Eine Beschreibung der römischen Legion vor und nach der Heeresreform des Marius


Seminararbeit, 2000

17 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Aufbau der Arbeit

2. Kurzbiographie des Marius

3. Die Organisation und der Aufbau der römischen Legion vor der Heeresreform
3.1. Allgemeines
3.2. Taktik der Legion
3.3. Innerhalb der Legion
3.4. Der Weg in den Verfall
3. Die Heeresreform des Marius
3.1. Gründe für die Heeresreform
3.2. Die Heeresreform

5. Kurzer Abriß des Werdegangs des römischen Heeres nach Marius bis in die frühe Kaiserzeit

6. Resümee

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der Organisation und dem Aufbau der römischen Legion in der Zeit vor und nach der Heeresreform des Marius. Sie enthält als erstes einen kurzen Abriß über die Biographie des Marius und wird dann die Organisation und den Aufbau der römischen Legion vor der Heeresreform beschreiben. Danach wird auf die von Marius eingeführten Reformen in Organisation und Aufbau der Legion nach der Heeresreform beschrieben. Zum Abschluß der Arbeit erfolgt ein kurzer Exkurs zum Werdegang des römischen Heeres nach Marius bis in die frühe Kaiserzeit. Endgültig schließen wird die Arbeit mit einem Resümee.

1. Kurzbiographie des Marius1

Marius wurde ca. 158/ 157 v. Chr. in Ceretae bei Arpinum geboren. Seine Eltern waren C. Marius und Fulcinia. Marius erbrachte seinen Kriegsdienst 134/ 133 v. Chr. als eques (Reiter) und war zusätzlich der contubernalis (Adjutant, Begleiter des Feldherrn) des Scipio2 vor Numantia. Nach dem Ende des Feldzuges erlangte Marius ca. 121 v. Chr. die Würde eines Volkstribuns. 115 v. Chr. wurde er zum Praetor gewählt und 114 v. Chr. durch das Los zum Prokonsul von Hispania bestimmt. Ca. 110 v. Chr. heiratete Marius Julia aus dem Hause der Caesaren, die ihm 109 v. Chr. einen Sohn gebar. 109 v. Chr. nimmt der Konsul Quintus Caecilius Metellus Marius als Legaten mit in den Krieg gegen Jugurtha.3 107 v. Chr. wurde Marius zum ersten mal zum Konsul gewählt. Im Jahre 104 v. Chr. wird Marius zum Konsul wiedergewählt und bekleidet das Amt des Konsuls dann noch bis 100 v. Chr.. Das heißt, gegen die bestehenden Wartefristen und Wiederwahlgesetze wurde Marius nacheinander fünf mal zum Konsul gewählt, sogar 105 und 102 v. Chr. in absentia (in Abwesenheit). Im Krieg gegen die Kimbern und Teutonen siegte Marius als Oberbefehlshaber der römischen Armee 102 v. Chr. über die Teutonen bei Aquae Sextae und über die Kimbern 101 v. Chr. bei Vercellae. Wieder nach Rom zurückgekehrt, wurde er als dritter Gründer Roms geehrt. 97 v. Chr. erhält Marius in absentia das Augurenamt4. Kurz vor dem Bundesgenossenkrieg von 91 - 89 v. Chr. begann der Streit mit Sulla. Der Grund lag darin, daß nicht Marius trotz seiner militärischen, sondern Sulla den Oberbefehl über die Armee erhielt. Marius bekam den Oberbefehl im ersten Mithridat-Krieg mit Hilfe eines durch Sulpicius Rufus inszenierten Volksaufstandes zurück. Daraufhin marschiert Sulla 88 v. Chr. gegen Rom. Marius mußte aus Rom flüchten und wurde von Sulla geächtet. Als Sulla wieder in den Krieg zog, wurde Marius von Konsul Cinna5 nach Rom gerufen, wo er ein neues Heer aufstellen ließ und Rom belagerte. Aber er belagerte nicht nur Rom, sonder plünderte noch Ostia, Arica, Antium und Lanuvium. Nach dem Rom kapitulierte, wurde er 86 v. Chr. zum siebten Mal Konsul, starb aber wahrscheinlich am 13.01.86 v. Chr..

