Verrat an der Revolution? Das Bündnis Ebert - Groener und seine Entwicklung bis 1918.


Seminararbeit, 1999

20 Seiten, Note: 2


Leseprobe


1. Einleitung

Als am 10. November in der Versammlung im Zirkus Busch der Rat der Volksbeauftragten (RdV) konstituiert wurde, schien die Revolution den gesamten kaiserlichen Militär- und Beamtenapparat zerschlagen zu haben. Die neue Regierung, paritätisch aus USPD und MSPD besetzt, hätte nun die Möglichkeit gehabt, einen vollkommen neuen Beamten- und Militärapparat aufzubauen, aber statt dessen geschah das scheinbar Unmögliche: Die neue Regierung unter der Führung Eberts, griff auf die alten militärischen und administrativen Kräfte zurück, arbeiteten mit ihnen zusammen und halfen ihnen so, sich zu rehabilitieren. Die folgende Arbeit will nun versuchen, den Umfang der Zusammenarbeit zwischen der Regierung und dem Militär darzustellen, wobei vor allen Dingen das schon legendäre Bündnis zwischen dem Vorsitzenden der MSPD Friedrich Ebert und dem Generalquartiermeister der Obersten Heeresleitung (OHL) Wilhelm Groener im Mittelpunkt der Betrachtung stehen wird. Es soll auf die Gründe für eine Annäherung dieser beiden - doch scheinbar gegensätzlichen - Interessengruppen eingegangen, anhand einiger Beispiele die Versuche einer direkten Umsetzung des ,,Bündnisses" aufgezeigt und letztendlich eine Bewertung dieses in der Forschung sehr umstrittenen Tatbestandes, versucht werden.

Das ,,Bündnis" zwischen Ebert und Groener, daß sich scheinbar gegen die revolutionären Bestrebungen in Deutschland im November 1918 richtete, wurde in der Forschung von jeher kontrovers diskutiert. Den Höhepunkt erreichte die Diskussion in den 60er und 70er Jahren im Zuge des steigenden Interesses an der Geschichte der Revolution. In heutiger Zeit wird in der Forschung wieder ein stärkerer Schwerpunkt auf das Ende der Weimarer Republik gelegt. Es stehen sich grob vereinfacht zwei Positionen in der Forschung gegenüber: Die eine sieht das ,,Bündnis" vorbehaltlos als einen Verrat an der Revolution an und wirft Ebert vor, gegen die ihn eigentlich unterstützenden Revolutionsmassen vorgegangen zu sein. So urteilt auch Sebastian Haffner über die Ereignisse vom 10. November 1918: ,,Es [der Ebert-Groener-Pakt, A.N] war ein Kampfbündnis gegen die Revolution, von der sich Ebert wenige Stunden zuvor hatte auf den Schild heben lassen."1 Dies ist auch die Argumentation der sozialistischen Geschichtsforschung.

Die konträre Position dagegen behauptet, daß Ebert in dieser doch innen- und außenpolitisch prekären Situation hätte kaum anders handeln können, um die politische und soziale Situation Deutschlands nicht noch weiter zu destabilisieren.2

Es wird im Folgenden versucht, auf beide Positionen einzugehen und eine abschließende Bewertung zu geben.

2. Quellenlage

Eine genaue Beurteilung der Absprache zwischen Ebert und Groener wird durch zwei wesentliche Faktoren beeinträchtigt: Zum einen gibt es keine Aufzeichnung des Telefongespräches am 10. November, so daß der genaue Inhalt unklar bleibt und nur spekuliert werden kann, inwieweit schon in diesem Gespräch über konkrete politische Zielsetzungen verhandelt wurde.

Die zweite Schwierigkeit ist, daß Ebert sich selbst nie zu diesem Bündnis geäußert hat. So lassen sich seine Beweggründe für die Zusammenarbeit mit Groener nur indirekt erschließen, zum einen über die sich der Führung der MSPD und dem RdV stellenden Probleme in den Tagen um den 10. November 1918, zum anderen durch die späteren Aussagen Groeners, der sich öffentlich zu diesem Thema im Münchener Dolchstoßprozeß 1925 äußerte.3 Doch ob Groeners Aussagen die genaue Situation widerspiegeln, in der sich Ebert am Abend des 10. November befunden hat, ist fraglich. Ebenso verhält es sich im Fall der Lebenserinnerungen, die Groener 1937 verfaßte.4

Zur Bestimmung der politischen Position der OHL gibt es - neben den eben genannten Aufzeichnungen Wilhelm Groeners - noch eine große Menge Quellen für den hier interessanten Zeitraum. Dies sind vor allem Aufrufe ans Heer und Telegrammwechsel mit der Regierung, die die Forderungen der OHL darlegen.

Aufgrund dieses Übergewichtes an Quellen der OHL, sind die Informationen über die Ziele der Bündnispartner sehr einseitig. In wieweit jedoch Groener seine politischen Zielsetzungen Ebert in ihrem ersten Telefongespräch am 10. November dargelegt hat, bleibt insgesamt unklar.

3. Das ,,Bündnis" zwischen Ebert und Groener am 10. November 1918

Das Bündnisangebot Groeners an Ebert war keine spontane Aktion, vorangegangen war schon eine langsame Annäherung zwischen der OHL und der Führung der MSPD, der beiden ,,im November 1918 allein noch operationsfähigen Machtgruppen in Deutschland."5 So verfaßte Groener schon einen Tag vor der eigentlichen Absprache mit Ebert am 9. November ein

Telegramm an die neue Regierung, speziell aber an den neuen Reichskanzler Ebert. Er informiert ihn in diesem Schreiben darüber, daß Hindenburg an der Spitze der Armee bleiben werde, bis das Heer in die Heimat zurückgeführt worden sei. Groener erwartet nun im Gegenzug, daß von der Regierung die Verpflegung der Truppe sichergestellt wird und die OHL bei ihrem Unterfangen unterstützt wird, den Gehorsam im Heer aufrecht zu erhalten.6 Dies war eine wesentliche Forderung, auf die die OHL auch im weiteren Verlauf des Novembers und Dezembers 1918 nachdrücklich bestand. Dieses Telegramm schickte Groener jedoch erst am folgenden Tag ab, weil er glaubte, noch genügend Zeit zu haben, um die Kooperation mit der neuen Regierung zu einem späteren Zeitpunkt in allen Einzelheiten durchsprechen zu können, und nicht erwartete, daß sich die Situation so schnell zuspitzen würde, wie es am 10. November geschah.7

