Ozeanzerstörung


Ausarbeitung, 2000

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


1. Das Meer und seine Bedeutung

1.1 Reichtum und Vielfalt

Das Meer bedeckt rund 71 % der Erdoberfläche und ist damit

-der größte Lebensraum der Erde,
-das größte Aufkommen von Biomasse,
-neben den Regenwäldern das größte und reichhaltigste Ökosystem und es umfaßt den
-größten Artenreichtum und die größte Vielfalt.

Die Tier- und Pflanzenwelt der tropischen Meere wird an Farbenpracht und Formenvielfalt in keiner anderen Landschaft der Welt übertroffen.

Brodelnde untermeerische Vulkane und kollidierende tektonische Platten, Korallenriffe bis zu enormen Schlammebenen - eine Genialität, die nicht durch künstliche, virtuelle ,,Cellophan-Welten" zu ersetzen ist.

Seine Besonderheiten liegen weiterhin in den riesigen Ausdehnungen und den dadurch sehr weiträumigen Nahrungsbeziehungen, den großräumigen horizontalen und vertikalen Wasserströmungen und den unvorstellbaren Tiefen (bis über 8000 m und mehr) Was das Meer zu bieten hat ist also nicht zu übertreffen und nicht zu ersetzen. Ein einziger Quadratmeter Meeresboden der Nordsee z.B. beherbergt mehrere Milliarden Mikroorganismen, einige Millionen Kleintiere und Tausende größere Meerestiere wie Würmer, Muscheln und Krebse. Diese dienen als Nahrungsgrundlage für die 224 Fischarten der Nordsee.

Korallenriffe, vor 200 Mio. Jahren entstanden, sind die Regenwälder der Meere und weisen die größte Artenvielfalt pro Raum auf. Es wird jedoch geschätzt, daß infolge der Verschmutzung der Meere durch den Menschen bis 2050 die Hälfte verschwunden sein wird.

Obwohl das Wissen über die Meere heute ganze Bibliotheken füllt, hat der Mensch bis heute nur einen Bruchteil dieses Lebensraumes erforscht. Wir kennen vom Meer und seinen Gesetzmäßigkeiten nur etwa 1 %. Es ist bisher also fast völlig unerforscht. Genausowenig die Konsequenzen seiner Zerstörung und Ausbeutung. Eines ist aber klar: Die Ozeane bestimmen das Schicksal unseres Planeten. Sterben die Ozeane, bedeutet es das Ende aller Ökosysteme.

Wie wichtig die Ozane sind, zeigt sich auch im nächsten Punkt:

1.2 Das Meer ist die Klimamaschine der Erde

- Die Regelung des CO2-Haushalts

Zwischen Ozean und Atmosphäre herrschen komplexe Wechselbeziehungen. V.a. regeln die Meere den CO2 Haushalt.

Jährlich werden etwa 100 Milliarden Tonnen CO2 zwischen der Atmosphäre und den Meeren ausgetauscht. Der Ozean enthält etwa 60 mal soviel Kohlendioxid wie die Atmosphäre. Heute bleibt etwa die Hälfte des Kohlendioxids, das die Menschen durch fossile Energienutzung und Waldvernichtung freisetzen, in der Atmosphäre. Ein Großteil der anderen Hälfte wird von den Meeren (bzw. Algen) gebunden. Gewaltige Mengen Kohlenstoff sinken darüber hinaus als wasserunlösliche Chemikalien zum Meeresgrund. Bakterien entscheiden , welcher Teil des ungeheuren Kohlenstoffreservoirs im Meerwasser in Treibhausgas umgewandelt wird. Käme auch nur eine Bakterie auf die Idee, auch nur 10 % des gelösten Kohlenstoffes oder der schwer zu knackenden Verbindungen in CO2 zu verwandeln, würde die Erde zum Dampfkochtopf. Der Kohlenstoffspeicher Ozean wirkt, wenn auch in einem langwierigen Prozess, dem Treibhauseffekt entgegen und verzögert die globale Erwärmung.

-- die gegenseitige Abhängigkeit von Ozean und Klima

Die gewaltigen globalen Warm- und Kaltströmungen eines weltweiten Strömungssystems, das sich wie ein Förderband um die Erde zieht, stabilisieren und bestimmen das Wetter. Die Weltmeere bestimmen das Klima an Land. Sie transportieren Wärme aus den Tropen polwärts und Kälte von dort Richtung Äquator. Mit ihrer gewaltigen Masse speichern sie wie ein thermischer Schwamm riesige Mengen Energie und dämpfen Temperaturextreme. Allein die obersten 3 Meter Meerwasser bergen soviel Wärme wie die gesamte Atmosphäre.

