Völkerwanderungszeit und Merowinger im Spiegel des Nibelungenliedes


Seminararbeit, 2000

25 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zur Struktur des Nibelungenliedes

3. Heldenlied, Heldensage und Historie

4. Der Untergang der Burgunder

5. Das historische Vorbild für die Siegfried-/Brünhildsage
5.1 Uraias
5.2 Brunichild
5.2.1 Der Nibelungenhort
5.2.2 Das Problem mit Hagen
5.2.3 Siegfried

6. Resümee

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung:

In der vorliegenden Arbeit möchte ich den geschichtlichen Hintergrund des Nibelungenliedes (im folgenden NL) und der Nibelungensage untersuchen. Vorrangiges Interesse galt dabei der Suche nach den realen historischen Begebenheiten der Völkerwanderungszeit und der Epoche der Merowinger, die innerhalb des Liedes widergespiegelt werden. Kaum zu trennen hiervon ist die Frage nach den Umformungen der Sage oder des Sagenkomplexes, die mit der allgemeinen Thematik der Heldensagen und -dichtungen verbunden sind, so dass auch hierauf in einem ersten Teil eingegangen wird.

Die Suche nach den geschichtlichen Vorlagen findet in der Forschung anhand zweier Bedingungen statt. Zum einen die Suche nach Personen deren Namen mit den handelnden Figuren des NL in Verbindung zu bringen sind und zum anderen die Suche nach Ereignissen, die in ihrem Ablauf eine Verwandtschaft zur Handlung des NL erkennen lassen. Auf die Schwierigkeiten, die dabei zu beachten sind, wird im weiteren Verlauf eingegangen werden. Die historischen Bezüge des NL sind schon in vielfacher Weise untersucht worden. Die Thesen reichen von einer Gleichsetzung des Arminius und Siegfrieds und damit von der Erinnerung an die so genannte Varusschlacht gegen die Römer im Jahre 9 n. Chr.1 bis zu einer Reminiszenz der Handlung an die komplette Reichsgeschichte aus dem Blickwinkel der Karolinger, Liudolfinger, Salier und Staufer, mithin also von der Mitte des 8.Jahrhunderts bis zur Ermordung Philipps von Schwaben im Jahre 1208.2 Neben diesen ´exotischen´ Deutungsversuchen sind sich die Forscher einig, dass der Untergang der Burgunder am Rhein in der Völkerwanderungszeit den Kern der Stoffgeschichte bildet, der anscheinend wie ein Magnet weitere Sagenkomplexe angezogen hat. Zu nennen wären hier die Verknüpfungen mit dem Sagenkreis um Dietrich von Bern, der den historischen Ostgotenkönig Theoderich den Großen (451-526) verkörpert. Des weiteren ist der Sagenkomplex um Siegfried und Brünhild zu nennen, der noch ausführlich behandelt wird, und die nur am Rande erscheinende Iring- und Irminfridsage, die den Untergang des Thüringerreichs (531-533 n. Chr.) thematisiert.3 Schwerpunkt meiner Arbeit soll dann die Untersuchung der historischen Begebenheiten des Frankenreiches zur Merowingerzeit sein, die zur Bildung einer Brünhildsage geführt haben, die in das NL eingegangen ist.

Diese Arbeit wird aufgrund der Fragestellung einen sehr breiten geschichtlichen Rahmen abdecken, hinter dem die literaturwissenschaftlichen Methoden etwas zurücktreten mögen. Ich halte jedoch die Kenntnis der historischen Hintergründe für eine weitere Bearbeitung und Interpretation des Nibelungenliedes für wesentlich.

2. Zur Struktur des Nibelungenliedes

Uns ist in alten m æ ren wunders vil geseit (Str.1,1)

Das NL ist wohl das einzige literarische Werk, dessen erster Satz bereits ein Großteil philologischer Bemühungen hervorgerufen hat. Jahrzehntelang versuchte man, die ,,alten mæren" zu rekonstruieren und zu den ursprünglichen Heldenliedern vorzustoßen. Auch wenn Andreas Heuslers Stammbaummodell des NL, das eine über zwei Stufen entwickelte Brünhildsage und eine über drei Stufen entwickelte Burgundersage durch das Werk des NL vereint werden, heute als überholt gilt, hatte es doch fast 50 Jahre lang ,,kanonischen Rang" und gibt uns auch heute noch wichtige Denkanstöße zum Verständnis des Werks.4 Vor allen Dingen die Trennung des NL in zwei Teile, einerseits Gunthers und Siegfrieds Brautwerbung, der Streit der Königinnen, Siegfrieds Tod und die Hortversenkung in den Aventiuren 1-19 (Str. 1-1142) und andererseits Etzels Werbung, der Zug der Burgunder bis zu ihrem Untergang in den Aventiuren 20-39 (Str. 1143-2379), ist nach wie vor unangefochten. Für die Suche nach den historischen Ursprüngen der Nibelungensage ist diese Trennung von Bedeutung, da auch getrennte Ereignisse für die beiden Teile zugrunde gelegt werden müssen. Weiterhin ist zu bedenken, dass die ,,alten mæren", an die der Dichter um 1200 erinnert, durch rein mündliche Traditionen weitergegeben wurden. Ältere schriftliche Überlieferungen der Nibelungensage sind nicht bekannt, auch wenn Heusler für die letzte Stufe des Burgunderuntergangs eine Niederschrift vermutet hat, die so genannte ,,Ältere Not".5 Einzige Ausnahme ist der wohl um 930 in St. Gallen entstandene lateinische ,,Waltharius", der die Nibelungensage als Hintergrund benutzt und Hagen als zentrale Figur auftreten lässt, jedoch lassen sich daraus keinerlei Schlüsse auf eine schriftliche Quelle der Nibelungensage ziehen.6 Auf der anderen Seite hat diese mündliche Tradition immer wieder zu der Vermutung geführt, dass die jeweiligen Sänger den Stoff je nach aktuellen, zeitgenössischen Nachrichten und Erlebnisse verändert bzw. mit ihnen ausgeschmückt haben,7 so dass eine unüberschaubare Menge an dichterischen Schichten im NL zu denken ist. Konsequent zu Ende gedacht bedeutet dies, dass praktisch jedes historische Ereignis und jede historische Persönlichkeit der fränkisch/deutschen Geschichte vom fünften bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts seinen Weg ins NL gefunden haben könnte. Auf der anderen Seite entstand aus der mündlichen Traditionalität der Sage aber auch ,,eine Art Stoffzwang, dem der Dichter ausgesetzt war [...]. Dieser hat es wohl erschwert, den Geschehensablauf zu ändern".8 Bei der Suche nach den historischen Quellen ist also den Grundmotiven der Sage und wichtigsten Personen besondere Beachtung zu schenken.

3. Heldensage, Heldenlied und Historie

Die so genannte Heldendichtung ist ein Begriff der modernen Literaturwissenschaft, der sich am griechischen Altertum und dem Epos der Stauferzeit orientiert. Wenn in den Quellen des hohen Mittelalters Bezug auf die ,,Heldendichtung" genommen wird, so nennt sie als deren Inhalt die ,,Taten der Könige" und ,,die Kämpfe der Vorfahren".9 Die Lieder lassen demnach die Intention erkennen Geschichte zu überliefern, wobei man jedoch betonen muss, dass hier die memoria, d. h. das feierliche Andenken, an die Stammväter der Goten, Burgunder und anderer weitergegeben wurde. Dies war sicherlich auch zur Legitimation von Königsherrschaften geeignet und wirkte identitätsstiftend für ganze Sippenverbände. Von einer Form der Hausüberlieferung für einzelne Adelsfamilien, wie mehrfach angedacht wurde, kann man meiner Meinung nach hierbei jedoch nicht sprechen.10

Dafür, dass bei den Burgundern bereits im 5. Jahrhundert solche Lieder üblich waren, gibt es einen charmanten Beleg um 467 von dem galloromanischen Appolinaris Sidonius. Er berichtet von dem Vortrag eines Liedes bei einem Gastmahls:

Des langhaarigen Volkes Tischgenosse,

Hab germanische Worte auszuhalten,

Muß auch wieder und wieder ernsthaft, was da

Der burgundische Vielfraß vorsingt, loben,

Der mit ranziger Butter sich den Kopf salbt.

