Neue Perspektiven bei der Arbeitslosenbekämpfung - Ein neuer Ansatz gegen die Langzeitarbeitslosigkeit von Dennis J. Snower


Seminararbeit, 1998

22 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

1. Einleitung
1.1. Momentane Arbeitslosensysteme
1.2. Ein erläuterndes Beispiel für ein BTP Design
1.3. Wirtschaftliche Auswirkungen des BTPs

2. Das zugrundliegende Gerüst

3. Selbstfinanzierende Einstellungsgutscheine

4. Zielpunkt Langzeitarbeitslose

5. Deadweight and Displacement

6. Ausbildungsgutscheine

7. Eine Schätzung der BTP-Wirkung auf die Arbeitslosigkeit

8. Abschließende Gedanken

Ein Ansatz gegen die Arbeitslosigkeit durch Lohnsteuerkürzung von Nickell und Bell

1. Einleitung

2. Wie wirkt sich die Ausbildung auf die Arbeitslosigkeit aus?

3. Arbeitslosigkeit und Löhne nach Ausbildung
3.1. Relative Arbeitslosenraten
3.2. Welche Auswirkung hat die ,,unausgebildete" Arbeitslosigkeit auf die gesamte Arbeitslosigkeit?

4. Sollte man die Lohnsteuern der Hilfsarbeiter reduzieren?

5. Abschließende Bemerkungen

Vorwort

Im folgenden wollen wir zwei Ansätze vorstellen, die sich mit dem Problem der Arbeitslosigkeit auseinandersetzen und versuchen dieser entgegenzuwirken.

Der erste Ansatz stammt von Dennis J. Snower und befaßt sich hauptsächlich mit dem Problem der Langzeitarbeitslosigkeit. Snower entwickelte eine Theorie, die mittels staatlicher Gutscheine, die Arbeitslose an Firmeninhaber im Falle einer Neueinstellung weitergeben können, diese dazu bewegen soll überbedarfsmäßig neue Arbeitnehmer einzustellen.

Der zweite Ansatz stammt von Stephen J. Nickell und Brian Bell und befaßt sich mit dem Problem der Massenarbeitslosigkeit von ungelernten Arbeitern (Hilfsarbeitern). Durch Senkungen von lohnabhängigen Steuern der Einkommensschwachen, insbesondere Sozialversicherung und Einkommenssteuer, sollen Lohnkosten vermindert werden und dadurch eine höhere Beschäftigungsnachfrage für Einkommensschwache produziert werden.

1. Einleitung

Wie sieht die Arbeitslosenpolitik in vielen EG-Ländern aus?

,,Gebt den Leuten Geld, wenn sie arbeitslos sind und besteuert sie, wenn sie Arbeit haben." Diese Politik ist weit davon entfernt Arbeiter und Angestellte zu veranlassen, Arbeit zu suchen und Arbeitgeber zu veranlassen Angestellte und Arbeiter anzustellen. D.h.: Die Arbeitslosenpolitik trägt eigentlich zum Problem der Arbeitslosigkeit bei. Als letztes Netz gibt es dann nur noch das Unterstützungssystem als Sicherheitsnetz für die Arbeitslosen.

Besonders problematisch wird die Angelegenheit in Zeiten der Rezession, in der Arbeitslosigkeit zu einer krassen Verschwendung menschlicher Ressourcen wird.

Ziel des ,,Unterstützungsprogrammes" unseres Autors (Dennis J. Snower) ist es nun, daß die Arbeitslosengelder anders verteilt werden, und zwar so, daß sie einen Beschäftigungsanreiz bieten.

Das Problem hoher Arbeitslosigkeit und das gleichzeitige Problem hoher Arbeitslosengelder muß in den Griff gebracht werden.

Wie: ,,Benefit Transfer Programme" (BTP)

- Arbeitslosenunterstützungsprogramm (besonders für Langzeitarbeitslose)

Ein ähnliches Modell wurde in Australien bereits auf nationaler Ebene eingeführt. Grundidee des Arbeitslosenunterstützungsprogramms ist folgende:

Ein Teil des Arbeitslosengeldes sollte von den Arbeitslosen als Gutschein an die Unternehmer weitergereicht werden können, um die Arbeitgeber zu veranlassen Arbeitslose einzustellen. Die logische Folge daraus ist, daß die Arbeitslosengelder zu einer Art Beschäftigungssubvention werden.

Der Arbeitgeber wird stark motiviert den Arbeitslosen einzustellen. Der Langzeitarbeitslosigkeit könnte man auf diese Weise gut entgegenwirken.

1.1. Momentane Arbeitslosensysteme

Die momentanen Arbeitslosensysteme sind sehr ineffizient, da sie die Arbeitslosen davon abhalten, um Jobs zu konkurrieren.

Wie tun sie das:

1. Die Arbeitslosengelder wurden im Laufe der Zeit immer höher
2. Die Einkommen der Angestellten werden immer weniger, da man diese stark besteuert, um die Arbeitslosengelder finanzieren zu können.
3. Es kommt zu einem erhöhten Druck auf Löhne und Gehälter; die Arbeitnehmer stehen in einer recht guten Verhandlungsposition bezüglich der Lohn- oder Gehaltsforderungen. Wird ihre Lohn- oder Gehaltsvorstellung zurückgewiesen, bleiben sie lieber arbeitslos, bevor sie um wenig Lohnarbeiten.

Aber Arbeitslosensysteme sind nicht nur ineffizient, sondern auch ungerecht:

Die Chance auf einen Job ist bei den Arbeitslosen ungerecht verteilt. Je länger man arbeitslos ist, desto niedriger wird die Wahrscheinlichkeit einen Job zu bekommen. D.h. Langzeitarbeitslose sind daher besonders benachteiligt.

Erklärung: je länger man arbeitslos ist, desto eher vergißt man seine Fähigkeiten. In weiterer Folge will man von keinem Arbeitgeber angestellt werden.

Wie sollte man helfen?

Eine gute Möglichkeit wäre, die Langzeitarbeitslosen interessanter für den Arbeitgeber zu machen.

