El Periquillo Sarniento im Kontext der mexikanischen Unabhängigkeitsbewegung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2000

18 Seiten, Note: 2


Leseprobe


INHALT

1. EINLEITUNG
1.1. El Pensador Mexicano
1.2. Überblick über die mexikanische Unabhängigkeitsbewegung
1.3. Fragestellung und Aufbau der Arbeit

2. DER PIKARESKE ROMAN ALS MEDIUM DER GESELLSCHAFTSKRITIK LIZARDIS
2.1 Fiktionalität vs. Wirklichkeitsanspruch
2.2 Die Präsenz des Protagonisten in allen Gesellschaftsschichten

3. KRITIK UND REFORMANSÄTZE IN ,,EL PERIQUILLO SARNIENTO"
3.1 Grundlagen
3.2 Erziehung
3.3 Aristokratische Wertvorstellungen
3.4. Mißwirtschaft
3.5. Anthropologische Gleichheit
3.6. Hierarchische Gesellschaftsordnung
3.7. Die Insel Saucheofú - ein Gegenentwurf zur neuspanischen Gesellschaft

1 Einleitung

,,Cuando escribo mi vida, es sólo con la sana intención de que mis hijos se instruyan en las materias sobre que les hablo."1

Bedenkt man die historischen Gegebenheiten in Neuspanien zur Zeit der Entstehung des Romans und den persönlichen Hintergrund Lizardis, wird man ihm wohl schon vor der Lektüre des Werkes diese ,gesunde Absicht` absprechen wollen. Vielmehr wird man eher eine politische Botschaft, als nur väterliche Ratschläge erwarten.

1.1 El Pensador Mexicano

José Joaquín Fernández de Lizardi war nämlich keineswegs nur ein um die Moral kommender Generationen besorgter Hobbyschriftsteller, sondern ,El Pensador Mexicano`. Geboren 1776 als Sohn kreolischer Eltern, wuchs er zwar nicht in Überfluß und Reichtum auf, konnte jedoch eine universitäre Ausbildung genießen. Am Colegio de San Ildefonso in Mexiko - Stadt kam er mit den Ideen der europäischen Aufklärung in Berührung, welche ihn stark beeinflußten. Lizardi verließ die Universität ohne Abschluß und begann schon früh zu publizieren. Bereits seine ersten Werke - satirische Gedichte, die in Form von kleinen , folletos` erschienen - zeigten seinen scharfen Blick auf die Mängel der Gesellschaft im Mexiko seiner Zeit.

Seinen vermutlich einzigen Ausflug in die ,Welt der geregelten Arbeit` machte Lizardi angeblich Ende 1811 als Rechtsvertreter in Tasco, wo er den Angriff der Unabhängigkeitskämpfer miterlebte. Damit war seine Tätigkeit dort auch schon wieder beendet, denn man beschuldigte ihn der Kollaboration mit den Aufständischen, verhaftete ihn und brachte ihn zurück nach Mexiko. Dort kam er jedoch bald wieder auf Freien Fuß.2 Sofort nach der Einführung der Pressefreiheit mit der Verfassung von Cádiz 1812 gründete Lizardi seine erste Zeitschrift, ,,El Pensador Mexicano", deren Name zu seinem Pseudonym wurde3. Er nützte sie als Forum zur Anprangerung politischer und Gesellschaftlicher Mißstände, was schließlich ihn ins Gefängnis und die Pressefreiheit zu Fall brachte.4 Aber auch während seiner sechsmonatigen Haft hörte er nicht auf zu publizieren, wenngleich in deutlich gemäßigterem Ton. Bis ins Jahr 1816 ließ er sich weder von der Inquisition, noch von der Zensur, der er stets ein Dorn im Auge war, von seiner Arbeit abbringen. Da jedoch die Zensur besonders nach der Wiederherstellung der absolutistischen Herrschaft unter Ferdinand VII. in Spanien immer rigoroser wurde, wandte sich Lizardi der Literatur zu, einem weit weniger angreifbaren Medium als es der Journalismus war.5 Er verfaßte insgesamt vier Romane6, von denen sich der erste, ,,El Periquillo Sarniento" zudem rühmen kann, der erste Roman Lateinamerikas zu sein.

Erst als 1820 nach einem neuerlichen Machtwechsel in Spanien die Pressefreiheit und eine konstitutionelle Regierung in Neuspanien eingeführt wurden, wandte sich Lizardi wieder von der Literatur ab und gründetet eine neue Zeitschrift, der noch weitere folgen sollten. Von diesem Zeitpunkt an nahm er kein Blatt mehr vor den Mund und propagierte seine politischen Ideen, einschließlich des Aufrufs zur Unterstützung der Unabhängigkeitsbewegung. Bis zu seinem Tod im Jahr 1827 versuchte er auf politische und soziale Mißstände hinzuweisen und scheute sich weder davor, auch die neue Regierung unter Iturbide oder gar die Kirche anzugreifen.

Abschließende bemerkung fehlt!!!!!!!

1.2 Überblick über die mexikanische Unabhängigkeitsbewegung

Doch nicht nur der Autor selbst läßt Zweifel an der im Prolog des ,,Periquillo" so vehement betonten rein erzieherischen Intention des Romans aufkommen. Ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher zeigt, daß sich das Neuspanien Anfang des 19. Jh., über das sich der ,Pensador` seine Gedanken machte, in einer gewaltigen Krise befand, die ihren Ausdruck zunächst in der Unabhängigkeitsbewegung der Jahre 1810 bis 1814 fand. Die Gründe für das Aufkommen revolutionärer Strömungen waren vielfältig und bis heute von der Geschichtswissenschaft nicht abschließend geklärt worden.7 Dennoch lassen sich einige Eckpunkte ausmachen, die wohl in jedem Fall für die dramatische Zuspitzung der politischen Lage in Neuspanien mitverantwortlich waren.

Zum einen herrschte ein ausgeprägtes soziales und ökonomisches Ungleichgewicht, dessen Grundstein schon mit der Kolonialgesetzgebung durch die Habsburger gelegt worden war: Sämtliche Spitzenämter in Verwaltung und Kirche waren ausschließlich Europaspaniern, den sogenannten Gauchupines vorbehalten. Spanier, die in den Kolonien geboren waren, die Kreolen, hatten keinen Zugang zu wirklich machtvollen Positionen, und das, obwohl sie die aristokratische Oberschicht Neuspaniens bildeten. Die indigene Bevölkerung, durch eigentlich zu ihrem Schutz erlassene Gesetze zu Unmündigen degradiert, nahm den untersten Platz in der Gesellschaft ein. Den Raum dazwischen füllten die Mestizen aus, die - abhängig vom indianischen Blutanteil und dem Verhältnis zu ihrem weißen Vater - ihre eigene soziale Hierarchie hatten.8 Sie machten um 1810 bereits etwa die Hälfte der Bevölkerung aus.9 Der Status des Einzelnen wurde jedoch nicht nur von seiner rechtlichen Stellung bestimmt, sondern auch zum Teil von der jeweiligen ethnischen Zugehörigkeit an sich, und noch viel mehr vom Reichtum des Einzelnen.10 Dieser Reichtum war zwar ,,... im Überfluß vorhanden, aber er war in wenigen Händen konzentriert. (...) [dies] trug letztlich zum Ausbruch der Gewalttätigkeiten im zweiten Jahrzehnt des 19. Jh. bei. "11 Dieser Umstand wirkte sich umso schlimmer aus, als die arme Landbevölkerung unter der ihr auferlegten Tributpflicht12 schwer zu leiden hatte, was noch verschlimmert wurde durch die in den Jahren 1808/1809 eingetretenen Lebensmittelverknappung und dem seit etwa 1770 herrschenden allgemeinen Preisanstieg.13

