Entdeckung und Besiedlung Australiens


Seminararbeit, 2000

15 Seiten


Leseprobe


Peter Miesch

Entdeckung und Besiedlung Australiens

I. Die Entdeckung

Die Entdeckung durch die Holländer

Australien, in der Antike auch ,,Terra Australis" genannt, wurde sehr wahrscheinlich zuerst durch die Bewohner Asiens entdeckt. Die Malayen, die Inder und vielleicht auch die Chinesen und Araber stiessen bei ihren Handelsfahrten auf diese ,,natürliche Grenze". Die Europäer waren aber die ersten, die systematisch nach diesem Südland suchten. Lange Zeit stritt man sich darüber, wer Australien wirklich entdeckt hatte, die Portugiesen, die Franzosen, die Spanier oder die Holländer? Zu Beginn des 16. Jahrhunderts beanspruchte der Franzose Paulmier de Gonneville, die ,,Terre Australe" entdeckt zu haben, dieser Anspruch hielt aber wissenschlaftlichen Untersuchungen nicht statt. Die Spanier unternahmen von Südamerika aus erste Entdeckungsfahrten, der erste war Alvaro de Mendaña, der 1567 aufbrach. Er entdeckte nicht Australien, jedoch die südlichen Salomonen. Als er eine zweite Reise 1595, zusammen mit Pedro Fernández de Quiros unternahm, endete sie mit dem Tod Mendañas. Auch wurde weder Australien entdeckt, noch die südlichen Salomonen wiedergefunden. De Quiros segelte erneut mit drei Schiffen und Luiz Váez de Torres als einer seiner Kapitäne hinaus. 1606 entdeckte er zwar Land, jedoch waren es die Neuen Hebriden, und nicht Australien. Kapitän Torres hingegen, der weiter nach Westen segelte, gelangte in die unmittelbare Nähe Australiens. Er durchfuhr die nach ihm benannte Seestrasse zwischen Neuguinea und Australien. Er kam dem Festland so nahe, dass er es wahrscheinlich sah, entdeckt hat er es aber nicht.

Tatsächlich waren es die Holländer, die von Java aus segelten, die den neuen Kontinent entdeckten. Kapitän Willem Jansz und Jan Lodewycksz kamen 1605 bis auf etwa 200 Meilen nah an Australien. Sie waren es auch, die den Golf von Carpentaria entdeckten. Nach 1617 stiessen Holländer mehrfach durch Zufall auf Australien. Dies hatte einen einfachen Grund:

In diesem Jahr erhielten alle Kapitäne die Anweisung, vom Kap der Guten Hoffnung den Winden zu folgen, die sie in nordöstlicher Richtung zu den niederländischen Besitzungen imsüdostasiatischen Inselgebiet brachte. Viele Schiffe wurden hierbei nach Süden abgedrängt, und gelangten an die Küste Australiens.

Am 25. Oktober 1616 landete Kapitän Dirck Hartog an der australischen Westküste, etwa 700 km nördlich vom heutigen Perth. Im März 1622 wurde der bislang südlichste Punkt Australiens entdeckt, genaues weiss man nicht, da das Logbuch und andere wichtige Unterlagen verschollen sind. 1623 erkundeten die Kapitäne Jan Carstensz und Dirk Meliszoon die nördliche Küste und kartographierten sie. Der Höhepunkt der niederländischen Entdeckungsreisen machte Abel Janszon Tasman 1642/43. Von Mauritius aus segelte er südostwerts und sichtete am 24. November 1642 unbekanntes Land. Es war nicht Australien, sondern die südlich gelegene, grosse Insel Tasmanien, die nach ihm benannt wurde. Weiter westlich stiess er auf die Südinsel vin Neuseeland, dann auf die Tonga- und Fidschi-Inselgruppen. Tasman hatte Australien nicht entdeckt, sondern in einem weiten Bogen umfahren. Seine Neugier bewegte ihn dazu, eine zweite Fahrt zu machen. Sein Ziel war es, herauszufinden ob Neuguinea mit dem ,,Südland" verbunden ist oder nicht. 1644 segelte er Richtung Australien und sichtete die Nordküste vom Gilbert River auf der Cape York Peninsula mit einegen Unterbrechungen bis hin zum heutigen Port Hedland Gebiet. Mit seiner Kartographie der Nordküste trug er ein beachtliches Stück zur Entdeckung Australiens bei.