Die wichtigsten 5 Merkmale des Arbeitslosenunterstützungsprogramms (BTP), welche das Programm von anderen Programmen abgrenzen:

1. Es ist freiwillig; entweder nutzt man die Möglichkeit der ,,Gutscheine" oder man bezieht die ,,normale" Arbeitslose
2. ngt ab von dem Ausmaß des ArbeitsloseDas Ausmaß des ,,Beschäftigungsgutscheins" hängeldes ab. D.h. Die Ausgaben für die Beschäftigungsgutscheine können nie höher werden, als die Ausgaben für die Arbeitslosengelder.
3. Je länger man arbeitslos war, desto höher wird der Betrag des Beschäftigungsgutscheines.
4. Nachdem man durch das BTP einen Job gefunden hat, sinkt allmählich der Betrag des Beschäftigungsgutscheines
5. Arbeitgeber, die beweisen können, daß sie ihr Personal schulen, erhalten Beschäftigungsgutscheine mit höheren Beträgen.

1.2. Ein erläuterndes Beispiel für ein BTP Design

Jede Person, die länger als sechs Monate arbeitslos, ist bekommt Beschäftigungsgutscheine zugesandt. Kommt es innerhalb eines Monates dennoch zu keiner Einstellung durch einen Arbeitgeber, so bezieht der Arbeitslose wie gewohnt sein Arbeitslosengeld weiter. Im Fall einer Einstellung übergibt der neu Beschäftigte den Gutschein seinem Arbeitgeber, welcher berechtigt ist, vom Staat eine Unterstützung einzufordern.

Der Arbeitgeber kann den Gutschein auf zwei Arten verwenden:

1. Einstellungsgutschein: um den Gutschein zu Geld zu machen, muß der Arbeitgeber lediglich beweisen, daß er den Arbeitslosen eingestellt hat.
2. Ausbildungsgutschein: in diesem Fall muß der Arbeitgeber beweisen, daß der Erlös aus dem Gutschein nur für die Ausbildung der neu Eingestellten ausgegeben wurde.

Wie geht man sicher, daß der Arbeitgeber das Ausbildungsgeld nicht anderweitig verwendet? Die Ausbildung wird nicht vom Unternehmen durchgeführt, sondern von privaten Agenturen. Wie geht man sicher, daß die Firmen die Angestellten nicht durch rein firmenspezifische Ausbildung an sich binden?

Die Ausbildung muß zwingend zu national beglaubigten Qualifikationen führen. D.h.: die erworbene Ausbildung muß innerhalb des Staates überall anwendbar sein.

Der Lohnvertrag zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer: Beide können völlig frei jeden beliebigen Vertrag schließen.

Ausnahme: Der Betrag des Einstellungsgutschein darf nicht höher sein als der Lohn; der Ausbildungsgutschein muß weniger sein als der Lohn + Ausbildungskosten. Durch dieses Gutscheinsystem ist der Arbeitgeber viel eher in der Lage, den Gehaltsvorstellungen des potentiellen Arbeitnehmers zu entsprechen.

Je länger eine Person arbeitslos war, desto höher der Betrag im Gutschein. Arbeitgeber sollen motiviert werden auch Arbeitslose zu nehmen, die schon längere Zeit arbeitslos waren (2,5 Jahre).

Nach Einstellung wird der Gutscheinbetrag monatlich weniger. Nach zwei Jahren Angestelltenverhältnis ist der Gutschein völlig ausgelaufen.

Verhältnis zwischen Höhe des Einstellungs- und Trainingsgutscheins:

Berechnung der Höhe des Einstellungsgutschein und des Ausbildungsgutscheins (pro Stunde): Bsp. Einstellungsgutschein: Dauer der Arbeitslose 12 Monate

- Einstellungsgutschein = max _0, (-1 + 1/6 * 12 Monate)_ = 1 (ein Dollar)
Bsp. Ausbildungsgutschein: Dauer der Arbeitslosigkeit 30 Monate
- Trainingsgutschein = max _0, (-2 + 1/3 * 30 Monate)_ = 8 (acht Dollar)

1.3. Wirtschaftliche Auswirkungen des BTPs

Es ist allgemein bekannt, daß Lohnsubventionen teuer sind und nur sehr wenig zu einer besseren Beschäftigungssituation beitragen. Es wäre falsch zu behaupten, daß das BTP ein neues Lohnsubventionssystem ist. Wie grenzt sich das BTP ab?

- Das herkömmliche Lohnsubventionssystem ist eine Last für den Steuerzahler; das BTP stellt keine Last dar (es finanziert sich selbst)
- Das herkömmliche Lohnsubventionssystem hilft Langzeitarbeitslosen nicht; das BTP hilft · kein beschäftigt freiwillig einen Langzeitarbeitslosen, wenn er dieselbe Subvention für einen Kurzzeitarbeitslosen erhält.
- Das herkömmliche Lohnsubventionssystem unterstützt nur Arbeitslose, die ohnehin eine Arbeit gefunden hätten; das BTP nicht
- Das herkömmliche Lohnsubventionssystem veranlaßt Firmen alte Angestellte durch
unterstütze Angestellte auszutauschen; das BTP zielt in Richtung Langzeitarbeitslose · Firmen werden nicht motiviert ihre gelernten Arbeitskräfte durch Arbeitskräfte zu ersetzen, die schon viel von ihrem Wissen verloren haben. D.h. Bereits Beschäftigte brauchen keine Angst zu haben durch das BTP ausgetauscht zu werden.

In den meisten OECD Ländern hätte das BTP einen überraschen starken Einfluß auf die Beschäftigungssituation:

- Förderung der Beschäftigung und
- Reduzierung der Arbeitslosigkeit
- Im allgemeinen hängt die Nachfrage nach Arbeitskräften von den Personalkosten ab. Die Wirkung des BTPs wird aber eher dadurch erzielt, daß nicht soviel Geld in die Arbeitslosenunterstützung geht, sondern, daß ein großer Teil an die Firmen gezahlt wird, welche wiederum die Arbeitslosen anstellen.
- Auf diese Weise erzielt man eine starke Wirkung in Richtung Beschäftigung.

Der Unterschied zwischen dem Gehalt und dem Geld, das der Arbeitgeber zahlt, ist der Betrag auf dem Beschäftigungsgutschein.

Das BTP erzielt ohne zusätzliche Staatsausgaben eine Reduktion der Arbeitslosigkeit!

Alles was sich geändert hat, ist, daß die Gelder nicht mehr der Arbeitslosigkeit zufließen, sondern der Beschäftigung.

