Theorie der Frage und Frageformulierung


Seminararbeit, 2000

21 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung
1.1 Hinführung und Zielsetzung
1.2 Vorgehensweise und Anmerkungen

2. Schönheit
2.1 Definitionen
2.1.1 Schönheit
2.1.2 Schönheitsideal
Exkurs: Bildmanipulation
2.1.3 Selbstempfinden des Körperbilds
2.2 Vorbilder
2.3 Geschlechteraspekt
2.4 Schönheitsindustrie
2.5 Medien und Schönheit

3 Soziale Medien
3.1 Definition
3.2 Formen Sozialer Medien
3.3 Funktionen von sozialen Medien
3.4 Soziale Medien im Alltag

4. Selbstdarstellung
4.1 Definition
4.1.1 Impression Management
4.1.2 Körperdarstellung
4.1.3 Körper als Leinwand der Selbstdarstellung
4.2 Selbstdarstellung in Sozialen Medien
4.3 Selbstdarstellung von berühmten Personen
4.3.1 Models
4.3.2 Blogger*innen
4.4 Selbstdarstellung und allgemeine Darstellung von Frauen in Medien
4.5 Exkurs: Selbstdarstellung während „COVID-19“

5. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Eigenständigkeitserklärung

Abstract

Die vorliegende Bachelor Arbeit gibt einen Einblick in die Wechselwirkung zwischen individuellem Schönheitsempfinden und der Selbstdarstellung auf Sozialen Medien sowie in die Einflüsse den im Internet prominente Personen auf das individuelle Körperbild haben können. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf die Auswirkungen auf Frauen der westlichen Gesellschaft gelegt. Die Auswirkungen wurden anhand der Vorbildwirkung und des Prozesses des sozialen Vergleichs aufgezeigt und potenzielle negative und positive Folgen der Selbstpräsentation erläutert. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit basieren hauptsächlich auf einer Literaturrecherche und sollen einen Einblick in das omnipräsente Thema des „Schönheitsstrebens“ und dessen Effekte in der Gesellschaft geben.

Abstract English Version:

This bachelor thesis gives an insight into the interaction of individual beauty perception and self-portrayal on social media as well as the influence that prominent people on the internet can have on the individual body image. The effects of these influences are particularly important for women in western society. The effects were shown on the basis of the role model effect and the process of social comparison and potential negative and positive consequences of self-presentation were explained. The present results of this work are mainly based on a literature research and shall give an insight into the omnipresent topic of "striving for beauty" and its effects on society.

1.Einleitung

„Schönheit bietet eine natürliche Überlegenheit.“ – Platon

Die Bedeutung von Schönheit begleitet die Menschheit schon seit Jahrtausenden. Sie begegnet uns in unterschiedlichen Facetten und wird stets von ihrer Zeit beeinflusst und „neu erfunden“. Das Thema dieser Arbeit „ Selbstdarstellung in Sozialen Medien und dem Schönheitsempfinden in der westlichen Gesellschaft “ soll einen heutigen Aspekt beleuchten und ist aktueller denn je. In Zeiten der digitalen Vernetzung ist so gut wie jeder Mensch in der modernen Gesellschaft jederzeit und überall erreichbar. Es ist ein ständiges sehen und gesehen werden. Bublitz (2006) vergleicht die soziale Welt mit einem Panoptikum: Man weiß nie wer einen wann beobachtet und verhält und präsentiert sich dementsprechend jederzeit so wie man gesehen werden möchte. Die Selbstpräsentation der Äußerlichkeiten spiegelt sich in Schönheit und Schönheitshandeln wider. Schönheit ist etwas Allgegenwärtiges, dass uns in sämtlichen Formen im Alltag begegnet. Der Mensch strebt an schön zu sein - doch das Streben nach Schönheit bin hin zum Schönheitswahn hat auch seinen Preis. Schönsein in Zeiten der digitalen Medien bringt neue Erwartungen und Anforderungen an das Individuum und kann mit psychischen und physischen Konsequenzen einhergehen.

Die Ware Schönheit hat die wahre Schönheit längst in den Schatten gestellt." – Brigitte Fuchs, Lyrikerin

1.1 Hinführung und Zielsetzung

Das Ziel dieser Arbeit ist es herauszufinden in welchem Zusammenhang das Schönheitsempfinden des Individuums und die Selbstdarstellung in Sozialen Medien stehen. Da jeder und jede die Möglichkeit hat sich selbst in Sozialen Medien zu präsentieren und fast täglich andere „Ideale“ zu Gesicht bekommt, drängt sich die Frage auf „wie sehr hat die soziale Vernetzung und das ständige Feedback, dass man dadurch aktiv und passiv erhält, Auswirkungen auf die Schönheitsideale und das Selbstbild jeder und jedes Einzelnen?“. Doch es geht nicht mehr nur um die Selbstpräsentation des Individuums, sondern auch um die Wirkung, die andere Selbstpräsentationen auf das Individuum haben. Vor allem berühmte Personen werden oft als Vorbilder und Idole gesehen und gerade diese Personengruppe nutzt Medien, um sich zu inszenieren und den Berühmtheitsgrad zu erhöhen. In ihrer Selbstpräsentation wirken sie oftmals erfolgreich und glücklich. Das Problem dabei ist, dass sich jeder oder jede selbst aussucht welche Ausschnitte er oder sie mit den Empfänger*innen teilen möchte und welche nicht. Dadurch kann ein verzerrtes Bild entstehen, da zumeist nur schöne und „perfekte“ Momente geteilt und gezeigt werden. Der Mensch präsentiert sich nach außen so wie er selbst gerne wahrgenommen werden möchte. Das Leben anderer wirkt daher oft besser, perfekter, authentischer als das eigene. Es wird uns auch zu verstehen gegeben, dass schönere Menschen erfolgreicher sind.