Die Fahrten Tasmans wurden durch den General-Gouverneur vorangetrieben, der sich dadurch mehr Macht für die Eastindien Company versprach. Als er starb, war keine weitere treibende Kraft vorhanden. Viel wichtiger für das plötzliche Ende der niederländischen Entdeckungsfahrten war aber die Machtverschiebung in Europa am Ende des Dreissigjährigen Krieges und die inneren Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Satthalter und der aristokratischen Partei in den Niederlanden. Als es von 1652 bis 1654 zu einem Seekrieg mit England kam, mussten die Niederlande einen grossen Verlust in Kauf nehmen, und wurden von England besiegt. Zwanzig Jahre später wurde die niederländische Republik durch Ludwigs XIV. Expansionsstreben bedroht. England begann seinen Aufstieg als erste Seemacht der Welt und griff das auf, was Holland im Südpazifik liegen gelassen hatte.

Die Entdeckung durch die Engländer

1688 stiess William Dampier bei seiner ersten Weltumseglung auf die Nordküste Australiens. Elf Jahre später erhielt er von der britischen Admiralität den Auftrag, Neu-Holland (wie es von den Holländern genannt wurde) zu umsegeln. Dieses Vorhaben gelang ihm nicht, jedoch brachte er viel Wissen mit. Das erwachende Interessa Englands an Australien und die Geschichten, die darüber verbreitet wurden, veranlassten Jonathan Swift, sein berühmtes Buch ,,Travels of Gulliver" zu schreiben. Das Interesse an dem unbekannten Südland war an Europas Höfen nicht sehr gross, und so kam es, dass die nächste Expedition erst 1766 folgte. Sie wurde vom französischen König Ludwig XV. in Auftrag gegeben und von Louis Antoine de Bougainville als Kapitän geleitet. Dieser fuhr über Tahiti, Samoa und Quiros' Austrialia del Espiritu Santo bis in die Nähe der nördlichen Ostküste von Australien. Durch das Great Barrier Reef wurde er allerdings davon abgehalten, an dieser zu landen.

Im Jahre 1770 erschien das zweibändiges Werk ,,Historical Collection of the Several Voyages and Discoveries in the Pacific Ocean" von Alexander Dalrymple. Diese Bücher waren sehr wahrscheinlich auch eine Grundlage für die Reise von James Cook. Er konsultierte Dalrymple während seiner Vorbereitung. Am 26. August 1768 segelte er mit Instruktion der Admiralitt und der Royal Society los. Er hatte den Auftrag, von Tahiti aus das Südland anzusteuern, und es im Namen des englischen Königs und mit der Zustimmung der Eingeborenen in Besitz zu nehmen. Falls er es nicht fände, sollte er Neuseeland ansteuern. Wider den Anweisungen von Tahiti aus südlich zu fahren, segelte er südwestlich und gelang direkt nach Neuseeland, das er ein halbes Jahr umrundete. Auch fand er den Durchgang zwischen der Nord- und Südinsel, die nach ihm benannt wurde. Als er nach Tasmanien wollte, verschlug es ihn durch einen Sturm nach Osten, und er landete an der Ostküste Australiens. Der Punkt, an dem er am 19. April 1770 landete, wurde zu Ehren des Offiziers, der ihn entdeckte ,,Hicks Point" genannt. Das Schiff fuhr weiter Richtung Norden und landete schliesslich in ,,Botany Bay", das so benannt wurde, weil es den Wissenschaftlern, die mit an Bord waren, eine reiche Sammlung von Pflanzen bot. Nach etwa einem Monat wurde die Fahrt in nördlicher Richtung fortgesetzt. Nach einer achtwöchigen unfreiwilligen Pause - ein Korallenriff schlitzte den Bootsrumpf auf - fuhr er weiter bis zur Insel ,,Possession Island". Auf dieser wurde in der Nähe von Cape York die Fahne gehisst. Diesen Ort nannte man ,,New Wales", später wurde er in ,,New South Wales" umbenannt. Die Eingeborenen wurden wider den Anweisungen der Admiralität nicht um ihr Einverständnis gefragt.

Cook beobachtete und beschrieb das Verhalten der dort ansässigen Bewohnern, den Aboriginies. Er beschrieb sie als glückliche Menschen, die mit dem zufrieden sind, was ihnen die Erde und die See bot. Cook kehrte am 13. Juli 1771 wieder in englische Gewässer zurück. Ein Jahr später brach Cook wieder auf. Er wollte beweisen, dass es ausser Neu-Holland kein anderes grosses Südland gab. Seine Mission scheiterte zwar, jedoch verfasste der auch an Bord gewesene Naturforscher Johann Reinhold Forster zusammen mit seinem Sohn Schriften über diese Reise, welche einem grossen Publikum in Deutschland bekannt wurden.

