Begründung der These: "Kafka ist der Vertreter des Pessimismus schlechthin"


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

6 Seiten

Anonym


Leseprobe


Gliederung:

1. Kurze Zusammenfassung Kafkas Leben.

2. Der Pessimismus in Kafkas Werken.
2.1. ,,Der Kübelreiter"
2.1.1. Kurze Inhaltsangabe
2.1.2. Der Pessimismus bezogen auf menschliche Werte
2.2. ,,Der Nachbar"
2.2.1. Kurze Inhaltsangabe
2.2.2. Pessimismus bezogen auf wirtschaftliche Existenz
2.3. ,,Kleine Fabel"
2.3.1. Die Erzählung ,,Kleine Fabel"
2.3.2. Die negative Weltsicht Kafkas bezüglich Freiheit und Tod

3. Ursachen des Pessimismus

HAUSAUFSATZ AUS DEM DEUTSCHEN

Thema : Kafka ist der Vertreter der Pessimismus schlechthin.

Zeigen sie die Berechtigung dieser These indem sie auf 3 selbstgewählte Texte von Kafka eingehen.

1. Franz Kafka, geboren 3.7.1883 in Prag, gestorben 3.6.1924 in Kierling bei Wien, zählt zu den bedeutensten Schriftstellern des 20.Jahrhunderts. Seine Werke gehören keiner Literarischen Gattung an, stehen dem Expressionismus aber sehr nahe. Aus seiner Feder stammen etliche Erzählungen, wie z.B. "Das Urteil", ,,Eine kaiserliche Botschaft", ,,Ein Bericht für eine Akademie",... sowie wichtige Romane z.B. ,,Amerika" und ,,Der Prozess". Aufschluss über seine Gedanken und Gefühle geben uns auch etliche Briefe an seinen Freund Max Brod und seine Lebensgefährtinen. Gerade dieser Max Brod stellte eine wichtige Person für Franz Kafka, wie auch für seine Nachwelt dar. In dem er nach Franz Kafkas Tod, entgegen seiner Anweisung die Manuskripte überarbeitete und veröffentlichte, anstatt sie zu vernichten, blieb eines der bedeutensten Lebenswerke des 20.Jahrhundert für uns erhalten.

Franz Kafka wuchs in Prag als Sohn eines jüdischen Kleinwarenhändlers auf. Seine Mutter war dem deutschen Bildungsbürgertum Prags zugehörig. Er studierte Rechtswissenschaften und Germanistik an der Deutschen Universität in Prag (1901 - 06). Ab 1908 nimmt er eine Stelle als Aushilfsbeamter bei einer Versicherungsanstalt an. 1917 erkrankt Kafka an Tuberkulose an welcher er 1924 stirbt. Sein Leben war bestimmt durch die ungeliebte Arbeit in der Versicherung bis Nachmittag, und dem geliebten Schreiben bis in die Nacht. Fast alle seine Werke, die vor allem Erzählungen sind, drücken Kafkas negative Weltsicht aus. Hervorzuheben sind hier besonders ,,Der Kübelreiter", ,,Der Nachbar" und die ,,Kleine Fabel". In diesen Werken wird der Pessimismus deutlich, der Franz Kafka zeit seines Lebens bestimmte. Diese Pessimismus erstreckte sich in die verschiedensten Lebensbereiche.

2. Eine Erzählung in der der Pessimismus Kafkas deutlich wird ist ,,Der Kübelreiter".

In dieser Parabel geht es um einen Mann in einen eiskalten Winter, dem seit geraumer Zeit die Kohle ausgegangen ist. Er entschließt sich auf seinem leeren Kübel zum Kohlehändler zu reiten um sich ein wenig Kohle zu erbetteln, da er mittellos ist. Dort ergibt sich eine paradoxe Situation. Nur der Kohlehändler hört den Kübelreiter, kann ihn infolge eine Krankheit jedoch nicht bedienen. Seine Frau, die der Kohlehändler schickt, scheint jedoch den Kübelreiter nicht wahrzunehmen. Ohne Hilfe bekommen zu haben, entschwindet dieser in die Ewigkeit. In ,,Der Kübelreiter" wird die wenig Hoffnung versprechende Situation gleich im ersten Satz deutlich: ,,Verbraucht alle Kohle; leer der Kübel; sinnlos die Schaufel; Kälte atmend der Ofen; [...] ; der Himmel ein silberner Schild gegen den, der Hilfe von ihm will." Die Situation ist ausweglos, der Himmel der mit der Sonne Wärme spenden konnte ist nur ein kalte Schild gegen ihm. Die Erbarmungslosigkeit der Kälte ist überall: ,,[...] ; hinter mir der erbarmungslose Ofen, vor mir der Himmel ebenso, [...]". Es gibt also keine Hilfe gegen die totbringende Kälte, außer den Kohlenhändler. Dieser ist jedoch nicht mehr bereit zu helfen: ,,Gegen meine gewöhnlichen Bitten aber ist er schon abgestumpft." Der Erzähler ist sogar schon bereit sich zu erniedrigen, ,,[...], wie der Bettler der röchelnd vor Hunger an der Türschwelle verhungern will [...]".

