Von der Subsistenzproduktion zur Weltmarktproduktion


Hausarbeit, 2001

15 Seiten


Leseprobe


1 Die Subsitenzproduktion

1.1 Begriffsdefinition: Subsistenzwirtschaft

Subsistenzwirtschaft (Selbstversorgerwirtschaft): eine Wirtschaftsweise, bei der die landwirtschaftliche Erzeugnisse und Erträge, die zum Leben benötigt werden, aus Landwirtschaft, Jagd oder Sammeln ganz überwiegend selbst verbraucht und nicht vermarktet werden. Die Güter werden für einen quantitativ und qualitativ genau be- stimmten Bedarf einer bestimmten Anzahl von Menschen hergestellt. Darüber hi- nausgehende Bedürfnisse werden durch den direkten Tausch von Gebrauchsgüter befriedigt. Die Subsistenzwirtschaft dient in den armen Regionen hauptsächlich der Existenzsicherung und ist gegen äußere Einflüsse relativ empfindlich. Sie orientiert sich außerdem ausschließlich am Gebrauchswert und nicht am Marktpreis. Die Pro- duktionsfaktoren werden bei der Produktion für den Eigenbedarf nach den Bedürfnis- sen des Haushalts so eingesetzt, dass auch bei schlechter Ernte noch genügend Nahrung zur Verfügung steht.

Nachteil dieser Wirtschaftsweise ist die Einseitigkeit der Ernährung und die geringen Entwicklungsmöglichkeiten.

Folie Nr. 1

Abb. 1: Subsistenz- und Exportproduktion

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Seydlitz 12 /13 Geographie, Seite 22

Wie Abbildung 1 zeigt, ist deutlich zu erkennen, dass die Subsistenzproduktion heute fast ganz von der Marktproduktion verdrängt wird. Die Getreideproduktion wurde zwischen 1983 und 1986 um fast 50% gesteigert, während gleichzeitig der Nahrungsmittelimport um fast 250% zunahm. Erklären lässt sich dies durch die nicht mehr vor- handene Subsistenzproduktion. Die Bauern, die sich sonst selbst versorgten, bauen nun für den Markt bzw. Export an und müssen gleichzeitig ihre benötigten Nah- rungsmittel aus anderen Ländern importieren.

1.2 Die Bedeutung der Subsistenzwirtschaft

1.2.1 Für die Natur

Die Subsistenzproduktion und einfache Warenproduktion schonen die Ressourcen und gefährden nicht nachhaltig das ökologische Gleichgewicht, da diese Produkti- onsweise auf Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit angelegt ist. Sie entnimmt der Natur nur das Lebensnotwendige, lässt Reserven und bewahrt so ein ökologisches Gleich- gewicht innerhalb der natürlich gesetzten Grenzwerte. Die natürlichen Gunstfaktoren bleiben weitestgehend erhalten, so dass im darauffolgenden Jahr wieder ganz nor- mal angebaut werden kann.

Jeder „störende“ Eingriff, wie zum Beispiel die unkontrollierte Ertrags- oder Produktionssteigerung auf nicht geeigneten Flächen, würde sich in Form von Verlust der Bodenfruchtbarkeit, Erosion oder Verwüstung äußern.

1.2.2 Für die Gesellschaft

In vielen traditionellen bäuerlichen Gesellschaften herrschten Susbsistenzökonomien vor, in denen die Frauen in bestimmten Bereichen in Eigenverantwortung tätig waren, was ihnen eine relativ große wirtschaftliche Unabhängigkeit von den Männern ermög- lichte.

Mit der schon in Kolonialzeiten eingeführten Plantagenwirtschaft wurden die traditio- nellen Produktionsformen zerstört sowie vorhandene Familienstrukturen aufgelöst. Individueller Grundbesitz ersetzte den gemeinschaftlichen und der Gelderwerb wurde zunehmend wichtiger. Der geldbringende Cash-Crop Anbau, meist als Monokulturen in Form von Plantagenwirtschaft reduzierte die Subsistenzproduktion weiter und drängte sie auf weniger fruchtbare Böden ab, da für den Exportanbau die ertragsrei- cheren Flächen benötigt werden. Für die Frauen wird dadurch der Arbeitsaufwand für die Existenzsicherung immer größer, es bleibt ihnen kaum noch Zeit für den Klein- handel.

Angelockt von der Plantagenwirtschaft oder von Weltmarktfabriken verlassen viele Männer ihre dörfliche Umgebung und ziehen in die Stadt. Die Frauen bleiben mit der Familie zurück und müssen diese selbst ernähren. Da das Geld, das der Mann ihnen, falls er Arbeit hat, zukommen lassen kann, nicht für die Ernährung der Familie aus- reicht, sind die Frauen auf die Subsistenzwirtschaft angewiesen. Eine schwere Auf- gabe, vor allem wenn die Böden nicht ergiebig sind oder eine Naturkatastrophe das Gebiet heimsucht.

2 Weltmarktproduktion und Weltagarhandel

2.1 Terms of trade

Die Terms of trade definiert das Verhältnis des Exportgüterpreisindex zum Importgüterpreisindex. Sie geben an, wie viele Mengeneinheiten an Importgütern ein Land für eine Mengeneinheit an Exportgütern im internationalen Tausch erwerben kann. Die terms of trade stellen also das reale Austauschverhältnis sowohl von Gütern als auch Dienstleistungen oder Kapital dar.