Dieser Preisanstieg resultierte nicht zuletzt aus der Kolonialpolitik der Bourbonen, die eine Reihe von Reformen beinhaltete. Insbesondere nach der Throhnbesteigung Karls III. 1759 wurde ihre Durchführung forciert, woraus sich für Neuspanien im Großen und Ganzen zwei Konsequenzen ergaben: Zum einen sollte die geschwächte spanische Wirtschaft durch vermehrte Gewinnabschöpfung aus den Kolonien - insbesondere war hier der Silberbergbau interessant - wieder angekurbelt werden. Dies hatte einen erheblichen Abfall der Kaufkraft in Neuspanien zur Folge, der im krassen Gegensatz zu den wirtschaftlichen Erfolgen der neuspanischen Kaufmannschaft auf dem Bergbau- und Agrarsektor stand.14 Auf der anderen Seite gab es eine Verwaltungsreform, die in gewisser Hinsicht in direktem Zusammenhang mit der Wirtschaftsreform stand. Die Gewinne aus der kolonialen Wirtschaft fielen für die spanische Krone nicht so hoch aus wie erhofft, was auf die Durchsetzung der Kolonialverwaltung mit Kreolen und die ,,... angeheirateten Verwandtschaftsbeziehungen, persönlichen und finanziellen Verbindungen"15 innerhalb dieser Verwaltung zurückgeführt wurde. Solche Verhältnisse wirkten sich natürlich nicht nur auf die spanische Wirtschaft aus, sondern ,,... ließ die gesamte Grundlage der absolutistischen Regierung ins Wanken geraten und verhinderte die Durchsetzung der Oberhoheit des iberischen Mutterlandes."16 Somit unternahm die spanische Krone zum Teil auch recht erfolgreich den Versuch, regierungstreues Personal in einer veränderten Verwaltungsstruktur einzusetzen.17 Andererseits scheint es aus heutiger Sicht nur allzu verständlich, daß die neuspanische Wirtschafts- und Bildungselite ihre Interessen zu vertreten suchte, zumal es in den spanischen Kolonien keinerlei formelle Repräsentationsinstitutionen gab.18

Doch weder die sozialen und ökonomischen Ungleichheiten, noch die prekäre Lage der Landbevölkerung und auch nicht die bourbonischen Reformen können an sich als Gründe für das Aufkommen einer Unabhängigkeitsbewegung in Neuspanien gesehen werden. Vielmehr trugen sie bei zu einem allgemeinen ,,... Gefühl , daß etwas in der Welt schiefgegangen sei und daß die äußere Realität nicht mehr mit der moralischen Ordnung des Landvolkes übereinstimmte."19

Der eigentliche Auslöser für die Unruhen in den Jahren 1810 bis 1814 war die politische Krise, die seit 1808 das spanische Mutterland erschütterte. Angesichts leerer Kassen, des Verlustes der Kontrolle über den Handel mit Amerika und eines fortschreitenden Autoritätsverlustes im Inland wie auch in den Kolonien, brach die spanische Regierung im März 1808 zusammen. Napoleon sah in den darauffolgenden innenpolitischen Querelen seine Chance, sich die Herrschaft über das spanische Reich zu sichern, was ihm auch gelang. Am sechsten Juni 1808 setzte er seinen Bruder Joseph zum König von Spanien und Westindien ein.20

Dies hatte in Neuspanien eine Legitimitätskrise der Kolonialregierung zur Folge. Obwohl die oben angesprochenen Eliten in vielen Punkten unzufrieden mit der kolonialen Gesetzgebung und Verwaltung waren, standen sie doch der spanischen Krone größtenteils loyal gegenüber. Joseph Bonaparte wurde nicht als legitimer Nachfolger Karls III. anerkannt, und zwar weder von den Kreolen, noch von den Europaspaniern - sie sahen Ferdinand VII. als rechtmäßigen Anwärter auf den spanischen Thron. Als sich herausstellte, daß sich der damalige ohnehin nicht sonderlich beliebte Vizekönig Neuspaniens Iturrigaray, nicht eindeutig zu Ferdinand bekannte, kam es in der Folge zu ersten ernsthaften Überlegungen hinsichtlich einer konstitutionellen Regierungsform in Neuspanien, die im September 1808 mit einem Staatsstreich der Europaspanier, die einen neuen Vizekönig einsetzten und damit die Verhältnisse von vor März 1808 wiederherstellten, endeten. Der kreolische Teil der neuspanischen Führungsschicht und insbesondere das Provinzbürgertum fühlte sich durch diesen Coup d`état um die Hoffnung betrogen, endlich aus seiner subalternen Position zu entkommen und selbst an der Regierung beteiligt zu werden. Dies war der eigentliche Grund für das Aufkommen einer Unabhängigkeitsbewegung auf dieser gesellschaftlichen Ebene, die sich jedoch nicht so sehr gegen die spanische Herrschaft, sondern hauptsächlich gegen das nach dem Staatsstreich etablierte Regime der Europaspanier richtete.21 Auch nach der Niederschlagung der Volksaufstände von 1810 bis 1814, an der auch die kreolische Elite beteiligt gewesen war, und trotz der Rückkehr Ferdinands VII. auf den spanischen Thron, konnte die Unabhängigkeitsbewegung nicht zerschlagen werden, wenngleich sie doch an Kraft verloren hatte.22 Als jedoch 1820 in Spanien die Revolution ausbrach und erneut eine liberale Verfassung dort erlassen wurde, begannen auch die Royalisten unter den Kreolen um ihre Pfründe zu fürchten. Dies führte zum ,,Plan von Iguala", einem Zweckbündnis der Konservativen mit den übriggebliebenen Vertretern der Unabhängigkeitsbewegung, das die Loslösung Neuspaniens und die Errichtung (...) von der spanischen Krone zur Folge hatte.

1.3 Fragestellung und Aufbau der Arbeit

Angesichts der besprochenen doch recht turbulenten Rahmenbedingungen der Entstehung des Romans stellt sich die nun Frage, ob Lizardi, selbst Teil der kreolischen Bildungselite, mit seinem ,,El Periquillo Sarniento" einen Revolutionsroman geschaffen hat. Dies soll im Rahmen dieser Arbeit geklärt werden, und zwar zunächst mittels einer Untersuchung hinsichtlich der Gattung des Romans als Instrument zur Vermittlung der Gesellschaftskritik Lizardis. Das heißt, es wird der Frage nachgegangen, warum gerade die Pikareska ein ideales Medium zur Artikulation reformorientierter oder gar revolutionärer Ansichten darstellte. Zum Einen im Hinblick auf die weniger angreifbare Stellung des Romanautors im Gegensatz zum Journalisten allgemein und zum Anderen in bezug auf die spezifischen Merkmale des pikaresken Romans, die ihn für Lizardi zum idealen Träger einer nicht erwünschten politischen Botschaft machten.

Anschließend soll anhand des Textes selbst herausgearbeitet werden, ob und inwieweit in ,,El Periquillo Sarniento" reformerische oder revolutionäre Ansichten zum Ausdruck kommen. Zu diesem Zweck ist es unabdingbar sich einen Überblick über die Verhältnisse im Neuspanien der ersten zwei Jahrzehnte des 19. Jh. zu verschaffen, was bereits geschehen ist. Darüber hinaus wird ein kurzer Abriß hinsichtlich des philosophischen Hintergrundes Lizardis die Einordnung des Werkes in die denkerischen Strömungen seiner Zeit ermöglichen. Im Rahmen der Analyse werden dann nicht nur die Äußerungen im Text behandelt, die sich konkret mit Kritikpunkten auch der Unabhängigkeitsbewegung decken, sondern auch eine Reihe von Ansätzen, die nur mittelbar einen Bezug zu den Forderungen der mexikanischen Separatisten haben. So soll zunächst die soziale und politische Botschaft des Romans vor dem Hintergrund ihrer philosophischen Grundlage dargestellt werden.

Aufbauend auf die Ergebnisse dieser Untersuchung soll schließlich die Brücke zur historischen Realität Lizardis geschlagen und der Zusammenhang zwischen ,,El Periquillo Sarniento" und der mexikanischen Unabhängigkeitsbewegung hergestellt werden.

