Hyperaktivität


Seminararbeit, 2000

13 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Hyperaktivität

1 Verhaltensymptome bei Hyperaktivität
1.1 Bewegungsdrang
1.2 Aufmerksamkeit und Konzentration
1.3 Impulsivität
1.4 Kontaktverhalten

2 Ursachen
2.1 Strukturelle/ funktionelle Störungen des Gehirns
2.2 Chronische Vergiftungen/ Allergische Reaktionen
2.3 Erblichkeit
2.4 Psychischer Entwicklungsstand
2.5 Lernbedingungen/ Soziales Umfeld

3 Auswirkungen - Folgen
3.1 Teilleistungsstörungen

4 Therapie
4.1 Medikamentiöse Behandlung
4.2 Diät
4.3 Soziales Umfeld

5 Was ist zu tun?

Quellenverzeichnis

Hyperaktivität - Hirnfunktionsstörung:

Die minimale cerebrale Dysfunktion wurde erst in den Dreißiger - Jahren entdeckt und ist noch wenig erforscht, das gleiche gilt auch für die Hyperaktivität. Es ist nicht geklärt, ob beide immer zusammen auftreten, aber es gibt Symptome, die bei beiden auftreten: motorische Unruhe, Störungen der Konzentration, impulsives Verhalten und als Folge Verhaltensstörungen aufgrund sozialer Auswirkungen. Jedoch kann man nicht von einer Gleichheit sprechen, da Erdmute Reh 492 Symptome, aufgrund wissenschaftlicher Arbeiten, auflistete.

Die Symptome der Hyperaktivität/ Hirnfunktionsstörung treten oft auf und werden in verschiedenen Begriffen zusammengefasst:

- HKS: Hyperkinetisches Syndrom
- ADD: Attentional deficit disorder
- MCD: Minimale cerebrale Dysfunktion
- POS: Psychoorganisches Syndrom
- MBD: Minimal braun Dysfunktion/ Dammweg
- SIS: Sensorische Integrationsstörung
- Enzephalopathie
- Zustand nach leichter frühkindlicher Hirnschädigung Ø Hyperkinetik
- Hyperaktivität

1 Verhaltensymptome bei Hyperaktivität:

1.1 Bewegungsdrang:

- ständig in Bewegung
- klettern herum
- greifen alles an
- probieren alles aus

1.2 Aufmerksamkeit und Konzentration:

- interessieren sich für alles
- wenden sich jedem neuen Reiz sofort zu
- bringen Spiele/ Hausaufgaben nicht zu Ende
- lassen begonnene Tätigkeiten liegen
- leicht ablenkbar
- bei Tätigkeiten mit Bewegung können sie länger bleiben
- hören nicht genau hin
- verlieren das Ziel rasch aus den Augen
- denken nicht nach

1.3 Impulsivität:

- können Bedürfnisse nicht aufschieben
- Gewolltes muss möglichst schnell geschehen
- Wünsche müssen sofort erfüllt werden
- setzen innere Triebe ohne nachdenken sofort in eine Handlung um
- macht die gleichen Fehler immer wieder, da Fehler ohne Nachhaltigkeit bleiben

1.4 Kontaktverhalten:

- ungehemmt in der Kontaktaufnahme
- „distanzgemindert“
- untersuchen sofort die neue Umgebung, fassen dabei alles an
- anwesende Erwachsene müssen zu Verfügung stehen
- fragen viel, warten die Antwort aber nicht ab und verarbeiten wenig
- Inhalte wechseln ständig
- antworten auf Fragen kurz, meist mit „Ja“ - „Nein“
- wollen überall mitmachen
- setzen sich für Interessantes ein
- möchten die Rolle des Anführers übernehmen
- Umsicht und Ausdauer fehlen

2 Ursachen:

Die Forschung nach Ursachen der Hyperaktivität bereitet große Probleme. Jedoch ist erwiesen, dass es sich immer um ein Bündel von Einflüssen handelt, die sich gegenseitig beeinflussen und von den jeweiligen Anforderungssituationen abhängig sind. Es können verschiedene ursächliche Bedingungen aufgezählt werden.

