Medien der Massenkommunikation in der Kirche im Mittelalter unter besonderer Berücksichtigung der Bildmedien


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Definitionen / Erklärungen

2. Allgemeines / Einführung

3. Kommunikationsmedien der Kirche
3.1 Die Predigt
3.2 Das geistlich - liturgische Theater
3.3 Bilder als Medium: Glas- und Wandmalerei, Tafelmalerei
3.3.1 Techniken der Malerei
3.3.2 Symbolik der mittelalterlichen Bilddarstellungen
3.3.3 Funktionen der Bildmedien
3.4 Baukunst der Kirche
3.5 Reliquien

4. Schlusswort

5. Literaturangaben

1. Definitionen / Erklärungen

Ich möchte mich in dieser Hausarbeit vor allem mit den Medien der Kommunikation und ihren Funktionen beschäftigen. Von daher nun ein paar Definitionen und Erläuterungen der zentralen Begriffe zu diesem Thema.

Definition von Kirche nach Meyers Lexikon:

[ zu griech. kyriakón „das zum Herrn [...] gehörige (Haus)“], als „Gotteshaus“ das der christlichen Gottesverehrung geweihte Gebäude, dann Bezeichnung für die organisierte Gestalt christlicher Religionsgemeinschaften.[..] Im katholischen Verständnis ist Kirche von Christus gewollt, und daher originale Setzung Gottes. Als „Gemeinschaft der Heiligen“ ist sie zunächst durch die Teilhabe an den heiligen Wirklichkeiten (Christus, Sakrament, Wort) charakterisiert. Die im Laufe der Geschichte zunehmende Etablierung der Kirche als Institution führte zu einem Selbstverständnis der Kirche als „Reich Gottes auf Erden“. [...] Kirche ist immer Tat Gottes: Durch das Wirken des Heiligen Geistes in der Predigt des Evangeliums Jesu Christi erbaut Gott die Kirche, d.h. die Gemeinde Christi an jedem Ort, so daß Jesus, der auferstandene Christus, in Predigt und Sakrament als ihr Grund gegenwärtig ist. [...].1

Unter Punkt 2 wird noch näher auf die Bedeutung der Kirche für das Leben im Mittelalter eingegangen.

Definition von Kommunikation nach Meyers Lexikon:

[lat. „Mitteilung, Unterredung“], in der Sozialwissenschaft und in der Psychologie Bezeichnung für den [Informations]austausch als grundlegende Notwendigkeit menschlichen Lebens in drei Hauptformen: 1.intrapersonale Kommunikation[..] 2. Interpersonale Kommunikation [..] 3.mediengebundene Kommunikation als Austausch zwischen der (kleinen) Gruppe von Kommunikatoren [..] und der (häufig umfangreichen) Gruppe von Rezipienten.[..] 2

Als Kommunikatoren können hier die Geistlichen gesehen werden, als Rezipient die Bevölkerung, insbesondere Bauern und Bürger. Da die hier angesprochenen Medien fast immer an eine größere Anzahl von Personen gerichtet waren, handelt es sich hierbei um Massenkommunikation.

Alle Kommunikation verläuft prozesshaft über mindestens drei Stationen: Verschlüsselung (Enkodierung), Übermittlung (Signalisierung) und Entschlüsselung (Dekodierung, Interpretation).

[...] Im Feld der sozialen Kommunikation werden vier Faktoren unterschieden:

- Kommunikator (Quelle der Information)
- Aussage (Information)
- Medium (materieller Träger der Information )
- Rezipient (Empfänger der Information).

Entscheidend für das Zustandekommen sozialer Kommunikation ist die zumindest

teilweise Identität des für die Aussage benötigten Zeichenvorrats des Kommunikators

mit demjenigen des Rezipienten.3

Definition von Mittelalter angelehnt an Meyers Lexikon:

von den Humanisten geprägte Bezeichnung für den Zeitraum

zwischen Altertum und Neuzeit in der europäischen Geschichte. Man unterscheidet Früh-, Hoch- und Spätmittelalter, wobei die zeitliche Abgrenzung auch in der Fachliteratur nicht einheitlich ist. Die Einteilung nach Meyers Lexikon ist:

Frühmittelalter: Beginn 400 – 600 n.Chr., mit dem Ende der Völkerwanderung; Abgrenzung der

europäischen Großvölker in eigenen Staaten.

Hochmittelalter: Beginn in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, eingeleitet durch den

Investiturstreit. Dies war eine kirchliche Reformbewegung, welche die Kirche von der Verstrickung in weltliche Angelegenheiten befreien wollte. Deutschland wurde Exportland (Hanse)

Spätmittelalter: 14. Jahrhundert, bezeichnend für diese Zeit waren Pestepidemien, Bauernaufstände,

Bevölkerungsrückgang.

