Frisch, Max - Andorra - Bild 1 bis 6


Referat / Aufsatz (Schule), 1999

7 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsangabe mit Interpretationsansätzen Bild 1- 6

Aufbau

Das Stück ist in 12 Bilder eingeteilt.

Die Vorgeschichte wird in Gesprächen allmählich mitgeteilt. Schauspiel wird durch kurze Vordergrundszenen unterbrochen

2 Hauptteile:1. in den ersten 6 Bildern wird gezeigt, wie Andri sich wie ein normaler Andorraner . verhalten will, aber an den Vorurteilen der Andorraner scheitert; sie wollen in ihm den . . typischen Juden sehen

- 2. Andri nimmt die aufgezwungene Rolle des Juden widerwillig an; mit allen Konsequenzen.

Gang der Handlung

1. Bild:

Der Ort der Handlung wird vorgestellt, fast alle Andorraner werden vorgestellt. Spannungen werden deutlich

1. politische Spannungen zwischen Andorra/Nachbarstaat und den Schwarzen
2. gesellschaftliche Spannungen zwischen Andorraner/ Andri Andorraner/Lehrer
3. persönliche Spannungen zwischen Sodat/Barblin Soldat/Andri

in Andri selbst

Barblin weißelt wegen dem Sankt Georgstag das Haus ihres Vaters. Der Soldat belästigt sie. Barblin sagt zwar, sie sei verlobt, traut sich aber nicht Andri zu nennen. Sie hat wohl Angst, daß der Soldat Andri als Juden und Küchenjungen verachten wird.

Man bemerkt in dem gesamten Bild die Angst vor den Schwarzen. Diese Angst wird mit verschiedenen Bemerkungen ausgedrückt. Pater und Soldat fürchten einen Platzregen, der Jemand sagt : es hängt was in der Luft , die Prozession wird unter Militärschutz durchgeführt . Außerdem gibt es Parolen wie: lieber tot als Untertan und bis zum letzten Mann kämpfen .

Im Widerspruch dazu stehen die Reden des Paters, :Andorra ist ein schönes Land... ein friedliches Land .

Das Weißeln symbolisiert erstens die Unschuld der andorrianischen Jungfrauen und zweitens die Unschuld der Andorraner.

Übrigens: der Soldat sagt, der Platzregen saut euch die Tünche ab -- Hinweis darauf, daß alles nur scheinbar rein, sauber und gerecht ist, denn der Platzregen ( das Unheil ) läßt alles wieder schmutzig werden, als hätte man eine Sau drauf geschlachtet .

Barblin hat auch Angst. Die Schwarzen vernichten die Juden. Sie ist wegen Andri besorgt und um sich selbst, da die Braut eines Juden geschoren wird. Das Schicksal wird angedeutet.

Andri ist als Küchenjunge beschäftigt, will aber Tischler werden. Der Tischler findet es aber nicht gut, daß ein Jude Tischler werden will; er hat es nicht im Blut. Andri soll lieber Markler werden oder zur Börse gehen.

Der Lehrer soll daher viel zu teures Geld für die Tischlerlehre zahlen. Er ist also bereit sich seine Vorbehalte abkaufen zu lassen.

Hier merkt man schon, daß der Lehrer mit dem Gedanken spielt, die Wahrheit über Andris Herkunft zu sagen. Andri habe das Handwerk angeblich nicht im Blut, kommentiert er damit, daß die Andorraner ihr Blut noch kennenlernen werden. ( Denn Andri ist ja vom gleichen Blut wie die Andorraner selbst- und auch von dem Blut der Schwarzen, den Judenhassern). Man kann die Wahrheit auch schon an dem Versprecher, ,, Es handelt sich um meinen Sohn,... Pflegesohn" erkennen.

Daß das Verhältnis Barblin / Andri deshalb zu Problemen führen kann, merkt man hier auch schon.

Auch als der Soldat nach Andris Schwester fragt, zeigt bereits wage das Problem der Beziehung.

Einen Hinweis auf Andris Schicksal findet man auch darin, saß der Lehrer einen Pfahl sieht, den sonst keiner wahrnimmt ( Er hat eine Vision ).

Der Wirt nutzt die Geldnot des Lehrers aus, um ihn sein Land weit unter Preis abzukaufen.