2 Der pikareske Roman als Medium der Gesellschaftskritik Lizardis

2.1 Fiktionalität vs. Wirklichkeitsanspruch

Als nach der Wiederherstellung des iberischen Absolutismus unter Ferdinand VII. für Lizardi der journalistische Boden zu heiß wurde, begann er mit der Arbeit an ,,El Periquillo Sarniento". Diese Hinwendung zur Literatur kann als taktisches Manöver gesehen werden, mit dessen Hilfe er der Zensur zu entgehen hoffte.23

Ganz allgemein kann man sagen, daß der fiktive Aspekt eines Romans den darin geäußerten Ansichten die Spitze nimmt, da sowohl das Personal der Geschichte als auch die Handlung erfunden sind. Es kann sich also an sich niemand persönlich angegriffen fühlen, und der Autor des Romans ist damit weit weniger angreifbar als ein Journalist, der gegen seine Zeitgenossen zu Felde zieht.24

In diese Richtung geht auch Lizardi, wenn er den gereiften Pedro Sarmiento im Prolog des Romans ausdrücklich auf das Fiktive der Erzählung hinweisen läßt: ,,Pero no por esto juzgue ninguno que yo lo retrato; hagan cuenta en hora buena que no ha pasado nada de cuanto digo, y que todo es ficción de mi fantasía; ..."25

Der pikareske Roman im Besonderen hatte für ihn einige gewichtige Vorteile: Zum Einen erfreute sich die Pikareska, obwohl ihre Blütezeit in Spanien längst vorbei war, auch fast 200 Jahre nach Quevedos ,,Buscón" in Hispanoamerika großer Beliebtheit. Darüber hinaus war die Gattung als satirische Unterhaltungsliteratur anerkannt und bot dem Autor einen relativ weit gefaßten ,legalen` Rahmen zur Kritik und zur Darstellung wenig akzeptierter Weltanschauungen.26 So konnte der Pícaro zum Beispiel durchaus die Aristokratie oder die Kirche angreifen - letztendlich äußerte sich dann immer nur ein Taugenichts, ein Tagedieb, dem in der Realität ohnehin niemand Beachtung schenken würde.

Lizardi war sich allerdings der Gefahr, die ihm auch als Romanautor durch die Zensur drohte, vollkommen bewußt, und er ging ganz offensiv mit ihr um. Anstatt sich rein auf den fiktiven Charakter seines Werkes zu berufen, wendet er sich sogar recht angriffslustig an diejenigen, die es eventuell gegen ihn verwenden könnten:

,,Pero aun cuando todo el mundo lea mi obra, nadie tiene que mosquearse cuando vea pintado el vicio que comete, ni atribuir entonces a malicia mía lo que en realidad es perversidad suya. [...] Esto será una injusticia y una bobería, pues al que se qeja algo le duele, y en este caso, mejor es no darse por entendido, que acusarse, sin que haya quien le pregunte por el pie de que cojea."27

Doch im selben Atemzug mit dem Hervorheben des fiktiven Elements besteht Lizardi auf dem Wahrheitsgehalt dessen, was Pedro Sarmiento zu Papier bringt: ,,..., debiendo persuadirse a que casi todos cuantos pasajes refiero son ciertos, y nada tienen de disimulado y fingido sino los nombres ..."28 Er tut dies mit der Begründung, daß seine Kinder lernen sollen, die Tugend zu lieben und das Laster zu verabscheuen. Doch in Anbetracht der politischen Botschaft, die der Roman wie sich herausstellen wird zweifelsohne enthält, kommt dem Wirklichkeitsanspruch, den er erhebt eine weit größere Bedeutung zu. Damit die Ideen Lizardis seine Leserschaft auch erreichen konnten, mußten sie ihr in einem authentischen Umfeld dargeboten werden. Sie sollte sich mit den Personen des Romans und ihrer Lebensweise identifizieren können und so die Notwendigkeit zu Reform und Wandel erkennen und sich Lizardis Ansätze zu Eigen machen.29 Lizardi versuchte seinem Werk auf vielfältige Art und Weise diese Glaubwürdigkeit zu verschaffen. So staffierte er die Geschichte mit einer Vielzahl von konkret bestehenden Orten, Straßen und Plätzen aus, beschrieb Sitten und Gebräuche des realen Neuspanien am Vorabend der Unabhängigkeit und paßte den sprachlichen Stil des Romanpersonals im Großen und Ganzen den tatsächlichen Verhältnissen an.30 Außerdem könnte man die Aufweichung der Nichtidentität von implizitem Autor und Erzähler - eines der zentralen Merkmale der spanischen Pikareska - als Mittel sehen, den Wirklichkeitsanspruch des Romans zu unterstützen. Diese Trennungslinie wird in ,,El Periquillo Sarniento" verwischt, da ,,... sich auch die Instanz des impliziten Autors in den Meinungen des Herausgebers Lizardi und des Erzählers Pedro Sarmiento ausdrückt, ..."31 Dies verschleiert, so Meyer-Minnemann, die Fiktionalität des Romans. Somit kann man in ,,El Periquillo Sarniento" einen gewissen Gegensatz zwischen der Betonung der Fiktionalität der Geschichte einerseits und dem Bemühen ihrem Wirklichkeitsanspruch gerecht zu werden andererseits feststellen. Dennoch stand die Glaubwürdigkeit für Lizardi offenbar im Vordergrund, was sich ganz besonders in der Mexikanisierung der Gattung zeigt.

2.2 Die Präsenz des Protagonisten in allen Gesellschaftsschichten

Der pikareske Roman eignete sich jedoch nicht nur wegen seines anerkannten Status ganz besonders als Verpackung für die Gesellschaftskritik Lizardis. Ein bestimmendes Charakteristikum des Pícaro ist seine Wanderung von einem Dienstherrn zum nächsten, wodurch er die verschiedensten Gesellschaftsschichten kennenlernt und ,,... wobei er reichlich Gelegenheit hat, seinen jeweiligen Arbeitgeber und dessen Stand ironisch oder satirisch bloßzustellen."32 Abgesehen davon, daß die satirische Sicht des Pícaros dem Autor die oben besprochen die Freiheit zur Kritik gewährte, bot sie ihm darüber hinaus die Möglichkeit die Gesellschaft in all ihren Facetten darzustellen. Dies nutzte auch Lizardi, der die sozialen Verhältnisse seiner Heimat kannte wie kaum ein anderer.33 Sein Periquillo bewegt sich sowohl vertikal als auch horizontal durch die vor-revolutionäre Gesellschaft Neuspaniens. Er lernt in seiner Kindheit das Leben in einer mäßig wohlhabenden kreolischen Familie kennen, macht nach dem Tod seiner Eltern als Gauner und Spieler Bekanntschaft mit dem Bodensatz der Gesellschaft, verdingt sich als Diener der unterschiedlichsten Herren, erlebt durch einen Lotteriegewinn sogar kurzfristig selbst einen sozialen Aufstieg, wird schließlich zum Dieb und beschließt sein Leben, geläutert und moralisch gefestigt, als nützliches Mitglied des Gemeinwesens in gediegenen Verhältnissen. So ermöglicht er es dem Autor, ,,... un cuadro completo de la sociedad mexicana en el momento de la independencia, por la que él combatió"34 zu zeichnen.

Doch wie sich im Weiteren zeigen wird, begnügte sich Lizardi nicht mit der reinen Darstellung der Verhältnisse. Er beleuchtete kritisch die Zustände im Neuspanien seiner Zeit und lieferte aber gleichzeitig auch Vorschläge zur Verbesserung der herrschenden Mißstände.

3 Kritik und Reformansätze in ,,El Periquillo Sarniento"

3.1 Grundlagen

Wie bereits erwähnt, war Lizardi und ebenso seine Leserschaft35 stark von den Ideen der französischen aber auch der englischen Aufklärung beeinflußt. Besonders unter dem Eindruck der Unabhängigkeit Nordamerikas und der Französischen Revolution fand das Gedankengut, das in erster Linie in Frankreich die Grundlage für den politischen und sozialen Umbruch war, gerade bei den gebildeten Kreolen Neuspaniens großen Anklang.

So ist auch das Werk Lizardis beseelt vom Geist der Aufklärung - einer Aufklärung jedoch, die bemüht war, den Liberalismus mit dem Katholizismus in Einklang zu bringen.36 Dies war eine Denkrichtung, die auch in Spanien sehr weit verbreitet war37 und deren Vertreter Feijoo und Isla einen festen Platz in Lizardis Bücherschrank hatten.38 Darüber hinaus stand er Adam Smith39 sehr nahe, der weithin als Begründer der modernen Wirtschaftswissenschaften gilt. In ,,El Periquillo Sarniento" spiegeln sich neben den Ansichten Feijoos40 und Smith`s auch ganz besonders die Ideen Rousseaus und Blanchards - vor allem im Hinblick auf den bei Lizardi sehr wichtigen Aspekt der Erziehung41 - sowie die Philosophien John Lockes42 und David Humes43, die im Zusammenhang mit der Konzeption einer idealen Gesellschaft, wie sie in Lizardis Roman entworfen wird, eine wichtige Rolle spielen.

