Latein-Übersetzung Sallust


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

10 Seiten

Anonym


Leseprobe


C. SALLUSTI CRISPI

CATILINAE CONIURATIONE

1) Es schickt sich, dass alle Menschen, die sich darum bemühen, dass sie die übrigen Lebewesen übertreffen, nach der höchsten Macht streben, damit sie kein zurückgezogenes Leben führen, wie z.B. das Vieh, welches die Natur zur Erde gebeugt und dem Magen gehorchend geschaffen hat. Aber unsere ganze Kraft ist in Geist und Körper gelegen: wir benützen den Geist mehr als Herrscher und den Körper mehr als Sklaven; das eine haben wir mit den Göttern, das andere mit den Tieren gemeinsam. Deswegen erscheint es mir umso richtiger mit den Kräften des Geistes als mit physischen Kräften Ruhm zu erwerben und, weil ja das Leben an sich, das wir genießen, kurz ist, das Gedächtnis an uns möglichst lange wach zu halten. Denn der Ruhm des Reichtums und der Schönheit ist vergänglich und zerbrechlich, Tugend aber ist ein herrliches und ewiges Gut. Aber lange Zeit gab es einen großen Wettbewerb unter den Menschen, ob das Kriegswesen mit der Kraft des Körpers oder der Leistung des Geistes mehr Fortschritte mache. Denn es ist nötig, sowohl bevor du beginnst, überlegt als auch, sobald du überlegt hast, rechtzeitig zu handeln. So bedarf beides für sich unvollständig die Hilfe des anderen.

2) Also übten am Anfang die Könige - denn auf der Erde war dies die erste Regierungsform - entgegengesetzt ein Teil seinen Geist und die anderen ihren Körper; auch wurde damals das Leben der Menschen noch ohne Begehrlichkeit geführt, jeder war mit seinem Hab und Gut zufrieden. Nachdem aber Cyrus in Asien und die Spartaner und Athener in Griechenland angefangen hatten, Städte und Völker zu unterwerfen, Verlangen nach Herrschaft als Kriegsgrund anzusehen und den größten Ruhm in der größten Herrschaft zu sehen, da erst erfuhr man, dass bei

Gefahr und Unternehmungen im Krieg der Geist am meisten vermag. Wenn aber die geistigen Leistungsfähigkeiten der Könige und Feldherrn im Frieden so groß wären wie im Krieg, wäre die Situation für die Menschen ausgeglichener und beständiger, weder würde man sehen, dass alles in verschiedene Richtungen treibt, noch dass alles drunter und drüber geht. Denn eine Herrschaft wird von den Eigenschaften leicht festgehalten, mit denen sie am Anfang entstanden ist; sobald aber an Stelle von Anstrengung Faulenzerei, an Stelle von Selbstbeherrschung und Ausgeglichenheit Willkür und Überheblichkeit Einzug gehalten haben, ändert sich gleichzeitig mit den Sitten die Lage. So wird die Herrschaft immer von einem weniger Guten auf den jeweils Besten übertragen. Alles, was die Menschen als Bauern, Seefahrer und

Architekten leisten, ist von der Tugend abhängig. Aber viele Menschen, die sich der Fresserei und dem Schlaf ergeben haben, gingen ungebildet und unkultiviert durch ihr Leben, als ob sie in der Fremde umher reisen würden. Für die bedeutet in der Tat wider die Natur ihr Körper Vergnügen und ihre Seele eine Last. Deren Leben und Tod schätze ich gleichermaßen ein, weil man über beides schweigt. Dieser schließlich scheint mir aber wahrhaftig zu leben und seine Seele zu genießen, der, mit irgendeiner Arbeit beschäftigt, nach dem Ruhm einer vortrefflichen Tat oder eines guten Könnens strebt.