Die eigentliche Absprache zwischen den beiden Protagonisten, die im nachhinein als ,,Ebert- Groener-Pakt" oder als das ,,Bündnis Ebert-Groener" bezeichnet wurde, fand, nach den Angaben Groeners im Dolchstoßprozeß zufolge, am Abend des 10 November statt. Die Initiative ging wohl von Groener selbst aus, er schilderte in seiner Prozeßaussage, er habe ,,telefonisch ein Bündnis geschlossen mit dem Volksbeauftragten Ebert"8. Damit hat Groener selbst den Begriff eines ,,Bündnisses" zwischen ihm und Ebert geprägt. Es scheinen jedoch noch keine konkreten politischen Ziele formuliert worden zu sein, so daß die Bezeichnung ,,Absprache" treffender wäre.9 Dies sind allerdings nur Vermutungen, da sich - aufgrund der oben beschriebenen Quellenlage - der Inhalt des Gesprächs nicht genau rekonstruieren läßt. Da es für die Existenz dieses Telefongespräches bis heute keine eindeutigen Belege gibt, wird zuweilen in der Forschung angezweifelt, daß die Absprache überhaupt durch ein Telefongespräch vollzogen wurde.10 Die Zweifel sind in gewisser Weise berechtigt, da Groener dieses Telefongespräch weder in seiner Tagebucheintragung vom 10. November, wo er nur lapidar bemerkt: ,,OHL stellt sich der Regierung zur Verfügung"11, noch in dem Brief an seine Frau am 17. November explizit erwähnt.12

Die Beziehungen zu Groener hielt Ebert keineswegs geheim, auch die anderen Regierungsmitglieder wußten davon. So erklärte auch der USPD-Abgeordnete Dittmann im Ledebour-Prozeß 1919: ,,[...] Abends um 11 Uhr pflegte er [Ebert, A.N.] sich mit dem Großen Hauptquartier telefonisch zu verständigen über die Dinge, die sich am vorigen Tag ereignet hatten oder die am nächsten Tag vielleicht brennend wurden [...]".13 Es kann jedoch vermutet werden, daß Eberts Besprechungen mit dem Großen Hauptquartier von den anderen Regierungsmitgliedern deshalb nicht als verdächtig empfunden wurden, da Ebert in der neuen Regierung die Ressorts für Inneres und Verteidigung inne hatte.

3.1 Friedrich Eberts Gründe für die Kooperation

Über die Gründe Eberts, mit den alten Mächten zu kooperieren, läßt sich aufgrund der bereits mehrfach angesprochen Problematik der Quellenlage, allenfalls spekulieren. Die möglichen Ursachen können sich aus den innenpolitischen Problemen der Führung der MSPD und des RdV ableiten lassen, mit denen diese sich in der ungewissen Situation Deutschlands in der Zeit um den 10. November auseinandersetzen mußten.

Nach der Aussage Groeners war der Hauptgrund auch für Ebert der Kampf gegen ,,Bolschewismus und Chaos und die damals noch im Gang befindliche Revolution" gewesen.14 Mit Sicherheit kann angenommen werden, daß Ebert nicht mit der Revolution sympathisierte. Mit der Oktoberreform sah Ebert, genau wie die Parteiführung, die MSPD am Ziel ihrer Wünsche angekommen, nämlich der Regierungsbeteiligung. Der Novemberumsturz schien damit in ihren Augen keinen Sinn zu haben, denn die MSPD war nun als Arbeitervertretung, und als solche verstanden sie sich noch, in der Regierung. Damit schien die Revolution unnötig und schadete nur.15

Mit der Etablierung des RdV als ,,Revolutionsregierung" durch die Versammlung im Zirkus Busch am 10. November in Berlin, sah sich Ebert vor ein neues Problem gestellt. Die neue Regierung besaß keine Machtbasis, sie wäre durch Umsturzversuche sowohl von links, was immer befürchtet wurde, da Ebert den Spartakusbund stärker einschätzte, als er tatsächlich war, als auch von rechts - durch das Militär - gefährdet gewesen.16 Mit dem Bündnis konnte Ebert erst einmal zwei Probleme lösen: Zum einen verfügte er nun über einen militärischen Rückhalt zur Durchsetzung seiner politischen Zielsetzungen. Dieses war auch außenpolitisch angesichts der ungeklärten Lage besonders an der deutschen Ostgrenze nötig, wo es

Streitigkeiten um die Grenzziehung zwischen Polen und Deutschen gab.17 Zum anderen konnte er versuchen, durch die engere Bindung von OHL und Offizierskorps an die Regierung diesen Gefahrenfaktor zu kompensieren, so daß die Möglichkeit eines Militärputsches aus seiner Sicht deutlich gesunken sein mag.

Ein weiterer relevanter Punkt für die Zusammenarbeit ergab sich aus dem Zusammenhang zwischen den Waffenstillstandsbedingungen vom 11. November und den fehlenden administrativen Erfahrungen der MSPD Funktionäre.

Nach dem von Matthias Erzberger, als Vertreter der neuen Regierung, unterzeichneten Waffenstillstand am 11. November in Compiègne, mußten die ungefähr drei Millionen deutschen Soldaten, die sich noch in Belgien und Frankreich befanden, innerhalb einer Frist von fünfzehn Tagen hinter den Rhein zurückgeführt werden.18 Hier war man nun von seiten der MSPD zur Zusammenarbeit mit dem Militär förmlich gezwungen, denn ähnlich wie diesem Falle des Beamtenapparates war, fehlten der MSPD auf diesem Gebiet die nötigen Experten19, um die Rückführung der Truppen zu koordinieren und ein unkontrolliertes Zurückfluten zu vermeiden. Dies hätte die Situation in Deutschland nur noch weiter destabilisieren können, was sicherlich nicht im Interesse Eberts lag. Diese Abhängigkeit war die fatale Folge davon, daß ,,die Kriegswissenschaft in ihrer politischen Theorie und die Landesverteidigung in ihrer politischen Praxis" von jeher von der Sozialdemokratie im Kaiserreich vernachlässigt worden waren.20 So stellt auch Susanne Miller treffend fest, es sei Paradoxum, daß die Siegermächte, die das Militär in Deutschland schwächen wollten, es durch ihre rigorosen Waffenstillstands-bedingungen letztendlich stärkten.21 Neben diesen politischen Zwängen gab es wohl für Ebert auch einen subjektiven Faktor, enger mit der OHL zusammenzuarbeiten. Dieser bezog sich vor allen Dingen auf die Personen Hindenburg und Groener. Ebert kannte Groener schon seit dessen Tätigkeit als Chef des Kriegsamtes 1917, in dem er gute Beziehungen zur Arbeiterschaft unterhalten hatte. Daneben besaß Hindenburg in der gesamten deutschen Bevölkerung ein fast mythisches Ansehen, was auch auf Ebert gewirkt haben mochte.22

3.2 Wilhelm Groeners Gründe für die Kooperation

Die Lage der OHL am 10. November stellte sich fast noch bedrohlicher da als die Lage der MSPD. Groener hatte dem Kaiser am 9. November mitgeteilt, daß das Heer zwar in Ruhe und Ordnung zurückmarschieren werde, ,,aber nicht unter dem Befehl eurer Majestät, denn es steht nicht mehr hinter Eurer Majestät!"23 Damit wurde ein Prozeß angeregt, der letztendlich zum Sturz aller Monarchien in Deutschland führte.