Medien prägen unser Schönheitsideal und dabei auch das eigene Schönheitsempfinden. Von dieser Verzerrung oder negativen Auswirkung der Prägung sind Frauen zumeist mehr beziehungsweise anders betroffen als Männer (siehe Kapitel 2.3). Das Idealbild der Frau entspricht mittlerweile einem Bild, welchem nur wenige Frauen entsprechen (können). Daher sollen der Geschlechteraspekt und die Ursachen für die geschlechtsabhängige Bedeutung und das Empfinden der eigenen Schönheit genauer betrachtet werden.

Bei der thematischen Erstauseinandersetzung mit dem Forschungsthema kam nicht nur eine zu bearbeitende Forschungsfrage auf, sondern ein Komplex von drei Forschungsfragen die für ein umfangreicheres Gesamtverständnis der Wechselwirkung zwischen der Selbstdarstellung und dem Selbstempfinden als notwendig betrachtet werden:

Wie prägen Soziale Medien das Schönheitsempfinden von Frauen in der westlichen Welt und welchen Einfluss haben berühmte Persönlichkeiten darauf?“

„Auf welche Weise prägen die Auftritte berühmter Personen - wie Blogger*innen, Influencer*innen und Models - in Sozialen Medien das Schönheitsempfinden von Frauen der westlichen Gesellschaft?“

„Welche weiteren gesellschaftlichen Einflussfaktoren tragen zum Schönheitsideal der westlichen Gesellschaft bei und wie wirken sich diese auf die weibliche Selbstdarstellung aus?“

1.2 Vorgehensweise und Anmerkungen

Die vorliegende Arbeit ist eine reine Literaturarbeit, bei der anhand von wissenschaftlichen Artikeln und weiterer Fachliteratur einerseits die theoretische Basis kurz umrissen wird und andererseits auf spezifische Aspekte des Themas eingegangen wird. Diese spezifischen Aspekte sind: Wieso suchen wir uns Vorbilder? Wieso präsentieren wir uns Selbst? Welche Auswirkungen hat das ständige Feedback auf das Individuum? Wie entsteht ein Schönheitsideal? Dabei wird vor allem auf die Bereiche „Schönheit“, „soziale Medien“ und „Selbstdarstellung“ eingegangen.

Im Zuge der Beschäftigung mit dem Forschungsgegenstand, wuchs bei der Autorin der vorliegenden Arbeit das Interesse an einem feministischen Blickwinkel. Daher wird in dieser Arbeit der Fokus besonders auf das weibliche Geschlecht und eine kritisch-feministische Sicht gelegt.

2. Schönheit

Um einen der Kernaspekte dieser Arbeit verstehen und den Einfluss von Sozialen Medien auf das Selbstempfinden untersuchen zu können stellt sich zuerst die Frage: Was ist eigentlich Schönheit?

2.1 Definitionen

Im folgenden Kapitel wird zunächst auf die wichtigsten Begriffe und Definitionen zum Thema „Schönheit“, die dieser Arbeit zugrunde liegen, eingegangen.

2.1.1 Schönheit

Schönheit lässt sich im Allgemeinen eigentlich nicht wissenschaftlich definieren da sie subjektiv empfunden wird. Trotzdem erscheint es, als ob bestimmte Objekte und Menschen als schöner empfunden werden als andere und dass diese Zuteilung in der Gesellschaft Zuspruch findet. Geht man bei der Definition „Schönheit“ nach dem Psychologie-Lexikon Psylex, so handelt es sich bei Schönheit um die Eigenschaft eines Tieres, einer Idee, eines Objektes, einer Person oder eines Ortes ..., die eine wahrnehmbare Erfahrung bzw. Empfindung von Genuss oder Zufriedenheit bietet. Als das Gegenteil von Schönheit wird „Hässlichkeit“ gesehen (vgl. Psylex, 2020). Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters - nichtsdestotrotz gibt es viele kontroverse Definition was schön ist, und vor allem was nicht schön ist. Doch wer bestimmt nun was schön ist und was nicht? Eine genaue Beschreibung von Schönheit lässt sich nicht festhalten, da diese nur ein Konstrukt der Gesellschaft ist. Was schön ist und was nicht kristallisiert sich schlussendlich durch Zuspruch oder Ablehnung der Masse heraus. Um etwas als schön bezeichnen zu können braucht man somit den gegenteiligen Vergleich, das „Hässliche“ in Relation (vgl. Posch 2009, S.21). Nancy Etcoff stellt Schönheit als eine Art Flucht aus der Realität dar, die dazu dient die ewige Jugend zu bewahren (vgl. Etcoff 2001, S.9).

Für diese Arbeit wurden die Definitionsversuche von Etcoff (2001), Degele (2004) und Posch (2009) herangezogen. Posch (2009) sagt, dass Schönheit weder subjektiv noch objektiv sein kann, somit ist Schönheit etwas Wandlungsfähiges, was von vielen Schönheitsidealen im Laufe der Geschichte geprägt ist (vgl. Posch 2009, S. 21).