Willst du, daß ich dir sage, was mein Dichten umbringt?

Er mißachtet den Sechsfußstil Thalia,

Von barbarischer Sangkunst vertrieben,

seit der siebenfüßigen Herren Anblick.11

Nun ist hier nicht direkt von Heldenliedern die Rede, jedoch gibt es einen parallelen Beleg des byzantinischen Gesandten Priskos von einem Gastmahl um 448 am Hofe Attilas (an dem sich auch Goten und Germanen aufhielten) , der die These stützt, dass bei solchen Gelegenheiten Heldenlieder vorgetragen wurden.12

Grundlage dieser Heldenlieder sind die Heldensagen, die im allgemeinen Ereignisse aus der Völkerwanderungszeit, also etwa dem Zeitraum vom Hunneneinfall und dem damit verbundenen Tod des Gotenkönigs Ermanerichs 375 n. Chr. in Südrussland bis zur Auflösung des Bündnisses zwischen den Awaren und Langobarden und Abwanderung letzterer nach Italien 568 n. Chr. wiedergeben. Im Falle des Nibelungenliedes sind sogar noch Ereignisse um die merowingischen Königin Brunichild (gest. 613) eingeflossen, wie auch einige andere Ereignisse der blutigen Merowingerzeit den Hintergrund für wieder andere Sagen gebildet haben.

Diese Phase wird auch als das ,,heroic age" der verschiedenen germanischen Völker bezeichnet, in der sich durch die vielfachen Umbrüche ein Kriegeradel (die ´Heroen´) herausbildet. In dieser Phase sind die verschiedenen Stämme oder Gruppen, die sich bisher an dem Lauf der Jahreszeiten der Natur und damit verbunden an einem mythischen Zyklus von Tod und Wiedergeburt orientiert haben, ihrer Geschichtlichkeit bewusst geworden sind. Man wird diesen Vorgang aus dem Kontakt mit den römischen Legionen im Laufe des zweiten und dritten Jahrhundert erklären können, welche (ausgehend von der sagenhaften Gründung Roms 753 v. Chr.) von der 1000-jährigen Geschichte Roms berichtet haben, von einem Augustus, der vor mehr als 250 Jahren der ´Welt´ den Frieden brachte, von den Eroberungen Cäsars vor 300 Jahren und der Verteidigung des Vaterlandes durch einen Scipio vor über 450 Jahren und ihren, durch den Ruhm gesicherten, ewigen Platz in der Geschichte. Angesichts der Tatsache, dass sich die Barbaren kaum an die Namen ihre toten Urgroßeltern werden erinnert haben und der Verdeutlichung ihrer eigenen Endlichkeit, spricht Walter Haug in diesem Zusammenhang zu Recht von einem ,,Geschichtsschock", durch den die Heldensage u. a. hervorgebracht wurde und in der diese Erfahrung narrativ verarbeitet wurde.13 Darüber hinaus erkennt man hier auch wieder den Wunsch eigene Geschichte wiedergeben zu wollen. Schon Tacitus berichtete in seiner Germania von der alleinigen Geschichtsüberlieferung in Form von Liedern, allerdings waren diese noch Bestandteil einer religiösen Verehrung des Gottes ,,Tuisto", so dass es sich hier wahrscheinlich eher um Götterlieder als um Heldenlieder gehandelt haben mag.14

Eine wichtige ursprüngliche Funktion der Heldensage war also eindeutig die Geschichtsüberlieferung, welche jedoch im Laufe der Zeit immer weiter ,,enthistorisiert" wurde, d. h. durch ,,Archetypisierung" des Stoffes und Integrierung eines bekannten Handlungsschemas aus mythischen Fabeln verfremdet wurde.15

Als Beispiel sei hier auf die relativ gut greifbare Geschichte von Attilas Tod (453) verwiesen, die ursprünglich zum Sagenkreis der Nibelungen gehörte, aus dem NL aber herausgenommen wurde:

Gegen 550 schreibt der Gote Jordanes in seiner Gotengeschichte zunächst, dass Attila während seiner Hochzeitsnacht mit dem germanischen Mädchen ,,Ildico" an einem Blutsturz erstickt ist, da er zu betrunken war um rechtzeitig zu erwachen.16 Bei dem illyrischen Geschichtsschreiber Marcellinus Comes (ebenfalls sechstes Jahrhundert) wird er dann schon von seiner Frau in der Nacht mit dem Messer erstochen und gegen Ende des neunten Jahrhunderts taucht bei Poeta Saxo verwirrender Weise in seiner dänischen Geschichte für die Frau dann das Motiv der Rache für den Mord am eigenen Vater auf.17 Im so genannten Alten Atlilied, welches um 900 entstanden ist, ist dann die ganze Szene verbunden mit dem Burgundenuntergang: Gudrun (Kriemhild) gibt aus Rache für den Tod ihrer Brüder Atli (der Hunnenkönig Attila) zuerst die Herzen seiner beiden Söhne zu essen, verschenkt, während Atli sich betrinkt, dann den Königsschatz an seine Männer, bringt ihn schließlich im Bett um und zündet zu guter Letzt noch den Palast an, der brennend zusammenstürzt.18

Wie man erkennen kann, ist die Verfremdung der historischen Begebenheit enorm, die Problematik, einen wahren Kern zu finden, dadurch nicht eben einfach. Des weiteren kommt zumindest im Falle des NL das Problem hinzu, dass mehrere Sagenstränge miteinander verflochten wurden.

4. Der Untergang der Burgunder

Der Stoffkreis um den Zug der Burgunder an Etzels (Attilas Name im NL) Hof und ihrem dortigen Untergang ist das zentrale Thema des zweiten Teiles des NL und des Liedes überhaupt, daher wird die Geschichte der Burgunder im folgenden eingehend behandelt. Eine Untersuchung über den weithin bekannten Theoderich d. Gr. als historische Vorlage des Dietrich von Bern, der einen komplett eigenen Sagenkreis bildet, muss in diesem Rahmen vernachlässigt werden. Auch Rüdiger von Bechelaren möchte ich als ,,junge" Sagengestalt (die ältesten möglichen Vorbilder stammen aus dem zehnten Jahrhundert) außer acht lassen.19 Die Burgunder stammen wohl von der Ostseeinsel Bornholm. Hierfür gibt es sowohl archäologische Indizien als auch schriftliche Hinweise, so z. B. die Bezeichnung der Insel in den isländischen Sagas als ,,Burgundarholm(r)".20 Bei Plinius dem Älteren findet sich 57 n. Chr. ein Beleg für sie im Mündungsgebiet von Oder und Weichsel, von wo die Hauptgruppe des Stammes im 3. Jahrhundert Richtung Westen zog und in Mainfranken siedelte. Im 4. Jahrhundert sind dann mehrere Kontakte der Burgunder mit den Römern belegt und im Zuge der großen Barbareninvasion der Alanen, Vandalen und Sueben überquerten auch sie um 406/7 den Rhein und siedelten wahrscheinlich in dem Gebiet zwischen Mainz und Worms.21

Jetzt findet sich der erste historische Bezugspunkt zum NL: Der ägyptische Geschichtsschreiber Olympiodor berichtet im Zusammenhangmit der Ausrufung des gallischen Jovinus zum Kaiser im Jahr 411 von der Unterstützung des Burgunders ,,Guntarios", der wie der Westgotenkönig Alarich als ,,phylarchos" betitelt wird.22

