Handelsknoten Frankfurt


Hausarbeit (Hauptseminar), 1995

22 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zur Stadt Frankfurt
2.1. Politische und wirtschaftliche Bedeutung
2.2. Der Weinbau in und um Frankfurt

3. Die Frankfurter Messe
3.1. Entstehung
3.2. Messewesen
3.3. Einzugsgebiete

4. Der städtische Weinhandel und Weinausschank
4.1. Die Umstände und Träger des Weinhandels
4.2. Die Weinsorten
4.3. Der Weg des Weines vom Anbieter zum Käufer und Verbraucher
4.3.1. Die in den Weinhandel eingebundenen Berufsgruppen
4.3.2. Die Abgaben
4.3.2.1. Auf den Wein beschränkte Abgaben
4.3.2.2. Andere städtische Abgaben

5. Schlußbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

7. Anhang
7.1. Graphik I: Die Einnahmen der Stadt Frankfurt von 1397 bis 1563
7.2. Graphik II: Die Preise der Weinsorten von 1367 bis 1499
7.3. Graphik III: Die Preise des Malvasiers von 1405 bis 1582
7.4. Europakarte mit den Handelspartnern Frankfurts

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit will die Mainstadt Frankfurt im Mittelalter in ihrer Funktion als Handelsknoten vorstellen, wobei im Rahmen des Hauptseminares der Schwerpunkt auf dem Handelsgut Wein liegt.

Zunächst soll zur Einführung kurz dargestellt werden, wie die Stadt Frankfurt zu ihrer politischen und wirtschaftlichen Bedeutung gelangte, um ein Bild von der gehobenen Stellung der Stadt zu geben. Auch der Weinbau in und um Frankfurt wird kurz skizziert.

Verbindet man heute mit Frankfurt als Messestadt hauptsächlich die Buchmesse, so waren es im Hochmittelalter - vor Erfindung des Buchdrucks - die landwirtschaftlichen Güter, die Dinge für den alltäglichen Bedarf und natürlich auch die Luxusgüter aus fernen Ländern, mit denen auf den Messen zweimal im Jahr gehandelt wurde.

Durch die überaus günstige Verkehrslage war Frankfurt geradezu dafür geschaffen, daß dort Waren von Süden nach Norden und von Osten nach Westen und umgekehrt zwischengelagert und zwischengehandelt wurden.

Daß der Wein mit zu den wichtigsten Handelsgütern gehörte, bezeugen schon die vielen Verordnungen, die hauptsächlich den Weinhandel von Fremden, die Abgaben und die Berufsgruppen, die in den Weinhandel involviert waren, betrafen. Diese Aspekte sollten im Laufe der Arbeit ebenfalls behandelt werden.

Hauptquelle der Informationen war für einen Großteil der Arbeit der Aufsatz von Michael Rothmann, der, nach seinen Fußnoten zu urteilen, viel im Frankfurter Stadtarchiv recherchiert hat. Da mir eine so intensive Suche nicht möglich war und die Kieler Universitätsbibliothek äußerst schlecht mit Literatur über die Frankfurter Handelsgeschichte, noch schlechter mit detaillierten Werken über den Frankfurter Weinhandel bestückt ist, verlasse ich mich meist unreflektiert auf Rothmanns Thesen, gestützt auf Wolfs Gesetzessammlung, die einige interessante Quellen zu diesem Thema bietet.

Im Anhang finden sich noch drei Graphiken und eine Europakarte, die ebenfalls aus dem Rothmann-Aufsatz stammen. Die Graphiken habe ich anhand der Tabellen erstellt, die Rothmann anführt - sei es, um einige Thesen zu verdeutlichen, sei es aus Liebe zur Spielerei.

2. Zur Stadt Frankfurt

2.1. Politische und wirtschaftliche Bedeutung

Frankfurt am Main, Frankonofurt - Vadum Francorum, wird zum ersten Mal in einer Urkunde Karls des Großen vom 22. Februar 794 erwähnt. Die Attraktivität des Ortes lag darin begründet, daß an dieser Stelle, also an der Furt, einer seichten Stelle, die Möglichkeit bestand, den Main gefahrlos zu überqueren, was Frankfurt zu einem wichtigen Verkehrsplatz machte.