Ende des Mittelalters ca. 1500:

Gekennzeichnet durch Martin Luthers Reformationsbewegung (1517), die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Gutenberg (1448), und die Enddeckung Amerikas (1492)4

2. Allgemeines / Einführung

In dieser Hausarbeit werde ich mich vor allem den Bildmedien widmen, aber auch den Menschmedien des Kirchenraumes. Als Menschmedien werden Medien bezeichnet, bei denen der Mensch die Rolle des zentralen Trägers der Information einnimmt, zum Beispiel die Predigt oder geistlich – liturgisches Theaterspiel. Analog erklärt sich der Begriff Bildmedium, wobei hier besonders die Glasmalerei, aber auch die Wand- und Tafelmalerei betrachtet werden.5

Außerdem werden auch noch Reliquien sowie der Gesamteindruck der Kathedralen als Medium angesprochen.

Bei der Betrachtung von Kunstwerken, die über 500 Jahre alt sind, seien es Bild- oder Bauwerke, ergibt sich ein Problem. Die oben erwähnte Identität des Zeichenvorrats ist nicht unbedingt gegeben. Es ist nicht gewährleistet, dass man ein Bild tatsächlich so versteht, wie es der Maler zu seiner Zeit gemeint hat, oder dass wir die Bedeutung einer sich in atemberaubende Höhen erstreckenden gotischen Kathedrale mit den Gedanken und Gefühlen wahrnehmen, wie die Baumeister es verstanden wissen wollten. Um sich in die mittelalterliche Gedankenwelt hineinzuversetzen, muss man davon ausgehen, dass sowohl das ‚künstlerische Schaffen‘ als auch das alltägliche Leben sehr stark von dem Glauben an Gott geprägt war. 6 Durch die Mitgliedschaft in der Kirche erlangten die Menschen Wissen über Verhaltensnormen, aber es wurde ihnen auch eine Vorstellung vom Sinn und ihrem Platz in Gottes Universum vermittelt.

Die herausragende Bedeutung der Kirche in dieser Epoche wird auch darin deutlich, dass die Geistlichen mit dem Klerus eine der drei gesellschaftlichen Schichten bildeten. Die Gesellschaft war in drei Stände geteilt:

„ Die mittelalterliche Ständeordnung beruhte auf der grundlegenden Unterscheidung von Freien und Unfreien, Herrschenden und Dienenden. Auf dieser Basis wurden verschiedene hierarchische, häufig dreigliedrige Ständemodelle entwickelt, z.B. 1. Stand Klerus, 2. Stand Adel, 3. Stand „Volk“ [..].7

Das Volk musste sowohl an den Adel als auch an den Klerus hohe Abgaben zahlen und war daher arm. Aber nicht nur die materiellen Mittel waren ungleich verteilt, denn das selbe gilt für Bildung. Die Angehörigen des Klerus sowie einige Adelige besuchten Schulen und konnten daher lesen und schreiben, während die breite Bevölkerung aus Analphabeten bestand.8

3. Kommunikationsmedien der Kirche

3.1 Die Predigt

Die Predigt im frühen Mittelalter war meist die sogenannte Missionspredigt oder Katechismuspredigt, bei der Heiden bekehrt, und Bekehrte in ihrem Glauben bestärkt werden sollten. Die Predigt, deren Inhalt vom Bischof oder König vorgegeben war, wurde oft in der Landessprache gehalten. Karl der Große (747-814) ermahnte die Priester, in der Landessprache zu predigen.9 Die üblichste Form der Predigt bestand aus einer Erzählung und Kommentierung von Bibelpassagen und wurde Homilie genannt. Diese Bibelausschnitte und auch Gebete wurden meistens in Latein vorgetragen, und anschließend erläutert. 10

Aus zwei praktischen Gründen war die Predigt zu jener Zeit meistens begleitet von Heiligenkult und der Präsentation von Reliquien (weiteres dazu unter Punkt 3.5). Zum einen hielten viele Menschen an heidnischen Bräuchen fest und ließen sich nur durch eine „handfeste Veranschaulichung“ der Botschaft überzeugen. Zum anderen vereinfachte sie den rhetorisch meist nicht sehr geschulten Predigern ihre Aufgabe, da diese so nur noch die Reliquie „kommentieren“ mussten.