Delege (2004) unterscheidet zwischen den Definitionen von „Schönheit“, „Schönheitshandeln“ und „Attraktivität“. So ist Schönheitshandeln „ ein Medium der Kommunikation und dient der Inszenierung der eigenen Außenwirkung zum Zweck der Erlangung von Aufmerksamkeit und Sicherung der eigenen Identitä t “ (Degele 2004, S. 10). Diese Definition und Unterscheidung zu Schönheit erscheint für diese Arbeit besonders bedeutend, da in späteren Kapiteln dieser Arbeit noch eine Einführung zum Thema „Identität“ und „Selbstdarstellung“ gegeben wird. Somit ist Schönheitshandeln im Gegensatz zu Schönsein eine Art sich sozial zu positionieren. Beim Schönheitshandelt steht somit nicht, wie bei dem Begriff „Schönheit“, die Ästhetik, sondern die gesellschaftliche Anerkennung im Vordergrund, welche entweder gelingen oder misslingen kann. Zieht man im Vergleich nun die Begriffsdefinition von „Schönheit“ heran, so wird diese als „ massenmedial produzierte und im Alltag relevante Auffassungen von dem, was Schönheit als hegemoniale Norm im medial-öffentlichen Diskurs in Abgrenzung zum Nicht-Schönen oder Hässlichen ist oder sein soll.“ (Degele 2004, S. 11) verstanden. Im Gegensatz zum Schönheitshandeln ist „Schönheit“ etwas historisch und kulturell vergleich- und konstruierbares.

Der Letze Begriff, der für Degele für die Definition und das Schönheitsverständnis von Bedeutung ist, ist der der „Attraktivität“. So entsteht Attraktivität durch das Spannungsfeld zwischen der Körperschönheit und dem Darstellungskonzept des Individuums (vgl. Degele 2004, S. 11).

2.1.2 Schönheitsideal

Aus der Definition von Schönheit lässt sich als Nächstes die Definition von „Schönheitsideal“ ableiten. Schönheitsideal ist das Ideal der Schönheit. Was Schönheit ist wurde im vorigen Kapitel bereits erläutert. Laut Duden gilt „Ideal“ als „ Inbegriff der Vollkommenheit “ und „ Idee, nach deren Verwirklichung man strebt “ (Duden „Ideal“ 2020). Das Wort „Ideal“ findet seinen Ursprung im Altgriechischen und lässt sich aus dem Wort „Idea“ ableiten was so viel wie Gedanke oder Vorstellung heißt. Ein Ideal ist somit eine unerreichbare Wunschvorstellung. Das Schönheitsideal stellte - je nach Epoche - etwas Göttliches, Menschliches oder Schöpferisches dar. Jedoch mit dem Gedanken des Unpersönlichen und Unerreichbaren. Bilder und Gemälde wurden schon im Vorhinein idealisiert und als unerreichbar dargestellt. Diese idealisierten Bilder und Kunstwerke waren ursprünglich nicht für die allgemeine Bevölkerung gedacht, dadurch konnte sich die Masse gar nicht an diesen Idealen orientieren. Kunst und Schönheit war nur etwas für einige wenige Privilegierte und erst durch das Medienzeitalter wurde Kunst, und mit ihr Schönheit und Ästhetik, für die allgemeine Bevölkerung zugänglich (vgl. Posch 1999, S. 35).

Doch auch verschiedene Kulturen haben verschiedene Schönheitsideale. Während die westliche Gesellschaft eine schlanke, straffe aber doch feminine Figur bevorzugt, streben andere Kulturen runde und dickere Körper an. Beispielweise gilt in öfters von Hungersnöten bedrohten Kulturen und Regionen Afrikas und Asiens höhere Körpermasse als schön und als Zeichen von Prestige (vgl. Posch 2009, S.25). Neben dem kulturellen Aspekt kann Schönheit auch eine Sache von Moral sein. Das Tragen einer Burka, empfinden die einen als erotisch während es andere als Zeichen der weiblichen Unterwerfung sehen. Wie viel und was man von seinem Körper preisgibt und was wiederum als schön wahrgenommen wird ist somit auch mit der moralischen Vorstellung des Individuums verbunden (vgl. Van der Plas 2006, S53f.). Die jeweils aktuellen Schönheitsideale werden wiederum durch verschiedene Schönheitstrends beeinflusst. Zschirnt teilt das Schönheitsideal in vier zusammenspielende Komponenten die Schönheit angeblich ausmachen sollen: Bei der ersten Komponente handelt es sich um die Symmetrie. Sowohl bezüglich des Gesichts als auch des Körpers, das hat den Ursprung darin, dass asymmetrische Gesichtszüge und Körperlichkeit oft durch Krankheiten erklärt wurden und sich der Mensch von Natur aus lieber gesunde Partner sucht (vgl. Zschirnt 2008, S.67). Des Weiteren wird eine schlanke Figur als schön bezeichnet, da diese Disziplin und Leistungsfähigkeit ausstrahlt (vgl. Zschirnt 2008, S.122). Eine weitere Komponente die vor allem bei Frauen als besonders attraktiv gilt ist, ist das sogenannte „Kindchenschema“. Bevorzugt werden große, auseinanderstehende Augen, ein kleines Stupsnäschen und ein ebenes Hautbild. Neben diesen kindlichen Gesichtszügen werden noch markante Gesichtszüge als Zeichen der Reife gesucht. Zu diesen zählen unter anderem markante Wagenknochen und volle Lippen (vgl. Zschirnt 2008, S. 143).