Ein weiterer Vorteil des BTPs ist, daß die Lohn- und Gehaltsinflation nicht stimuliert wird. Wie bereits erwähnt zielt das System in Richtung Langzeitarbeitslose; letztere haben keine allzuhohen Gehaltsvorstellungen; d.h. das Gehalt wird nicht künstlich in die Höhe getrieben.

Weiters fungiert das System als ein automatischer Stabilisator:

Die meisten Gutscheine gibt es in Zeiten der höchsten Arbeitslosigkeit. Sinkt die Arbeitslosigkeit, so gibt es auch automatisch keine Gutscheine.

Der nächste Vorteil des BTPs liegt in der Weiterbildungsmethode. Es ist bekannt, daß staatliche Weiterbildungsangebote oft völlig unpassend sind. Das BTP zwingt aber zu einer passenden Ausbildung:

1. Der Arbeitslose wird angestellt und gibt seine Weiterbildungsgutscheine ab.
2. Die Firma muß eine unabhängige Bildungsanstalt mit der Ausbildung des ehemaligen Arbeitslosen beauftragen. Es ist klar, daß die Firma daran interessiert ist, daß diese "Gratisausbildung" auch etwas bringt.
3. Die unabhängigen Bildungsanstalten stehen in Verbindung mit den Firmen und gerlehrt wird nur noch Brauchbares.
4. Es werden dem Staat keine zusätzlichen Kosten zugefügt.

Ein weiterer Vorteil des BTP liegt in der Reduktion der regionalen Arbeitslosigkeit.

Günstigste Arbeitskräfte findet man dort, wo es am meisten gibt. D.h. Firmen werden sich immer mehr interessieren, ihre Produktionsstätten zu verlagern.

2. Das zugrundliegende Gerüst

Am Beginn eine einfache Darstellung des Arbeitsmarktsverhaltens: Arbeitslosigkeit als Ergebnis eines Beschäftigungs- und Entlohnungsprozesses.

Annahme: Die Arbeitslosigkeit hängt von der Entlohnung und der Beschäftigung ab.

Kurve ,,Nachfrage nach Arbeitskräften":

Handelt es sich um einen Zustand vollkommener Konkurrenz, so zeigt die Kurve wie viele Arbeitskräfte die Firmen zu irgendeinem Reallohn einstellen werden. Handelt es sich um einen Zustand unvollkommener Konkurrenz, so zeigt die Kurve die Profitmaximierungsbeziehung zwischen Einstellung (Anstellung, Beschäftigung) und Reallohn. Die Firmen antworten mit ihren Beschäftigungs- und Preisentscheidungen auf die bestehenden Nominallöhne.

In beiden Fällen (vollkommener oder unvollkommener Zustand) fallt die Kurve nach unten, wenn die Gegenleistung für Arbeit sinkt.

Kurve ,,Lohn- und Gehaltssetting"

Diese Kurve zeigt wie das Gehalt und der Lohn gesetzt werden und zwar auf jeder Ebene der gesamten Beschäftigung.

Diese Kurve kann unterschiedlich gedeutet werden:

- Firmen legen die Höhe der Gehälter und Löhne fest, mit der Absicht ihre Angestellten vom Faulenzen abzuhalten.
- Die Kurve bewegt sich weg vom Minimallohn.
- Die Firmen müssen zahlen, um ihre Angestellten zu motivieren
- Firmen legen die Höhe der Gehälter und Löhne fest, mit der Absicht ihre Angestellten vom Kündigen abzuhalten.
- In diesem Fall liegt die Kurve auf der Kurve des Minimallohns.
- Die Kurve kann man auch deuten als Ergebnis von Lohn- und Gehaltsverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. (auch: Gewerkschaft) Die Lohn- und Gehaltssettingskurve kann folgende Formen annehmen:

ansteigend - abfallend - flach

Zwei entgegengesetzte Effekte:

1. Je größer der Beschäftigungsgrad, desto geringer wird der Grenznutzen der Arbeit. Jeder zusätzlich Angestellte bringt immer weniger Ertrag. Konsequenz: die Verhandlungsposition jedes weiteren Angestellten wird immer schwächer. · Lohn wird gedrückt.

2. Je größer der Beschäftigungsgrad, desto besser wird die Verhandlungsposition des

Angestellten. · Der Arbeitgeber kann nur auf wenig Beschäftigungslose zurückgreifen

(Reservearmee). Aus dieser Sicht führt ein Beschäftigungszuwachs zu einem Druck in

Richtung Lohnsteigerung. Dieser Druck wird stärker, wenn die Firmen die Arbeitnehmer von Kündigungen oder vom Faulenzen abhalten wollen.

Je größer der Grad der Beschäftigung, desto eher findet ein Arbeitnehmer Arbeit, nachdem er entlassen wurde oder gekündigt hat.

Gleichgewicht Beschäftigung: Schnittpunkt der Arbeitskräftenachfragekurve mit der Lohnund Gehaltssettingkurve

Arbeitskräfteangebotskurve: zeigt die Menge der Arbeitskräfte, die ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen, bei einem gegebenen Reallohn.

Das Ausmaß der Arbeitslosengelder wird durch die Linie b gekennzeichnet (10.000.- für jeden Arbeitslosen). Daher errechnet man die Gesamtsumme der Arbeitslosenunterstützung wie folgt:

bU*

U* = NS* - N*

NS* = Arbeitskr ä fteangebot N* = Arbeitskr ä ftenachfrage

Wie man leicht erkennen kann, handelt es sich um eine gewaltige Summe an Unterstützungsgeldern. Das BTP nimmt davon nun einen Teil, um die Nachfrage nach Arbeitskräften zu erhöhen. Es soll für die Unternehmen attraktiv gemacht werden, neue Arbeitskräfte einzustellen.

3. Selbstfinanzierende Einstellungsgutscheine

Experiment: Einstellungsgutscheine werden an alle Firmen gegeben, die neue Arbeitskräfte einstellen.

Folge: Die Arbeitskräftenachfragekurve steigt nach oben und zwar um die Menge der

Gutscheine (100 Gutscheine = 100 neu Eingestellte). Der Einfachheit halber bleibt das Lohnund Gehaltssetting unverändert.