3. Die Organisation und der Aufbau der römischen Legion vor der Heeresreform

3.1. Allgemeines

Aufgrund der von Servius Tullius im 6. Jh. v. Chr. eingeführten Centuriatverfassung, auch servianische Verfassung genannt, gliederte sich das römische Volk in Abteilungen der streitbaren Männer, wie sie im Heerbanne stehen und kämpfen und wie sie in der Bürgerschaft stimmen sollten.6 Diese Abteilungen wurden nach dem geschätzten Vermögen in fünf Klassen eingeteilt. Gewerbetreibende und Händler sowie Bürger, die weniger als 11000 Asse an Vermögen besaßen, blieben vom Kriegsdienst befreit.7 In Rom bestand die allgemeine Wehrpflicht schon seit langer Zeit.8 Wehrpflichtig war jeder Mann im Alter von 17 bis 60 Jahren.9 Bürger vom 46 bis 60 Lebensjahr gehörten der Reserve an.10

Die Armee wurde von je her in Fußvolk und Reiterei unterschieden. Die Stärke der Fußtruppen betrug ungefähr 8000 bis 9000 Mann. Die Ritterschaft rekrutierte sich ausschließlich aus dem Patriziat, der ersten Zensusklasse, da sich nur Bürger aus jener Klasse sich die Unterhaltung zweier Pferde, des Futters und einen Reitknecht leisten konnten.11 Somit nahmen die Ritter eine bevorzugte Stellung innerhalb der ersten Zensusklasse ein.

Da man bei einem Feldzug nicht alle wehrpflichtigen Männer benötigte, wurden die Aushebungen, dilectus, eingeführt. Wurden die Aushebungen ausgerufen, hatten sich alle Wehrpflichtigen auf dem Capitol zu melden. Beim Nichterscheinen konnte der König die Ferngebliebenen mit Vermögenseinbußen, Gefängnis, Züchtigung oder mit dem Verkauf in die Sklaverei bestrafen.12

Die Ausrüstung der Soldaten geschah auf eigene Kosten, so daß nur die Vermögenden zum Kriegsdienst eingezogen werden konnten.13 Da aber der Kriegsdienst als Ehrensache angesehen wurde und auch Voraussetzung für eine politische Karriere war, galt es als eine Ehrenpflicht für den vermögenden Bürger, seine Ausrüstung selbst zu beschaffen.14 Die römische Führung legte großen Wert auf die Ausrüstung der Soldaten mit Waffen, wie die Stoßlanze und das Schwert, so daß Schutzwaffen zu kurz kamen, was durch eiserne Manneszucht ausgeglichen werden mußte, welche stets ein Merkmal der römischen Armee war.15 Ein weiterer Grundsatz war, daß die Feldherrn und ihre Soldaten im Kriegseinsatz Rom nicht betreten durften, um jeden Eingriff der militärischen Macht in das bürgerliche Leben zu verhindern.16

Nach dem Sturz des Königtums Ende des 6. Jh. v. Chr. wurden zwei Jahresherrscher, die sich praetores, Feldherrn, judicies, Richter bzw. consules, Kollegen nannten, eingeführt.17 Jeder Konsul erhielt die Kommandogewalt über die Hälfte der gesamten Armee, d.h. über 4200 Mann Fußvolk und 300 Mann Reiterei. Die so halbierten Streitkräfte erhielten den Namen Legion.18 Wurden größere Heere aufgestellt, erhöhte man immer die Zahl der Legionen nie aber ihre Anzahl von streitbaren Männern. D.h. die Legion hatte eine feste numerische Größe.19

Im Jahre 445 v. Chr. setzt die Opposition durch, daß an Stelle der Konsuln konsularische Militärtribunen, tribuni militum consulari potastate, ernannt werden konnten, deren Amt auch Plebejern zugänglich waren.20 Weiterhin wurde durch den Krieg gegen die Etrusuker die Löhnung, Stipendium, eingeführt, um ein schlagfertiges Heer zu haben, welches ein ganzes Jahr im Kriegseinsatz stehen konnte. Jedoch war die Löhnung keine Lockung für den römischen Soldaten.21 Im Jahre 385 v. Chr. wurde die Armee auf 20000 Mann Stärke erhöht, da die Bedrohung durch die Gallierstämme immer größer wurde.22 Somit teilte sich die Armee in vier Legionen auf. Zusätzlich wurde 367 v. Chr. ein Gesetz erlassen, welches besagt, daß einer der beiden Konsuln ein Plebejer zu sein hat, was zu einer Gleichstellung von Patrizier und Plebejer zu Folge hatte und somit die Armee kraftvoller und mächtiger wurde.23