3) Aber bei der großen Fülle von Möglichkeiten zeigt die Natur

jedem einen anderen Weg. Es ist schön dem Staat Gutes zu tun, auch ist es nicht verkehrt gut zu reden; man kann im Frieden wie im Krieg berühmt werden; viele, sowohl die, die gehandelt haben, als auch die, die die Taten anderer beschrieben haben, werden gelobt. Und dennoch erscheint es mir freilich besonders schwierig Geschichte zu schreiben, wenn auch dem der Geschichte schreibt keinesfalls der gleiche Ruhm zuteil wird, wie dem, der Geschichte macht: ersten weil die Taten angemessen dargestellt werden müssen; zweitens weil die meisten etwas aus Übelwollen und Neid gesagtes glauben, was man als Vergehen tadelte, sobald man an großartige Leistungen und den Ruhm tüchtiger Männer erinnert, nimmt dies jeder gelassen auf, was seiner Meinung nach leicht zu tun ist, und er darüber hinaus für erdichtet und falsch hält. Ich aber habe mich am Anfang als sehr junger Mann, wie die meisten, mit Eifer auf die Politik geworfen, und dort sind mir viele Dinge zuwider gewesen. Denn an Stelle von Anstand, Unbestechlichkeit und Tüchtigkeit herrschten Frechheit,

Bestechlichkeit und Habgier. Wenn auch mein Verstand, nicht vertraut mit schlechten Eigenschaften, dies ablehnte, blieb dennoch meine unselbstständige, vom Ehrgeiz verdorbene Jugend zwischen solch großen Lastern gefangen; Und obwohl ich mich mit den schlechten Sitten der übrigen nicht für einverstanden erklärt hatte, quälte mich nichtsdestoweniger derselbe Ehrgeiz, dieselbe üble Nachrede und derselbe Neid wie die übrigen.

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5) Lucius Catilina, der aus einer vornehmen Familie stammte, besaß große körperliche und geistige Kraft, aber einen schlechten und verkehrten Charakter. Dieser interessierte sich von früher Jugend an für innere Kriege, Mordanschläge, Raubzüge und Zwietracht zwischen den Bürgern und übte dort auch seine spätere Jugend. Sein Körper ertrug Hunger, Kälte und Verzicht auf Schlaf und zwar mehr als es jedem glaubhaft ist. Sein Geist war verwegen, heimtückisch, unberechenbar, bei jeder beliebigen Sache ein Meister in Heuchelei und Heimlichtuerei, nach fremdem Gut begierig, mit dem Seinem verschwenderisch und glühend in seinen Leidenschaften. Er besaß genügend Redegewandtheit, aber zu wenig Weisheit. Sein unersättlicher Geist begehrte immer Maßloses, Unglaubliches und allzu Hohes. Nach der Gewaltherrschaft des Lucius Sulla hatte ihn größtes Verlangen ergriffen die Staatsgewalt an sich zu reißen, und er nahm keinerlei Rücksicht darauf mit welchen Mitteln er dies erreichte, solange er nur sich die Alleinherrschaft erringen würde. Sein wilder Geist wurde mehr und mehr von Tag zu Tag durch den Mangel an Vermögen und seiner Mitwissenschaft an Verbrechen angetrieben, was er beides durch die Eigenschaften gefördert hatte, die ich oben ansprach. Außerdem trieben ihn die verdorbenen Sitten des Staates an, die die schlechtesten und schlimmsten und unter sich gegensätzlichen Übel, nämlich Verschwendung und Habsucht, heimsuchten. Weil die Gelegenheit an die Sitten des Staates erinnert, scheint die Sache selbst aufzufordern weiter auszuholen und in wenigen Worten die Einrichtungen der Vorfahren im Frieden und im Krieg zu erörtern, wie sie den Staat verwalteten und wie groß sie ihn zurückließen, und wie nach allmählicher Veränderung aus einem sehr schönen und sehr guten ein sehr schlechter und sehr schändlicher Staat wurde.

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39) Aber nachdem Gnäus Pompeius in den Seeräuberkriegen und den gegen Mithridaticus geschickt worden war, verminderte sich die Macht des Volkes und wuchs die Macht weniger. Diese hielten die Ämter, die Provinzen und alles andere in der Hand; sie selbst führten ihr Leben ungefährdet, oben auf und ohne Furcht und schreckten alle übrigen durch Gerichtsprozesse ab, damit sie das Volk in ihrer Amtszeit umso milder behandeln könnten. Aber sobald sich bei der bedenklichen Lage das erste Mal Hoffnung die bestehende Verfassung umzustürzen anbot, richtet der alte Kampf die Herzen derer wieder auf. Wenn nun Catilina in der ersten Schlacht siegreich oder auch nur ebenbürtig ausgeschieden wäre, hätten großes Unglück und Schaden den Staat in der Tat vernichtet und es wäre jenen, die den Sieg errungen hätten, nicht möglich gewesen diesen länger zu genießen ohne dass der, der mehr vermochte, den Ermüdeten und Entkräfteten die Herrschaft und die Freiheit entreißen würde. Außerhalb der Verschwörergruppe gab es dennoch mehrere, die gleich zu Beginn zu Catilina aufgebrochen sind. Unter diesen war Fulvius, der Sohn eines Senators, den der Vater, nachdem er ihn unterwegs hatte aufgreifen und zurückholen lassen, töten ließ.