Doch mit der Abdankung des Kaisers hatte die OHL ihre Legitimation zum Weiterbestehen verloren, da sie das Organ zur Ausübung der kaiserlichen Kommandogewalt war.24 Sie war jedoch nicht gewillt, ebenfalls zurückzutreten und dem Kaiser zu folgen. Die Legitimation für ihr weiteres, staatsrechtlich bedenkliches Weiterbestehen, ging von Hindenburg aus. So schildert er in einem Schreiben an das deutsche Feldheer vom 10. November 1918, daß er auf seinem Posten als Generalfeldmarschall in der OHL bleiben werde und aufgrund der ihm ,,mündlich gewordenen Weisung seiner Majestät des Kaisers und Königs den Oberbefehl über das deutsche Feldheer übernommen"25 habe. Die OHL führte also ihr Weiterbestehen auf eine mündliche Weisung des Kaisers zurück, der inzwischen selbst nicht mehr regierte.

Groener bemühte sich zusätzlich um Annäherung an die neue Regierung, um das Fortbestehen der OHL auch bei den höchsten Stellen des Staates abzusichern. Die OHL war nun auf die Hilfe der Regierung angewiesen, wollten sie versuchen, gegen die Revolution vorzugehen. Bereits am 3. November gab es Pläne innerhalb der OHL, gegen die gerade beginnende Revolution militärisch vorzugehen. Doch die Heimattruppen verhielten sich neutral oder schlossen sich der Revolution an, so daß man jetzt auf die Fronttruppen zurückgreifen mußte.26

Daß Groener gegen die Revolution vorgehen wollte, scheint klar. Nach seiner Aussage im Dolchstoßprozeß haben er und Ebert ,,gemeinsam von Anfang an die Revolution bekämpft"27. Auch hier die Quellenlage problematisch, da in der Zeit um den 10. November keine Quellen vorliegen, die schildern, wie weit Groener dabei gehen wollte und inwieweit er Ebert von seinen Zielen unterrichtete. Die erste Quelle, in der er erwähnt, das er gegen die politischen Verhältnisse vorzugehen gedachte, ist ein Brief an seine Frau vom 17. November. Hier schildert er, er wolle Ebert stützen, ,,damit der Karren nicht weiter nach links rutscht."28 Allerdings weist er auch hier nicht daraufhin, auf welche Mittel er dabei zurückzugreifen gedachte.

Es muß zudem auch bedacht werden, daß die OHL keine andere Möglichkeit hatte, als mit der MSPD zusammenzuarbeiten. Ein direktes Vorgehen gegen die neue Regierung wäre daran gescheitert, daß das Heer nicht bereit gewesen war, gegen den RdV, den sie als ihre Revolutionsregierung ansahen, vorzugehen.

Letztendlich war die OHL demnach in gewisser Weise vom Zuspruch des RdV abhängig. Um den Verfall des Heeres und damit des eigentlichen Machtfaktors der OHL aufzuhalten, war man auf die Hilfe der Regierung angewiesen. Allein die unerwartete Beschleunigung der Auflösung des Heeres und damit auch der Verlust der Autorität des Offizierskorps, auch der Reichsregierung gegenüber, war ein gewichtiger Grund für Groener, bereits am 10. November Kontakt zu Ebert aufzunehmen.29 Mit Hilfe der MSPD, die großen Einfluß in den Soldatenräten hatte, da sie wie die revolutionäre Masse hauptsächlich nicht sozialistisch, sondern sozialdemokratisch orientiert waren,30 sollte die Autorität der Offiziere in der Armee gewährleistet bleiben. Groener selbst schildert in seinen Lebenserinnerungen, daß er schon in ihrem ersten Telefongespräch Ebert verdeutlichte, daß das Offizierskorps von der Regierung ,,bei der Aufrechterhaltung der Ordnung und Disziplin im Heer" Unterstützung erwarte.31 Der RdV ging auf diese Forderung ein. Am 12. November erließ er einen Aufruf an die Armee, in dem die Soldaten auffordert wurden, das Vorgesetztenverhältnis zum Offizier aufrecht zu erhalten. Begründet wurde dies damit, daß dies für eine geordnete Rückführung des Heeres unbedingt erforderlich sei. Zudem wurde der Einfluß der Soldatenräte in der Armee verringert. Dieser Aufruf wurde ebenfalls von den Volksbeauftragten der USPD mitgetragen.32 Doch die Folgen waren schon bald absehbar. ,,Mit der Proklamation vom 12. November 1918 hatte die OHL gewissermaßen ein Blankovollmacht erhalten. Nunmehr konnte sie den Versuch machen, daß Feldheer gegen die heimische Rätebewegung einzusetzen."33

4. Die ,,Berliner Aktion" am 10. Dezember 1918

Auch im weiteren Verlauf des Novembers blieb die Stellung der OHL von der Regierung unangetastet. Die OHL wurde, ohne personelle Veränderungen und ohne eine Überprüfung der politischen Zielsetzungen, in den Dienst des Staates übernommen. Auch die materiellen Belange blieben unangetastet. In einem Erlaß der Regierung vom 15. November blieben alle aus dem Kaiserreich herrührenden Gehalts-, Pensions- und sonstigen Ansprüche in Kraft. Aufgrund dieser ununterbrochenen kam es Kontinuität im Offizierskorps zu einer langsamen Umorientierung vom Kaiser zum Staat als politischen Bezugspunkt.34

Diese Kontinuität ermöglichte es der OHL schnell wieder Einfluß zu gewinnen. Ab Mitte November plante man dort den ,,Neubau des Staatsorganismus". Dies sollte nach dem Willen Groeners durch eine militärische Aktion geschehen, um das Ansehen des Offizierskorps in der Bevölkerung steigen zulassen.35

Ausgangspunkt für den konkreten Umsturzplan war eine Gruppe von Stabsoffizieren um den Oberst Albrecht von Thaer. In einem Tagebucheintrag vom 15. November spricht er davon, mit zehn ausgesuchten Divisionen in Berlin einzurücken, die Zivilbevölkerung zu entwaffnen und ,,wer die Feuerwaffen nicht abliefert, wird erschossen."36 Dies gleicht verblüffend schon dem späteren Aktionsplan für den 10. Dezember. Auf drängen dieser Gruppe gab Groener Mitte November dann seine Zustimmung zur sogenannten ,,Berliner Aktion".37 Um den Einmarsch durchzuführen, mußte sich die OHL der politischen Mitarbeit der Regierung vergewissern. Der Verbindungsmann für die OHL war in diesem Fall der Ministerialdirektor Dr. Walter Simons. Er trug am 18. November Ebert den Plan vom Truppeneinmarsch vor und unterrichtete die OHL später, daß Ebert sich einem solchen Plan gegenüber nicht ablehnend verhalten werde.38

In Wirklichkeit lehnte Ebert den Plan weder kategorisch ab, noch stimmte er ihm vorbehaltlos zu, doch dieses Zögern wurde von der OHL einfach als Zustimmung gedeutet39, da mit dem stetigen Zerfall der Truppen die Mittel zu schwinden schienen, eine solche Aktion durchzuführen.40