Der Entwurf dieses Modells geschieht Schritt für Schritt, eingebettet in die pikaresken Abenteuer Periquillos. Lizardi nimmt die Erziehung des jungen Pedro als Ausgangspunkt und kommt im Laufe der Geschichte schließlich zur Beschreibung einer Gesellschaftsordnung nach seinen Idealvorstellungen, die er auf die utopische Insel Saucheofú verpflanzt. Kritik und auch Reformansätze kommen in belehrender Form zum Großteil in den zahlreichen Digressionen des Romans zum Ausdruck. Hier wird, sei es durch den Erzähler Pedro Sarmiento selbst oder durch die ,hombres de bien` der Geschichte, die Meinung des impliziten Autors Fernández de Lizardi wiedergegeben.44

Dieser Autor nimmt zu den unterschiedlichsten Problemfeldern sozialer, politischer und ökonomischer Natur Stellung. Neben seinen Ansichten zu Moral und Ethik im Allgemeinen trägt er zahlreiche Mißstände im Detail vor, wie zum Beispiel die menschenverachtenden Bedingungen in den Gefängnissen, Machtmißbrauch bei Justizbeamten oder die nahezu kriminelle Praxis unfähiger Ärzte. Es lassen sich jedoch einige Hauptkritikpunkte ausmachen, die im Folgenden ausführlich behandelt werden.

3.2 Erziehung

Bereits in seiner Kindheit werden die Weichen für die ,Pícaro-Karriere` Pedro Sarmientos gelegt. Schon als Baby wird er zum Einen von der Mutter verhätschelt und zum Anderen von seinen zahlreichen Ammen verdorben. Diese Ammen geben ihm bereits mit ihrer Milch die Veranlagung zum Laster mit und ,,... comenzaron a debilitar mi salud, y hacerme resabido, soberbio e impertinente con sus desarreglos y descuidos, ..."45. Darüber hinaus wird Pedro verweichlicht und verzogen, was auf die übertriebene Liebe der Mutter zurückgeführt wird. Ganz im Gegensatz zu den eher asketischen Methoden, die der Autor für den Umgang mit Kleinkindern empfiehlt, darf und bekommt der Kleine alles was er verlangt, wird schier gemästet und in keiner Weise gegen Umwelteinflüsse abgehärtet. Es fehlt ihm komplett an autoritärer Führung, und das einzige Instrument der Mutter, das Kind zur Räson zu bringen ist die Geschichte vom ,Schwarzen Mann`.46

Doch gerade in der frühen Kindheit sah Lizardi die Phase im Leben eines Menschen, in der sein Geist am einfachsten zu beeinflussen ist, und die demnach ganz besonders nachhaltig dazu genutzt werden muß, dem Kind die Liebe zur Tugend und zum Guten einzuimpfen. Ganz besonders deswegen, weil sich die Folgen erzieherischer Fehler dieser Zeit in späteren Jahren kaum mehr ausmerzen lassen: ,,..., pues en la edad pueril aprenden los niños lo bueno y lo malo con la mayor tenacidad, y en la adulta, tal vez no bastan ni los libros ni los sabios para desimpresionarlos de aquellos primeros errores con que se nutrió su espíritu."47 Doch noch mehr als an der häuslichen Erziehung nahm Lizardi Anstoß am Schulwesen seiner Heimat. Mangelnde Bildung und besonders das weit verbreitete Analphabetentum waren für ihn ein Mißstand, den es dringend abzuschaffen galt48 - Ein Ansatz, der auch bei Rousseau zu finden ist, welcher die Erziehung des Einzelnen als Grundlage für die Schaffung eines Staates sah.49 Die Bildungsmisere führt Lizardi in ,,El Periquillo Sarniento" auf die unbefriedigenden Verhältnisse und schlechte Lehrer in den Grundschulen50 zurück, wo den Kleinen noch nicht einmal ordentlich Lesen und Schreiben beigebracht wird: ,,...; y a mí me parece que esta falta se debe atribuir a los maestros de primeras letras, ..."51 Die ersten beiden Schulen, die Periquillo besucht dienen als Negaitvbeispiele, wie sie wohl häufig im Neuspanien Lizardis zu finden waren. Teilweise sogar selbst ungebildete Lehrer, die entweder gar keine Autorität besitzen oder aber zu inhuman im Umgang mit den Schülern sind, und eine wenig lernfreundliche Atmosphäre verhindern die adäquate Erziehung und Ausbildung des Nachwuchses. Als Vorbild führt der Autor die dritte Schule Periquillos an. Ganz nach dem Modell Blanchards, auf den er sich sogar wörtlich bezieht52, ist sie geradezu ideal um mit Freude zu lernen: ,,... porque la sala de la enseñanza rebozaba luz, limpieza, curiosidad y alegría."53 Auch der Lehrer, ein wahrer ,hombre de bien`, stellt das Ideal vom Lehrer aus Berufung dar. Er besitzt die gebotene Autorität, aber er hat es nicht nötig gegenüber seinen Schülern zu unangemessener Gewalt zu greifen54, sondern geht pädagogisch geschickt mit ihnen um.

Die Entwicklung Periquillos in den jeweiligen Schulen verläuft entsprechend. In der ersten kann ihm der Lehrer mangels der erforderlichen Kenntnisse nichts beibringen, und das Einzige, was er von dort mitnimmt, sind sein Spitzname ,Periquillo Sarniento`55 und eine Reihe kindlicher Untugenden.56 In der zweiten Schule bestraft zwar der überstrenge Lehrer jeden auch noch so verzeihlichen Unsinn mit drakonischen Maßnahmen, aber er flößt Periquillo dadurch eine solche Angst ein, daß der Lernerfolg auch dort gegen Null geht. Erst in der dritten, nach Ansicht des Autors wünschenswerten Schule lernt Periquillo richtig zu lesen und zu schreiben und profitiert vom guten Beispiel des Lehrers und seiner Mitschüler in Hinblick auf seine moralische Entwicklung.57

Aber nicht nur die Grundschulen waren Lizardi ein Dorn im Auge, auch die weiterführenden Bildungseinrichtungen erregten sein Mißfallen. Auf der Lateinschule lernt Periquillo kaum mehr, als seine sprachliche Ausdrucksweise mit Latinismen zu spicken. Ansonsten knüpft er dort nur wieder in Kontakt mit Kameraden zweifelhaften Charakters, was die erzieherischen Erfolge seines dritten Lehrers sofort wieder zunichte macht.58 Ebenso wenig nützlich für seine Ausbildung ist schließlich der Besuch der Universität. Als Student der Philosophie macht er oberflächlich Bekanntschaft mit den Inhalten der artes und erwirbt trotz seiner Faulheit den Grad eines Baccalaureus59

Insbesondere hinsichtlich der Universitäten vertritt Lizardi in ,,El Periquillo Sarniento" einen höchst kritischen und stark aufklärerisch bestimmten Standpunkt. Er beanstandet die Rückständigkeit von der das universitäre Leben bestimmt war und die Ignoranz, mit der selbst dem Faulsten und Desinteressiertesten ein akademischer Grad zuerkannt wurde.60 Ganz besonders hebt er die überholten Lehrinhalte hervor:

,,... aún no se acostumbraba, digo, enseñar la filosofía moderna en todas sus partes; todavía resonaban en sus aulas los ergos de Aristóteles. [...] Aún la física experimental no se mentaba en aquellos recintos, y los grandes nombres de Cartesio, Newton, Muschembreck y otros eran pocos conocidos entre aquellas paredes ..."61

3.3 Aristokratische Wertvorstellungen

Auch wenn Lizardi in ,,El Periquillo Sarniento" den adeligen Stand nicht allumfassend attackiert62, waren ihm doch so einige überkommene Aspekte des aristokratischen Weltbildes ein Dorn im Auge. Abgesehen von seiner Kritik am Verfall allgemeiner moralischer Werte, wie sie in der Erfahrung, die sein väterlicher Freund im Gefängnis, Don Antonio mit einem gewissen Marqués de T. macht, sehr deutlich zum Ausdruck kommt63, mißbilligte er in diesem Zusammenhang vor allem ein Element des aristokratischen Selbstverständnisses, das er mit als ursächlich für die sozialen und politischen Mißstände in seiner Heimat ansah: Die ablehnende Haltung des Adels gegenüber den als nicht standesgemäß erachteten handwerklichen oder kaufmännischen Tätigkeiten.