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43) In Rom jedoch hatten Lentulus und die übrigen, die die Köpfe der Verschwörergruppe waren, nach Bereitstellung von, wie es schien, großer Truppen beschlossen, dass, nachdem Catilina mit seinem Heer ins Gebiet um die Stadt Aefula gekommen war, der Volkstribun Lucius Bestia eine Volksversammlung abhalten solle, sich über die Aktionen Ciceros beschweren und dem besten Konsul die Missstimmung über einen sehr ernsten Krieg aufbürden solle: auf dieses Zeichen hin sollte die übrige Menge der Verschwörer in der folgenden Nacht, und zwar jeder seine Aufgabe durchführen. Aber diese sollen folgendermaßen verteilt worden sein: Statilius und Gabinius sollten mit einer großen Schar gleichzeitig 12 geeignete Stellen in der Stadt anzünden, damit man durch diese Verwirrung einen umso leichteren Zugang zu dem Konsul und den übrigen bekomme, auf die ein Anschlag verübt werden sollte; Cethegus solle Ciceros Haustür belagern und ihn mit Gewalt angreifen; jeder aber solle einen anderen, aber die Söhne, die noch im Elternhaus wohnten, von denen der größte Teil aus der Nobilität stammte, sollten ihre Väter töten; sogleich nachdem durch den Mord und den Brand alle erschreckt worden waren, sollten sie sich zu Catilina durchschlagen. Während dieser Vorbereitungen und Entscheidungen klagte Cethegus immer über die Untätigkeit der Mitverschwörer: sie würden, indem sie zweifelten und den Termin immer wieder hinausschöben, große Gelegenheiten zunichte machen; in einer solchen Gefahr brauche man die Tat und nicht die Überlegung und er werde, wenn ihn dabei wenige unterstützten, die Kurie angreifen, auch wenn die anderen untätig blieben. Von Natur aus war er wild, heftig und draufgängerisch und er sah in der Schnelligkeit den größten Vorteil.

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48) Inzwischen, nach der Aufdeckung der Verschwörer, verfluchte das Volk, das zuerst aus dem Verlangen nach einem Umsturz allzu sehr für Krieg war, nach einem Sinneswandel, die Pläne des Catilina und hob Cicero in den Himmel. So als ob es aus der Knechtschaft entrissen worden wäre, äußerte es sich lebhaft durch Freude und Fröhlichkeit. Denn es glaubte, dass andere Kriegstaten mehr Beute als Schaden bringen würden und es hielt die Brandstiftung für wirklich grausam, übertrieben und für sich am schädlichsten, da ihm ja seine ganze Habe nur in der täglichen Nahrung und Kleidung bestand. Am nächsten Tag wurde ein gewisser Lucius Tarquinius zum Senat geführt, von dem sie sagten, dass sie ihn, als er zu Catilina aufbrach, unterwegs aufgegriffen hätten. Als dieser sagte, er wolle eine Aussage über die Verschwörung machen, wenn ihm Straffreiheit zugesichert worden sei, erklärte er, nachdem er vom Konsul aufgefordert worden war auszusagen was er wisse, dem Senat fast dasselbe, was Volturcius über die vorbereiteten Brände, über die Ermordung der Tüchtigen und über den Marsch der Feinde berichtet hatte: außerdem sei er von Marcus Crassus geschickt worden, der Catilina gemeldet habe, dass diesen die Verhaftung des Lentulus, Cethegus und der anderen Verschwörer nicht erschrecken solle und umso mehr solle er sich beeilen in der Stadt Feuer zu legen, damit er dadurch sowohl den Mut der übrigen wieder aufbaue, als auch jene leichter der Gefahr entrissen werden könnten. Aber sobald Tarquinius den Namen Crassus genannt hatte, ein vornehmer Mann, mit sehr großem Reichtum und höchster Macht, riefen die einen in der Meinung, dass die Sache unglaublich sei, ein Teil, wenn sie es auch für wahr hielten, doch weil zu einem solchen Zeitpunkt so große Machte eines Mannes anscheinend mehr gemäßigt als gereizt werden dürfe, und die meisten, weil sie von Crassus durch private Geldgeschäfte abhängig waren: die Aussage sei falsch und sie forderten, dass dieser Fall vom Konsul vorgetragen werde. Deshalb beschloß der zahlreich versammelte Senat auf Ratschlag Ciceros: Tarquinius Aussage scheine falsch zu sein und er müsse in Fesseln festgehalten werden und ihm dürfe nicht weiter die Möglichkeit zu einer Aussage gegeben werden; außer er sage über den aus, auf wessen Rat er solch eine Sache erlogen habe. Zu diesem Zeitpunkt gab es Leute, die meinten, dass jene Aussage von Publius Autronicus ersonnen worden sei, damit er nach der Nennung des Crassus umso leichter die übrigen aufgrund der gemeinsamen Gefahrensituation durch dessen Macht schütze. Andere sagten, dass Tarquinius von Cicero vorgeschoben worden sei, damit Crassus, nachdem er auf seine Art und Weise den Schutz für die Schlechten übernommen hatte, den Staat nicht in Aufruhr versetze. Ich persönlich habe gehört, dass Crassus selbst später erklärte, dass ihm diese so große Schande von Cicero aufgebürdet worden sei.