3.2. Taktik der römischen Legion

In der Zeit der gallischen Kriege von 356 - 343 v.Chr. wandelte der Konsul M. Furius Camillus das Heer um, in dem er die Aufstellung nach Zensusklassen wenig Bedeutung schenkte und das Heer nach Dienstalter und Übung gliederte.24 Verfeinert und komplettiert wurde die Umwandlung durch die Einführung der Manipularlegion durch Appius Claudius während der Samniterkriege 324 - 290 v. Chr. .25 Durch die Einführung der Manipularlegion änderte sich auch die Taktik der römischen Legion. Vor der Manipularlegion und der damit verbunden Manipeltaktik kämpfte die römische Armee in einer Phalanx26. Die römische Legionsphalanx bestand aus acht folgenden Gliedern. Die ersten vier Glieder bestanden aus den schwerbewaffneten Soldaten der ersten Zensusklasse, während die zweite und dritte Zensusklasse in den zwei folgenden Gliedern stand und die vierte und fünfte Zensusklasse die beiden letzten Glieder bildete.27 Der Nachteil dieser Phalanx war aber, daß sie keine hohe Angriffswucht erzeugen konnte und in sich zu starr, leicht zerreißbar und schwerfällig war.28 Mit der Einführung der Manipularlegion gliederte man die Legion in die Manipel der Hastaten, den jüngsten Mannschaften, in die Manipel der Principes, den mittleren Jahrgängen und in die Manipel der Triarier, den schon lange dienenden Soldaten und Familienvätern.29 Die Hastaten, Principes und Triarier stellten je 10 Manipel auf. Jedes Manipel bestand aus 120, die der Triarier aus 60 Legionären.30 Weiterhin waren die Manipel in je zwei Centurien unterteilt31, d.h. ein Manipel von 120 Soldaten = zwei Centurien von je 60 Soldaten. Pro Centuria kamen noch 20 Velites hinzu32, welche leichtbewaffnet und zum zerstreuten Kampf bestimmt waren.33 Ein weiteres Merkmal der Legion war die 300 Mann starke Reitertruppe, welche sich in 10 Einheiten aufteilte.34 In die Schlacht zog die Legion mit den in 10 Manipel eingeteilten Hastaten an der Spitze ein, welche durch kleine Zwischenräume getrennt waren. In der normalen Schlachtaufstellung standen innerhalb eines Manipel 20 Legionäre nebeneinander und sechs hintereinander. In der gleichen Ordnung rückten die Principes nach, nur das ihre Manipel so versetzt waren, daß sie die Zwischenräume der Hastenmanipel schlossen. Als letztes folgten die Triarier mit 10 Manipeln, in denen 10 Legionäre nebeneinander und sechs hintereinander standen und die Zwischenräume der Principes abdeckten.35

Aufbau einer Manipularlegion:

Mit der Einführung der Manipulartaktik schufen die Römer auch das Feldzeichen, welches die Aufgabe hatte, dem Legionär den jeweiligen Standort seines Manipel anzuzeigen.36

3.3. Innerhalb der Legion

Innerhalb der Truppe herrschte Zucht und Ordnung und es wurde streng auf die

Befolgung des kleinen Dienstes geachtet. Gab es dagegen Verstöße, griff die

Militärjustiz mit Konsequenz durch.37 Wurde z.B. beim Wachdienst eine Regel verletzt, wie etwa, wenn man schlafend auf dem Wachposten erwischt wurde, so hielt man über den Ertappten am nächsten Tag Standrecht. Er wurde entweder gesteinigt oder verbannt, wenn er durch Flucht entkam.38 Aber nicht nur den gemeinen Soldaten trafen solche harten Strafen, sondern auch die Offiziere wurden hart bestraft. Im Allgemeinen wurden Feigheit, Fahnenflucht und Ungehorsam mit dem Tode bestraft. Durch diese Zucht und Ordnung konnte den römischen Legionen ein Höchstmaß an Anforderungen abverlangt werden.39 Ein weiteres besonderes Merkmal der römischen Legionen war das ausschließliche Beziehen von festen Lagern, welche grundsätzlich mit Gräben und Palisadenwall umgeben waren.40 Dafür hatten sie zwei Gründe. Erstens schätzten die Römer Sicherheit und Bequemlichkeit und zweitens gingen die Legionen nicht ins Gefecht, ohne ein befestigtes Lager zu haben, in welches sie sich notfalls zurückziehen konnten.41