Frankfurt gewann an Bedeutung, als Karl der Große am 1. Juni 794 ebendorthin zu einer Synode und Reichsversammlung lud. Warum er gerade nach Frankfurt, einem damals unbekannten und politisch unbedeutenden Ort, rief, scheint nicht mehr ganz nachvollziehbar. Jedoch dürfte damals schon eine domus regis als karolingische Pfalz existiert haben. Doch Karl der Große besuchte nie wieder Frankfur. Erst sein Sohn, Ludwig der Fromme, kehrte 815 wieder dort ein. Er war es dann schließlich auch, der den Bau einer "richtigen" Pfalz, eines palatium, anordnete.

Danach diente Frankfurt auch Ludwig dem Deutschen als Pfalzort. Nach seinem Tod in eben dieser Stadt sah man in der Pfalz die principalis sedes orientalis regni. Frankfurt war also im Laufe des neunten Jahrhunderts zu dem Hauptsitz des ostfränkischen Reiches herangewachsen. Insgesamt sind von den Karolingern 75 Herrschaftsaufenthalte in Frankfurt bezeugt, von den Ottonen 41, von den Saliern nur 6 und von den Staufern dann wieder 60. Den Staufern verdankt Frankfurt schließlich auch den Aufstieg zum Königswahlort, der mit der Wahl Heinrichs VI. 1147 begründet wurde. Frankfurts Bild wurde von Königswahlen, wobei im Jahre 1519 dort die letzte Königswahl Karls V. stattfand, von Reichstagen und Synoden geprägt. Die Stadt stand im Blickpunkt der Reichspolitik.

Doch Frankfurt war nicht nur zu einer der wichtigsten politischen Städte aufgestiegen, sondern auch zu einem wichtigen Handelsknoten in "Deutschland" und im damaligen "Europa" geworden.

Diese wirtschaftliche Bedeutung erlangte Frankfurt nicht etwa durch seine Größe, denn mit im Schnitt ca. 10 000 Einwohnern im Spätmittelalter war es eher eine sogenannte Mittelstadt, als vielmehr durch seine überaus günstige geographische Lage, wobei die eben angeführte politische Bedeutung sicherlich auch darauf zurückzuführen ist.

So sind es beispielsweise von Frankfurt nach Köln 200 km, nach Straßburg 220 km, nach Prag 500 km, nach Brügge 500 km, nach Paris 600 km und nach London ebenfalls 600 km, alles wirtschaftlich bedeutsame Städte.

Zudem liegt Frankfurt am Main, der ja in den Rhein - der natürlichen europäischen Verkehrsader schlechthin - mündet, wodurch Frankfurt zum einen das Bindeglied zwischen Norden und Süden und zum anderen zwischen Osten und Westen ist.

Das alleinige Bindeglied zwischen Ober- und Niederdeutschland über den Main war lange Zeit die Mainbrücke Frankfurts. Wie bedeutend sie war, läßt sich gut daran erkennen, daß zugunsten ihrer Instandhaltung und Ver- und Ausbesserung sowohl direkte Aufwendung aufgebracht wurden, königliche Privilegien und kirchliche Ablässe erlassen wurden als auch eine eigene Brückenfabrik in der Nähe unterhalten wurde.