Schon im ,,Lazarillo" wurde der falsche Ehrbegriff des Escudero der Lächerlichkeit preisgegeben, der lieber hungert, als sich sein tägliches Brot mit einer seines Standeswürdigen Tätigkeit zu verdienen.64 65 In ,,El Periquillo Sarniento" greift Lizardi dieses Problem, wenngleich unter ganz anderen Vorzeichen, wieder auf und macht es zu einem Hauptthema seiner Kritik.

Da nicht jeder junge Aristokrat für eine akademische Karriere oder eine Laufbahn beim Militär geeignet ist, und es aber andererseits unter der Würde eines Adligen ist, einen Beruf zu erlernen, werden viele von ihnen zu Müßiggängern, die sich dem Spiel und zahllosen anderen Lastern hingeben. Weil sich aber nicht alle auf ein respektables Familienvermögen stützen können, fallen sie dem Gemeinwesen zur Last oder werden gar zu Kriminellen. Würden sie hingegen einen Beruf erlernen, wäre das zwar vielleicht bei ,ihresgleichen` nicht anerkannt, sie wären aber nützliche Mitglieder der Gesellschaft, die darüber hinaus ehrlich und anständig für sich selbst sorgen könnten.66

Die Diskussion über dieses Thema wird in ,,El Periquillo Sarniento" im Zusammenhang mit der Ausbildung Periquillos zwischen seinen Eltern geführt. Auf der einen Seite steht die Mutter, selbst adliger Abstammung, die einzig und allein um den Ruf ihres Sohnes und der Familie besorgt ist:

,,...; si usted quiere dar a Pedro algún oficio mecánico, atropellando su nacimiento, yo no, pues, aunque pobre, me acuerdo que por mis venas y por las de mi hijo corre la ilustre sangre de los Ponces, Tagles, Pintos, Velascos, Zumalacárreguis y Bundiburis. [...] le parece a usted bueno que un niño noble sea sastre, pintor, platero, tejedor o cosa semejante?"67

Der Vater andererseits vertritt einen aufgeklärten Standpunkt. Er ist der Ansicht, daß nicht irgendwelcher Standesdünkel bestimmend für beruflichen Werdegang des Einzelnen sein darf, sondern daß er abhängig von seiner Veranlagung und auch dem finanziellen Hintergrund der Familie eine adäquate Laufbahn anstreben sollte:

,,...; me parece bueno y muy bueno, que el niño noble, si es pobre y no tiene protección, aprenda cualquier oficio, por mecánico que sea, para que no ande mendigando su alimento. [...] Es la mayor simpleza de muchos padres pretender tener a pura fuerza un hijo letrado o eclesiastico, aun cuando no sea de su vocación tal carrera ni tenga talento a propósito para las letras; causa funesta, cuyos perniciosos efectos se lloran diariamente en tantos abogados firmones, médicos asesinos y eclesiásticos ignorantes y relajados como advertimos."68

Doch zum Nachteil Periquillos setzt die Mutter sich durch, und er beginnt ein Theologiestudium. An der Fakultät fällt er aber bald durch seine Faulheit und vor allem durch seinen liederlichen Lebenswandel auf und muß die Universität verlassen. Um auch weiterhin nicht arbeiten zu müssen, geht er ins Kloster, das er zu seiner großen Erleichterung nach dem Tod des Vaters wieder verläßt. Nach kurzer Trauerzeit gibt er sich, ganz ohne die strenge Hand seines alten Herrn dem süßen Nichtstun hin und verpraßt sein Erbe. Die Mutter stirbt bald darauf vor Gram und im Elend. Von da an wird Periquillo zum Pícaro wie er im Buche steht, es treten also die schlimmsten Befürchtungen des Vaters ein.

Zwar behauptet sich in der Romanhandlung die Mutter mit ihren überkommenen, vorurteilsbehafteten Ansichten, es wird jedoch deutlich herausgestellt, daß der Standpunkt des Vaters ganz klar vorzuziehen ist. Zum Einen schon allein deswegen, weil er sich dem Verstand durch die Erfahrung aufdrängt69, und zum Anderen, weil sich ja im weiteren Werdegang Periquillos ganz deutlich zeigt, daß er wohl besser auf seinen Vater gehört hätte. Die Denkweise, die der Vater vertritt , findet sich unter anderem bei John Locke, der ganz in der Tradition des englischen Puritanismus den bürgerlichen Mittelstand als Stütze des Staates sah und Tugenden wie Fleiß und Sparsamkeit als einzig legitime Grundlage für den Wohlstand des Einzelnen betrachtete.70

3.4 Mißwirtschaft

Da es um die neuspanische Wirtschaft wie erwähnt nicht zum Besten stand, nimmt es nicht wunder, daß auch Lizardi das Problem aufgegriffen hat.

Er kritisiert im Periquillo die Polarisierung der neuspanischen Wirtschaft auf den Silberbergbau. Zum Einen beanstandet er die Tatsache, daß sich die immensen Gewinne aus dem Abbau von Edelmetallen in nur sehr wenigen Händen konzentrieren, und sich so eine sehr schmale Schicht von äußerst Wohlhabenden und eine große Masse von Armen gegenüberstehen. Außerdem konstatiert er, daß andere Wirtschaftszweige, die weit wichtigere Güter produzieren unter einem fatalen Mangel an Arbeitskräften leiden, da diese Branche eine enorme Anziehungskraft auf die arbeitende Bevölkerung hat71, was sich letztendlich verheerend auf die gesamte Volkswirtschaft auswirkt. Da nämlich existentielle Produkte wie etwa Getreide nicht mehr in ausreichendem Maße auf dem heimischen Markt hergestellt werden, müssen sie für teures Geld importiert werden. Lizardi ist der Auffassung, daß sich wahrer Wohlstand in einem Staat nur auf die Erträge der Landwirtschaft, des Handwerks und des Handels, also der produktiven Arbeit, stützen kann.72

Er sieht diese Ansicht in der desolaten wirtschaftlichen Lage seiner Heimat bestätigt: Im Gegensatz zu den europäischen Industriestaaten, die selbst keine nennenswerten Edelmetallvorkommen besitzen und deren Wirtschaft floriert, haben die spanischen Kolonien ihre Reichtümer nach Europa exportiert, ohne im geringsten davon zu profitieren.73 Das Thema kommt im Periquillo auf der Reise nach Manila nach dem Tod des Egoisten zur Sprache, der seine Reichtümer ins Meer werfen mußte, nachdem das Schiff in Seenot geraten war. Er springt hinterher, denn das Leben scheint ihm ohne sein Geld nicht mehr lebenswert.74 Als die Gefahr gebannt ist, nimmt der Oberst in dessen Diensten Periquillo steht, die Episode zum Anlaß für einen Diskurs über die üblen Folgen der Ausbeutung der Edelmetallminen. Er zieht eine Parallele zwischen dem Schicksal des Egoisten und dem seiner Heimat: Der eine macht das Streben nach immer nur noch mehr Reichtum, Luxus und nutzlosem Tand zu seinem Lebensinhalt, anstatt auf das Nützliche und Notwendige als Existenzgrundlage zu bauen. Dieser falschen Einstellung wegen geht er schließlich freiwillig in den sicheren und vollkommen sinnlosen Tod. Letztendlich, so schlußfolgert der Oberst, ist das spanische Kolonialreich auf dem Weg in dieselbe Sackgasse: Das Mutterland gründet seine Machtstellung allein auf die Reichtümer seiner Kolonien, während die eigentliche Basis seiner Existenz sowohl in wirtschaftlicher als auch in kultureller Hinsicht dem Verfall preisgegeben ist. Den Kolonien geht es ungleich schlechter. Eigentlich reich an natürlichen Ressourcen sind sie durch die externe Macht gezwungen, produktive Wirtschaftszweige brachliegen zu lassen und anstatt sich eine eigene Existenzgrundlage zu schaffen unproduktive Reichtümer aus ihren Minen zu fördern. Dadurch auch noch abhängig vom Import aus Europa, bleibt ihnen nur noch die Hoffnung, daß die Edelmetallvorkommen irgendwann zur Neige gehen und damit ,,... la dichosa pobreza alejaría de nuestras costas las embarcaciones extranjeras que vienen en pos del oro a vendernos lo que tenemos en casa."75 Dann würden sich aus der Not heraus Landwirtschaft, Handwerk und Handel entwickeln und mit ihnen florierende Staaten, deren Wohlstand auf einer gesunden Grundlage basierte.76 Die Ansichten, die Lizardi in diesem Zusammenhang durch den Oberst äußert spiegeln sehr deutlich die Thesen von Adam Smith wieder, der an dieser Stelle sogar indirekt erwähnt wird.77 Auch Smith sah im Abbau von Edelmetallen keine großen Nutzen für die Wohlfahrt eines Staates. In seinem Werk ,,The Wealth of Nations" schreibt er dazu unter anderem: ,,The most abundant mines [...] could add little to the wealth of the world. [...] The land which produces a certain quantity of food, clothes, and lodging, can always feed, clothe, ans lodge a certain number of people; ..."78, womit er letztendlich die alte Weisheit ,Geld kann man nicht essen` wiedergibt. Er beobachtete ebenfalls die negative wirtschaftliche Entwicklung in Spanien und Portugal und betonte den Wert der produktiven Arbeit für den wirtschaftlichen