2.1 Strukturelle/ Funktionelle Störungen des Gehirns:

Es wurde erforscht, dass mehr hirngeschädigte Kinder hyperaktiv sind als „normale“ Kinder. Vielfach wurde erwiesen, dass bei hyperaktiven Kindern bestimmte Funktionen des Nervensystems Abweichungen aufweisen. Es gibt verschiedene Namen für Gehirnfunktionsstörungen wie eine „Leichte frühkindliche Hirnschädigung“(FKHS), ein „Leichtes psychoorganisches Syndrom“(POS), „Minimal Brain Dysfunktion/ Damage“(MBD) und die oben schon genannte „Minimale cerebrale Dysfunktion“(MCD). Hyperaktivität liegt meist eine solche Störung des Gehirns zu Grunde. Strukturelle Störungen des Gehirns können durch verschiedene in der Entwicklung geschehene Ereignisse grundgelegt werden:

Während der Schwangerschaft kann Sauerstoffmangel, Traubenzuckermangel oder eine Störung des Fermenthaushalts im Körper(Fermenthemmung) Ursachen für eine MCD sein. Bei der Geburt können Zangengeburten, der Einsatz von Saugglocken, Kaiserschnitte, Frühgeburten und übertragene Geburten, Anomalien in der Lage des Embryos und Gelbsucht des Neugeborenen Faktoren für eine mögliche Entstehung einer Störung sein. Der Säugling ist besonders empfindlich für Einwirkungen von außen und deshalb können Ernährungsstörungen cerebrale Schäden verursachen. Sämtliche Kinderkrankheiten, vor allem Infektionskrankheiten und Keuchhusten, können Risikofaktoren sein.

2.2 Chronische Vergiftungen/ Allergische Reaktionen:

Substanzen wie Konservierungs - und Farbstoffe, Blei, Insektizide, Nitrate, Zucker, Eiweißverbindungen wirken entweder als Gifte auf die Funktion des zentralen Nervensystems ein und lösen dadurch hyperaktives Verhalten aus oder die Kinder bilden gegen diese Substanzen allergische Reaktionen die sich in Hyperaktivität äußern. Einige Forscher nehmen auch ursächliche Verbindungen zwischen allergischen Krankheiten, wie Heuschnupfen, Asthma, Ekzem oder allergischen Magen - Darm - Störungen und hyperaktivem Verhalten an.

Es wurde jedoch noch nicht bewiesen, dass ein Zusammenhang zwischen Hyperaktivität und Vergiftungen oder Allergien besteht, denn Untersuchungsergebnisse lassen Zweifel bestehen, ob das verbesserte Verhalten wirklich auf die umgestellte Ernährung oder vielleicht auch auf das veränderte Verhalten der Bezugspersonen, die dem Kind durch die „Diät“ mehr Verständnis und Zuwendung entgegenbringen.

2.3 Erblichkeit:

Kinder mit Gehirnstörung haben meist einen nahen Verwandten(Elternteil), der ebenfalls von diesen Symptomen betroffen war, wobei meist Väter beteiligt sein sollen. Solche Forschungsergebnisse weisen auf eine genetische Komponente hin, wobei noch nicht geklärt ist, ob Hyperaktivität und/oder MCD erblich sind.

2.4 Psychischer Entwicklungsstand:

Der psychische Entwicklungsstand ist vom Alter des Kinder und seinen Anlagen abhängig. Anlagen meint die Begabungen und Schwächen des Kindes, die wiederum erblich oder auch krankheitsbedingt sein können. Anlagen sind nicht direkt beeinflussbar, man sollte aus ihnen das Beste machen.

2.5 Lernbedingungen/ Soziales Umfeld:

„ Das ist nur möglich, wenn dem Kind günstige Lernbedingungen geboten werden. Ein Kind, das in ruhiger Atmosphäre aufwächst, in die täglichen Abläufe der Familie miteinbezogen wird,über konstruktives Spielzeug verfügt, Kontakte zu anderen Kindern aufbauen kann und in seinem Tun durch die umgebenden Personen ermutigt und bestätigt wird, hat wesentlich bessere Chancen, ein effektives Leistungs - und Sozialverhalten zu entwickeln, als ein Kind, das durch ständige Streitigkeiten und Partnerwechsel in der Familie verunsichert wird, dem in beengten Wohnverhältnissen der Platz und die Möglichkeit für eigenes konstruktives Spielen fehlen, das in unstrukturierte Kindergruppen zur Betreuungübergeben wird und keine wohlwollende Bestätigung seiner Aktivitäten erfährt. “ (Bolvansky, Hyperaktive Kinder, S.174)

