Zerebrale Lateralisierung und Hemisphärenforschung


Hausarbeit, 1998

13 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Kurzer Überblick über Aufbau und Funktionsweise des Gehirns

III. Ausgewählte Experimente zur zerebralen Lateralisierung

IV. „Spezialgebiete“ der Hemisphären

V. Zusammenfassung und Bezug zur Experimentellen Ästhetik

VI. Literatur

„Kunst wiederum ist auch nicht Denken, sondern Gestaltung eines Inneren in eine äußere Form, die freilich, wenn sie vollendet ist, das Ganze des Seins zum Ausdruck bringen kann, aber in gleichnishafter, symbolischer Weise, durch ein Einzelnes hindurch gesehen, und immer vorwiegend nicht an den Verstand appellierend, sondern an unser Gefühl für das Schöne und Erhabene.“

Hans Joachim Störig

I. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Studien und Erkenntnissen der Gehirn- und Hemisphärenforschung. Den Schwerpunkt bildet hierbei der Versuch, mögliche Einsichten für die Experimentelle Ästhetik zu gewinnen und aufzuzeigen, welche Vorgänge im Gehirn den Menschen in die Lage versetzen, ein ästhetisches Urteil zu fällen.

In den frühen sechziger Jahren machte Roger Sperry eine für die Hemisphärenforschung ausschlaggebende Entdeckung. Der spätere Nobelpreisträger untersuchte in Zusammenarbeit mit Kollegen und Studierenden ungewöhnliche Verhaltensmerkmale von Epilepsie-Patienten, bei denen mittels operativen Eingriffs der die beiden Gehirnhälften (Hemisphären) durch ca. 200 Millionen Nervenfasern verbindende Hirnbalken (corpus callosum) vollständig durchtrennt wurde. Diese Kommissurotomie genannte Operation wurde überwiegend mit großem medizinischen Erfolg durchgeführt, um die Intensität epileptischer Anfälle zu mindern. Infolge dieser Behandlung war bei den Kommissurotomie-Patienten jeglicher Informationsfluß zwischen linker und rechter Hemisphäre unterbrochen, woraus in alltäglichen Routinesituationen aber meist keine Beeinträchtigungen entstanden. Allerdings konnte nun interessanterweise Folgendes beobachtet werden: Die Operierten waren nicht in der Lage, einen Gegenstand, den man ihnen in die linke Hand (rechte Hemisphäre) gab, ohne daß sie ihn sehen konnten, verbal zu benennen oder auch nur zu beschreiben. Nichtsdestotrotz hatten sie eine Vorstellung davon, um was für ein Objekt es sich handelte, da sie problemlos ein Äquivalent für ihre Empfindung auf einer Bildertafel erkennen und darauf zeigen konnten. Andererseits waren die gleichen Probanden sehr wohl in der Lage, einen ihnen in gleicher Weise in die rechte Hand (linke Hemisphäre) gegeben Gegenstand zu benennen.[1]

Diese und weitere Untersuchungen der Split-brain-Forschung bestätigten zusammen mit Studien an Patienten mit einseitigen Hirnläsionen die Vorstellung, daß beide Hemisphären unabhängig voneinander fähig sind wahrzunehmen, zu denken und das Verhalten zu regulieren, wobei aber jede auf ihre eigene und besondere Weise funktioniert und auf bestimmten Gebieten der Informationsverarbeitung oder Problemlösung der jeweils anderen Gehirnhälfte überlegen ist.

Dies soll im Folgenden weiter ausgeführt werden.

II. Kurzer Überblick über Aufbau und Funktionsweise des Gehirns

Das menschliche Vorder- oder Großhirn besteht im Wesentlichen aus zwei blasenförmigen Vorstülpungen, Hemisphären genannt, deren Wand den Hirnmantel (o. Hirnrinde) bildet. Es ist im Sinne eines übergeordneten Zentrums - neben Wahrnehmungsverarbeitung – verantwortlich für Gedächtnis- und Intelligenzleistungen.

Bei der motorischen Steuerung des menschlichen Körpers erfüllen die beiden Hemisphären bis auf wenige Ausnahmen dieselben Funktionen, nur jeweils über Kreuz für die andere Körperhälfte. So ist das motorische Zentrum im rechten Großhirn beispielsweise für die Bewegung der linken Hand zuständig, während die linke Gehirnhälfte die Steuerung der Gliedmaßen der rechten Körperseite übernimmt.