Schon so macht Kafka seine Weltanschauung deutlich, die von der Teilnahmslosigkeit und Menschenkälte anderer geprägt ist. So soll der Händler ihm nicht etwa aus Mitgefühl, sondern weil ,,der Strahl des Gebotes >>Du sollst nicht Töten!<<" es ihm gebietet, also eine höhere Instanz die ihn sonst bestraft.

Aus Verzweiflung und Mangels an Alternativen, nicht aus geistiger Verwirrung wie man später merkt, entschließt er sich deshalb den Kübel zu reiten. Als diese unwirkliche Kübelreiter schwebt er zum Kohlehändler. Dort bekommt man die Sichtweise eines Geistwesens/Engels. Spätestens hier wird klar, dass die Figur längst tot ist. Dies verstärkt die Ironie, denn während die Figur selbst als Toter noch erbärmlich friert, muß der Kohlehändler die Tür offenlassen um die große Hitze abzulassen. Diese Ironie bezeichnet auch eine äußerst ungerechte Verteilung, die auf Grund von sozialen Differenzen hervorgerufen wird. Die Figur wird in ihrer Hilflosigkeit regelrecht sarkastisch: ,,Mein Kübel ist schon so leer, das ich auf ihm reiten kann".

Ein anderes Problem des Kübelreiters ist seine Isolation. Er hat niemanden der er um Hilfe bitten könnte. Die ganze Kundschaft ist versorgt, d.h. allen ist warm während er in sozialer Isolation an Kälte stirbt. Thema ist hier auch die mangelnde Hilfsbereitschaft. Dazu paßt auch, das die Frau des Kohlenhändlers ihn nur scheinbar nicht sieht: ,,Sie sieht nichts und sie hört nichts; aber dennoch löst sie das Schürzenband und versucht mich mit der Schürze fortzuwehen." Dazu paßt auch, das sie ,,zum Geschäft sich wendend, halb verächtlich, halb befriedigt mit der Hand in die Luft schlägt." Es ist also offensichtlich, das sie ihn hört und sieht, ihm aber mit einer ,,Befriedigung" abweist, also keinerlei Mitgefühl besitzt. Sie drückt damit schier eine Verachtung des Leids und Teilnahmslosigkeit aus. In Folge dessen schlägt auch die Stimmung der Figur von Unterwürfigkeit in Wut um. Mit einem Gefühl von Wut und Enttäuschung verabschiedet sich die Figur ins Jenseits.

Hier bezieht sich Kafka auf seine negative Einstellung zu den Menschen. Von den Menschen ist keine Hilfsbereitschaft zu erwarten, selbst in noch so schweren Situationen wird man alleine gelassen. Um so negativer wird dieses Bild dadurch, das man über keine eigene Schuld der Figur erfährt. Sie kann nichts für ihre Situation, sondern die Menschen die sie umgeben sind böse und schlecht.

Um Pessimismus was die wirtschaftliche Seite angeht, geht es in der Erzählung: ,,Der Nachbar". Das Überleben ist hier auf berufliche Ebene in Gefahr. Kafka zeigt in dieser Geschichte die Erschütterung der menschlichen Existenz in der Wirtschaftswelt. Das Leben eines jungen Kaufmannes läuft in geregelten Bahnen, bis zu dem Zeitpunkt als ein neuer Nachbar, Harras, einzieht. Diese wird von jungen Kaufmann ohne plausiblen Grund als Konkurrent empfunden, der Telefonate belauscht um einen wirtschaftlichen Vorteil daraus zu ziehen. Der junge Kaufmann beginnt unter Verfolgungsängsten zu leiden und wird in seinen Entscheidungen immer unsicherer.

