Fontane, Theodor - Effi Briest


Exposé / Rédaction (Scolaire), 2000

7 Pages, Note: 1


Extrait


Theodor Fontane ,,Effi Briest"

Aufsatz von Anja Lorenz

Aufgabenstellung:

Thema: Theodor Fontane ,,Effi Briest"

Effis Ehe in der Krise und ihre ,,zeit- und standesgem äß e Lösung"

Durch Zufall findet Innstetten, schon längst in hohen Ämtern und mit Frau und Kind in Berlin lebend, alte Briefe, die Major v. Crampas einst in Kessin an Effi geschrieben hatte.

- Lies Kapitel 27 und 29 bis ,,... Anklage nicht von mir"!
- Stelle dar, wie Innstetten reagiert und welche Gedanken ihn dabei bewegen!
- Nutze auch den beigefügten Quelltext, um sein verhalten zu erklären!
- Versuche eine Rechtfertigungserklärung aus Effis Sicht in der Ich-Form zu formulieren!

Quelltext:

Verhandlung des im Jahre 1848 zusammenberufenen Vereinigten ständischen Ausschusses zum Ehe- und Familienrecht Justiz-Minister von Savigny: Wenn jetzt die Frage steht, ob beide Geschlechter [bei Ehebruch] gleich zu strafen sind, oder eine Verschiedenheit der Strafen angenommen werden soll, wie ich glaube, so erlaube ich mir, darauf Folgendes zu sagen: Der Entwurf ist von der Ansicht ausgegangen, dass der Ehebruch der Frau eine schwerere Strafe verdiene, als der Ehebruch des Mannes. Die Gründe, welche diesem Theile des Entwurfs zu Grunden liegen, sind folgende: 1) die Ueberzeugung, dass durch Ehebruch die Frau tiefer sinkt als der Mann, weil sie vorzugsweise vor dem Manne ihren Lebensberuf in der Familie hat, während der Mann in vielen anderen Beziehungen der Welt angehört. Dazu kommt 2) ein diese Ueberzeugung bestätigendes allgemeines Gefühl, das Gefühl nämlich, welches dahin geht, dass der Mann in seiner Stellung, in seiner Ehre ungleich tiefer verletzt sei durch den Ehebruch der Frau, als umgekehrt. Das ist ein Gefühl, welches allgemein anerkannt ist. Es ist die allgemeine Ansicht, dass der Mann, welcher wissentlich einen fortgesetzten Ehebruch der Frau duldet, geringgeschätzt wird, während die den Ehebruch des Mannes duldende Frau häufig Anspruch auf besondere Achtung und auf Mitgefühl haben wird. So entscheidet das allgemeine Gefühl zwischen beiden Handlungen. Es erkennt an, dass die Verletzung des Mannes und der Ehe durch den Ehebruch der Frau viel höher steht. [...]

Gebot der Ehre

Abgeordneter Paul von Reinhaben ( Deutsche Reichspartei): [...] Der Gipfel der Verkehrtheit wäre es aber, wenn man das Duell auf ein und dieselbe Linie stellen wollte. Mit dem gemeinen Mord oder Totschlag, wie das ja, ich weiß nicht ob heute, aber jedenfalls in der Petitionskommission, als über die frage dort berathen wurde, empfohlen worden ist. [...] Nun, ich meine doch, dass diejenigen, welche in dem Duell weiter nichts erblicken, als Mord, Totschlag oder gemeine Verwundung

(Zuruf: Körperverletzung!)

- oder wenn sie wollen, Körperverletzung, den Charakter des Duells vollständig verkennen, das diese geflissentlich seine Motive ignorieren, die doch bei Beurtheilung der Strafbarkeit einer Handlung nicht außer Betracht bleiben dürfen.

