Der Einfluß des revolutionären Frankreichs auf die deutsche Geschichte


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

4 Seiten


Leseprobe


Jan Süß

Der Einfluß des revolutionären Frankreichs auf die deutsche Geschichte

Unter dem Eindruck des nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieges und der Deklaration der Menschenrechte, ausgelöst durch Finanzkrise und Hungersnöte, brach im Juli 1789 die Französische Revolution aus. Trotz einzelner, isoliert auftretender Erhebungen - Baden, Pfalz, Sachsen - konnte ein Übergreifen auf Deutschland verhindert werden. Denn anders als Frankreich war Deutschland kein Zentralstaat, in dem der Aufstand in der Hauptstadt mit seinen Folgen auf das ganze Land wirkte. Auch hatten einzelne, aufgeklärt regierende Fürsten schon im Vorfeld der Revolution Reformen eingeleitet, die zur Verbesserung der sozialen Lage der unteren Schichten in ihren Staaten führten. Nicht zuletzt fehlte das Bürgertum, das die Revolution hätte führen können.

Selbst Friedrich Wilhelm II. von Preußen und Kaiser Leopold II. standen den Ereignissen in Frankreich zuerst nicht ablehnend gegenüber, da sie sich nicht in erster Linie gegen die Monarchie richteten. Überhaupt kam es erst zu Reibungen, als Frankreich mit der Annexion der deutschen Enklaven im Elsaß begann, was den völkerrechtlichen Bruch des immer noch gültigen Westfälischen Friedens bedeutete.

Die erste Reaktion auf die Revolution, insbesondere den gescheiterten Fluchtversuch des französischen Königs, war im August 1791 ein Treffen Leopolds, Friedrich Wilhelms und Karl von Artois, dem Führer des emigrierten französischen Adels, im sächsischen Pillnitz, das aber außer Solidaritätsbekenntnissen im großen und ganzen ergebnislos blieb. Erst nach einem preußisch-österreichischen Bündnis vom Februar 1792 erklärte Frankreich Österreich - nicht Kaiser und Reich - den Krieg. Der zunächst nach einem leichten Sieg für die Verbündeten erscheinende 1. Koalitionskrieg kam aber im September bei Valmy ins Stocken und im Ergebnis des preußischen Rückzuges drangen französische Truppen in die Pfalz und die österreichischen Niederlande ein. Die Hinrichtung Ludwigs XVI. im Januar 1793 führte im Juli zu einer europäischen Koalition, der jetzt auch das Reich beitrat. Nach anfänglichen Erfolgen - Belgien, Aachen und die Pfalz wurden zurückerobert - änderte sich der Kriegsverlauf durch eine Heeresreform in Frankreich und einen Aufstand in Polen. Letzteres bewog Preußen, seine Truppen zurückzuziehen. Im Mai 1794 besetzte Preußen gemeinsam mit Rußland das Land und beendeten mit der dritten Teilung endgültig dessen Existenz.

Noch vor der Teilung schloß Preußen im April 1795 in Basel einen Seperatfrieden mit Frankreich und schied damit aus dem 1. Koalitionskrieg aus. Preußen verpflichtete sich, seine Truppen hinter den Rhein zurückzuziehen und stimmte einer französischen Besetzung seiner linksrheinischen Besitzungen zu. Darüberhinaus kam es zu einem geheimen Zusatz, der Preußen eine territoriale Entschädigung zusicherte, falls Frankreich die besetzten Gebiete anektieren würde. Der Länderschacher hatte begonnen.

Diesem Beispiel folgten ab Juli 1796 die süddeutschen Staaten und nach dem Ausscheiden Spaniens und der Toskana begann sich die Koalition aufzulösen. Im Oktober 1797 beendete schließlich der Friede von Campo Formio den 1. Koalitionskrieg. Österreich mußte Belgien und seine italienischen Besitzungen aufgeben und Kaiser Franz II. stimmte gegen eine noch zu bestimmende Entschädigung der betroffenen Fürsten der Abtretung des linksrheinischen Reichsgebietes zu. Damit gab der Kaiser nicht nur die Reichsgrenze auf, sonder leitete den endgültigen Auflösungsprozeß des Reichsverbandes ein.