Vollgetankt mit karibischer Wärme, beschert z.B. der Golfstrom nicht nur Westeuropa ein mildes Klima. (Die Heizung Europas gibt dort eine Wärmemenge an die Luft ab, die der Leistung von 400.000 großen Atomkraftwerken entspricht.)

Ozeane reagieren wenn auch sehr träge auf äußere Veränderungen: Sie beeinflussen somit nicht nur das Weltklima, sondern das Klima wirkt umgekehrt auch auf das Meer - ein Effekt, der wiederum Folgen für das globale Klima hat: Die Erwärmung der Atmosphäre durch den Treibhauseffekt könnte die Strömungen einschläfern: Antrieb der Strömungen ist das Gefälle im Salzgehalt der Meere. Doch dieser Motor ist sehr anfällig für Klimaänderungen: Süßes Schmelzwasser von Gletschern kann ihn lahmlegen und die Strömungsriesen stoppen.

Schon die Umkehrung einer einzigen Strömung führt zu gewaltigen Klimaänderungen + globalen Naturkatastrophen (Beispiel: El Nino - Phänomen 1998, riesige Waldbrände in Indonesien, Malaysia usw., Dürrekatastrophen in der Sahelzone usw.).

1 Mutwillige Zerstörung der Meere

Nachdem die Meere Jahrmillionen intakt waren, zerstört der Mensch sie nun innerhalb kürzester Zeit:

Die Menschen mißbrauchen die Meere als Abfallkippe, Jauchergrube, Ölsumpf, Sonder- und Atommülldeponie sowie als Endlager für Giftgase und Kampfstoffe. Sie rotten eine Fischart nach der anderen aus und blasen dermaßen viel Kohlendioxid in die Luft, daß die daraus resultierende Erderwärmung die mächtige, aber sehr sensible Maschinerie der Meere durcheinanderbringt.

Die Meere sind heute zum Teil überfischt, verstrahlt, verdreckt und ausgebeutet.

Schwarze Ölfilme, rote Algenteppiche, weiße tote Korallenriffe, gelbe Schlammlawinen - und braune Abwasserströme sind auf Satellitenbildern zu sehen. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat das Jahr 1998 nicht umsonst zum ,,Jahr der Meere" erklärt.

Die Leichtfertigkeit der Menschen resultiert vielleicht auch daraus, daß Meere nicht zu ihrem Wahrnehmungsbereich gehören. Sie sehen nicht, was sie in den Tiefen des Meeres anrichten und nicht was sie in den letzten Jahrzehnten angerichtet haben.

Vielen, z.B. den schnorchelnden Touristen, fehlt außerdem die Vergleichsmöglichkeit zu den intakten Unterwasserlandschaften von vor 30 Jahren. Vieles wurde bereits zerstört, ohne daß wir es kennengelernt haben.

Die Zerstörung der Ozeane erfolgt hauptsächlich durch ihre Verschmutzung und Ausbeutung.

Die Verschmutzung der Meere erfolgt v.a. durch den

2.1 Schadstoffeintrag

Die Meere werden regelrecht als Müllkippe benutzt und durch Abfälle unterschiedlichster Art belastet:

- Abwasser
- Verschmutzungen bei der Gewinnung von Rohstoffen (Erdöl, Erdgas, mineralische Rohstoffe) über Chemikalien,
- Sondermüll
- Nährstoffe
- radioaktiven Stoffen usw.
- Abwasser

Der meiste Unrat kommt aus Abwasserkanälen und Kläranlagen-Ausläufen, die ihre Fracht über Flüsse ins Meer schicken.

Noch immer gelangen Abwässer von rund 39 Millionen Menschen in den NordseeAnrainerstaaten völlig unbehandelt in die Flüsse und in die Nordsee. Tonnenweise gelangen schwer abbaubare chemische Stoffe in dieses Endlager.

Jährlich werden in die Nordsee entsorgt:

1,6 Mio. t Nitrate (Landwirtschaft)

56.000 t Phosphate (Waschpulver)

300 Mio. t PCB, eine der hochgiftigen Chlorverbindungen 0,88 Mio. t Dünnsäure usw.

Zudem ist die Nordsee Deponie für zahlreiche Schwermetalle. Jährlich kommen etwa

22.000 Tonnen Zink

3.800 Tonnen Kupfer,

5.900 Tonnen Blei,

200 Tonnen Cadmium und

54 Tonnen Quecksilber hinzu

Die Industrie hat inzwischen über 100.00 verschiedene chemische Substanzen in Umlauf gebracht - davon ist gerade mal ein Prozent näher erforscht Bei einem Großteil ist völlig unbekannt, wie sie sich langfristig in der Umwelt verhalten.

