Lucius Licinius Lucullus


Seminararbeit, 2000

28 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Gliederung:

I. Einleitung

II. Hauptteil
1. Lucullus´ Aufstieg im cursus honorum
2. Der III. Mithridates - Krieg
i) Kriegsverlauf und Neuordnung des Ostens
ii) Die Innenpolitik Roms mit Auswirkungen auf Lucullus ´ imperium
3. Lucullus´ Rückkehr und Abschied von der Politik
4. Das imperium des Lucullus als Präzedenzfall

III. Ergebnisse

IV. Quellen und Literatur
1. Quellen
2. Literatur
3. Bibliographische Hilfsmittel

I. Einleitung

Im Jahr 56 v.Chr. stirbt Lucius Licinus Lucullus, einer der bedeutendsten römischen Politiker des letzten vorchristlichen Jahrhunderts, in geistiger Umnachtung als privatus.1 Die letzten Jahre vor seinem Tod zieht er sich mehr und mehr aus der Tagespolitik Roms zurück, obwohl er aufgrund seiner großen militärischen Erfolge in Asien Anspruch auf eine Führungsrolle in der Senatsfraktion der Optimaten hat. Diese schleichende Abkehr von der Politik steht im diametralen Gegensatz zu der Rolle, die er vor seinem großen imperium im III. Mithridates - Krieg innehat: zu jener Zeit ist er einer der wichtigsten Verfechter der sullanischen Restauration der Senatsoligarchie.

Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über Lucullus' Leben zu geben und dabei herauszuarbeiten, welche Faktoren nach der historischen Forschung ihn zu seinem Rückzug aus der Politik bewegen und inwiefern sich seine Karriere auf die weitere Entwicklung der Republik auswirkt. Hierzu wird im ersten Abschnitt sein politischer Aufstieg bis zum Konsulat 74 v.Chr. skizziert, wobei auf quellenbedingte Lücken und Unklarheiten eingegangen werden muss. Auch wird hier auf die Rolle eingegangen, die Lucullus in dem politischen Lager der Optimaten innehat. Im Mittelpunkt des zweiten Teils steht der III. Mithridatische Krieg. Dabei liegt das Augenmerk - neben dem eigentlichen Kriegsgeschehen - sowohl auf Lucullus' Neuerungen im Osten als auch auf innenpolitischen Aktionen und Reaktionen und auf ihren Auswirkungen auf seine Position. Thema des dritten Abschnittes ist Lucullus' weitere politische Entwicklung nach seiner Rückkehr, hier wird auch auf die unterschiedlichen Betrachtungsweisen hinsichtlich der genauen Datierung seines Rückzugs aus der Politik eingegangen. Zudem werden die politischen und persönlichen Faktoren herausgearbeitet, die Lucullus zu seinem Rückzug ins Privatleben bewegen. Im letzten Teil der Arbeit wird noch kurz ein Ausblick auf die Möglichkeiten gegeben, die sich durch den Präzedenzfall des besonderen imperiums des Lucullus in Asien den Triumvirn eröffnen, vornehmlich den erfolgreichen Pompeius und Caesar.

II. Hauptteil

1. Lucullus´ Aufstieg im cursus honorum

Lucius Licinius Lucullus wird 117 v.Chr. als ältester Sohn des angesehenen Zweiges der plebejischen gens licinia, den Luculli, geboren.2 Da er mütterlicherseits mit der Familie der Meteller3 verwandt ist, die zu der Zeit die politische Szene maßgeblich prägt, ist sein Aufstieg zum Konsulat nahezu vorprogrammiert. Dies wird auch dadurch nicht gemindert, dass sein Vater in einem Prozess, der dem 2. Sizilianischen Sklavenkrieg folgt, verurteilt wird und ins Exil gehen muss.4 Lucullus wird nun mit seinem Bruder Varro Lucullus5 stark von den Caecilii Metelli unterstützt. Das geschieht wohl hauptsächlich in Person des Quintus Caecilius Metellus Numidicus,6 dem Vorgänger des Marius im Kampf gegen Jugurtha, der als Konsular (cos.109 v.Chr.), Triumphator (106 v.Chr.) und Censor (102 v.Chr.) eine der maßgeblichsten Personen der res publica ist.7

Lucius dient aller Wahrscheinlichkeit nach gemäß den mos maiorum sein tirocinum vor seiner Tätigkeit als Prozessredner ab, wobei ungeklärt ist, wann und wo er seine ersten Felderfahrungen gewinnt.8 Die politische Bühne betreten die Luculli erstmals dadurch, dass sie gemeinsam den Ankläger ihres Vaters, ein Mitglied der Familie der Servilier, vor Gericht anklagen. Obwohl `Servilius der Augur´, wie Plutarch ihn nennt9, nicht verurteilt wird, ist dieser Prozess für die Brüder Luculli ein großer Erfolg. Dies deshalb, weil der Prozess sehr großes Aufsehen erregt und somit schon in jungen Jahren das Interesse der römischen Nobilität auf die Luculli lenkt..10 Als 91 v.Chr. der Bundesgenossenkrieg beginnt, ist Lucius als tribunus militum beteiligt. Im Verlauf dieses Krieges dient Lucullus auch unter Lucius Cornelius Sulla (Felix) - was für Ersteren Karriere von maßgeblicher Bedeutung ist.. Sulla verlangt daraufhin wenig später nach Lucullus als Quaestor in seiner Kampagne gegen Mithridates VI. Eupator. Als Sulpicius mittels Volksversammlung Sulla seines Kommandos enthebt und dieser daraufhin mit seinen Legionen den ersten Marsch auf Rom unternimmt, ist von allen höheren Offizieren Lucullus der einzige, der Sulla die Treue hält. 87 v.Chr. geht Lucullus dann als Quaestor in den griechischen Osten. Im Verlauf der nächsten Jahre erwirbt sich Lucullus in mannigfaltigen Tätigkeiten den Ruf als fähiger und gewissenhafter Befehlshaber11. Sulla verlässt 84 v.Chr., bald nach dem Frieden von Dardanos, asia minor und lässt Lucullus zurück. Dieser verbleibt unter dem Propraetor Murena als Proquaestor in der Provinz, wobei er sich an dem Krieg, den Murena in eigener Regie gegen Mithridates führt, nicht beteiligt. Erst im Jahre 80 v.Chr. kehrt Lucullus nach fast achtjähriger Abwesenheit nach Rom zurück. Dies ist für seine politische Karriere deshalb von Vorteil, weil er so in keiner Weise mit den in Rom so verhassten Proskriptionen in Berührung kommt, bei denen sich viele Anhänger Sullas an den Vermögen der Proskribierten bereichern.12 Noch in absentia zum curulen Aedilen gewählt, um dies gemeinsam mit seinem Bruder Varo Lucullus sein zu können, erfüllt er 79 v.Chr. dieses Amt - und die damit einhergehenden Spiele und Festivitäten - in beeindruckender Art und Weise.13 In der Reaktion des Senats gegen die Revolte des Lepidus spielt Lucullus als privatus wohl nur eine untergeordnete Rolle, die auch in den Quellen keinen Niederschlag findet.14 Durch ein praemium legis davon entbunden, das in der ` lex cornelia annalis ´ vorgeschriebene biennium nach dem Aedilenamt einhalten zu müssen, wird er 77 v.Chr. Praetor.15 Seine Prätur verläuft genauso unspektakulär wie die ihm durch das Losverfahren zugekommene Proprätur im weitestgehend befriedeten africa.16 Da das Hauptaugenmerk der römischen Gesellschaft in dieser Zeit auf die Konfliktsituation in Spanien (Metellus Pius/Pompeius - Q. Sertorius) gerichtet ist, gibt es wohl für diese Amtszeit nur kärgliche Quellen. Die Rolle des Lucullus in der römischen Politik ist nichtsdestotrotz mittlerweile eine maßgebliche - er bewegt sich im Kreise der Optimaten um Quintus Lutatius Catulus, die an der `res publica constituta ´ des 78 v.Chr. gestorbenen Sulla festhalten. Dies äußert sich vor allem in der vehementen - aber vergeblichen - Opposition gegen die `lex aurelia de tribunicia potestate ´ des Konsuls von 75 v.Chr., C. Aurelius Cotta, welche ehemaligen Volkstribunen wieder gestattet, die Ämterlaufbahn zu begehen.17 Lucullus gewichtige Position als Verfechter der Senatsoligarchie tritt aber vor allem im folgenden Jahr in Erscheinung. Im Jahr 74 v.Chr. - diesmal das biennium nach der Prätur einhaltend - wird Lucullus in suo anno zum Konsul gewählt. Seine erste Amtshandlung ist die Antwort auf ein Gesuch des Pompeius, der in Spanien zusammen mit Metellus Pius gegen Sertorius in gefährliche Versorgungsengpässe geraten ist. Zusammen mit seinem Kollegen Marcus Aurelius Cotta überzeugt er den Senat, den bedrängten Feldherren Geldmittel und Truppenersatz zu Verfügung zu stellen. Dabei ist offen, ob seine Motivation für diesen Schritt der Sorge um Rom entspringt oder er vor allem vorhat, Pompeius am Rückzug zu hindern und somit noch auf längere Zeit in Spanien beschäftigt zu halten.18 Im weiteren Verlauf des Jahres gelingt es ihm, sich dem Demagogen Quinctius entgegenzustellen, dessen Anliegen es ist, weitere Neuerungen der sullanischen Restauration rückgängig zu machen, wie es im Jahr zuvor gegenüber dem Konsul L. Cotta bereits geschehen war.19 Somit werden Reformen verhindert und zumindest der im Vorjahr etablierte status quo im Sinne der optimatischen Position erhalten. Dass die Zerschlagung der sullanischen Reformen aufgehalten wird, ist ausschließlich auf die große auctoritas des Lucullus zurückzuführen, dafür geben die folgenden Jahre ohne seine Anwesenheit Zeugnis.20 Diese führende Rolle versteht Lucullus auch für seine eigene Karriere auszunutzen. Denn als sich in Asien ein neuerlicher Konflikt mit Mithridates anbahnt, versteht er es, sich den Oberbefehl in dem III. Mithridates - Krieg anzueignen, obwohl er dem Losverfahren nach der Provinz gallia citerior als Promagistrat zugeteilt wird. Durch reiche Geschenke an Praecia, die Geliebte des Cethegus,21 welcher großen Einfluss im Senat ausübt, verschafft er sich die Unterstützung dieses ,,Königs der Hinterbänkler" und somit die der patres conscripti und erhält ein mächtiges imperium zugesprochen: Ihm werden durch Senatsbeschluss die Provinzen cilicia und asia übertragen , aufgrund des noch herrschenden Kriegszustandes in Spanien erhält er dafür allerdings nur eine Legion. Im Sommer geht Lucullus dann gemeinsam mit seinem Kollegen M. Aurelius Cotta, dem die neuentstandene Provinz im ehemaligen Königreich Bithynien zufällt22, in den Osten.23

