Pop Art. Andy Warhol und die Epoche


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

11 Seiten, Note: 13 Punkte


Leseprobe


Gliederung:

1. Einleitung

2.1. Begriff und Epoche der Pop Art
2.2. Themen der Pop Art und Massenmedien
2.3. Was inspirierte die Pop Art?

3.1. Andy Warhol und sein Leben
3.2. Die Monroe und der Warhol (inkl. Bildbetrachtung)

4. Schlusswort

5. Quellen

6. Anhang

1. Einleitung

Mit diesem Referat versuche ich, die Inhalte und Absichten der Pop Art in den 60er Jahren zu verdeutlichen, sie zu definieren und die Hintergründe zu beleuchten. Weiterhin werde ich mich auf den bekanntesten Künstler dieser Zeit, Andy Warhol, beziehen und sein Leben und Schaffen inklusive einer Bildanalyse eines seiner berühmtesten Werke erklären.

2.1. Pop Art; Kunstbewegung der 60er Jahre

Pop Art ist ein vielseitiger Begriff. Er dient als Sammelbegriff für künstlerische Phänomene, eng verbunden mit dem Lebensgefühl der 60er Jahre. Pop Art offenbart viele Sichtweisen auf diese Epoche, von pessimistisch bis euphorisch und von fortschrittsorientiert bis katastrophisch. In den 60er Jahren war die Pop-Kultur eng mit der Lebenskultur verbunden. Das Wort Pop an sich ist ein ironisch-kritisches Schlagwort. Es bezieht sich auf ein Gefühl, welches den Menschen im gesellschaftlichen Prozess wie auch im persönlichen Bereich ergreift. Dieses Gefühl spiegelt sich in der Pop Art wieder. In den Medien der Pop Art wird die kulturelle Atmosphäre und das Lebensgefühl der 60er Jahre deutlich.

Pop Art ist eine westliche Erscheinung, gestützt vom Kapitalismus und der Industrialisierung, kurz der Konsumwelt. Damaliges Herz dieser Bewegung waren die Großstädte Amerikas, dessen Einfluss die gesamte Welt ergriff. In der Pop Art ist diese Amerikanisierung deutlich erkennbar. Die Kunst visualisiert Starlets der Zeit und modische Errungenschaften, deren Absurdität und die Grenzen einer übersättigten Medien- und Massengesellschaft und thematisiert den kulturellen Wandel.

Gestützt vom wirtschaftlichen Aufschwung und der besseren Lebenslage des einfachen Volkes ist der Ursprung in eben jenem zu finden. Eine starke Konsumierung und Kommerzialisierung des täglichen Lebens führte zu einer Umstrukturierung der Massenesellschaft und ihres Bedarfs. Man erforschte das Kaufverhalten der Menschen und richtete sich nach ihren Wünschen. Die Kleinigkeiten, die Trivialitäten, wurden interessant und in allen Gesellschaftsschichten salonfähig. Typisch für die Pop Art waren provokante Realitäten der gegenwärtigen Zeit, Schock, Irritation, das Brechen von Tabus etc. . Traditionelle Werte wurden in Frage gestellt: Unter anderem waren das die Prüderie und die Emanzipation der Frau- Der Playboy und die Pin-up-Girls wurden gesellschaftsfähig.