Im 13. Jahrhundert entstanden viele Mönchsorden, in denen Prediger rhetorisch geschult wurden, wodurch sowohl ihre Qualität als auch die Quantität stark zunahm. Vor allem in den Städten entwickelte sich die Predigt weg von der Homilie und hin zu einer thematisch orientierten Predigt, Sermon genannt. 11 Diese beschäftigte sich zum Beispiel mit einem Heiligen oder mit einem der zehn Gebote. Hierbei unterscheidet man die ‚sermones ad clerum‘, die auf Latein gehaltenen Predigten innerhalb des Klerus, von den ‚sermones ad populum‘, den Predigten für das Volk. 12

Obwohl es im Spätmittelalter wie oben bereits erläutert immer mehr gelehrte Kleriker gab, war es durchaus noch üblich, in vielen Gemeinden ungebildete Geistliche einzusetzen. Die Aufgabe dieser Laienpriester ( Vikare, Kapläne oder Altaristen ) war es, gestiftete Seelen- und Opfermessen abzuhalten, was eine der Haupteinnahmequellen der Kirche war. Bei diesen Messen ist davon auszugehen, dass sie sich aufgrund der geringen Bildung der Priester größtenteils auf die reine Nacherzählung des Evangeliums beschränkten. 13

Als Kommunikationsmedium zwischen Volk und Klerus hat die Predigt v.a. folgende drei Funktionen gehabt: 14

1. Der Priester setzt, vor allem durch Beispiele, soziale Verhaltensnormen fest und verfestigt

sie. (Gehorsam gegenüber Vater, Kirche, Staat)

2. Er lässt durch die Predigt das gelehrte Buchwissen dem Laien zuteil werden, und erläutert

der Gemeinde die Bedeutung von Wand- und Glasmalereien in der Kirche sowie von

Reliquien. Dadurch war es auch der Bevölkerung möglich, die Erzählungen aus der Bibel

zu erfahren und zu verstehen.

3. Die Predigt ist aber in erster Linie Herrschaftsmedium zur Unterdrückung von heidnischen Bräuchen und Aberglaube, Mobilisierung für Kreuzzüge und so weiter.

Der Aspekt des Herrschaftsmediums zeigt sich schon darin, dass der Inhalt der Predigten oft vom König vorgegeben wurde. In einer so sehr vom Glauben an Gott geprägten Epoche bedeutete dies ein sehr starkes Machtwerkzeug.

3.2 Das geistlich –liturgische Theater

Dieses Medium, bei dem die Predigt mit schauspielartigen Szenen umgeben wurde, entstand zunächst in den Klöstern. Es entwickelte sich zu einem der herausragenden Medien der Kirche. Die Ursprünge sind in der Liturgie zu finden, also in der Gestaltung der christlichen Messfeier. In den Anfängen, etwa im 10. Jahrhundert entstanden die Tropen, das sind kurze lateinische Texteinschübe in direkter Rede, die den Vortrag der Predigt ergänzten. Zunächst wurden die Tropen in verteilten Rollen vom Chor vorgesungen, bald ging man jedoch dazu über, sie durch einzelne Personen wiedergeben und spielen zu lassen. 15 Dadurch entstand erstmals eine Art Theateraufführung im Rahmen des Gottesdienstes. In seiner weiteren Entwicklung löste sich das Kirchenspiel aus dem Gottesdienst heraus und wurde so zu einer eigenständigen Veranstaltung, die immer öfter auch in Landessprache abgehalten wurde.

In den Osterspielen wurde zum Beispiel die Geschichte von der Kreuzigung Jesu in mehreren Szenen dargestellt. Man beschränkte sich bald aber nicht mehr nur auf die reine Nacherzählung der Geschichten aus der Bibel, sondern einzelne Szenen wurden nach und nach um neue Personen und Details ergänzt. Dadurch entstanden Abschnitte, die im Zusammenhang des feierlichen Grundthemas der Veranstaltung eher grotesk wirkten. Als Beispiel möchte ich hier eine Stelle aus dem Osterspiel nennen. Der Salbenkauf beim Krämer, der in der Bibel nur kurz erwähnt wird, hat sich im Osterspiel des 15. Jahrhunderts zu einer umfangreichen Zwischenhandlung entwickelt:

Die überaus hässliche Krämerin stürzt herbei und macht ihren Mann lautstarke Vorwürfe, er habe die Salbe zu billig verkauft, damit würde er sie um neue Kleider bringen, die er ihr versprochen hätte. Daraufhin verprügelt der Krämer seine Frau, die anschließend mit dem Knecht durchbrennt. 16

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Medien der Massenkommunikation in der Kirche im Mittelalter unter besonderer Berücksichtigung der Bildmedien
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Institut für Sozialwissenschaften/ Abteilung Medienwissenschaften)
Veranstaltung
Kommunikation und ihre Medien im Mittelalter
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
17
Katalognummer
V9720
ISBN (eBook)
9783638163484
Dateigröße
2239 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Sehr dichte Arbeit - einzeiliger Zeilenabstand. 1,8 MB
Schlagworte
medien, massenkommunikation, kirche, mittelalter, berücksichtigung, bildmedien
Arbeit zitieren
Daniel Krammer (Autor:in), 2001, Medien der Massenkommunikation in der Kirche im Mittelalter unter besonderer Berücksichtigung der Bildmedien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9720

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