2.2. Der Weinbau in und um Frankfurt

Auch heute noch liegt Frankfurt inmitten von Weinanbaugebieten wie Franken, Oberrhein und Mittelrhein. Doch auch innerhalb des Stadtgebietes wurde Wein angebaut, der jedoch vor 1400 nicht bedeutend war und nur eine Nebenbeschäftigung für die Bürger war. Im Laufe des 15. Jahrhunderts muß die Intensität des Weinbaues allerdings so zugenommen haben, daß der Rat am 28. November 1501 ein Gesetz verabschiedete, das die Anlage neuer Weinberge untersagte, um den Bestand an Weide- und Ackerland zu sichern:

"Der rat dieser stat Franckfurt habet mit guter vorbetrachtung usz merglicher notturfft erwegen, [...], das allenthalben umb Franckfurt an enden, do biszhere kein wingarten gewest sin, viel neuwe wingarten gemacht, die guten felde und gartenecker dardurch verderbt werden, [...], darumb thun sie ernstlich gebietten, das nun hinfur kein neuwer wingart, do von alters here kein wingart gewest ist, [...], gemacht werden soll. [...] Item die gesworn sollen keim erleuben, wingarten zu machen, do vormals keiner gewest ist. [...]."

Bei Mißachtung dieser Bestimmung drohte dem Arbeiter wie dem Arbeitgeber eine Strafe von einem Gulden.

Das Gehalt der Arbeiter in den Weinbergen war je nach Jahreszeit gestaffelt und wurde von der Stadt am 28. Februar 1423 festgesetzt: Im Herbst, also während der Weinlese, erhielten die Arbeiter 16 Heller, in der Zeit danach, "zuschen uszgeende des herbistes bisz uff den achczehnden tag", 12 Heller und darauf "bisz uff unser lieben Frauwen tage annunciacionis" 14 Heller.

Der Wein, der in Frankfurt angebaut wurde, der Landauer, diente allerdings mehr dem Eigenbedarf der Bürger und war weniger für den Fernhandel gedacht. Gerade nördlich des Maines gab es fast keinen Ort, in dem nicht Weinbau betrieben wurde.

3. Die Frankfurter Messe

3.1. Entstehung

In Frankfurt wurde wie in anderen Städten auf Wochenmärkten und Monatsmärkten mit Wein gehandelt. Doch gab es dort auch die Möglichkeit, auf eine der zwei Messen, der Herbst- und der Frühjahrsmesse, Wein zu erwerben. Da dies eine besondere Handelsart war und die Messen von so außerordentlicher Bedeutung und charakteristisch für die Stadt waren, soll an dieser Stelle nur das Messewesen betrachtet werden. Die anderen Möglichkeiten, Handel zu betreiben, also täglicher Handel, Wochen- und Monatsmärkte, sollen hier nur kurz der Vollständigkeit halber namentlich erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt werden. Es bleibt noch zu erwähnen, daß die Abgaben für den Wein zum Großteil auch außerhalb der Messezeiten existierten und die Berufstände ebenfalls aktiv werden.

Die Frankfurter Messe war zunächst nur ein regionaler Markt, der Jahr für Jahr am Ende der Erntezeit abgehalten wurde. Hierbei handelte es sich um die sogenannte Herbstmesse, die immer im Mariä Himmelfahrt (15. August) stattfand. Namentlich wurde sie in einem Schreiben Heinrichs VII. vom 21. Dezember 1227 erstmalig erwähnt. Doch aus indirekten Hinweisen läßt sich schließen, daß sie bereits 1150 alljährlich abgehalten wurde. Noch frühere Hinweise auf die Existenz der Messe geben zwei Schreiben, in denen fast 100 Jahre zuvor dem St. Ferrutiuskloster zu Bleidenstadt 1034 und den Einwohnern von Worms 1074 Zollfreiheit in Frankfurt gewährt wurde.

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Handelsknoten Frankfurt
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Institut für Geschichte)
Veranstaltung
Hauptseminar zur Mittleren Geschichte: Stadt und Wein
Note
2
Autor
Jahr
1995
Seiten
22
Katalognummer
V987
ISBN (eBook)
9783638106085
ISBN (Buch)
9783638637039
Dateigröße
420 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Handelsknoten, Frankfurt, Hauptseminar, Mittleren, Geschichte, Stadt, Wein
Arbeit zitieren
Wiebke Timm (Autor:in), 1995, Handelsknoten Frankfurt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/987

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