Die Epoche wurde begleitet von Idolen wie Marilyn Monroe und Elizabeth Taylor. Die Stimmen der Pop Art führten zu veränderten Seh- und Verhaltensgewohnheiten, zu einem neuen Kunstbegriff. Durch die sogenannten Hippies (Beatniks, gegen gesellschaftliche Schranken und für die Aufbrechung der staatlichen Zwänge) setzte eine Politisierung der Jugend ein und führte alternative Lebensweisen und Kulturen ein. Die schon angesprochenen Trivialitäten (Kitsch und Souvenirs, Werbe- und Konsumgüter) wurden zum Volksgut und fanden sich sogar in Museen wieder. Gleichzeitig zur Kunst erreichte auch die Musik eine Aufmerksamkeitswelle: Bands wie die Beatles, Velvet Underground oder die Rolling Stones verstärkten die Gefühle der Pop Art indem sie die Sehnsüchte und Realitäten ihrer Generation zum Ausdruck brachten. Künstler der Pop Art gestalteten Schallplattencovers für eben diese Bands. Der Kunstbegriff wurde aufgelockert, aber es war oft nicht zu entscheiden, was wirkliche Kunst war und was nicht. Bedeutende Künstler wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Peter Blake oder Richard Hamilton ließen die Grenzen zwischen Kunst und Leben verwischen (,,Kunst ist Leben"; Andy Warhol).

Eigenschaften der Pop Art waren intellektuelle Klarheit, konzeptionelle Ordnung und die oft verfremdete und persönliche Handschrift des Künstlers. Die Außenwelt wurde in ihrer Objektivität subjektiv wiedergespiegelt, materielle Aspekte als Darstellungsinhalt thematisiert. Pop Art zeichnet sich aus durch Realismus, eine Wiederholung von Gegenständen (Künstler wollten teilweise die Konsumgesellschaft und den Starkult ins Lächerliche ziehen), stark vereinfachte Formen, oftmals grelle Farben und die Zweidimensionalität. Perspektiven gab es in den Bildern nicht.

Einige Künstler bekannten sich zur Entpersönlichung und Anonymität in der Produktion von Kunst. Sie strebten nach einer objektiven Rolle des Künstler in der Gesellschaft. Viele Kunstkritiker verstanden nicht, dass Objektivität und Subjektivität der Bilder eng verbunden waren. Die Motive der Pop Art wurden dadurch austauschbar.

Die Wurzeln der Pop Art liegen in der Kunst der 50er Jahre. Parallel entwickelten sich Richtungen wie das Action Painting (das als solches eigentlich zur Pop Art dazugehört), Colourfield Painting, Hardedge und Minimal Art. Letztere scheinen inhaltlich und gestalterisch nichts mit der Pop Art gemeinsam zu haben, erfahren aber durch einen objektivierten Ausdruck, die Klarheit der Formensprache und die Ausrichtung des Bild- inhaltes auf eine bestimmte Wirkung eine Art geistige und epochale Verwandtschaft. Inhaltlich und gestalterisch ist die Kunst der Pop Art nicht unbedingt uniform, worauf ich im Verlaufe des Referates eingehen werde: Widersprüche, Extreme und Brüche sind ebenfalls Leitbegriffe der Pop Art.

2.2. Themen der Pop Art und die Massenmedien

Ein verbreitetes Thema der Pop Art waren die Mythen des Alltags, die Dinge des täglichen Lebens mit all ihren Vor- und Nachteilen (Reichtum, Armut; Euphorie, Angst). Sie zeigten die mangelnde Individualität der Massengesellschaft. Ein Teil davon war der Starkult, der die Gesichter großer Stars mit ihrem aufgesetztem Image zeigte. All diese Images waren austauschbar, wie es die Bilder von Elizabeth Taylor oder auch Marilyn Monroe zeigten. Andy Warhol erregte mit seinen Marilyn-Bildern großes Aufsehen. (siehe auch Abschnitt 2) Die Stars bekamen eine verkäufliche Ausstrahlung und täuschten eine Realität vor, wie sie im Land der Träume von vielen als allgegenwärtig angesehen wurden. Das Design ist ein anderes Zeichen der Zeit. Es ging von Produktgüter-, Auto-, Werbe- bis zum Modedesign. Durch Verhaltensforschung und Statistiken wurden die Produkte auf die Kunden angepasst, viele Künstler griffen diese Idee auf, da es ihnen eine Herausforderung bot, Massengegenstände werbewirksam darzustellen. Das Design war auf die Qualitäten des Produktes ausgerichtet und kreierte eine Art Image, die in seiner psychologischen Wirkung Kunden zum Kauf animieren sollte. Werbegüter wurden in ihrer Gewöhnlichkeit durch das Design der Pop Art perfektioniert und spannender gemacht und waren trotzdem nicht auf den endgültigen Ausdruck gezüchtet, sondern gaben dem Betrachter und Konsumenten lediglich die Möglichkeit zur Auswertung. Und somit natürlich die Möglichkeit zum Kauf. Die Dinge erhielten Persönlichkeiten und wurden dadurch unverwechselbar. Ein bekanntes Beispiel dieser bunten Produktwelt sind die Bilder für Pepsi-Cola/Coca-Cola von Andy Warhol, die allerdings einen etwas anderen Weg einschlagen. Warhol zeigt die Verpackung und nicht den Inhalt, den Inhalt erkennt man durch die Verpackung hindurch. Durch übertriebene Slogans lenken die Bildelemente von der eigentlichen Funktion und dem Wert des Produktes ab.