Posch (2009) zufolge lässt sich das Schönheitsideal in vier Kriterien unterscheiden: Schlankheit, Fitness, Jugendlichkeit und Authentizität.

Das gegenwärtige ästhetische Ideal ist definiert durch einen extrem schlanken Körper und möglichst lang währende Jugendlichkeit “ (Posch 1999, S.48)

Frauen spricht der Schönheitskult bedeutend mehr an als Männer. Auf den Geschlechteraspekt wird im in Kapitel 2.3 noch genauer eingegangen. Während „sich schön machen“ eigentlich etwas sein könnte was man für sich selber macht, ist es viel mehr ein gesellschaftliches Phänomen. Viele Frauen denken, sie machen die Diät für sich, betonen ihre Figur für sich, oder trainieren sich schlank für das eigene Wohlbefinden in Wirklichkeit ist das „für sich“ eigentlich ein „für die Anderen“ - man will vor allem dem anderen Geschlecht gefallen. Was früher einmal biologischen Ursprung hatte ist heute nur mehr Teil eines Machtspiels. Schönheitsideale spiegeln oftmals die Wünsche von Männern wider und sind eine Art Frauen subtil zu unterdrücken und Macht auszuüben. Dabei soll nicht gesagt werden, dass jeder Mann jede Frau bewusst unterdrücken will, um seine Macht in der patriarchalen Gesellschaft zu präsentieren, sondern viel eher, dass sich diese Schönheitsnormen und der Drang diesen zu entsprechen in der Gesellschaft im Laufe der Jahrhunderte etabliert und normalisiert haben (vgl. Posch 1999, S. 34ff.). Die Ansicht, dass das Schönheitsideal der Frau die Wünsche der Männer widerspiegelt teilen auch Etcoff (2001) und Delege (2004). Auch die Schriftstellerinen Naomi Wolf und Tania Modleski äußerten sich zu dem Thema indem sie Magersucht als Unterwerfung von Frauen unserer patriarchalen Gesellschaft bezeichneten (vgl. Angerer 2006, S.165).

Doch auch „Mode“ trägt als nicht körperlicher Einflussfaktor zum westlichen Schönheitsideal bei. Zwar nicht in Form von Proportionen und körperlichen Zügen, sondern viel mehr als Ausdruck von Gruppenzugehörigkeit und sozialer Positionierung. In der Geschichte gibt es viele Beispiele, bei denen sich der weibliche Körper der Mode anpassen musste und nicht - wie man glauben sollte - die Mode dem Körper. Für das Erreichen der angesehenen Wespentaille mussten sich Frauen erst einer schmerzhaften Prozedur in Form jahrelangen Tragens eines Korsetts unterziehen. Aber auch der Lotosfuß in Asien, bei dem der weibliche Fuß durch Zurückbinden vom Wachsen abgehalten wird und die Tellerlippen in Afrika, bei denen die Unterlippe der Frau so lange gedehnt wird bis ein Tonteller reinpasst sind Beispiele für die Deformation des Körpers, um der Mode zu entsprechen (vgl. Posch 1999, S. 36f.).

Exkurs: Bildmanipulation

Da nur einige wenige Menschen diesen Schönheitsidealen entsprechen, werden Hilfsmittel benötigt. Ein beliebtes Mittel ist die Bildmanipulation. Eine Täuschung der Rezipient*innen. Es ist keine Seltenheit mehr, dass Bilder bearbeitet und optimiert werden. Mit der Bildmanipulation soll die emotionale Aufmerksamkeit gesteigert werden. Die Darstellung von Bildern wird durch digitale Bearbeitung idealisiert und angepasst. Doch die Bildmanipulation fängt nicht erst bei der digitalen Bearbeitung an, sondern vielmehr schon im Moment der Aufnahme und teils sogar davor. Mithilfe von speziellen Kameras, Lichteffekten, dem besonderen in Szene setzten von gewissen Körperpartien und durch spezielle Posen wird versucht das Modell oder sich selbst zu idealisieren und gut darzustellen. Des Weiteren werden viele Situationen, in denen die Bilder entstehen gekünstelt und inszeniert, sollen dabei paradoxerweise aber eine natürliche Situation darstellen und möglichst authentisch wirken. Auch das Schminken und Stylen vor dem Ablichten ist eine Manipulation des Endergebnisses. Oft stecken Stunden an Vorbereitungszeit hinter einem Bild, dass dann nach dem Motto „Zufallsbild“ verbreitet wird. Vor allem in der Werbung wird mit gekünstelter Natürlichkeit gearbeitet, was natürlich aussieht ist oft ein Ergebnis von stundenlanger Arbeit, perfekter Belichtung und Nachbearbeitung. Schaut die Rezipientin oder der Rezipient selber in seiner Natürlichkeit nicht so perfekt aus, kann dies zu Frustration und Selbstwertminderung führen. Alles was dann am tatsächlichen Bild immer noch nicht passt kann mithilfe von technischen Tools problemlos bearbeitet und retuschiert werden. Das wofür man früher noch spezielle und meist teure Programme gebaucht hat, kann heutzutage so gut wie jeder über spezielle Apps erreichen. Jeder hat die Möglichkeit seine Bilder zu bearbeiten und zu perfektionieren, durch die fortgeschrittene Technik verschwimmen dabei oft die Grenzen zwischen dem Original und der Idealisierung. Die Betrachter*innen der Bilder werden getäuscht. Vor allem in Medien sind idealisierte Bilder Normalität. Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind nahezu grenzenlos – Beine werden länger gemacht, die Haut wird eben und strahlend, Augen werden vergrößert, Proportionen angepasst, Gesichtszüge werden geformt, Falten kaschiert und jedes weitere Makel entfernt. Dabei wird so präzise gearbeitet, dass die Manipulation möglichst nicht erkennbar ist. Das Individuum strebt daher oft ein nicht reales Ideal an, da ihm vorgespielt wird es sei natürlich und echt. Vor allem Frauen nehmen das Schönheitsideal als real wahr, obwohl ihnen klar ist, dass viele Bilder idealisiert und bearbeitet werden. Die Darstellung von künstlichen Idealen kann zu einer negativen Körperwahrnehmung und Unzufriedenheit am eigenen Körper der Rezipient*innen beitragen (vgl. Gläßel 2010, S46ff.).