Hier und in der berühmten Lex Burgundionum des Königs Gundobad (gest. 516), in dem die Namen der burgundischen Könige Gibica, Gondomar, Gislahar und Gundahar überliefert sind, finden wir eine Bestätigung für den aus dem NL bekannten König Gunther/Gundhar mit seinen Brüdern Gernot/Gondomar und Giselher/Gislahar (Str. 4). Während im NL selber Dankrat als Vater der drei genannt wird (Str. 7), ist aus anderen Quellen wie beispielsweise dem ,,Waltharius" der Vater als Gibicho/Gibica bekannt.23 Im NL taucht erstaunlicherweise eine Person namens Gibech am Hofe Etzels auf (Str. 1343, 1352 und 1880), obwohl der ,,Waltharius" dem Autor auf jeden Fall bekannt war, wie aus der Anschuldigung Hildebrants an Hagen hervorgeht:

nu wer was, der uf einem schilde vor dem Waskensteine saz, do im von Spanje Walther so vil der friunde sluoc? (Str. 2344,2-3)

Diese Stelle bezieht sich direkt auf den ,,Waltharius", in dem Hagen zunächst nicht gegen den Freund Walther kämpft. Warum der Autor den Namen des Vaters nicht übernommen hat, bleibt allerdings unklar.

Nachdem der Usurpator Jovinus gescheitert war (Honorius wurde rechtmäßiger Kaiser) findet sich ein Beleg für die Burgunder als Föderaten Westroms als Notiz zum Jahr 413. Dies wäre sozusagen das offizielle Gründungsjahr ihres ,,Rheinreiches". Unsicher bleibt, ob sie wirklich zum Katholizismus übertraten, wie der sogar zeitgenössische Orosius um 417 schreibt oder ob dies nicht nur in der Absicht geschrieben wurde um den römisch-katholischen Glauben hervorzuheben.24

Interessant sind jedoch die Indizien für einen intensiveren Kontakt mit den Hunnen in Form der so genannten artifiziellen Schädel(de)formation. Hierbei handelt es sich wohl um ein Schönheitsideal, welches ursprünglich aus dem Gebiet des heutigen Iran stammte und in Europa ansonsten unbekannt war. Die Hunnen brachten auf ihrem Zug nach Westen diese Idealvorstellung nach Europa. Für die artifizielle Schädelformation wurden den Säuglingen Metallbänder um den Kopf gelegt um eine hohe, konische Kopfform zu erreichen. Durch die Archäologie ist die Weitergabe der artifiziellen Schädelformation von den Hunnen an die Thüringer und die Burgunder (Grabfunde sowohl am Rhein als auch in der Sapaudia) nachgewiesen. Die artifizielle Schädelformation erlosch in den Grabfunden schlagartig in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts.25

Der hier stattgefundene Kulturtransfer könnte ein Indiz für eine tatsächliche Verschwägerung von Hunnen und Burgundern sein, der in der Nibelungensage seine Wiedergabe in Form der Ehe von Kriemhild und Etzel/Attila gefunden hat, denn es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass eine solch komplizierte Technik einfach ´abgeguckt´ wurde. Des weiteren stellt es einen Hinweis für die tragische Bedeutung des Burgundenuntergangs gerade durch die so möglicherweise versippten Hunnen dar. Ein tragisches Ereignis, welches also wirklich zu besingen und überliefern würdig war.

Im Jahr 435/36 unternahm der König Gundahar anscheinend den Versuch, seinen Herrschaftsbereich auf die römische Provinz Belgien auszudehnen. Sein Vormarsch nach Nordwesten wurde aber von einem Heer unter Aetius, dem Heermeister Westroms gestoppt. Gundahar unterwarf sich, wurde jedoch ein Jahr später von einem hunnischen Heer mit seinen Kriegern komplett vernichtet. In einem Bericht des spanischen Bischofs Hydiatus wird von 20000 Toten gesprochen. Diese katastrophale Niederlage bei der auch Gundahar und wahrscheinlich der Großteil der burgundischen Nobilität starben bildet den Kern der im zweiten Teil des NL wiedergegebenen Stoffgeschichte. Die Umstände dieser Schlacht bleiben unklar. Das hunnische Heer wird wahrscheinlich im römischen Dienst gestanden haben: Aetius, welcher in seiner Jugend als Geisel am hunnischen Hof war, rekrutierte bis 441 mit Vorliebe Hunnen statt Germanen für die Armeen Roms. Andererseits könnte es sich auch um einen rein hunnischen Angriff gehandelt haben. Von Oktar, einem Onkel von Attila, der um 430 die Herrschaft über die Hunnen mit seinem Bruder Ruga ausübte, berichtet der Kirchenhistoriker Sokrates, er sei bei einem Zug gegen die Burgunder gestorben, da er sich bei einer Orgie überfressen hätte.26 Dieses Ereignis steht nicht in direktem Zusammenhang mit der Schlacht von 436/7, belegt aber, dass ein hunnisches Heer auch außerhalb des Einflussbereichs Roms gegen die Burgunder vorgehen konnte. Die genauen Umstände der Schlacht können daher kaum rekonstruiert werden.

Die restliche Bevölkerung wurde 443 von Aetius in die Sapaudia, südlich des Genfer Sees, umgesiedelt. Wichtig für die Deutung des NL und der Nibelungensage wird noch die Tatsache, dass die Burgunder als Föderaten des Aetius ebenfalls an der berühmten Schlacht gegen Attila auf den Katalaunischen Feldern teilgenommen haben (451).27 Hierdurch könnte eine erste Verbindung des Burgundenuntergangs mit Attila entstanden sein, wie sie schriftlich im 8. Jahrhundert auch bei Paulus Diakonus fassbar wird, der Attila als Bezwinger Gundachars am Rhein nennt.28

5. Das historische Vorbild für die Siegfried-/Brünhildsage

Die historische Grundlage für den ersten Teil des NL bis zu Siegfrieds Tod und der Versenkung des Hortes im Rhein ist nicht eindeutig zu belegen. Die beiden wahrscheinlichsten Vorbilder möchte ich im folgenden kurz erläutern:

5.1 Uraias

Der byzantinische Geschichtsschreiber Prokop berichtet im 3. Buch der Gotenkriege zu den Jahren 538 bis 540 von dem Goten Uraias (wahrscheinlich *Wraja), einem Feldherrn und Neffen des Königs Witiges. Diesem war es mit einer Hilfstruppe von 10000 Burgundern gelungen Mailand von den Oströmern zu erobern und dabei große Schätze zu erbeuten. Die Goten setzten dann den unfähigen König Witiges ab und boten Uraias die Krone an. Dieser lehnte jedoch ab und schlug Hildibad als König vor, der die Herrschaft auch antrat. Uraias blieb weiterhin sehr angesehen unter den Goten und Burgundern, auch durch den gewonnenen Schatz. Eines Tages begegneten sich die Gemahlin Uraias und Hildibads mit Gefolge im Bad. Die Frau Uraias verweigerte der Königsgemahlin die nötige Ehrerbietung und beleidigte sie, worauf diese weinend zu Hildibad lief und nach Rache verlangte. Hildibad ließ daraufhin Uraias durch Meuchelmord beseitigen. Die Tat machte den König jedoch verhasst und als er bald darauf die Braut eines Goten einem anderen zur Frau gab, schlug der wütende Bräutigam ihm bei einem Gastmahl den Kopf ab.29

Historisch ergänzend bleibt zu sagen, dass es sich hierbei um ein Doppelspiel der ausnahmsweise gemeinsam agierenden merowingischen Könige gehandelt hat: Obwohl im Bündnis mit dem oströmischen Kaiser Justinian unterstützten sie den Gotenkönig Witiges um den Preis der Abtretung der Provence und weiterer ostgotischer Gebiete. Um wenigstens formal das Gesicht gegenüber dem Kaiser zu wahren, schickten sie nichtfränkische Truppen zur Unterstützung: Die Burgunder (Das burgundische Reich war nach der Niederlage ihres Königs Godomar 532 unter den Merowingern aufgeteilt worden). Witiges kapitulierte 540 bei Ravenna vor den kaiserlichen Truppen, die Eroberung Mailands fand aber schon 538 statt.30 Prokops Bericht ist also kritisch zu bewerten.