Diese Figur des jungen Kaufmanns drückt ganz konkret ihren geschäftlichen Pessimismus aus. Er sieht seine Existenz bedroht. Die Geschichte beginnt harmlos, nichts wirkt bedrohlich. Doch auf den zweiten Blick erscheint einiges seltsam: ,,Mein Geschäft ruht ganz auf meinen Schultern." Auffallend ist hier die Ähnlichkeit zu der ,,Last die auf Schultern ruht." Das Geschäft erscheint also durchaus als Last. Auch die scheinbar positive Wendung: ,,Ich bin ganz jung und die Geschäfte rollen vor mir her." In dem sie vor ihm rollen, scheinen die Geschäfte außer seiner Kontrolle zu sein. Diese Unsicherheiten werden nach außen getragen, als ein Nachbar in die Wohnung nebenan einzieht. Der junge Kaufmann weiß nicht wer dieser Nachbar ist oder was er macht. Diese Unwissenheit ruft in ihm eine Angst auf. Er, der Ehrliche, hat keine Chance gegen den Unbekannten, den Unehrlichen: ,,Die elend dünnen Wände , die den ehrlichen Mann verraten, den Unehrlichen aber decken." Die Ansicht ausgenützt zu werden beruht nur auf Vermutungen und Indizien, nicht aber auf Tatsachen. Dies drückt wieder das allgemeine Bild Kafkas aus, der nur das Negative sieht. Es ist aber auch ein Zeichen für die allgemeine Verunsicherung. So wirkt sich auch die Unsicherheit des Kaufmanns auf sein Geschäft aus: Seine Stimme wird zittrig. Der Kaufmann erkennt selbst die Ironie die darin steckt, das das Telefon an den verräterisch dünnen Wänden des Nachbarn hängt: ,,Doch hebe ich das bloß als besonders ironische Tatsache hervor." Ironisch ist diese Tatsache deshalb, da der junge Kaufmann machen kann was er will:"- Manchmal umtanze ich, die Hörmuschel am Ohr, von Unruhe gestachelt, auf den Fußspitzen den Apparat, ..."denn er ,,kann es doch nicht verhüten, das Geheimnisse preisgegeben werden.". Diese Ungerechtigkeit wird noch dadurch gesteigert, da sich der Kaufmann regelrecht abrackert: ,,Schwerwiegende Entschlüsse" ; ,,Großangelegte Überredungen." Er fühlt sich also extrem ausgenützt.

Gegen Ende wird diese Unsicherheit darüber was Harras vorhat scheinbar aufgelöst, da sich der Kaufmann ein sehr genaues Bild davon macht, was Harras im Schilde führt. Dennoch verraten die vielen ,,Vielleicht" - Formulierungen, das er sich doch nicht sicher ist. Besondere Brisanz erhält das ganze dadurch, das diese Situation erst durch kleinliche Überlegungen zustande kommt. Der junge Kaufmann wollte sich die Wohnung selber mieten, doch er wußte nicht wozu er eine Küche gebrauchen konnte. Bemerkenswert ist auch, das zwischen dem Kaufmann und Harras keine bewußte Kommunikation statt findet. Daraus resultiert letztendlich die Unwissenheit über den ,,Gegner", die den Kaufmann so verunsichert. In diese Geschichte entsteht ein Pessimismus über eine zweifelhafte wirtschaftliche Zukunft. Dies wird noch durch das scheinbare Ausnützen eines unbekanntes Gegners verstärkt.

Ein Werk, das die Vielschichtigkeit des Kafkaeschen Pessimismus ausdrückt, ist die ,,Kleine Fabel":

>> ,,Ach," sagte die Maus, ,,die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, das ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, das ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese lange Mauern eilen so schnell auf- einander zu, das ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle in die ich laufe."