2. Der III. Mithridates - Krieg

i) Kriegsverlauf und Neuordnung des Ostens

Der dritte Krieg Roms gegen den pontischen König Mithridates VI. Eupator entflammt über dem Vermächtnis des Nikomedes IV. von Bithynien. Dieser hinterlässt nach seinem Tod 74 v.Chr. sein Reich Rom. Mithridates kann diesen massiven Eingriff in seine Interessenssphäre nicht tatenlos hinnehmen und fällt - unter dem Vorwand, für einen Sohn Nikomedes' einzutreten - mit großen Armeen in bithynia, cappadocia und asia ein. Wenig später, im Sommer 74, landet Lucullus mit der ihm zugestandenen Legion wohl in Ephesus.24 Zu dieser Legion stoßen die ehemaligen Truppen des Publius Servilius Vatia Isauricus25 aus cilicia und die berüchtigten ,,Fimbriani"26, mit denen Lucullus schon im I. Mithridates - Krieg Bekanntschaft gemacht hatte. Diese insgesamt fünf Legionen muss Lucullus jedoch durch Drill zunächst wieder kriegstüchtig machen, was wohl den weiteren Verlauf des Sommers kostet. Als er im Herbst 74 in nordöstlicher Richtung nach Bithynien zieht, sieht seine Strategie eine Einkesselung der mithridatischen Truppen bei Chalkedon am Bosporus vor, wo der andere Konsul, Marcus Aurelius Cotta, mit einer größeren Flotte und einer Landstreitmacht stationiert ist. Anstatt die Ankunft des Lucullus abzuwarten, bietet Cotta alleine dem Mithridates die Schlacht an und wird zu Lande wie zu Wasser vernichtend geschlagen. Lucullus gelingt es in der Folge, Mithridates von Chalkedon nach Südwesten hin wegzulocken, wobei es jedoch zu keiner größeren Begegnung kommt. Der Pontier entschließt sich daraufhin, die bereits durch den Krieg geschwächte Hafenstadt Kyzikos einzunehmen und umschließt sie rundum. Lucullus seinerseits folgt dem Heer und positioniert seine Truppen so günstig auf einem naheliegenden Höhenzug, dass er alle Zufuhrstrassen zum Heer des Königs unter seiner Kontrolle hat. Auf diese Art und Weise abgeschnitten leidet Mithridates' riesige Streitmacht sehr unter Versorgungsschwierigkeiten, und das vermeintlich schwache Kyzikos hält wider Erwarten seinen Angriffen stand. Letztendlich entschließt sich Mithridates, einen Teil seines Heeres auszubrechen zu lassen, und wird vernichtend geschlagen. Der Rest des durch Seuchen und Hunger geschwächten Heeres erleidet bei einem weiteren Versuch dasselbe Schicksal. Der König selbst kann über den Seeweg entweichen. Als Mithridates im Verlauf des Jahres 73 nahezu seine gesamte Flotte einbüßt27, muss er ins weit im Osten gelegene Kabira fliehen, um ein neues Heer aufzustellen. Um Tigranes von Armenien zunächst nicht in den Krieg hineinzuziehen,28 setzt Lucullus nicht unmittelbar nach, sondern lässt dem Pontier Zeit, seine Kräfte zu sammeln. Anstatt ein Winterlager einzurichten, wie es damals üblich war, belagert Lucullus im Winter 73/72 gegen den Willen seiner Soldaten Amisus, wobei es ihm jedoch nicht gelingt, die Stadt einzunehmen. Die Belagerung von Amisus seinem Legaten Murena29 überlassend, zieht Lucullus im Frühjahr 72 gegen Kabira. Es kommt zur Schlacht, bei der seine Reiterei eine empfindliche Niederlage erleidet.

Daraufhin verschanzt er sich in dem Mittelgebirgszug westlich von Kabira und wird von Mithridates eingeschlossen. Da das römische Heer jedoch weit kleiner ist als seinerzeit das des Mithridates vor Kyzikos, dauert es das ganze Jahr 72, bis der Nachschub aus der Umgebung für Lucullus' Versorgung erschöpft ist. Im Frühjahr 71 schickt er mehrmals Truppenkontingente los, um aus dem weiter südlich gelegenen Kappadokien Proviant zu beschaffen,. Diesen wird zwar von den Pontiern aufgelauert, doch enden die Waffengänge jeweils zugunsten der Römer. Beim zweiten Mal ist die Niederlage des Mithridates so schwer, dass große Teile seiner Armee panikartig desertieren und er von Kabira nach Armenien fliehen muss, wobei er nur durch Glück der Gefangennahme durch eine Gruppe galatischer Hilfstruppen entrinnt.30 Als seine Flucht bekannt wird, schickt Lucullus seinen Schwager Appius Claudius Pulcher31 nach Armenien zu König Tigranes, um die Auslieferung des Mithridates zu fordern. Die Verhandlungen zwischen Claudius Pulcher und Tigranes werden durch diesen künstlich in die Länge gezogen32, weil Mithridates sein Schwiegervater ist und er ihn nicht an Rom verraten möchte. Währenddessen bereinigt Lucullus letzten noch anhaltenden Widerstand in Pontus33 und beginnt, die Finanzlage der Provinz asia neu zu ordnen: Der Provinz war 84 v.Chr. nach dem I. Mithridates - Krieg von Sulla eine Reparation in Höhe von 20.000 Talenten auferlegt worden, die diese nur durch Anleihen bei römischen Geldverleihern oder den publicani selbst zahlen konnte. Die bei solchen Anleihen üblichen Zinssätze betragen bis zu 48% per annum. Lucullus ändert daraufhin das geltende Zinsgebaren, indem er den Höchstzinssatz weit heruntersetzt, die Rückzahlung ausstehender Zinsen, welche die ursprüngliche Schuld übertreffen, abschafft, und den Zinseszins verbietet.34 So ermöglicht er es der Provinz, die Schuld innerhalb weniger Jahre zu begleichen. Zuvor hatte die Schuldenlast von Jahr zu Jahr zugenommen, bis sie zuletzt das Sechsfache der ursprünglichen Schuld betrug - zumal zusätzlich zu den Rückzahlungen auch die normalen Steuern eingezogen wurden.35