James Cook starb am 14. Februar 1779 in Hawaii bei einem Streit mit Eingeborenen. Zu dieser Zeit waren die Briten im Kampf mit den amerikanischen Kolonien, die sich 1776 unabhängig erklärten. Durch diesen Streit entfachte ein Interesse an Neu-Holland bei den Briten, da sie in diesem neuen Kontinent eine Chance sahen, eine neue Kolonie zu errichten. Dieser Schritt war sehr naheliegend, da die Briten schon mitte der fünfziger Jahren begonnen hatten, sich auszubreiten.

II. Die Gründung der ersten Kolonie

Der Entschluss der Briten, in Australien eine Kolonie zu gründen, war wahrscheinlich durch den Wettkampf zwischen ihnen und den Franzosen zustande gekommen. Man war darauf erpicht, so schnell wie möglich eine Kolonie zu gründen und suchte Grpnde, um dieses Vorhaben durchzuführen. Aber was für Gründe konnte man für eine solches Unternehmen haben? Es verschlang eine immense Geldsumme und der Erfog bzw. einen Ertrag war erst in ein paar Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, sichtbar. Man kam aber auf eine Lösung: Da die Gefängnisse in England überfüllt waren (man benutzte sogar die Bäuche alter Schiffe als Notunterkunft), entschloss man sich, die Gefangenen in eine Kolonie nach Australien zu verbannen. Ein Hauptargument war, dass die Sträflinge garantiert nie wieder zurückkehren und das britische Volk belästigen werden. Diese Idee war nicht neu: Ein Wissenschaflter, der 1770 bei der Entdeckung von Botany Bay dabei war, machte bereits 1779 dem britischen Unterhaus den Vorschlag, eine Sträflingskolonie am Botany Bay zu gründen. Er war überzeugt, dass sich die Kolonie schon nach wenigen Monaten selbst ernähren konnte. Zu Essen gab es viel Fisch, und an Land könnte man Rinder und Schafe züchten. Er war auch überzeugt, dass die Kolonie von der Heimat Güter beziehen würde, und England auf diese Weise vorteilhafte Gegenleistungen erwarten könne. Allerdings fiel dieser Vorschlag beim britischen Unterhaus nicht auf Begeisterung.

Vier Jahre später unterbreitete James Mario Matra, der als Seekadett Cooks Reise nach Australien mitgemacht hatte, Lord Sydney vom Innenministerium den Vorschlag, in Australien eine Kolonie zu gründen, um den Tausenden von Loyalisten, die in Amerika ihren Besitz verloren, Ersatz zu bieten. Diese hatten ihr Hab und Gut bei der Friedensschliessung zwischen England und Amerika verloren. Lord Sydney sah dies zwar als Utopie an, die Idee einer Sträflingskolonie schien ihm aber durchaus realistisch.

Auf diese Entscheidung hin landeten am 18. Januar 1788 insgesamt 718 Strafgefangenen (565 Männer, 153 Frauen und 11 Kinder) und 211 Soldaten (mit 30 Frauen und 12 Kindern), unter der Führung von Kapitän Arthur Phillip in Botany Bay. Die neue Kolonie nannte man New Wales, welche, wie bereits erwähnt, später in New South Wales umbenannt wurde.

Bei ihrer Ankunft trafen sie auf die Ureinwohner Australiens, die sie freundlich empfingen. Die Aboriginies waren sehr freundlich, vor allem nachdem man ihnen kleinen Geschenke wie billige Glasperlen machte. Man war über ihr Verhalten überrascht, da man nicht erwartete, dass sie die Neuankömlinge, ohne sich dagegen zu wehren, sich ansiedeln liessen.

Da Botany Bay zu sumpfig war, um Ackerbau zu betreiben, und die Menschen damit keine Lebensgrundlage gehabt hätten, zogen sie weiter zum Port Jackson. Dort waren alle Schiffe der ersten Flotte bis zum 26. Januar eingelaufen. Am 7. Februar 1788 wurde die erste Kolonie offiziell auf australischem Boden gegründet.