Andri freut sich, daß er Tischler werden kann. Diese Freude wird aber schnell getrübt, als er auf den betrunkenen Soldaten trifft. Dieser demütigt ihn, sagt frech, er habe es auf Barblin abgesehen, kränkt ihn mit antisemititischen Vorurteilen (Klischees), stellt ihm ein Bein, schlägt ihm das Geld aus der Hand und beleidigt seine Gefühle für Barblin.19-23 (Vorahnung auf die Vergewaltigung)

Vordergrundszene mit Wirt

Man merkt hier, daß die Handlung in der Vergangenheit liegen muß ( Wirt sagt: Wir haben uns alle in der Geschichte getäuscht. Damals! ). Er spricht in der Gegenwart zu dem Zuschauer und schaut zurück auf das damalige Geschehen und versucht, es zu erklären. Wichtig ist ihm dabei, daß ihn keine Schuld trifft.

Er tritt hier als unbedeutende Randfigur auf, als einfacher Mitläufer Später zeigt sich, daß er ein brutaler Mensch ist, da durch seinen Steinwurf die Senora getötet wurde.

Den Stein hat er aber bestimmt nicht aus Hass auf die Schwarzen geworfen. Er hat der Senora als eifriger Geschäftsman Unterkunft gewährt. Mit dem Steinwurf möchte er den fremdenfeindlichen Andorranern beweisen, daß er trotzdem hinter ihnen steht

2. Bild

Die Konflikte werden vertieft.

Es zeigt wie Andri durch die Handlungsweise der Andorraner ihm gegenüber zunehmend unsicherer wird. Dieses Bild zeigt auch, wie Andri sich um die Einordnung in die andorrianische Gesellscheft bemüht.

Hier wird deutlich, wie sich die Handlungsweise der Andorraner in seinem persönlichen Bereich auswirkt; welche Spannungen mit Barblin dadurch hervorgerufen werden. Barblin sagt, daß sie ihn liebt und versucht, ihn zu verführen.

Andri kann darauf nicht eingehen. Seine Probleme sind zu stark. Er ist innerlich zerrissen und verzweifelt. Er denkt laut nach, ob es stimmt, daß er anders ist als die Andorraner. Er möchte aber unbedingt so sein wie sie.

Barblin mag über diese Probleme nicht reden. Sie reden eigentlich aneinander vorbei. Sie spricht von der Liebe zu ihm und er nur von seinen Problemen.

Nur als Andri auf den Soldaten zu sprechen kommt (Er hat ein Aug auf dich), reagiert sie prompt und zeigt sich überrascht: Der!

Vordergrundszene mit Tischler

Er gibt zu, mit dem überhöhten Lehrgeld, Andri von der Lehre abhalten zu wollen.

Rechtfertigt sich aber sofort wieder, da Andri ja auch Verkäufer hätte werden könne ( da es ihm doch eher liegen würde ).

"Natürlich" ist er auch nicht daran schuld, daß alles so gekommen ist.

3. Bild

Hier werden die Auswirkungen der Vorurteile gegenüber Andri an seiner Lehrstelle aufgezeigt.

Man sieht Andri und den Gesellen mit je einem fertigen Stuhl. Sie unterhalten sich über die heimische Fußballmannschaft, der Andri auch zugehören möchte.

Der Geselle scheint ihn aufnehmen zu wollen. Andri reibt sich vor Freude die Hände. Dies wäre dann für ihn ein Zeichen, daß er endlich als Andoraner akzeptiert werden würde. Da er seinen Stuhl für die Lehrlingsprobe sorgfältig gearbeitet hat, schaut er diesem Test zuversichtlich entgegen.

Doch schon vor der Prüfung von Andris guter Arbeit, betont der Tischler wieder, daß Andri das Tischlerhandwerk nicht im Blut habe.

Der Tischler fängt an, den falschen Stuhl, also den des Gesellen, zu untersuchen. Andri weist mehrmals auf den Irrtum hin. Doch der Tischler scheint dies--vielleicht sogar absichtlich --- nicht hören zu wollen oder nimmt es erst gar nicht zur Kenntnis.