Die Parallelen des Berichts zum NL sind evident:

- Ein beliebter, reicher Held königlicher Abstammung, der als Stütze des Königshauses auftritt.
- Öffentlicher Streit der Frauen um den Vorrang.31
- Der König lässt den Helden wegen einer Beleidigung seiner Gattin durch dessen Frau ermorden.
- Der König wird später bei einem Fest ermordet.

Dieser Hintergrund überzeugt vor allen Dingen durch das Motiv des Frauenstreites. Die Darstellung des Zanks zwischen Kriemhild und Brünhild in der 14. Aventiure des NL gilt als ein entscheidender Wendepunkt im ersten Teil des NL, das in seiner Bedeutung sich schon in der Einleitung wiederfindet:

si sturben sit j æ merliche von zweier edelen frouwen nit (Str.6,4)

So wie die völlige Niederlage des burgundischen Heeres zum zentralen Motiv des zweiten Stoffteiles des NL geworden ist, könnte dieser Frauenstreit den Kern des ersten Teiles darstellen, um den sich die weiteren Komplexe angelegt haben. Demgegenüber steht natürlich die Tatsache, dass es überhaupt keine Namensähnlichkeiten von Uraias und Hildibad zu den Protagonisten des NL gibt, und dass zwar Burgunder als Hilfstruppen in der Geschichte vorkommen, aber keine wesentliche Rolle spielen, mithin also eine Übernahme der Geschichte in einen burgundischen Sagenkreis nicht einleuchtend erscheint. Es ist auch nicht auzuschließen, dass der Ursprung von Prokops Bericht selber schon in einer Sage zu suchen ist, denn weitere Belege für diese Ereignisse sind nicht bekannt und Prokop schreibt hier als Byzantiner über Ereignisse der Gegner Konstantinopels. In der Forschung spielt diese Quelle daher eine Nebenrolle.

5.2 Brunichild

Die zweite mögliche Vorlage sind die Ereignisse um die Westgotin Brunichilde:

Brunichild war die Tochter des Westgotenkönigs Athanagild. Sie wurde 566 mit Sigibert von Reims, einem von drei Merowingerkönigen seiner Zeit, verheiratet. Diese Verbindung rühmte schon Gregor von Tours, da sie als eine standesgemäße Ehe in ihrer Zeit herausragend war. Sigiberts Bruder Chilperich trennte sich kurz entschlossen von seinen Frauen um Galsvintha, eine Schwester Brunichilds, zu heiraten. Er hatte jedoch weiterhin eine Beziehung zu seiner alten Konkubine Fredegunde und, von ihr angestachelt, ließ er Galsvintha schließlich umbringen (um 569/70) um Fredegunde zu heiraten.32 Dies bildet den Ausgangspunkt für den Streit der Königinnen Brunichilde und Fredegunde, den ,,nit zweier edelen frouwen". Die Lage zwischen Sigibert und seinem Bruder Chilperich war wegen Erbstreitigkeiten sowieso schon gespannt, der Mord an Galsvintha stellte den Zündfunken dar: Es kam, wie so oft in der fränkischen Geschichte, zum Bürgerkrieg. Der Krieg war nach einigem Hin und Her erfolgreich für Sigibert. Er eroberte Paris und zwang Chilperich zum Rückzug, so dass er vom Heer seines Gegners schon per Schilderhebung zum neuen König ausgerufen wurde, als ihn zwei Meuchelmörder Fredegundes 575 in Vitry (Arras) umbrachten.33

Der Krieg setzte sich mit Unterbrechungen und vielfachen Mordversuchen und Aufstachelungen noch bis 613 fort, wobei noch interessant ist, dass Brunichild unterstellt wurde, sie habe 611 die Awaren gegen ihren Enkel Theudebert aufgehetzt.34 Es ist mehrfach belegt, dass die Awaren (so wie später die Ungarn) als Hunnen bezeichnet wurden, womit die Parallele zum NL deutlich wird. Dann endlich gelangte die alte Königin Brunichild 613 in die Gewalt Chlothars II., des Sohnes Chilperichs (gest. 584) und Fredegundes (gest. 597). Er gab ihr die Schuld am Tod aller zehn seit 575 gestorbenen Könige und ließ sie drei Tage foltern und schließlich, mit einem Arm, einem Bein und den Haaren an den Schwanz eines Pferdes gefesselt, in Stücke reißen.35

Nun sind die Parallelen zum NL nicht sofort klar. Bis auf den Namen Brunichild = Brunhild und den Streit zweier Königinnen scheint es keine Gemeinsamkeiten zu geben. Aus Sigibert lässt sich unter Aspekten der Namensforschung eher schlecht Siegfried ableiten, aber vor allen Dingen müsste Fredegunde nicht nur zu Kriemhild/Griemhild/Gudrun verändert, sondern auch die Rollen Brunichilds und Fredegundes ausgetauscht worden sein. Ich bin dennoch der Meinung, dass hier der historische Ursprung des ersten Teiles des NL zu finden ist, genau wie es in Heuslers Stammbaum des NL (s. o.) bereits vermutet wurde und möchte dies im folgenden begründen.

Meine These stützt sich im wesentlichen auf die Anhäufung einer Reihe von Indizien. Als erstes möchte ich noch weiter auf Brunichild eingehen und auf den Umstand aufmerksam machen, dass Brunichild in ihren letzten Jahren in Worms residierte. Sehr wahrscheinlich lässt sich eine in Worms geprägte Münze mit Frauenkopf vom Beginn des siebten Jahrhunderts mit ihr in Verbindung bringen.36 Zu dieser Zeit war Brunichild die Königsgroßmutter über das frankoburgundische Teilreich und hatte noch wesentlichen Einfluss auf ihren Enkel Theuderich II. und auf die Politik allgemein.37

Damit ist sowohl eine Verbindung dieser schillernden Persönlichkeit zum Handlungsort des NL hergestellt, als auch eine Verbindung zu den Burgundern. Hermann Reichert bringt als Argument gegen die historische Brünhild/Brunichild ihre geringen Kontakte zu den Burgundern vor.38 Gerade das Gegenteil ist aber der Fall: Eugen Ewig weist darauf hin, dass es auch nach Brunichilds Tod noch mächtige Parteigänger von ihr in der frankoburgundischen Nobilität gab und sogar eine ,,nationalburgundische Verschwörung" angeführt vom Patricius Aletheus ausbrach, welcher sich seiner Abstammung zum altburgundischen Königshaus rühmte und ein unabhängiges Königreich Burgund wiederherstellen wollte.39 Die Verbindung Brunichilds nach Burgund war also nicht nur eng, sondern augenscheinlich auch positiv besetzt. Eine Voraussetzung, die für einen Rollentausch der Figuren in der Nibelungensage spricht. Aus der Dietrichsage ist eindeutig der Rollentausch des historischen, nach Italien einfallenden Theoderichs mit seinem sich verteidigenden Gegner Odoaker nachgewiesen, welcher mit der heroischen Sagenfigur Dietrichs zusammenhängt, nach der Dietrich aus seinen Erblanden vertrieben wird und sie zurückerobern muss.40 Es ist daher durchaus möglich, dass mit Brunichild als Bewahrerin frankoburgundischer Interessen das gleiche passiert ist.

