Die Funktion der Nebenfiguren in Theodor Fontanes »Der Stechlin«


Seminararbeit, 1997

28 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Einteilung der Figuren
2.1. Figurenbestand
2.2. Hintergrundfiguren und Randfiguren
2.3. Hauptfiguren und Nebenfiguren

3. Funktion der Nebenfiguren
3.1. Vorüberlegungen
3.2. Der Stechlin-Kreis
3.2.1. Adelheid von Stechlin
3.2.2. Lehrer Krippenstapel
3.2.3. Baruch Hirschfeld und sein Sohn Isidor
3.2.4. Fußgendarm Uncke
3.2.5. Weitere Nebenfiguren
3.2.6. Zusammenfassung
3.3. Die Verbindung zwischen den beiden Czako
3.4. Der Barby-Kreis
3.4.1. Konstellation der Figuren
3.4.2. Ausgewählte Nebenfiguren
3.4.3. Zusammenfassung

4. Abschließende Gedanken

Fußnoten

Literaturverzeichnis

Kreisen: Rex und

1. Einleitung

Theodor Fontane kehrt mit seinem letzten Werk »Der Stechlin« in die Mark zurück. Der Schauplatz des Romans ist die Grafschaft Ruppin, wo Fontane geboren worden war und seine ersten Lebensjahre verbracht hatte. Bereits in »Effi Briest« hatte er in den Kessiner Kapiteln seine Jugenderlebnisse in Swinemünde einfließen lassen. So kommt ein autobiographisches Element in die letzten Romane hinein, das möglicherweise durch die beiden Erinnerungsbücher »Meine Kinderjahre« (erschienen Ende 1893) und »Von Zwanzig bis Dreißig« (erschienen im Juni 1898) noch gefördert wurde. Julius Petersen warnt jedoch davor, den »Stechlin« (erschienen Herbst 1898) als einen autobiographischen Roman zu sehen. Er kommt aber zu dem Schluss, dass kein anderes Werk von Theodor Fontane „so sehr zur Selbstaussprache, zum persönlichen Bekenntnis, ja zum Selbstporträt geworden“1 ist. Fontane lässt viel von seinen Gedanken, Ansichten und von seiner Lebenserfahrung in den Roman einfließen. Dabei konzentriert er sich nicht allein - wie angenommen werden könnte - auf Dubslav von Stechlin, sondern gibt ganz verschiedenen Figuren etwas von sich selbst mit. Das große Thema des Romans »Alt und Neu« weitet Fontane auf alle Lebensgebiete und alle Figuren aus.

Fontane ist dafür bekannt, dass er eine Vorliebe für Nebensächliches und Nebenfiguren hegt. In einem Brief an Theodor Wolf vom 24. Mai 1890 erläutert er seine Affinität: „...in meinen ganzen Schreibereien suche ich mich mit den sogenannten Hauptsachen immer schnell abzufinden, um bei den Nebensachen liebevoll, vielleicht zu liebevoll, verweilen zu können. Große Geschichten interessieren mich in der Geschichte; sonst ist mir das Kleinste das Liebste.“2

Und gerade die Nebenfiguren, die Fontane so schätzt, werden in dieser Arbeit im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Bei der Analyse zu den Nebenfiguren soll herausgefunden werden, wie Fontane seine Nebenfiguren einsetzt und welche konkreten Funktionen sie innerhalb des Romans übernehmen. Bevor im dritten Kapitel die Nebenfiguren näher untersucht werden, wird das zweite Kapitel einen Überblick über den Figurenbestand im »Stechlin« geben und die einzelnen Figuren zuordnen.

2. Einteilung der Figuren

2.1. Figurenbestand

»Der Stechlin« gehört zu den figurenreichen Romanen Theodor Fontanes. In den Mittelpunkt der Darstellung hat er den Adel gestellt. In einem Brief an Carl Robert Lessing vom 8. Januar 1896 berichtet Fontane von seinem nächsten Werk: „Im Winter habe ich einen politischen Roman geschrieben (Gegenüberstellung von Adel, wie er bei uns sein sollte und wie er ist). Dieser Roman heißt: »Der Stechlin«“3. Durch die Motive Wahl, Revolution und Sozialdemokratie, die auf den Adel bezogen werden, wird dieser Roman politisch. Wie schon in anderen Romanen Fontanes „erweist sich der Adel als ein überaus dankbares Objekt, an dem eine im Wandel befindliche Herrschaft gezeigt werden kann.“4 So ist es nicht überraschend, dass die wichtigsten Figuren, um die sich die ganze Geschichte aufbaut, zum Adel gehören. Dabei berücksichtigt Fontane Adelstypen unterschiedlicher Herkunft: Der niedere Adel wird durch Dubslav von Stechlin und seine Schwester Adelheid mit ihren Stiftsdamen verkörpert. Es folgen weitere Vertreter des märkischen Adels - der neuadlige Gundermann und eine pflichtbewusste Prinzessin, die in bürgerlicher Ehe lebt - und Adlige, die im Staats- bzw. Militärdienst stehen. Dazu gehören Woldemar von Stechlin, der Ministerialassessor von Rex und Hauptmann von Czako. Vervollständigt wird die Reihe durch Vertreter des hohen und begüterten Adels, der durch Graf Barby und seine Töchter sowie Baron und Baronin Berchtesgaden repräsentiert wird.