Statt dessen stellt der Tischler nur die absolut schlechte Arbeit fest und lobt anschließend Andris Stuhl, den er aber dem Gesellen zurechnet.

Der Geselle verschweigt aus Feigheit die Wahrheit.

Andri protestiert aufs schärfste gegenüber diesem unverschämten Verhalten.

Aber der Tischler lenkt nicht ein; er hat so selbst dafür gesorgt, daß seine Vorurteile zutreffen (daß Andri sich für diesen Beruf nun einmal nicht eignet).

Der Tischler will Andri nicht mehr länger in seiner Werkstatt beschäftigen. Da er es aber gut mit Andri meint , will er ihn in der Buchhandlung weiter beschäftigen und ihn dort einweisen.

Vordergrund mit Gesellen

Der Geselle gibt seine Feigheit zu. Beschwert sich aber gleich über Andris ablehnendes Verhalten nach diesem Vorfall( was nach dem Verhalten des Gesellen aber doch vollkommen gerechtfertigt ist). Andris Verärgerung kann oder will er nicht verstehen, ja er wundert sich sogar darüber. Er weist alle Schuld von sich.

4. Bild

...kann man in zwei Teile einteilen: der Doktor untersucht Andri das Gespräch Andri/Lehrer

Die Beschränktheit, Voreingenommenheit und Taktlosigkeit des Doktors wird aufgezeigt.

Er betont dabei, was für ein toller Kerl früher der Lehrer war, weil er für die Wahrheit eintrat. Anschließend prahlt er damit, wie weitgereist er sei und vieviel Wert er doch auf seine Heimat legt.

Er spricht voller Vorurteile und verärgert (fast haßerfüllt) über die Juden. Er weiß dabei nicht , daß Andri bei den Andorranern als Jude gehalten wird.

Er fühlt sich von den Juden verdrängt, weil sie schon auf allen Lehrstühlen der Welt sitzen.

Ein einfacher Andorraner, so sagt er, zieht dabei den kürzeren und muß in die Heimat zurück. Andri kann dieses dumme Gerede nicht ertragen und geht weg.

Die Mutter sagt nun dem Lehrer, daß Andri doch Jude sei.

Der Doktor entschuldigt sich und sagt leichthin, es war doch nur Spaß.

Aber auf der anderen Seite meint er: Die Wahrheit wird man hier doch noch sagen dürfen. Der Lehrer, der gerade nach Hause kommt, wirft ihn nach diesen Reden aus dem Haus. Er ärgert sich noch sehr über diesen Doktor und versucht Andris Rücken in der andorrianischen Gesellschaft zu stärken.

Hier hätte er letztmals die Gelegenheit gehabt, - frei von jeglichem Druck -, Andri die Wahrheit über dessen Herkunft zu sagen

Der Lehrer reagiert nun entsetzt als Andri ihm mitteilt, daß er und Barblin heiraten möchten. Andri kann diese Ablehnung nun überhaupt nicht verstehen. Auch die Mutter versteht dies nicht.

Beide können ja nicht wissen, daß Andri der Halbbruder Barblins ist. Der Lehrer muß den drohenden Inzest verhindern.

Da der Lehrer keine Begründung nennt, kann Andri diese Ablehnung nur in seinem angeblichen Judsein begründen.

Andri muß nun seinen "Pflegevater" als Heuchler sehen. Einerseits kämpft der Lehrer öffentlich gegen die Vorurteile an, andererseits, wenn er betroffen ist, die Vorurteile aber wohl nicht überwinden kann.

Zum Schluß des Bildes ertränkt der Lehrer seine Probleme wieder im Alkohol.

5. Bild

Es hat eine ganz besondere Bedeutung. Man erfährt zum erstenmal vom Lehrer, daß Andri tatsächlich sein eigener Sohn ist und aus den bisherigen Andeutungen heraus daher kein Jude. Der Lehrer ist verzweifelt: Er hat früher gelogen und wollte später dir Wahrheit sagen. Aber er war immer zu feige und hat daher den Zeitpunkt verpaßt. Und jetzt nach dem Heiratswunsch seines Sohnes ist die Wahrheit unglaubwürdig geworden. Die Lüge hat sich selbstänig gemacht. Die Lüge ist ein Engel

6. Bild

Man kann es wieder in zwei Haupthandlungen aufteilen:

1. Die Vergewaltigung Barblins
2. Der Lehrer versucht Andri die Wahrheit zu sagen.

Andri schläft allein auf der Schwelle zur Barblins Kammer. Der Soldat schleicht sich leise dort hinein. Barblin will schreien, aber der Soldat hält ihr den Mund zu. Daraus kann man entnehmen, daß der Soldat gegen ihren Willen in ihre Kammer eindringt und daß sie vergewaltigt wird.