Die verschiedenen Berechnungen der Terms of trade versuchen, die durch den Außenhandel entstehende Wohlstandsteigerung bzw. -minderung und internationale Wettbewebsfähigkeit eines Landes zu messen.

Wenn zum Beispiel die Preise für Rohstoffexporte sinken und zugleich die Preise für die wichtigsten Importgüter steigen, können die armen Länder mit gleicher Ausfuhrmenge weniger Einfuhren finanzieren als in Vorjahren. Dies bedeutet eine Ver- schlechterung der Terms of trade.

2.2 Produktion und Handel unter dem Gesichtspunkt der Globalisierung

Die Zunahme des Welthandels überragt die Zunahme der weltweiten Produktion von Gütern und Dienstleistungen. In den letzten Jahrzehnten wuchs der weltweite Warenhandel im Durchschnitt doppelt so schnell wie die weltweite Warenproduktion (Globale Trends 2000, Seite 196).

Diese enorme Zunahme ist vor allem auf die Globalisierung zurückzuführen. Unter der Globalisierung versteht man - aus ökonomischer Sicht - die Zunahme internatio- naler Wirtschaftsbeziehungen und -verflechtungen und das Zusammenwachsen von Märkten für Güter und Dienstleistungen über die Grenzen einzelner Staaten hinaus, wobei Finanz- und Kapitalströme und Diffusion neuer Technologien eine große Rolle spielen. (Folie 2 + 3) Globalisierung bedeutet also auch die Intensivierung des Wett- bewerbs durch Vergrößerung der Märkte. Gefördert wurde sie durch die Zunahme der Kommunikationsmöglichkeiten und politischen Entscheidungen wie ungehinder- ter grenzüberschreitender Kapitalverkehr, Abbau von Grenzkontrollen, Privatisierung ehemals staatlicher Unternehmen und ganz wichtig, der freie Welthandel.

Ursachen und zugleich Auswirkungen zunehmender Globalisierung sind z.B. Direkt- investitionen von Firmen im Ausland, die Bildung multinationaler Unternehmen, Zulie- ferbeziehungen über Staatsgrenzen hinweg und Finanztransaktionen. Allerdings muss auch beachtet werden, dass die Direktinvestitionen unter allen Ent- wicklungsländern extrem ungleich verteilt sind. Rund 95% entfallen auf nur 20 Staa- ten, mit der VR China an der Spitze, während sich die verbleibenden 145 Entwick- lungsländer mit rund 5 % begnügen müssen. (Globale Trends 2000, S. 196). 1998 wurden z.B. Waren im Wert von ca. 5.225 Mrd. US-$ international gehandelt.

(Globale Trend 2000, S.196).

Der Exporterlös und die Deviseneinnahmen der Entwicklungsländer sind im allge- meinen relativ gering, was darauf zurückzuführen ist, dass die Entwicklungsländer oftmals nur Rohstoffe exportieren können. Diese Rohstoffe unterliegen aber den Preisschwankungen auf dem Weltmarkt. (Folie 4) Verantwortlich für den Verfall der Rohstoffpreise sind unter anderem der Rückgang der Nachfrage und der Anstieg beim Rohstoffangebot aufgrund der Investitionsentscheidungen und der Kompensa- tionsversuche vieler Rohstoffexporteure, die trotz sinkender Preise ihr Angebot er- höhten und dadurch den Preisverfall weiter beschleunigten (Globale Trends 2000, Seite 204).

Die übrige Außenhandelsstruktur der Entwicklungsländer ist ebenfalls nicht rosig. Ihr Anteil am Welthandel betrug 1992 ca. 21,3% bei 84,6% Anteil an der Weltbevölke- rung. Hauptpartner im Außenhandel der Entwicklungsländer sind die westlichen In- dustrieländer. Sie nehmen ca. 60% aller Exporte der Entwicklungsländer auf, wäh- rend diese nur 18% des Exports der Industrieländer bekommen. Dieses Ungleichgewicht an Export und Import wird für die Entwicklungsländer durch protektionistische Maßnahmen zusätzlich noch behindert (Folie 5) (obwohl diese Länder aufgrund komparativer Produktionskostenvorteile sehr wohl konkurrenzfähig wären), da einige Produktionsstandorte in der Dritten Welt mit ihrer kostengünstige- ren Produktion eine Konkurrenz für die Industrieländer darstellen. Dieser Protektionismus soll vor allem sensible Bereiche, wie unsere Landwirtschaft, Textilindustrie usw. vor dieser billigen Konkurrenz schützen. Einfuhrzölle oder Mengenbegrenzungen sollen diesen „Billigimport“ zurückweisen. Ebenso spielen beim Welthandel komparative Kostenvorteile eine große Rolle. Demzufolge werden die Güter jeweils nur dort hergestellt, wo die Bedingungen wie zum Beispiel Standort, Arbeitsbedingungen, Verkehrslage am günstigsten sind, um Handelsvorteile gegenüber den Konkurrenten zu erzielen. (Folie 6) Die Ansiedlung neuer Industrien stellt allerdings keine Entwicklung für die Dritte Welt dar, sondern ist lediglich für den Einsatz von Billiglohnkräften und Steuervorteilen, also für den Vorteil der Multis ausgerichtet. Komparative Vor- und Nachteile sind aber auch wichtig für die internationale Arbeitsteilung. So wurde den Entwicklungsländern aufgrund ihrer natürlichen Gegebenheiten wie Klima, Bodenqualität, Vorkommen von Rohstoffen usw. die Aufgabe als Rohstofflieferant übertragen, während die Industrieländer die Kapitalgeber und Konsumgüterproduzenten waren. Entwicklungsländer sind daher die Hauptlieferanten für Lebensmittel wie Kaffee, Kakao, Tee, exotische Früchte, Baumwolle, Kautschuk, Blumen usw. Vielfach wurden die Entwicklungsländer durch den Kolonialismus, aber auch noch durch heutige Bedingungen auf dem Weltmarkt in diese Produktionsweise, wie z.B. die Plantagenwirtschaft hineingezwungen.