Ob das Hauptziel der ersten Kolonie wirklich nur das einer Sträflingskolonie war, wird heute in Frage gestellt. Es gibt Theorien, dass die Briten die australische Kolonie als ein Stützpunkt für den Handel mit Asien nutzen wollten. Diese Theorie wird besonders von der Tatsache unterstützt, dass England dringend Holz und Flachs für den Schiffsbau benötigte, welches China liefern konnte. Allerdings ist diese Rohstoffknappheit nicht als Grund ausreichend. Eine andere Theorie besagt, dass England seine Seeherrschaft im Indischen Ozean ausweiten wollte. Ob eine dieser Thoerien stimmt, ist nicht bewiesen. Jedenfalls blieb der Gefangenentransport für die ersten Jahrzehnte der Bestehung der Kolonie das Hauptthema.

Konkurrenz spielte wahrscheinlich auch eine Rolle bei der Gründung der Kolonie, da die Engländer den Franzosen nur knapp zuvor kamen, eine Kolonie zu gründen. Am 24. Januar lief nämlich das Schiff des Compte La Pérousse in Botany Bay ein. Da er allerdings nicht den Auftrag hatte, eine Kolonie zu gründen, segelte er nach sechswöchigem Aufenthalt wieder fort. Durch diesen Vorfall kam häufig die Hypothese auf, dass Australien fast französisch anstatt britisch geworden wäre. Diese Hypothese entzieht sich jedoch einer festen Grundlage.

Doch in der britischen Heimat war man nicht nur erfreut über die neue Kolonie. Manche Parlamentsabgeordnete hielten es für eine Verschwendung der Gelder und forderten die Aufgabe der Kolonie. Der damalige Premierminister hielt am 9. Februar 1791 im Unterhaus eine Rede gegen das Vorhaben, die Kolonie woanders anzusiedeln: Es liege im Interesse einer geordneten Staatsführung, einen Teil der unverbesserlichen Kriminellen ausser Landes zu schaffen. Da bis dahin keine billigere Alternative gefunden war, gab es keinen Grund, die Kolonie aufzugeben. Die Regierung und Protagonisten der Koloniegründung retteten diese mit Argumenten, die auf der Nützlichkeit der Kolonie und auf der Philantrophie beruhten.

Die Zahl der Gefangenenschiffe nahmen zu, wenn Anfangs auch nur langsam.

Zwischen 1793 und 1810 kamen nur 400 Gefangene nach Australien, da der Krieg gegen Napoleon dieses Unterfangen hemmte. Um 1815 kamen jährlich 1000, zwischen 1816 bis 1825 waren es 2600 und von 1826 bis 1835 an die 5000, danach begann die Anzahl Gefangene abzunehmen. Insgesamt schickte England 160000 Straffällige in die neue Kolonie, wovon ein Sechstel Frauen waren. Der Aufbau einer neuen Heimat ging nur langsam voran: Man hatte weder Bauhandwerker noch Zimmerleute, auch an Kenntnissen vom Landbau mangelte es. Desweiteren lieferte das Heimatland nur wenig von den dringend benötigten Vorräten.

In den Jahren 1789 bis 1791 traf sogar kein einziges Schiff ein. Die Kolonie wurde in dieser Zeit auch von einer Dürreperiode heimgesucht, was die Lage noch erheblich verschlechterte: Viele Menschen wurden wegen dem Mangel an Nahrungsmittel krank, und nicht wenige davon starben.

Kapitän Phillip, der zum Gouverneur der Kolonie ernannt wurde, war der Meinung, dass der Mensch sich in Freiheit besser entfalten könne, als unter Zwang. In diesem Sinn bat Phillip schon 1790 um freie Siedler; welche auch drei Jahre später eintrafen. Der Gouverneur verteilte Land an seine Offiziere und Beamten, welche zum Teil sehr erfolgreich verwaltet wurden. Gegen Ende des dritten Jahres der Kolonie anno 1791 gab es bereits 150 freie Farmer, viele von ihnen konnten sich bereits selbst ernähren und waren nicht mehr auf England angewiesen.

Auseinandersetzungen zwischen den Siedlern und den Aborigines gab es anfangs nicht, aber als die Besitzungen grösser wurden, waren sie unausweichlich. Gouverneur Phillip ordnete 1790 die erste Strafexpedition an, welche zwar erfolglos war, jedoch den Grundstein für das Verderben der Aborigines war.