-,,Du mußt nur die Laufrichtung ändern," sagte die Katze und fraß sie.<<

Sofort ins Auge springt die Überlegenheit der Katze gegenüber der Maus. Die kleine Maus mit ihre Angst und Schwäche ist der großen Katze, die gerade dazu geschaffen sein scheint die Maus zu töten, hilflos ausgeliefert. Die Katze erscheint als höhere Instanz , die über Leben und Tod entscheiden kann, und dies auch tut. Entstanden ist diese ,,Fabel" wahrscheinlich im Spätherbst 1920, eine Zeit also in der Kafka schon von seiner Tuberkulose wußte. Er selber sah den Verlauf seine Krankheit als ausweglos, sie konnte nur früher oder später im Tod enden. Diese Pessimismus wird auf die Maus übertragen. Diese Maus klagt an eine (noch) unbekannte Instanz über ihr Leben. Am Anfang ist das Leben, symbolisch gemacht durch die Mauer, so breit und offen das es beängstigend ist. Als das Leben jedoch überschaubar wird, geht es schon dem Ende zu. Diese Situation der Maus kann man auf Kafkas Leben übertragen. Kafka war lebtags geplagt von Selbstzweifeln, er mutete sich nichts zu. Als das Leben jedoch durch die Krankheit in Grenzen gesetzt und überschaubar wurde, war auch diese Situation beängstigend. Die Maus scheint in der ,,kleinen Fabel" um ihr Leben zu laufen. Sie stellt somit ihren Lebenslauf dar, ein Leben immer in Bewegung und ohne entspannende Pausen. Auch verläuft das Leben immer nur in eine Richtung. Genauso zu spüren ist die Beengung, die die Maus und somit Kafka erfährt: ,,Die Welt wird enger mit jedem Tag." Um diesen Ausspruch richtig deuten zu können, muß man Kafkas Situation in Prag betrachten. Kafka selbst bezeichnete Prag als den engen Kreis der sein Leben einschloß. 1900 sprachen von 450000 Prager Einwohnern nur 34000 deutsch. Die deutsche Oberschicht lebte inselhaft, ohne den Volksboden der Muttersprache. Diese Beengung drückt aus wie wenig ihm die Welt als offene Gebilde, in der man sich frei entfalten kann, vorkam. Die Falle am Ende stellt nur das unausweichliche Ende dar, sie ist die Konsequenz der Beengung. Auf die Spitze treibt Kafka die sowieso schon negative Sicht der Welt durch die Katze. Die Katze gibt der Maus den alles entscheidenden Rat, frißt aber die Maus. Es ist geradezu sadistisch von der Katze, der Maus noch einmal Hoffnung zu geben, obwohl das klar war, das die Katze sie auffrißt. Die Katze gaukelt eine scheinbare Rettung vor und zerstört sie am Ende selber. Zusammenfassend kann man sagen, das der Pessimismus in der ,,kleinen Fabel" hauptsächlich ein Zukunftspessimismus ist, der von Angst, Schwäche und Selbstzweifel herrührt. Man hat keine Möglichkeit sein Leben selber zu bestimmen, das Leben ist bestimmt durch das Einwirkung höhere Mächte.

3. Woher kommt aber dieser unglaubliche Pessimismus? Was sind die Ursachen dieses negativen Weltbilds?

Kafka war schon in jungen Jahren von Selbstzweifeln geplagt. Je mehr ihm gelang, so war seine Meinung, desto schlimmer würde es ausgehen. Hervorgerufen wurden diese Selbstzweifel durch die äußerst komplizierte Vater-Sohn Beziehung. Der arbeitsame, geschäftstüchtige Vater, schimpfend, polternd, grob, ein Haustyrann also, fand nie den Weg zum Sohn. Daraus entwickelte sich eine Haßliebe Franz Kafkas zu seinem Vater, was auch Thema in seinem ,,Brief an den Vater" ist. An diesem Verhältnis war sicherlich nicht nur der Vater schuld, Franz Kafka war zu weilen ein störrischer Sohn der versuchte sich seinem Vater zu widersetzen, oder auch auf ,,billige" Mädchen reinfiel. Aber schließlich zog sich Franz zurück, entfremdete, war erfüllt von Angst und Schuldgefühl zugleich. Ein anderer Grund war sicherlich auch sein verhaßter Beruf, der ihm zur Last fiel. Diese These bestätigt auch ein nie abgesandter Brief Kafkas: ,,Mein Posten ist mir unerträglich, weil er meinem einzigen Verlangen und meinem einzigen Beruf, das ist der Literatur, widerspricht. Da ich nichts anderes bin als Literatur und nichts anderes sein kann und will...". Kafkas Pessimismus rührt also hauptsächlich daher, das das Leben ihn belastete, an ihm zehrte. Er konnte nicht leben wie er sich das wünschte.

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Begründung der These: "Kafka ist der Vertreter des Pessimismus schlechthin"
Hochschule
Real Centro Universitario Maria Cristina
Jahr
2000
Seiten
6
Katalognummer
V97091
ISBN (eBook)
9783638097666
Dateigröße
373 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Begründung, These, Kafka, Vertreter, Pessimismus
Arbeit zitieren
Anonym, 2000, Begründung der These: "Kafka ist der Vertreter des Pessimismus schlechthin", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97091

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