Zu diesem Zeitpunkt hat Lucullus de facto seinen Krieg siegreich zu Ende gebracht, auch wenn er des Mithridates selbst nicht habhaft geworden ist.. Appius Claudius Pulcher kommt schließlich mit der negativen Antwort des Tigranes auf die Auslieferungsforderung des Lucullus zurück, was diesen dazu bewegt in Armenien einzufallen.36 Im Jahr 69 zieht Lucullus dann mit einer Armee von nur zwei Legionen, das heißt etwa 15000 Soldaten, über den Euphrat.37 Ziel dieses Feldzuges soll die schnelle Einnahme Tigranokertas - der von Tigranes aus dem Boden gestampften neuen Hauptstadt Armeniens - sein, welche sich im Nordwesten des Reiches befindet Zur Überraschung Tigranes' erreicht er sein Ziel durch Gewaltmärsche sehr schnell. Der König verlässt die Stadt fluchtartig und gibt sie der Einnahme durch den Feind preis. Diese gelingt Lucullus nach einigen kleineren Scharmützeln mit armenischen Truppen. Tigranes zieht anschließend alle Soldaten seines Landes zu einer gewaltigen Armee zusammen.38 Die darauf folgende Schlacht wird zu einer vernichtenden Niederlage für Tigranes. Der Bericht, den Lucullus an den Senat schreibt, liest sich wie ein Märchen: Lediglich 100 Verwundete und 5 Tote sollen die Römer zu beklagen haben, die mit 14000 Mann gegen 260000 Armenier angetreten waren. Auf armenischer Seite sollen über 100000 Kämpfer ihr Leben gelassen haben.39 Nach dieser Schlacht wird Tigranokerta geplündert und die südöstlich gelegene Gordyene besetzt. Im Folgenden kommt es zu Verhandlungen mit dem Partherkönig Phraates III., der jedoch Lucullus gleichermaßen freundlich behandelt wie die beiden ihm gegenüberstehenden Könige, was zum Abbruch der jeweiligen Gespräche führt. Lucullus gibt daraufhin den Befehl die in Pontus zurückgelassenen Truppen in die Gordyene nachzuführen, wo er mit seinen Truppen von 68 auf 69 v.Chr. überwintert. Die Truppen im Pontus verweigern jedoch den Befehl und bleiben im gesicherten Gebiet.40 Als die Truppen in der Gordyene von dieser Meuterei hören, reagieren sie ähnlich, und es dauert wohl einige Zeit und Überzeugungskraft, sie dazu zu bewegen, den Krieg doch weiter zu führen. Lucullus zieht nun - mit Verspätung - in den Nordosten Armeniens und wird in einen langwierigen Zermürbungskrieg verwickelt, in dessen Verlauf es nur zu kleineren Geplänkeln kommt. Als Tigranes sich schließlich kurz vor Artaxata , der zweiten Hauptstadt Armeniens, zur Schlacht stellt und erneut klar besiegt wird, scheint der Krieg gewonnen. Das schlechte Wetter und die unwirtliche Landschaft jedoch lassen die Soldaten revoltieren, und Lucullus bricht seinen Zug nach Artaxata ab. Er wendet sich wieder nach Südwesten, nimmt nach langwieriger Belagerung die Stadt Nisibis ein und überwintert dort. Währenddessen fallen die beiden Könige in die römisch kontrollierten Gebiete ein und besiegen Lucullus´ Legaten bzw. bringen sie in arge Bedrängnis.41 So endet das Jahr 68 v.Chr. ohne eine Entscheidung. Die innenpolitischen Reaktionen, auf die im zweiten Teil eingegangen wird, sind für die schon schwindende Moral der Soldaten weiteres Gift. Diese, mit der Aussicht eines Wechsels des Befehlshabers vor Augen, weigern sich, den Krieg weiter zu führen - was wohl auch auf Publius Clodius, den Schwager des Lucullus, zurückzuführen ist.42 Erst als Triarus, ein Legat des Lucullus, im Frühjahr 67 dringend um Hilfe sendet, sind die Legionäre bereit, wieder zu marschieren. Dies kommt jedoch zu spät, weil es Mithridates durch eine List gelungen ist, Triarus in ein Gefecht zu verwickeln und vernichtend zu schlagen. Lucullus nimmt noch einmal den Kampf auf, wird aber durch eine Nachricht von Glabrios, seinem Nachfolger43, aufgehalten, welche fordert die ,,Fimbriani" in den Ruhestand zu entlassen. Er missachtet diesen Befehl und rückt weiter vor, bis seine Truppen endgültig den Befehl verweigern und er gezwungen ist, an der Westgrenze Armeniens ein Lager zu beziehen. Zwar bringt er die meuternden Truppen dazu, bis zum Ende des Sommers unter Waffen zu stehen, kann aber nicht verhindern, dass Mithridates und Tigranes ihre Gebiete zurückerobern. Am Ende des Sommers 67 v.Chr. verlassen ihn die ,,Fimbriani"44, und er schlägt mit dem kärglichen Rest seiner Armee ein rückwärtiges Lager im westlich gelegenen Galatien auf, wo er - seines imperiums enthoben - bis zur Übergabe der Truppen an Pompeius bleibt. Am Ende dieses Krieges hat Lucullus nahezu alles, was er bereits erobert hatte, wieder aufgeben müssen - und das, ohne im Felde besiegt worden zu sein.

ii) Die Innenpolitik Roms mit Auswirkungen auf Lucullus ´ imperium

Als Lucullus mit Cotta im Sommer 74 v.Chr. Rom in Richtung Osten verlässt, ist die Verfassungsrestauration Sullas noch intakt. Im weiteren Verlauf desselben Jahres versucht jedoch der bereits weiter oben erwähnte Demagoge Quinctius, die quaestiones perpetuae, seit der sullanischen Restauration wieder ausschließlich von Senatoren gestellt, in gracchischer Manier auf den ordo equester zu übertragen. So macht sich das Fehlen des Lucullus als einflussreichen Verfechters der Restauration sofort bemerkbar, obwohl Quinctius diesmal noch scheitert. Die Politik in Rom entwickelt in den folgenden Jahren eine Spitze gegen die Optimaten und die noch junge Verfassung.45 All dies wirkt sich zunächst jedoch nicht auf Lucullus' Feldzug im Osten aus. Die Situation ändert sich erst, als Gnaeus Pompeius Magnus 71 gemeinsam mit Q. C.

Metellus Pius siegreich aus Spanien zurückkehrt. Pompeius wird im folgenden Jahr verfassungswidrig zum Konsul gewählt, ohne überhaupt Mitglied des Senates zu sein, geschweige denn je vorher ein politisches Amt inne gehabt zu haben.46 Von großer Bedeutung für die weitere Entwicklung der römischen Politik ist die Tatsache, dass Magnus, indem er dem Volkstribunat die ursprünglichen Rechte zurückgibt und die quaestiones perpetuae wieder für den Ritterstand öffnet, die sullanische Restauration aushebelt und somit die Position der Optimaten empfindlich schwächt. Pompeius' Interesse richtet sich auch von Beginn an auf die Übernahme des Oberbefehls im III. Mithridates - Krieg.47 Dies scheint jedoch 70 v.Chr., da Lucullus gegen Mithridates glänzende Siege feiert, in weite Ferne gerückt. Dieser übernimmt dann auch noch, nachdem Cotta den Osten verlässt, die verwaiste Provinz Bithynien und reiht sie in die Gebiete seines imperiums ein. Lucullus' Neuordnung der Finanzen des Ostens bringt jedoch fast den gesamten wiedererstarkten Ritterstand gegen ihn auf.48 Dies deshalb, weil sich der ` ordo equester ´ zum großen Teil auf Finanzgeschäfte49 spezialisiert und durch Lucullus' Reformen um große Gewinne gebracht wird. Somit findet Pompeius in seinem Ansinnen, Lucullus seines Kommandos zu entheben, mächtige Verbündete. Außerdem ist dieser als Optimat und Zögling Sullas einem jeden Popularen ein Dorn im Auge - zumal, wenn er auch noch glänzende Erfolge zu verbuchen hat. Es wird in den folgenden Monaten stark Stimmung gegen die Kriegsführung im Osten gemacht. Dies ist auf Grund der großen Entfernung zum Kriegsschauplatz und der Möglichkeit, die daraus resultierenden ungenügenden Informationen negativ zu interpretieren, leicht zu verwirklichen. Vielen in Rom ist unverständlich, warum es Mithridates immer wieder gelingen kann, sich der Gefangennahme zu entziehen. Im Laufe des Jahre 69 schwenkt so die öffentliche Meinung gegenüber Lucullus um - trotz des glänzenden Sieges vor Tigranokerta. Ihm wird vor allem vorgeworfen, den Krieg künstlich in die Länge zu ziehen, um so sein imperium möglichst lange innezuhaben und sich selbst bereichern zu können. Ein weiterer Vorwurf besagt, dass er, nur um des Profits willen, nachdem er Pontus besiegt hat, nun gegen Tigranes zieht - also einen neuen Krieg `vom Zaune bricht´.50 Auffallend ist in dieser Zeit vor allem, dass die politischen Kräfte, denen Lucullus am nächsten steht, sich kaum für ihn einsetzen. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Dadurch, dass die Popularen, die Ritter und auch Pompeius gemeinsam Front gegen Lucullus machen, scheint den Optimaten Widerstand gegen diese mächtige Fronde zwecklos zu sein.51 Deshalb lassen die Quellen auch keinen nennenswerten Widerstand erkennen, als im Frühjahr 68 per senatus consultum beschlossen wird, dass die Provinz asia wieder in die Hände eines Promagistrats gelegt wird - was faktisch eine Entmachtung des Lucullus darstellt52. Im weiteren Verlauf des Jahres ist es Lucullus' alter Gegner Quinctius, mittlerweile Praetor, der zusätzlich im Senat durchsetzt, dass der Konsul Q. Marcius Rex die Provinz cilicia von Lucullus übernimmt. Auch hier ist kein Widerstand aus dem Lager der Optimaten belegt. Somit bleiben Lucullus für die weitere Kriegsführung nur noch Bithynien und das eroberte Pontus. Als dann erste Nachrichten über die Meutereien im Osten Rom erreichen, heizt dies die Stimmung der Öffentlichkeit gegen Lucullus weiter an. So ist es eine logische Konsequenz, als der neugewählte Volkstribun Gabinius Anfang 67 die Übergabe der letzten von Lucullus' Provinzen an Glabrio fordert, dass dies von der Volksversammlung akzeptiert wird. Die `lex gabinia ´ sieht zudem vor, dass die eine Hälfte der lucullischen Truppen an Glabrio übergeben wird, während die andere Hälfte in den Ruhestand entlassen wird. Somit ist das imperium des Lucullus dank dem in Pompeius` Diensten stehenden Gabinius beendet. Die optimatische Fraktion erhebt sich erst wieder in lautstarkem Protest, als es darum geht, die glücklosen Feldherren Marcius und Glabrio durch Pompeius zu ersetzen, der kurz zuvor in nur drei Monaten das Mittelmeer von der Seeräuberplage befreit und somit dem Volk bewiesen hatte, dass er der richtige Mann für ein solches Unternehmen ist.

