Australiens Chronik ab 1900


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

8 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Australien, Chronik ab 1900

1. Januar 1901

Die britischen Kolonien Neusüdwales, Victoria, Queensland, Westaustralien, Südaustralien, Tasmanien schließen sich mit einer an Großbritannien und den USA orientierten, außergewöhnlich liberalen Verfassung (u.a. Wahlrecht für Frauen; jedoch keinerlei Rechte für die Aborigines) zum "Australischen Bund" (Federal Commonwealth of Australia) zusammen und erhalten damit de facto die Selbständigkeit. Offizielles Staatsoberhaupt der parlamentarischen Monarchie (Zwei-Kammer-Parlament) ist weiterhin die britische Königin Victoria (nach ihrem Tod im Februar 1901 ihr Sohn Edward). Die britische Krone wird durch einen von ihr ernannten Generalgouverneur vertreten. Erster Premierminister wird Edmund Barton. Sitz der Bundesregierung ist zunächst Melbourne im Bundesstaat Victoria. Die sechs Bundesstaaten mit eigenen Regierungen und Gouverneuren genießen innenpolitische Unabhängigkeit (und konkurrieren noch heute politisch wie wirtschaftlich heftig untereinander und mit der Bundesregierung).

26. September 1907

Der Australische Bund, inzwischen zu einem der bedeutendsten Rohstofflieferanten der Erde aufgestiegen, erhält den Dominionstatus und damit nahezu die vollständige Unabhängigkeit vom Mutterland Großbritannien.

(Australien mit einer Gesamtfläche von 7.682.300 Quadratkilometern ist heute der größte Exporteur von Braun- und Steinkohle, Eisen- und Silbererzen, Bauxit, Mineralsanden, Phosphat, Asbest und Edelsteinen. Darüber hinaus verfügt es noch immer über große Reserven an Zink-, Kupfer-, Blei- und Golderzen sowie über bedeutende Uranlagerstätten und Erdöl- und Erdgasfelder.)

1908

In Australien wird die gesetzliche Altersversorgung eingeführt; darüber hinaus setzt die eng mit den Gewerkschaften verbundene Arbeiterpartei die Einführung von Mindestlöhnen und den Achtstundentag durch. Andrew Fisher (Labour Party) wird neuer Premierminister.

12. März 1913

Nachdem man sich weder für Sydney noch für Melbourne als Bundeshauptstadt entscheiden konnte, einigt man sich schließlich für eine dazwischen gelegene Stadt im Landesinneren namens "Canberra" am Murry River sowie für die Gründung des 2.400 Quadratkilometer großen "Australien Capitol Territory". (Der Umzug der Bundesregierung von Melbourne nach Canberra erfolgt allerdings erst 1927 nach Fertigstellung des von dem amerikanischen Architekten Walter Burley Griffin auf dem Reißbrett geplanten Stadtkerns mit seinen prachtvollen Prestigebauten der Bundesbehörden. Heute leben in der Hauptstadt, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf knapp 25.000 Einwohner angewachsen war, rund 350 000 Menschen.)

1914

Australien befindet sich automatisch im Kriegszustand, nachdem Großbritannien Deutschland den Krieg erklärt hat.

Australische Truppen besetzen die deutschen Kolonien Neuguinea, Samoa und das Bismarckarchipel im Pazifik und werden teilweise auch an die vorderasiatischen und europäischen Kriegsschauplätze verschifft (u.a. Palästina, Frankreich). Insgesamt nehmen fast 350 000 Australier (ausschließlich Freiwillige) am Krieg teil.

Oktober 1915

W. M. Hughes (Labour Party) löst Andrew Fisher im Amt des australischen Premiers ab. Da sich die anfängliche Kriegsbegeisterung mittlerweile gelegt hat und die Zahl der Freiwilligen drastisch zurückgegangen ist, will er die Wehrpflicht einführen. Dieses Vorhaben wird jedoch per Referendum abgelehnt. Daraufhin spaltet sich die Labour Party und W. M. Hughes gründet die "National Labour Party".

1918

Australien hat im Ersten Weltkrieg 60 000 Gefallene und fast 170 000 Verwundete zu beklagen.

1921

Australien werden vom Völkerbund die einstigen deutschen Südsee-Besitzungen Nordost- Neuguinea, Bismarckarchipel, die westlichen Salomonen und Nauru als Mandatsgebiete zugeteilt.

1923

S. M. Bruce (Liberal Party) löst W. M. Hughes im Amt des Premiers ab und geht eine Koalition mit der 1919 von E.C.G. Page gegründeten "Country Party" ein.