2.3 Landwirtschaftlicher Anbau für den Export

Bereits während der Kolonialzeit wurden Impulse für den Exportanbau (Cash-crop- Anbau) gegeben, da die Großmächte den Rohstoffreichtum der Kolonien so gut als möglich ausnützen wollten. Um dies zu ermöglichen, wurde den dort lebenden Men- schen eine andere Anbauart „aufgezwungen“, und zwar die des permanenten Acker- baus. Zu dieser Form zählt der Bewässerungsfeldbau, die Plantagenwirtschaft und der Einsatz von Düngemitteln zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit.

Beim permanenten Anbau wird der Ackerbau immer auf der gleichen Fläche betrieben. Da diese Flächen vorwiegend in den Trockengebieten der Erde oder in Gebieten mit nur saisonalem Niederschlag liegen, ist eine künstliche Bewässerung unumgänglich. Ebenso erfordert der einseitige Anbau den Einsatz von Düngemitteln, um die Erträge sichern zu können. (Folie 7)

In vielen Ländern prägt auch die Plantagenwirtschaft die Exportstruktur. Zu Planta- genkulturen (Dauerkulturen) gehören beispielsweise Kaffee, Kakao, Tee, Kokos- und Ölpalmen, Kautschuk, Baumwolle und Bananen. Weiter Weltagrarexportprodukte sind: Getreide, Gemüse, Zitrusfrüchte, Zucker, Fleisch, Tabak, Soja, Wein und Milch (diese Produkte sind noch lange nicht alle, es ist nur eine Auswahl der wichtigsten). (Folie 8)

Für alle landwirtschaftlichen Produkte zusammen errechnete sich für 1999 ein Erlös- verlust für die Erzeuger von rund 8%. Die Ursachen dafür liegen in den Überschuss- produktionen und zunehmenden Lagerbeständen. (Fischer Weltalmanach 2001, S. 1122).

Ein großer Konflikt entsteht bei der Exportlandwirtschaft mit der Bodenfruchtbarkeit in den Entwicklungsländern. (Folie 9) Diese ist häufig reduziert beziehungsweise durch falsche Anbaumethoden schon gar nicht mehr vorhanden. Um die noch fruchtbaren Flächen vor Erosion, Degradierung und Verwüstung zu schützen, müssen sie von Erosionsschutzstreifen eingegrenzt werden und die Bewässerung muss entspre- chend angepasst werden. Da aber dazu den Kleinbauern, wie wir sie am häufigsten in den Entwicklungsländern antreffen, das Kapital oder die entsprechenden Flächen dazu fehlen, ist es von Nöten, gerade bei ihnen verbesserte Anbausysteme anzu- wenden. Solche wären zum Beispiel die Verbesserung der Dauerkulturen durch Hybridisierung oder der Terrassenfeldbau als Schutz vor der Erosion. Neben Lebensmittels werden für den Export auch Blumen angebaut, wie z.B. in Ko- lumbien. Frauen müssen unter härtesten Bedingungen in dieser „blühenden Indust- rie“ arbeiten. Kolumbien ist nach Holland der größte Blumenexporteur der Welt. Rein statistisch stammt wenigstens eine Blume pro Strauss von dort. Doch diese Export- kulturen können nur blühen, wenn sie genügend Wasser und Chemikalien bekom- men. Die Folgen der bunten Blumenvielfalt sind verheerend: Boden und Grundwas- ser sind durch die Chemikalien verseucht, der Grundwasserspiegel ist abgesenkt und die Arbeiterinnern leiden unter Allergien und Ausschlägen.

3 Auswirkungen und Folgen der Weltmarktproduktion

3.1 Allgemein

Insgesamt werden auf der Welt etwa 4500 Pflanzen landwirtschaftlich kultiviert, 30 Arten davon spielen für den Welthandel eine große Rolle. 1988 gelangten beispiels- weise 77,3% Kaffee, 72,3% Kakao, 45,2% Tee und 89,9% in den Export. Der Handel mit Gewürzen und Farbstoffen, die nur in den Tropen wachsen, war für verschiedene Entwicklungsländer eine gute und relativ sichere Einnahmequelle. Doch dieser Handel wird zunehmend durch die Erfindungen in den Industrieländern beeinträchtigt.

