Ethik und Ökonomik: Vorrang der Ethik, Dominanz der Sachzwänge oder Ansatz zur Interdisziplinarität?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2000

17 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung
1.1. Vorbemerkung
1.2. Konzeption
1.3. Begriffserklärung

2. Hauptteil
2.1. Vorrang der Ethik
2.2. Dominanz der Sachzwänge
2.3. Ansatz zur Interdisziplinarität

3. Fazit

1. Einleitung

1.1. Vorbemerkung

Zwei deutsche Großbanken kündigen ihre Fusion an, um "global mithalten" zu können. Allerdings müssen im Rahmen des Zusammenschlusses mehrere tausend Arbeitsplätze "freigesetzt" werden, wie (betriebsbedingte) Kündigungen gerne umschrieben werden.

Ein Fernsehsender überträgt live das Leben einiger bis zu drei Monate in einen Wohncontainer eingesperrter junger Menschen und erzielt dabei Einschaltquoten und folglich Werbeeinnahmen in für diesen Sender bisher unerreichter Höhe.

Ein deutscher Automobilhersteller verkauft seine verlustbringende Beteiligung im Ausland, was auf der einen Seite zu Protesten der um ihren Arbeitsplatz bangenden Arbeiter führt, auf der anderen Seite aber auch zu einem steigenden Aktienkurs.

Fehlt der Wirtschaft die Moral ? Kommen ethische Gesichtspunkte in der Ökonomik nicht ausreichend zur Geltung ?

Deutsche Unternehmen fühlen sich international nicht wettbewerbsfähig, da zu hohe Lohnnebenkosten und ein zu arbeitnehmerfreundliches Kündigungsschutzgesetz den Standort Deutschland unattraktiv machen. Verglichen mit dem Ausland empfinden deutsche Firmen Teile der Rahmenordnung, zum Beispiel Umweltschutzgesetze, als zu strikt und fürchten um ihre Konkurrenzfähigkeit.

Sollte der Spielraum der Ökonomie erhöht werden, ist der moralische Einfluss auf die Wirtschaft zu groß ?

Wie man allein an den obigen, teils sehr aktuellen Beispielen sieht, ist das Spannungsfeld zwischen Moral und Wirtschaft bzw. den Wissenschaften Ethik und Ökonomik groß. Moralisch sensible Menschen fürchten eine zu starke, zu dominante Wirtschaft, während insbesondere die Wirtschaftsubjekte einem allzu großen Einfluß moralischer Forderungen auf das Wirtschaftsleben, welcher sich zum Beispiel in zusätzlichen Gesetzen oder Image-schädigenden Kampagnen (ich denke hier an Kampagnen von Umweltschutzverbänden oder anderen Organisationen, wie z.B. die Greenpeace-Kampagne gegen den Mineralölkonzern Shell) ausdrücken kann, skeptisch gegenüber stehen.

1.2. Konzeption

"Ethik und Ökonomik: Vorrang der Ethik, Dominanz der Sachzwänge oder Ansatz zur Interdisziplinarität?"

Diese Arbeit hat das Ziel, die wesentlichen Meinungen zum Thema vorzustellen und zu erläutern. Ich halte mich dabei an die Gliederung, die mir der Name des Themas vorgibt. Dabei bewege ich mich auf der wissenschaftlichen Ebene des Forschungsansatzes, auf welcher das Verhältnis der Wissenschaften Ethik und Ökonomik diskutiert und untersucht wird. In ihren eigenen Welten sind diese Wissenschaften weitgehend erforscht, die Misch-Disziplin Wirtschaftsethik aber ist noch Thema vieler wissenschaftlicher Auseinandersetzungen, in der ganz verschiedene Meinungen und Ideen aufeinanderprallen.

Um meinen Ausführungen zusätzliches Gewicht und mehr Anschauung zu geben, bewege ich mich zusätzlich jeweils auch auf die Ebene des Forschungsgegenstandes, nämlich des Verhältnisses zwischen Moral und (Markt)wirtschaft. In meinen weiteren Ausführungen steht der Begriff "Wirtschaft" immer für die Marktwirtschaft, da diese nach dem Zusammenbruch des Kommunismus die bei uns und fast überall auf der Welt gängige und funktionierende Wirtschaftsform ist. Zur Sozialen Marktwirtschaft als deutschen Sonderfall komme ich im Rahmen des Gliederungspunktes "Ansatz zur Interdisziplinarität". Im abschließenden Fazit fasse ich die wesentlichen Aussagen dieser Arbeit schließlich in einer etwas anschaulicheren, weniger wissenschaftlichen Schreibweise zusammen.

1.3. Begriffserklärung

Auf den folgenden Seiten tauchen häufig einige wichtige Begriffe auf, die ich vorab noch kurz erläutern und voneinander abgrenzen möchte.

"Moral" bezeichnet einen "Komplex von Normen, Maximen und Prinzipien, die das Handeln der Akteure leiten oder leiten sollen"[1], während man unter "Ethik" die Wissenschaft versteht, die sich mit der Moral beschäftigt. Moralphilosophie ist ein Synonym für Ethik.

Auf der anderen Seite ist die "Ökonomie" der Bereich, in dem sich die Marktteilnehmer bewegen (Wirtschaft), während man für die Wirtschaftswissenschaften , also "die Theorie wirtschaftlichen Handelns"[2], den Fachbegriff "Ökonomik" verwendet.

Auf der Ebene des Forschungsgegenstandes benutze ich also die Begriffe "Moral" und "Ökonomie" bzw. "Wirtschaft", auf der in diesem Referat hauptsächlich bearbeiteten Ebene des wissenschaftlichen Forschungsansatzes werden die Termini "Ethik" und "Ökonomik" verwendet.

2. Hauptteil

2.1. Vorrang der Ethik

Wichtigstes Merkmal der Ethik ist die Forderung nach einer Überwindung des Egoismus, an dessen Stelle höhere Werte wie Altruismus und Solidarität treten sollen. In Bereichen, in denen es keine Konflikte mit der Ökonomik gibt, sind diese Werte relativ leicht einzufordern und zu realisieren. In Bereichen, in denen sich die Interessen der Ökonomik und der Ethik allerdings unvereinbar gegenüberstehen, wird im allgemeinen besonders von Theologie und Philosophie ein Vorrang der Ethik gefordert. Homann spricht hier vom "Paradigma der Domestizierung der Ökonomie durch die Moral"[3] Die Ethik ist also die Königsdisziplin, während der Ökonomik nur noch eine Restpostenfunktion bleibt. In allen Konfliktbereichen entscheidet letztendlich die Ethik.

[...]


[1] K. Homann (1992), S. 16.

[2] K. Homann, (1992), S.17.

[3] K. Homann, (1988), S. 216.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Ethik und Ökonomik: Vorrang der Ethik, Dominanz der Sachzwänge oder Ansatz zur Interdisziplinarität?
Hochschule
Universität Münster  (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre)
Veranstaltung
Wirtschaftsethik und Moralökonomik
Note
2,7
Autor
Jahr
2000
Seiten
17
Katalognummer
V9776
ISBN (eBook)
9783638163903
ISBN (Buch)
9783638746533
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirtschaftsethik, Ethik, Moralökonomik
Arbeit zitieren
Sven Maertens (Autor:in), 2000, Ethik und Ökonomik: Vorrang der Ethik, Dominanz der Sachzwänge oder Ansatz zur Interdisziplinarität?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9776

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