Weiterhin möchte ich unterstreichen, dass Brunichild nicht nur eine von vielen Figuren der blutigen Merowingerzeit war. Schon die Anschuldigungen Chlothars II., sie sei für den Tod von zehn Königen verantwortlich (s. o.), zeigen doch eine deutliches Herausstechen der Ereignisse im Bewusstsein der damaligen Zeit. Für die fränkischen Zeitgenossen mögen die Verwandtenmorde innerhalb der Königsfamilie vielleicht ´normal´ gewesen sein (ich persönlich bezweifle auch das), zehn Könige durch eine Hand ermordet zu sehen war jedoch sicherlich außergewöhnlich. Für Chlothar II. war es mit dem Tod Brunichilds auch noch nicht getan: 614 berief er ein Reichskonzil und eine Reichsversammlung nach Paris ein, deren Bedeutung man daran erkennen kann, dass allein aus 75 Bistümern des Reiches Gesandte zum Konzil erschienen. Alle Regierungshandlungen der Nachkommen Brunichilds, durch die allein sie als Frau politisch agiert hatte, wurden kassiert, rechtmäßige Schenkungen und Verleihungen jedoch bestätigt.41 In dieser Tilgung der Taten Brunichilds und ihrer Nachkommen kommt doch eindeutig ihre gewichtige Rolle und Bedeutung in der merowingischen Geschichte zum Ausdruck, die Grundlage für eine Sagentradition bot. Es sei auch auf die Hervorhebung Brunichilds durch Pseudo-Fredegar hingewiesen:

,,Auf Brunhildes Rat hin wurden solche Untaten und solches Blutvergießen im Frankenreich angerichtet, daß sich die Prophezeiung der Sybille erfüllte, die sagte: ´Da kommt Bruna aus Spanien; vor ihrem Anblick werden viele Völker zugrunde gehen.´"42

Vom Tod ihres ersten Mannes Sigibert 575 bis zu ihrer Hinrichtung 613, also fast 40 Jahre lang, spielte diese Frau eine der wichtigsten Rollen im Frankenreich. All diese Punkte sprechen für eine verlorengegangene Sage von Brunichild/Brünhild, die in das NL eingegangen ist.

Im folgenden möchte ich einige Punkte hervorheben, die meiner Meinung nach für eine Entstehung dieser Brünhildsage als Teil der Nibelungensage in der merowingischen Epoche sprechen. Nach meiner Meinung entstammen alle wesentlichen Elemente der Sage dieser Zeitepoche und schimmern im NL immer noch durch.

5.2.1 Der Nibelungenhort

Der Hort ist ein zentrales Motiv im NL und stellt zugleich eine Verbindung zu früheren Fassungen her. Schon im Alten Atlilied ist die so genannte ,,Hortforderungsszene"

Wendepunkt der Geschichte, durch die Gunnar/Gunther in seiner Niederlage noch einen Sieg erringt:

Sie fesselten Högni / mit harten Banden; / es gingen die Hunnen / zu Gunnars Haft / Sie fragten den Kühnen, / ob er kaufen wolle / der Goten Herr / mit dem Gold sein Leben. (Str. 20)43

Die Rollen von Högni/Hagen und Gunnar/Gunther sind im Vergleich zum NL vertauscht. Högni wird das Herz herausgeschnitten und Gunnar präsentiert. Nun ist dieser sicher, dass es keine Mitwisser mehr um den Hort gibt und kann beruhigt dem Tod ins Auge sehen. Auch im NL begegnen wir zweimal der Hortforderungsszene, einmal in der 28. Aventiure (Str. 1739-43) bei der Ankunft der Burgunder an Etzels Hof und mit deutlichen Parallelen zu der obigen Szene in der 39. Aventiure:

Do gie diu k ü neginne, da si Hagenen sach.

wie rehte fientliche si zuo dem helde sprach:

,,welt ir mir geben widere, daz ir mir habt genomen,

so muget ir noch wol lebende heim zen Burgonden komen. (Str. 2367)

Der Hort ist im NL theoretisch von sekundärer Bedeutung, geht es Kriemhild doch prinzipiell um die Rache für Siegfrieds Tod.44 Hier liegt wohl auch einer der ,,Stoffzwänge" (s.o.) des Dichters vor, der diese Szene aus der festen Sagentradition übernehmen musste.

Der Hort ist verschiedentlich als Motiv der Macht und (natürlich) des Reichtums interpretiert worden.45 Hierfür spricht auch die 19. Aventiure des NL: Hagen sieht Gefahr für die Burgunder dadurch, dass Kriemhild sich durch reiche Geschenke der Dienste vieler Krieger versichern kann (Str. 1127-30). Dies treibt Hagen schließlich dazu, den Hort Kriemhild zu entziehen (Str. 1131/32).

Der Hort als Motiv deutet aber nun direkt auf die merowingische Zeit als Ursprung hin. Ewig schreibt über die Aristokratie:

,,Charakteristisch für die ältere fränkisch-alamanische Führungsschicht war die Herrschaft über ein großes, meist unfreies Gesinde und der Reichtum an fahrender Habe, an Vieh und Lebensmitteln sowie

- vor allem - an Edelmetallen, Geschmeide und kostbaren Gewändern, an gold- und silberverzierten Waffen und Wehrgehängen, an kostbarem Geschirr aus Gold, Silber, Glas oder Bronze, die wie bei Königen, wenn auch mit Abstand, den ´Schatz´ des vornehmen Herrn bildeten. Der Grundbesitz war dagegen ´austauschbar´ und von sekundärer Bedeutung."46

Der Wandel zu einem grundherrschaftlichen Adel begann gegen Ende des sechsten Jahrhunderts. Wie hier gezeigt wird, war der Hort zur Zeit der Brunichilde nicht nur ein Symbol für Macht, sondern ganz reale, ´alltägliche´ Machtbasis von Herrschaft überhaupt. Daraus kann man einen terminus ante quem für die Übernahme des zentralen Hortmotivs in die Sagentradition ableiten. Sicherlich, das Motiv des Schatzes hat nie wirklich seinen Reiz verloren, jedoch für eine adlige Rezipientenschicht wird es später von weniger Bedeutung gewesen sein, da die Grundherrschaft zur Machtbasis wurde (in den höfischen Romanen findet sich dann eher das Motiv der Landnahme).

Der Hort wird im NL als Morgengabe Kriemhilds bezeichnet (Str. 1116). Es ist belegt, dass die Morgengabe Galsvinthas (s. o.) außergewöhnlich groß war.47 Es erscheint nicht einleuchtend, wenn Fredegunde durch ihren Neid zwar den Tod Galsvintha vorangetrieben hat, aber sich dann mit einer geringeren Morgengabe zufrieden gegeben hätte. Aus diesen Punkten ergibt sich eine historische Vorlage und eine Verbindung des Hortmotivs mit einer konstatierten Brünhildsage.

5.2.2 Das Problem mit Hagen

Neben der Gestalt des Rüdiger, die vermutlich erst zu einem späteren Zeitpunkt in die Sage eingeflossen ist, findet sich kein überzeugendes Vorbild für Hagen von Tronje. Sein Beiname von Tronje hat immer wieder zu der Vermutung geführt, er stamme aus Xanten, das den lateinischen Namen colonia trajana getragen hat. Als weiterer Beleg wird hierfür die Nennung Hagens ,,de gemine Troiae" im ,,Waltharius" genannt.48 Vollständig überzeugend ist dies jedoch nicht, wenn man berücksichtigt, dass Hagen Siegfried aus Xanten vor der Handlung des NL nicht gekannt haben soll (Vgl. Str. 84-86). Die bisherige Suche nach einer historischen Persönlichkeit scheiterte.