49) Aber zu demselben Zeitpunkt konnten Quintus Catulus und Gaius Piso Cicero weder durch Bitten noch durch Geld noch durch persönlichen Einfluss dazu bewegen, dass man fälschlicherweise mit Hilfe der Allobroger oder eines anderen Angebers Gaius Caesar nennen würde. Denn beide lebten mit ihm in grimmiger Feindschaft: Piso war von ihm in einem Gerichtsverfahren wegen eines Schadenersatzprozesses wegen der ungerechten Hinrichtung eines gewissen Transpadaners angegriffen worden und Catulus war seit seiner Bewerbung um das Priesteramt vor Hass entbrannt, weil er trotz seines hohen Alters und, obwohl er die höchsten Ehrenämter inne gehabt hatte, vom jugendlichen Caesar besiegt, das politische Feld hatte räumen müssen. Aber die Gelegenheit schien günstig zu sein, weil er als Privatmann durch herausragende Freigiebigkeit und als Beamter durch sehr große Spenden an das Volk beträchtliche Geldschulden hatte. Aber als sie den Konsul zu einer solchen Untat nicht veranlassen konnten, hatten sie selbst, indem sie bei einzelnen Leuten herumgingen und Lügen ausstreuten, die sie, nach ihrer Aussage, von Volturcius oder den Allobrogern gehört hatten, gegen jenen großen Hass geschürt und zwar bis zu dem Punkt, dass einige römische Ritter, die als Schutz mit Geschossen um den Tempel der Concordia herumstanden, sei es von der Größe der Gefahr oder innerer Erregtheit getrieben, Caesar, als er aus dem Senat kam, mit dem Schwert drohten, damit ihr Einsatz für den Staat umso deutlicher hervortrete.

50) Während dieser Verhandlungen im Senat und während für die Legaten der Allobroger und für Titus Volturcius, weil sich ihre Anzeige als richtig erwiesen hatte, Belohnungen festgesetzt wurden, wiegelten die Freigelassenen und einige wenige Klienten des Lentulus in verschiedenen Richtungen Handwerker und Sklaven in Dörfern auf, zu ihm durchzubrechen, teils suchten sie die Anführer bewaffneter Banden, die es gewohnt gewesen waren für Geld den Staat zu schädigen. Cethegus aber bat wagemutig mit Hilfe der Boten seine Dienerschaft und seine Freigelassenen, ausgesuchtes und trainiertes Personal, dass sie, nachdem sie sich zusammen gerottet hatten, mit Waffen zu ihm durchbrechen sollten. Als der Konsul von diesen Vorbereitungen erfahren hatte, verteilte er Schutztruppen, wie es Lage und Zeit erforderten, rief den Senat zusammen und stellte den Antrag, was der

Senat beschließen solle, was mit denen geschehe, die verhaftet worden waren. [...]