Doch weder Groener, der für den Fall des Scheiterns befürchtete, daß die Position der OHL nicht mehr haltbar wäre, noch der preußische Kriegsminister Scheüch, der dem Plan zwar zustimmte, sich jedoch aus politischen Gründen weigerte, wollten die direkte Verantwortung für die Aktion übernehmen. Daher Groener gründete eigens hierfür ein Generalkommando, das General Lequis unterstellt wurde. Damit sollte verhindert werden, daß weder die OHL noch das preußische Kriegsministerium, dem die OHL am 15. November untergeordnet wurde41, mit der Aktion in Verbindung gebracht wurden.42

Dazu wurde ein in mehrerer Etappen gegliederter Aktionsplan für das Generalkommando Lequis entwickelt. Darin wurde erst einmal für die Zeitspanne vom 10. bis zum 15. Dezember genau geregelt, wann welche der zehn von der Front freigemachten Division einmarschieren und welche ,,Ordnungsmaßnahmen" durchgeführt werden sollten. So war zum Beispiel schon für den ersten Einzugstag am 10. Dezember geplant, die Hauptgebäude der Stadt zu besetzten. Danach sollte in den folgenden Tagen systematisch die Entwaffnung der Arbeiter erfolgen und eine Proklamation an das Volk herausgegeben werden, daß die Autorität der Offiziere erhalten bleibt.43 Da für den 16. Dezember in Berlin der Reichsrätekongreß angesetzt war, kann angenommen werden, daß die Aktion dieser Tagung offenbar zuvorkommen sollte.44 Bevor jedoch die eigentliche Aktion durchgeführte werden konnte, kam es am 6. Dezember durch die Berliner Garnison zu einem Putschversuch. Ein Teil der Truppen drang in das Abgeordnetenhaus ein und verhaftetete den Vollzugsrat. Eine anderer Teil erschien vor der Reichkanzlei und rief Ebert zum Reichspräsidenten aus. Ebert hielt sich bedeckt und äußerte sich dazu weder positiv noch negativ, woraufhin die Soldaten in ihre Kasernen zurückmarschierten und der Vollzugsrat wieder freigelassen wurde.45

Der Putschversuch verursachte eine Verschärfung der politischen Stimmung in Berlin. Es lag zwar kein Beweis vor, daß die OHL - oder gar Ebert selbst - etwas mit dem Putschversuch etwas zu tun hatten, doch war es für viele naheliegend, aufgrund des Präsidentschaftsangebotes eine Verbindung zu Ebert zu ziehen.46

Unter diesem Eindruck bemühte sich der Vollzugsrat, den Einmarsch der bereits anrückenden Divisionen zu verhindern. Da auch die drei Regierungsmitglieder der USPD mit dem Antrag sympathisierten, mußte Ebert jetzt nach einem Kompromiß suchen, der in einer Kabinettssitzung am 8. Dezember gefaßt wurde: Danach durften die Truppen zwar einmarschieren, jedoch nur mit wenig Munition und unter Begleitung von Arbeiterabordnungen.47 Die ganze Aktion sollte einen Tag später stattfinden als geplant, erst ,,nach [der] Aufklärung der Truppen über die politische Lage durch den Vollzugsrat."48 Hierdurch sollte der Versuch unternommen werden, die Möglichkeit eines bewaffneten Putschversuches durch die Soldaten zu verhindern oder wenigsten einzuschränken.

Groener selbst gewann durch diesen Vorstoß allerdings den Eindruck, daß die politische Gewalt in Berlin beim Vollzugsrat läge. Er wies daher General Lequis an, ,,nötigenfalls alle entgegenstehenden Anweisungen von Regierungsorganen oder militärischen Stellen, auch des Kriegsministers, abzulehnen."49 Groener war also entschlossen, die Aktion auch gegen den Widerstand der ihm übergeordneten Stellen und der Reichsregierung durchzusetzen. Am 10. Dezember marschierten die ersten Soldaten plangemäß in Berlin ein. Ebert empfing sie zusammen mit General Lequis am Pariser Platz. In einer Begrüßungsansprache würdigte er die Leistungen der Soldaten im Krieg und erklärte ihnen überschwenglich: ,,Kein Feind hat euch überwunden! Erst als die Übermacht des Gegners an Menschen und Material immer drückender wurde, haben wir den Kampf aufgegeben, [...]".50

Die Rede gleicht inhaltlich verblüffend einer Rede, die der Major und spätere Reichskanzler Kurt von Schleicher als Vorschlag am 1. Dezember in einem Brief an einen unbekannten Empfänger in der politischen Umgebung Eberts schrieb.51 Auch er betonte in seiner vorformulierten Rede, die er zu eben diesem Anlaß verfaßte, die Unüberwindbarkeit der deutschen Soldaten mit dem Kernausspruch: ,,Die Menge der Feinde hat uns erdrückt, aber ihr kehrt unbesiegt heim!"52 Die von v. Schleicher verfaßte Rede gleicht inhaltlich auch ansonsten fast genau der, die Ebert am 10. Dezember beim Einzug der Truppen hielt. Aufgrund dieser Ähnlichkeiten ist zu vermuten, daß Eberts Begrüßungsrede von den Wünschen der OHL entscheidend geprägt wurde.

Das die genau geplante Aktion letztendlich doch scheiterte, hatte zwei Gründe. Zum einen unterschätzte man die Kriegsmüdigkeit der Soldaten. Sobald die Truppen über den Rhein waren, entwickelten sie eine von der OHL nicht absehbare Eigendynamik und begannen sich aufzulösen. ,,So schnell wie möglich entlassen zu werden, war der Wunsch jedes einzelnen. Die Sorge um Haus und Hof, um die Familie überwog den vaterländischen Gedanken."53 Auch die Divisionen in Berlin entwickelten eine solche Dynamik nach Hause. Direkt nach der Begrüßungsansprache begannen die Truppen, sich aufzulösen. Da Weihnachten kurz bevor stand, wollten die Soldaten nach vier Jahren Krieg das Fest zu Hause mit der Familie verbringen.54

Unterstützt wurden diese Auflösungserscheinungen noch durch Querelen zwischen der OHL und dem Kriegsminister v. Scheüch. Dieser stellte sich, obwohl er anfangs dafür war, am 9. Dezember gegen die Aktion und warf der OHL vor, die politische Situation in Berlin nach dem mißglückten Putsch am 6. Dezember nicht berücksichtigt zu haben.55 Durch diese Streitigkeiten kam es zu einem Zeitverzug beim Einmarsch, der die Beeinflussung der Truppen durch revolutionäre Parolen und damit die Selbstauflösung vorantrieb.56

Von den ursprünglich eingerückten 10 Divisionen blieben innerhalb von zwei Wochen nur noch 800 Mann in den Kasernen übrig.57