Coca-Cola wird auch von anderen Künstlern wie zum Beispiel Wolf Vostell in Szene gesetzt. Das Produkt gilt als Symbol für den Aufschwung, den ,,American way of life", welches in der ganzen Welt bekannt wurde. Gleichermaßen war es das Getränk der breiten Masse, vom Bettler bis zum Präsidenten. Coca-Cola wurde zum Unterhaltungsgegenstand und bezog die Menschen in die Werbung mit ein, indem Werbeartikel wie T-Shirts verkauft wurden. Einige Künstler wie zum Beispiel Claes Oldenburg verwandelten Torten, Hamburger, Toiletten usw. in Skulpturen oder Bilder, denen man nach ihrer Vollendung den Sinn und Zweck kaum noch ansah. Viele Gegenstände bekamen so eine Art Abstraktivität auferlegt. Durch die Verpackung wird der Inhalt meist austauschbar (,,Campbell-Suppendose; Andy Warhol) und das Objekt aus dem Zusammenhang gerissen. Die Dosen wurden so gewöhnlich, als Zeichen der Zeit jedoch auffällig. Warhol fügte in seine Suppendosen eine gewisse Dramatik ein, wie zum Beispiel ein sich ablösendes Etikett, dass die perfekte Ausstrahlung einer glänzenden Dose zerstört.

Der Dollar an sich wurde ebenfalls Thema von Bildern, symbolisierte er doch die wirtschaftliche Überlegenheit des Westens und grenzenlose Freiheit. Der Dollar war die Verbindung zwischen Mensch und Konsumgut und wurde dadurch ikonisiert. Viele Künstler nutzten ihn aber nicht als das Symbol für Wohlstand sondern entwürdigten ihn teilweise, wie Andy Warhol. 1962 zeigte er eine Suppendose, vollgestopft mit glänzenden Dollarnoten. Durch Siebdruck auf Leinwand nahm er dem Dollar das Image und verfremdete ihn. Die amerikanische Nationalflagge war auch Thema der Künstler und symbolisiert den Amerikanischen Traum.

Die Pop Art zeigt die Wechselwirkung zwischen Mensch, Welt und Objekten und projiziert die Zeichen der Zeit auf die Gesellschaft zurück.

Massenmedien sind übereinstimmend definiert durch die Informations-, Unterhaltungs-, Waren- und Bewusstseinsindustrie.

Im Zusammenhang mit den Massenmedien fällt folgender Spruch ins Auge: Das Medium ist die Botschaft. Die Medien vermitteln einerseits eine Botschaft und sind ihr Träger, enden letztendlich aber im Selbstzweck, in dem beide Begriffe denselben Inhalt besitzen. Sie dienen zur Verständigung, sind eine Art Motor der Kultur und üben somit einen wichtigen Einfluss auf den Verbraucher aus. Die Massenmedien entfernen den Menschen aus seiner selbsterschaffenen Kultur und setzen ihm etwas vor, dass ihn möglichst bindend abhängig machen soll. Die Medien erreichen so die Rolle eines Lehrers, der den Schüler in eine vorbestimme Form presst. Durch dieses umfassende Schema wurde die Kunst verändert und schielte auf die trivialen ,,Dinge" der Konsumwelt.