Ähnliches gilt für die Sinneswahrnehmung. Zum Beispiel werden akustische Reize, die das linke Ohr aufnimmt, zunächst zum Hörzentrum der rechten Hemisphäre weitergeleitet und dort verarbeitet – und umgekehrt. Die Übermittlung optischer Reize ist noch einmal unterteilt. Im chiasma opticum kreuzen sich die vom linken und rechten Auge kommenden Sehnerven, wobei Reizinformationen der jeweils linken Netzhauthälfte beider Augen zur linken Hemisphäre gesendet werden und dementsprechend die rechte Hemisphäre Meldungen über die die jeweils rechte Netzhauthälfte stimulierenden Reize empfängt. Da die Abbildung auf der Retina gegenüber der wahrgenommenen Außenwelt um 180° gedreht erscheint, erhalten somit die beiden Hemisphären durch die Sehnerven nur Informationen über das ihr jeweils gegenüberliegende Sichtfeld (s. Abb. 1).

Die Hemisphären sind also somit vorrangig für die Wahrnehmung und Informationsverarbeitung jeweils „ihrer Hälfte“ der Welt zuständig. Durch das corpus callosum wird allerdings beim „normalen“, gesunden Menschen ein kontinuierlicher Datenaustausch möglich, so daß beide Hemisphären Zugriffsmöglichkeiten auf Informationen der jeweils anderen besitzen, wenn auch um einige Millisekunden zeitversetzt. So wird Zusammenspiel und Abstimmung zwischen den beiden Gehirnhälften möglich, wobei noch nicht vollständig geklärt ist, welche und wieviele Informationen aufgrund welcher Faktoren selektioniert von der linken in die rechte Hemisphäre gelangen, um dort verarbeitet zu

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

werden, und vice versa.

Abb. 1

III. Ausgewählte Experimente zur zerebralen Lateralisierung

Die folgenden Untersuchungen lateraler Sichtfelder mit dem Tachistoskop lassen erkennen, daß beide Hemisphären die durch den Sehapparat aufgenommenen, optischen Informationen auf unterschiedliche Weise verarbeiten. Das Tachistoskop ist ein Gerät, welches ermöglicht, die Hemisphären separat visuell zu stimulieren. Den Probanden werden hierbei Bilder links oder rechts eines anzuvisierenden Fixpunktes für eine kürzere Zeitspanne vorgeführt (< 0,2 Sekunden), als eine Neufixierung der Augen benötigen würde (vgl. Abb. 1).

Jerre Levy verwendete in einer solchen Anordnung schimärische Bilder, die Hybride der Hälften zweier unterschiedlicher Stimuli darstellten (s. Abb.2). Jeder der beiden Hemisphären wurde so nur je eine Hälfte eines Bildes präsentiert. Hatten die Probanden (Kommissurotomie-Patienten, mit unterbrochener Kommunikation zwischen den Hemisphären) nun die Aufgabe, die ihnen vorgeführte Projektion zu benennen, bezogen sie sich in ihrer Antwort auf das von der linken Hemisphäre gesehene Objekt im rechten Sichtfeld (RVF: right visual field), wobei ihre Wahrnehmung die des vollständigen Objektes war. Wurde von ihnen verlangt, das vollständige Objekt auf einer Bildertafel wiederzuerkennen und darauf zu zeigen, korrespondierte ihre Wahrnehmung mit der im linken Sichtfeld (LVF: left visual field) plazierten Objekthälfte.

[...]


[1] Vgl. Beitz, S. 104f

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Zerebrale Lateralisierung und Hemisphärenforschung
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Institut für Wirtschafts- und Sozialpsychologie)
Note
1
Autor
Jahr
1998
Seiten
13
Katalognummer
V9733
ISBN (eBook)
9783638163569
Dateigröße
866 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zerebrale, Lateralisierung, Hemisphärenforschung
Arbeit zitieren
M.A. Péter Szász (Autor:in), 1998, Zerebrale Lateralisierung und Hemisphärenforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9733

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