Im alltäglichen Kontext mit Social Media macht es vor allem die Social Media Plattform „Instagram“ besonders leicht sein Bild zu verfälschen. Bevor das Bild gepostet wird hat man direkt auf der Plattform die Möglichkeit mithilfe von Filtern und Effekten sein Bild ganz einfach zu bearbeiten, beleuchten, die Haut zu verschönern oder den Schärfegrad einzustellen. Bei einer direkten Aufnahme über die App ist es sogar möglich das Bild dies mit bereits dem Filter, den das Bild nachher haben soll zu tun. Das heißt der Filter passt sich dem Gesicht oder der Figur an und verzerrt sie somit sogar noch vor der Aufnahme. Die Gesichtszüge können sofort symmetrischer erschienen, Wangenknochen hervorgehoben werden, Haut geglättet oder Augen vergrößert werden und das alles noch vor der tatsächlichen Bildaufnahme.

Dadurch ist das Bild nach der Aufnahme sofort bearbeitet und fertig, um gepostet zu werden (vgl. Dumenco 2012). Heutzutage bieten schon viele weitere Social Media Plattformen die Möglichkeit der Bildbearbeitung vor der Aufnahme.

Ein Beispiel für die nahezu grenzenlosen Möglichkeiten der Bildbearbeitungssoftware Photoshop zeigte auch ein Video, welches 2014 im Internet kursierte. Dabei wurde im Retourlauf gezeigt, wie aus einem Stück Salamipizza mithilfe von Photoshop eine schöne Frau im Bikini wird. Die Seriosität dieses Videos ist zwar zweifelhaft, sie zeigt aber dennoch was Bildbearbeitung alles möglich macht und wie sie uns täuschen kann (vgl. Peters 2014).

2.1.3 Selbstempfinden des Körperbilds

Das Körperbild setzt sich nach Salter aus der Gesamtheit der subjektiven Wahrnehmung, Einstellung und Emotionen über den eigenen Körper zusammen (vgl. Salter 1999, S.2).

Das Selbstempfinden des eigenen Körperbildes bildet sich nach Bauer (2015) aus vier Komponenten: Wahrnehmung, Gefühle, Gedanken und Verhalten. All diese vier Komponenten beeinflussen sich gegenseitig und haben eine Wechselwirkung aufeinander (vgl. Bauer 2015, S. 20f.). Neben diesen vier Komponenten tragen noch weitere Faktoren zur Wahrnehmung des Selbstempfindens bei. Diese werden wiederum sowohl von individuellen als auch von soziokulturellen Faktoren geprägt.

Die individuellen Faktoren lassen sich unterteilen in:

- Sensorische Information, welche sich aus dem Sehsinn, dem Tastsinn und dem Bewegungssinn zusammensetzen. Mit diesen erfasst die Person Informationen über den eigenen Körper.
- Den Persönlichkeitsfaktoren, bei denen die persönliche Einstellung und Eigenschaften die Wahrnehmung des eigenen Körperbildes beeinflussen.
- Die körperlichen Faktoren, welche Körpergewicht und Struktur umfassen.
- Und zuletzt die individuelle Sozialisation, bei der das Körperempfinden durch Freunde und Familie beeinflusst wird. Dies kann über Äußerungen und Verhaltensweisen die eigene Körperwahrnehmung beeinflussen (vgl. Bauer 2015, S34f.).

Das „Schönheitshandeln“ nach Delege kann dabei eine manipulative Strategie darstellen, um sich wohler zu fühlen. Durch die Veränderungen am eigenen Körper kann ein neues Bild über sich selbst entstehen was zu einer positiveren Stimmung dem eigenen Körperbild gegenüber führen kann (vgl. Delege 2004, S.91).