Die Pop Art griff die damals aktuellen Güter und ihre Bedeutung auf und wurde so zu einer Konkurrenz zu den Massenmedien. Die Bilder wurden schnelllebig, Form und Inhalt waren aufeinander abgestimmt, sie gaben den Produkten einen kurzlebigen Ausdruck. Zeitung, Radio und das Fernsehen wurden zum Thema der Künstler.

Die Massenmedien beraubten den Menschen seiner Kreativität und gaukelten ihm eine fremde Realität vor, obwohl sie einen kreativen und überaus positiven Ruf hatten. Dieser Widerspruch wurde von einigen Künstlern aufgegriffen, wie zum Beispiel Jann Haworth- Die Pop Art macht den Widerspruch zwischen Produkt und Realität sichtbar. Weiterhin bezogen die Künstler der Pop Art die Eigenarten der Massenmedien in ihre Werke mit ein, so wirkten viele Bilder anonym, unpersönlich, maschinell gefertigt und reproduziert.

Andy Warhol produzierte in seiner Factory regelrechte Bilderserien (Carcrash, Marilyn), wobei letztere Thema meiner Bild- und Künstlerbetrachtung sein wird.

Wurden anfänglich die Medien in Kunst umgewandelt, kam es nach und nach zu einer Umkehrung von Kunst in die Medien, die durch eine Beeinflussung sichtbar wurde. Beeinflusst wurden vor allem die Design- und Werbeindustrien.

Die auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtete Medienwelt wurde von den Künstlern in Frage gestellt. Austauschbare Klischees, Schattenseiten und vor allem die Tatsache, dass Kunst an sich fast nichts mit den Massenmedien zu tun hatte, kristallisierten sich heraus. Roy Lichtenstein übernahm Elemente des Comics, Andy Warhol übernahm die maschinellen Reproduktionstechniken der ,,vorbildhaften" Massenmedien.

Die Medien kreieren einen für den normalen Menschen nicht wahrnehmbares Bild, das in seiner Wirklichkeit total verfremdet ist.

2.3. Die Quellen der Pop Art; Was inspirierte sie?

Die Pop Art begleitete die Gesellschaft im Wandel von der Industriegesellschaft in die Massengesellschaft. Gegen 1900 nahm das städtische Bild Amerikas Kontur an. Das Land kultivierte sich wieder und wuchs rasch zum ,,Goldenen Land" für viele Menschen heran. Begriffe wie der ,,American Way of Life" verdeutlichten das Bild eines idealen Lebensgrundes, der viele anzog, und nur wenige wieder losließ.

Der im 19. Jahrhundert geprägte Realismus ist mit der Pop Art verwandt, da dort das erste Mal alltägliche und soziale Themen (Isolation des Individuums in der Großstadt usw.) relevant wurden. Die Maler der ,,Ash Can School" nahmen u. a. Slogans der Konsumwelt in ihre Bilder mit auf. Ein weiterer Pfeiler der Pop Art war die Fotografie, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte.

Marcel Duchamp wurde 1912 weltbekannt und lernte die Initiatoren der Dada-Bewegung kennen. Diese Bewegung kennzeichnete die Infragestellung des Kunstbegriffs (siehe Futurismus). Sie kombinierte Reklametexte, Revolutionsblätter und alltägliche Schriften zu Collagen, Fotos oder Textilbildern. In diesem Zusammenhang ist die Auswirkung auf die Entwicklung der Pop Art nicht zu übersehen. Duchamp machte Alltägliches zur Kunst und insoirierte Andy Warhol damit stark. Weitere Künstler machten auf sich aufmerksam, indem sie soziale Probleme aufgriffen.