1927

Mit einem von der "Queensland and Northern Territory Aerial Service" (QANTAS) gespendeten Flugzeug gründet Reverend John Flynn in Cloncurry/Nordwest-Queensland den heute in ganz Australien arbeitenden Service der "Fliegenden Ärzte" (Royal Flying Doctor Service/RFDS).

Ab 1929

Die Weltwirtschaftskrise trifft Australien besonders hart; die Arbeitslosenquote steigt auf 25%. Zum ersten Male ist die Zahl der Auswanderer höher als die der Einwanderer. Die Labour Party übernimmt unter James Henry Scullin wieder die Regierung.

1931

Nachdem ein Misstrauensvotum der Opposition zu Neuwahlen geführt hatte, wird Joseph Alois Lyons Premierminister einer Koalitionsregierung aus Country Party, Nationalist Party und der neuentstandenen "United Australia Party".

1939

Australien wird wieder Kriegsteilnehmer an der Seite Großbritanniens und entsendet Truppen ins Mittelmeer und nach Nordafrika. (Inzwischen besteht in Australien die allgemeine Wehrpflicht.)

Nach dem Tod von Joseph Alois Lyons übernimmt Robert Gordon Menzies (Liberal Party) das Amt des Regierungschefs.

1941

John Curtin (Labour Party) wird neuer Premierminister.

1942

Die ersten japanischen Bomben fallen auf den australischen Kontinent: Die Japaner zerstören Darwin und greifen die Küste von Sydney an.

Juli 1945

Nach dem Tode von Premier John Curtins wird Joseph Benedict Chifley (Labour Party) neuer australischer Regierungschef. Er holt bis 1949 rund 500 000 Einwanderer, zumeist europäischer Herkunft, ins Land.

1949

Robert Gordon Menzies, Führer der Liberalen, wird zum zweiten Mal Premier Australiens (bis 1966). Er führt die Einwanderungspolitik seines Vorgängers fort (bis 1970 lassen sich rund 2,5 Millionen Menschen in Australien nieder, darunter ab 1966 auch einige Hunderttausend Asiaten, denen bis dahin die Einwanderung aufgrund der rigorosen "White Australia"-Politik verwehrt war).

1952

Australien wird Mitglied im ANZUS-Pakt (Verteidigungsbündnis zwischen Australien, Neuseeland und den USA). Aufgrund des Pakts kämpft Australien an der Seite der USA bis 1953 im Koreakrieg (und von 1967-69 im Vietnamkrieg.)

22. November 1956

In Melbourne werden die XVI. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit eröffnet, an denen 3.342 Sportler aus insgesamt 67 Ländern teilnehmen (die Reiterwettbewerbe finden in Schweden statt, um den Pferden den Transport und die Hitze zu ersparen). Für Australien bedeuten die Spiele den Beginn des "Touristenzeitalters".

Januar 1966

Die Währung wird vom englischen Pfund auf den australischen Dollar umgestellt. Harold Holt (Liberal Party) wird neuer Premier des Australischen Bundes.

1967

Die Aborigines - sie waren bisher nicht als australische Staatsbürger anerkannt - erhalten volle Bürgerrechte. Zuständig für alle Angelegenheiten der Ureinwohner ist künftig die Bundesregierung in Canberra.

Februar 1969

Nach dem Tod von Harold Holt wird John Grey Gorton (Liberal Party) Premierminister des Australischen Bundes.

1970

Der australische Bundesstaat Victoria überträgt als erster Grundbesitz an Aborigines.

1971

Als Basis für eine enge wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit der Südseegebiete gründen Australien (mit den Kokosinseln), Neuseeland (mit den Cook-Inseln, den Tokelau- Inseln und Niue), Fidschi, Westsamoa, Papua-Neuguinea, Tonga und Nauru das "Südpazifik- Forum".

Premier John Grey Gorton tritt zurück und William McMahon wird sein Nachfolger.

Dezember 1972

Bei Parlamentswahlen siegt die Labour Party, und Edward Gough Whitlam wird Premierminister des Australischen Bundes. Die neue Regierung bricht die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan ab und wendet sich der VR China zu.

November 1975

Im Zusammenhang mit einer Korruptionsaffäre innerhalb der Bundesregierung fordert die Opposition deren Rücktritt und Neuwahlen. Nachdem Premier Edward Gough Whitlam ablehnt, blockiert die Opposition im Senat, in dem sie die Mehrheit hält, insgesamt drei Budgetvorlagen der Regierung. Daraufhin enthebt der britische Generalgouverneur in rechtlich umstrittener Weise Premier Whitlam seines Amtes und ernennt Malcolm Fraser (Liberal Party) zum neuen australischen Regierungschef.