Aufschwung und als Existenzgrundlage eines Staates. So stellt er im Zusammenhang mit dem Wert von Grundstücken fest: ,,Every increase in the real wealth of society, every increase in the quantity of useful labour employed within it, tends indirectly to the raise of the real rent of land."79

3.5 Anthropologische Gleichheit

Neben den bereits besprochenen Themen ist im Periquillo ein Aspekt erkennbar, den man durchaus als Grundlage zur Umsetzung der Verbesserungsvorschläge Lizardis, wie sie im folgenden Kapitel dargestellt werden, sehen kann. Ganz besonders seine wirtschaftstheoretischen Überlegungen80 setzen besonders auch im Bezug auf Ausbildung und Erziehung die anthropologische Gleichheit aller Menschen voraus, woraus natürlich auch resultiert, daß adeliger Standesdünkel in der Welt wie Lizardi sie sich idealerweise vorstellte, keinen Platz haben darf. Er ging davon aus, daß alle Menschen gleich gut oder schlecht sind, und daß sie vor allem eines gemeinsam haben: Sie sind erziehbar und können ihre Fehler überwinden, wenn sie nur willens dazu sind.81

Daß diese Eigenschaft nichts mit der Zugehörigkeit zu irgendeiner Ethnie zu tun hat wird im Periquillo schon ganz allgemein bei der Lektüre des Romans deutlich. Es sind nämlich die Weißen, die nicht immer positiv auffallen, sondern sich durch Hochmut, Korruption und Unbildung etc. selbst in den Fokus der Kritik befördern. Im Gegensatz dazu beweist eine arme India Milde und Großherzigkeit, als sie Periquillo in seiner düstersten Stunde zu Hilfe kommt.82

Deutlich artikuliert wird die grundsätzliche Gleichheit aller Menschen zunächst an einem Ort, der auf den ersten Blick nicht dazu angetan ist, auf diese Grundhaltung des Autors zu schließen: im Gefängnis. Die dort eingesperrten Gauner sind zwar zum Großteil keine Weißen, allerdings wird ein Zusammenhang zwischen ihrer ethnischen Zugehörigkeit und der Straffälligkeit eindeutig negiert. So weist Don Antonio, der väterliche Freund, den Periquillo im Gefängnis hat, darauf hin, daß man die Menschen nicht nach ihrem sozialen Staus oder ihrer Hautfarbe beurteilen darf, denn ,,... éstos son accidentes por los que solamente no debe despreciarse al hombre ni desecharse su compañía, ..."83 Vielmehr soll man nach einer edlen Gesinnung im Einzelnen suchen, denn die findet sich oftmals bei den Ärmsten und Ungebildetsten. Nach der Entlassung Don Antonios freundet sich Periquillo mit Agilucho an, einem ,mulatillo ladrón`, der allerdings einen gewissen Grad an Bildung besitzt. Er klärt ihn über die Gründe für die Vorurteile gegenüber den unteren Klassen auf:

,,...; mas esa dureza e idiotismo que adviertes en los indios, mulatos y demás castas, no es por defecto de su entendimiento, sino por su ninguna cultura y educación. [...] Pues de la misma manera debes considerar que si los dedicaran a los estudios, y su trato ordinario fuera con gente civilizada, sabrían muchos de ellos tanto como el que más y serían capaces de lucir entre los doctos, no obstante la opacidad de su color."84

Am eindeutigsten aber wird die Rassengleichheit an einer anderen Stelle postuliert. Während seines Aufenthalts in Manila macht Periquillo Bekanntschaft mit einem schwarzen Kaufmann. Dieser beweist bei einem Duell gegenüber einem englischen Heißsporn wahre Größe und gerät daraufhin in Erklärungsnot: niemand kann ihm glauben, ,,... que los negros fueran capaces de tener almas tan grandes."85 Er nimmt dies zum Anlaß, seine Zuhörer davon zu überzeugen, ,,... que el pensar que un negro es menos que un blanco, generalmente es una preocupación opuesta a los principios de la razón, a la humanidad y a la virtud moral."86 Zunächst belegt er mit einer eindringlichen Schilderung der Sklaverei und des Sklavenhandels die Unmenschlichkeit dieser Praxis. Anschließend argumentiert er, daß es für einen Europäer keinesfalls im Einklang mit seiner christlichen Ethik sein kann, andere geringschätzig oder gar brutal zu behandeln. Er begründet dies mit zwei Kerninhalten des Christentums: Zum Einen mit dem Gebot der Nächstenliebe und zum Zweiten mit der biblischen Wahrheit, daß alle Menschen von Adam abstammen und damit auch alle gleich geschaffen sind. Demzufolge müssen zivilisatorische Unterschiede wie auch die Verschiedenheiten im Aussehen der Rassen rein regionalen Ursprungs sein, das heißt abhängig von klimatischen Bedingungen, sowie von religiösen, sozialen und politischen Entwicklungen, die dann jeweils die unterschiedlichen Kulturen hervorbringen. Die Geringschätzung anderer Gruppen basiert rein auf der Unkenntnis derer, die alles, was nicht ihrem eigenen Weltbild entspricht als barbarisch oder unzivilisiert einstufen, obwohl sie eine solche Einschätzung ihrer eigenen Kultur gegenüber anderen niemals zubilligen würden.87

Diese leidenschaftliche Anklage gegen die Sklaverei reiht sich in die aufklärerischen Thesen Lizardis mit ein, wie schon allein der Ansatz der Argumentation zeigt: der gesunde Menschenverstand wird gegen die Versklavung Andersartiger ins Feld geführt. Es war jedoch vermutlich nicht die allgemeine aufklärerische Orientierung, die Lizardi in diesem Zusammenhang einmal mehr einen Konflikt mit der Zensur einbrachte. Zwar gefährdete das Verbreiten einer solchen Ansicht überhaupt die Gewinne, die der Skavenhandel einbrachte, aber die religiös begründete Argumentation dürfte wohl ganz besonders das Mißfallen der Zensoren erregt haben. Schließlich hatte die katholische Kirche im spanischen Herrschaftsgebiet sehr großen Einfluß, und es wird ihr indirekt vorgeworfen, entgegen ihren ureigensten Dogmen nicht energisch gegen die barbarische Praxis der Sklaverei vorgegangen zu sein - im Gegenteil: ,,Lo peor es que sé por datos ciertos que hablar con esta claridad no se suele permitir a los ccristianos por razones que llaman de Estado o qué sé yo; ..."88