Entsprechend den Bedingungen von Campo Formio beschloß der Reichstag am 02.10.1801 die Bildung einer Reichsdeputation zur Erarbeitung eines Entschädigungsplanes. Dieser wurde am 25.02.1803 als letztes Reichsgrundgesetz vom Reichstag gebilligt. Sämtliche geistliche Territorien wurden säkularisiert und 41 Reichsstädte den umliegenden Flächenstaaten zugeschlagen. Insgesamt wurden 112 Reichsstände aufgehoben und ca. drei Millionen Menschen änderten ihre Staatszugehörigkeit. Die aufgelösten geistlichen Kurfürstentümer wurden auf protestantische Staaten übertragen, wodurch eine protestantische Mehrheit im Reichsrat entstand. Da diesem die Wahl des Kaisers zustand, zeichnete sich das Ende des Reiches ab, da ein protestantischer Kaiser unmöglich dem Reich vorstehen konnte. Desweiteren war es das erste Gesetz, das den rechtlichen Status der deutschen Gliedstaaten in Frage stellte.

Als Napoleon sich am 18.05.1804 zum erblichen Kaiser ernannte, antwortete Franz II. am 11.08. mit der Proklamation eines Kaisertums Österreich, das alle habsburgischen Besitzungen umfaßte. Damit trug er nicht nur zwei Kaisertitel, an sich schon unmöglich, auch hatte er diesen Schritt weder den Fürsten angekündigt, noch die Zustimmung des Reichstages erbeten. Folglich hielt sich nicht einmal der Kaiser an die Reichsverfassung. Nach dem Frieden von Preßburg am 26.12.1805, der den 3. Koalitionskrieg beendete, hielten sich auch die Fürsten nicht mehr daran gebunden. Die Unterzeichnung der Rheinbundakte am 12.07.1806 versetzte dem maroden Reich schließlich den Todesstoß. Unter dem Protektorat Frankreichs bildeten die 16 unterzeichnenden Fürsten - gegen Rangerhöhungen und Gebietsgewinne auf Kosten des Reiches - eine Konföderation, deren Heer im Kriegsfall von Frankreich in Anspruch genommen werden konnte. Am 01.08. zeigte der Rheinbund dem Reichstag von Regensburg seinen Austritt aus dem Reich an und nach dem sich Napoleon weigerte, die Reichsverfassung weiterhin anzuerkennen, erklärte Kaiser Franz II. am 06.08. resignierend das Heilige Römische Reich deutscher Nation für aufgelöst und alle Fürsten von ihren Pflichten entbunden.

Nach der für Frankreich siegreichen, den 3. Koalitionskrieg entscheidenden Dreikaiserschlacht bei Austerlitz am 02.12.1805, hatte Preußen seine Neutralitätspolitik aufgegeben und sich Frankreich angenähert. Dafür erhielt es das mit Großbitannien in Personalunion stehende Hannover zugeschlagen. Die Besitzergreifung führte allerdings zum Krieg mit den Briten. Daß dann Frankreich sowohl mit England, wie mit Rußland Verhandlungen führte, erregte den Unwillen Friedrich Wilhelms III.. Der Preußenkönig suchte Kontakt zu Rußland, das daraufhin seine Verhandlungen mit Frankreich abbrach. Als Frankreich dann mit England über Hannover zu verhandeln begann, ordnete Friedrich Wilhelm die Mobilmachung an. Nach einem unbeantworteten Ultimatum an Napoleon, in dem Preußen die Räumung der rechtsrheinischen Gebiete forderte, erklärte Preußen Frankreich am 26.09.1806 den Krieg. Aber schon am 14.10. unterlag Preußen in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt und Napoleon zog in Berlin ein. Im Frieden von Tilsit vom 09.07.1807 mußte Preußen auf Hannover, alle Gebiete links der Elbe und alle Erwerbungen der 2. und 3. Teilung Polens verzichten, über die Hälfte des Staates mit der Hälfte der Einwohner. Preußen war wirtschaftlich und innen- wie außenpolitisch ruiniert.