Konsequenz:

- Die Arbeitskräftenachfragekurve steigt um v.
- Das Beschäftigungsgleichgewicht steigt von N* nach N ´
- mehr Beschäftigte
- Arbeitslosigkeit fallt von U* nach U Â
- Ausgaben für die Arbeitslosigkeit fallen entsprechend von bU* nach bU ´.
- Einsparung des Staates: bU* - bU ´.
- = graue Fläche R (Vorausgesetzt, daß die momentanen Arbeitskräfte nicht ersetzt werden)

Was kostet nun die Gutscheinmethode?

Kosten der Gutscheine x der Menge an neu Angestellten

- v (N ´ - N*) Solange die Kosten der Gutscheine gleich dem Erlös der Gutscheine sind, zahlt das System für sich selbst.

- Solange der Betrag am Gutschein nicht größer als das Arbeitslosengeld wird, finanziert sich das System von selbst.

Kosten der Gutscheine: v (N ´ - N*)

Gewinn der Gutscheine: b (N ´ - N*) = graue Fläche C

Wenn

v (N ´ - N*) = b (N ´ - N*)

dann finanziert sich das System von selbst

- keine weiteren Kosten denn:

b U* = bU ´ + v (N ´ - N*)

Das heißt: v muß kleiner gleich b sein

- v b

Im Klartext: Damit der Staat durch die Methode kein Defizit erwirtschaftet, darf der Einstellungsgutschein nie höher als die Arbeitslose sein.

4. Zielpunkt Langzeitarbeitslose

Wir weiten das Geflecht nun aus, um ein weiteres wichtiges Merkmal des BTP zu zeigen.

- Zielpunkt Langzeitarbeitslose; wie bewährt sich das System speziell bei diesem Problem.

Wie bereits erwähnt werden die Fähigkeiten der Arbeitslosen mit der Länge ihrer Arbeitslosigkeit immer geringer und veralten.

Was geht verloren:

- Zuverlässigkeit
- Pünktlichkeit
- Gewissenhaftigkeit
- eigener Antrieb
- Anpassungsfähigkeit

D.h. Die potentiellen Grenzprodukte der Arbeitslosen fallen mit der Dauer der Arbeitslosigkeit (ceteris paribus).

Das Grenzprodukt der Arbeit hängt unter anderem (technologische Entwicklung) von der Qualität der eingesetzten Arbeit ab. D.h.: Vom Qualifikationsgrad der Arbeiter, von ihrer beruflichen Ausbildung, usw.

Was bedeutet Grenzprodukt?

Das Grenzprodukt eines Produktionsfaktors (hier: Arbeit) ist das zusätzliche Produkt bzw. die zusätzliche Ausbringungsmenge, die eine zusätzliche Einheit dieses Faktors (hier: ein Arbeiter mehr) unter Konstanthaltung der übrigen Faktoren (ceteris paribus) erbringt. Das Grenzprodukt der Arbeit ist die zusätzliche Ausbringung, die durch Hinzufügung einer weiteren Arbeitseinheit unter Konstanthaltung aller anderen Inputs erzielt wird.

Ein Beispiel:

1. Arbeiter bringt ein Gesamtprodukt von 2.000.- Sein Grenzprodukt bringt daher 2.000.-
2. Arbeiter bringt ein Gesamtprodukt von 3.000. Sein Grenzprodukt bringt daher 1.000-
3. Arbeiter bringt ein Gesamtprodukt von 3.500.-

Sein Grenzprodukt bringt daher nur noch 500.- usw.

Wir wollen nun diese Annahme (jeder weiterer Arbeiter bringt weniger) in die Arbeitskräftenachfragekurve einbauen. Dazu nehmen wir einmal an, daß alle Arbeitslosen zwischen N* und NS* (also U*) geordnet sind und zwar so, daß sie von links nach rechts gesehen immer länger arbeitslos sind (der äußerst linke ist 1 Monat arbeitslos - der äußerst rechte ist 2 Jahre arbeitslos).

Nachdem wir oben festgestellt haben, daß das Grenzprodukt der Arbeit mit der Dauer der Arbeitslosigkeit fällt, ist es logisch, daß auch die Nachfrage nach Arbeitskräften fallen muß und zwar entsprechend der Dauer der Arbeitslosigkeit (natürlich hängt das Fallen des Grenzprodukt nicht nur von der Dauer der Arbeitslosigkeit ab, sonder auch davon, daß jeder zusätzlich eingesetzte Faktor zusehends weniger bringt; Gesetz des abnehmenden Grenzertrags).

- Jener Teil der Arbeitskräftenachfragekurve LD, der sich rechts von N* (Beschäftigungsgleichgewicht) befindet, ist nun nicht mehr Arbeitskräftenachfrage, sondern LD u. Klartext: Ich, als Unternehmer will lieber einen Arbeitslosen einstellen, der nur 1 Monat arbeitslos war, da dieser ein Grenzprodukt von 500.- bringt. Ich will keinen Arbeiter, der 1 Jahr arbeitslos war, einstellen, da dieser nur ein Grenzprodukt von 100.- bringt. Der Staat will aber gerade die Langzeitarbeitslosen bevorteilen, da diese aus obigen Gründen schwerer eingestellt werden. Wie: Der Gutscheinbetrag macht das fallende Grenzprodukt wett. D.h.: je länger arbeitslos, desto höher der Gutschein.

Die Kosten für das BTP wären in diesem Fall die Summe aller Gutscheine von N* nach N ´. = Fläche C

Von links nach rechts wird der Gutscheinbetrag immer höher.

C = Integral von Ws (Grenzen N*; N ´) - Integral von Ld u (dieselben Grenzen). · Durch Feinabstimmung kommt es zu Einsparungen.