- Ölpest

Schätzungsweise 2,5 Millionen Tonnen Öl gelangen jährlich in die Ozeane.

Durchschnittlich nur 4 % davon gehen auf das Konto von Havarien.

Ein weiterer Teil gerät beim Normalbetrieb von Schiffen und Bohrinseln ins Wasser, die ihre Abfälle und Abwässer ungeklärt ins Meer geben.

6500 Bohrinseln, 100.000 Tanker und andere Ozeanriesen verschmutzen die Weltmeere mit Millionen Tonnen Öl.

Folge ist die Ölpest. Sie beeinträchtigt den Gasaustausch mit dem Luftraum sowie anderer Lebensfunktionen des Biotops Wasser erheblich.

- Alltägliche Verschmutzung mit Öl am Beispiel Nordsee: Nach der Entdeckung der Erdöl- und Erdgasvorkommen in den 60er und 70er Jahren hat sich die Nordsee in ein riesiges Industriegebiet verwandelt. Heute fördern 416 Anlagen jährlich rund 205 Millionen Tonnen Erdöl und etwa 92 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Die Öl- und Gasförderung verschmutzt bereits im alltäglichen Normalbetrieb das Meer. 1992 gelangten nach Angaben der internationalen Kommission zur Verhütung von Meeresverschmutzung (PARCOM) von den 416 Anlagen rund 100.000 Tonnen Chemikalien und 14.000 Tonnen Erdöl in die See.

- Ein Teil der Ölverseuchung ist Unfällen bei der Förderung zuzuschreiben.

Obwohl jedes Jahr Unfälle auf den Plattformen vorkommen, planen die

Betreiber der Offshore-Anlagen in Zukunft mit noch riskanteren Verfahren Öl zu fördern

- die nächste Gefahrenquelle für die Umwelt ist der Transport von Rohöl: Ein Fünftel der Öltanker ist reif für den Schrott, sie sind damit schwimmende Zeitbomben.

Dem Gewicht nach gerechnet nehmen 90 % des kompletten Welthandels den

(billigen) Weg über die Meere. Davon werden mehr als eine Milliarde Tonnen Erdöl jährlich transportiert. Vor 10 Jahren ist die Exxon Valdez an einem Riff in Alaska gestrandet und hat rund 40.000 Tonnen Rohöl verloren. Nur 20 - 30 % sind davon entfernt worden. Der größte Teil ist noch immer an den Stränden vor allem unter den Steinen an den Kiesstränden.

Trotz alledem wurden kaum Konsequenzen aus der Havarie und den Unglücken der letzten Jahre gezogen.

Strengere Regeln + Sicherheitsauflagen, wie Doppelhüllen der Tanker, müssen durchgesetzt und v.a. schneller in Kraft treten.

Von Naturschutzorganisationen wird ein schrittweiser Ausstieg aus dem fossilen Brennstoff Erdöl und keine weiteren Erschließungen neuer Ölfelder gefordert. Allein der Verbrauch aller bisher bekannten Vorkommen würde eine Kohlendioxid-Menge freisetzen, die für das Erdklima nicht mehr verkraftbar wäre.

- Atommüll Ozeane als Müllkippe der Atomindustrie Hochradioaktive Abfälle werden in die Ozeane geleitet, versenkt, vergraben etc.

Die 3 europäischen Wiederaufbereitungsanlagen leiten große Mengen radioaktiven Abwassers in die Meere. Flüssiger Atommüll wird direkt ins Meer geleitet. Allein z.B. die Wiederaufbereitungsanlage Sellafield leitet jeden Tag neun Millionen Liter radioaktives Abwasser in die Irische See. Die radioaktiven Substanzen verteilen sich weiträumig im Atlantik und gelangen auch (nach 1-2 Jahren) in Nordsee und (nach ca. 5 Jahren) in die Ostsee. Krabben, Hummer, Muscheln und sogar Tauben in der Nähe der Anlagen überschreiten Grenzwerte für Nahrungsmittel. Erhöhte Blutkrebsraten beim Menschen, der am Ende der Nahrungskette steht, sind die Folge. Der Dreck der angeblich sauberen deutschen Atomkraftwerke wird weitab der deutschen Öffentlichkeit in den Ärmelkanal und die irische See geleitet. Viele deutsche Atomstromproduzenten sind somit maßgeblich mitverantwortlich für die radioaktive Umweltverseuchung.