Lernbedingungen haben große Bedeutung für die weitere Entwicklung des Kindes(vor allem in der Schule). Eltern und Lehrer erwarten vom Kind bestimmte schulische Leitungen. Das Kind selbst erwartet von sich ähnliche schulische Leistungen wie bei den Klassenkollegen. Werden diese erwarteten Leistungen nicht erfüllt, kommt es zu Enttäuschungen. Durch die immer wiederkehrenden erfolglosen Anstrengungen resigniert das Kind oder kommt zu Protesthaltungen. Wird nicht erkannt, dass das Kind aufgrund von Störungen im schulischen Bereich versagt, kommt es in ein Abseits. Wenn alle Personen(Eltern, Lehrer, ...) die Schwäche des Kindes erkennen, können Leistungen durch integrative Zusammenarbeit erbracht werden.

3 Auswirkungen - Folgen:

Ereignisse in der Entwicklungsgeschichte der Kinder lassen Rückschlüsse auf Art und Zeitpunkt der Entstehung zu. Durch Tierexperimente(Beobachtung von Affenkindern) und klinische Beobachtungen konnten folgende Schlüsse gezogen werden:

- MCD wirkt sich im Bereich der Lernfähigkeit aus, und zwar nicht durch totale Ausfälle bestimmter Funktionen, sondern durch eine abweichende Struktur vom „Normalen“.
- Folgen der MCD treten in Belastungssituationen und bei Leistungsanforderungen auf. Außerhalb dieser Situationen machen die Kinder einen neurologisch gesunden Eindruck.
- Das kindliche Hirn und zentrale Nervensystem ist fähig, die Folgen einer MCD auszugleichen, ist aber für schädigende Einflüsse besonders anfällig.

Das hirnfunktionsgestörte Kind erlebt sich und seine Umwelt anders. Unterschiede werden im Verhalten(erhöhte Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen) sichtbar. Sie haben Distanzstörungen - oder unsicherheit, mangelnde Kritikfähigkeit gegenüber dem eigenen Verhalten, mangelndes Sozialgefühl(auch Fehlen eines „schlechten Gewissens“) und auch Lern - und Leistungsstörungen(im Schulalter). Im medizinischen Bereich werden diese Auffälligkeiten im Begriff „exogenes Psychosyndrom“ zusammengefasst. Zu diesem „exogenen Psychosyndrom“ gehören aber auch sekundäre Folgen, also auch die Folgen die durch ständigen Ablehnung, Maßreglung oder Bevormundung entstehen. Gesellschaftlich Isolation verstärkt die Probleme und Schwierigkeiten, bei denen vor allem Unterstützung MCD kompensiert werden kann.

3.1 Teilleistungsstörungen:

Definition: „ Teilleistungsschwäche bedeutet, dass bestimmte Verhaltensweisen aufgrund einzelner, zunächst nicht näher definierbarer Wahrnehmungs - oder Verarbeitungsstörungen auf dem Weg von der Reizaufnahme bis zur adäquaten Reaktion nicht in erwartetem Umfang geleistet werden. “ (Bolvansky, Hyperaktive Kinder, S.75)

Die Früherkennung beeinflußt die Einstellung zum Kind und ermöglicht eine frühzeitige Behandlung, die vor allem bei diesen Teilleistungsstörungen notwendig ist. Teilleistungsschwächen zeigen sich meist erst im Schulalter, wobei es im ersten Schuljahr weniger auf die Intelligenz als auf die Fähigkeit sich in die Gruppe einzugliedern ankommt. „ Gerade der Umstand, dass die Kinder auf einzelnen Gebieten gute bisüberdurchschnittliche Leistungen erbringen, wird als Beweis dafür angesehen, dass sie „ können “ aber nicht „ wollen “ . “ (Hartmann, Zappelphilipp Störenfried, S. 38)

„ Hirnfunktionsgeschädigte Kinder können Dinge nicht schlechter als gesunde Kinder, sondern anders. Sie sind nicht weniger, sondern anders begabt. “ (Hartmann, Zappelphilipp Störenfried, S 39)

Untersuchungen nach haben MCD - Kinder ein rasche Auffassungsgabe, aber eine geringe Lern - und Merkfähigkeit.