5. Deadweight and Displacement

Wir haben in Kapitel 4 angenommen, daß jeder neu Angestellte einen Gutschein bekommen hat und dadurch den Arbeitsplatz erhielt. Was wir nicht wissen können, ist aber, ob der neu Angestellte den Arbeitsplatz nicht auch ohne Gutschein erhalten hätte. Wäre dies der Fall gewesen, so hätte man sich den Gutschein eigentlich sparen können. Leider ist es aber unmöglich so etwas vorher zu wissen. Man kann aber davon ausgehen, daß es so einige Arbeiter geben wird, die auch ohne Gutschein eingestellt worden wären. Warum: Die Firmen haben durch das System des BTP natürlich einen starken Anreiz die benötigte Beschäftigungszahl niedriger einzustufen. Wenn sie beispielsweise sagen, daß sie nur 50 Arbeiter brauchen und in Wirklichkeit wären es aber 80, so werden sie 30 Leute einstellen, wobei diese 30 größtenteils oder sogar völlig vom Staat bezahlt werden. Von staatlicher Seite ergibt sich leider ein gewisses Informationsproblem, um solche Firmenbehauptungen zu widerlegen, um letztendlich diesem Betrug vorzubeugen. Definition Nettobeschäftigungszuwachs durch Gutscheine:

Nettobeschäftigungszuwachs = momentaner Beschäftigungsstand (nach Ausgabe der Gutscheine) - Beschäftigungsstand ohne Ausgabe von Gutscheinen Es ist unvermeidbar, Gutscheine für Leute auszugeben, die ohnehin Arbeit gefunden hätten. · Deadweight Eine weitere überschätzte Annahme aus Kapitel 4 ist, daß wir annahmen, daß keine alten Arbeitskräfte durch neue ,,unterstützte" ausgetauscht würden.

In der Realität ist es aber unmöglich jegliche ,,Ersetzung" zu vermeiden. Wie soll man eine solche ,,Ersetzung" erkennen? Soll man nun einer Firma, die jemanden entlassen hat, keinen Gutschein für die Einstellung eines neuen Mitarbeiters zahlen?

Außerdem hat die Firma ja noch immer die Möglichkeit jemanden erst dann zu entlassen, nachdem sie einen gestützten Mitarbeiter eingestellt hat (besonders dort anzutreffen, wo die Kosten für Anstellen, Ausbildung und Feuern niedrig sind).

Da aber die Langzeitarbeitslosen besonders zur Einstellung motivieren (· hohe Gutscheine), müssen die ,,amtierenden" Beschäftigten keine Angst vor einer Entlassung haben, da kaum jemand einen gut ausgebildeten Mitarbeiter gegen einen zwar unterstützten, aber unausgebildeten Mitarbeiter eintauscht.

D.h. Die Zahl der Entlassungen steigt nicht im selben Ausmaß wie die Zahl der Einstellungen.

6. Ausbildungsgutscheine

Das BTP bietet den Arbeitslosen nicht nur die Möglichkeit einen Teil ihrer Arbeitslosengelder (Einstellungsgutscheine) zu verwenden, sie haben auch die Möglichkeit einen Teil ihres Schulungsbudgets einzusetzen, um jenen Firmen Trainingsgutscheine zu geben, die auch bereit sind sie einzustellen und auszubilden.

Wie oben erwähnt benötigen Langzeitarbeitslose höhere Gutscheine, um dieselbe

Produktivität wie die Kurzzeitarbeitslosen zu erreichen. Ein Langzeitarbeitsloser hat mehr aufzuholen als jemand, der erst seit kurzem arbeitslos ist.

Um die Kosten für das System auch im Bereich Ausbildungsgutscheine zu minimieren,

müssen auch hier die Ausbildungsbeträge parallel zu der Dauer der Arbeitslosigkeit steigen. D.h.: je länger arbeitslos, desto höher der Ausbildungsgutschein.

Genauso wie bei den Einstellungsgutscheinen kommt es auch bei den Ausbildungsgutscheinen zu einem ,,training deadweight". Das Leergewicht stellt jenen Betrag dar, der für Leute ausgegeben wird, welche auch ohne Ausbildungsgutscheine eingestellt worden wären.

Natürlich kommt es auch zu ,,displacement", da mit Sicherheit momentan angestellte Leute durch neu ausgebildete ersetzt werden. Dieser Effekt ist auch hier nicht zu verhindern.

Allerdings kann man davon ausgehen, daß die neu ausgebildeten Leute für die Firmen so wertvoll sind, daß sie ihren Job nicht verlieren werden (Ausnahme: externe Schocks · starke Konkurrenz,...).

7. Eine Schätzung der BTP-Wirkung auf die Arbeitslosigkeit

Im folgenden eine einfache empirische Schätzung der Wirkung in einigen OECD Ländern. Diese Ergebnisse sind nicht definitiv, man soll lediglich eine Ahnung von der Wirkung des BTP bekommen.

Ausbildungsgutscheine werden im folgenden ignoriert; wir nehmen lediglich die Auswirkungen der Einstellungsgutscheine in Betracht.

Zielgruppe der Betrachtung sind alle Arbeitslosen; die Einstellungsgutscheine werden für den Zeitraum von einem Jahr gewährt, entsprechend unserem Beobachtungszeitraum. Im folgenden wollen wir der Einfachheit halber die Beschäftigung der Zielgruppe einfach Zielbeschäftigung nennen.

Zielbeschäftigung ohne Gutschein = N 0 T Zielbeschäftigung mit Gutschein = N T Formel:

N T = N 0 T + N T

Was heißt die Formel: Die Zielbeschäftigung mit Gutschein entspricht der Zielbeschäftigung ohne Gutschein plus der zusätzlichen Beschäftigung verursacht durch die Gutscheine ( N T).

Kurzfristige Auswirkungen des BTP

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Langfristige Auswirkungen des BTP

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

8. Abschließende Gedanken

Im Abschluß möchten wir nicht nur das Beschäftigungspotential des BTPs wiederholen, wir wollen auch auf die möglichen Einwände und Fallen zu sprechen kommen.

1. Einwand

Die erste Falle ist eine volkswirtschaftliche Falle.

Es ist altbekannt, daß die Umwandlung von Wirtschaftstheorie in Wirtschaftspolitik nicht eins zu eins funktioniert. Eine absolute wortgetreue Umsetzung erfolgt nicht. Die Politiker haben die allzu verständliche Neigung, neue Ideen in alte Ablagefächer zu stecken.

Instinktiv und oft unabsichtlich, ängstlich vor den neuen Einsichten, konzentrieren sich die Politiker nur auf jene Teile eines Vorschlages, die auch im sicheren und bekannten Bereich ihrer vergangenen politischen Erfahrung liegen.