Das Bauhaus in Europa war ebenfalls Einflussfaktor, sowie die europäische Malerei der zwanziger und dreißiger Jahre (Otto Dix, Christian Schad...).

Weiterhin wurde die Pop Art durch den Surrealismus und die amerikanische Volkskunst (Folklore) geprägt. Kurzum war der Realismus ein wichtiger Faktor für die Entstehung der Pop Art.

3.1. Andy Warhol und sein Leben

,,Bei der Betrachtung seiner Bilder beginnt man sich zu fragen, ob esüberhaupt nötig ist,über sie zu sprechen. [...] Ü ber sie zu sprechen, versetzt einen beinahe in die peinliche Lage eines Schülers, dem eine einfache und einfach gemeinte Frage des Lehrers schon wieder so kompliziert erscheint, dass eine einfache Antwort nur trivial sein kann" Andy Warhol wurde 1928 in Pittsburgh geboren und starb 1987 an den Folgen einer Operation. Er gilt als eine der schillerndsten Gestalten nicht nur der Pop Art, sondern der Kunstgeschichte überhaupt. 1945-49 studierte er in Pittsburgh am Carnegie Institute of Technology das Studienfach Pictorial Design (weiterhin auch Kunstgeschichte, Soziologie...) Er war als Schaufensterdekorateur und Werbegraphiker in New York tätig und wurde 1956 für seine Schuhreklame für die Firma I. Miller ausgezeichnet, im folgenden Jahr erhielt er einen weiteren Preis für seine Werbezeichnungen. Da ihm diese beruflichen Erfolge jedoch nicht genügten, strebte er nach künstlerischer Anerkennung. Ca. 1960 fing er an zu malen. Sein Interesse für Triviales (Kleinigkeiten), wie beispielsweise Campbells Suppendosen, Colaflaschen oder Dollarscheine, machte später seinen Erfolg aus, die Medien stilisierten ihn zum Repräsentanten der Pop Art, und er wurde einer der produktivsten (wenn nicht der produktivste) Künstler überhaupt: Im Zeitraum von August 1962 bis Ende 1964 schuf er etwa 2000 Bilder in der ,,Factory".

1963 drehte er die Filme ,,Sleep" und ,,Empire". Er nimmt an vielen Ausstellungen teil und produziert mit Velvet Underground von 1966 bis 1968 Kurzfilme.

1968 wurde er von Valerie Solanis (einziges Mitglied der ,,Society for Cutting Up Men") angeschossen und lebensgefährlich verletzt. Es folgten Bücher wie der Roman ,,a" und sein erster Kinofilm ,,Flash". In den folgenden Jahren fanden weitere Ausstellungen statt und Warhol war bis zu seinem Tod ein aktiver und engagierter Künstler. 1989 widmete ihm das ,,Museum of Modern Art" in New York eine umfassende Retrospektive. Sein Nachlass wurde versteigert und gestiftet.

In für einen bildenden Künstler bisher einzigartiger Weise machte er sich die Massenmedien, deren Gesetzmäßigkeiten ihm durch seine frühere Tätigkeit als Werbegraphiker vertraut waren, zunutze, um sein Werk und dabei stets auch seine Person zum Gegenstand öffentlichen Interesses zu machen. Als ,,Wortführer dieser Welt" mit einer ,,schier unheimlichen Treffsicherheit" erschien er den einen, als ,,seichten Opportunisten und Freund des Blendwerks", ,,fintenreichen Gaukler der zeitgenössischen Kunst" oder gar als ,,brillanten Trottel", der durch billig produzierte Massenware jegliche Definition von Kunst in Frage stellte, sahen ihn andere. Andy Warhol muss als einer der erfolgreichsten Vertreter der Pop Art angesehen werden, deren Ziel es war, anknüpfend an vorhergegangene Avantgarde- Bewegungen wie den Dadaismus, die bislang geltende Trennung zwischen Kunst und Alltagskultur aufzuheben.