Neben den individuellen Faktoren haben auch die soziokulturellen Faktoren einen Einfluss auf das Selbstempfinden. Diese lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: den allgemeinen soziokulturellen Faktoren und den spezifischen soziokulturellen Faktoren. Unter allgemeinen sozikulturellen Faktoren werden soziale und kulturelle Normen verstanden, welche das Verhalten und Empfinden beeinflussen. Das Körperbild lässt sich durch das jeweilige gesellschaftliche Schönheitsideal beeinflussen und verzerren, während die spezifischen soziokulturellen Einflüsse die Ideale einer bestimmten Bezugsgruppe bestimmen. Ein Beispiel für die Gruppen könnten Balletttänzer*innen sein bei denen der schlanke und zierliche Körper besonders angestrebt wird, während bei Schwimmer*innen eher der breite Oberkörper und eine muskulöse Statur das „Ideal“ darstellen (vgl. Bauer 2015, S. 37f.). Vor allem durch die digitale Vernetzung wirken sich die soziokulturellen Faktoren besonders auf das Selbstempfinden aus, da es möglich ist auf eine Aktion eine sofortige Reaktion auf unsere Gefühle, Gedanken oder Erlebnisse vom sozialen Umfeld zu erhalten (vgl. Turkle 2012, S.302).

Doch auch ethnische Unterschiede lassen sich bei den Empfindungen des Körperbildes und der Körperwahrnehmung zeigen. So sind Mitteleuropäerinnen im Durchschnitt Anfälliger für ein negatives Selbstbild als afro- oder südamerikanische Frauen. Die Ursache dafür könnte sein, dass das medial vermittelte Schönheitsideal, dem der westlichen Gesellschaft entspricht und sich Frauen anderer Hautfarbe oder Ethnizität dadurch von diesem nicht zu sehr „unter Druck“ setzten oder beeinflussen lassen (vgl. Blake 2015, S. 60). Diese Theorie wird auch von einer Studie von Kasten und Kochesfahani (2018) belegt. In dieser wurden weibliche Körperwahrnehmung und -ideale zwischen Brasilien und Deutschland verglichen. Dabei kam heraus, dass deutsche Frauen eine signifikant kritischere Selbstwahrnehmung bezüglich ihres eigenen Körpers haben als brasilianische Frauen und sich selbst als dicker einschätzen als sie eigentlich sind, obwohl sie im Durchschnitt einen geringeren BMI (Body Mass Index)1 und einen dünneren Körper aufweisen. Brasilianische Frauen zeigen außerdem eine höhere Körperzufriedenheit (vgl. Kasten & Kochesfahani 2018).

Eine Analyse von Frauenzeitschriften von Mundlos (2011) ergab, dass Medien wie Zeitschriften mit Absicht ihre Leserinnen manipulieren indem sie die vermeintlichen Probleme ansprechen und ihnen danach einen Lösungsweg bieten. Durch die beabsichtigte Nennung des „Problems“ - mag es Gewicht, Haut, Mode, etc. sein - fangen die Leserinnen an sich selbst kritischer zu betrachten. Dies kann beispielsweise aufgrund der perfekt retuschierten Fotos von Models oder Vorbildern zu einer Selbstwertminderung führen (vgl. Mundlos 2011, S. 76ff.). So führte beispielsweise die Zeitschrift „Vogue“ erstmals das Wort Zellulite ein und stellte so eine neue weibliche „Problemzone“ her - inklusive Tipps und Tricks auf der nächsten Seite, wie man gegen diese vermeintliche Zellulite ankämpft (vgl. Posch 2009, S 143). Das Problemerzeugen und „Problemzonenerfinden“ kann in weiterer Folge ein negatives Körperbild erzeugen oder ein bereits vorhandenes negatives Körperbild noch weiter verstärken.

2.2 Vorbilder

Da ein Aspekt dieser Arbeit die Vorbildwirkung von im Netz berühmten Personen ist, ist es auch notwendig eine Definition des Begriffs „Vorbild“ wie er in dieser Arbeit verwendet wird zu geben.

Somit stellen sich die Fragen:

Was sind Vorbilder? Im Duden findet sich folgende Definition:

Person oder Sache, die als [idealisiertes] Muster, als Beispiel angesehen wird, nach dem man sich richtet “ (Duden „Vorbilder“ 2020)

Und welche Wirkung haben sie auf uns? Das Psychologie Lexikon Stangl gibt als Definition:

„Als Vorbilder bzw. Rollenvorbilder werden in der Psychologie Menschen bezeichnet, an denen sich vor allem Kinder und Jugendliche orientieren und dessen Denk- und Verhaltensweisen sie in der Sozialisation übernehmen, wobei diese sich mit dieser Person oft identifizieren oder diese bewundern.“ (Stangl, 2020)

In unseren ersten Lebensjahren haben besonders Eltern und nahe Bezugspersonen eine wichtige Vorbildrolle für uns. In der Adoleszenz beginnen sich die Heranwachsenden oft an berühmten Personen die für sie besonders erfolgreich, attraktiv oder sonst irgendwie anstrebenswert wirken zu orientieren. Vorbilder tragen in der Pubertät einen wichtigen Teil zur Selbstfindung bei. Dabei sollen vor allem eigene Unsicherheiten und Schwächen durch die Nachahmung von Vorbildern ausgeglichen werden (vgl. Stangl, 2020).

In Bezug zum Thema der vorliegenden Arbeit erweisen sich Soziale Medien bei der Vorbildsuche als hilfreich, da prominente Personen viel von ihrem Leben öffentlich preisgeben und somit die Nachahmung vereinfacht und die Vorbildwirkung verstärkt wird.