Wenn nun die Erfahrung eine lange Zeit erfolgloser Maßnahmen beinhaltet, so sind auch meist die neuen Ideen, wenn sie zum Einsatz kommen, zum Scheitern verurteilt. Es kann also schlecht ausgehen, wenn die Politiker die eigentlich neuen Merkmale des BTP nicht zum Einsatz bringen, sondern nur die bekannten Elemente der Theorie. Beispielsweise könnten sie folgende Fehler machen:

- keine Verbindung zwischen Einstellungsgutscheinen und Arbeitslose
- kein stufenweises Ansteigen der Gutscheine mit der Dauer der Arbeitslosigkeit
- keine freiwillige Basis der Einstellungs- und Ausbildungsgutscheine für Firmen und Arbeitslose
- Interpretation des Programmes als ein neuer Versuch von Lohnsubvention

Die Folge obiger Fehler wären erhöhte Staatsausgaben.

2. Einwand

Der zweite Einwand betrifft die Zielrichtung. Viele argumentieren, daß das genaue Anvisieren der Langzeitarbeitslosen, durch erhöhte Gutscheine, ein Problem darstellen könnte. Ein Großteil der Kurzzeitarbeitslosen könnte sich ja dadurch motiviert fühlen, solange zu warten, bis auch sie durch ihre lange Arbeitslosigkeit ein Recht auf höhere Gutscheine hätten (Warum soll ich jetzt Job suchen, wenn ich in einem Jahr ohnehin einen bekomme; mit meinem Gutschein nimmt mich jede Firma).

Würde man jedem Arbeitslosen denselben Gutscheinbetrag gewähren, so käme es mit Sicherheit zu keinen derartigen unbeabsichtigten Anregungen.

Was kann man gegen diesen Einwand unternehmen?

- Man kann die Kurzzeitarbeitslosen vom ,,Abwarten" abhalten, indem man ihnen sagt, daß sie ihre Arbeitslose verlieren, wenn sie mögliche Jobangebote ausschlagen. Auf diese Weise werden sie ihre Motivation verlieren, in die Langzeitarbeitslosigkeit zu ,,investieren".
- Abgesehen von den verbleibenden Anreizen für die Kurzzeitarbeitslosen ist man sich eigentlich einig, daß die schlimmste Seite der Arbeitslosigkeit die Langzeitarbeitslosigkeit ist. Will man etwas gegen Arbeitslosigkeit tun, so bleibt eigentlich gar nichts anderes übrig, als gezielt die Langzeitarbeitslosigkeit zu bekämpfen.
- Ein weiterer Vorteil des BTP ist es, daß es den Aufwärtsdruck auf die Gehälter reduziert.
- Das BTP bietet den Langzeitarbeitslosen dieselben Möglichkeiten, wie den Kurzzeitarbeitslosen. Am Arbeitsmarkt herrscht wieder Gerechtigkeit.

3. Einwand

Der dritte Einwand ist, daß ,,displacement" und ,,deadweight" das System aushöhlen. Es ist eine Tatsache, daß es unmöglich ist diese beiden Probleme völlig auszurotten. Aber wenn man diese Probleme nicht beseitigen kann, so kann man sie dennoch zügeln. Das BTP versucht diese Probleme in den Griff zu bekommen, indem es die Höhe der Gutscheine der Dauer der Arbeitslosigkeit anpaßt.

Politiker könnten den Wunsch äußern Anti - Displacement Vorkehrungen einzusetzen.

Beispielsweise könnten sie fordern, daß an Firmen, die lediglich ,,ersetzen", keine Gutscheine ausgegeben werden. Der Vorteil einer solchen Maßnahme wäre freilich, daß man amtierende Angestellte nicht gefährdet und somit keine sozial zwiespältige Politik betreibt (auf der einen Seite stellt man neue Arbeitskräfte ein und auf der anderen Seite entläßt man Arbeitskräfte, die nicht gefördert werden).

Der Nachteil einer solchen Anti - Displacement Vorkehrungen:

- Die automatische Stabilisierungsfunktion des BTP wäre geschwächt. In Zeiten der Rezession werden üblicherweise Leute entlassen; die Firmen bauen Personal ab. Wenn man hier nun keine Gutscheine gewähren würde, dann wäre die Stabilisierungsfunktion des BTP zerstört, denn gerade in solchen Zeiten sollte man darauf achten, daß möglichst wenig Arbeitslose entstehen.
- In Zeiten der Rezession ist der Bedarf nach Gutscheinen am höchsten.

Nimmt man andere Vorkehrungen, wie z.B. das Recht der Beschwerde für ersetze Mitarbeiter, so kommt es nicht zu obigem Nachteil.

Ein Ansatz gegen die Arbeitslosigkeit durch Lohnsteuerkürzung

von Nickell und Bell

1. Einleitung

Eine OECD Studie von 1994 gibt die folgenden 2 Empfehlungen ab:

1. Reduzierung der Lohnnebenkosten
2. Reduzierung der direkten Steuern (Sozialversicherung und Einkommenssteuer) von Einkommensschwachen.
Die beiden Empfehlungen zielen auf eine steigende Nachfrage nach Hilfsarbeitern ab.

Das erste Argument wird sehr häufig gefordert, wenngleich man am Beispiel Dänemark sehen kann, daß eine Reduzierung der Lohnnebenkosten die Arbeitslosigkeit nicht erheblich vermindert.

In Dänemark bezahlen Arbeitgeber keine Sozialversicherungsbeiträge und dennoch liegt die Arbeitslosigkeit um den EU - Durchschnitt.

Da die erste OECD-Empfehlung offenbar wenig bringt, wollen wir die zweite näher untersuchen:

Steuersenkungen bzw. Subventionen für Wenigverdiener (ungelernte Arbeitskräfte).

Was spricht dafür, die ungelernten Arbeitskräfte zu unterstützen?

- Ein wesentlicher Grund ist, daß es mehr arbeitslose Hilfsarbeiter als Facharbeiter gibt · Ein weiterer Grund liegt in der immer schlechter werdenden Situation der ungelernten Arbeitskräfte. In einer Welt mit unaufhaltsam steigender Technisierung (Computer · wer bekommt heute noch einen Job ohne EDV Kenntnisse?) und steigender Konkurrenz aus Ländern der Dritten Welt verschlechtert sich die Lage der ungelernten Arbeitskräfte immer mehr.

- Ebenfalls spricht die Tatsache, daß ja gerade die ungelernten Arbeitskräfte erheblichen Anteil an der gesamten Arbeitslosigkeit haben, für deren Unterstützung.