3. Lucullus´ Rückkehr und Abschied von der Politik

Lucullus bleibt, nachdem er den Befehl über die Truppen 67 an Glabrio übergibt, weiterhin im Osten. Er fungiert nun noch kurzzeitig als Vorsitzender der Zehnerkommission des Senats, welche ins Leben gerufen worden ist, um die neugewonnenen Gebiete im Osten zu ordnen. Der Sinn der Kommission ist mittlerweile jedoch hinfällig, da Mithridates und Tigranes ihre Territorien zurückerobert haben - es also nichts mehr gibt, was neu zu ordnen wäre. Nachdem das Oberkommando im Krieg gegen die zwei Könige schließlich 66 v.Chr. durch die `lex manilia ´ in der concilia plebis auf Cn. Pompeius Magnus übertragen wird, trifft er sich mit Lucullus in dessen letztem Feldlager in Galatien. Magnus übernimmt formell die Truppen und Lucullus begibt sich - mit nur ein paar Soldaten im Gefolge - nach Rom.53 Dort angekommen, muss er sich außerhalb des pomeriums aufhalten, da er sonst seines imperiums verlustig geht und nicht triumphieren kann - was ihm nach den glorreichen Siegen bei Kryzikos, Kabira, Tigranokerta und Artaxata zusteht. Kurz nachdem Lucullus nun am Tiber ankommt, beginnt der Volkstribun Memmius einen Prozess gegen seinen Bruder Varro Lucullus wegen angeblicher Verfehlungen in seiner Proquästur unter Sulla - also auf Grund von Taten, die 20 Jahre zurückliegen. Nachdem Varro Lucullus erwartungsgemäß freigesprochen wird, wendet sich Memmius gegen Lucullus selbst. Die Anklagepunkte beruhen auf den Vorwürfen, die gegen Lucullus während seiner Zeit in Asien erhoben worden sind, nämlich, dass er sich auf Kosten der Provinz bereichert und den Krieg unnötig in die Länge gezogen habe. Obwohl die Abstimmung in der comitia populi tributa vor allem dank M. Porcius Cato nicht zur Verurteilung Lucullus' führt, ist das Resultat dieser Anklage, dass der Triumphzug ihm bis auf weiteres verwehrt wird.54 Lucullus wird auf diese Art und Weise politisch zunächst kaltgestellt, da er ja nicht in den Senat gehen kann, ohne sein imperium zu verlieren. Erst im Jahr 63 - also nach weiteren drei Jahren - gelingt es den politischen Freunden des Lucullus, allen voran Cicero, seinen Triumph zu erwirken.55 Die psychologischen Folgen dieser drei Jahre des Wartens kann man nur erahnen: Lucullus ist, als er schließlich seinen Triumph erhält, wohl ein gebrochener Mann.56 Seine weiteren politischen Aktivitäten sind dann auch nicht mehr mit der Rolle zu vergleichen, die man aufgrund seiner Verdienste erwarten würde. Er tritt nicht als Anführer der Optimaten auf, sondern, wenn überhaupt, nur als Mitläufer unter Federführung anderer. Die einzigen politischen Vorgänge - wenn man Auftritte vor Gericht dazu zählen mag - an denen Lucullus sich noch beteiligt, sind ausschließlich solche, bei denen ein ausgeprägtes privates Eigeninteresse angenommen werden kann.57 Rache ist hierbei teilweise das Motiv, oder aber Verpflichtungen, die aus einer persönlichen Beziehung zu einem Beteiligten entspringen. Es kommen keine Initiativen mehr von seiner Seite - er reagiert höchstens, wo er früher agiert hätte. Und von den Auftritten, die belegt sind, führen zwei zu Situationen öffentlicher Erniedrigung durch Caesar - was für Lucullus' dignitas sehr abträglich ist. Sein Hauptaugenmerk liegt nun nur noch auf seinem Privatleben, das er dank seines im Osten erworbenen Reichtums sehr luxuriös - man neigt fast zu sagen `lucullisch´ - gestalten kann. Über seinen endgültigen Rückzug aus der Politik herrschen unterschiedliche Meinungen. Plutarch datiert ihn unmittelbar nach seinem Triumph,58 was er jedoch selbst ein paar Zeilen später im `Lucullus´59 und auch in seinen Cato Uticensis und Caesar Biographien eher ungewollt revoziert60. Dieser Aussage widersprechen auch mehrere quellenmäßig anderweitig belegte politische Auftritte, die oben bereits erwähnt sind. Außerdem ist bei Plutarchs' vitae parallelae grundsätzlich zu beachten, dass der Chaironeaer zu Übertreibungen neigt, um den Vergleich - hier den mit dem athenischen Feldherrn Cimon - besser ausmalen zu können. Gelzer legt sich in seinem Artikel für die RE auch nicht genauer fest. Es ist dem Artikel aber zu entnehmen, dass Lucullus sich wohl spätestens ab etwa 58 v.Chr. völlig aus der Politik zurückzieht.61 Keaveney datiert es sogar genauer: ihm zufolge verlässt Lucullus nach den turbulenten Ereignissen des Jahres 59 v.Chr. die politische Bühne.62 Hillmann spricht sich - bezogen auf die unterschiedlichen, sich zum Teil widersprechenden Aussagen Plutarchs - auch für das Jahr 59 v.Chr. aus.63 Der Verfasser selbst folgt hier einem anderen Weg: Lucullus Rückzug aus der Politik vollzieht sich schleichend. In den ersten Jahren nach seinem Triumph taucht er nur noch ein paar mal bei wichtigen Ereignissen am Rande auf - wie zum Beispiel im Rahmen der Catilinarischen Verschwörung.64 Tatsache ist, dass Lucullus' Interesse, sich an der politischen Entwicklung zu beteiligen, seit seiner Rückkehr nur noch sehr mäßig ausgeprägt ist. Als 59 v.Chr. während des ersten Konsulats Caesars, Bibulus und Cato sich vehement gegen dessen Gesetzesentwürfe wehren, taucht Lucullus nur noch ein mal auf. Dies endet - wie oben erwähnt - in einer öffentlichen Erniedrigung und ist sein letzter belegter öffentlicher politischer Auftritt. Es wäre allerdings nach Auffassung des Verfassers grundsätzlich falsch, überhaupt ein bestimmtes Datum anzugeben, das den endgültigen Rückzug des Lucullus von der Politik markiert, da es sich eher um einen graduellen Prozess handelt, der sich Schritt für Schritt entwickelt.

Bezogen auf die letztendlichen Gründe und die Motive, die zum Rückzug führen, ergibt sich ein weitaus einstimmigeres Bild in der historischen Forschung: Grundsätzlich wird, mit einigen Abstrichen, die Begründung Plutarchs übernommen. Seine Schlussfolgerung, Lucullus habe sich nach seinem anstrengenden öffentlichen Leben zurückziehen wollen, um die Freuden des privaten Lebens zu genießen, hat sicher einiges für sich.. Zutreffend dürfte auch die Einschätzung der Auswirkung sein, die der Abschied der beiden wichtigsten politischen Freunde Lucullus', Catos und Ciceros65, auf ihn hatte. Die beiden öffentlichen Erniedrigungen, die Lucullus durch Caesar erleidet, sind ebenfalls ein Grund für den Rückzug. Keaveney schließlich formuliert eine These, die - obschon nicht vollständig belegt - nach Auffassung des Verfassers den Hauptgrund für diesen Schritt auf den Punkt bringt:

,,He (Lucullus) seems to have come to the conclusion that his auctoritas was not sufficient to permit him to play the part that he himself might, and others certainly did, wish, namely that of the leader of the optimate interest." (Keaveney, S.171.)