3.4. Der Weg in den Verfall

Im Zuge des ersten punischen Krieges von 264 - 241 v. Chr. drängten sich aber immer mehr Unzulänglichkeiten im römischen Heeressystem auf. Zu nennen wären da die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Grundbesitzer durch die langandauernden Kriege, den Mangel an militärischen Fachleuten und die Schwierigkeit, die Bauern über den Herbst oder bei einer Fahrt nach Afrika in der Legion zuhalten.42 Sie konnten nicht über unabsehbare Zeit von ihren Höfen, Betrieben und Unternehmen fernbleiben. Der jährliche Wechsel der Konsuln erschwerte eine kontinuierliche Führungsqualität und da die Konsuln sich täglich mit dem Oberbefehl des Heeres abwechselten, kam es oft zu Meinungsverschiedenheiten.43 Daraufhin entschloß sich Rom dazu, in Notzeiten einen Diktator den Oberbefehl über das Heer zu geben, welcher aber nicht länger als sechs Monate den Oberbefehl inne haben durfte.44 So vollzog sich allmählich ein Umwandlungsprozeß im römischen Heer. Nach der Schlacht von Cannae 216 v. Chr. führte Rom die Prokonsuln in die Armee ein, die bei der Truppe blieben.45 Weiterhin wurden die älteren Soldaten nicht aus der Legion entlassen und jüngere Jahrgänge eingestellt, um zu verhindern, daß ein großer Prozentsatz unausgebildeter und kriegsunerfahrener Rekruten die Schlagkraft des Heeres herabsetzen würde.46 So begann sich im Heer eine immer größere Eigenwilligkeit herauszubilden. Nach dem zweiten punischen Krieg gegen Hannibal, den Rom dank Publicus Cornelius Scipios verbesserter Manipulartaktik gewann, in dem er die Abstände zwischen den Manipeln vergrößerte und so Hannibals Umfassungstaktik, wie bei der Schlacht bei Cannae, unwirksam wurde47 Trotzdem setzte sich der Verfall des römischen Heeres weiter fort. Ein großen Anteil daran hatten die Militärtribunen. Diese wurden seit 207 v. Chr. für die Legionen vom Volk gewählt.48 Da die Militärtribunen oft junge unerfahrene Optimaten waren, welche die Bedingungen für dieses Amt von fünf bis zehn mitgemachten Feldzügen nicht hatten, sondern über Beziehungen in dieses Amt gelangten, waren sie militärisch gesehen praktisch nutzlos. So schmeichelten sie der Truppe, um sich ihre Stimme für die Wahl zu sichern. Die Folge war, daß die Disziplin sank. In der Legion kam es zu Bequemlichkeit, Üppigkeit, Unordnung, Roheit und Ungehorsam.49 Der Urlaub und der Abschied wurde käuflich.50 So verkam der Kriegsdienst vom Ehrendienst zu einer lästigen Pflicht.

4. Die Heeresreform des Marius

4.1. Gründe für die Heeresreform

Die traditionelle römische Militärordnung erwies sich als unfähig, die Probleme des römischen Reiches zu lösen. Die Legionen mußten mehr und mehr mit Soldaten aus den italischen Staaten aufgefüllt werden, die aber keine Lust zum kämpfen hatten und schon gar nicht für Rom.51 Die Verteidigung der Republik erreichte ihren Tiefstand.

Angriffe ließen nun nicht mehr auf sich warten. Im Norden wurde die Republik von den Kimbern und Teutonen angegriffen und im Süden kämpfte man gegen Jugurtha. In den Feldzügen gegen die Kimbern und Teutonen wurden fünf Legionen vernichtet.52 Das Milizheer war einfach nicht mehr schlagkräftig genug. Die Gründe wurden unter 3.4. genannt. Dazu die nicht mehr zeitgemäße Taktik, welche gegen eine unkontrollierbare, ungeordnete Masse von Kriegern keine Chance hatte. Man suchte einen geeigneten Feldheeren und fand ihn in Marius.