Schloss Stechlin, das Damenstift Kloster Wutz und die Wohnung der Barbys am Kronprinzenufer in Berlin sind die Schauplätze, die Fontane im Wesentlichen nutzt, um das Leben der Adligen im ausgehenden 19.

Jahrhundert zu schildern. Eda Sagarra weist darauf hin, dass es Fontane gelungen ist, einen Querschnitt des Adels mit einem Längsschnitt zu verbinden, „d.h. historische Strukturen einer sozialen Gruppe in einer bestimmten Epoche zu zeigen und gleichzeitig den geschichtlichen Prozess des Wandels, dem diese Gruppe unterliegt, anschaulich zu machen.“5

Um ein umfassendes Bild von der Situation des preußischen Adels im ausgehenden 19. Jahrhundert zu zeichnen und um deutlich zu machen, welche Veränderungen für diese soziale Gruppe auftreten, ist es für Fontane ebenso notwendig, Vertreter anderer Gesellschaftsschichten, mit denen der Adel im Alltagsleben in Berührung kommt, darzustellen. Dazu gehören die Dienstboten, wichtige Personen des Dorfes wie Pastor, Schulmeister, Dorfschulze, Gendarm sowie Oberförster und weiterhin Ärzte, Kaufleute, viele Figuren am Rande und natürlich der Freundes- bzw. Bekanntenkreis der Adligen, in dem Künstler und an Kunst Interessierte zu finden sind.

2.2. Hintergrundfiguren und Randfiguren

Im Roman gibt es einige Figuren, die nur in bestimmten Situationen - sozusagen punktuell - in Erscheinung treten. Sie werden dabei aber nicht nur erwähnt, sondern vom Autor kurz eingeführt und charakterisiert (z.B. Doktor Pusch, Leutnant von Szilagy). Diese Figuren - sie sollen als Hintergrundfiguren bezeichnet werden - haben ihren ‚Auftritt‘ und spielen im weiteren Verlauf der Handlung keine Rolle mehr. Fontane benutzt sie allerdings nicht nur, um ein möglichst lückenloses Bild von der Gesellschaft zu zeichnen, vielmehr geht es ihm einerseits darum, die Ansichten und Einstellungen dieser Figuren und der Schicht, die sie repräsentieren, in Bezug auf Politik und Geschichte deutlich zu machen. Zum anderen möchte er bestimmte soziale Gruppen (z.B. Künstler) vorstellen und ihre Probleme aufzeigen.

Erinnert sei an die Herren, die Dubslav von Stechlin bei der Wahl in Rheinsberg trifft und die das Bild vom märkischen Adel mit all seinen Ausprägungen vervollständigen.6 Als weiteres Beispiel sei die kleine Gruppe von Hochzeitsgästen genannt, die nach den Feierlichkeiten im Hause Barby den Abend zusammen verbringen möchte. Fontane lässt den Leser an einer Gesprächsrunde mit Doktor Pusch, Baron Planta, Professor Cujacius, Doktor Wrschowitz und Premierleutnant von Szilagy teilhaben und gewährt einen Blick in die Lebensumstände der Künstler bzw. derjenigen, die sich dafür halten. Da im weiteren Verlauf der Arbeit noch etwas genauer untersucht werden soll, wie die Darstellung der Künstler - besonders an Wrschowitz und Cujacius, die nicht nur in dieser Situation auftreten - durch Fontane zu bewerten ist, kann an dieser Stelle nur kurz festgehalten werden, dass Fontane mit der Schilderung des Gesprächs seine Skepsis gegenüber den Künstlern artikuliert.

Darüber hinaus arbeitet Fontane einzelne Figuren bzw. Figurengruppen ein, die zwar nur am Rande des Geschehens erwähnt werden, aber dazu beitragen, die zeitatmosphärische Einstimmung herzustellen, d.h. sie führen in den historischen und sozialen Kontext des Romans ein.7 Diese Figuren, die als Randfiguren bezeichnet werden sollen, werden im Gegensatz zu den Hintergrundfiguren lediglich kurz erwähnt und nicht durch das Gespräch mit anderen Personen vorgestellt bzw. charakterisiert.