Der im weiteren vertretenen These, dass Lucullus' Charakter, der grundsätzlich zum Nachgeben neige, ihn zusätzlich zu diesem Schritt bewegt,66 kann dahingegen nicht gefolgt werden. Dies deshalb nicht, weil man von diesem angeblich `weichen´ Lucullus weder in den Verhandlungen mit Tigranes, wie auch überhaupt im gesamten Mithridatischen Krieg, noch in seinem Verhalten während des Konsulats, etwa in der Behandlung des Volkstribuns Quinctius, jemals etwas erfahren hat. Dagegen liegt ein weiterer wichtiger Grund für den Rückzug wohl bei den 70er und 60er Jahren auftretenden

Auflösungserscheinungen der Optimaten, die im ersten Triumvirat kulminieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es wohl eine Vielzahl von Gründen war, die letztlich Lucullus haben von der Politik Abschied nehmen lassen, ohne dass man einen besonders hervorheben könnte. Doch sind sie - wie so oft bei Betrachtungen der Antike - schon deshalb nicht zur Gänze zu erfassen, weil es bei einem Abstand von über 2000 Jahren auch an ausreichenden zeitgenössischen Quellen mangelt.

4. Das imperium des Lucullus als Präzedenzfall

Für den weiteren Verlauf - oder vielmehr den Niedergang - der römischen Republik ist das imperium, das Lucullus sich für seinen Feldzug gegen Mithridates erwirbt, von einschneidender Bedeutung. Spätestens seit dem imperium des privatus Pompeius gegen Sertorius, das `non pro consule, sed pro consulibus ´ vergeben wird, ist die sullanische Verfassung ausgehöhlt, welche besagt, dass Befehlsgewalten nur an gewesene Magistraten zu vergeben sind.67 Die Größe und zeitliche Unbestimmtheit des lucullischen imperiums aber versetzt dem außenpolitischen Usus der `mos maiorum ´ den Todesstoß. Es ist dies das erste der `imperiorum extraordinariorum ´ der nachsullanischen Zeit, welche nach Meinung der historischen Forschung ein Hauptfaktor für den Untergang der römischen Republik sind. Dieses Beispiel macht Schule, denn die Folge aus dieser an eine Person vergebene Machtfülle ist das - ebenfalls per senatus consultum verfügte - ` imperium infinitum ´ für Marcus Antonius gegen die Piraten, welches noch im gleichen Jahr vergeben wird. Die nächste dieser Befehlsgewalten wird dann allerdings - was die Situation weiter verschärft - von der Plebejischen Versammlung bestimmt: das `imperium maius ´ der `lex gabinia ´, das alle anderen zuvor vergebenen an Umfang und Macht in den Schatten stellt. Der Senat ist nun endgültig als oberste Instanz der außenpolitischen Entscheidungsfindung entmachtet. Das für das Funktionieren der römischen Republik notwendige Gewohnheitsrecht der `mos maiorum ´ ist als Leitfaden für die Politik endgültig abgelöst. Als konsequente Weiterentwicklungen hieraus kommt es später geradezu unausweichlich zum imperium des Pompeius gegen die zwei Könige, dem des Crassus gegen die Parther und letztlich dem Caesars gegen die Gallier - welches bekanntermaßen schließlich in den Bürgerkrieg und in das Ende der Republik einmündet. Somit ist also Lucullus ohne sein Wollen Geburtshelfer für eine Entwicklung, die diametral all dem gegenübersteht, wofür er mit seiner politischen Gesinnung als überzeugter Optimat und Republikaner sein Leben lang einsteht.

III. Ergebnisse

Nach eingehender Betrachtung der politischen Karriere des Lucius Licinius Lucullus lassen sich abschließend folgende Thesen formulieren: Das Unvermögen der optimatischen Fraktion in Rom, gegen die popularen Strömungen in der nachsullanischen Ära vorzugehen, sowie das von langer Hand geplante Vorgehen des Pompeius bezüglich der Befehlsübernahme im Krieg gegen Mithridates führen dazu, dass Lucullus - anstatt als ein siegreicher Feldherr in Rom Einzug zu halten - schmählich seines imperiums enthoben wird. Dies hat zur Folge, dass Lucullus, den dieser Verlust an dignitas wie auch auctoritas als Aristokraten vom Scheitel bis zur Sohle68 zutiefst verbittert, sich letztlich völlig aus der Politik zurückzieht. Andererseits ist Lucullus durch den Präzedenzfall des ihm zugesprochenen außerordentlichen imperiums mitverantwortlich dafür, dass die römische Republik in Bürgerkriegswirren untergeht, auch wenn er dies - wohl zu seinem großen Glück - nicht mehr erleben muss. Es ist aber müßig, darüber zu spekulieren, ob Lucullus - wäre er ein Jahrhundert früher geboren - der heutigen Zeit nicht nur als Veranstalter opulenter Mahle und rauschender Feste bekannt geblieben wäre, sondern vielmehr als das, was er weit darüber hinaus ebenfalls darstellte: Ein philosophisch gebildeter römischer General und Staatsmann von außerordentlichen Fähigkeiten, der in nahezu allen Aspekten ein Aushängeschild der römischen virtus 69 war.

IV. Quellen und Literatur

1. Quellen

- Cicero, Marcus Tullius: Hortensius - Lucullus - Academici libri. lateinisch - deutsch. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Laila Straume- Zimmermann, Friedrich Broemser und Olof Gigon. Düsseldorf/ Zürich: 1997 [2].

- Plutarch: Lucullus. The Internet Classsics Archive by Daniel C. Stevenson, Web Atomics. (http://classics.mit.edu/Plutarch/lucullus. html). Stand: 11.1.2000.

2. Literatur

- Keaveney, Arthur: Lucullus. A life. London/New York: 1992.
- Schütz, Günter: L. Licinius Lucullus. Studien zu den frühen Jahren eines Nobilis (117 - 75 v. Chr.). Regensburg: 1994.
- Badian, Ernst: Römischer Imperialismus in der späten Republik. Aus dem Englischen übersetzt von Gerhard Wirth. Stuttgart: 1980.
- Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Wien/Leipzig: 1932.
- Gelzer, M.: L. Licinius Lucullus. in : Paulys Real - Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Fünfundzwanzigster Halbband. Libanos - Lokria. Stuttgart: 1926. S. 376 - 414.
- Tatum, W. Jeffrey: Lucullus and Clodius at Nisibis (Plutarch, Lucullus 33
- 34), in: Athenaeum, LXIX., 1991. S.569 - 579.
- Bellemore, Jane: The quaestorship of Cato and the tribunate of Memmius. in: Historia, XLV. 1996. S. 502 - 508.
- Hillmann, Thomas P.: When did Lucullus retire? in: Historia. XLII. 1993. S.211 - 228.

3. Bibliographische Hilfsmittel

- Marouzeau, J.(Hrsg.): L' année philologique. Bibliographie critique et analytique de l'antiquité gréco-latine. Paris : 1979 - 1995.

© by N.K. 2000.

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[1] Plutarch schreibt, dass Callisthenes, ein Freigelassener des Lucullus, ihm eine Art Liebestrank verabreicht, der ihn geistig so verwirrt, dass sein Bruder seine Geschäfte für ihn verrichten muß. Inwieweit dies den Tatsachen entspricht, kann weder erwiesen noch dementiert werden. Plutarch: Lucullus,43.

[2] Hier folgt der Verfasser der Meinung von Schütz, der das Geburtsdatum von L. Lucullus auf das Jahr 117 festlegt. Dies folgt der Annahme, dass Lucullus gemäß der `lex villia annalis ´ den cursus honorum in `suo anno ´ durchläuft, was seinem Stand und seiner Bedeutung entspricht. Wenn man also rechnet, dass er 43-jährig 74 v.Chr. Konsul ist - Lucullus entstammt einer plebejischen Familie, wird also von den Neuerungen der `lex cornelia annalis ´ nicht tangiert - kommt man auf 117 v.Chr. als Geburtsjahr. Schütz, Günter: L. Licinius Lucullus. Studien zu den frühen Jahren eines Nobilis (117 - 75 v.Chr.).Regensburg: 1994. S.18-19.

[3] Genauer: Er ist über seine Mutter mit dem Zweig der Familie der Caecilii mit dem cognomen Metellus verwandt.

[4] Eine nähere Auseinandersetzung mit den Umständen des Prozesses, wobei eine eindeutige Klärung, ob es sich um einen Repetunden- (crimen repetundarum) oder Peculatsprozeß (peculatus) handelt, nicht geliefert werden kann, findet sich bei Schütz, S.22 - 27.