Mit der Kolonie ,,New South Wales" wurde der Anfang für die Besiedelung und Inbesitznahme gemacht. Die westliche Zivilisation brachte der ,,Terra Australis" Siedler, mit ihnen auch ihren Herrschaftsanspruch und, was für die Natur noch viel schwerwiegender war, Pflanzen- und Tierarten. Diese ,,anderen" Lebensformen brachten dasökologische Gleichgewicht ins schwanken (man kämpft heute noch mit den sich viel zu schnell vermehrenden Kaninchen).

III. Rehabilitation und Expansion

1810 entsandte London Lieutenant Colonel Lacklan Macquarie, welcher der neue Gouverneur der Kolonie werden sollte. Sein Auftrag war es, ,,die Moral der Kolonisten zu verbessern, zur Heirat anzuregen, für die Entwicklung des Eriehungswesens zu sorgen, den Verbrauch von Aklohol zu verbieten, die Landwirtschaft und Tierhaltung zu fördern, um zu erreichen, dass mit Sicherheit der Bedarf der Bevölkerung unter allen Umständern voll gedeckt werde". Mit ihm sandten die Engländer den richtigen Mann: Ihm ist es zu verdanken, dass aus dem Sträflingslager eine Kolonie wurde.

Macquarie erkannte rasch, dass es für die Ruhe und Ordnung in der Kolonie erforderlich war, dass die Gefangenen, welche ihre Strafe hinter sich hatten, sich in die Gesellschaft ihrer Wächter und der freien Siedler einfügten. Um dies zu erreichen, bot er ihnen Ämter in der Verwaltung und förderte ihre wirtschaftliche Freiheit. Auch lud er sie zu Festlichkeiten in seiner Residenz ein. Ein weiteres Ziel, einen dieser ehemaligen Häftlinge in den Richterstand zu erheben, stiess auf massiven Protenst. Die ,,freie" Bevölkerung wollte keine ehemaligen Sträfling, der über sie richtete. Macquarie wandte sich schliesslich an London, da man in der Kolonie zu keinem Entschluss kam. Man antwortete ihm, dass Aufgrund der Tatsache, dass es in der Kolonie an Juristen fehlte, einen der ehemaligen ernennen durfte. Der Boden um Sidney wurde mit der Zeit immer knapper, und so suchte man neues Land, um eine weitere Kolonie zu gründen. Bis anhin hatten die ,,Blauen Berge" ein solches Unterfangen verhindert, doch 1813 hatte eine Expedition mit sieben Leuten erstmals Erfolg. Sie entdeckten einen geeigneten Ort, der etwa 50 Meilen von Sidney entfernt war. Gouverneur Macquarie liess daraufhin eine Strasse errichten, welche 1815 von den ersten Siedlern befahren wurde. Diese erste binnenländische Siedlung wurde nach dem britische Colonial Secretary Bathurst benannt.

Im Zuge seines Auftrages eröffnete Macquarie 18 staatliche und 12 kirchlich betreute Schulen. Er eröffnete auch eine Schule für die Kinder der Aborigines, jedoch schlug dieses Unterfangen fehl, und die Schule wurde geschlossen.

IV. Neue Kolonien und Geschehnisse

Die zweite Strafkolinie: Albany

1826 wurde eine weitere Strafkolonie in Albany an der Westküste gegründet. Drei Jahre später wurde an der Mündung des Swan Riber im Gebiet des heutigen Perth durch freie Siedler eine Kolonie gegründet. Diese wurde hauptsächlich aus wirtschaftlichem Interesse erschaffen. Kapitän Stirling, der später der erste Gouverneur dieser Kolonie wurde, konnte dank kräftiger Werbung 400 Siedler für ein solches Projekt begeistern und das nötige Kapital auftreiben. Anfangs war es jedoch nicht sehr gut um die Kolonie bestellt: In dieser Kolonie wiederholte sich das gleiche, was man schon in der ersten kritisierte. Jeder, der Landbesitzer sein wollte, konnte dies auch sein. So wurde das Land leichtfertig verteilt, ohne zu prüfen, ob die Besitzer in der Lage waren, es zu bestellen. Es lief darauf hinaus, dass es sehr viele Landbesitzer gab, aber fast keine Arbeiter. Das Land, das man hatte, wurde nicht bestellt und lag brach. Dies war nicht nur in der Kolonie am Swan River der Fall, sondern an der gesamten Westküste. Für die Kolonie bedeutete dies, dass sie nicht ausreichend Nahrungsmittel produzieren konnte, um die Bevölkerung zu versorgen.