51) Senatoren, alle Menschen, die über eine kritische Situation beraten, müssen frei von Hass, Freundschaft, Zorn und Barmherzigkeit sein. Der Geist erkennt die Wahrheit nur schwer, wenn sie jene dagegen stellen und überhaupt keiner gehorchte der Begierde und gleichzeitig dem Nutzen. Wenn man seinen Verstand anspannt, ist er stark; wenn die Begierde ihn in Besitz nimmt, beherrscht sie ihn, und der Geist vermag nichts mehr; ich hätte eine große Menge zu erzählen, Senatoren, welche schlechten Beschlüsse Könige und Völker aus Zorn oder Mitleid gefasst haben. Aber ich will lieber das sagen, was unsere Vorfahren gegen die Leidenschaft ihres Herzens richtig und ordnungsgemäß gemacht haben. Im Makedonischen Krieg, den wir gegen König Perseus geführt haben, war uns der große und reiche Staat der Rhodier, der durch die Macht des römischen Volkes an Einfluss gewonnen hatte, untreu und feindlich gesinnt; aber nachdem man nach Kriegsende über die Rhodier beraten hatte, lie0en unsere Vorfahren diese ungestraft gehen, damit niemand sagen würde der Krieg sei mehr wegen des Reichtums als wegen eines Unrechts angefangen worden: Ebenso machten sie selbst in allen Punischen Kriegen niemals, trotz sich bietender Gelegenheiten, solches, obwohl die Karthager oft sowohl im Frieden als auch während eines Waffenstillstandes viele verbrecherische Handlungen vollbracht hatten; sie fragten mehr was ihnen würdig sein würde, als was man gegen jene zu Recht unternehmen könne. Ebenso müsst ihr dafür Vorsorge treffen, Senatoren, dass das Verbrechen des Publius Lentulus und den übrigen auf euch nicht mehr Einfluß hat als eure Würde und dass ihr nicht mehr auf euren Zorn als auf euren Ruf bedacht seid. Denn wenn man eine würdige Strafe für deren Taten findet, stimme ich dem Plan zu; wenn aber die Größe des Verbrechens alles Erdenkliche übersteigt, bin ich dafür das anzuwenden was in Gesetzen verordnet ist. Die meisten, die ihre Meinung vor mir abgegeben haben, beklagten mit wohlgesetzten und großartigen Worten den Fall des Staates. Sie zählten auf wie der Krieg wüte und was den Besiegten zustoße. Nämlich dass Mädchen und