16. Dezember 1975

Bei Neuwahlen erringt die Liberal Party von Malcolm Fraser sowohl im Unterhaus als auch im Senat die absolute Mehrheit und geht eine Koalition mit der Country Party ein.

1976

Australien gewährt US-amerikanischen Atom-U-Booten Hafenrechte in einer neuen Marinebasis am Indischen Ozean.

Die Bundesregierung in Canberra verabschiedet ein Gesetz, aufgrund dessen Staatsländereien ihren "traditionellen Eigentümern" (Aborigines) zurückgegeben werden können.

1977

Die Bundesregierung in Canberra beschließt die schnellstmögliche Erschließung der Erdgasvorkommen vor der Südostküste Australiens.

Der Oberste Gerichtshof entscheidet, dass die Aborigines keinerlei Eigentumsrechte auf das von ihnen bewohnte Land haben.

5. März 1983

Nach einem überragenden Wahlsieg der Labour Party wird Robert James Lee Hawke neuer Premierminister des Australischen Bundes.

Oktober 1985

Der Uluru-Kata Tjuta Nationalpark (Northern Territory) mit dem für die Aborigines heiligen Ayers Rock wird an die Ureinwohner zurückgegeben.

3. März 1986

Die letzten Vollmachten für ein Eingreifen Großbritanniens in innere Angelegenheiten Australiens werden mit der Unterschrift des "Australian Act 1986" von Königin Elizabeth II. abgeschafft.

26. Januar 1988

In ganz Australien wird mit großem Pomp der 200. Jahrestag der Landung der ersten weißen Siedler gefeiert.

1989

Den Aborigines des Northern Territory wird Selbstverwaltung zugebilligt.

William George Hayden wird neuer Generalgouverneur des Australischen Bundes.

1990

Vertreter der verschiedenen Aborigines-Stämme wählen die "Aborigines and Torres Strait Islander Comission" als Regierungsvertretung (ATSIC) der australischen Urbevölkerung.

1991

Gemäß einer Volkszählung leben in Australien mittlerweile wieder knapp 270 000 Aborigines. Trotz der Verbesserung ihrer rechtlichen Situation sind sie jedoch weiterhin sozial benachteiligt. Zwei Drittel leben in abgeschiedenen Ansiedlungen ohne Erwerbsmöglichkeiten. Bildungsstand und Gesundheit liegen noch immer weit unter dem Niveau der übrigen Australier. Aborigines-Kinder haben eine um 20 Jahre geringere Lebenserwartung, die Sterberate ist dreimal so hoch.

Dezember 1991

Paul Keating (Labour Party) wird neuer Premierminister.

1992

Premierminister Paul Keating strebt die Umwandlung Australiens in eine Republik mit eigenem Staatsoberhaupt bis 2001 an.

Der Oberste Gerichtshof (Supreme Court) entscheidet im sogenannten "Mabo-Urteil", dass Australien bei der Ankunft der Europäer kein Niemandsland war, die Ureinwohner Besitzrecht ("native title") auf staatliches Territorium haben und somit direkt bei der Regierung Landansprüche und Schadenersatzansprüche geltend machen können. Damit wird das gegenteilige Urteil von 1977 revidiert. Von dem neuen Landrechtsgesetz ausgenommen sind allerdings landwirtschaftlich genutzter Grund und Boden, und von Bergwerksunternehmen gepachtetes staatliches Land muss erst nach abgeschlossener Ausbeutung einer Mine an die Aborigines zurückgegeben werden. Außerdem müssen die klagenden Aborigines eine dauerhafte Verbindung zu dem von ihren Vorfahren besiedelten Land nachweisen.

Oktober 1992

Mit über 11 Prozent verzeichnet Australien die höchste Arbeitslosenquote seit der Weltwirtschaftskrise in den 30iger Jahren. Ursachen sind u.a. die Rezession in der Bergbauindustrie (Australien ist als Exporteur von Rohstoffen stark von internationalen Preisschwankungen abhängig) und das derzeit extrem niedrige Preisniveau für Rind- und Schaffleisch. Aufgrund der hohen Arbeitslosenzahl setzt die Regierung die Einwanderungsquote um fast 30 Prozent auf jährlich 80 000 zurück und will Immigranten mit abgelaufenem Visum (man geht von rund 80 000 illegal in Australien lebenden Personen aus) strafrechtlich verfolgen.