2. Wie wirkt sich die Ausbildung auf die Arbeitslosigkeit aus?

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum es bei ungelernten Arbeitskräften höhere Arbeitslosenraten gibt:

- Wenn es darauf ankommt, sind Facharbeiter genauso in der Lage die Arbeiten der Hilfsarbeiter zu übernehmen. In Rezessionen bleiben daher eher die Hilfsarbeiter auf der Strecke; die Facharbeiter behalten ihren Job.
- Ein weiterer Grund für eine höhere Arbeitslosenrate ist die wesentlich höhere Fluktuationsrate bei den ungelernten Arbeitskräften. Ihre mangelnden Fähigkeiten machen sie für das Unternehmen schlicht und einfach ersetzbarer. Ein Facharbeiter hinterläßt viel eher eine Lücke, die schwer zu schließen ist.
- Die Arbeitsmoral der Hilfsarbeiter ist nicht sehr hoch, da sie durch ihre niedrigen Löhne ein relativ gesehen, hohes Arbeitslosenentgelt bekommen.
- Ein weiterer Grund sind Mindestlöhne (Gewerkschaften oder Gesetze), weil dadurch die Nachfrage nach Hilfsarbeitern sinkt. (Bei hohen Mindestlöhnen sind die Unternehmer eher an etwas teureren Facharbeitern interessiert).

3. Arbeitslosigkeit und Löhne nach Ausbildung

Das Ziel in diesem Kapitel wird es sein zu zeigen, wie wichtig der Rückgang der Nachfrage nach ungelernten Arbeitskräften in den letzten zwei Jahrzehnten für die Erklärung der Arbeitslosenrate im OECD-Raum ist.

3.1. Relative Arbeitslosenraten

Die folgenden Daten konzentrieren sich auf die Arbeitslosenraten von Männern in unterschiedlichen Ausbildungsgruppen. In einigen Fällen müssen wir die Ausbildungsgruppen durch eine Aufschlüsselung nach Berufsgruppen ersetzen. Der Grund dafür ist, daß eine Aufschlüsselung nach Ausbildungsgruppen nicht existent ist.

Eine Aufschlüsselung nach Berufen ist weniger befriedigend, da eine Einteilung der Arbeitslosenrate nach Berufsgruppen weniger trennscharf ist.

Was kann man aus den Daten erkennen:

1. Die relative Arbeitslosenrate von den schlecht ausgebildeten Männern (low-education group) ist zwischen den 70er und 80er Jahren gestiegen.
2. Während der jüngsten Rezession ist die relative Arbeitslosenrate bei den schlecht ausgebildeten Männern in den meisten Ländern wesentlich gefallen.
3. Nur in England und den USA fielen die relativen Löhne bei den unausgebildeten Arbeitern während der 80er Jahre dramatisch.

Gleichzeitig machte sich in Deutschland ein nur sehr kleiner Rückgang bemerkbar. In den anderen Ländern kam es ebenfalls zu keinem Ansteigen der relativen Löhne mit Ausnahme von den Niederlanden.

Insgesamt kann man sagen, daß der Rückgang bei der Nachfrage nach unausgebildeten Arbeitern für die hohen Arbeitslosenraten verantwortlich ist.

3.2. Welche Auswirkung hat die ,,unausgebildete" Arbeitslosigkeit auf die gesamte Arbeitslosigkeit?

In diesem Abschnitt gehen wir auf die Frage ein, wie stark die Arbeitslosigkeit der Hilfsarbeiter an der gesamten Arbeitslosigkeit beteiligt ist.

Dazu verwenden wir Daten von den frühen 70ern bis zu den mittleren oder späten 80ern. Man kann die Länder, in denen die Daten verfügbar waren in zwei Gruppen einteilen:

1. Gruppe: Der Großteil der Arbeitslosen besteht aus Hilfsarbeitern. (USA, Japan, Norwegen, Schweden) Leichter Anstieg bei den Arbeitslosen; hauptsächlich unausgebildete Arbeitslose.
2. Gruppe: Der Anstieg der Arbeitslosigkeit hängt sowohl von einem Ansteigen der unausgebildeten, als auch ausgebildeten Arbeitslosen ab.

Starker Anstieg bei den Arbeitslosen; sowohl bei den ausgebildeten, als auch bei den unausgebildeten. Der Beitrag der unausgebildeten Arbeiter an der gesamten Arbeitslosigkeit ist verglichen mit den ausgebildeten eher gering. (Deutschland, Niederlande, Spanien, UK und Kanada) Untersucht man die Arbeitslosigkeit in den frühen 90ern, so erkennt man, daß besonders die arbeitslosen Facharbeiter dafür verantwortlich sind. (Ausnahme: Japan).

Aufgrund weiterer Untersuchungen kann man mittlerweile mit Sicherheit behaupten, daß ein Großteil der Arbeitslosigkeit durch einen Rückgang bei der Nachfrage nach ungelernten Arbeitskräften verschuldet wird.

Es sind daher Maßnahmen gefragt, die ein Ansteigen der Nachfrage bewirken. Wie bereits erwähnt ist eine Methode die Minderung der Lohnsteuern bei den Einkommensschwachen.

4. Sollte man die Lohnsteuern der Hilfsarbeiter reduzieren?

Im folgenden werden drei Fragen behandelt:

1. Welche Ziele sind mit der Lohnsteuerreduzierung der Hilfsarbeiter verbunden?
2. Werden diese Ziele erfüllt werden?
3. Hat diese Politik eine wesentliche Auswirkung auf die gesamte Arbeitslosigkeit?

Die Grundidee, die hinter der Lohnsteuerreduktion steht, ist, daß man die Nachfrage nach Hilfsarbeitern erhöht.

Möglicherweise kommt es zu einer Reduktion von arbeitslosen Hilfsarbeitern, zu einem Anstieg des Nettolohns der Arbeiter und zu einem Rückgang bei der gesamten Arbeitslosigkeit.

Sollten diese Punkte tatsächlich erreicht werden können, so kann man sich aus Gründen der Effizienz nur freuen (allerdings darf nicht vergessen werden, daß die Steuern nicht einfach unter den Tisch fallen, sondern, daß man sie irgendwo anders einheben muß · Effizienzkosten). Neben erfreulichen Effizienzsteigerungen kommt es außerdem zu positiven sozialen Auswirkungen.