Meine Herren, ich habe die Überzeugung, dass das Duell niemals gänzlich in Deutschland verschwinden wird, und ich glaube, es wäre auch gar kein wünschenswerter Zustand, wenn dies dennoch geschähe. Die ideale Auffassung, die sich im deutschen Volke von dem Wesen der Ehre entwickelt hat, bedingt unter Umständen die Notwendigkeit des Duells, und wir können nicht wünschen, dass diese ideale Auffassung uns künftig einmal abhanden komme. Durch das Duell soll der Überzeugung Ausdruck gegeben werden, dass die Ehre höher steht als das Leben

(Lachen im Zentrum)

und dass ein Leben ohne Ehre keinen Wert hat. [...]

[...] wenn ein Gatte, ein Vater durch Verführung der Frau, der Tochter den denkbar schlimmsten Schimpf erleidet, dann, meine Herren, sagt uns ein kategorischer Imperativ in unserem Innern, dass die uns angethane Schmach mit dem Leben des Beleidigers gesühnt werden muss und nur auf diese Weise gesühnt werden kann. Das Duell ist nach deutscher Anschauung die ultima ratio der ehrenhaften Leute zum Schutze gegen diejenigen, welche ihr höchstes Gut, die Ehre, freventlich antasten.

Stenographische Berichte. Verhandlungen des Reichstags. VI. Legislaturperiode. IV. Session,

1. Band Berlin 1887, S. 173-174 und S. 187-188 (10. Sitzung, 13. Dezember 1886).Ausschnitte.

Aufsatz:

Als Innstetten zufällig die Briefe findet, die Major von Crampas an Effi geschrieben hatte, bricht für ihn eine Welt zusammen. In diesen Briefen nämlich geht es um mehr als Freundschaft zwischen Effi und dem Major. Es geht um Treffen - heimliche Treffen, von denen Innstetten nichts wusste. In einem dieser Briefe schreibt Crampas, dass sie, er und Effi, ,,auch ein Recht" haben und, dass sie, Effi, lernen solle, sich zu freuen. In einem anderen versucht er ihr klarzumachen, dass er nicht mit ihr flüchten könne. Flucht - so weit war es schon gekommen, und das alles ohne Innstettens Mitwissen! Der dritte Brief scheint der letzte gewesen zu sein, denn Crampas fragt sie, wie seine Tage in diesem öden Nest verlaufen sollen. Er musste um die Zeit des Umzugs der Innstettens nach Berlin verfasst worden sein - alles, ohne dass Innstetten etwas gemerkt hatte. Seine junge und naive Frau, sie, die sich über Spukgeschichten mehr Gedanken machte als über die Politik, sie begeht Ehebruch? - Ehebruch mit seinem, spätestens jetzt ehemaligen, Freund, ohne dass Innstetten auch nur den geringsten Verdacht hegte? - Ehebruch in seinem Haus?

Das Weltbild Innstettens schien zu bröckeln, aus dessen Teilen er nun versuchen musste ein anderes aufzubauen. Aber wie?

Aus unserer heutigen Sicht würde jeder sagen, dass er darüber hinwegsehen soll, es ist ja schon sechs Jahre her. Was soll's, wenn sie, Crampas und Effi, gar keine Möglichkeit mehr hatten, sich zu sehen. Aber zu dieser Zeit...

Zu dieser Zeit war die Frage der Ehre schwerwiegender als heute. Und so beschließt Innstetten, wohl eher aus einem Instinkt als aus Überzeugung, Geheimrat Wüllersdorf zu informieren und ihn zu bitten, bei einem Duell mit Crampas sein Sekundant zu sein. Wüllersdorf kommt darauf zu ihm und fragt ihn, ob es denn sein müsse und ob nicht die Verjährung hier mehr gilt. Wir, die Leser, möchten Innstetten sagen: ,,Laß es sein, es ist zu lange her!". Aber Innstetten steckt nun in einer Zwickmühle: Er hat ja Wüllersdorf informiert. Das bedeutet, er hat einen M8itwisser. Nun ist es zu spät. Nun weiß einer davon. Nun hat seine Ehre einen Fleck - nun muss er es tun! Die Gesellschaft verlangt es geradezu von ihm. Würde er es nicht tun, müsste er sich für ein Leben in Abgeschiedenheit entscheiden. Aber den Mut und den Willen dazu hat er nicht. Wenn er wegen der Spukangst seiner Frau nicht gewillt ist umzuziehen (Kapitel 10), so wird er für sie auch nicht seine erfolgreiche Stellung opfern. Er duelliert sich mit Crampas. Duell - wir würden heute sagen: Mord. Ein Duell war damals aber die einzige Art, seine Ehre zu retten. Damals konnte er nicht einfach so vor Gericht gehen, denn das wäre noch peinlicher gewesen. Also opferte er sein Lebensglück einer im Grunde angezweifelten Konvention. Denn ganz sicher ist er sich noch nicht einmal nach dem Duell, das er überlebte. Nun muss er es noch beenden und Effi fortschicken. Er liebt sie zu dem Zeitpunkt noch, wie er Wüllersdorf versichert, aber er schickt sie dennoch fort um seine Ehre zu behalten. Er meint auch, dass das ,,rechte Glück" nun hin sei - aber man hat auch einen Anspruch darauf. ,,Man braucht nicht glücklich zu sein (...)"