3.2. Die Monroe und der Warhol; Bildbetrachtung des Starkults

,,Ob es symbolisch ist, Monroe in solch grellen Farben zu malen: es ist Schönheit, und sie ist schön, und wenn etwas schön ist, dann heißt das schöne Farben, das ist alles."

Marilyn Monroe wurde 1926 als Norma Jean Baker in Los Angeles geboren. Sie verbrachte ihre Kindheiten in Heimen und bei Pflegeeltern und wird früh aufgrund ihrer starken Ausstrahlung und der unverkennbar weiblichen Figur als Fotomodell angestellt. In ihrer Karriere erlebt sie alles, wird Pin-Up Girl, macht Millionen Männer verrückt und wird schließlich Filmstar in Hollywood. Durch den Sex-Appeal wird sie zur geliebten Sexbombe, wird allerdings im Privatleben nie richtig glücklich. Am Scheideweg des Ruhmes durchsteht sie mehrere Scheidungen und begeht 1962 in letzter Konsequenz Selbstmord, als ein Star, dem sein Ruhm und das viele Geld nicht glücklich machen konnte. Das ist aber nur eine der vielen Annahmen, da der Tod nie richtig aufgeklärt werden konnte. Sogar eine Affäre mit dem inzwischen ehemaligen US-Präsidenten J. F. Kennedy wurde ihr nachgesagt. Zu dieser Zeit steigerte sich die Pop Art in ihren Höhepunkt und seltsamerweise begann Andy Warhol erst nach dem Tod der Monroe damit, sie zu malen. Er war verantwortlich für viele Einzelbildnisse und Fotoserien.

Das vorliegende Bild ,,Shot Orange Marilyn" (Anhang 1) wurde von Warhol 1964 geschaffen. Es stammt ohne Zweifel aus einer Serie von Bildern, die der Künstler seit 1962 schuf. Die Bilder hatten meist dasselbe Motiv (in diesem Fall der Kopf der Monroe) und wurden nur in Einzelheiten verändert.

Diese Variante hat das quadratische Format von 101,6*101,6 cm. Dargestellt ist auf ,,Shot Orange Marilyn" der Kopf der Diva, leicht nach links gedreht. Er ist der zentrale Bildgegenstand und füllt das komplette Bild fast vollständig aus. Am Anfang fällt der für die Pop Art typische Verzicht auf Perspektive auf. Somit erhält das Bild keinerlei räumliche Wirkung.

Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Foto aus einer Boulevardpresse.

Auffällig sind die roten Lippen und der blaufarbene Lidschatten. Die hellen blonden Haare ergeben mit dem durchgehend orangen Hintergrund einen Kontrast aus Grund- und Sekundärfarbe, einen Farbe-an-sich-Kontrast. Orange verdeutlicht Lust und Freude, während Gelb für Übersteigerung und Leichtsinn steht. Im Bezug auf die Person Monroe ist das durchaus eine Beachtung wert. Auffallend sind weiterhin der schwarze Schönheitsfleck auf ihrer linken Wange und der geöffnete Mund, aus dem ihre makellos weißen Zähne hervorschauen. Sie trägt graue Ohrringe, die aber in den vorigen Arbeiten von Warhol eine kraftvollere Ausstrahlung besaßen. Ihre Lippen sind mit Rot überzeichnet und so aufdringlich stilisiert, was ebenfalls auf den übermäßig verwendeten Lidschatten zutrifft. Die Farbe ihrer Haare ist verfremdet und wirkt in dieser hohen Intensität des Gelbtones unrealistisch bis grell. Unterhalb der Nase und unter dem Kinn setzen sich Schatten ab, die dem Bild wieder etwas an Natürlichkeit zurückgeben.

Warhol scheint den Kopf der Monroe ausgeschnitten und vor einem orangen Hintergrund gemalt zu haben, denn in dieser Form ist das Bild sehr unrealistisch aufgemacht. Durch die Überschneidung der Konturen wird dieser unnatürliche Eindruck weiter verstärkt und mündet sogar im Plakativen.