Klassische Teilleistungsstörungen sind:

- visuelle Leistungsminderung,
- Störungen der Hörfähigkeit
- grob - oder feinmotorische Störungen.

Für diese gilt: „ Sie sind minimal und deshalb durchaus zu kompensieren, wenn das Selbstwertgefühl des Kindes durch die Reaktion der Umwelt ... nicht so weit gestört oder gar zerstört wird, dass sich das betroffene Kindüberhaupt nicht mehr um die erfolgreiche Bewältigung einer Aufgabe bemüht. “ (Hartmann, Zappelphilipp Störenfried, S. 41) Warum häufiger Jungen als Mädchen davon betroffen sind, ist noch ungeklärt. Unser heutiges Bildungssystem provoziert die Probleme des MCD Kindes. Die Kinder wachsen in einer Welt mit optischen Signalen und Eindrücken auf, aber unser Bildungssystem orientiert sich an sprachlichen Fähigkeiten. Für hirnfunktionell gestörte Kinder brauchen wir also keine Sonderschule, sondern Normalschulen an denen das Bildungskonzept geändert werden muss.

4 Therapie:

Die Früherkennung ist wichtig, da bei rechtzeitiger Behandlung ein Ausgleich bis zum Schulbeginn erfolgen kann. Vielfach wird MCD erst im Schulalter erkannt und zu diesem Zeitpunkt sind meist schon sekundäre Verhaltensstörungen aufgetreten. Durch den derzeitigen Stand wissenschaftlicher Kenntnisse und das oft diffuse Erscheinungsbild von MCD ist eine Diagnose schwierig. Vor allem muss akzeptiert werden, dass MCD nicht heilbar ist, aber ihre Folgen durch Therapien beeinflussbar ist. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.

Es sollte versucht werden über eine Modifikation auf das Verhalten einzuwirken, ein Behandlung in der Gruppe sollte erfolgen, die Beratung der Eltern ist sehr wichtig und es kann auch eine medikamentöse Behandlung erfolgen.

4.1 Medikamentiöse Behandlung:

Zu Beginn einer Behandlung ist es wichtig sich über die Therapieziele klar zu werden, da nach diesen Zielen Medikamente eingesetzt werden.

Bei medikamentiöser Behandlung muss man zwischen Wirkung, Begleitwirkungen und Nebenwirkungen unterscheiden. Die Wirkung bezieht sich auf das Therapieziel und ist somit das Hauptkriterium für die Effektivität der Behandlung. Begleitwirkungen hängen immer mit der Hauptwirkung zusammen und können einen erwünschten oder unerwünschten Effekt haben. Die Nebenwirkungen stellen Komplikationen dar, die in Einzelfällen auftreten, aber nie von vornherein auszuschließen sind.

Es gibt Psychopharmaka wie Stimulantien, Neuroleptika, Antidepressiva, Antiepileptika, Nootropika, Barbituraten und Tranquilizer, mit denen oft bis selten behandelt werden kann. In Folge werden nun diese Psychopharmaka beschrieben:

- Stimulantien:

Stimulantien haben eigentlich eine erregende Wirkung auf das Zentralnervensystem, sie verringern Ermüdungserscheinungen, geben mehr Spannkraft, Ausdauer und Konzentration, erhöhen das Leistungstempo und verbessern die Merkfähigkeit. Bei hirnfunktionsgestörten, hyperaktiven Kindern wirken sie teilweise umgekehrt. Im Allgemeinen werden die behandelten Kinder ruhiger, weniger reizbar und störbar und friedlicher. Insgesamt kann man die Erfahrungen mit Stimulantienbehandlung in drei Gruppen unterteilen:

1. Das Medikament wirkt schon nach kurzer Zeit vollkommen. Häufigkeit: zwischen 20 und 50 %
2. Das Medikament wirkt nur teilweise, dass heißt es treten geringe Verbesserungen auf.
3. Die Stimulantien zeigen keine Wirkung.