4.2. Die Heeresreform

Die erste Reform des Marius bestand darin, daß er seien Soldaten nicht mehr nach dem Zensus aushob, sondern freie Werbung an die Stelle des Zensus setzte.53 Der Dienst war nicht mehr an Besitz und das römischen Bürgerrecht gebunden. Desweiteren schaffte Marius die Velites und die Legionsreiterei ab.54 Die Legion wurde auf eine Stärke von 6000 Mann festgelegt, welche alle Schwerbewaffnete waren. Die römische Legion war jetzt eine schwerbewaffnete Infanterielegion. Die Zahl der 30 Manipel blieb erhalten, jedoch hatten sie jetzt alle die gleiche Anzahl von Männern.55 Jedes Manipel zählte 200 Mann, das sich wiederum in zwei Centurien zu je 100 Mann aufteilte.56 Da dieses Manipel aber keine selbständige Einheit bildete, wurden drei Manipel, ein Hastaten-, ein Principes-, und Triariermanipel, zu einer Kohorte zusammengefaßt, welche nun selbständig operieren konnte.57 Eine Legion teilte sich demzufolge jetzt in 10 Kohorten auf. Marius vollzog einen Wandel in der Taktik der Legion. Von der Manipeltaktik zur Kohortentaktik.

Aufbau einer Legion nach Marius

Abbildung in dieser Leseprobe nicht 58 enthalten

Mit dieser neuen Struktur konnte der Feldheer die Taktik auf die äußeren Umstände abstimmen. Entweder kleine Stoßtrupps in Form von Manipeln bzw. Centurien oder die gesamte Kraft auf einmal in den Kohorten und als ganze Legion. Somit wurde die Starrheit der Phalanx aufgegeben. Ausgestattet wurde jeder Legionär dem Pilum59 und dem zweischneidigen Kurzschwert, dem gladius.60 Desweiteren schuf Marius ein einheitliches Feldzeichen, den römischen Adler und ließ so die Feldzeichen der einzelnen Legionsteile verschwinden.61 Disziplin hauchte Marius seinen Truppen durch lange Märsche, regelmäßiges Exerzieren, das Tragen des eigenen Gepäckes, weswegen die Soldaten auch mulus Marianus genannt wurden und gerechtes Strafen ein.62 In Friedenszeiten oder Kriegspausen wurden die Soldaten mit Exerzieren, Standlager in Ordnung halten, Straßen und Aquädukte bauen beauftragt. Außerdem bekamen sie Ausbildung in allen Berufen, damit sie sich selber versorgen konnten. Weiterhin führte Marius eine Dienstpflicht von 16 Jahren ein, welche der Soldat abzuleisten hatte, da eine langjährige Dienstzeit durch die Kriege von Nöten war.63 In dieser Zeit durfte der Legionär auch nicht heiraten. Unter dem 17. Lebensjahr durfte auch nicht mehr eingezogen werden. Die Latiner, welche sich freiwillig zum Dienst meldeten, hatten ein halbes Jahr Bewährungszeit und wurden nach Bestehen dieser mit dem vollen römischen Bürgerrecht ausgestattet und waren somit feste Soldaten. Da die Freiwilligen meist aus dem Proletariat kamen, mußte der Staat für die Ausrüstung der Legionäre sorgen.64 Nach den 16 Jahren Dienstzeit wurden sie ehrenvoll entlassen und bekamen als Veteranen Land oder Geld von ihrem Feldherren. Dafür hatten sie auch während der Dienstzeit ein Teil des Soldes in eine Kriegskasse eingezahlt.