Als man begann, dies durch importieren von Esswahren vom Van Diemen's Land zu kompenzieren, wurde dadurch die Kasse der Kolonie sehr schnell entleert, was die Kolonie vor ein nicht unüberwindliches Problem stellte. Trotz dieser Widrigkeit wuchs die Kolonie und hatte 1849 etwa 4900 Bewohner.

Die Gründung von Melbourne

Im 1835 traf John Batman vom Van Diemen's Land auf dem Festland Australien ein. Er hatte sich mit anderen Leuten zusammengetan, um neues Land zu besiedeln. Batman traf bei seiner Erkundigung auf Aborigines, welche dort lebten. Er wollte ihnen das Land nicht stehlen, und so kaufte er es ihnen ab. Wenn auch für lachhaft wenig Waren: 40 Wolldecken, 30 Messer, 12 Tomahawks 12 Spiegel, 12 Scheren, 50 Taschentücher, 12 rote Hemden und einen halben Zentner Mehl.

Batman stiess bei seiner Wanderung auf den Fluss Yarra Yarra und fand wenige Kilometer vor dessen Mündung einen geeigneten Platz für eine Kolonie. In sein Tagebuch schrieb er ,,This will be the place for a village". Dieser Satz ging in die Geschichtsbücher ein, denn Batman gründete nicht irgendein Dorf, sondern legte den Grundstein zur heutigen Hauptstadt von Victoria: Melbourne.

Der im Londoner Gefängnis sitzende Edward Gibbon Wakefield beobachtete die Geschehnisse in Australien sehr genau. Er machte sich gedanken darüber, wie man das Problem, dass man zu viel Landbesitzer und zu wenig Arbeiter hat, in den Griff bekommt. Dafür stellte er folgende Grundregeln auf:

1. Das Land in der Kolonie muss zu einem einheitlichen Preis verkauft werden.
2. Ein Teil dieser Einkünfte soll zur Unterstützung freier Einwanderer verwendet werden.
3. Die Auswahl der Einwanderer muss sorgfältig überlegt und gezielt erfolgen. Man muss auf Alter, Geschlecht und soziale Stellung Rücksicht nehmen, wobei junge, verheiratete Paare stets bevorzugt werden.

Durch den Verkauf des Landes zu einem gerechten Preis könnte man einen Fonds einrichten, der zu Unterstützung der Fahrtkosten der armen Arbeiter beihilft.

Des weiteren kritisierte Wakefield, dass man Sträflinge als Arbeitskräfte reckrutierte. Zwar waren sie sehr fleissig und leisteten beachtliche Arbeit, jedoch war der moralische Verfall der Kolonie mit ihnen besiegelt: Durch sie würden sich Korruption einschleichen und die Tatsache, dass es dann viel mehr Männer als Frauen gab, hätte fatale Folgen. Wakefield verlangte daher, dass man nur freie Einwanderer als Arbeiter nehmen sollte. Wakefield strebte eine Umverteilung der Menschen zwischen England und Australien an, was eigentlich sehr sinnvoll war: In England hatte man zu viele Leute und zu wenig Land, in Australien war das Gegenteil der Fall.

Seine Ideen und Grundsätze wurden von der Regierung in England aufgenommen und weitgehend verwirklicht. Die Leitung dieses Projekts der strategischen Kolonialisierung lag bei der South Australian Association. Wakefield wandte sich allerdings nach einiger Zeit von diesem Unternehmen ab, da die Krone gegen seine Auffassung weiterhin die politische Macht hatte und zudem das Land weiterhin für einen von ihm aus gesehen lächerlich niedrigen Preis verkaufte. Während der Zeit, in der dieses Projekt lief, konnten einige weitere Kolonien gegründet werden.