Nach der preußischen Niederlage traten alle deutschen Staaten außer Österreich und Preußen dem Rheinbund bei. Außerdem gründete Napoleon aus Hessen, Braunschweig und den preußischen Gebieten das Königreich Westphalen, das er seinem Bruder Jerome schenkte.

Die Einführung des Code Civil und die Liberalisierung leiteten zwar den bürgerlichen Aufstieg ein, aber Zwangsrekrutierungen, Steuern und wirtschaftliche Ausbeutung zugunsten Frankreichs ließen keinen Zweifel über die Stellung der deutschen Staaten zu Frankreich offen.

In Preußen versuchte man nun mit Reformen der Wirtschaftskrise Herr zu werden: Bauernbefreiung, Autonomie der Städte und die Reform der Ministerien durch Karl vom und zum Stein sowie die Gewerbefreiheit durch Karl August von Hardenberg. Durch die Einführung des Krümpersystems durch Scharnhorst, einer Kurzausbildung von Rekruten, die dann als Reservisten zur Verfügung stehen, umging Preußen die Veringerung der Armee, die in Tilsit auf eine Gesamtstärke von 42000 beschränkt worden war.

Erst die Niederlage Napoleons in Rußland führte zu einer nationalen Befreiungsbewegung, der sich auch die Fürsten, unter dem Druck der öffentlichen Begeisterung, nicht verschließen konnten. Als der Befehlshaber des preußischen Hilfskorps im Rußlandfeldzug, Yorck von Wartenberg, am 30.12.1812 in Tauroggen mit Rußland eine Übereinkunft traf, Preußen zu neutralisieren, falls Rußland seinen Befreiungskrieg bis zum Ende der napoleonischen Herrschaft in Europa weiterführte und der ,,Aufruf an mein Volk" von Friedrich Wilhelm, gaben den Anstoß zur Erhebung, die von romantisch-verklärten und nationalistischen Hoffnungen, schwärmerisch von der Liebe zum Vaterland und der Befreiung des Volkes getragenen Gefühlen geleitet wurde.

Nach und nach schlossen sich die Fürsten an und mit dem Austritt Württembergs am 04.11.1813 war der Rheinbund aufgelöst. Die Völkerschlacht von Leipzig vom 16. bis 19.10.1813 besiegelte schließlich Napoleons Ende.

Nach dem Einmarsch der Alliierten in Paris sollte ein Kongreß in Wien die neue Ordnung in Europa regeln. Für Deutschland sah dieser einen losen Staatenbund vor, dessen einziges Zentralorgan ein Bundestag in Frankfurt war. Die deutsche Westgrenze wurde auf den Stand des 01.01.1792 hinausgeschoben, ließ also Lothringen, den Elsaß und Saarlouis bei Frankreich. Dem deutschen Bund gehörten auch der König von Dänemark für Holstein, der König von Holland für Luxemburg und Limburg, sowie der König von Großbritannien für Hannover an. Belgien wurde den Niederlanden überlassen. Preußen erhielt seine Besitzungen zurück, Hessen und Braunschweig wurden wiederhergestellt. Sachsen, das bis zuletzt zu Napoleon gestanden hatte, mußte 3/5tel des Landes mit der Hälfte der Einwohner an Preußen abtreten. Das es überhaupt weiterbestand, verdankte es russischen und österreichischen Bemühungen.

Damit waren die Forderungen und Hoffnungen der Patrioten und des Bürgertums zerstört. Die Befreiungskrieger fühlten sich betrogen und verraten. Alle liberalen Beschlüße Napoleons wurden rückgängig gemacht und die Einführung von Verfassungen zwar versprochen, ihre Erfüllung aber den einzelnen Fürsten überlassen.

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Details

Titel
Der Einfluß des revolutionären Frankreichs auf die deutsche Geschichte
Autor
Jahr
2000
Seiten
4
Katalognummer
V98193
ISBN (eBook)
9783638966443
Dateigröße
378 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einfluß, Frankreichs, Geschichte
Arbeit zitieren
Jan Süß (Autor:in), 2000, Der Einfluß des revolutionären Frankreichs auf die deutsche Geschichte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98193

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