4. Kurzer Abriß des römischen Heeres nach Marius

Julius Caesar entwickelte das römische Heer auf der Grundlage der Marianischen Reformen weiter. Unter ihm wurde durch die Überlegenheit der Kohortentaktik, das Belagerungs- und Befestigungswesen und das höchst entwickelte Kriegsverwaltungswesen die Ausbreitung der römischen Herrschaft und die Eroberung Galliens gesichert.65 So ergänzte Caesar die Reiterei mit der Zuteilung einzelner Kohorten, was die Elastizität der Reiterei erhöhte, in dem die Schwerbewaffneten mit der eigenen Reiterei die feindliche Reiterei bekämpfte.66

Das Kriegswesen der frühen Kaiserzeit war dadurch gekennzeichnet, daß das gesamte Heer nur dem Kaiser zur Verfügung stand. Es schwor auf ihm persönlich den Eid und stand dem Kaiser nicht nur für einen Feldzug, sondern für das ganze Leben zur Verfügung.67 Die Dienstzeit war im Jahre 5 n. Chr. auf 20 Jahre festgesetzt worden.68 Der Kaiser war allein berechtigt, Truppen zu halten, Aushebung, Anwerbung und Entlassung anzuordnen, Vorschriften zu erlassen, Kriegsgerichtsbarkeit auszuüben und Führungsstellen zu besetzen.69 Das Heer ergänzte sich jetzt fast nur noch durch Freiwillige, wobei aber das Gesetz der Aushebung nicht aufgehoben wurde. D.h. das altrömische Prinzip der Wehrpflicht bestand weiterhin.70 Organisatorisch betrachtet wurde das Heer der Kaiserzeit durch die Heeresreform von Oktavian zum stehenden Heer mit einem regelmäßigem Haushalt.71 Untergebracht waren die Legionen in Standlagern, die mit der Zeit zuweilen zu Städten heranwuchsen.72

5. Resümee

Es war ein langer Weg des römischen Heeres von einem Milizheer zum Berufs- bzw. stehendem Heer. Während es bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. hieß, der Militärdienst sei eine Ehrenpflicht für den römischen Bürger, obwohl die wirtschaftlichen und territorialen Voraussetzungen längst den Einsatz eines Söldnerheeres notwendig gemacht hätten. Durch die erhöhten Belastungen der Bauern, die Kriegsmüdigkeit der reichen Familien u.a. genannte Unzulänglichkeiten, wurde die Kampfkraft des Heeres im erheblichen Maße eingeschränkt. Die Agrarkrise des 2. Jahrhunderts v.Chr. besiegelte das Schicksal der Armee und beraubte so der Republik ihrer militärische Stärke vollends. Eine Bodenreform hätte die Verteidigungsfähigkeit der Republik entscheidend heben können, doch konnten deren Initiatoren, die Gracchen, sich nicht durchsetzen. Da deshalb das Heer durch wirtschaftliche Maßnahmen nicht gestärkt werden konnte, mußte dies durch eine Heeresreform geschehen. Marius erkannte diese Notwendigkeit und setzte sie in die Realität um. Er machte den Dienst vom Vermögen unabhängig und so strömten in der Hoffnung auf Sold, Kriegsbeute und Boden die Besitzlosen, die Proletarier, zu den Waffen. Die Heeresreform des Marius wird zwar als Ausgangspunkt der Wandlung des römischen Heeres vom Milizheer in ein Berufsheer betrachtet, war aber nichts unbedingt neues, da auch schon vor Marius auf andere Rekrutierungsmaßnahmen zurückgegriffen wurde. Marius machte sie nur zum üblichen Konzept, oder wie es Mommsen ausdrückt, die Reform des Marius habe darin bestanden, daß er das außergewöhnliche Verfahren zum Regelmäßigen machte.73 Mit Marius entstand der Soldatenstand, da er das Bürgertum vom Militärdienst löste. Die Folge war nun, daß sich die Erwartungen und Forderungen des Heeres immer enger mit dem militärischen wie auch politischen Erfolg seines Feldherren verband, dieser aber wiederum sich auf das Heer als ein schlagfähiges Instrument zur Durchsetzung seiner persönlichen und politischen Ambitionen stützen konnte. Es war also die Grundlage zur Diktatur, vor der sich der Senat immer fürchtete. Dieses war vorher nicht zu befürchten, da das Heer in seiner inneren Zusammensetzung beständig wechselte und der Soldat wieder zum Bürger wurde. Ein Beispiel für die Durchsetzung persönlicher Interessen war der Sullas Marsch auf Rom im Jahre 88 v. Chr. bzw. Marius im Jahre 86 v. Chr. um zum siebenten Male zum Konsulat zu gelangen. Mit Marius begann also die Bildung eines eigentlichen Soldatenstandes, was nach Jähns naturgemäß den Untergang der bisherigen Staatsform zur Folge hat.74 Durch die Bildung des Soldatenstandes entfremdeten sich die Soldaten immer mehr vom bürgerlichen Leben, so daß die Übereinstimmung zwischen der politische Verfassung und der Wehrverfassung verschwand. In der Politik herrschte das aristokratisch-republikanische System, während im Militär die Monarchie regierte. Es dauerte nicht lange bis die Monarchie das aristokratisch-republikanische System verdrängte und sich unter Oktavian das Kaisertum bildete. Während vor Marius das militärische System aus der Politik entstand, um das Reich zu vergrößern , trat nun die Wende ein. Politische Entscheidungen wurden nun durch das Militär beeinflußt, da das stehende Heer derjenige Machtfaktor war, mit dem der Imperator alles erreichen und sein Reich sichern konnte.