5. Von dem Streit um die ,,Hamburger Punkte" zur Weihnachtskrise

Schon im Vorfeld des Reichsrätekongresses, der vom 16. bis zum 20. Dezember in Berlin tagte, hatte Ebert, der Widerstand gegen seine Militärpolitik befürchtete, einen Entschluß im RdV herbeigeführt, durch den die Frage des Verhältnisses zwischen den Offizieren und Soldaten bei der Versammlung nicht zur Debatte gestellt werden sollte.58 Doch dies verhinderte nicht, daß die Schwerpunkte des Kongresses militärpolitische Fragen waren. In den ,,Hamburger Punkten" kam dann noch einmal der starke antimilitaristische Charakter der Revolution zu Vorschein. Die insgesamt sieben Punkte entschieden über die Kommandogewalt, die an den RdV unter Kontrolle des Vollzugsrates überging. Daneben wurde u.a. beschlossen, die Rangabzeichen abzuschaffen, die Verantwortlichkeit für die einzelnen Truppenteile an die Soldatenräte zu übergeben und schließlich die Selbstwahl der Führer durch die Soldaten festgelegt.59

Doch Ebert, der vermutlich ahnte, das die OHL diese Beschlüsse niemals widerstandslos annehmen würde, da sie die Entmachtung des Offizierskorps bedeuteten, versuchte nun, einen Zusatz einzubringen, nach dem es sich bei den Beschlüssen nur um Richtlinien handeln solle, nicht um feststehende Bestimmungen. Dies wurde jedoch in einer ersten Abstimmung abgelehnt.60

Wie erwartet, protestierte die OHL heftig gegen die Annahme der Beschlüsse. In einem Brief der OHL an die Regierung am 19. Dezember, der von sämtlichen hochrangigen Offizieren unterschrieben wurde, wiesen sie u.a. darauf hin, daß mit der Annahme der Punkte eine geordnete Demobilisierung unmöglich wäre und ,,die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung in Inneren nicht mehr durchführbar" sei.61

Groener selbst reiste am folgenden Tag persönlich zu einer Kabinettssitzung von Regierung und Vollzugsrat, der sich inzwischen in Zentralrat umbenannt hatte, nach Berlin. Hier machte er noch einmal die Position der Offiziere deutlich und drohte zurückzutreten und die Loyalität zur Regierung aufzukündigen. Unter dem Druck Groeners nahmen das Kabinett und der Zentralrat gegen die Resolution des Kongresses Eberts Zusatz an, daß es sich bei den Hamburger Punkten nur um Richtlinien handle, die nur für das Heimatheer, aber nicht für das Feldheer und die Marine geltend wären.62 Ebert soll bei der Sitzung Groener in allen Belangen unterstützt haben. Groener vermerkte dazu später in seinen Lebenserinnerungen:

,,Die Sache ging dank Eberts geschickter Unterstützung, der wie wenige die Kunst des Abbiegens verstand, aus wie das Horneberger Schießen."63 Für die Hamburger Punkte setzte sich als einziger der USPD-Abgeordnete Dittmann ein,64 während alle anderen dem Antrag der OHL und Eberts zustimmten.

Ekkehard P. Guth urteilt hierzu zurecht, daß die Regierung ,,durch ihre Entscheidung für die Offiziere sich noch viel stärker als vorher in ihre Abhängigkeit gebracht" hat. Die Regierung konnte solange auf die OHL als Verbündeten hoffen, wie sie die gleichen Ziele verfolgten.65 Sie hat hier möglicherweise eine einmalige Chance verpaßt, den Einfluß der Offiziere im Einklang mit den Räten zu begrenzen.

Die Erkenntnis, daß sich Ebert auf dem Reichsrätekongreß aktiv für das Offizierskorps eingesetzt hatte, führte nun zu einem Loyalitätswechsel in der OHL zugunsten der Mehrheitssozialdemokratie, denen man, mit Ausnahme Groeners, bis dato immer noch sehr distanziert gegenüberstand.66

Als nun am 23. Dezember die Volksmarinedivision wegen ausstehender Lohnzahlungen den Berliner Stadtkommandanten Otto Wels als Geisel nahm, sahen sich OHL und vor allen Dingen Ebert zum Handeln gezwungen.

Wels, selbst Mitglied der MSPD, hatte nach langem Streit von der als revolutionäre Elitetruppe geltenden Volksmarinedivision verlangt, das sie das Berliner Schloß räumen sollte, dann würden die Matrosen ihre ausstehenden Löhne bekommen. Obwohl sie noch am gleichen Tag dieser Forderung nachkamen, gab es mehrere undurchsichtige Streitereien zwischen der Führung der MSPD und der Volksmarinedivision, bis die Matrosen die Geduld verloren. Daraufhin besetzte ein Teil der Truppe die Reichkanzlei, in der die Regierung gerade tagte, der andere Teil fuhr zur Stadtkommandatur, nahm Wels als Geisel und brachte ihn in den Marstall.67 Ebert bat nun bei der OHL um Hilfe. Kurt v. Schleicher, der seinen Anruf entgegen nahm68, veranlaßte, daß die Reste des Generalkommandos Lequis nach Berlin einrückten.

Die genauen Ereignisse, die am späten Nachmittag in Berlin geschahen, sind nicht genau zu rekonstruieren69, jedenfalls schien die Volksmarinedivision im Verlaufe des Nachmittags aus der Reichskanzlei abzuziehen und die Regierung wieder frei zu lassen. Ebert verhinderte, daß es zwischen den anrückenden Truppen und den abrückenden Matrosen, die sich zum Marstall zurückzogen, zu einem ersten Gefecht kam.70

Als die OHL von Eberts Eingreifen benachrichtigt wurde, drohte ihm Groener wieder mit der Auflösung des Bündnisses und forderte freie Hand gegen die aufständischen Matrosen. Durch diese Drohung beeinflußt, entschloß sich Ebert in einer nächtlichen Kabinettssitzung, die ohne die USPD-Abgeordneten stattfand, zum Angriff auf die Volksmarinedivision.71

Auch Groener schilderte, daß Ebert auf sein Verlangen zum Vorgehen gegen die Volksmarinedivision am nächsten Tag vorging. Ebert war gezwungen, ,,sein Herz über die Barriere zu werfen und sich der Säuberung mit der Waffe nicht mehr zu widersetzen."72 Dies war das erste Mal, daß Ebert selbst, ob nun gezwungen oder nicht, den Befehl zum Waffeneinsatz gegen die Revolution gab und es sollte nicht das letzte Mal sein. Am frühen Morgen begann der Angriff der Regierungstruppen auf das Berliner Schloß und den Marstall, in denen sich die Matrosen verschanzt hatten. Zwar konnten beide Gebäude am Morgen des 24. Dezember eingenommen werden, doch versammelten sich nun Berliner Bürger am Kampfplatz und drängten zwischen die Soldaten, so daß an ein Weiterführen des Kampfes nicht mehr zu denken war. Die Aktion wurde abgebrochen und das Unternehmen schlug fehl.73

Die Folgen der Weihnachtskämpfe waren gravierend. Da die Vertreter der USPD nicht die Verantwortung für das Vorgehen gegen die Volksmarinedivision mittragen wollten und zudem aus ihrer eigenen Partei stark unter Druck gerieten, traten sie am 27. Dezember geschlossen aus dem RdV aus.74 Damit vertiefte sich die Kluft zwischen den beiden sozialistischen Parteien. Ebert blieb nun zunehmend nach links ohne Bündnismöglichkeit, was ihn in eine starke politische Abhängigkeit von der OHL und den bürgerlich- konservativen Kräften trieb und für die weitere politische Situation der SPD in der Weimarer Republik bestimmend blieb.