September 1993

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) entscheidet sich für Sydney als Austragungsort der Olympischen Sommerspiele im Jahre 2000.

Januar 1994

Die schlimmste Dürre seit 200 Jahren verursacht in Australien einen Schaden von insgesamt über zwei Milliarden Dollar, und das schlimmste Buschfeuer seit 1983 vernichtet in Neusüdwales im Großraum Sydney über eine Million Hektar Wald und unzählige Häuser. Mehr als 1.000 Menschen werden obdachlos, vier kommen in den Flammen ums Leben.

Mai 1994

Auf der Weihnachtsinsel im Indischen Ozean, die seit 1953 unter australischer Kontrolle steht, kommt es zu Unruhen und 80 Prozent der Wahlberechtigten stimmen in einem Referendum für eine eigene Regierung.

5. September 1994

John Newman (Labour-Party) wird in Sydney ermordet. Er hatte sich für ein härteres Vorgehen gegen die organisierte Kriminalität (Asiaten-Mafia) ausgesprochen.

Dezember 1994

Die Regierung sichert den Aborigines eine Entschädigungszahlung von rund 14 Millionen australischer Dollar für die zwischen 1953 und 1963 von den Briten in der südaustralischen Wüste durchgeführten Atomtests zu.

16. Februar 1996

William Deane wird von Königin Elizabeth II. zum neuen Generalgouverneur von Australien ernannt.

11. März 1996

Der Vorsitzende der Australian Liberal Party (ALP), John Winston Howard, löst nach einer schweren Wahlniederlage der seit 1983 regierenden Labour Party Paul Keating im Amt des australischen Premierministers ab. Hauptziele der Koalitionsregierung aus Liberalen und konservativen Nationalpartei sind die Senkung des Haushaltsdefizits von rund 10 Milliarden australischen Dollar, die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sowie eine Verschärfung der Einwanderungsbestimmungen.

29. April 1996

Ein 28-jähriger Amokläufer tötet im tasmanischen Port Arthur 35 Menschen; die Bundesregierung in Canberra will nun die Waffengesetze verschärfen.

19. August 1996

Rund 15.000 Menschen demonstrieren in Canberra gegen die von Premierminister John Winston Howard angekündigten Kürzungen im Sozialbereich. Gegen Ende der friedlichen Kundgebung spalten sich mehrere hundert Teilnehmer ab und stürmen das Parlament. Bei Handgemengen mit der Polizei werden rund 80 Menschen verletzt.

Anfang 1997

Die australische Regierung gibt bekannt, dass sich die Wirtschaft inzwischen wieder erholt hat und man für 1996 ein Wachstum von etwas über 6 Prozent verzeichnen kann. Dies ist das höchste Wirtschaftswachstum aller OECD-Länder (Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit Sitz in Paris).

Mitte März 1997

Der Senat macht von seinem Recht zur politischen Kontrolle der einzelnen Bundesstaaten Gebrauch und hebt das 1996 im Nordterritorium in Kraft getretene Gesetz zur aktiven Sterbehilfe wieder auf.

8. Februar 1998

Die verfassungsgebende Versammlung in Canberra beschließt mit 89 zu 52 Stimmen die Durchführung einer Volksabstimmung Ende 1999 hinsichtlich einer eventuellen Umwandlung Australiens in eine Republik per 1. Januar 2001.

3. Oktober 1998

Die national-liberale Koalition von Premierminister John Winston Howard, der es trotz der schweren asiatischen Finanzkrise gelungen ist, das Haushaltsdefizit von 10 Milliarden australischen Dollar (1996) in ein Plus von 1,2 Milliarden zu verwandeln, gewinnt die vorgezogenen Parlamentswahlen mit knapper Mehrheit. Die Stimmenverluste sind auf die vom Kabinett Howard geplante umfangreiche Steuerreform zurückzuführen, die u.a. eine zehnprozentige Konsumsteuer auf alle Güter und Dienstleistungen vorsieht. Der in seinem Amt bestätigte 59jährige Premierminister sagt in seiner Siegesrede: "Es ist vermutlich das erste Mal in der jüngsten Geschichte westlicher Parteien, dass eine Partei mit einer so großen Reform eine Wahl gewonnen hat."

Ende der Leseprobe aus 8 Seiten

Details

Titel
Australiens Chronik ab 1900
Note
gut
Autor
Jahr
2000
Seiten
8
Katalognummer
V98535
ISBN (eBook)
9783638969864
Dateigröße
390 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Australiens, Chronik
Arbeit zitieren
Christina Herbrügge (Autor:in), 2000, Australiens Chronik ab 1900, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98535

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