6. Literaturverzeichnis

Alamain, Viscount

Montgomery of: Kriegsgeschichte. Weltgeschichte der Schlachten und Kriegszüge. London 1968.

Bleicken, Jochen, u.a. (Hrsg.): Oldenbourg-Grundriss der Geschichte. Bd. 2. Bleicken, Jochen: Geschichte der römischen Republik. 3. Aufl. München 1988.

Bleicken, Jochen, u.a. (Hrsg.): Oldenbourg-Grundriss der Geschichte. Bd. 3.

Dahlheim, Werner: Geschichte der römischen Kaiserzeit. 2. Aufl. München 1989.

Delbrück, Hans: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen

der politischen Geschichte. 1. Teil. Das

Altertum. 3. Aufl. Berlin 1920.

Durant, Will: Kulturgeschichte der Menschheit. Der Aufstieg Roms und das Imperium. Köln 1985.

Jähns, Max: Heeresverfassungen und Völkerleben. Eine Umschau. Berlin 1885.

Junkelmann, Markus: Die Legionen des Augustus. Der römische Soldat im archäologischen Experiment. 8. Aufl. Mainz am Rhein 2000.

Plutarch: Lebensbeschreibungen. Bd. 3. München 1964.

Ranke, Leopold von: Weltgeschichte. Bd. 1. 3. Aufl. Leipzig 1910.

Ullrich. Johannes: Das Kriegswesen im Wandel der Zeiten. Leipzig 1940.

Ziegler, Konrad, u.a.(Hrsg.): Der kleine Pauly. Lexikon der Antike. Bd. 3. Stuttgart 1969.

[...]


1 alle folgenden Daten wurden entnommen aus: Ziegler, Konrad, u.a.(Hrsg.): Der kleine Pauly. Lexikon der Antike. Bd. 3. Stuttgart 1969, S. 1031.

2 Scipio, auch Scipio Africanus genannt, führte als Konsul den Krieg gegen Numantia, die Stadt der Keltiberer im Jahre 134/ 133 v. Chr., nachdem schon mehrere römische Feldherren geschlagen wurden.

3 Jugurtha war König von Numidien von 118 v. Chr. an, bis er 105 v. Chr. von Sulla an Marius ausgeliefert wurde. Er wurde 104 v. Chr. in Rom hingerichtet.

4 Die Aufgabe der Auguren war das Erkennen des Willens der Götter aus dem Flug der Vögel.

5 Cinna war 87 v. Chr. Konsul.

6 Jähns, Max: Heeresverfassungen und Völkerleben. Eine Umschau. Berlin 1885, S.

91.

7 Ebenda, S. 92.

8 Ullrich, Johannes: Das Kriegswesen im Wandel der Zeiten. Leipzig 1940, S. 22.

9 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 91.

10 Alamein, Viscount Montgomery of: Kriegsgeschichte. Weltgeschichte der Schlachten und Kriegszüge. London 1968, S. 85.

11 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 93.

12 Ebenda, S. 95.

13 Ullrich, Johannes: Das Kriegswesen, S. 23.

14 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 91.

15 Ullrich, Johannes: Das Kriegswesen, S. 23.

16 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 97.

17 Ebenda, S. 96.

18 Ullrich, Johannes: Das Kriegswesen, S. 24.

19 Ebenda.

20 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 98.