Obwohl die Entwicklungsländer mehr und mehr auch in die Verarbeitung von Ge- nussmitteln investieren, sind die erzeugten Qualitäten oft unzureichend. Die einhei- mische Nachfrage könnte zur Produktionssteigerung beitragen, wenn die Verarbei- tung in den Ländern gefördert würde. So wurden beispielsweise in verschiedenen Ländern Westafrikas der einheimische Kakao bisher nicht zu Schokolade verarbeitet. Diese Länder exportieren lediglich die Rohstoffe, müssen dann aber die verarbeite- ten Produkte wieder teuer importieren.(Folie 10) (Export von Primärprodukten, Import von Fertigprodukten). Dies ist ein großes Problem der Entwicklungsländer, da für ein Großteil der Bevölkerung diese teuren Importe unerschwinglich sind. In manchen Ländern wird dieses Problem durch Subventionen aufgefangen, wie etwa die Pro- duktion von Bioalkohol in Brasilien. Doch selbst von den Subventionen profitieren vor allem die Großgrundbesitzer, einige wenige Landwirte im Vergleich zu den unzähli- gen Kleinbauern, denen entsprechendes Kapital fehlt.

Da der Weltmarkt die Bauern mit Devisen oder sonstigen wirtschaftlichen Vorteilen zur Beteiligung animiert, versuchen diese natürlich, soviel Gewinn wie möglich da- durch zu erzielen. Dies beginnt beim ertragsreicheren Anbau auf fruchtbaren oder weniger fruchtbaren Böden. Zum einen versuchen sie, ihre Anbauflächen auszudeh- nen, zum anderen, die Flächenproduktivität zu steigern. Mit diesen Ideen stießen sie bald an die Grenzen der natürlichen Fruchtbarkeit und der Ertragssteigerung.

Abbildung 2 macht diese Zusammenhänge an ausgewählten Ländern deutlich: (Folie 11)

Abb. 2: Beitrag zum landwirtschaftlichen Produktionswachstum (Anteile in %)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Verbraucherdienst 42 10/97

Abbildung 2 zeigt, dass in Asien bei der Flächenexpansion gleichzeitig die Erträge gesteigert werden, wobei man die letztere Angabe zwischen 1981 und 1992 auf die Erfolge der „Grünen Revolution“ zurückführen muss. Im Gegensatz zu Asien verlief die Ertragssteigerung in Afrika negativ im Vergleich zur Flächenexpansion. Trotz e- normer Ausweitung (1981 - 1992) blieb die Ertragssteigerung deutlich bzw. vernach- lässigbar unter den Erwartungen. Ursache der negativen Ertragssteigerung sind Ero- sion, Degradierung oder Desertifikation. Diese Faktoren können ganze Regionen unfruchtbar machen, je nach dem, wie weit der Mensch mit falschen Anbaumethoden in die Natur eingegriffen hat.

3.2 In Bezug auf die Globalisierung

1. Wenn Entwicklungsländer sich aktiv an der Globalisierung beteiligen wollen, müssen staatliche Akteure die Rahmenbedingungen für global produzierende Unternehmen und ausländische Investoren verbessern und insbesondere auch die Gestaltung der Rechtsverhältnisse und der Infrastruktur (öffentliche Verwaltung, Verkehr, Kommunikation, Wohnen, Bildung, Gesundheit) darauf ausrichten. Dies be- deutet jedoch nicht, dass sich für solche Länder mit einem relativen Produktivitäts- rückstand eine Beteiligung am internationalen Handel nicht lohnen würde und eine Abkoppelung vom Weltmarkt empfehlenswert wäre. Die Vorteile werden allerdings geringer ausfallen als sie bei einer dynamischen Anpassung im eigenen Land wären.
2. Bisherige Produktionsstandorte sind nicht durch die Globalisierung an sich bedroht, sondern dadurch, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht ausrei- chend vorbereitet sind.
3. Die Verdichtung der Wirtschaftsbeziehungen wird zumindest so lange vor allem zwischen Agglomerationen stattfinden und die nationalen regionalen Einkommensdisparitäten verstärken, wie die Vorteile der räumlichen Konzentration die Nachteile von Ballungen (Ver- und Entsorgungsengpässe, Verkehrsprobleme, soziale Konflikte) überwiegen. Nationale Einkommenskonflikte werden sich nicht nur in regionaler, sondern auch in funktionaler und personeller Hinsicht verschärfen. Dies kann zu erhöhtem Wanderungsdruck führen bzw. Separationstendenzen aufgrund interregionaler Konflikte verstärken.
4. Die Intensivierung des Standortwettbewerbs bedeutet, dass insbesondere industrielle Produktionsaktivitäten mit einem hohen Anteil an weniger qualifizierter Arbeit fast nur noch in den Schwellenländern eine Chance haben, während umge- kehrt der Wettbewerb zwischen den alten Industrieländern bezüglich besserer Rah- menbedingungen für Forschung und Entwicklung sowie Produktion von Gütern und Dienstleistungen mit hohen bis höchsten Einkommens- und Beschäftigungspotentia- len sich deutlich intensiviert hat.
5. Globalisierung beschränkt die Gestaltungsmacht des Nationalstaates: Arbeitsmarktförderung und Sozialpolitik, Umweltschutz und Steuersysteme - in allen Bereichen begrenzt der internationale Standortwettbewerb einerseits die Handlungsspielräume nationaler Politik, während er andererseits einen politischen Handlungsdruck erzeugt.