Dutzende Atomreaktoren rosten auf dem Grund der Weltmeere. Auch heute plädieren manche Experten noch dafür, brisante hochradioaktive Abfälle in den Schlammebenen im 5000 m tiefen Meeresboden zu vergraben. Inzwischen untersagt die ,,London Convention", der zahlreiche Staaten weltweit beigetreten sind das Versenken von Atommüll im Meer. Und seit 1996 liegt eine Resolution der Mitgliedsländer vor, nach der auch das Vergraben unter dem Meeresgrund verboten werden soll. Diese ist allerdings noch nicht ratifiziert.

- das Versenken von Schrott, Kriegsmüll, Industriemüll-Fässern

Die Böden der Ozeane sind seit jeher Friedhöfe oder Schrottplatz der besonderen Art: Schrott/Kriegsmüll/Industriemüll-Fässer werden versenkt und ,,entsorgt". In der Nordsee stehen in den kommenden 10 Jahren rund 75 der bestehenden Offshore-Anlagen zur Verschrottung an. Die Brent Spar war nur ein Präzedenzfall.

57.435 Schiffwracks auf dem Meeresgrund werden gelistet. Darunter nicht nur die Titanic sondern auch heiße Eisen wie die Trümmer von Atom-U-Booten und ganze Kriegsflotten.

Die hohe See galt lange Zeit als ideale Endstation für manche Relikte. Nach dem 2. Weltkrieg kippten Militärs im großen Stil deutsche Munition - darunter auch Giftgasgranaten - in die Ostsee. Außerdem wurden nach Angaben des Hamburger Meeresforschers Hjalmar Thiel insgesamt 137.000 Tonnen chemischer Waffen im Nordatlantik versenkt. Auch in Friedensperioden rutschten brisante Abfälle auf den Meeresgrund: Bis 1982 wurden mehr als 200.000 Fässer schwachradioaktiver Abfälle aus Medizin, Forschung und Industrie westlich vor Nordspanien in über 5000 Meter Tiefe ,,entsorgt".

Erst seit 1993 sind das Versenken radioaktiven Abfalls, die Verklappung und Hochseeverbrennung von Industriemüll prinzipiell verboten - natürlich bietet die Politik auch hier Ausnahmen, wie z.B.Militärfahrzeuge. Daß Portugal 1994 ein Transportschiff mit 2200 Tonnen Munition vor der eigenen Küste versenkt hat, war somit Rechtens. Außerdem sind nicht alle Meeresanrainer dem Vertrag beigetreten. Z.B. Israel: Bis Anfang 1999 ließ die Düngefabrik Haifa Chemicals jährlich 60.000 Tonnen eines hochgiftigen Gemischs mit Quecksilber, Blei, Cadmium, Arsen und Chrom in internationale Gewässern verklappen.

Die größte Gefahr für die marinen Ökosysteme könnte indes auch das strikteste Abkommen gegen Müllversenkung nicht bannen. Ob Schwermetalle, Kohlenwasserstoffe, Pestizide, Phosphat und Nitrat - drei Viertel der SchadstoffFracht im Meer sind der alltäglichen Verschmutzung zuzuschreiben.

- Verschmutzung über die Luft

Ein weiterer Teil des Schadstoffeintrags erfolgt über die Luft, wenn Abgase von Autos, Ölheizungsanlagn und Chemieküchen abregnen oder Gase aus der Atmosphäre mit den Wassermassen in die Tiefe abtauchen.

2.1.1 Folge der Schadstoffeinbringung, die Schädigung der Lebewesen, ist kaum zu überschauen.

- Meerestiere nehmen die Gifte auf, oder es lagert sich mit den Sedimenten auf dem Meeresgrund ab.
- hormonell wirksame Chemikalien verursachen Verhaltens- und

Fortpflanzungsstörungen, Immunschwächen und Krebs, sogenannte Langzeiteffekte. · Der Überschuß an Nährstoffen v.a durch die Schadstoffeinleitung (Eutrophierung) führt zur einer Vermehrung von Mikroorganismen, Bakterien und damit zur Algenvermehrung bzw. Algenplage. Diese bewirkt einen Sauerstoffmangel für Meerestiere und -pflanzen.

Wobei aber die Algenplage das Killeralge im Mittelmeer auf das konkrete Einschleppen soziologiefremder Lebewesen zurückzuführen ist.

Diese sog. Killeralge (taxifolia) ist z.B aus dem ozeanographischem Institut in Monte Carlo entwichen. Da sie keine Freßfeinde hat zerstört sie unaufhaltsam Sedonia-Wiesen die Lebensgrundlage für sehr viele Arten sind. Sie hat das Ökosystem Mittelmeer aus dem Gleichgewicht gebracht und ein Überspringen in Atlantik u. i. die Tropen droht, wo sehr günstige Lebensbedingungen herrschen.