3.6 Hierarchische Gesellschaftsordnung

Die grundsätzliche Gleichheit aller Menschen war für Lizardi jedoch nicht gleichbedeutend mit der Gleichstellung aller innerhalb eines Gemeinwesens. Er sah die ideale Gesellschaftsordnung in einem hierarchisch gegliederten System verwirklicht, das ein geordnetes Miteinander der verschiedenen sozialen Schichten ermöglichte. Dieses geordnete Miteinander durfte jedoch nicht von moralischem Fehlverhalten der Herrschenden geprägt sein, und die Ausübung der Herrschaft an sich mußte ,,... durch die Natur und/oder das Verdienst einer gesellschaftlich produktiven Lebensführung legitimiert sein ..."89 Diese Ansicht wird im Periquillo im Zusammenhang mit dem Diskurs über die Sklaverei begründet. Als Antwort auf die Ausführungen des Kaufmanns führt Periquillo die Notwendigkeit der Ausübung von Herrschaft in einem Gemeinwesen als Rechtfertigung der Sklaverei an. Die Argumentation des Schwarzen wiederum läßt zwar der Unterdrückung Andersartiger der keinen Raum, er stimmt jedoch ansonsten mit Periquillo überein. Beide beschreiben für den Fall der Anarchie einen Hobbes'schen Naturzustand, dem es durch die Errichtung einer hierarchisch gegliederten Ordnung beizukommen gilt. Daß diese Ordnung hierarchisch sein soll , begründet der Kaufmann mit dem Vorbild natürlicher sozialer Strukturen, wie sie zum Beispiel das Familienleben aufweist. Dementsprechend sollte auch auf allen sozialen Ebenen ein Verhältnis von Autorität und Gehorsam vorherrschen. Dennoch sollte dieses Verhältnis ausgewogen sein und auf gegenseitigem Respekt beruhen, den zu schaffen auf Seiten der Autorität liegt: ,,La naturaleza y la fortuna misma dictan cierta clase de subordinaciones a los unos, y confieren cierta autoridad a los otros; [...] Tampoco me parece fuera de la razon que los amos y toda clase de superiores se manejan con alguna circunspección con sus súbditos. [...] Mas no puedo coincidir con que esta cierta gravedad, o seriedad, pase en los superiores a ser ceño, orgullo y altivez."90

3.7 Die Insel Saucheofú - ein Gegenentwurf zur neuspanischen Gesellschaft

Wie sich gezeigt hat, stellte Lizardi seine Kritik an der sozialen und politischen Realität in seiner Heimat nicht einfach kommentarlos in den Raum, sondern zeigte auch Wege zur Reform auf. Im Periquillo ist dies sowohl direkt im Bezug auf die einzelnen Kritikpunkte als auch in einer Art ,umfassenden Reformprojekt` realisiert.

Nachdem im Laufe der Geschichte die oben angesprochenen Aspekte zur Sprache gekommen sind, werden die jeweiligen Reformansätze, beziehungsweise Verbesserungsvorschläge in der Beschreibung der Insel Saucheofú91, auf der Periquillo nach einem Schiffbruch seine Heimreise von Manila unterbrechen muß, nochmals zusammengefaßt. Auf dieser Insel ist eben jene Gesellschaftsordnung verwirklicht, die sich Lizardi auch für Neuspanien gewünscht hätte. Jeder Bürger muß dort ein Handwerk erlernen, wodurch er als nützliches Mitglied in die Gesellschaft integriert wird. Müßiggang und Bettelei werden wie jedwedes für das Gemeinwesen schädliche Verhalten in keinster Weise toleriert. Es gibt auch keine geschlossene, von vorneherein privilegierte Schicht, in deren Händen sich Reichtum und Macht konzentrieren und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Ganz im Gegenteil: Der Einzelne muß hart arbeiten um zu Wohlstand oder an die Macht zu gelangen.92 In diesem Zusammenhang ist auch die ablehnende Haltung des Inselgouverneurs gegenüber dem in der spanischen Einflußsphäre so positiv besetzten Begriffsfeld der armas y letras zu sehen: Weder ein Berufsheer noch rein wissenschaftliche Betätigungen tragen seiner Ansicht nach wahrhaft zum Wohlergehen der Bürger und des Gemeinwesens im Ganzen bei. Deswegen werden auf Saucheofú im Ernstfall alle Inselbewohner zu den Waffen gerufen. So wird einen Angreifer durch die geballte Masse an streitbaren Insulanern abgeschreckt, und dem Staat entstehen in Friedenszeiten keine Kosten für den Unterhalt der Soldaten. Alle Einwohner der Insel sind verpflichtet die Gesetze genau zu kennen, damit sie nicht aus Unwissenheit der Gesellschaft Schaden zufügen. Somit sind auch Anwälte auf Saucheofú nutzlos, denn jeder kann sich im Streitfall selbst vertreten.93

Die Umsetzung eines solchen Modells erforderte jedoch nicht nur Reformwillen auf seiten der Regierung, sondern auch das Engagement jedes Einzelnen. Denn die Basis für das Funktionieren eines solchen Gemeinwesens ist das richtige, das heißt dem Allgemeinwohl dienliche Verhalten seiner Individuen. Dies erklärt auch, warum Lizardi in seinem Roman nicht so sehr die Institutionen seines eigenen sozialen und politischen Umfeldes kritisiert, sondern sich hauptsächlich gegen das schlechte Verhalten derer wendet, die seiner Meinung nach verantwortlich für das Versagen dieser Einrichtungen waren.94 In der Schilderung der Gesellschaftsordnung auf Saucheofú zeigt sich außerdem, daß Lizardi nicht der idealistischen Hoffnung nachhing, daß dem Menschen die Veranlagung zum nützlichen Mitglied eines Gemeinwesens innewohnte. Denn auch dort sind die Bürger ,,... hombres como en todas partes"95, und auch sie könne nur durch den öffentlichen Vollzug drakonischer Strafmaßnahmen96 zur Gesetzestreue angehalten werden.

[...]


[1] José Joaquín Fernández de Lizardi: El Periquillo Sarniento. Vorw. Jefferson Rea Spell, 21 Aufl., Mexiko, Edorial Porrua, 1996, S.5.

[2] Vgl. zur Vita Lizardis allg.: ebd., S. XIf.

[3] van Praag-Chantraine, Jaqueline: El Periquillo Sarniento: un pícaro criollo. In: Criado de Val, Manuel (Hrsg.): La Picaresca - origenes, textos y estructuras. Madrid, Fundación Universitaria Española, 1779, S. 1049.

[4] Stein des Anstoßes war eine Satire über den Vizekönig Venegas in der 9. Ausgabe der Zeitschrift.

[5] Van Praag-Chatntraine, aaO.

[6] Daneben verfaßte Lizardi ,,Noches Tristes" (1818), ,,La Quijota y su prima" (1818) und ,,Vida y hechos del famoso caballero don Catrín de la Fachenda" (1832).

[7] Hamnett, Brian R.: Neu-Spanien/Mexiko 1760-1821. In: Bernecker, Walter L.; Buve, Raymond Th.; Fisher, John R.; Pietschmann, Horst; Tobler, Hans Werner (Hrsg.): Handbuch der Geschichte Lateinamerikas. Bd.II: Lateinamerika von 1760 bis 1900. Stuttgart, Klett-Cotta, 1992, S. 180f.

[8] Vgl. zur sozialen Schichtung: Sommerhoff, Gerhard; Weber, Christian: Mexiko. Geographie, Geschichte, Wirtschaft, Politik. Darmstadt, 1999, S. 94f.

[9] Vgl. Hamnett, a.a.O., S. 147.

[10] Vgl. ebd., S. 145.

[11] Ebd.

[12] Die Tributpflicht betraf an sich nur die Indios, jedoch wurden auch viele Mestizen als Indios geführt. Vgl. ebd., S.147.

[13] Vgl. ebd., S. 151.

[14] Vgl. ebd.

[15] Ebd. S. 155.

[16] Ebd.

[17] Vgl. zu den bourbonischen Reformen im Allgemeinen: ebd., S. 153-173.

[18] Ein Umstand, der zum Hauptstreitpunkt zwischen der neuspanischen Elite, der nicht nur Kreolen, sondern auch in Neuspanien seit langem integrierte Europaspanier angehörten, und der spanischen Krone wurde.

[19] Van Young 1988, zit. nach ebd., S. 186.

[20] Vgl. ebd., S. 172f.

[21] Vgl. ebd., S. 188.

[22] Vgl. Sommerhoff/Weber, S. 97.

[23] Vgl. Meyer-Minnemann, Klaus: José Joaquín Fernández de Lizardi. ,,El Periquillo

Sarniento". In: Roloff, Volker; Wentzlaff-Eggebert, Harald (Hrsg.): Der

hispanoamerikanische Roman. Bd. II: Von den Aufklärern bis zu Carpentier. Darmstadt, 1992, S. 25.

[24] Ein höchst idealistischer Gedanke, der in der Realität durch Jahrhunderte der Zensur ad absurdum geführt wurde.

[25] Periquillo, S.5.

[26] Vgl. Beroud, Catherine: La Picaresca como única posibilidad o El Periquillo Sarniento. In: Criado de Val, Manuel (Hrsg.): La Picarsca - origenes, textos y estructuras. Fundación universitaria española, Madrid, 1979, S. 1042.

[27] Periquillo, S. 6.

[28] Ebd., S. 5.

[29] Vgl. Beroud, a.a.O., S. 1045.