21 Ebenda, S. 99.

22 Ebenda, S. 99f.

23 Ebenda, S. 100.

24 Ebenda.

25 Ebenda, S. 104.

26 geschlossene Schlachtreihe von schwerbewaffneten Soldaten.

27 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 95.

28 Ullrich, Johannes: Das Kriegswesen, S. 28.

29 Ebenda, S. 26.

30 Ebenda.

31 Ebenda.

32 Junkelmann, Markus: Die Legionen des Augustus. Der römische Soldat im archäologischen Experiment. 8. Aufl. Mainz am Rhein 2000, S. 92.

33 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 105.

34 Junkelmann, Markus: Die Legionen des Augustus, S. 92.

35 Ullrich, Johannes: Das Kriegswesen, S. 27.

36 Ullrich, Johannes: Das Kriegswesen, S. 28.

37 Ullrich, Johannes: Das Kriegswesen, S. 24.

38 Ebenda, S. 25.

39 Ebenda.

40 Ebenda.

41 Alamein, Viscount Montgomery of: Kriegsgeschichte, S. 87f.

42 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 108.

43 Alamein, Viscount Montgomery of: Kriegsgeschichte, S. 88.

44 Ullrich, Johannes: Das Kriegswesen, S. 34.

45 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 108.

46 Ullrich, Johannes: Das Kriegswesen, S. 34.

47 Alamein, Viscount Montgomery of: Kriegsgeschichte, S. 93.

48 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 123.

49 Ebenda.

50 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 127.

51 Durant, Will: Kulturgeschichte der Menschheit. Der Aufstieg Roms und das Imperium. Köln 1985, S. 138.

52 Ebenda.

53 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 129.

54 Junkelmann, Markus: Die Legionen des Augustus, S. 92.

55 Ullrich, Johannes: Das Kriegswesen, S. 38.

56 Ebenda.

57 Ebenda, S. 38f.

58 nach: Junkelmann, Markus: Die Legionen des Augustus, S. 93.

59 1,6 - 2 m lange Wurfwaffe.

60 Ranke, Leopold von: Weltgeschichte. Bd. 1. 3. Aufl. Leipzig 1910, S. 581.

61 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 130.

62 Plutarch: Lebensbeschreibungen. Bd. 3. München 1964, S. 111f.

63 Bleicken, Jochen, u.a. (Hrsg.): Oldenbourg-Grundriss der Geschichte. Bd. 2. Bleicken, Jochen: Geschichte der römischen Republik. 3. Aufl. München 1988, S. 69.

64 Ebenda.

65 Ullrich, Johannes: Das Kriegswesen, S. 41.

66 Ebenda, S. 42.

67 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 297.

68 Ebenda, S. 299.

69 Ebenda, S. 297.

70 Ebenda.

71 Bleicken, Jochen, u.a. (Hrsg.): Oldenbourg-Grundriss der Geschichte. Bd. 3. Dahlheim, Werner: Geschichte der römischen Kaiserzeit. 2. Aufl. München 1989, S. 73.

72 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 299.

73 Delbrück, Hans: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. 1. Teil. Das Altertum. 3. Aufl. Berlin 1920, S. 457.

74 Jähns, Max: Heeresverfassungen, S. 132.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Eine Beschreibung der römischen Legion vor und nach der Heeresreform des Marius
Hochschule
Universität Rostock
Autor
Jahr
2000
Seiten
17
Katalognummer
V97751
ISBN (eBook)
9783638962025
Dateigröße
434 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eine, Beschreibung, Legion, Heeresreform, Marius
Arbeit zitieren
René König (Autor:in), 2000, Eine Beschreibung der römischen Legion vor und nach der Heeresreform des Marius, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97751

Kommentare

  • Gast am 4.6.2002

    ...Wir wurden gezwungen, dieses buch in unserem deutschunterricht zu lesen.
    es passt schon, nur der spannungsaufbau
    und die prinzipielle hintergrundgeschichte ist nicht ao gut gelungen, aber das kann ja jedem mal passieren. Man kann ja nie wissen, welche probleme die autorin zu diesem zeitpunkt hatte.(Monatsblutung???)

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Titel: Eine Beschreibung der römischen Legion vor und nach der Heeresreform des Marius



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