(Gegenmaßnahme: Einsatz (ebenfalls Artfremder) Südseeschnecken, die nur Taxifolia fressen. Nebenwirkungen allerdings nicht kalkulierbar)

- Schwermetalle , Schädlingsbekämpfungsmittel (Pestizide), nicht abbaubare organische Verbindungen usw. reichern sich in den Nahrungsketten an. Viele Meerestiere sind z.B. bis zu 7000 mal stärker mit dem Gift TBT belastet, als das Wasser in dem sie leben. (TBT = Gift, daß bei Herstellung von Schiffsanstrichen verwendet wird.) Dies kann zu erheblichen Mißbildungen, Verhaltens-, Wachstumsund Entwicklungsstörungen führen.

Insbesondere Muscheln filtern giftige Bestandteile . Sie sind Teil der Nahrungskette und werden wieder von Vögeln und anderen Tieren gefressen. Deshalb sind das Brutverhalten und die Bruterfolge vieler Vogelarten stark beeinträchtigt.

Über die Nahrungskette gelangen die Schadstoffe schließlich auch zum Menschen Eine weitere Folge des Schadstoffeintrags sind regelrechte Epidemien V.a. ungereinigte Abwässer schleppen Krankheitserreger ein.

Krankheitsepidemien unter der Meeresoberfläche nehmen dramatisch zu. Sie bedrohen die Artenvielfalt an Küsten und auf hoher See und könnten auch den Menschen gefährden. Meere sind Brutkästen für Cholera und Botulismus. Viele Arten sind dem ,,Stress der Meere" (den Epidemien) bereits zum Opfer gefallen. Ein bisher unbekannter Erreger löschte z.B. die Art des karibischen Seeigels in den 80er Jahren praktisch aus. Es war eine der ersten gut untersuchten Unterwasser-Epidemien. Viren dezimierten die Seehunde in der Antarktis, Nordwesteuropa, Westafrika und dem Baikalsee . Viren wurden auch den Tümmlern vor der Küste von Nord-Ost-Irland, Delfinen im westlichen Mittelmeer und Sardienen in den Gewässern vor Südaustralien zum Verhängnis. Bakterin zehren an Floridas und Puerto Ricos Korallen. In der Karibik leiden die Korallen unter Pilzen und einem ,,Konsortium" von Mikroben. Die Pilzarten werden mit der Erde ins Meer gespült. Schuld sind manchmal auch Krankheiten, die sich von einer Art auf die andere übertragen, etwa die Staupe, die von den Schlittenhunden der Antarktis und en sibirischen Haushunden auf Seehunde sprang. Das Massensterben der Sardinen vor Australien ließ sich auf ein Herpes-Virus aus dem importierten Futtermittel für Fischfarmen zurückführen.

Die Verunreinigung des Meerwassers und des Meeresbodens sowie der Strände erfolgt durch feste, flüssige oder gasförmige Schadstoffe. Sämtliche Verunreinigungen von Luft, Erdboden und Gewässern summieren sich in der Meeresverschmutzung; die Aufnahmefähikeit der Meere ist wie die der Binnengewässer aber begrenzt, ebenso das Selbstreinigungsvermögen. (Die größte Schmutzmenge kommt mit den Flüssen ins Meer.)

Wegen mangelnder weiträumiger Durchmischung der Wasserschichten erfolgt ein Abbau der Schadstoffe, soweit das noch möglich ist, relativ langsam . Außer den Küstengewässern sind v.a. die verhältnismäßig abgeschlossenen und nicht sehr tiefen Meere gefährdet wie z.B. die Nord- und Ostsee und auch das Mittelmeer (Nordsee im Durchschnitt nur 70 tief, im Vergleich zum Atlantik, 3858 m) Dort ist die Zerstörung deshalb so weit fortgeschritten, weil es praktisch Binnenmeere sind, die sehr austauscharm sind und riesige Abwassereinzugsgebiete haben. Mittelmeer=Einzugsgebiet von 550Mio. Menschen

In der Nordsee beträgt die gesamte durch Öl + Chemikalienrückstände verschmutzte Fläche inzwischen bis zu 8.000 Quadtratkilometer.

Die gesamte Ostsee und große Teile des Mittelmeeres sind bereits so zerstört, daß sie Jahrhunderte brauchten um sich einigermaßen zu erholen, wobei z.B. die Gifte im Ostseeschlamm niemals wieder abgebaut werden. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten stehen weltweit vor dem Aussterben.

