
    und
    dixit &amp; nalebuff: spieltheorie für einsteiger 1997

  • Gast am 25.1.2001

    Spiel des Lebens....

    Ich habe diese Arbeit zufällig bei der Durchsicht der neuen Arbeiten entdeckt, und sie ist mir auf Grund des Themas aufgefallen. Da ich mir unter dem Begriff "Spieltheorie" nicht viel vorstellen konnte, lass ich Sie mit stark steigendem Interesse!
    "Die Wissenschaft vom strategischen Denken heisst Spieltheorie"
    - und das ist auch notwendig, um den Inhalt dieser Arbeit zu folgen... (ausserdem hatte ich durchgehend fremdwort.de auf dem Bildschirm...)
    Hat man aber erstmal das gewisse "Aha-Erlebnis" hinter sich, wird es RICHTIG interessant und die Arbeit macht Hunger nach mehr Informationen über die Spieltheorie...

    tolle Arbeit!

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Titel: Die Spieltheorie- von Strategien und (Bei-) Spiele



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