Häufigkeit: zwischen 10 und 50 %

Bei manchen Kindern kommt es sogar zu einer Verschlechterung des Verhaltens Häufigkeit: zwischen10 und 20 %

Zu den Stimulantien zählen Dezedrin, Benezedrin, Pervitin, AN 1, Aponeoron, Ritalin, Centedrin, Cylert, Tradon, Sydnocarb, Deanol und Coffein. Die Substanz Methylphenidat ist als Ritalin im Gebrauch, wird chemisch hergestellt, ist ähnlich den pflanzlichen Wirkstoffen Ephedrin und Amphetamin und wird bei Kindern am häufigsten verwendet. Zu Begleit - und Nebenerscheinungen zählen Appetitmangel, Einschlafstörungen, Herzklopfen, Verstimmungen und leichte Verlangsamung des Längenwachstums. Ritalin wirkt langsam(nach circa einer halben Stunde), hält jedoch lange an(cirka vier bis sechs Stunden) und deshalb sind nur eine oder zwei Eingaben am Tag nötig.

- Neuroleptika:

Neuroleptika sind Medikamente, die zur Therapie psychischer Erkrankungen verwendet werden, da sie wahnhafte Gedanken und Sinnestäuschungen unterdrücken können und auf krankhafte Erregungs - und Stimmungsschwankungen ausgleichend wirken. Bei hyperaktiven Kindern wirken sie dämpfend und sollten jedoch nur dann eingesetzt werden, wenn sich die Behandlung mit Stimulantien als unwirksam erwiesen hat bzw. eine Verschlechterung bewirkte. Im Gegensatz zu Stimulantien ist es sinnvoll, einen relativ konstanten Wirkungspiegel zu erreichen, wobei mehrere Einzeleingaben erforderlich sind. Am gebräuchlichsten sind die Präparate Haldol, Melleril/ Melleretten und Taxilan, neben Tisercin, Prothazin, Atosil und Dogmatil, die teilweise in Tropfen - oder Tablettenform erhältlich sind.

Als Begleit - und Nebenwirkungen sind hier Schwierigkeiten beim Nahsehen, Mundtrockenheit, Kreislaufdysregulation, Obstipation(Verstopfung), Miktionsstörungen(Blasenentleerungsstörungen), Schwindelerscheinungen, starke Müdigkeit und Sensibilisierung gegenüber dem Sonnenlicht zu nennen.

- Antidepressiva:

Antidepressiva sind Medikamente, die gegen depressive Stimmungen gerichtet sind. Zu den Antidepressiva zählen Saroten, Laroxyl, Tofranil, Pryleugan und Auorix. Neben - und Begleiterscheinungen sind annähernd gleich wie bei den Neuroleptika. Bestimmte Antidepressiva können sich auf die Herzaktion auswirken, deshalb sollten EKG - Kontrollen durchgeführt werden.

- Antiepileptika:

Antiepileptika wirken, wie der Name schon sagt, gegen epileptische Anfälle und wirken sich teilweise auch auf das Gesamtverhalten und die Befindlichkeit des Kranken positiv aus. Sie sollten jedoch nur angewendet werden, wenn hyperaktive Kinder epileptische Anfälle haben. Zu den Antiepileptikern gehören Finlepsin, Tegretal und Timonil.

Im Allgemeinen haben Antidepressiva und Anitepileptika zahlreichere und gefährlichere Nebenwirkungen und sollten daher nicht angewendet werden.

- Nootropika:

Nootropika werden auch als Psychoenergizer oder Cerebroaktivatoren bezeichnet. Im Gegensatz zu anderen Medikamenten, die auf die neuronale Erregungsübertragung(Beeinflussung von Synthese, Freisetzung, Inaktivierung und Rezeptorbindung unterschiedlicher Neurotransmitter) auswirken, beeinflussen Nootropika den Stoffwechsel im Gehirn direkt(Sauerstoffaufnahme und - umsetzung, Glucoseverwertung). Zu den Nootropika gehören Helfergin, Lucidril, Cerutil, Encephabol, Nootrop und Normabrain. Bei Kinder mit einer Lese - Rechtschreib - Schwäche, denen Normabrain verabreicht wurde, wurde eine Leistungssteigerung festgestellt. Bei Behandlung mit Nootropika wurden Verbesserungen des Lernvermögens, der Gedächtnisleistungen, der Konzentration und eine Anhebung der Vigilanz(Wachheit) und Aufmerksamkeit, die jedoch bei späteren Versuchen nicht standhielten.

Bei vielen Studien von Tierexperimenten konnte festgestellt werden, dass Nootropika die Heilungsprozesse nach Gehirnverletzungen beschleunigt und es konnte die Lernfähigkeit verbessert werden.