Erste deutsche Siedler

Im November 1838 traf im Hafen von Adelaide das erste Schiff mit deutschen Einwanderern ein. Es waren Altlutheraner, welche aus religiösen, aber auch wirtschaftlichen Gründen von Deutschland fortgegangen sind. Hier in Australien war ihre religiöse Einstellung von keiner Bedeutung: man schaffte es, die vollkommene Religionsfreiheit aufrecht zu erhalten. Die insgesamt 30 Familien wurden sehr bald zum Retter der Stadt. Es lebten nur wenige Menschen auf dem Land und betrieben Feldarbeit, die meisten waren in der Stadt und führten ein bequemeres Leben. Als eine Dürre die Stadt heimsuchte, gab es zu wenig Nahrungsmittel. Die Deutschen lebten alle etwa sechs Kilometer entfernt in dem von ihnen gegründeten Dorf Kleimzig. Da sie Landwirtschaft betrieben, hatten sie genügend Nahrung um die Stadt zu versorgen. In den folgenden paar Jahren trafen etliche weitere Schiffe mit Altlutheranern ein. Dies führte zu einer Reihe von neuen Siedlungen. Einen weiteren Wachstumsschub erfuhr Australien in den Revolutionsjahren 1848/49, diese Leute kamen allerdings aus politischen Gründen und nicht mehr aus religiösen in das neue Land. Zwischen den Deutschen Siedlern auf dem Land und den Engländern in der Stadt baute sich rasch ein Lebensmittelmarkt auf, der die Städter mit Nahrung versorgte und die Ländler mit Geld.

V. Streben nach Unabhängigkeit

Das Ende der Gefangenentransporte

In den dreissiger Jahren des 19. Jahrhundert änderte sich die Einstellung der Menschen zur Sklaverei, Verbannung und zur Erhaltung einer Sträflingskolonie. Man verachtete solche Massnahmen zutiefst und betrachtete sie als Anachronismus. Die Deportation von Gefangenen widersprach zudem den Bestimmungen der freien Einwanderung von Wakefield. Eine Sträflingskolonie verlor ihren eigentlichen Sinn, wenn damit die Siedlungskolonie und die Förderung der freien Einwanderung verbunden waren. 1837 wurde das Thema Sträflingskolonie von einem Untersuchungsausschuss aufgenommen. Darin wurde das System der Verbannung genau untersucht, wobei man zu dem eindeutigen Entschluss kam, dass man die Transporte sofort stoppen soll. Einer der Hauptgründe für diesen Entschluss war, dass die Gefangenen durch das sogenannte ,,Zuweisungssystem" an Farmen verteilt wurden, die sie dann nach belieben einsetzen konnten. Damit waren die Sträflinge der Kontrolle der Regierung entzogen und konnten sich relativ frei bewegen. Die früheren Befürworter der Deportation begannen auch allmählich einzusehen, dass das System nicht sehr effizient war: Die Verbannung hatte nicht den präventiven Erfolg, wie man anfangs erhofft hatte. Die Zahl der Kriminellen nahm nicht ab, sondern zu. Mit den immer mehr freiwilligen Auswanderern war die Reise nach Australien immer weniger abschreckend.

Im Jahr 1840 wurden schliesslich die Sträflingstransporte nach South Wales eingestellt.

Die Regierung

Nach dem Stopp der Gefangenentransporte machte man sich daran, eine Verfassungsreform in die Wege zu leiten. Die daraus resultierende neue Verfassung trat 1842 in Kraft, nach dieser sollte die Regierung aus einem Legislativrat mit 36 Mitgliedern bestehen. Die ersten Wahlen dieser Mitglieder liefen unter vehementen Protesten ab: Wahlrecht hatten nur Personen, welche ein gewisses Vermögen besassen. Da der Grossteil der Bevölkerung dieses Vermögen nicht hatte, gab es am Wahltag einen grossen Aufruhr, welchen die Ordnungshüter nur schwer im Zaun halten konnten. Die Wahlberechtigten waren ebenfalls nicht zufrieden, da die neue Regierungsform nur ein bescheidenes Mitspracherecht zusprach.

Finanzielle und politische Schwierigkeiten

Eine grosse Dürre suchte die Kolonien von Ende der dreissiger Jahren bis Anfangs der vierziger heim. Dadurch wurde die Wirtschaft erheblich geschwächt und es setzte eine Depression ein. Der nicht abbrechende Strom der neuen Einwanderer trug nicht sehr zur Verbesserung der Lage bei.

Eine weitere Schwierigkeit lag in der Finanzierung. Die britische Regierung hatte die Kontrollrechte über die Einkünfte aus dem Land behalten. Dies führte dazu, dass die Kolonien sehr lange hatten, bis ihr Budgetplan genehmigt wurde. Weitere finanzielle Probleme kamen auf sie zu, als London für die Sträflinge, die bereits in New South Wales waren, nicht mehr aufkamen.

Nicht nur London war etwas, worüber man sich aufregte, auch New South Wales selber war für die Kolonie Port Phillip ein Dorn im Auge. New South Wales betrachtete Port Phillips nicht als selbständige Kolonie, sondern als eine Art Tochterkolonie.