[5] M. Terentius Varro f. M.Lucullus - so sein vollständiger Name - erhält diesen durch die Adoption (wahrscheinlich arrogatio, wobei kein Beleg für eine diesbezügliche ` lex curiata ´ existiert.) von einem Marcus Terentius Varro. Dies wirkt sich jedoch nicht auf das Verhältnis zu Lucius aus, wie das gemeinsame Ädilenamt beweist.

[6] Es ist zu bemerken, dass hinsichtlich der Rolle des Numidicus für die politische Karriere der Brüder Luculli unterschiedliche Auffassungen in der historischen Forschung bestehen: Keaveney bewertet das Verhältnis zwischen Numidicus und den Luculli als zumindest reserviert (Keaveney, Arthur: Lucullus. A life. London/New York: 1992., S.5), wohingegen Schütz diese These aufgreift und sie einleuchtend widerlegt(Schütz, S.29). Der Verfasser geht hier von Schütz` These als der plausibleren aus, obschon eine eindeutige Klärung auf Grund der mangelhaften Quellenlage nicht möglich ist. Hier sei noch angemerkt, dass ein interessantes Detail im Leben des Numidicus seine Ablösung als Oberbefehlshaber im numidischen Krieg ist. Es sind Parallelen zu Lucullus' Ablösung vom Oberbefehl im III. Mithridates - Krieg zu erkennen: ohne im Felde geschlagen zu sein werden beiden Feldherren nahezu identische Anklagepunkte (Unnötige Verlängerung des Krieges um den eigenen Ruhm zu erhöhen) vorgehalten und ihnen wird von der plebejischen Versammlung das Kommando entzogen.

[7] Ein weiteres Indiz für den Einfluss der Caecilii Metelli ist die Tatsache, dass die Censoren des Jahres 102 v.Chr. zwei Meteller sind - eben jener Numidicus und sein Vetter C. Metellus Capriarus. Außerdem ist der Bruder des Numidicus, Metellus Dalmaticus, pontifex maximus, was die herausragende Position der Meteller noch weiter unterstreicht.

[8] Hierbei sei bemerkt, daß Ciceros Aussage, Lucullus sei ohne jegliche militärische Erfahrung, also,, rei militaris rudis", (Cicero, ac. lib.II.) in den III. Mithridates - Krieg gezogen, ein rein apologetisches Stilmittel ist um Lucullus Begabungen in den Augen der Leser zu erhöhen. Es ist schlichtweg falsch, da er 89 v.Chr. im Bundesgenossenkrieg bereits als tribunus militum geführt wird. Wo und unter wem er als contubernalis dient, kann nicht genauer belegt werden, obwohl Schütz hierzu eine interessante Theorie entwirft. Schütz, S. 33 - 38.

[9] Plut.,Luc.,1. Es ist nicht belegt welches Mitglied der gens Servilia mit `Servilius der Augur´ gemeint ist - auch nicht ob es sich hier um einen Servilius Caepio oder einen Servilius Vatia handelt. Schütz´ These, hiermit sei der Sevilius Vatia Isauricus gemeint, kann nicht bestätigt werden, da es sich hierbei lediglich um eine vage Vermutung handelt.(Vgl. Schütz, S.46-47)

[10] Hinsichtlich der Zeitpunkts dieses Prozesses gibt es kein als sicher anzunehmendes Datum, da Ciceros Aussage:,, Ut enim admodum adulescens cum fratre ... paternas inimicitas magna cum gloria est persecutus, in Asiam quaestor profectus ..."(Cicero,ac.lib.II,1) sehr vage ist.(Keaveney, S.208; Schütz, S.40-42.).Wie bei dem Prozess gegen Lucullus senior ist auch hier der Prozessgegenstand unklar, da Plutarch ihn als einzige Quelle sehr vage erwähnt. Plutarch,Luc.1.

[11] Erwähnt seien hier die Aufstellung der Flotte für Sulla, sein umsichtiges Verhalten in Chaironea, seine Lösung des Problems der Finanzierung (Lucullusgeld) des sullanischen Feldzuges wie auch sein ,,lykurgisches" Wirken in Kyrene.

[12] Hier seien als Vertreter dieser ,,Proskriptionsgewinnler" vor allem Crassus und Catilina genannt.

[13] Eine interessante Interpretation zu den Motiven, die Lucius bewegen, das Amt gemeinsam mit Varro Lucullus zu erfüllen, ist bei Schütz (S.83 - 91) zu lesen.

[14] Hier liegt die Vermutung nahe, dass Lucullus sich nicht in Rom befindet, als der Senat nach einem Feldherrn sucht. Denn es ist wahrscheinlich, dass der Senat eher einen Mann aus den eigenen Reihen, der bereits militärisches Geschick bewiesen hat, dem Catulus als Feldherrn zur Seite stellen würde, als den Pompeius, der zu dieser Zeit nicht Mitglied des Senats ist, da er noch kein öffentliches Amt innegehabt hat. Zu bemerken ist jedoch, dass es hierfür keine Quellenbelege gibt - die Annahme also spekulativen Charakter hat. Wäre dies der Fall, wäre auch Schütz´ weiter unten geäußerte These in Zweifel zu ziehen (Näheres siehe Fußnote 15).

[15] Bezüglich des Zeitpunktes der Prätur gibt es unterschiedliche Meinungen. Überzeugend ist aber der Ansatz von Schütz für das Jahr 78 v.Chr., denn wäre Lucullus , wie von Keaveney (S.37) behauptet, 77 v.Chr. Ímperiumsträger, würde sicherlich er - und nicht der privatus Pompeius - gemeinsam mit Catulus gegen Lepidus kämpfen. Schütz, S.107 - 121.

[16] Cicero schreibt hierzu lediglich: ,,...post in africam...; quem ita gessit ut diligentiam admirarentur omnes, ingenium agnoscerent."(Cicero, II.1.), Plutarch hingegen weiß gar nichts über die Proprätur zu berichten. Dies veranlasst den Verfasser zu der oben vertretenen These

[17] L. Cotta, der seine Rückführung aus dem Exil Sulla verdankte, ist selbst überzeugter Optimat, zerbricht aber am öffentlichen Druck und ergibt sich dem Willen der Popularen in Form dieses Gesetzes.

[18] Keaveney, S.52 - 53.

[19] Über die genauen Inhalte der Forderungen des Quinctius gibt es keine exakten Aussagen. Es liegt aber nahe, dass sie in Richtung Wiederherstellung der vollen Rechte des tribunus plebis, vor allem dem des intercessionis gehen. Womöglich fordert er die Abschaffung der diesbezüglichen Rechte der quaestiones perpetuae. Es sei erlaubt, sich darüber in Spekulationen zu ergehen, zumal Pompeius ebendies vier Jahre später durchsetzt.

[20] So gibt es im Jahre 70 v.Chr. keinerlei wirksame Opposition gegen Pompeius´ Gesetzentwurf, dem Volkstribunat alle vorsullanischen Rechte zurückzugeben.

[21] Dank dem sogenannten ,,Koteriewesen", das eine ungewollte Folge der Verdoppelung der Senats unter Sulla bewirkt, gewinnt Publius Cornelius Cethegus - ein wohl eher mittelmäßiger Politiker - sehr großen Einfluss auf die unbedeutenderen Neumitglieder des Senats, die keiner speziellen politischen Richtung nahestehen.

[22] Diese neue Provinz bekommt erst unter Pompeius unter Einbeziehung des Königreichs Pontus seinen Namen: pontus et bithynia .

[23] Vorab sei bemerkt, dass nun keine zu sehr ins Detail gehende Narrative über den Krieg folgt, sonder vielmehr eine kurze Zusammenfassung, die für das Verständnis der Position des Lucullus ausschlaggebend ist.

[24] Hier ist zu bemerken, dass Plutarch nichts über Ephesus schreibt. Es ist dies aber anzunehmen, da er durch Phyrgia nach Chalkedon marschiert und Ephesus die größte Hafenstadt im Umkreis ist, die einen Weg durch Phyrgia rechtfertigt (Miletus entfällt hier wohl als Möglichkeit, da die Stadt 7km von der Küste entfernt liegt und somit für Truppenanlandungen eher ungünstig ist). Plutarch, Luc.7.

[25] Publius Servilius Vatia Isauricus ist 78 - 75/74 v.Chr. in der Provinz cilicia als proconsul in einer Kampagne gegen die dort ansässigen Seeräuber (Isaurier) tätig gewesen. Also ist es anzunehmen, dass Lucullus, sein Nachfolger als Gouverneur von Kilikien, auch die Truppen übernimmt - abzüglich derer, die der Isauricus in seinem Triumph (74 v.Chr.) mitmarschieren lässt.