Aber warum ist seine Ehre so verletz? Heute würden wir einen geschiedenen Mann auch nicht verachten (wir wählen sogar einen zum Bundeskanzler).Aber damals ging es um Besitz. Eine Frau war damals Besitz, sie gehörte zum Inventar. Das beste Beispiel dafür ist der Komponist Robert Schumann, der einmal zu seiner Frau Clara sagte: ,,Bist Du nicht glücklich in meinem Besitz?". Ich glaube, wenn ein Mann das heute zu seiner Frau sagen würde, so hätte er Glück, wenn er ,,nur" eine Ohrfeige bekäme. Damals war das Bild einer Frau ein anderes. Schopenhauer drückte sich einmal so ähnlich aus, dass schon der Anblick einer Frau lehrt, dass sie weder zu großen geistigen noch körperlichen Arbeiten bestimmt ist und dass sie dem Manne eine geduldige und aufheiternde Gefährtin sein soll.

Innstettens ,,Besitz" wurde ihm also genommen. Er wurde ,,ärmer". Und sehen wir heute nicht auch arme Menschen geringer an als reiche? War Innstettens Handlung vielleicht doch berechtigt (in dieser Zeit)? Hatte er sein Ehrgefühl nicht doch dadurch gerettet?

Wenn ich das ganze objektive betrachte muss ich sagen: Ja. Falls es zu dieser Zeit wirklich so schlimm um die Stellung der Frau stand und es solche Konsequenzen gehabt hätte, Crampas nicht zu töten, meine ich: Ja, er hat das Richtige getan. Ja es ist nicht fair, aber wenn damals alles der Frau gegenüber nicht fair war, meine ich, es war das fairste. Effi hatte in der Welt ohnehin keine Chancen. - Als Ehebrecherin mit einem Mann, der darüber hinwegsieht erst recht nicht. Und wenn Innstetten sie schon nicht retten konnte, so hatte er wenigstens sich gerettet.

Effi hatte nicht mehr die Möglichkeit mit Innstetten zu reden, aber was hätte sie ihm gesagt? Ich meine jetzt nicht, was sie ihm in ihrer Ich-bin-eine-Frau-und-muss- vornehm-sein-und-vor-dem-Mann-Respekt-haben-Sprache gesagt hätte, sondern wie sie ihm ihre Tat frei und hemmungslos erklärt hätte. Vielleicht hätte sie sich so, oder so ähnlich, ausgedrückt:

,,Ich weiß, dass ich Unrecht getan habe und dass das alles nicht passieren sollte. Aber es ist nun mal geschehen. Ich will mich auch gar nicht entschuldigen - ich stehe dazu, was ich getan habe. Aber du, Geert, bist auch nicht gerade unschuldig daran. Du hast es ja beinahe herausgefordert! Du hast mich nie richtig ernst genommen. Ich war immer nur deine kleine, junge, naive Ehefrau. Die Tochter deiner ehemaligen Angebeteten - ja, vielleicht nur ein Ersatz. So habe ich mich bei dir auch gefühlt - du hast mich immer unter dir gesehen. Du warst der große, starke Landrat der über den Problemen seiner Frau steht. Den Spuk im Haus hast du nicht nur belächelt, nein, vielleicht hast du auch noch die Angst in mir verstärkt. Als Erziehungsmittel - wie du es immer getan hast. Du hast mit mir nicht wie eine gleichwertige Person gesprochen. Nein, es ähnelte eher einem Lehrer-Schüler-Verhältnis, bei dem der Lehrer den Schüler erziehen will. Ich weiß selbst, dass ich nicht so gebildet bin wie du. Was erwartest du von mir? Ich bin eine Frau. Weißt du überhaupt, was das in dieser Gesellschaft bedeutet? Du denkst vielleicht es ist schön, im Haus Freizeit zu haben und nichts tun zu müssen, keine Arbeit zu haben, geschweige denn einen Beruf. Aber, was denkst du, soll so schön daran sein? Würdest du es schön finden von deinem ,,Ernährer" völlig abhängig zu sein? Ja, das war ich, das bin ich immer noch. Jetzt, nach der Trennung von dir, hat sich nur der ,,Ernährer" geändert, nicht die Abhängigkeit. Ohne das Geld meines Vaters könnte ich nicht überleben! Ihr Männer könntet das. Ihr habt ja auch einen Beruf, der mehr oder weniger Geld einbringt. Aber um eine Frau steht es nicht so gut. Und warum? Weil wir keinen anständigen Beruf gelernt haben, - weil ihr Männer uns keinen anständigen Beruf lernen lasst. Wer sitzt denn im Bildungsministerium? - Doch nur Männer. Und was lernen wir Frauen, bzw. was dürfen wir denn eurer Meinung nach lernen? Ein wenig Klavier, eventuell Gesang - viel mehr ist es nicht. Selbst für die Pflege der Kinder gibt es, zumindest in unseren Kreisen Personal. Du kannst also nicht von mir verlangen, dass ich mit dir in diesen Dingen mithalten kann. Ich bin auch nicht dazu erzogen worden, denn ich soll ja dir ach-so-starkem Mann unterstehen. Und mehr war ich ja für dich auch nicht. Ich war dir eher eine Gesellschafterin. Wenn du mir jetzt sagst, du liebtest mich, muss ich sagen, dass du dir große Mühe gegeben hast dies zu verbergen. Und was das Zärtliche angeht - so berauschend war das nicht. Was wunderst du dich also, du hast mich ja fast in Crampas' Arme getrieben. Ich gebe zu, als ich dich heiratete, wusste ich nicht richtig, was Liebe ist. Aber Crampas... Er gab mir das Gefühl von Wichtigkeit, Esprit und Anziehungskraft.

Ich will dich aber nicht allein schuldig dastehen lassen. Ich möchte die Gesellschaft mit auf die Anklagebank setzen. Sie zwängt uns Frauen in ein Korsett - auch psychisch! Ich denke, dass ich dem Druck des gesellschaftlichem Moralkodex nicht gewachsen bin.

Aber ist es nicht zu viel, dass ich für diesen einmaligen Fluchtversuch aus diesem Käfig voller

Konventionen mit lebenslanger Ächtung gestraft werde?"

Wie soll nun eine Wertung über Effis und Innstettens Motive aussehen? Haben nicht beide recht?

Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich meine, dass sich Effi und Innstetten sich hier beide etwas passiv verhalten. Über ihnen waltet der Staat, die Gesellschaft mit ihren Forderungen nach Moral, Sitte und Anstand.

Fin de l'extrait de 7 pages

Résumé des informations

Titre
Fontane, Theodor - Effi Briest
Note
1
Auteur
Année
2000
Pages
7
N° de catalogue
V97236
ISBN (ebook)
9783638099110
Taille d'un fichier
500 KB
Langue
allemand
Mots clés
Fontane, Theodor, Effi, Briest
Citation du texte
Anja Lorenz (Auteur), 2000, Fontane, Theodor - Effi Briest, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97236

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