Nach einer auf den ersten Blick überraschenden These ist Hagen jedoch ursprünglich gar kein Name, sondern nur eine Bezeichnung für einen Vasall gewesen, die sich aus dem Wort *hagu-, d. h. Kreis des Fürsten ableitet.49 Diese Erklärung passt erstaunlich gut in den Umkreis der merowingischen Epoche. Zum einen wird in der Geschichte der Auseinandersetzungen zwischen Fredegunde und Brunichilde immer wieder von gedungenen Gefolgsleuten (mit Mordauftrag) gesprochen, die nicht näher benannt werden. Auch beim Mord an König Sigibert, dem ersten Mann Brunichilds, ist dies z. B. der Fall.50 In die Sage können sich also durchaus namenlose Gestalten eingeschlichen haben, die unter dichterischen Aspekten später personifiziert wurden. Ich sehe auch keinen Widerspruch darin, dass Hagen im zweiten Teil des NL die tragende Rolle spielt: Im Alten Atlilied schimmert noch Gunnar/Gunther als die wichtigste Figur durch und Högni/Hagen tritt zurück, was Gunnar/Gunther als Königsfigur auch durchaus angemessen ist.

Zum zweiten wird im NL Hagens Status nie eindeutig geklärt. Er spielt definitiv eine gewichtige Rolle am Hof und wird in der Reihenfolge der höfischen Gesellschaft in Worms an erster Stelle genannt, doch ist er mit keinem Amt ausgezeichnet (Str. 8-11). Auch die Verwandtschaft Hagens mit den Königen überzeugt nicht vollständig, die Funktion als Vasall überwiegt. Nun gab es aber in der fränkischen Verfassungsgeschichte ein Hofamt, für das es in der späteren deutschen Reichsgeschichte und damit auch für den Nibelungendichter und sein höfisches Publikum kein Äquivalent mehr gab. Hierbei handelt es sich um das Amt des Hausmeiers. Für die Theorie, dass Hagen Hausmeier gewesen ist, möchte ich folgende Begebenheit aus den Liber Historia Francorum anführen:

Bevor dies geschah, zur Zeit also, als Sigibert noch jung war, wählten alle Austrasier Chrodinus zum Hausmeier, da er in allen Belangen tatkräftig, gottesfürchtig und geduldig war und man an ihm nichts finden konnte, was Gott und den Menschen nicht gefallen hätte; er aber lehnte diese Ehre ab, indem er sagte: ,,Ich bin nicht in der Lage, in Austrasien Frieden zu schaffen; ich bin ja mit nahezu allen Vornehmen und deren Kindern in ganz Austrasien blutsverwandt; so kann ich unter ihnen keine Ordnung herstellen oder einen von ihnen töten. Sie aber werden sich (durch ihre Verwandtschaft) mit mir erlauben, Gewalttaten zu vollbringen. Gott soll nicht zulassen, daß ich wegen ihrer bösen Taten in die Hölle komme.51

Die Kernaussage dieser Passage ist klar: Der Hausmeier hat die Aufgabe, gegen die Vornehmen im Reich vorzugehen um den Frieden zu wahren und im Zweifelsfall gehört dazu auch der Mord an diesen. Dies ist genau die Rolle Hagens im NL. Er bringt Siegfried um, da das Gerücht über ein Verhältnis zwischen ihm und Brunhilde das Ansehen des Königs belastet. Herbei sei besonders auf Str. 867,1 hingewiesen:

,,Suln wir gouche ziehen?" sprach aber Hagene:

Mit der Bedeutung von gouch = Kuckuck wird hierbei die Gefährdung für den Frieden des Reiches zum Ausdruck gebracht. Durch das heimliche Einbringen eines Kuckuckseis in die königliche Familie, also der angedeuteten Schwängerung Brünhilds durch Siegfried wird die Legitimität des Königssohnes (der auch noch in unglücklich ironischer Weise den Namen Siegfried trägt [Str. 718]) angezweifelt und damit der Frieden des Reiches gefährdet. Nicht nur der notwendige Tod Siegfrieds findet hier seine Begründung, sondern auch Hagen ist in seiner Position als Hausmeier derjenige, der handeln muss.

Als der Hort in den Händen Kriemhilds zu einer Gefahr für die Burgunder zu werden, entzieht er ganz bewusst wider alles Recht den Schatz ihrem Zugriff mit dem Satz:

do sprach aber Hagene: ,,lat mich den schuldigen sin" (Str. 1131,4)

Aus dem Verständnis des Hausmeieramtes agiert Hagen hier völlig logisch, ohne dass ein merowingischer Hörer sein Verhalten unter moralischen Gesichtspunkten hinterfragen müsste.

Dass Hagen nicht nur angesehener Berater am Hof gewesen sein konnte, sondern wirklich ein Hofamt bekleidet haben muss, ergibt sich aus dem vorgetäuschten Getränkemangel bei der Jagd:

Do sprach von Tronege Hagene: ,,vil lieber herre min,

ich wande, daz pirsen hiute solde sin

da zem Spehtsharte: den win den sand ich dar.

sin wir hiute ungetrunken, wie wol ich mere daz bewar!" (Str. 967)

Diese Strophe erklärt sich nur, wenn man Hagen einen realen Amtsposten am Hof zugesteht. Der Hausmeier hatte die Oberleitung über den Haushalt und war dem Küchenmeister vorgestellt, so dass unter der Annahme von Hagen als Hausmeier die Strophe stimmig wird und logisch erscheint, warum Hagen dafür verantwortlich ist, wohin die Hofleute den Wein für die Jagd liefern.

Das scheinbare Fehlen einer namensverwandten historischen Persönlichkeit lässt sich also durch die Ausformung der Sage in merowingischer Zeit und durch die vielen ungenannten Gefolgsmänner im Streit der Königinnen Fredegunde und Brunichild begründen. Des weiteren spricht auch die These von Hagen als Hausmeier hierfür, durch die die Rolle Hagens im ersten Teil des NL logisch nachvollziehbar wird. Die Figur Hagens im Kreis einer Brünhildsage wird damit fassbar, die wahrscheinliche Vorlage für das NL erhärtet.

5.2.3 Siegfried

Der Schwachpunkt in der These einer Brünhildsage ist sicherlich auf den ersten Blick die Gleichsetzung Sigibert = Siegfried. Hierzu muss aber darauf hingewiesen werden, dass zwei Stoffkreise um Siegfried voneinander zu trennen sind: Einerseits der Stoffkreis um seine Jugend und seine Heldentaten und zum anderen der Kreis um die Brautwerbung und seinen Tod.52 Nur der zweite Stoffkreis ist in das NL wesentlich eingegangen, der erste wird von Hagen zu Beginn nur kurz zusammengefasst (Str. 87-100) um die wichtigen Elemente hervorzuheben: Das Schwert Balmung, unverwundbare Hornhaut und der Hort. Der erste Sagenkreis, der deutliche mythische Elemente beinhaltet und im wesentlichen heute aus den nordischen Überlieferungen bekannt ist, hat dadurch eine randständige Bedeutung und das Geschehen liegt komplett außerhalb der Handlung des NL. Berücksichtigt man also nur den zweiten Stoffkreis, finden sich in der Geschichte Sigiberts alle wesentlichen Motive der Siegfriedsage:

- Die voneinander abhängige Doppelwerbung Sigiberts und Chilperichs um die Schwestern Brunichild und Galsvintha.
- Streit der Königinnen Brunichild und Fredegunde.
- Auf Veranlassung Fredegundes wird Sigibert heimtückisch ermordet.