VI. The Australian Colonies Government Act

Im Jahr 1846 wurden die Ämter in London und Sydney neu besetzt, was die Leute dazu bewegte, neuen Mut zu holen, dass die Kolonien endlich frei werden. Dieses Ziel wurde aber mit der neuen Besetzung nicht erreicht, jedoch war es ein Schritt in diese Richtung. Allerdings machte man am Anfang wieder einen Schritt zurück, indem von England wierder fünf Schiffe mit Sträflingen in Sydney eintrafen. Man war in den Kolonien entsetzt darüber, dass die Transporte, um deren Abschaffung man gekämpft hatte, wieder aufgenommen wurde. Damit solche Schiffe nicht wieder nach Sydney kamen, bildete sich in New South Wales eine Association, die vehement gegen solche Vorhaben protestierte. So kam es, dass es auch bei diesen fünf Schiffen blieb. Die Gefangenen waren auch nicht so unwillkommen, wie es am Anfang den Anschein machte. Man führte sie nach Moreton Bay, wo ein grosser Mangel an Arbeitskräften herrschte.

Im Juni 1849 wurde eine Gesetzesvorlage im englischen Parlament eingebracht, welche einen Entwurf für gleiche Verfassungen von New South Wales, South Australia, Van Diemen's Land und einer neuen, aus New South Wales ausgegliederten Kolonie namens Victoria enthielt. Darüber hinaus wurde den Kolonien die Möglichkeit eingeräumt, untereinander Föderationen zu bilden, welche durch zwei Häuser geleitet würden. Man verschob die Behandlung dieses Entwurfs um ein Jahr, und brachte währenddessen einige Änderungen hinein. So zum Beispiel die Gründung einer neuen Kolonie mit Moreton Bay als Zentrum, welche aus New South Wales losgelöst würde. Die Bildung einer Föderation wurde abgeschwächt und mit der Bestimmung versehen, dass, falls eine solche eingegangen würde, New South Wales ein Drittel der Parlamentsmitglieder stellen würde. Dies war der Gründungskolonie zuwider, zumal 58 Prozent aller Einwanderer dort lebten. Am 5. August 1850 trat dieses Verfassungsgesetz in Kraft. Damit lagen die Entscheidungen bei den Kolonien, wobei aber das britische Parlament immer noch die Zustimmung erteilen musste.

Schlusswort

Bis Australien endgültig die Unabhängigkeit erreichte, vergingen nochmals gut 50 Jahre. Am 1. Januar 1901 erhielt Australien die Freiheit von England.

Ich nahm dieses Thema auf, weil ich es erstaunlich finde, dass ein so grosser Erdteil wie Australien erst so spät entdeckt wurde. Auch finde ich es faszinierend, dass man zu dieser Entdeckung und Kolonialisation einen zeitlichen Bezug hat. Immerhin ist es ,,nur" 200 Jahre her, seit die erste Kolonie gegründet wurde.

Man kann mir vorwerfen, dass ich die eigentlichen ,,Besitzer" Australiens, welche den Kontinent schon seit 50'000 Jahren bewohnen, in meiner Arbeit so gut wie gar nicht berücksichtigt habe. Ich tat dies mit Absicht . Um die Haltung und Ablehnung der Aborigines gegenüber der Einwanderer zu verstehen, muss man ihre gesamte Geschichte sowie ihre Kultur, Religion und ihre Rituale kennen. Dies hätte den Umfang dieser Arbeit bei weitem überstiegen.

Quellenverzeichniss

Bücher:

Johannes H. Voigt Geschichte Australiens Anne Biging/Klaus Viedebantt Australien

Internet:

www.gugus.com

www.about-australia.com www.travelaus.com.au

www.odci.gov/cia/publications/factbook/as.html

Entdeckung und Besidlung Australiens Terra Australis

Terra, lat., ae f: Erde, Landschaft

Australis, lat., e: Südlich

http://www.travelaus.com.au/new_travel/maps/ta0.map

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Entdeckung und Besiedlung Australiens
Autor
Jahr
2000
Seiten
15
Katalognummer
V97451
ISBN (eBook)
9783638959032
Dateigröße
548 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entdeckung, Besiedlung, Australiens
Arbeit zitieren
Peter Miesch (Autor:in), 2000, Entdeckung und Besiedlung Australiens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97451

Kommentare

  • Gast am 10.11.2008

    die deutsche besiedlung australiens .

    good

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Titel: Entdeckung und Besiedlung Australiens



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