Nootropika sind gut verträglich, selten können Einschlafstörungen auftreten. Die Besserungsrate liegt bei diesen Präparaten bei 30 %.

- Barbituraten:

Barbiturate sind sedierende Präparate, dass heißt müde machende Medikamente. Sie wirken auf die Lernfähigkeit von Kindern ungünstig und sollten deshalb eher nicht angewendet werden. Zu den Barbituraten gehören Luminaletten.

- Tranquilizer:

Durch Tranquilizer ist eine Dämpfung des hyperaktiven Verhaltens zu erwarten, aber sie sollten bei Kindern nicht angewendet werden, da sie schnell zu einer Gewöhnung oder sogar Abhängigkeit führen können. Zu den Tranquilizern zählen Valium und Librium.

Psychopharmaka haben jedoch teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen und durch das ständige Verabreichen von Präparaten können die Kinder leicht den Eindruck gewinnen, nur Medikamente können ihr Verhalten beeinflussen, sie selbst nicht.

Bei allen Erkrankungen und Störungen und auch bei hyperaktiven Kindern ist versucht worden mit pflanzlichen Extrakten, Vitaminen, durchblutungsfördernden Mitteln und mit Homöopathie Genesung zu erreichen. In manchen Fällen wurde berichtet, dass das angewandte Mittel Wirkung zeigte.

Jeder sollte aber auch kritisch prüfen, ob die Anbieter nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht heraus werben.

4.2 Diät:

Herta Hafner, eine Apothekerin aus Mainz, stieß bei dem Kampf gegen die MCD ihres Sohnes auf die in Amerika entwickelte „Feingold - Diät“, wo auf einen Zusammenhang zwischen dem Genuß bestimmter Nahrungsmittel und Verhaltensstörungen verwiesen wurde. Durch verschiedene Diäten kam sie schließlich zur Erkenntnis, dass hyperaktive Kinder auf Farb - und Aromastoffe, Phosphatzusätze und Lecithin negativ reagieren. Diese phosphatarme Diät die sie nun einsetzte und eine wirksame Therapie darstellte, forderte einen wissenschaftlichen Widerspruch heraus. Die an der Mainzer Studie beschäftigten Wissenschaftler kamen zu dem Schluss: Eine Diät führe zu einer Verhaltensbesserung aus der Sicht der Eltern, der Effekte trete nach allen möglichen Diätformen auf, keineswegs nur bei Reduzierung von Phosphat, es handle sich daher um einen Placebo - Effekt(Reaktion, die eintritt, obwohl der dafür verantwortlich gemachte Wirkstoff nicht gegeben/ weggelassen wurde). Rottka(an der Studie beteiligt) meinte, dass das weglassen von Phosphat nicht zum Nachlassen der Symptome führt und umgekehrt eine Belastung mit Phosphat keine Hyperkinetik auslöst. Dass die Diät trotzdem Wirkung zeigt, liegt an anderen Mechanismen.

Der Stellenwert von Nahrungsmittelallergien für die Entstehung hyperkinetischer Syndrome ist also umstritten, trotzdem wird eine Vielzahl von auslösenden Stoffen diskutiert, die ungünstigen Einfluss auf das hyperaktive Verhalten haben oder die hyperaktives Verhalten verursachen bzw. verstärken:

1. Bestimmte zucker - und milcheiweißhaltige Produkte: Schokolade, Eis, Cola
2. Einzelbestandteile von Nahrungsmitteln: Phosphate, Nitrate, Salicylate, Zitronensäure, bestimmte Eiweißverbindungen
3. Zugesetzte Produkte der Nahrung: Konservierungs - und Farbstoffe, Weichmacher
4. Giftige Substanzen: Insektizide, Schwermetalle
5. Allergien der Kinder gegen bestimmte Nahrungsmittel/ Substanzen in der Nahrung

4.3 Therapie im sozialen Umfeld:

- Familie:

Die Kinder brauchen ein klares Erziehungskonzept, wo Regeln und Maßnahmen eindeutig sind. Der Tagesablauf soll möglichst geregelt und gleich sein. Machtkämpfe und Diskussionen mit dem Kind sind zu vermeiden. Wichtig ist, dass die Eltern und Bezugspersonen als Vorbild fungieren und jene Eigenschaften leben, die das Kind nicht kann(zuhören, hinschauen/ überlegen vor dem handeln; ...).