Nicht nur der Lebensraum der Meereslebewesen wird zerstört, sondern diese selber werden ausgebeutet.

2.2 Ausbeutung durch Überfischung der Ozeane

Fischerei = einzige industriell organisierte Tötungsmaschinerie von Wildtieren.

P 10 - 15 % trägt die Fischerei zur Versorgung der Weltbevölkerung mit tierischem Eiweiß bei. Für dieses bescheidene Quantum beansprucht sie das Ökosystem Ozean bis an den Rand des Zusammenbruchs - in manchen Regionen sogar darüber hinaus:

44 % der Fischbestände werden nach Angaben der Welternährungsorganisation (FAO) bis zur Belastbarkeitsgrenze ausgebeutet,

16 % sind überfischt, das bedeutet, daß die Anzahl geschlechtsreifer Fische so gering ist, daß eine normale Fortpflanzung des Bestandes nicht gewährleistet ist. Die Erträge werden also künftig zurückgehen,

6 % der Fischbestände sind bereits zusammengebrochen.

Alle 17 wichtigsten Fanggebiete des Globus sind laut FAO an ihrer Ertragsgrenze

angelangt. 86 % der 152 kommerziell wichtigen Seefischarten sind nach einer Studie britischer Biologen bedroht.

Die Weltmeere sind überfischt, denn viele Staaten halten sich nicht an die

vereinbarten, noch zu hohen Fangquoten.

Durch die hochmodernen industriellen Fangmethoden wurden immer größere Schwärme abgefischt. Ökosysteme wie das der Nordsee sind gefährdet.

Trotz der schwindenden Bestände vergrößern sich groteskerweise die staatlich subventionierten Fischereiflotten. Heute plündern rund 3,5 Millionen Fangschiffe die Ozeane. Nur 1 % davongehören zu den großen Industriefangschiffen, aber die machen bis zu 75 % der Beute.

Um noch das letzte Grätentier zu erwischen, rüsten viele Fischer für viel Geld auf: Sie orten Schwärme per Satelliten- und Radarmessungen und werfen gigantische Netze aus. Die Verarbeitung der Fische erfolgt meist direkt auf den schwimmenden Fischfabriken.

Beispiele für Überfischung:

-Heringsbestände in der Nordsee

In den 60er und 70er Jahren waren die Heringsbestände in der Nordsee völlig zusammengebrochen.

1977 mußte ein 5jähriges Fangverbot verhängt werden, damit sich die Bestände wieder erholen konnten. Heute stehen sie erneut vor dem Zusammenbruch.

Ähnlich wie die Nordseebestände von Kabeljau, Scholle und Seezunge, Lieblingsfische der Deutschen, ebenso Alaska-Seelachs und Thunfisch

- ein weiteres Beispiel ist der schwarzer Seehecht

Nach dem Überfischen der angestammten Fanggründe dehnten die Fischer ihr

Arbeitsgebiet auf weite Teile der antarktischen Gewässer aus. Diese sind zu einem bevorzugten Fanggebiet für die Fischereiflotten geworden. Dort lag die international vereinbarte Fangobergrenze für den Fisch bei jährlich knapp 40.000 Tonnen. 1997 wurden dort jedoch über 100.000 Tonnen abgefischt. (Nach Schätzungen lagen die illegalen Fangquoten in den letzten Jahren bis zu 12 x höher als die genehmigten.) Innerhalb von nur 2 Jahren haben die Wilderer des Meeres diese Fischart an den Rand des Aussterbens gebracht.

Wenn die Bestände einer Fischart dezimiert sind, wie es auch beim Kabeljau in den 70er Jahren der Fall war, geht die Industrie zur nächsten Fischart oder zum nächsten Gewässer über. Da auch die Bestände von z.B. Seelachs + Seehecht Anzeichen der Überfischung zeigen, verarbeiten die Hersteller der beliebten Fischstäbchen heute ,,exotische" Arten aus dem Nordpazifik sowie aus afrikanischen und südamerikanischen Gewässern.

Seit immer mehr Fischbestände auf der Nordhalbkugel wegen Überfischung zusammenbrechen und sich die Fischerei kaum noch lohnt, haben die Industiefangflotten auch Kurs auf den Süden genommen. Die biol. Vielfalt des antarktischen Meeres ist immer ärmer geworden.

2.2.1 Verschwendung der Fischerei

-Fischmehl- und öl

Die Nordsee ist wiedermal ein Paradebeispiel für Überfischung und Verschwendung. Hier wird vor allem die Gammelfischerei und die Baumkurrenfischerei betrieben.