Jungen geraubt würden, Kinder aus den Armen ihrer Eltern weggerissen würden und die Mütter der Familien duldeten, was den Siegern gefallen habe, und dass Tempel und Häuser geplündert würden, dass Mord und Brandstiftung geschähen und dass schließlich alles von Waffen, Leichen, Blut und Trauer erfüllt sei. Aber, bei den unsterblichen Göttern, was bezweckt diese Rede? Oder sollt ihr gegen die Verschwörung aufgebracht werden? Natürlich wird den, den eine so ernste und so schreckliche Angelegenheit nicht erschütterte, eine Rede entflammen. Nein, die der eigenen Person zugefügten Unrechte erscheinen keinem Menschen klein, und viele nehmen diese schwerer als billig. Aber es kommen nicht jedem dieselben Freiheiten zu, Senatoren. Wenige wissen es, wenn die, die bescheiden im Dunkeln leben, aus Zorn irgendein Verbrechen begangen haben und deren Ruf und Schicksal sind gleich; und diejenigen, die ausgestattet mit großer Befehlsgewalt ihr Leben in hoher Stellung führen, deren Taten kennen alle Menschen. So liegt die geringste Freiheit in der Höchsten gesellschaftlichen Stellung; man darf weder sich bemühen, noch hassen, aber keinesfalls in Zorn geraten; das, was man bei anderen als Zorn bezeichnet, das nennt man bei Leuten, die Macht haben Arroganz und Grausamkeit. Freilich glaub ich zwar, Senatoren, dass alle Qualen harmloser sind als deren Untaten. Aber die meisten Menschen denken nur an das letzte und sie sprechen bei gottlosen Menschen, wobei sie deren Verbrechen vergessen, über die Strafe, wenn diese etwas zu streng ausgefallen ist. Ich weiß sicher, dass Decius Silanus, ein tapferer und entschlossener Mann, im Einsatz um den Staat das gesagt hat, was er sagte, und er in einer solch ernsten Lage weder Gunst noch Feindschaften walten ließ: Ich kenne den Charakter und das maßvolle Verhalten dieses Mannes. Aber dessen Antrag erscheint mir nicht grausam - was nämlich Grausames kann gegen solche Menschen passieren? - aber es erscheint mir unvereinbar mit unserer Staatsverfassung. Denn in der Tat zwingen dich entweder Furcht oder Unrecht, Silanus, den designierten Konsul sich für eine neue Art der Strafe zu entscheiden. Es ist unnötig von Furcht zu sprechen, weil nämlich besonders durch die Sorgfalt eines sehr hervorragenden Mannes, nämlich unseres Konsuls, so große Schutztruppen unter Waffen stehen. Ich kann freilich über eine Strafe sprechen, wie es sich wirklich verhält, dass der Tod in Trauer und Elend Erholung von Kummer und nicht Marter bedeutet; Dass sie alles Schlechte der Menschen aufhebt; und dass darüber hinaus weder für Sorge noch für Freude Platz ist. Aber, bei den unsterblichen Göttern, warum hast du bei deinem Antrag nicht hinzugefügt, dass man eher mit Schlägen gegen diese vorgeht? Etwa weil die Lex Porcia das verbietet? Jedoch ordnen andere Gesetze ebenso für verurteilte Bürger an, dass sie nicht hingerichtet, sondern ins Exil geschickt werden. Etwa weil es schlimmer ist geschlagen als getötet zu werden? Was aber ist hart oder zu schlimm gegen Menschen, die einer solchen Untat überführt worden sind? Wenn aber, weil es leichter ist, wie reimt es sich zusammen das Gesetz in einer unwichtigeren Angelegenheit zu fürchten, während man es in einer bedeutenderen Angelegenheit nicht beachtet? Doch wird nämlich einer das tadeln, was man gegen Hochverräter beschlossen hat? Die Lage, die sich wandelnde zeit und das Schicksal, dessen Willkür Völker lenkt. Was auch immer geschehen ist, wird jene verdientermaßen treffen; aber ihr, Senatoren, bedenkt, was ihr gegen andere beschließt. Alle schlechten Maßnahmen sind aus guten Anlässen entstanden. Aber sobald die Macht auf die, die nicht damit umgehen können, oder auf weniger Gute übergegangen ist, wird jene neue Maßnahme von Leuten, die die Strafe verdienen und für die sie passt, übertragen auf Leute, die sie nicht verdienen und für die sie nicht passt. Die Spartaner setzten nach dem totalen Sieg über die Athener 30 Männer ein, die deren Staat lenken sollten. Diese begannen anfangs gerade die schlechtesten und die, die allen verhasst waren, ohne gerichtliches Urteil hinzurichten: darüber freute sich das Volk und es sagte, dass dies mit Recht geschehe. Danach, als die Willkür allmählich anwuchs, töteten sie nach Belieben Gute und Schlechte nebeneinander und hielten die übrigen durch Furcht in Schrecken: so wurde die in Knechtschaft unterdrückte Bürgerschaft für ihre törichte Freude schwer bestraft. [...]

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Latein-Übersetzung Sallust
Jahr
2000
Seiten
10
Katalognummer
V99060
ISBN (eBook)
9783638975094
Dateigröße
384 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Latein-Übersetzung, Sallust
Arbeit zitieren
Anonym, 2000, Latein-Übersetzung Sallust, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99060

Kommentare

  • Gast am 22.9.2002

    Sch...ade.

    Klasse deine Seite aber leider fehlt die entscheidene Übersetzung!!!

  • Gast am 14.5.2002

    hhmmm.

    thx aber das wichtigste fehlt!

  • Gast am 24.9.2001

    D-A-N-K-E.

    wow, Danke, ich schier verzweifelt...
    dieser scheiß Sallust...fuch it...musst es ja voll abchecken,oder

    thanks

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Titel: Latein-Übersetzung Sallust



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