6. Schlußbetrachtung und Ausblick

Die Frage, ob Ebert und die MSPD durch ihr ,,Bündnis" mit der OHL die Revolution verraten hätten, läßt sich nicht eindeutig mit ja oder nein beantworten. Dazu gibt es zu viele unbekannte Teile in diesem Puzzle, von den das wichtigste Eberts Stellungnahme zur Absprache mit Groener am 10. November ist, aus denen vielleicht ersehen werden könnte, was er sich von der Zusammenarbeit mit der OHL versprach. Dennoch soll hier der Versuch einer kurzen Bewertung unternommen werden.

Zuerst muß wohl angenommen werden, daß Ebert das sogenannte Bündnis mit Groener nicht primär gegen die Revolution schloß, sondern nur, um eine machtpolitische Basis für die neue Regierung zu schaffen. Da alle anderen politischen Gruppierungen verschwunden waren, mußte Ebert sich mit der einzigen noch bestehenden Machtstruktur verbünden, mit der OHL. Das Bündnis kam wohl auch zustande, weil Ebert aufgrund Revolution die Gefahr von links größer einschätzte als sie tatsächlich war. Ebert hätte auch ohne die OHL eine Machtbasis gehabt, denn die Revolutionäre waren überwiegend sozialdemokratisch. Doch dies erkannte weder Ebert noch der Rest der Parteiführung. Zu diesem Zeitpunkt brauchten sich beide Seiten gegenseitig, um ihren politischen Status aufrechtzuerhalten.

Dies änderte sich schnell. Nach dem 10. November ließ sich Ebert in eine immer größere Abhängigkeit von der OHL drängen. Er wagte es nicht, entschieden Widerstand gegen die Entscheidungen der OHL zu leisten und bei wichtigen politischen Fragen seine Meinung klar darzulegen, weil er den Verlust der für ihn Notwendigen Unterstützung fürchtete. In diesem Zusammenhang kann man sein Zögern beim Herantragen der Pläne zur Berliner Aktion betrachten. Besonders steigerte sich dies aber bei dem Streit um die Hamburger Punkte und den Weihnachtskämpfen, wo er beide Male den Forderungen Groeners nachgab. Bei letzterem ging die Initiative für das militärische Eingreifen erstmals auch von ihm selbst aus. Dies war tatsächlich ein wichtiger Schritt, den Ebert während der Januarkämpfe noch öfters beschreiten sollte. Ebert hat die Revolution also insoweit verraten, daß er sich nicht aktiv für sie eingesetzt hat und den Wünschen der Militärs immer wieder nachgab. Man muß jedoch auch den anderen Vertretern im RdV einen Vorwurf machen, besonders der USPD, daß sie hier nicht energischer eingriffen, denn wie gezeigt wurde, wußten sie sehr wohl um die Verbindung zwischen Ebert und Groener.

Sicherlich hat auch besonders Eberts Haltung zur Revolution einen wichtigen Teil zum Vorwurf des Verrates beigetragen. Hätte er sich wenigstens konsequent gegen die Revolution ausgesprochen und sich nicht an ihre Spitze stellen lassen, hätte man sein Vorgehen eher als notwendige politische Maßnahmen abtun können.

Ebert stand also in den Monaten vor der Entscheidung, entweder mit der OHL zu versuchen, die innere Ordnung zu stabilisieren und dann zwangsweise gegen die Revolution vorzugehen, oder den Entscheidungen der OHL gegenüber mehr Widerstand zu leisten und damit zu riskieren, daß diese das Bündnis aufbrechen und notfalls die Militärs gegen die Regierung vorgehen würden. Dies hätte eine weitere Eskalation bedeutet, die sich Deutschland in seiner schwierigen Lage nicht erlauben konnte. Es darf bei der Diskussion auch nicht vergessen werden, das die OHL immer noch mit der Armee, auch wenn sie sich zum größten Teil aufgelöst hatte, den entscheidenden machtpolitschen Faktor besaß.

Es ist also nicht vorbehaltlos von einem Verrat zu sprechen, aber ebenfalls kann Ebert auch nicht von einer Verantwortung bei dem Vorgehen gegen die Revolution freisprechen. Ob nun Verrat oder nicht, die Fehlentscheidungen Eberts und der Führung der MSPD in diesen Tagen wirkten sich Entscheidend auf die spätere Entwicklung der Weimarer Republik aus. Die Passivität und das Zögern, das Offizierskorps zu entmachten oder umzugestalten führten dazu, das die Armee während der gesamten Weimarer Republik ein eigenständiger politischer Faktor blieb, der sich keiner Regierung verpflichtet fühlte und letztendlich zu einem eigenständigen politischen System als ,,Staat im Staate" wurde. Doch auch die OHL zog Konsequenzen aus dem Scheitern der militärischen Aktionen und vertraute im folgenden nur noch auf die aufgestellten Freiwilligenverbände, die Freikorps, die bei den Januarkämpfen zum ersten Mal massiv eingesetzt wurden. Die daraus resultierenden, verheerenden Folgen für den weiteren Verlauf der Weimarer Republik sind hinlänglich bekannt.

7. Quellenverzeichnis

Aktionsprogramm des Generalkommandos Lequis für den Einmarsch der Felddivisionen in Berlin, in: Lothar Berthold/Helmut Neef (Hrsg.): Militarismus und Opportunismus gegen die Novemberrevolution, Berlin 1978, S.282/283.

Ansprache Eberts an die Truppen beim Einzug in Berlin am 10.12.1918, in: Gerhard A.

Ritter/ Susanne Miller: Die deutsche Revolution 1918/19. Hamburg 1975, S.139 - 141.

Aussage Wilhelm Groeners im Dolchstoßprozeß (Auszug), in: Lothar Berthold/Helmut Neef (Hrsg.): Militarismus und Opportunismus gegen die Novemberrevolution. Berlin 1978, S.429- 434.

Befehl des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg an das deutsche Feldheer vom 10.12.1918, in: Gerhard A. Ritter/ Susanne Miller (Hrsg.): Die deutsche Revolution 1918/19. Hamburg 1975, S.99/100.

Brief v. Schleichers an einen unbekannten Empfänger am 1.12.1918, in: Sebastian Haffner, Stephan Hermlin, Kurt Tucholsky u.a.: Zwecklegenden. Die SPD und das Scheitern der Arbeiterbewegung. Berlin 1996, S.77-80.

Die vom Kongreß der Arbeiter und Soldatenräte angenommenen sieben ,,Hamburger Punkte" am 18.12.1918, in: Jörg Berlin (Hg.): Die deutsche Revolution 1918/19. Quellen und Dokumente. Köln 1979, S. 229/230.