3.3 Auf die Subsistenzwirtschaft

Nahrungsmittelproduktion für den Eigenbedarf und damit Existenzsicherung oder Kapital durch die Vermarktung von Produkten (Cash-crops) und damit Geld? Mit dieser Frage müssen sich all diejenigen beschäftigen, die die Möglichkeit haben, sich dazwischen zu entscheiden. Entschließt man sich für Devisen bedeutet das weitestgehend die Verdrängung der Subsistenzwirtschaft und infolge dessen eine unsichere Existenz, da die Weltmarktproduktion eine Abhängigkeit darstellt. Andererseits kann man sich mit den erwirtschafteten Devisen Güter oder Luxusartikel, also Waren, die in das entsprechende Land teurer importiert werden, kaufen.

Da die Weltmarktproduktion die Subsistenzproduktion nahezu verdrängt, müssen sich die Menschen, die sich seither selbst versorgt haben, nun auch ihre Nahrungsmittel importieren. Diese teuren Importprodukte können sich die Armen jedoch kaum, beziehungsweise nicht in ausreichendem Maße leisten.

Gerade die Agrarländer oder auch im weitesten Sinne die Entwicklungsländer sind gezwungen, einen Großteil des Devisenbedarfs aus dem Export von Nahrungs-, Ge- nuss- oder Futtermittel zu erwirtschaften. Dadurch entwickeln sich oft für den Stand- ort nicht optimale Nutzungssysteme, beispielsweise werden verstärkt einjährige Kul- turen angebaut - mit den draus resultierenden Erosionsproblemen. Der Zwang, die Produktion nur auf wenige Produkte auszurichten, begrenzt die Zahl der möglichen Kulturen und damit den Artenreichtum von Fruchtfolgen. Die für die Verkaufsfrüchte (cash crops) benötigte Fläche steht für eine Subsistenzproduktion nicht zur Verfü- gung. Außerdem wird ein Erwirtschaften von Devisen mit cash-crops wird zuneh- mend schwierig, weil auf dem Weltmarkt beinahe bei allen Agrarprodukten ein Überangebot besteht.

Exportkulturen haben auch ökologische Auswirkungen auf die Länder. Dauerkulturen und einjährige Kulturen führt zu Monokulturen. Nährstoffe werden dem Boden einsei- tig entzogen. Ertragsrückgänge sind die Folgen, weil die Zufuhr mineralischer Dün- ger, vor allem von Stickstoff, aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich ist. Viele Länder sind deshalb darauf angewiesen, ihre Produkte ins Ausland zu verkau- fen, um Zinsen und Kredite zurückzuzahlen und um Industrie aufzubauen. Sie sind davon abhängig, jedes Jahr wachsende Mengen an Rohstoffen zu exportieren, um Gerade die Agrarländer oder auch im weitesten Sinne die Entwicklungsländer sind gezwungen, einen Großteil des Devisenbedarfs aus dem Export von Nahrungs-, Ge- nuss- oder Futtermittel zu erwirtschaften. Dadurch entwickeln sich oft für den Stand- ort nicht optimale Nutzungssysteme, beispielsweise werden verstärkt einjährige Kul- turen angebaut - mit den draus resultierenden Erosionsproblemen Rationalisierung bedeutet Maschinen und Dünger. Solche Produkte müssen teuer importiert werden, was wiederum bedeutet, dass die Abhängigkeit von ausländischen Konzernen steigt.

Ein weiterer Konflikt besteht im qualitativen Bereich im Anbau. Weil für die Exportprodukte die besseren Inputs eingesetzt werden, kann dies zu einer Vernachlässigung der Nahrungsmittelproduktion (Subsistenzwirtschaft) führen. (Folie 12) Die Bauern, die sowohl für sich selbst als auch für den Markt produzieren, verwenden nämlich häufig die besseren Böden für die Exportprodukte und widmen diesen Anbaugebieten den größeren Teil ihrer Arbeitszeit. Exportprodukte bringen außerdem die besseren, oft auch staatlich garantierten Preise.

„Soviel Subsistenz wie nötig, soviel Exportproduktion wie möglich“ lautet ein Ziel vie- ler Bauern in den Entwicklungsländern. Doch diese Idee bringt nicht nur im natur- geographischen Bereich extreme Nachteile wie Bodenversalzung durch Bewässe- rung, Erosion durch falsche Anbauweisen oder Desertifikation durch fehlende Erosi- onsschütze.

Im nachfolgenden Schaubild (Abbildung 3) sind die Nachteile der Exportproduktion nochmals zusammengefasst dargestellt:

(Folie 13)

Abbildung 3: Nachteile des Exports von Landwirtschaftsprodukten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Spitzmüller, Pflug-Schönfelder, Leitzmann: Ernährungsökologie, Heidelberg 1993, Seite 120

4 Von der Subsitenz- zur Weltmarktproduktion am Beispiel der Grünen Revolution in Indien

4.1 Definition

Unter der „Grünen Revolution“ wird die Steigerung der Produktivität in der Landwirtschaft durch neue Anbaumethoden verstanden, also nicht Agrarreform, sondern kapital- und betriebskostenintensivere Produktionsform durch besseres Saatgut, das höhere Erträge garantiert und mehrmalige Ernten im Jahr ermöglicht (hoch ertragreiche Sorten), durch Verwendung größerer Mengen Wasser, Energie, Düngemittel und Pflanzenschutzmittel und durch Mechanisierung.