Unter Ausklammerung der mythisch überformten Jugendtaten Siegfrieds treten die Parallelen zwischen dem historischen Sigibert und Siegfried also deutlich hervor. Ich bin der Meinung, dass diese Trennung der Stoffkreise durch die sehr zahlreichen mythischen Elemente im ersten Teil durchaus gerechtfertigt ist, so dass eine Vorlage des merowingischen Sigiberts für den Sagenkomplex um Siegfried logisch erscheint.

6. Resümee

In der vorliegenden Arbeit habe ich aufgezeigt, dass neben dem unangefochtenen Hintergrund des Burgunderuntergangs 436/7 für den zweiten Teil des NL nach wie vor überzeugende Argumente für das historische Vorbild der Brunichild für Brünhild sprechen. Vor allen Dingen die ihr zeitgenössische Epoche der Merowinger hat meiner Meinung nach doch deutliche Spuren in der Nibelungensage und im NL hinterlassen, die für diese These sprechen. Es liegt mir fern, das stark vereinfachende Bild von Heuslers Stammbaum wieder etablieren zu wollen, aber die einzelnen Elemente seines Modells können immer noch erkenntnisbringend verwendet werden und sollten nicht pauschal als überholt abgewertet werden. Durch die Verbindung der Brunichild mit der frankoburgundischen Adelsschicht gewinnt der Nibelungenstoff deutlich Kontur als eine im Kern durch und durch burgundische Sage, was die Verknüpfung der beiden Stoffkomplexe und ihre Lokalisierung in Worms als Brunichilds letzter Residenzstadt und möglichem Zentrum des ersten Burgunderreiches sinnvoll macht, denn die Chronologie hatte im Gegensatz zum Raum für die Heldensage ja praktisch gar keine Bedeutung. Damit wird auch ein Überdauern burgundischer Traditionen im Frankenreich deutlich, das 877 bzw. 888 in zwei Königreichen wieder selbstständig wurde.

7. Literaturverzeichnis:

I. Textgrundlagen:

Die Edda: Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengesänge der Germanen; übertragen von Felix Genzmer, München 1997.

Das Nibelungenlied; nach der Ausgabe von Karl Bartsch,(Reclam) Stuttgart 1997.

II. Sekundärliteratur:

Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr von Stein Gedächnisausgabe: Gregor von Tours. Zehn Bücher Geschichte, 2 Bände,

Darmstadt 1977.

ders.: Die 4 Bücher der Chronik des sogenannten Fredegar, in: ders.: Quellen zur Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts, Bd. IVa, Darmstadt 1982.

Berndt, Helmut: Die Nibelungen: Auf den Spuren eines sagenhaften Volkes, überarbeitete und erweiterte Neuausgabe von: ders. :Das 40. Abenteuer. Auf den Spuren der Nibelungen, Oldenburg 1978.

Boehm, Laetitia: Geschichte Burgunds: Politik - Staatsbildungen - Kultur, 2. erg. Aufl. Stuttgart 1979.

Breuer, Dieter/Breuer, Jürgen: Mit spaeher rede: Politische Geschichte im Nibelungenlied, München 1995.

Bumke, Joachim: Höfische Kultur: Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter,

Zwei Bände, 6. Aufl. München 1992.

Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit: Widukinds Sächsische Geschichte,

2. Gesamtauflage Bd. 33, 4. Aufl. Leipzig 1913.

Ehrismann, Otfried: Nibelungenlied; Epoche - Werk - Wirkung, München 1987.

Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich, Stuttgart 1988.

Graf, Klaus: Literatur als adlige Hausüberlieferung?, in: Heinzle, Joachim (Hrsg.):

Literarische Interessenbildung im Mittelalter. DFG-Symposion 1991, Stuttgart 1993, S. 126- 144.

Haug, Walter: Die Grausamkeit der Heldensage. Neue gattungstheoretische Überlegungen zur heroischen Dichtung, in: Uecker, Heiko (Hrsg.): Studien zum Altgermanischen: Festschrift für Heinrich Beck, Berlin 1994, S. 303-326.

Heinzle, Joachim: Das Nibelungenlied: Eine Einführung, Überarb. Neuausgabe,

Frankfurt a. M. 1994.

Heinzle, Joachim (Hrsg.): Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit: Band I. Von den Anfängen zum hohen Mittelalter,

Frankfurt a. M. 1988.

Höfler, Otto: Siegfried, Arminius und der Nibelungenhort, Wien 1978.

Marti, Reto: Minderheit mit Machtfunktion, in: Archäologie in Deutschland, Heft 4,

Stuttgart 1994, S. 28-33.

Reichert, Hermann: Nibelungenlied und Nibelungensage, Wien 1985.

See, Klaus von: Germanische Heldensage: Stoffe, Probleme, Methoden, Frankfurt a. M. 1971.

Splett, Jochen: Rüdiger von Bechelaren, Heidelberg 1968.

Stein, Peter K. Dietrich von Bern im Nibelungenlied, in: Knapp, Fritz Peter (Hrsg.): Nibelungenlied und Klage: Sage und Geschichte, Struktur und Gattung (Passauer Nibelungengespräche 1985), Heidelberg 1987, S. 78-106.

Störmer, Wilhelm: Nibelungentradition als Hausüberlieferungen in frühmittelalterlichen Adelsfamilien? Beobachtungen zu Nibelungennamen vornehmlich in Bayern, in: Knapp, Fritz Peter (Hrsg.): Nibelungenlied und Klage: Sage und Geschichte, Struktur und Gattung. Passauer Nibelungengespräche 1985 Heidelberg 1987, S. 1-20.

Thomas, Heinz: Die Staufer im Nibelungenlied, in: Zeitschrift für Deutsche Philologie, Bd. 109, Heft 3, 1990, S. 321-354.

Uecker, Heiko: Germanische Heldensage, Stuttgart 1972.

Wamers, Egon: Die Völkerwanderungszeit im Spiegel der Germanischen Heldensagen, in: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg: Germanen, Hunnen und Awaren; Schätze der Völkerwanderungszeit, Nürnberg 1987, S. 69-94.

Wenskus, Reinhard: Der ´hunnische´ Siegfried. Fragen eines Historikers an den Germanisten, in: Uecker, Heiko (Hrsg.): Studien zum Altgermanischen. Festschrift für Heinrich Beck, Berlin 1994, S. 686-721.

[...]


1 Vgl. Höfler, Otto: Siegfried, Arminius und der Nibelungenhort, Wien 1978.

2 Vgl. Breuer, Dieter/Jürgen: Mit spaeher rede, München 1995.

3 In der 35. Aventiure des NL berichtet der Dichter vom Ende Irings und Irminfrids (hier Irnfrid). Im Gegensatz zu der ´normalen´ Sage aus Widukinds Sachsengeschichte scheint der Dichter hier die schwäbische Variante als Vorlage gehabt zu haben, in der Irminfrid nicht stirbt, sondern mit 500 Rittern an Attilas Hof ins Exil geht. Vgl. Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit: Widukinds Sächsische Geschichte, 2. Gesamtauflage Bd. 33, 4. Auflage Leipzig 1913, S. 139-146.

4 Vgl. Heinzle, Joachim: Das Nibelungenlied: Eine Einführung, Überarb. Neuausgabe, Frankfurt a. M. 1994, S. 31ff. Eine Darstellung Heuslers Stammbaums findet sich praktisch in jedem einführenden Werk zum NL.

5 ebenda.

6 Heinzle, Joachim (Hrsg.): Die Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit, Bd. I, Frankfurt a. M. 1988 (im folgenden Heinzle, Geschichte), S. 132f.

7 Als Beispiel sei auf den Aufsatz von Heinz Thomas verwiesen, in dem die These aufgestellt wird, der Dichter ´unseres´ NL habe darin eine Parabel auf den Niedergang der Staufer 1197/98 geschrieben. Vgl. Thomas, Heinz: Die Staufer im Nibelungenlied, in: Zeitschrift für deutsche Philologie, 109. Band, Heft 3, 1990, S. 321-354.