2.3 Geschlechteraspekt

Die Geschlechterforschung fand lang rein biologisch statt und sämtliche soziokulturellen Einflussfaktoren wurden nicht berücksichtigt. Die Unterschiede der Geschlechter wurden auf anatomische, genetische oder hormonelle Ursachen zurückgeführt und nicht biologische Faktoren ausgeblendet. Erst durch neue feministische sowie soziokulturelle Forschungsansätze fand ein Umdenken statt. Geschlecht wird nicht mehr nur rein biologisch erklärt, es wird auch der soziale und kulturelle Einfluss in die Geschlechterforschung miteinbezogen, ebenso die unterschiedliche Sozialisation von Jungen und Mädchen (vgl. Fredrickson & Roberts 1997, S173).

Die Frage, warum Frauen eher anfällig sind, sich extremer selbst optimieren zu wollen und sich regelmäßig mit andern vergleichen drängt sich auf. So bildet sich das Körperbild von Männern und Frauen aufgrund von körperlichen und sozialen Entwicklungen unterschiedlich. Im geschlechtsspezifischen Vergleich halten neunmal so viele Frauen eine Diät, sind empfänglicher für rasche äußerliche Veränderungen, wie Make-up, Mode oder Frisur, erkennen schneller Makel an sich und sind anfälliger für Essstörungen (vgl. Etcoff 2001, S.71). Des Weiteren machen Frauen ihren Selbstwert öfter von Äußerlichkeiten abhängig als Männer. So ergab eine Befragung des amerikanischen Magazins „New Woman“, dass ein Drittel der befragten Männer und die Hälfte der befragten Frauen ein niedriges Selbstwertgefühl haben. Dabei stellte sich heraus, dass der wichtigste Faktor für einen stabilen Selbstwert bei Frauen die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper war, während dieser Faktor bei Männern nicht mal unter die Top Vier kam (vgl. Posch 1999, S17).

Etcoff führt den stärkeren Schönheitsdrang bei Frauen auf zwei Faktoren zurück: Frauen sind angewiesen auf die Bestätigung von Männern und Frauen vergleichen sich selbst permanent mit anderen Frauen und führen so einen passiven Konkurrenzkampf. Männer sind oberflächlicher und legen mehr Wert auf das Aussehen einer Frau als umgekehrt. Dadurch vergrößert sich der Drang der Frau sich für das andere Geschlecht schöner machen zu wollen (vgl. Etcoff 2001, S. 78f.). Betrachtet man den Aspekt, dass sich Frauen für Männer schön machen wollen historisch, so beginnt dies nach Etcoff (2001) im 18. Jahrhundert in den mittleren Gesellschaftsschichten mit der Auflösung der Familie als Wirtschaftsgemeinschaft. Ab diesem Zeitpunkt war der Mann für die Existenzarbeit verantwortlich und die Frau für die Hausarbeit und Verwöhnung des Mannes. Die patriarchale Gesellschaftsordnung verfestigte sich und die Aufgabe der Frau bestand neben der Hausarbeit ihren Mann mit ihrer Weiblichkeit zu verwöhnen. Ein weiterer Faktor für das Schönheitsstreben der Frau bestand darin, dass schöne Frauen es leichter hatten einen Mann zu finden und verheiratet zu werden, da eine alleinstehende Frau nicht selbstständig ein „gutes Leben“ führen konnte und einen sozialen Abstieg zu befürchten hatte. Somit war die Existenz von Frauen vom anderen Geschlecht abhängig und Frauen hatten bessere Chancen auf ein wohlhabendes Leben, wenn sie ihrem Gegenüber auch äußerlich gefielen (vgl. Posch 1999, S.19ff.). Auch heute noch hebt eine schöne Frau den sozialen Status eines Mannes, seine Charaktereigenschaften werden aufgewertet und er wird oft als selbstbewusster, liebenswerter oder intelligenter wahrgenommen. Dies trägt weiter dazu bei, dass Männer aufgrund der gesellschaftlichen Akzeptanz attraktivere Frauen anstreben. Doch die Schönheit einer Frau symbolisiert für Männer auch Fruchtbarkeit, wodurch schöne Frauen als potenzielle Partnerin geeigneter wirken (vgl. Etcoff 2001, S.78ff.).

Als zweiten Faktor für das Schönheitsstreben der Frau nennt Etcoff den ständigen Ver- und Abgleich mit anderen Frauen, welcher eine Art von Konkurrenzkampf darstellt (vgl. Etcoff 2001, S.71). Das bestätigt auch Wood, deren Grundannahme des sozialen Vergleichs es ist, dass Menschen sich mit ihrer Umwelt vergleichen, um sich selbst anzupassen damit sie im sozialen Umfeld anerkannt werden (vgl. Wood 1996, S.520ff.). Auf die Prozesse und Theorien des sozialen Vergleichs wird in diesem Kapitel nicht weiter eingegangen. Der Begriff wird bei der Selbstdarstellung (Kapitel 4) allerdings wieder aufgenommen.

Diese beiden Ansätze erklären zwar, warum Frauen tendenziell anfälliger sind erklären allerdings noch nicht, warum sich Frauen auch in diese Rolle „drängen“ lassen. Daher wird nun ein Blick auf den sozialpsychologischen Aspekt und die Erziehung der Geschlechter geworfen.