- Nicht alles, was die Fischer dem Meer abringen dient der menschlichen Ernährung. Bei der Gammelfischerei wird die Beute zu Fischmehl oder öl verarbeitet. Jährlich sind das weltweit 29 Millionen Tonnen Fisch die in den Fischmühlen landen. Mit dem Mehl werden teure Aquakulturfische, Schweine und Hühner gemästet. Fischöl dient als Zutat in Backwaren und Kosmetika.

Die Gammelfischerei ist besonders in der Nordsee zerstörerisch: Ihr Anteil beträgt dort rund 50 % des jährlichen Gesamtfangs der Nordsee, etwa 2,5 Mio Tonnen. Diese fehlen in der Nahrungskette für Größere Raubfische, Seevögel, Meeressäuger. Bei der Gammelfischerei ist der Anteil an ungewolltem aber getötetem Beifang sehr hoch. Hier sind das große Mengen von jungen Speisefischen. Auch sie wandern, noch ehe sie sich fortpflanzen konnten, in die Fischmühlen.

- der hohe Anteil an Beifang und die Wegwerfmentalität sind mit die größten Probleme der industriellen Fischerei 40 % des europäischen Fischfangs, mehr als eine Millionen Tonnen jährlich, ist nicht genutzter aber getöteter Beifang. Jedes Jahr kippen Fischer Millionen Tonnen Meeresgetier wieder über Bord (Discard), weil sie eigentlich etwas anderes fangen wollten, es nicht verarbeiten oder nur schlecht verkaufen können.

30-70% der für den menschlichen Verzehr gefangenen Fische, werden nach einer

Greenpeace-Schätzung als ,,Beifang" tot über Bord gespült.

Rund ¼ des Weltfischfangs geht tot wieder über die Reling.

In Grundschleppnetzten, mit denen inzwischen die gesamten Schelfgebiete durchpflügt werden, verfangen sich sogar bis zu 90 % unerwünschte Tiere.

Die unselektiven Fischereimethoden + die zerstörerischen Praktiken gefährden auch andere Meeresbewohner:

Wale, Robben und Seevögel verfangen sich in den engen Maschen der Netze und sterben einen qualvollen Tod. Allein den Stellnetzen der dänischen Fischer in der

Nordsee fallen jedes Jahr rund 7000 Schweinswale zum Opfer. Auch die industrielle Langleinenfischerei im Südpolarmeer fordert ihren Tribut. Jedes Jahr sterben 100.000 Seevögel.

-Bei der Baumkurrenfischerei wird der Meeresboden regelrecht zerpflügt Die am Boden lebenden Schollen und Seezungen werden mit Baumkurren befischt. Dies ist ein bis zu 16 m breiter und bis zu 15 Tonnen schwerer Eisenbarren, der auf Kufen über den Meeresboden geschleppt wird. Dahinter hängt das Netz. Um die am Boden lebenden Plattfische ins Netz zu bekommen, sind der Kurre schwere Scheuchketten vorgespannt, die den Meeresboden bis zu 10 cm tief umpflügen und eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Auch hier sind die Beifangraten extrem hoch:

Beim Fang eines Kilos Seezunge werden bis zu 10 Kilo ungewollt mitgefangener

Fisch und bis zu 11 Kilo Bodenlebewesen, meist tot oder schwer verletzt wieder über Bord geworfen.

Etwa die Hälfte der Nordseeflotte sind Baumkurren-Schiffe.

Norwegen versucht seit 1983, den Beifang mit einem revolutionären Schritt in den Griff zu bekommen: Fischer müssen seither alle Fänge anlanden, auch quotierte Arten, die versehentlich ins Netz gegangen sind. Diese ,,illegale" Beute wird von der Quote abgezogen. Die norwegischen Fischer akzeptieren diese Spielregeln inzwischen und investieren zunehmend in selektive Netze und Geräte.

- Aquakulturen: (2. Art der Verschwendung)

Weltweit hat sich die industrielle Fischzucht nach Tonnage und Handelswert in den Jahren zwischen 1986 und 1996 mehr als verdoppelt Im Rekordjahr 1996 brachten Fischer 90 Millionen Tonnen Getier an Land, 1997 bekam die Kurve einen Knick nach unten.

Daß trotz schwindender Fischbestände mehr Fisch auf den Weltmarkt kam, lag vor allem an den Aquakulturen, der Fischzucht:

Mehr als ein Viertel der von Menschen verzehrten Fische stammen inzwischen aus Aquakulturen - mit unvorhergesehenen ökologischen Folgen.