Es gibt erhebliche soziale Gründe, die einerseits für eine Verbesserung des Lebensstandards und andererseits zu einer Vermehrung der Beschäftigungsmöglichkeiten sprechen. Man vergleiche nur die heutige Zeit mit jener vor 20 Jahren:

Heute sind von den Männer im besten Alter rund 25% arbeitslos. Vor 20 Jahren waren dies gerade 5%.

Man kann sich vorstellen, welche gewaltigen sozialen Probleme entstehen werden; Grund genug mehr Arbeitsplätze für ungelernte Arbeitskräfte zu schaffen.

Nun, hat es Sinn die Lohnsteuern der Hilfsarbeiter zu kürzen, oder hat es keinen Sinn?

Betrachtet man die Angelegenheit unter Einbeziehung folgender zwei Behauptungen, so sieht die Geschichte nicht sehr rosig aus:

1. Gehen wir davon aus, daß es keine Hindernisse in der Ausbildung gibt, so hat eine

Verlagerung in der Nachfrage von ungelernten zu gelernten Arbeitern relativ wenig Wirkung auf die relative Arbeitslosenrate, da Änderungen in der Arbeitslosenrate und in den Löhnen dazu neigen werden durch eine Abwanderung von den ungelernten zu den gelernten Arbeitern ausgeglichen zu werden.

2. Langfristig gesehen, wenn die Löhne flexibel sind, werden die Lohnnebenkosten durch die Arbeiterschaft getragen.

D.h.: Lohnkosten und Beschäftigung werden nicht betroffen, obwohl sich der Nettolohn ändern wird.

Betrachtet man die erste Behauptung, so könnte man meinen, daß es kaum einen Sinn macht irgend etwas zu unternehmen. Tatsächlich könnte eine Reduktion der Lohnkosten bei den ungelernten Arbeitern bedeuten, daß weniger Leute sich zu Facharbeitern ausbilden lassen, wobei die Löhne und die Arbeitslosenraten kaum beeinflußt werden. Aber wir können mit Sicherheit behaupten, daß die Hindernisse bei der Weiterbildung so beträchtlich sind, um sicherzustellen, daß Punkt 1 nicht zutrifft.

Wir kommen nun zur zweiten Behauptung, die zu verstehen gibt, daß Kürzungen bei den Lohnsteuern die Arbeitslosigkeit genauso beeinflussen, wie über den Umweg einer Nettolohnerhöhung.

Aus einer Nettolohnerhöhung folgt ja eine Minderung des Verhältnisses zwischen non-labour income und labour income (post-tax).

Das Argument, das wir hier liefern, ist, daß die Löhne am unteren Ende nicht flexibel sind und zwar wegen dem Lohnboden, verursacht durch gesetzliche Minimallöhne, durch Gewerkschaften oder durch Sozialsysteme. Diese Tatsache stellt sicher, daß die Lohnsteuern nicht gänzlich von der Arbeiterschaft am untersten Ende der Lohnleiter getragen werden. Wenn also folglich Lohnsteuern auferlegt werden, können die untersten Löhne wegen dem Minimallohn nicht abnehmen, aber dafür steigt die Arbeitslosigkeit. Geht man also entgegengesetzt vor, d.h. Lohnsteuerreduktion und Jobzuschüsse, so kommt es zu wesentlichen langfristigen Beschäftigungsauswirkungen und auch zu positiven Wirkungen bei den Nettolöhnen. Der Gesamteffekt wird dann den Ausbildungsanreiz der unausgebildeten Arbeiter verringern.

5. Abschließende Bemerkungen

Nickell und Bells Ausführung trifft ein Thema, das in Wirtschaftsdebatten immer wieder auftaucht:

Kann man die Arbeitslosigkeit so sehen, daß die relative Nachfrage nach Arbeitskräften sich von den ungelernten zu den gelernten Arbeitskräften verlagert; d.h.: zugunsten der gelernten und zu Ungunsten der ungelernten Arbeitskräfte.

Die Antwort lautet ,,ja". Voraussetzung: Ein Minimumlohn (gesetzlicher Mindestlohn, ...)

bewahrt den Lohn der ungelernten Arbeiter vor dem Sinken.

Ausgangspunkt ist eine Welt im Gleichgewicht mit zwei Arten von Arbeitern: gelernte und ungelernte. Die einen verdienen mehr (Ausbildung), die anderen verdienen weniger. Kommt es nun zu einer gesteigerten Nachfrage nach gelernten Arbeitern und zu einer verminderten Nachfrage nach ungelernten Arbeitskräften, so kommt es zu einem Anstieg der Löhne bei den gelernten Arbeitskräften und zu einem Fallen bei den Löhnen der ungelernten Arbeitskräfte. Die Löhne der ungelernten Arbeitskräfte können aber nur bis zu einem bestimmten Wert fallen · Mindestlohn. Will der Unternehmer diesen Mindestlohn nicht zahlen, so bleibt für ihn nur noch die Möglichkeit, anstatt eines ungefragten ungelernten Arbeiters einen gelernten gefragten Arbeiter zu beschäftigen. · Der ungelernte verliert seinen Job.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Neue Perspektiven bei der Arbeitslosenbekämpfung - Ein neuer Ansatz gegen die Langzeitarbeitslosigkeit von Dennis J. Snower
Autor
Jahr
1998
Seiten
22
Katalognummer
V97644
ISBN (eBook)
9783638960960
Dateigröße
489 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Neue, Perspektiven, Arbeitslosenbekämpfung, Ansatz, Langzeitarbeitslosigkeit, Dennis, Snower
Arbeit zitieren
Wolfgang Reithoffer (Autor:in), 1998, Neue Perspektiven bei der Arbeitslosenbekämpfung - Ein neuer Ansatz gegen die Langzeitarbeitslosigkeit von Dennis J. Snower, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97644

Kommentare

  • Gast am 30.10.2000

    brauche mahr.

    hallo,
    ist es vielleicht möglich, die fußnoten und das literaturverzeichnis zu bekommen.
    eine entschädigung für deine mühe wird selbstverständlich berücksichtigt.

    gruss

    jamil

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Titel: Neue Perspektiven bei der Arbeitslosenbekämpfung - Ein neuer Ansatz gegen die Langzeitarbeitslosigkeit von Dennis J. Snower



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