Denn schon Simone de Beauvoir sagte „ man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.“ (Beauvoir 1968, S.265 zit. Nach Posch 1999, S. 84).

Der Mythos über Frauen als das schöne Geschlecht ist biologisch nicht mehr rechtfertigbar: Frauen haben nicht von Natur aus oder aus biologischen Gründen dem Schönheitsideal nachgeeifert. Der Schönheitswahn der Frauen ist ein gesellschaftliches Ergebnis über viele Jahrhunderte hinweg. Heute noch werden Geschlechterunterschiede auf biologischen Ursprung zurückgeführt. „Liegt wohl in den weiblichen Genen“, „Frauen machen von Natur aus dies und Männer jenes“ und „bei den Tieren ist es ja nicht anders also muss es natürlich sein“ sind nur drei alltägliche Sätze der Rechtfertigung, den „Schönheitswahn der Frau“, auf ihre Biologie zurückzuführen. Allerdings zeigt schon das Argument, dass es bei Tieren doch genauso wäre, den Fehler an dieser Theorie, denn im Tierreich will vor allem das Männchen dem Weibchen äußerlich imponieren und nicht umgekehrt (vgl. Posch 1999, S.19f.). Dieser Absatz soll nicht der gesamten biologischen Theorie widersprechen, da es natürlich auch biologische Faktoren für das Schönheitsstreben gibt, wie beispielsweise, dass Schönheit Gesundheit ausstrahlt, was aus biologischer Sicht für die Fortpflanzung sehr bedeutend ist (vgl. Ruck 2014, S.49f.). Allerdings liegt Fokus dieser Arbeit nicht auf den biologischen Aspekten, sondern auf den soziokulturellen Einflüssen weswegen diesem Thema kein weiterer Raum gegeben wird.

Die Erziehung zur Frau und zum weiblichen Geschlecht beginnt bereits ab dem Moment der Geburt. Wie eine Studie herausfand schreiben bereits Eltern ihren neugeborenen Kindern besonders weibliche oder besonders männliche Adjektive zu. Während sich die männlichen Adjektive oft auf den Charakter beziehen (robust, stark, lebhaft) so ist der Großteil der weiblichen Eigenschaften auf die Äußerlichkeiten des Mädchens bezogen (schön, zart, hübsch) (vgl. Posch 1999, S.83). Was man daran erkennen kann ist, dass die geschlechterspezifische Erwartung schon bei der Geburt entsteht, dass dem weiblichen Aussehen sehr früh Bedeutung zugeschrieben wird und dass die Typisierung der Schönheit als weibliche Eigenschaft schon sehr früh beginnt. Der Prozess des zur-Frau-gemacht-Werdens wird uns in die Wiege gelegt.

Auch in der weiteren Entwicklung wird Mädchen die Bedeutung von Schönheit gelehrt. Das größte Umdenken kommt in der Pubertät, wenn aus den zierlichen Kinderkörpern weibliche werden. Die schnelle unkontrollierte Veränderung des Körpers, die neuen Kurven und Fettansammlungen lösen bei vielen Mädchen ein Gefühl von Scham aus, dazu kommt, dass junge Mädchen die Ansicht, dass die Äußerlichkeiten des Körpers nicht für sich sondern für die andern da sind internalisieren. Dazu kommt des Weiteren, dass jungen Mädchen von klein auf, der Wert ihres Körpers beigebracht wird, indem ihnen nahe gelegt wird ihren Körper vor potenzieller physischer und psychischer Gewalt zu schützen (vgl. Posch 1999, S. 88f).

Vielen Mädchen werden bereits sehr früh Schmink- und Anziehsachen geschenkt, was ein weiteres Mal den Wert der weiblichen Schönheit und des Schönheitshandeln unterstreicht. Ein beliebtes Geschenk für junge Mädchen ist auch die Barbiepuppe. Eine Puppe, die mit ihren Körpermaßen als reale Frau nicht lebensfähig wäre, trägt zur Prägung und Vermittlung der Schönheitsideale von Kindern bei. Mittlerweile gibt es die Barbie nicht mehr nur als Prinzessin und Model, sondern auch als Chirurgin, Geschäftsfrau oder Anwältin. Was allen jedoch gleich ist, sie vermittelt Kindern, dass Schönheit der Weg zum Glück ist. Die Beschäftigung mit dem Traumkörper fängt also bereits im Kinderzimmer an (vgl. Posch 1999, S57f.).

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1 BMI (Body Mass Index) ist eine international anerkannte Maßeinheit für die Berechnung des individuellen Körpergewichts. Er soll den Körperfettanteil einer Person berechnen, sagt allerdings nichts über die Körperfettverteilung bzw. Muskelgewebe aus. Er ist eine grobe Schätzung wird aber als beliebter Körpervergleich herangezogen (WHO. 2020).

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Theorie der Frage und Frageformulierung
Hochschule
Hochschule für Politik München
Veranstaltung
Proseminar Empirische Sozialforschung
Note
2
Autor
Jahr
2000
Seiten
21
Katalognummer
V98119
ISBN (eBook)
9783638965705
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Theorie, Frage, Frageformulierung, Proseminar, Empirische, Sozialforschung
Arbeit zitieren
Walther Schneeweiß (Autor:in), 2000, Theorie der Frage und Frageformulierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98119

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