(Nohlen, D.: Lexikon Dritte Welt, Seite 319).

4.2 Allgemeine Einführung

Die Forschungsarbeiten für das sogenannte „Technologiepaket“, die Grünen Revolution, begannen bereits 1940, aber erst 1960 erfolgte der praktische Einsatz der neuen Getreidesorten. Durch den gezielten Einsatz dieses „Technologiepaketes“, welches die Kombination der Produktionsfaktoren Boden, Saatgut, Dünger, Wasser, Pestizide und arbeit darstellt, kam es zu einer Steigerung der Flächenerträge insbesondere bei ausgewählten Getreidearten. Die wichtigste Zielgruppe dieses Vorhabens sind die Kleinbauern der Entwicklungsländer.

Erfahrungen lassen erkennen, dass es ganz entscheidend von den Bedingungen und der Anwendung vor Ort abhängig ist, ob die in die Grüne Revolution gesetzten Erwartungen erfüllt werden können oder nicht. Technischer Fortschritt, wie er sich in der Grünen Revolution manifestiert, entfaltet mehrdimensionale Wirkungen. Er kann sowohl negativ als auch positiv sein; für die einen ist die Grüne Revolution Hoff- nungsträger oder Wunderwaffe im Kampf gegen den Hunger, für die anderen lediglich eine raffinierte Technik, um die Armen auf dem Lande noch ärmer zu machen, und die Reichen noch reicher zu machen.

Das Grundproblem, welches der Auslöser der Idee einer „Grünen Revolution“ war, war die schnell anwachsende Bevölkerung. Für diesen rasanten Zuwachs gab es keine bessere Alternative zu einer intensivierenden Landwirtschaft, denn eine Landwirtschaft mit geringem Betriebsmitteleinsatz kann die für die wachsende Bevölkerung notwendigen Flächenerträge nicht erreichen. Aus dieser Notwenigkeit heraus entstand die Grüne Revolution.

Da vor allem in Indien die Anbaugebiete aufgrund der naturgeographischen Lage nicht unendlich ausgeweitet werden konnten, war es sehr wichtig, dass man sich von dem Konzept „Mehr Flächen“ abwandte und die Strategie „Mehr von der Fläche“ einführte. Genau das versucht die Grüne Revolution zu erreichen.

4.3 Erfolge und Vorteile der Grünen Revolution

Beschränkt man sich bei einer ersten Bewertung der Ergebnisse und Wirkungen der Grünen Revolution auf deren Beitrag zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion, so kann in der Tat von einer „ Revolution auf dem Acker “ gesprochen werden. (Funkkolleg, Studienbrief 6, Seite 63).

- Bereits 4 Jahre nach der Einführung der Hochertragssorten (Weizen) hatte sich die nationale Weizenproduktion bereits verdoppelt. Im Jahre 1984/85 wurde auf 53% der indischen Anbauflächen Hochertragsgetreide angebaut. (Folie 14 + 15)
- 1983 waren bereits 50% der Weizenfläche und 60% der Reisfläche mit Hoch- ertragssorten bestellt. Das erbrachte eine zusätzliche Menge von rund 50 Mio. t pro Jahr, eine Menge, die ausreicht, um rund 500 Mio. Menschen mit Nah- rungsgetreide zu versorgen.
- Der Erntezyklus verkürzte sich con 160 auf 109 Tage. Dies führte zu positiven Beschäftigungseffekten durch Mehrfachernten.
- Innerhalb von 20 Jahren stieg der Anteil der bewässerten Flächen weltweit.
- Hungerkatastrophen konnten verhindert werden (wie z.B. die in den 1980ern)
- Es gab eine positive Auswirkung der Wachstums des Agrarsektors auf andere Wirtschaftsbereiche.
- Durch die höheren Erträge sind die Preise für Grundnahrungsmittel gesunken, wovon vor allem die städtische Bevölkerung profitiert.

Während sich diese Vorteile hauptsächlich für die Großbauern und Großgrundbesitzer ergeben, bestehen auf der anderen Seite für die Kleinbauern und die Bevölkerung auch große Nachteile.

4.4 Nachteile der Grünen Revolution

Die Grüne Revolution vollzog sich über eine Verbreitung von schädlingsanfälligen, hybriden, uniformen „Hochertragssorten“ in der Agrarwirtschaft - Sorten, die einen enormen Nährstoff- und Wasserbedarf haben.