[26] Die sogenannten `Fimbriani´ sind die Truppen, die im I. Mithridatischen Krieg 86 v.Chr. unter Leitung des Konsuls L. Valerius Flaccus dem L. Cornelius Sulla hinterhergeschickt wurden. Flaccus entzweite sich 85 v.Chr. mit seinem Legaten C. F. Fimbria und wurde von diesem erschlagen. Die Truppen hielten zu Fimbria und führten unter ihm den Krieg gegen Mithridates fort. Fimbria kesselte Mithridates in Pitane ein und bat Lucullus, der zu diesem Zeitpunkt eine Flotte unter seinem Kommando hielt, um Hilfe. Lucullus verweigerte diese, da er Fimbria nicht als Befehlshaber anerkannte. Als Sulla - nach dem Frieden von Dardanos - gegen Fimbria vorging, liefen die Truppen zu Sulla über. Seitdem sind die `Fimbriani´ in Kleinasien stationiert und treten unter Lucullus ihre letzte Kampagne an. Die Truppen gelten als sehr kampferfahren und effizient - aber ihre Loyalität lässt laut Plutarch zu wünschen übrig. Plut.,Luc.7.

[27] Zum Teil durch Stürme, vor allem aber durch die vernichtende Niederlage bei Lemnos wird die pontische Flotte so dezimiert, dass sie im weiteren Verlauf des Krieges keine Rolle mehr spielt.

[28] Laut Plutarch (Plut., Luc. 14.) setzt sich Lucullus hier bereits mit den unwilligen Soldaten auseinander, um ihnen sein Vorgehen zu verdeutlichen. Dieser Aspekt wird vor allem wichtig, sieht man sie in Zusammenhang mit der später stattfindenden Meuterei: Sie ist ein erstes Anzeichen davon, dass Lucullus' Art zu führen bei den Soldaten nicht auf Gegenliebe stößt.

[29] Dieser Legat Murena ist nicht mit dem Murena zu verwechseln, unter dem Lucullus als proquaestor in Asien diente - es handelt sich vielmehr um seinen Sohn.

[30] Dies geschieht, weil ein Esel, der mit Gold beladen ist, vor den Reitern stürzt, und diese - anstatt den flüchtigen König zu verfolgen - sich lieber um das Gold kümmern. Plut. Luc. 17. Der Vorfall wird sicherlich im weiteren Verlauf durch seine Gegner im Senat gegen Lucullus ausgeschlachtet - diese Annahme sei erlaubt, da sie in die Reihe vergleichbarer Vorwürfe passt.

[31] Lucullus heiratet wohl zwischen 76 und 74 v.Chr. Clodia, die Schwester von A. Claudius Pulcher und P. Clodius. Die genaue Datierung ist urkundlich nicht belegt. Der Verfasser folgt hier der zeitlichen Eingrenzung Keaveneys.(Keaveney, S.48-50.)

[32] So wird etwa Claudius nur auf Umwegen zum Königshof geführt und muss wochenlang auf eine Audienz warten.

[33] Hier ist vor allem auf die Einnahme und Verwüstung Eupatorias hinzuweisen, ein von Mithridates gegründeter Vorort der Stadt Amisus.. Die Stadt selbst hingegen wird - obschon abtrünnig - schonend behandelt. Auffallend bei der plutarchschen Beschreibung ist der klare Unterschied in der Behandlung der zwei Städte. Plutarch stellt hier Lucullus' Philhellenismus als Motiv dar - das Verhalten des Lucullus geht aber völlig mit der traditionellen Behandlung von Gegnern, wie Badian sie definiert, einher. Hierzu: Badian, Ernst: Römischer Imperialismus in der späten Republik. Aus d. Engl. Übers. von Gerhard Wirth. Stuttgart: 1980. S.27ff.

[34] Außerdem soll nur ein Viertel des Ertrags eines jeden in die Rückzahlung investiert werden müssen. M.Gelzer: RE XIII (1926), s.v. Licinius, S.394.

[35] Auf die aus dieser Neuordnung resultierenden Reaktionen wird im zweiten Teilabschnitt eingegangen.

[36] Die formalen Gründe, die zum Krieg führen, und die Motive, die dem zugrunde liegen, werden bei Keaveney(S.98-103.) eingehend erläutert.

[37] Hier ist, wie bei vielen Zahlenangaben in der antiken Kriegsführung, die Anzahl nicht genau anzugeben. Die Zahlen variieren zwischen 14500 und 18000. Der Verfasser folgt in diesem Fall Mommsen - der seinerseits den plutarchischen Zahlenangaben Glauben schenkt. Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Wien/Leipzig: 1932.und Plut., Luc.,24.

[38] Hier ist wie bei Nr.37 zu beachten, dass die Zahlenangaben weit auseinander gehen. Im

Folgenden verzichtet der Verfasser jedoch auf Spekulationen und gibt nur das wieder, was Lucullus selbst an den Senat über die Anzahl der Gegner geschrieben haben soll - obschon eine Übertreibung wohl sehr wahrscheinlich ist.

[39] Plut., Luc. 28.

[40] Angeblich soll diese Meuterei aus der Tatsache resultieren, dass Gerüchte gestreut werden Lucullus wolle mit seinem Heer einen Partherfeldzug bestreiten - es ist allerdings nicht anzunehmen, dass er dies tatsächlich in Erwägung zieht, zumal sein Einmarsch in Armenien in Rom bereits hohe Wellen geschlagen hat.

[41] Fannius erleidet eine schwere Niederlage, wird aber durch Triarus entsetzt. M.Gelzer: RE XIII (1926), s.v. Licinius, S.402.

[42] Nach fast einhelliger Meinung der Geschichtsforschung wird die Rolle, die Plutarch dem Publius Clodius dabei zuschreibt, als überbewertet empfunden. Es ist jedoch für vorliegende Arbeit nicht von Belang, ob die Gründe der Meuterei hauptsächlich auf Clodius zurückzuführen sind. Eine Interpretation darüber, wogegen sich die Meuterei von Nisibis richtet bietet: Tatum, W. Jeffrey: Lucullus and Clodius at Nisibis (Plutarch, Lucullus 33 - 34), in: Athenaeum, LXIX., 1991. S.569 - 579.Hier sei bemerkt, dass die These, die Meutereien von Nisibis und Gordyene seien ein und die selbe gewesen, nicht erwiesen ist, sie hat daher eher - durch die mangelhafte Quellenlage bedingt - spekulativen Charakter. Tatum schreibt: ,, The abortive Adiabene expedition with ist attendant mutiny at Nisibis and the abortive Parthian expedition with ist attendant mutiny at Gordyene are doublets, the latter being a complete mirage." Tatum, Luc., S.573.

[43] Lucullus wird, wie im Folgenden erläutert, durch Glabrio ersetzt, der selbst aber nur eine Interimslösung ist. Näheres hierzu siehe Abs. ii) Die Innenpolitik Roms mit Auswirkungen auf Lucullus´ imperium.

[44] Pikanterweise melden sich viele der so in den Ruhestand Entlassenen wenig später unter Pompeius als Freiwillige für dessen Krieg gegen Mithridates und Tigranes.

[45] Dies äußert sich am eindrucksvollsten in den uns erhaltenen Berichten über die Repetunden - Prozesse gegen prominente Mitglieder der Aristokratie. Als bekanntestes Beispiel sei hier Ciceros' Prozeß gegen Gaius Verres(um 71 v.Chr.) angegeben, der wohl trotz der bestehenden Prozessordnung in einem Schuldspruch für den Beklagten geendet hätte.

[46] Die genauen Umstände dieser Wahl zum Konsul zeigen die eklatante Schwäche der Optimaten auf. Sie sind unfähig, die Politik zu diesem Zeitpunkt auch nur annähernd zu kontrollieren. Eine mögliche Ursache ist das Fehlen energischer fähiger Köpfe, was vor allem auf die Liquidierung der politischen Elite optimatischer Einstellung unter der Schreckensherrschaft Cinnas und während Marius 7. Konsulat zurückzuführen ist - es ist aber müßig, darüber zu spekulieren ob die Optimaten mit einem Caesar Strabo oder einem M. Antonius Orator dem mehr entgegenzusetzen gehabt hätten.

[47] Zu diesem Schluß kommt der Verfasser entgegen der Meinung von Keaveney, der Pompeius erst mit den Aktionen des Gabinius diesbezüglich die politische Bühne betreten lässt. (Keaveney,S.120) Pompeius' Aktionen während seines Konsulats deuten aber klar auf einen Schulterschluss mit den Rittern hin, die zu diesem Zeitpunkt in Lucullus ihren Hauptfeind sehen. Somit ist es nur konsequent, die Vermutung zu äußern, dass die stückweise Zerstörung des lucullischen imperiums ein von langer Hand geplanter Schachzug des Pompeius ist - wobei das imperium maius gegen die Piraten nur ein Vorspiel zu seinem eigentlichen Ziel darstellt, das er mit der Unterstützung der equites dann ja auch erreicht (Diese Spekulation sei dem Verfasser erlaubt, vor allem, wenn man sich die ,,Beratertätigkeit" Caesars zu diesem Zeitpunkt vor Augen führt.).