Dazu eine Geschichte eines Zen - Mönches:

„ Ein Mann wurde einmal gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so gesammelt sein könne. Er sagte: „ Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich spreche, dann spreche ich. Ihr aber steht in Gedanken schon, wenn ihr sitzt, wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn ihr lauft, wollt ihr schon am Ziel sein. ““ (Bolvansky, Hyperaktive Kinder, S. 127)

Hat ein Elternteil eine Entscheidung getroffen, soll er sie durchsetzen. Mit verbaler Kritik, Ermahnung und Schimpfen soll gespart werden und die Erzieher sollen mit den Kinder sprechen, obwohl sie unaufmerksam sind.

Vor allem ist es wichtig, dass die Kinder von den Eltern, Geschwistern Liebe erfahren, sich geborgen fühlen können und Vertrauen spüren.

Die Wohnung sollte eine klare Raumaufteilung haben(essen, arbeiten, spielen, schlafen, zurückziehen). Die Spielumgebung sollte zu Tätigkeiten anregen. Je einfacher die Spielmaterialien sind, desto mehr regen sie Phantasie an und fördern Konzentration. Das Spielen draußen sollten drehen, schaukeln, wippen, klettern und sandspielen bieten. Es können Körpererfahrungen gemacht werden. Durch Körperbeherrschung kann sich das Kind vom Körper weg auf einen Lerngegenstand konzentrieren.

Die soziale Eingliederung, die auch für die Schule wichtig ist, beginnt schon in der Familie und kann nur erreicht werden, wenn die Familie Umstellfähigkeit, Lernfähigkeit gegenüber dem Kind, gleichmäßige emotionale Zugewandtheit, Einfallsreichtum und Flexibilität bei der Überwindung von Schwierigkeiten, Kontrolle von negativen Gefühlen gegenüber dem Kind, die richtige Basis zwischen Unter - und Überforderung und Bewußtsein gegenüber den irreparablen Schäden zeigt.

Schule:

Eine gewisse Anspannung in der Schule ist notwendig, da sie eine Voraussetzung dafür ist, dass in der Schule auch gelernt wird. Wichtig ist jedoch auch die Beziehung zum Lehrer, da das Kind unter Ablehnung oft nur wenig lernfähig ist. Eltern können zu einer guten Beziehung auch einiges beitragen, sie sollten bei Schwierigkeiten nicht vor dem Kind über Lehrer schimpfen.

Eine Schwierigkeit beim Schuleintritt ist die große Anzahl von Kindern, auf die das hyperaktive Kind relativ unvorbereitet trifft. Es empfängt zu viele Reize und kann Informationen falsch interpretieren. Hier hilft eine Klassensitzordnung in festen Kleingruppen oder in Sonderfällen auch ein Einzeltisch beim Lehrertisch. Diesen Kindern kann der Lehrer auch Zusatzarbeiten geben, wenn das Kind dafür Anerkennung erhält und sich bewegen kann. Im Unterricht sollte multisensuell gearbeitet werden, denn je mehr Sinne beim Lernen angesprochen werden, destogrößer wird die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind sich konzentriert und den Stoff merkt. Vor allem sollte der Tastsinn genutzt werden. Die Aufgabenstellung sollte mehr vorgemacht als besprochen werden. Komplexere Aufgaben sollten in Einzelschritte zerlegt und die Reihenfolge markiert werden.

Zuletzt ist es noch wichtig bei den Hausaufgaben das Trödeln zu vermeiden und das Vergessen zu verhindern, das durch Aufschreiben auf einzelne Zettel geschehen kann. Wenn das Kind/ die Lehrperson/ die Schulkameraden in/ mit dieser Situation nicht fertig werden, sollte das hyperaktive Kind eine heilpädagogische Institution besuchen, wo der Unterricht in einer kleineren Gruppe stattfindet und das Kind von Therapeuten, Erziehern und Ärzten betreut wird. Die Sonderschule sollte für diese Kinder nicht als Endstation gesehen werden, sondern als Sprungbrett in die „normale“ Schule, wo sie so stabilisiert werden, um unter „normalen“ Gleichaltrigen mit seinen speziellen Schwächen umgehen zu können und sich einzuordnen.