- Innerhalb weniger Jahre wurde dadurch die natürlich gewachsene und durch Zucht entstandene Artenvielfalt in der Landwirtschaft vernichtet, die in Jahr- tausenden optimal angepasste Sorten hervorgebracht hatte.
- Die „Grüne Revolution“ sorgte für Verarmung, Landverlust, Bodenerosion, Hungersnöte und Trinkwassernotstand in zahllosen Gebieten der Welt. Von beispielsweise einst 400.000 bekannten Reissorten wurden in Indien während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch mehr als 30.000 Sorten ange- baut. Gegen Ende des Jahrhunderts waren noch etwa 30 Hybrid-Sorten im Einsatz. Ein dramatischer Verlust, der ungeheure Risiken wie riesige Ernte- ausfälle durch Krankheitserreger und ungünstige äußere Umstände herauf beschwört.
- Ein strategisch angelegtes Ziel der „Grünen Revolution“ bestand darin, die unabhängig, meist auf Subsistenzbasis wirtschaftenden Bauern der „Dritten Welt“ an den Bezug bestimmter Saatgutsorten, Düngemittel und Pestizide durch multinational operierende Konzerne sowie an künstliche Bewässerung zu binden, was wiederum industrielle Großaufträge nicht zuletzt für Staudäm- me nach sich zog.
- Die „Grüne Revolution“ führte zur Desertifikation und damit zum Kollaps von Böden, andererseits jedoch zur Versumpfung, Versalzung und Vergiftung be- wässerter Flächen. Mit anderen Worten: Die Großprojekte der „Grünen Revo- lution“ und die Forcierung gigantischer Staudammprojekte stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Sie zerstören regionale Wirtschaftskreisläufe, verhindern Eigenversorgung, zerreißen Völker und vernichten Kulturen. Sie haben selbst wohlhabende Bauern über Nacht verarmen lassen. Ø Die Anbauflächen wurden ungleich verteilt. Dies führte zu einer Verschärfung der Ungleichheit zwischen reichen und armen Bauern und zu einem Entwick- lungsgefälle zwischen Regionen.
- Die Großbauern wurden bei Bewässerungsprojekten, Krediten, Subventionen und Betriebsmittel (Dünger, Saatgut) aufgrund der höheren Sicherheit für den Staat und der Sicherung der hohen Ernteerträge bei Großgrundbesitzern be- vorzugt.
- Aufgrund der Mechanisierung und Auflösung der Pachtverträge wuchs die Ar- beitslosigkeit
- ökologische Langzeitschäden entstanden durch den hohen Einsatz von Che- mikalien.
- es wurde keine Massenkaufkraft geschaffen und viele Menschen verhungern nach wie vor neben vollen Getreidesilos.
- Die Grüne Revolution ist hochtechnisiert und kapitalintensiv. Somit können nur die reichen Bauern davon profitieren è die armen Bauern (Kleinbauern) sind von Geldleihern abhängig, die zum Teil Wucherzinsen verlangen). Ø Die niedrigen Preise von Getreide auf dem (Welt)Markt gehen zu Lasten der Kleinbauern.
- Für die Grüne Revolution ist eine hoher Einsatz an Energie und Wasser not- wendig. Dies führt zu Nutzungskonflikten und insbesondere bei Wasser zur Absenkung des Grundwasserspiegels.
- Landflucht, da viele Anbauflächen keine Erträge mehr erbringen, weil den Kleinbauern Wasser und Kapital fehlt, um die Bodenfruchtbarkeit wieder „herzustellen“.
- Rückgang der Bodenfruchtbarkeit durch Übernutzung
- Verdrängung traditioneller Anbaumethoden und Anbau in Monokulturen è ex- trem Schädlingsanfällig.

Betrachtet man die Grüne Revolution über eine große Zeitspanne hinweg, ist deutlich erkennbar, dass über kurz oder lang die Nachteile überwiegen. Selbst wenn es eini- ge geschafft haben, die Vorteile der Grünen Revolution auszunutzen um dadurch an Geld zu gelangen, so ist dies nur ein kleiner Anteil der Bevölkerung, eben solche Großbauern, die über entsprechendes Kapital und Know-how verfügen. Die restliche Bevölkerung wurde von der Grünen Revolution zum Teil weiter zurück- geworfen, als sie es vorher waren. Dies resultiert dann in einer Landflucht und da- durch in einer Überfüllung der Städte. (in Bombay leben zur Zeit fast 10 Mio. Men- schen).

4.5 Grenzen der Grünen Revolution

4.5.1 Begrenzende Faktoren

Betrachtet man die Reihe der negativen Begleiterscheinungen der Grünen Revolution, ist erkennbar, dass sie an ihre Grenzen gestoßen ist und diese vielfach sogar überschritten worden sind (Übernutzung, Desertifikation, Versalzung durch übermäßige Bewässerung der Böden).

Ein begrenzender Faktor der Grünen Revolution ist die Verfügbarkeit von Ackerland sowie der Rückgang potentiell nutzbarer Flächen. Die Zunahme der Weltbevölkerung, der steigende Bedarf an Industrie- und Bauland sowie der Raubbau an den Ackerflächen bewirken, dass die seit den 50er Jahren sinkende Getreidefläche pro Kopf weiter abnehmen wird.

Eingeschränkt sind die Erfolge der Grünen Revolution auch durch die Abhängigkeit von externen Vorleistungen wie z.B. die Belieferung von Düngemittel und Hochleis- tungssaatgut durch andere Länder und durch die Verteilungsgerechtigkeit der Flä- chen. Das Ertragspotential der Hochertragssorten ist ohne immer weiter steigende Düngergaben und wachsenden Pestizidverbrauch ausgeschöpft, die Hektarerträge vor allem beim Reis stagnieren oder gehen zurück. (GR 51 (1999), Seite 111).