[30] Vgl. Meyer-Minnemann, a.a.O., S. 21f.

[31] ebd., S. 27.

[32] In: Neuschäfer, Hans-Jörg (Hrsg.): Spanische Literaturgeschichte. Stuttgart; Weimar: J.B. Metzler, 1997, S. 134.

[33] Vgl. Langford, Walter: La novela mexicana. Realidad y valores. Mexico, 1975, S. 17.

[34] Sánchez, Luis Alberto: Historia comparada de las literaturas americanas. Bd II: Del Naturalismo al Romántico. Buenos Aires, 1973, S. 121.

[35] Vgl. zur Leserschaft Lizardis Meyer-Minnemann, Klaus: Apropiaciones de realidad en las novelas de José Joaquí Fernández de Lizardi. In: Dill, Hans; Gründler, Carola; Gunia, Inke; Meyer-Minnemann, Klaus (Hrsg.): Apropiaciones de realidad en la novela hispanoamericana de los siglos XIX y XX. Frankfurt/Madrid, 1994, S. 48, Anm. 8.

[36] Vgl. hinsichtlich des Verhältnisses Lizardis, das in seinen Werken zum Ausdruck kommt Meyer-Minnemann: El Periquillo ..., a.a.O., S. 24.

[37] Zur ,spanischen Aufklärung` s. Neuschäfer, op. cit., S. 185-191.

[38] vgl. Rea Spell, Jefferson: Vorwort zu ,,El Periquillo Sarniento", a.a.O., S. IX.

[39] zu Adam Smith vgl.

http://socserv2.socsci.mcmaster.ca/~econ/ugcm/3113/leslie/leslie01.html oder http://socserv2.socsci.mcmaster.ca/~econ/ugcm/3113/smith/dugald .

[40] s. Neuschäfer op. cit., S. 194ff.

[41] zu Rousseau s. unter anderem von Aster, Ernst: Geschichte der Philosophie. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 1947, S. 271f.

[42] s. ebd., S. 228f.

[43] s. ebd., S. 241f.

[44] vgl. Meyer-Minnemann, Apropiaciones..., a.a.O., S. 58f.

[45] Periquillo, S. 14.

[46] Ebd., Bd. I, Kap. I.

[47] Ebd., S.16.

[48] Periquillo, S. 19f.; vgl. zum niedrigen Bildungsniveau besonders der Indios und Mestizen: http://mexconnect.com.

[49] vgl. v. Aster, a.a.O., S. 270f. Auch Adam Smith vertrat diese Ansicht; s. Anm. 80.

[50] Sofern man im historischen Zusammenhang einen so modernen Begriff verwenden kann.

[51] Periquillo, S. 20

[52] ebd., S. 25.

[53] Ebd.

[54] Auf ihn trifft dann wohl zu, was vorher im Text über die richtige Anwendung von Züchtigungsmitteln gesagt wird: ,,Bueno es que el castigo sea de tarde en tarde, que sea moderado, que no tenga visos de venganza, que sea proporcionado al delito, y siempre después de haber probado todos los mediosde la suavidad y la dulzura para la enmienda; ..." (Periquillo, S. 19).

[55] Das heißt soviel wie ,räudiges Papageichen`, und seine Mitschüler verpassen ihm diesen Spitznamen wegen seiner bunten, papageienhaften Kleidung, und weil er zwischenzeitlich an der Krätze erkrankt. Zu tiefergehenden Betrachtungen über die Namensgebung in ,,El Periquillo Sarniento" vgl.: Meyer-Minnemann: El Periquillo ..., a.a.O., S. 21.

[56] Periquillo, S. 21.

[57] Vgl. Ebd., S. 27f. und S. 36.

[58] Vgl. ebd., S. 35f

[59] Vgl. Meyer-Minnemann, a.a.O., S. 18.

[60] Vgl. Beroud, a.a.O., S. 1043.

[61] Periquillo, S. 38.

[62] Mit dem Oberst in Manila gibt es im ,,Periquillo" auch einen Adligen, der als Sprachrohr des impliziten Autors fungiert.

[63] S. Periquillo, Bd. I, Kap. XX und XXI.

[64] Vgl. Neuschäfer, op. cit., S. 135f.

[65] Als standesgemäß für junge Männer adliger Abstammung galten lediglich eine universitäre oder militärische Ausbildung, also nur, was unter dem Begriffsfeld armas y letras zusammengefaßt war. Vgl. in diesem Zusammenhang auch Punkt 4.

[66] vgl. Periquillo, Bd. I, Kap. III und IV.

[67] Periquillo, S. 28f.

[68] Periquillo, S. 29 und 31.

[69] Vgl. ebd., S. 33.

[70] Vgl. v. Aster, S. 229f.

[71] Der Grund dafür waren in Neuspanien die verhältnismäßig hohen Löhne und der sogenannte ,,... partido, der dem Bergmann das Gefühl vermittelte, am Gewinn der Zeche beteiligt zu sein." (Hamnett, a.a.O., S. 152).

[72] Zur produktiven Arbeit bemerkt er: ,,Every increase in the real wealth of the society, every increase in the quantity of useful labour employed within it, tends indirectly to raise the real rent of land." (???)

[73] Vgl. Periquillo, S. 337.

[74] Vgl. Periquillo, S. 332ff.

[75] Ebd., S. 338.

[76] Vgl. zu den Überlegungen des Obersten Periquillo, S. 335-340.

[77],,..., dice un sabio inglés ,..." (Periquillo, S. 337).

[78] Adam Smith: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations. Online in: ?????

[79] Adam Smith, a.a.O., ?????

[80] So schreibt beispielsweise ein Zeitgenosse Smith's über dessen Thesen: ,,... for a certain degree of ease and independence is necessary to inspire men with the desire of knowledge, and to afford them the leisure which is requisite for acquiring it; ..." (Dugald Stewart: Account of the Life and Writings of Adam Smith LL.D. 1973; online in: www.http://socserv2.socsci.mcmaster.ca/~econ/ugcm/3113/smith/dugald.

[81] Vgl. Meyer-Minnemann: Apropiaciones..., S. 53.

[82] S. Periquillo, S. 397.

[83] Periquillo, S. 193.

[84] Ebd., S. 196.

[85] Ebd., S. 345.

[86] Ebd.

[87] Vgl. zu den Ausführungen des Kaufmanns: Periquillo, S. 347.

[88] Ebd.

[89] Meyer-Minnemann: El Periquillo, S. 24.

[90] Periquillo, S. 349.

[91] Der einzige Ort in der Geschichte, der der Phantasie des Autors entsprungen ist.

[92] Vgl. Meyer-Minnemann, Periquillo, S. 22.

[93] Vgl. Periquillo, S. 360-364. Der Inselgouverneur nimmt noch zu weiteren Aspekten Stellung, die an dieser Stelle aber von marginaler Bedeutung sind.

[94] So zum Beispiel gegen korrupte Justizbeamte wie den Amtsschreiber Chanfaina oder die ersten beiden Lehrer Periquillos.

[95] Periquillo, S. 374.

[96] Strafmaßnahmen, die auch bei Faulenzern wie Periquillo zum Einsatz kommen!

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
El Periquillo Sarniento im Kontext der mexikanischen Unabhängigkeitsbewegung
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Veranstaltung
HS Der pikareske Roman in Spanien und Hispanoamerika
Note
2
Autor
Jahr
2000
Seiten
18
Katalognummer
V97086
ISBN (eBook)
9783638097611
Dateigröße
386 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Periquillo, Sarniento, Kontext, Unabhängigkeitsbewegung, Roman, Spanien, Hispanoamerika
Arbeit zitieren
Veronika Neumann (Autor:in), 2000, El Periquillo Sarniento im Kontext der mexikanischen Unabhängigkeitsbewegung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97086

Kommentare

  • Veronika Neumann am 22.7.2000

    El Periquillo Sarniento im Kontext der mexikanischen Unabhängigkeitsbewegung.

    ... tut mir so leid, hab erst jetzt gemerkt, daß ich ne unvollständige Fassung eingesandt habe. zwar fehlt nur die vollständuge Einleitung und die Zusammenfassung, aber vermutlich sind auch die letzten korrekturen hier nicht enthalten. dies unbedingt ganz haben wollen können mir ja mailen ... :-))

    bab,
    vroni

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Titel: El Periquillo Sarniento im Kontext der mexikanischen Unabhängigkeitsbewegung



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