Entwurf Groeners zum Telegramm an Ebert vom 9. 11.1918, in: Wolfgang Sauer: Das Bündnis Ebert-Groener. Eine Studie über Notwendigkeit und Grenzen der militärischen Macht. Diss. phil. Berlin 1957 [Masch. Ms.], S.212/213.

Erlaß des Vollzugsauschusses des Großberliner Arbeiter und Soldatenrates vom 15.

November 1918, in: Lothar Berthold/Helmut Neef (Hrsg.): Militarismus und Opportunismus gegen die Novemberrevolution, Berlin 1978, S. 181/182.

Kreuzverhör Wilhelm Groeners im Dolchstoßprozeß (Auszug), in: Lothar Berthold/Helmut

Neef (Hrsg.): Militarismus und Opportunismus gegen die Novemberrevolution, Berlin 1978, S.429-434.

Protestschreiben der im Großen Hauptquartier versammelten Vertreter der Offiziere gegen die Hamburger Punkte vom 19. Dezember 1918; in: Lothar Berthold/Helmut Neef (Hrsg.): Militarismus und Opportunismus gegen die Novemberrevolution, Berlin 1978, S.320/321. Schreiben Groeners an seine Frau vom 17.11.1918, in: Herbert Michaelis/Ernst Schraepler (Hrsg.): Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart, Band 3. Berlin 1958, S. 499/500. Telegramm des Rates der Volksbeauftragten an die Oberste Heeresleitung, in: Lothar Berthold/Helmut Neef (Hrsg.): Militarismus und Opportunismus gegen die Novemberrevolution. Berlin 1978, S.167.

8.Literaturverzeichnis

Dreetz, Dieter: Rückführung des Westheeres und Novemberrevolution, in: Zeitschrift für Militärgeschichte Nr.7, Berlin 1968, S.578-589.

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Witt, Peter Christian: Friedrich Ebert. Parteiführer, Reichskanzler, Volksbeauftragter, Reichspräsident. Bonn 1987.

[...]


1 Sebastian Haffner: Die deutsche Revolution 1918/19. München 1979, S.103.

2 Hierzu u.a.: Horst Möller: Weimar. Die unvollendete Demokratie. München 1997, S.33.

3 Aussage Wilhelm Groeners im Dolchstoßprozeß und Kreuzverhör W. Groeners im Dolchstoßprozeß (Auszüge), in: Lothar Berthold/Helmut Neef (Hrsg.): Militarismus und Opportunismus gegen die Novemberrevolution. Berlin 1958, S.429 - 440.

4 Wilhelm Groener: Lebenserinnerungen. Jugend, Generalstab, Weltkrieg. Hrsg. von Frhr. Friedrich Hiller von Gaertringen, Göttingen 1957.

5 Wolfgang Sauer: Das Bündnis Ebert - Groener. Eine Studie über Notwendigkeit und Grenzen der militärischen Macht. Diss. phil. Berlin 1957 [Masch. Ms.], S.41.

6 Entwurf Groeners zum Telegramm an Ebert vom 9. November 1918, in: Sauer, S. 212/213.

7 Sauer, S.54.

8 Auszug aus der Aussage Wilhelm Groeners im Dolchstoßprozeß, in: Berthold/ Neef (Hrsg.): S.429 - 434.

9 Ekkehard P. Guth: Der Loyalitätskonflikt des deutschen Offizierskorps in der Revolution 1918 - 1920. Diss. phil. Frankfurt a.M. 1983, S.43.

10 Henry Friedlander: The german revolution of 1918. Diss. phil. Pennsylvania 1968, S.480.

11 Dorothea Groener-Geyer: General Groener. Soldat und Staatsmann. Frankfurt a. M.1955, S.117.

12 Aus einem Schreiben Groeners an seine Frau, 17. November 1918, in: Herbert

Michaelis/Ernst Schraepler (Hrsg.): Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart, Band 3. Berlin 1958, S.499/500.

13 zitiert nach: Susanne Miller: Die Bürde der Macht. Die deutsche Sozialdemokratie 1918 - 1920. Düsseldorf 1978, S.177.

14 Auszug aus dem Kreuzverhör W. Groeners im Dolchstoßprozeß, in: Berthold/Neef (Hrsg.): S 434-440.

15 Eberhard Kolb: Die Weimarer Republik. München 1998, S.11.

16 Möller, S.31.

17 Peter Christian Witt: Friedrich Ebert. Parteiführer, Reichskanzler, Volksbeauftragter, Reichspräsident. Bonn 1987, S.101.

18 A.J. Ryder: The german revolution of 1918. A study of german socialism in war and revolution. Cambridge 1967, S.161.

19 Sauer, S.71.

20 Ebd., S.93.

21 Miller, S.175.

22 Ebd., S.176/177.

23 Zitiert nach: Heinrich August Winkler: Weimar 1918 - 1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie. München 1993, S.34.

24 Guth, S.41.

25 Befehl des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg an das deutsche Feldheer vom 10.11.1918, in: Gerhard A. Ritter/ Susanne Miller (Hrsg.): Die deutsche Revolution 1918/19. Hamburg 1975, S.99/100.

26 Dieter Dreetz: Rückführung des Westheeres und Novemberrevolution, in: Zeitschrift für Militärgeschichte Nr.7, Berlin 1968, S.578-589, hier S.578/579.

27 Groeners Aussage im Dolchstoßprozeß, in: Berthold/Neef (Hrsg.), S.429 - 434.

28 Aus einem Schreiben Groeners an seine Frau, 17. November 1918, in: Herbert Michaelis/Ernst Schraepler (Hrsg.): S.499/500.

29 Sauer, S.54.

30 Haffner, S.62.

31 Groener, Lebenserinnerungen, S.467.

32 Telegramm des Rats der Volksbeauftragten an die Oberste Heeresleitung vom 12. November 1918, in: Berthold/Neef, S.167.

33 Guth, S.52.

34 Ebd., S.56.

35 Sauer, S.137/138.

36 Albrecht von Thaer: Generalstabsdienst an der Front und in der OHL. Aus Briefen und Tagebucheintragungen 1915 - 1919, hrsg. von Siegfried A. Kaehler. Göttingen 1958, S.273.

37 Guth, S.59.

38 Ebd., S.58/59.

39 Rakenius, S.195.

40 Sauer. S.148.

41 Erlaß des Vollzugsauschusses des Großberliner Arbeiter und Soldatenrates vom 15. November 1918, in: Berthold/Neef (Hrsg.), S.181/182.

42 Guth, S.64/65.

43 Aktionsprogramm des Generalkommandos Lequis für den Einmarsch der Felddivisionen in Berlin, in: Berthold/Neef (Hrsg.), S.282/283.

44 Haffner, S.113.

45 Ebd., S.114.

46 Artur Rosenberg: Die Entstehung und Geschichte der Weimarer Republik, Teil II: Die Geschichte der Weimarer Republik. Frankfurt a. M. 1953, S. 40/41.