Ein ganz besonderer Engpass erweist sich mehr und mehr die Wasserversorgung. Rund 84% des Wasserverbrauchs in Indien entfielen 1990 auf die Landwirtschaft, mit einer weiteren Steigerung wird gerechnet (2025: 137%). Der Konflikt um das Wasser nimmt ständig zu. In den Städten verdursten die Menschen und in der Landwirtschaft werden große Erträge mittels der Bewässerung für den Export erwirtschaftet. Durch den ernormen Wasserbedarf der Landwirtschaft senkt sich der Grundwasserspiegel ab und nur noch „reiche“ Menschen können es sich leisten, einen aufwändigen und tiefen Brunnen zu bohren.

4.5.2 Vergleich zweier Regionen unter dem Gesichtspunkt Wasser

Ein weiterer Nutzungskonflikt besteht beim Wasser durch die naturgeographische Lage Indiens. Das Binnenland vertrocknet und verdurstet, während die Küstenregionen im Wasser „schwimmen“.

(Folie 16)

Abbildung 4: Vergleich zweier Regionen in Indien

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: GR 51 (1999) H.3: Bohle, Hans-Georg, Seite 111-117)

4.6 Probleme die durch die Grünen Revolution entstanden

Indiens Bevölkerung ernährte sich vor der Idee der Grünen Revolution weitestge- hend von der Subsistenzproduktion. Doch als die Bevölkerung drastisch anstieg, konnten nicht alle Menschen ausreichend ernährt werden. Unzählige Menschen ver- hungerten, weil nicht genügend Nahrungsmittel für den Markt hergestellt werde konn- ten und weil viele Menschen keinen Zugang zu Ackerflächen bekamen; zum einen, weil die anbaubaren Flächen schon bewirtschaftet wurden, zum andern, weil die rest- lichen Gebiete für den landwirtschaftlichen Anbau nicht geeignet waren. Als dann die Grüne Revolution in Indien eingeführt wurde, wurde die Subsistenzpro- duktion aufgrund lukrativer Angebote vom Staat und wegen den Versprechen und Erwartungen, die in die Grüne Revolution gesetzt wurden, zum Großteil aufgegeben. Tatsächlich konnte durch die Grüne Revolution eine enorme Ertragssteigerung erzielt werden, jedoch wurden diese Erträge, anstatt die hungernde Bevölkerung zu ernäh- ren zum Großteil in Devisen umgewandelt. Indiens Großgrundbesitzer exportieren die Waren, weil sie dadurch sichere Devisen bekommen. Folge dieser Exportwirt- schaft ist, dass sich die indische Bevölkerung Nahrungsmittel teuer importieren muss - eine Sache, die sich die Armen nicht leisten können. (Indien exportiert 24,9% Güter und importiert zugleich 15,4% Güter). Die Folge davon ist Unterernährung obwohl im Land eigentlich so viel hergestellt wird, um die ganze Bevölkerung zu ernähren. Führt man sich zu Gemüte, dass in Indien mehr Menschen hungern als in ganz Afri- ka, kann man sagen, dass das Hungerproblem in Indien langfristig nicht gelöst wer- den konnte.

4.7 Zwischenbilanz: 20 Jahre Grüne Revolution

- Beträchtliche Produktionssteigerungen (von ca. 60 Mio. Tonnen in den 60er auf 150 Mio. in den 80er Jahren)
- Die Produktionserfolge sind aber nur beim Weizen wirklich „revolutionär“.
- Regionale Disparitäten sind gewachsen
- Kluft zwischen arm und reich wurde größer
- Ökologische Probleme werden immer stärker
- Enorme Abhängigkeit von der Bewässerung
- Grüne Revolution ist nicht betriebsneutral, sondern „bevorzugt“ die Großbau- ern, auch in Bezug auf die benötigten Betriebsmittel vom Markt und die Nut- zung neuer Technologien.
- Pumpanlagen für Wasser wurden vielerorts „privatisiert“
- Ungleichverteilung von Grundwasservorkommen erschweren die Grüne Revo- lution in einigen Gebieten.
- Eine wachsende Armut zeichnete sich trotz Grüner Revolution ab
- Bauern sind auf staatliche Hilfsprogramme angewiesen.
- Veränderte Anbaustrukturen machen sich breit: Vom Reisanbau zum Cash- Cropping. Dabei wurden dann Zuckerrohr, Baumwolle, Gemüse für den Markt angebaut. (Angebotsorientierter Anbau anstatt nachfrageorientiertem Anbau).

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Details

Titel
Von der Subsistenzproduktion zur Weltmarktproduktion
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Veranstaltung
Wirtschaftsgeographie der Entwicklungsländer
Autor
Jahr
2001
Seiten
15
Katalognummer
V99027
ISBN (eBook)
9783638974776
Dateigröße
416 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Subsistenzproduktion, Weltmarktproduktion, Wirtschaftsgeographie, Entwicklungsländer
Arbeit zitieren
Aike Rettenmaier (Autor:in), 2001, Von der Subsistenzproduktion zur Weltmarktproduktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99027

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Titel: Von der Subsistenzproduktion zur Weltmarktproduktion



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