Andri hält einen Monolog, aus dem er zu seiner Außenseiterposition jetzt wohl steht. Er will Barblin heiraten und mit ihr auswandern und dort ein neues Leben anfangen. Die Kraft dazu scheint er aus der Liebe zu Barblin zu schöpfen.. Er wirkt sehr selbstbewußt. Dann erscheint der angetrunkene Lehrer. Nachdem er sich scheinbar Mut angetrunken hat, will er Andri die Wahrheit seiner Herkunft sagen. Er nennt ihn bewußt seinen Sohn . Der Ausspruch "Du verdankst mir dein Leben" ist allerdings doppeldeutig. Andri denkt dabei wieder an die Rettung als kleines Judenkind, der Lehrer meint allerdings damit, daß er sein Vater ist. Er bekennt sogar: Ich habe gelogen. Andri will sich dies aber alles eigentlich nicht erzählen lassen. Andri ist vom Lehrer enttäuscht; er hat den Lehrer bewundert, weil er ihn als Juden aufgenommen hat und jetzt wo er Barblin heiraten will, fängst er an zu heucheln. Der Lehrer ist für ihn nicht besser als jeder andere Andorraner.

Der Lehrer nimmt mehrere Anläufe, die Wahrheit zu sagen, da Andrie aber sehr schroff reagiert und nicht zugänglich ist, läßt sich der Lehrer schließlich resigniert von Andri wegschicken." Du haßt mich? " Andri gibt auf diese Frage keine Antwort/ Lehrer geht .

Andri versucht in Barblins verschlossene Kammer zu kommen und muß feststellen, daß der Soldat mit Barblin zusammen war. "Das ist nicht wahr"

In diesem Moment hat Andri sicherlich seinen letzten Halt verloren, weil seine Liebe zu Barblin zerstört wurde.

Vordergrund mit Soldat

Er gesteht, daß er Andri nicht leiden konnte und glaubt auch jetzt noch, daß Andri ein Jude war. Im übrigen hat er nur seinen Dienst getan.

Ende der Leseprobe aus 7 Seiten

Details

Titel
Frisch, Max - Andorra - Bild 1 bis 6
Note
sehr gut
Autor
Jahr
1999
Seiten
7
Katalognummer
V97954
ISBN (eBook)
9783638964050
Dateigröße
392 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frisch, Andorra, Bild, Thema Andorra
Arbeit zitieren
Clarissa Blum (Autor:in), 1999, Frisch, Max - Andorra - Bild 1 bis 6, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97954

Kommentare

  • Clarissa Blum am 23.1.2012

    ganz einfach: unter Autor die Fortsetzung suchen ;-)!

    http://www.grin.com/de/e-book/97948/frisch-max-andorra-bild-7-bis-12

  • Gast am 22.1.2012

    Und das Ende?

  • Gast am 1.7.2001

    Aüßerst gelungen.

  • Gast am 4.5.2001

    Super Hilfe.

    Danke!!!!
    Ohne deinen Text hätte ich dieses Buch bzw. Theaterstück nie verstanden. Dein Text ist sehr gut formuliert und einfach zu kapieren!

  • Gast am 12.3.2001

    Andorra.

    Du hast mir echt voll geholfen mit deiner Sache über Andorra. Es ist voll verständlich geschrieben und ich verstehe jetzt wirklich jedes Wort aus diesem Buch. Ich bin dir wirklich dankbar. Wir schreiben nämlich am 16. eine Abschlussarbeit über Andorra und müssen sehr warscheinlich eine Interpretation schreiben, und eine Interpretation z8u schreiben ohne den Text verstanden zu haben, dürfte schwer sein, also DANKE!

Blick ins Buch
Titel: Frisch, Max - Andorra - Bild 1 bis 6



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