8 Stein, Peter K. Dietrich von Bern im Nibelungenlied, in: Knapp, Fritz Peter (Hrsg.): Nibelungenlied und Klage: Sage und Geschichte, Struktur und Gattung. Passauer Nibelungengespräche 1985, Heidelberg 1987, S. 78-106, S. 84.

9 Vgl. Heinzle, Geschichte, S. 104f.

10 Die Hauptvertreter der These von der Nibelungentradition als Hausüberlieferung sind Wilhelm Störmer (ders.: Nibelungentradition als Hausüberlieferungen in frühmittelalterlichen Adelsfamilien? Beobachtungen zu Nibelungennamen vornehmlich in Bayern, in: Knapp, Fritz Peter (Hrsg.): Nibelungenlied und Klage: Sage und Geschichte, Struktur und Gattung. Passauer Nibelungengespräche 1985, Heidelberg 1987, S. 1-20.) und Reinhard Wenskus (hier fassbar in: ders.: Der ´hunnische´ Siegfried. Fragen eines Historikers an den Germanisten, in: Uecker, Heiko (Hrsg.): Studien zum Altgermanischen. Festschrift für Heinrich Beck, Berlin 1994, S. 686-721.) Ich halte schon das Auftauchen der Nibelungennamen im Wormser Raum für ein Indiz für die Lokalisierung einer frühen Fassung in diesem Raum, jedoch folge ich der überzeugenden Gegenrede Klaus Grafs (ders.: Literatur als adlige Hausüberlieferung?, in: Heinzle, Joachim (Hrsg.): Literarische Interessenbildung im Mittelalter. DFG-Symposion 1991, Stuttgart 1993, S. 126-144.). An ein genealogisches Interesse ist erst ab dem 12. Jahrhundert zu denken und selbst beim chronologischen Beginn des fürstlichen Mäzenatentums mit Heinrich dem Löwen (gest. 1195) muss besonders auf den Anspruch auf die Königskrone dieses Fürsten verwiesen werden. Vgl. Bumke, Joachim: Höfische Kultur: Literatur und Gesellschaft, Bd. 2, 6. Aufl. München 1992, S. 654ff.

11 zitiert nach: Wamers, Egon: Die Völkerwanderungszeit im Spiegel der germanischen Heldensage, in: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg: Germanen, Hunnen und Awaren: Schätze der Völkerwanderungszeit, Nürnberg 1987, S. 69-94, S. 87f.

12 ebenda.

13 Haug, Walther: Die Grausamkeit der Heldensage. Neue gattungstheoretische Überlegungen zur heroischen Dichtung, in: Uecker, Heiko (Hrsg.): Studien zum Altgermanischen. Festschrift für Heinrich Beck, Berlin 1994, S. 303-326, S. 311.

14 Vgl. Uecker, Heiko: Germanische Heldensage, Stuttgart 1972, S. 17.

15 Vgl. See, Klaus von: Germanische Heldensage: Stoffe, Probleme, Methoden, Frankfurt a. M. 1971, S. 62.

16 Reichert, Hermann: Nibelungenlied und Nibelungensage, Wien 1985 (im folgenden Reichert), S. 126.

17 Heinzle, Geschichte, S. 122.

18 Vgl. mit: Die Edda, übertragen von Felix Genzmer, München 1997, S. 257-266.

19 Zu Rüdiger sei verwiesen auf: Splett, Jochen: Rüdiger von Bechelaren, Heidelberg 1968.

20 Boehm, Laetitia: Geschichte Burgunds: Politik - Staatsbildungen - Kultur, 2. erg. Aufl. Stuttgart 1979 (im folgenden Boehm), S. 47.

21 a. a. O., S.47f.

22 Boehm, S. 49.

23 Vgl. Heinzle, Geschichte, S. 132f.

24 Boehm, S. 49.

25 Vgl. Marti, Reto: Minderheit mit Machtfunktion, in: Archäologie in Deutschland, Heft 4, Stuttgart 1994, S. 28-33, S. 30ff und Boehm, S. 52f.

26 Boehm, S. 49f.

27 Boehm, S. 52.

28 ebd.

29 Wiedergabe nach: Reichert, S. 121f. Die Gestalt des Gotenkönig Witiges hat ihren Weg zumindest in den Sagenkreis um den König Ermanarich geschafft, hier taucht er als ,,Wudga" wieder auf. Vgl. Heinzle, Geschichte, S. 112.

30 Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich, Stuttgart 1988 (im folgenden Ewig), S. 37.

31 Reichert verweist darauf, dass in der Snorre Edda und der Wälsungensaga der Streit der Königinen wie hier im Bad stattfindet. Die Verlegung der Handlung vor die Turnier- und Münsterszene in der 14. Aventiure des NL sei demnach eine Veränderung des staufischen Dichters. Reichert, S. 123.

32 Gregor von Tours, Historiarum IV, 27/28.

33 Vgl. Ewig, S. 44 und Gregor von Tours, Historiarum IV, 51.

34 Ewig, S. 51.

35 Pseudo-Fredegar, Liber Historia Francorum IV, 42.

36 Berndt, Helmut: Die Nibelungen: Auf den Spuren eines sagenhaften Volkes, überarbeitete und erweiterte Neuausgabe von: ders. :Das 40. Abenteuer. Auf den Spuren der Nibelungen, Oldenburg 1978 S. 72.

37 Ewig, S. 50f.

38 Reichert, S. 121.

39 Ewig, S. 119.

40 Vgl. Heinzle, Geschichte, S. 116f.

41 Ewig, S. 118.

42 Pseudo-Fredegar, Liber Historia Francorum III; 59.

43 Übersetzung nach Felix Genzmer, in: Die Edda, S. 262.

44 Vgl. hierzu auch die Strophe 2104, in der Kriemhild allein für Hagen alle Burgunder ziehen lassen will.

45 Vgl. Reichert, S. 66f.

46 Ewig, S. 85.

47 Es handelte sich um die Einkünfte aus den fünf civitates Bordeaux, Limoges, Cahors, Béarn und Bigorre. Ewig, S. 91.

48 Vgl. Heinzle, Geschichte, S. 120.

49 Die ,,Deutung (von M. Sonnenfeld, Anm. d. Verf.) geht von dem runenschriftlich bezeugten hagustaldaR, haukstaldaR aus, wohl ´der unverheiratete Gefolgschaftsmann, der zum *hagu- oder Kreis des Fürsten gehörte´". Uecker, Heiko: Germanische Heldensage, Stuttgart 1972, S. 45.

50 Vgl. Gregor von Tours, Historiarum IV, 51.

51 Pseudo-Fredegar, Liber Historia Francorum III,58.

52 Vgl. mit dem Nachwort zum Nibelungenlied von Siegfried Grosse: Das Nibelungenlied, Stuttgart 1997, S. 966.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Völkerwanderungszeit und Merowinger im Spiegel des Nibelungenliedes
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2000
Seiten
25
Katalognummer
V97940
ISBN (eBook)
9783638963916
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Völkerwanderungszeit, Merowinger, Spiegel, Nibelungenliedes
Arbeit zitieren
Robert Pipereit (Autor:in), 2000, Völkerwanderungszeit und Merowinger im Spiegel des Nibelungenliedes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97940

Kommentare

  • Gast am 26.5.2006

    völkerwanderung ....

    super arbeit. sorgfältig recherchiert und äußerst erkenntnisreich. danke!

  • Gast am 16.4.2002

    Völkerwanderungszeit und Merowinger im Spiegel des Nibelungenliedes.

    Eine sehr gute Arbeit, die mir viele Erkenntnisse gebracht hat und für meine eigene Recherche äußerst wertvoll ist.

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