Durch die grellen Farben betont Warhol die Künstlichkeit und schafft damit ein sehr auffälliges Bild, welches die Weiblichkeit als Sex-Klischee thematisiert. Die Individualität wird hier stark in den Hintergrund gedrängt, das Image der Marilyn Monroe wird austauschbar und allgemein. Durch die übertriebenen Farben, wobei die Hautfarbe des Gesichtes noch relativ normal aussieht, entsteht eine Art von Maske, die abgenommen das wirkliche Bild der toten Monroe preisgibt. Durch diese Maske entsteht Oberflächlichkeit und ein Sinnbild eines Menschen, den seine Fans verinnerlicht haben. Im damaligen Hollywood wurden wie auch heute Stars mit ihrem Image erschaffen und in die Versenkung geschickt. Dieser Parallele zur Werbung, dem auferlegten Charakter, entnehme ich die Schattenseiten des Ruhmes, der nach außen hin eine glänzende Ausstrahlung vortäuscht, den Star in seinem Inneren aber als Wrack hinterlässt. Nicht umsonst litt die Monroe unter schweren Depressionen und war drogenabhängig. ,,Shot Orange Marilyn" ist das perfekte Beispiel für die Suggestivkraft von Hollywoods Marketingstrategen- Geplant bis ins letzte Detail und ohne Rücksicht auf den Menschen hinter der Fassade.

Ein Zitat der Monroe zu ihren Lebzeiten: ,,Ich hasse es, ein Ding zu sein."

Genau das aber hat Warhol mit seinem Werk erreicht, ein entfremdetes Gesicht dass in dieser Malweise nichts weiter darstellt als ein ,,Ding".

4. Schlussgedanken

Pop Art transferiert Dinge zu Kunst und umgekehrt. Gefühle, Gegenstände und Tatsachen wurden zu sogenannten ,,facts". Also eine Epoche, die sich an die für sie wichtigen Fakten festhält. Diese Phase war bunt, schrill und sehr konsumbewusst, was sich in der Kunst äußerte. Die ironische Haltung der Künstler zu den ,,facts" und der Realitätssinn machten Pop Art auch weit über die Grenzen Amerikas hinaus bekannt und ermöglichten ihr eine breite Masse an Zusprechern weltweit. Bis heute werden damalige Helden wie Warhol, Duchamp, Stella oder Johns kopiert, ohne das sie dadurch an Originalität verlieren. Die Pop Art verbreitete sich rasend schnell parallel zum Farbfernsehen und machte die schöne bunte Welt der Güter für all die schmackhaft, denen Kunst als solches zu wenig war, ein starrer Begriff mit wenigen Einflüssen der damaligen Zeit.

U 2 nannten ihr vorletztes Album ,,Pop", ein Begriff, der diese Welt noch lange beschäftigen wird, besonders als ein Teil der Pop Art. In der Musik wie in der Kunst.

5. Quellen

1. Brockhaus Enzyklopädie

2. Internet

3. OSTERWOLD, Tilman: Pop Art. Köln: Taschen Verlag 1989

4. KOLBERG, Gerhard: Pop Art. Köln: Vista Point 1988

5. JAHN, Johannes: Wörterbuch der Kunst. Stuttgart: Kröner 1989

Zitate, wenn nicht anders angegeben, von Andy Warhol.

6. Anhang

Anhang 1: ,,Shot Orange Marilyn" von 1964; Andy Warhol

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Pop Art. Andy Warhol und die Epoche
Note
13 Punkte
Autor
Jahr
2000
Seiten
11
Katalognummer
V98947
ISBN (eBook)
9783638973977
Dateigröße
515 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Punkte
Arbeit zitieren
Robert Adam (Autor:in), 2000, Pop Art. Andy Warhol und die Epoche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98947

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