[48] Die equites sind dem Lucullus allerdings von Beginn an schon nicht gut gesonnen, da er einerseits bereits im I. Mithridates - Krieg die publicani zur Mäßigung anhält und zudem als Anhänger Sullas bekannt ist - welcher ja für die langjährige Entmachtung des Ritterstandes verantwortlich ist.

[49] Diese Entwicklung ist auf die `lex claudia de nave senatorum ´ (218 v.Chr.) zurückzuführen.

[50] Plut, Luc. 23.

[51] Diesen an sich logischen Gedankengang entleiht der Verfasser bei Keaveney, S.121f. Hierbei ist aber anzumerken, dass die Abwesenheit von Quellenbelegen für optimatischen Widerstand nicht unbedingt bedeuten muss, dass es einen solchen nicht gegeben habe. Das nicht vorhandene Wissen über eine mögliche Opposition lässt aber keinerlei Spekulationen zu, soll hier seriöse Forschung betrieben werden.

[52] Auffallend ist hierbei der fehlende Beleg, wer nun Lucullus' Nachfolge als Promagistrat von asia antritt. Pompeius gelangt erst 66 v.Chr. dort an die Macht, andere Namen tauchen in dem Zusammenhang nicht auf. Es ist aber mit grosser Sicherheit anzunehmen, dass die Provinz nicht 2 Jahre (68 - 66 v.Chr.) führerlos bleibt, da es äußerst selten vorkommt, dass eine Provinz - zumal eine so wichtige wie asia - nicht von einem Promagistrat verwaltet wird.

[53] Diese Soldaten sind es auch, die in seinem späteren Triumph mitmarschieren - es ist jedoch nicht bekannt zu welcher seiner fünf Legionen sie gehören.

[54] Zur genauen Datierung des Prozesses gegen Lucullus und der Rolle und Position Catos: Bellemore, Jane: The quaestorship of Cato and the tribunate of Memmius. in: Historia, XLV. 1996. S. 502 - 508.

[55] Plutarch(Plut.,Luc. 37.) geht hier fast gar nicht auf die Gründe ein, die zu den 3 Jahren des Wartens führen, so dass keine gesicherten Informationen existieren, warum es den politischen Freunden Lucullus' nicht gelingt, seinen Triumph früher zu erwirken.

[56] Keaveney deutet die Auswirkung der 3 Jahre des Wartens folgendermaßen: ,,In the three years spent awaiting his triumph Lucullus had abundant time for reflection." (Keaveney, S.143.) Der Verfasser geht hier einen Schritt weiter: er nimmt an, dass Lucullus sich in dieser Zeit zu seinem Abschied von der Politik durchringt, weil er sieht, dass es nicht einmal möglich ist, für ihn einen Triumph zu erwirken, ohne dass dies drei Jahre lang dauert. Die daraus resultierende Verbitterung lässt ihm jegliche weitere politische Initiative aussichtslos erscheinen.

[57] Zu dieser Überzeugung kommt der Verfasser bei genauer Betrachtung der Gegebenheiten: So ist zum Beispiel Lucius' Auftritt bei dem Prozess gegen seinen Freund Archias einem rein persönlichen Motiv zuzuordnen. Seine Präsenz bei dem Prozess gegen Murena ist in der Loyalität gegenüber seinem ehemaligen Legaten begründet. Sein Eintreten für Cicero bei der Catilinarischen Verschwörung hat ähnlichen Charakter, nämlich seine Freundschaft mit dem Redner. Andererseits haben die bona dea - Affäre und der Inzestskandal des Clodius, wie auch Lucullus Vorgehen gegen die Gesetzesinitiativen zugunsten des Pompeius, Rache als Motiv. Es sind also alles politische Auftritte, bei denen es weniger um den Politiker und Staatsmann Lucullus geht, sonder vielmehr um das rein persönlich motivierte Engagement des Privatmannes Lucullus.

[58] Plut., Luc. 37.

[59] Nämlich, als er sein Aussage dahingehend einschränkt, dass er sich nicht vollkommen aus der Politik zurückzieht, sondern den Jüngeren lediglich den Vortritt einräumt. Plut., Luc. 42.

[60] Hillmann sieht den Grund für diese sich widersprechenden Aussagen darin, dass Plutarch den Vergleich Lucullus - Cimon als eines seiner ersten Werke geschrieben hat, während er später, als er die Werke über Cato und Caesar schreibt, ein fundierteres Wissen über die Vorgänge besitzt Hillmann, Thomas P.: When did Lucullus retire? in: Historia. XLII. 1993. S.211 - 228.

[61] M. Gelzer. RE , S. 409.

[62] Keaveney, S. 156 - 159.

[63] Hillmann, S.219. Diese These begründet sich aus einer Passage Plutarchs, in der er von einer gemeinsamen von Pompeius und Crassus getätigten Aussage bezüglich des Lucullus berichtet.(Plut., Luc. 38.) Diese Gemeinsamkeit bedingt, laut Hillmann, das Jahr 59 v.Chr. - da erst und nur hier Gemeinsamkeit zwischen Pompeius und Crassus herrsche. Nach Meinung des Verfassers ist es äußerst spekulativ, sich auf eine Aussage Plutarchs hin - die hier womöglich einer rein ausmalenden Motivation entspringt - auf ein Datum festzulegen. Nichtsdestoweniger räumt Hillmann später ein, dass diese Aussage nicht genauer festgelegt werden kann, jedoch: ,, the evidence ... encourages the confident assertion that Luculus retired in 59 and not before." (Hillmann, S.228.)

[64] Die Gründe für dieses Auftreten liegen n. E. des Verfassers - wie bereits oben erwähnt - im persönlichen Bereich.

[65] Cato wird als quaestor pro praetore nach Zypern entsandt und Cicero flieht vor der drohenden Verurteilung durch den Volkstribun P. Clodius aus Rom - obwohl ihm Lucullus, um Rat befragt, davon abrät.

[66] ,, ...Lucullus' tendency to yield may have predisposed him to succumb." Keaveney, S. 174.

[67] Hierbei sei bemerkt, dass bereits die Übertragung der Befehlsgewalt an Pompeius im Konflikt gegen Lepidus - bereits kurz nach dem Tod Sullas - die Tendenz in dieser Richtung anzeigt.

[68] Vgl. Badian, S.61ff. Badian charakterisiert Lucullus eher als einen ,,...von traditionellen Hemmungen bemerkenswert freie(n) Mann, ein Beispiel für die Sorte Ehrgeiz, die allmählich die Republik..." unterminiert. Hier ist seine Meinung diametral von der Keaveneys, der Lucullus sehr wohl als einen Mann sieht, der gemäß den mos maiorum vorgeht. Nach Meinung des Verfassers ist hier Keaveney zu folgen, da Lucullus in keinem Punkt seiner Karriere - wenn man von dem praemium legis bezüglich des bienniums vor seinem Amt als curulen Ädilen absieht - von dem normalen Gang eines Mitgliedes der Nobilität abweicht. Badians Begründung, dies sei daran zu erkennen, dass er - seines imperiums enthoben - im III. Mithridatischen Krieg versucht am Ende auf eigene Faust weiterzukämpfen, kann einer genaueren Betrachtung der Umstände nicht standhalten. Lucullus ist dem Senat treu ergeben, hat jedoch eine - für einen Optimaten typische - Aversion gegen die concilia plebis. Gemäß den mos maiorum vergibt, verlängert und beendet allein der Senat eine Promagistratur. Die Provinz cilicia sowie das eroberte Pontus und Bithynien werden ihm jedoch von der Plebejischen Versammlung genommen. Somit ist sein Verhalten erklärlich, zumal er sich letztlich doch den Verfügungen beugt. Hinzu kommt, dass, wäre Lucullus ein Mann, der sich außerhalb der Traditionen bewegt, im Kreis seiner politischen Freunde mit Sicherheit keine Traditionalisten zu finden wären. Es wären als Auszug dieser politischen Freunde jedoch unter anderen Q. L. Catulus, Q. C. Metellus Pius, Q. Hortensius Hortalus, M. P. Cato, M. C. Bibulus, die Domitii Ahenobarbi und mit Abstrichen P. S. Vatia Isauricus zu nennen - welche alle als Stützpfeiler der traditionellen Senatsoligarchie gelten.

[69] Hierbei sei allerdings bemerkt, dass er im Bezug auf seine philosophische Bevorzugung nicht der Definition der virtus eines Cato Uticensis standhalten würde - geschweige denn, noch zusätzlich auf Grund seines Philhellenismus, der ,, virtus Definition" dessen Urgroßvaters, Cato Censorius .

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Lucius Licinius Lucullus
Note
1
Autor
Jahr
2000
Seiten
28
Katalognummer
V97636
ISBN (eBook)
9783638960885
Dateigröße
531 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lucius, Licinius, Lucullus
Arbeit zitieren
Niels Kleffel (Autor:in), 2000, Lucius Licinius Lucullus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97636

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