47 Sauer, S.152/153.

48 Guth, S.66.

49 Ebd., S.67.

50 Ansprache Eberts an die Truppen beim Einzug in Berlin am 10.12.1918, in: Ritter/Miller (Hrsg.), S.139-141.

51 Guth, S.60.

52 Brief v. Schleichers an einen unbekannten Empfänger am 1.12.1918, in: Sebastian Haffner, Stephan Hermlin, Kurt Tucholsky u.a.: Zwecklegenden. Die SPD und das Scheitern der Arbeiterbewegung. Berlin 1996, S.77-80.

53 Groener, Lebenserinnerungen, S.473.

54 Haffner, S.116.

55 Guth, S.68.

56 Ebd., S.72.

57 Haffner, S.116.

58 Sauer, S.169.

59 Die vom Kongreß der Arbeiter und Soldatenräte angenommenen sieben ,,Hamburger Punkte" am 18.12.1918, in: Jörg Berlin (Hg.): Die deutsche Revolution 1918/19. Quellen und Dokumente. Köln 1979, S. 229/230.

60 Guth: S.81-83.

61 Protestschreiben der im Großen Hauptquartier versammelten Vertreter der Offiziere gegen die Hamburger Punkte vom 19. Dezember 1918, in: Neef/Berthold(Hrsg.), S.320/321.

62 Guth, S.87.

63 Groener, Lebenserinnerungen, S.475.

64 Miller, S.185.

65 Guth, S.88/89.

66 Ebd., S.92.

67 Sauer, S.190.

68 Haffner, S.124.

69 Ebd..

70 Sauer, S.191.

71 Ebd., S.194/195.

72 Groener, Lebenserinnerungen, S.176.

73 Guth, S.94.

74 Sauer, S.200/201.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Verrat an der Revolution? Das Bündnis Ebert - Groener und seine Entwicklung bis 1918.
Note
2
Autor
Jahr
1999
Seiten
20
Katalognummer
V98110
ISBN (eBook)
9783638965613
Dateigröße
455 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verrat, Revolution, Bündnis, Ebert, Groener, Entwicklung
Arbeit zitieren
Alexander Nikolajczyk (Autor:in), 1999, Verrat an der Revolution? Das Bündnis Ebert - Groener und seine Entwicklung bis 1918., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98110

Kommentare

  • Gast am 20.6.2006

    Ist das Bündnis ein Widerspruch zur Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann?.

    Ist das Bündnis ein Widerspruch zur Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann?
    Kann mir jemand diese Frage beantworten? Ich würde auf den ersten BLick zu nein plädieren, aber ich bezweifle, dass die Frage deswegen gestellt wurde.

  • Gast am 7.3.2002

    Re: Zur Rolle der SPD in der Revolution 1918/19.

    Guten Tag Herr Bolkvadze,
    Ich bin ein gymnasialschüler der Stufe 12 und habe als einen Leistungskurs Geschichte. Durch die momentane Beschäftigung mit dem Thema Weimarer Republik, welches ich im Übrigen sehr interessant finde, bin ich auch auf ihre Kritik gestoßen.
    Im Grunde genommen finde ich ihre Meinung äußerst vertretbar, jedoch ist sie in manchen Teilen etwas einseitig. Zum Beispiel sprechen sie an, dass die MSPD unter Friedrich Ebert nicht willig gewesen wäre die Machtposition zu übernehmen. Dann frage ich mich aber, was unter anderem der Ausruf der Republik von Phillip Scheidemann für einen Zweck gehabt haben könnte wenn nicht, dass er bzw. die MSPD vor den Sozialisten ihre Meinung ans Volk bringen wollte. Das heißt für mich nur eines, nämlich dass die MSPD unbedingt die Chance auf eine Regierungsbeteiligung wahrnehmen wollte. Dass Scheidemann diese Verkündung ohne Einverständnis der Partei machte lasse ich jetzt bewusst außen vor.
    So wie dieses Beispiel lassen sich noch mehrere anbringen, die ihre Meinung wenigstens in Teilen widerlegen.
    Dass die Weimarer Republik eine Notlösung war, ist meiner Meinung aber völlig richtig. Alles musste aufgrund der Revolution und der Bedrohung durch dem Sozialismus sehr schnell gehen und es war nicht wirklich Zeit für eine wirklich ausgearbeitete Verfassung, der eigentlichen Grundlage einer (guten) Demokratie.
    Mfg, Patrick B.

  • Gast am 12.9.2001

    Gelungene Übersicht.

    Ich finde, Du hast ganze Arbeit geleistet! Das Verhältnis zwischen Ebert und Groener kommt gut zum Ausdruck und ich konnte mit den aus dieser hervorragenden Arbeit gewonnen Informationen jede Menge anfangen!

  • Gast am 15.11.2000

    Zur Rolle der SPD in der Revolution 1918/19.

    Herr Nikolajczyk, Ihre Arbeit betrifft für mich ein hochinteressantes Thema, aber mit einigen Punkten, die Sie in Ihrer Arbeit nennen, bin ich nicht einverstanden. Zum Beispiel Zitat: "Mit der Oktoberreform sah Ebert, genau wie die Parteiführung, die MSPD am Ziel ihrer Wünsche angekommen, nämlich der Regierungsbeteiligung". Da stimme ich nicht zu, nach meiner Auffassung war von SPD Regierungsbeteiligung nicht erwünscht, so blieb es auch in den nächsten Jahren der Weimarer Republik, obwohl SPD ständig eine der grössten Parteien war. Ich glaube, daß die ganze Partei und ihre Spitze für die Machtübernahme nicht bereit waren, sie besaßen weder Konzept noch Mut um in Deutschland zu regieren, stattdessen überlassen sie staändig den Minderheitsregierungen die Macht. Sie sahen sich eher als eine Opositionspartei, die im Parlament vernünftigen Entscheidungen der Liberalen unterstützt, aber selbst jeglicher Verantwortung entzieht. Übrigens nach dem SPD bei den nächsten Wahlen einige Plätze eingebüsst hatte, wurde sie noch mehr skeptischer als früher.
    Punkt zwei, was mir auch in sonst guter Arbeit mißfallen hat, das sie das Scheitern der Republik dem Ebert in die Schuhe geschoben haben. Vornerein, ich glaube, daß das Schicksal der Weimarer Republik nicht dadurch besiegelt wurde. Wie sollte Ebert anders handeln? Ich glaube, dass er gar keinen anderen Ausweg gehabt hatte, als mit OHL zu verhandlen. Sonst wäre die Gefahr eines Bürgerkrieges in Deutschland zu groß gewesen. Und vergessen sie nicht, dass die Spitze der SPD nicht alle radikale Parolen, die im Parteiprogramm standen mitgeteilt hat. Ich glaube auch im Ganzen, daß die Weimarer Republik eher eine Notlösung, die sowohl von rechten als auch von linken Kräften im Reich getragen wurde, als durchdachte Demokratie war. Aber jetzt genug, ich weiss ja nicht, ob überhaupt Interesse an meinem Brief besteht? Wenn Sie darüber diskutieren wollen oder möchten, schicken Sie bitte mir einen E-Mail.

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