Die verbreitete Annahme, die zunehmende industrielle Fischaufzucht werde die Regeneration der natürlichen Fischbestände begünstigen hat sich nicht bewahrheitet: Zum Mästen von Zuchtfischen werden - in Form von Fischmehl und -öl - riesige Mengen von Wildfischen verbraucht (Gammelfischerei).

Bei der Aufzucht von Lachsen und Garnelen zum Beispiel die zwei- bis vierfache Menge des erzielten Zuchtertrags. Zudem werden, durch die Fischfarmen viele Küstengewässer mit Chemikalien belastet und lokale Ökosysteme durch das Eindringen fremder Arten gestört.

Fast zwei Drittel der weltweiten Fischbestände sind gefährdet.

Durch Verschmutzung und Überfischung sind viele Fischbestände derart dezimiert, daß in vielen Regionen der Erde eine 5 - 10 jährige Fischereipause zur Erholung von (falls noch möglich) Fischpopulationen erforderlich wäre.

Wenn nicht bald internationale Koordineirungsmaßnahmen anlaufen und die Überfischung auf hoher See gestoppt wird, sind die ökologischen Folgen unüberschaubar, wird es im nächsten Jahrhundert nicht mehr genug Fisch geben.

2.3 Tourismus

Unsere Interaktion mit den Weltmeeren erreicht ihren Höhepunkt an den 595.814 km langen Küstenstreifen der Erde: Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung - über 2,7 Milliarden Menschen - lebt innerhalb einer Entfernung von 100 km von der Küste. Die Küstengebiete sind dynamische Regionen und die meisten sind für Wirtschaft und Umwelt von großer Bedeutung. Wir nutzen bzw. benutzen sie in vielerlei Hinsicht: Fischerei, Aquakultur, Mineralextraktion, Industrieentwicklung, Energieerzeugung, Tourismus und Freizeitgestaltung, und natürlich Abfallentsorgung. 409 Mio. Touristen am Mittelmeer (davon allerdings großer Teil sowieso aus dem Einzugsgebiet). Neben der hohen Verschmutzung der Küstengewässer ist vor allem der ,,Störungsdruck" auf Fauna (die Störung beim Laichen) durch Motor-Glider, Motorboote etc. die Folge.

3. Leichtsinn der Politik

Die Verschmutzung, Zerstörung, Ausbeutung der Ozeane ist ein Beispiel für den ungeheuren Leichtsinn der Politik. Die Dimensionen, Risiken und Auswirkungen dieses Leichtsinns sind in keinster Weise einschätzbar/kalkulierbar.

Der Profit der Minderheiten hat immer noch die größte Einwirkung auf die Politik.

Politiker müssen endlich den Mut haben, sich gegen die kurzsichtigen Wirtschaftsinteressen durchzusetzen.

Einem Abkommen zum Schutz der Meere gegen jede Verschmutzung durch Abwässer oder Abfälle traten bisher zahlreiche Industriestaaten bei; eine nennenswerte Verringerung der Meeresverschmutzung wurde aber bisher nicht erreicht. (Der zerstörerische Umgang mit der Nordsee ist nur ein Beispiel für die rücksichtslose Ausbeutung der Natur. Viel zu leicht gerät in Vergessenheit, daß intakte und gesunde Ökosysteme kein Luxus, sondern lebensnotwendig sind.)

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Ozeanzerstörung
Note
1,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
15
Katalognummer
V97768
ISBN (eBook)
9783638962193
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ozeanzerstörung
Arbeit zitieren
Silke Krüger (Autor:in), 2000, Ozeanzerstörung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97768

Kommentare

  • Gast am 15.11.2005

    Literaturliste wird benötigt.

    Ich finde die Arbeit sehr gut und hilfreich für mich, würde mich allerdings auch sehr über eine Literaturliste freuen.
    Besteht die Möglichkeit mir diese per E-Mail zu schicken?

    Ist sehr dringend und wichtig,

    danke im Voraus,

    viele Grüße Nadine

  • Gast am 3.6.2003

    und die literaturliste?.

    hallo!
    finde die arbeit ja ganz gut, aber ohne literaturangaben kann ich sie nicht nutzen!
    besteht die möglichkeit sie mir per e-mail zu schicken?

    viele grüße,
    nicole

  • Gast am 11.11.2001

    Ozeanzerstörung.

    Vielen Dank Silke für dein sehr gutes Referat. Es hat mir bei meinem Referat in Geographie sehr geholfen. Deines ist sehr informativ und gut verfasst.Es lässt sich v.a. sehr gut lesen und gibt einige Informationen, die ich noch gar nicht gewußt hatte. Mach weiter so.

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Titel: Ozeanzerstörung



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