Beim Umgang/ Arbeiten/ Lernen mit hyperaktiven Kindern sollten die Eltern, Erzieher und Lehrer einige Verhaltensweisen anzuwenden versuchen bzw. einiges beachten:

- strenge, aber liebevolle Führung
- ständige Zuwendung und Lob
- Ausschaltung unnötiger Reize
- direkter körperlicher und Blickkontakt
- kurze Arbeitszeiten mit Strukturierung der Aufgaben und Einzelschritte
- Versagensangst abbauen
- legale Erlaubnis zur Bewegung
- ertragen der Langsamkeit des Kindes
- unendlich viel Geduld

4.4 Psychotherapie

Therapien können Elternhaus und Schule unterstützen, was aber auch bedeutet, dass Schule und Eltern die Erziehungsarbeit nicht an Therapeuten abschieben können. Therapie unterstützt.

Es gibt einige Therapieformen, die auf das Kind abgestimmt ausgewählt werden müssen. Die folgende Übersicht ist von Franke erstellt worden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

T. =Therapeut

Therapien: Spieltherapie, Beschäftigungstherapie, Verhaltenstherapie, Festhaltetherapie, Verhaltensmodifikation

5 Was ist zu tun?:

Um mehr über MCD und somit auch Hyperaktivität herausfinden zu können, wird vermehrt geforscht. Es gibt Studien die sich mit einer grundsätzlichen Unverträglichkeit gegen bestimmte Lebensmittel befasst, andere wiederum suchen nach biologischen Störungen. Ein Forschungsteam fand heraus, dass bei hyperaktiven Kindern eine deutlich verminderte Durchblutung der Hirnregionen gegeben ist. Zu beachten ist: Wenn Hyperaktivität wirklich physiologische Ursachen haben sollte, ist eine psychotherapeutische Behandlung wohl kaum das richtige Mittel. Die Problematik von MCD und Hyperaktivität beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Erforschung der Ursachen und auf die Diagnose - und Behandlungsmöglichkeiten, sondern hängt auch stark mit gesellschafts - und sozialpolitischen Aspekten zusammen. Vielfach sind die Umstände, unter denen mit der Behinderung gelebt werden muss, bedrohlich. Zum Beispiel kann die Förderung des behinderten Kindes an den finanziellen Mitteln scheitern.

Prof. Dr. Reinhart Lemp, Leiter der Kinder - und Jugendpsychiatrie der Universität Tübingen meint in seinem Vortrag zum Thema “Grenzprobleme zwischen Kinder - und Jugendpsychiatrie und Jugendhilfe“:

„ ... Stutte hat in zahllosen Veröffentlichungen die pädagogische und sozialpädagogische Aufgabe der Kinder - und Jugendpsychiatrie betont ... dass sie zu einer echten Kooperation und Teamarbeit zwischen Psychologen, Psychotherapeuten unterschiedlicher Provenienz, Pädagogen, Sozialpädagogen und Sonderpädagogen bereit sein müssen. Wir benötigen ein Jugendhilferecht, das für alle Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen bis zum vollendeten18. Lebensjahr zuständig wird und für das ein einheitlicherüberörtlicher Träger ... verantwortlich ist welche Maßnahmen beim einzelnen getroffen werden müssen, um ihn zu einer körperlichen, seelischen und sozialen Tüchtigkeit zu führen. “ (Hartmann, Zappelphilipp Störenfried, S. 94, 95 und 99)

Quellenverzeichnis:

Literatur:

Hartmann, Jutta: Zappelphilipp Störenfried, Hyperaktive Kinder und ihre Therapie. 6. Auflage 1997. Verlag C.H. Beck. München 1996

Czerwenka, Kurt: Das hyperaktive Kind, Ursachenforschung - Pädagogische Ansätze - Didaktische Konzepte. Beltz Verlag. Basel 1994

Bolvansky, Roswitha (u.a.): Hyperaktive Kinder. Beltz Verlag. Weinheim und Basel 1997

Internet:

http://www.osn.de/user/hunter/buch-a1.htm 23-05-2000

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Details

Titel
Hyperaktivität
Autor
Jahr
2000
Seiten
13
Katalognummer
V98736
ISBN (eBook)
9783638971874
Dateigröße
370 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hyperaktivität
Arbeit zitieren
Maria Haselberger (Autor:in), 2000, Hyperaktivität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98736

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