Durch die Erwähnung von Schullehrer Brandt und seiner Tochter Frida, die bei Gundermanns im Haus hilft, sowie der Lehrerswitwe Frau Kulicke, die den Haushalt bei Lorenzen führt, gewährt Fontane einen kleinen Einblick in die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse dieses Berufsstandes. Neue Verdienstmöglichkeiten für Dorfbewohner in der Großstadt Berlin - als Büglerin beispielsweise - werden durch die Person der Karline angedeutet, über die im Roman nur gesprochen wird, ohne dass sie selbst in Erscheinung tritt. Sogar in kleinen Details arbeitet Fontane das Thema »Alt und Neu« - hier bezogen auf sich verändernde Arbeits- und Lebensumstände - ein.

Auf dem Heimweg nach dem Wahltag in Rheinsberg treffen Engelke und Dubslav den angetrunkenen Proletarier Tuxen. Dubslav verhält sich gönnerhaft und nimmt den Betrunkenen mit. So kann er auch etwas über dessen Wahlentscheidung erfahren. Dabei stellt sich heraus, dass Tuxen und seine Kameraden für den sozialdemokratischen Kandidaten gestimmt haben. Wenn Tuxen sich bei der Wahl auch gegen den gnädigen Herrn entschieden hat, so bleibt trotz allem die Achtung, die demütige Haltung vor dem alten Stechlin bestehen: Tuxen wehrt sich trotz seines Zustandes, auf den Rücksitz gelegt zu werden. Das Neue - angedeutet in der Sozialdemokratie - gewinnt unübersehbar an Bedeutung, aber das Alte hat noch immer Bestand, wird anerkannt und akzeptiert.

Zur Verdeutlichung soll noch ein Beispiel mit einer Figurengruppe angeführt werden. Dubslav von Stechlin erfreut sich an den Schulkindern, die wichtige preußische Schlachten kennen und die selbst gern Gefechtssituationen nachspielen. Durch diese kurzen Begebenheiten macht Fontane deutlich, dass trotz aller Veränderungen die preußische Erziehung mit ihren Tugenden Disziplin und Gehorsam immer noch einen hohen Stellenwert besitzt. Wiederum klingt das Thema »Alt und Neu« an, denn der alte Stechlin erkennt, dass auch ohne ihn in der neuen Zeit nicht alles gleich zusammenbrechen wird.

„ Na, solange ich hier sitze, so lange hält es noch. Aber freilich, es kommen andre Tage. “ ... “ Na “ , fuhr der Alte fort, ich will mich trösten. Als der Alte Fritz zu sterben kam, dachte er auch, nu ginge die Welt unter. Und sie steht immer noch, und wir Deutschen sind wieder obenauf, ein bißchen zu sehr. “ 8

Weitere Beispiele für solche Randfiguren - Rentmeister Fix, Globsower Arbeiter, Kiepefrau, Postbote Brose, Drechslergeselle Söderkopp - sollen an dieser Stelle erwähnt, aber nicht näher untersucht werden. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Randfiguren die Funktion von Komparsen übernehmen, die zwar „relativ selbständig am Rande der erzählten Romanwelten“9 stehen, aber zur Gesamtgestaltung des Romans beitragen.

2.3. Hauptfiguren und Nebenfiguren

Im Zeitroman des vergangenen Jahrhunderts ist eine Strukturverschiebung im Personenaufbau festzustellen. Verstärkt stehen mehrere Figuren im Zentrum der Aufmerksamkeit, und die Fixierung auf eine zentrale Figur nimmt ab. Es gibt nicht mehr den Helden, der alle überstrahlt und mit ganz besonderen Charaktermerkmalen ausgestattet ist. Vielmehr werden von den Autoren Alltagsfiguren in ihrem Miteinander geschildert. Interessant ist in diesem Zusammenhang, welche Worte Fontane seinem Pastor Lorenzen bei einem Gespräch mit Melusine über die gesellschaftliche Entwicklung in den Mund legt. Parallelen zur Literatur können gezogen werden.

„ Das Heldische hat nicht direkt abgewirtschaftet und wird noch lange nicht abgewirtschaftet haben, aber sein Kurs hat nun mal seine besondere Höhe verloren... “

Paul Böckmann kann bei Fontane folgendes feststellen: „Es gibt bei ihm keine gesteigerten Romanhelden mehr, keine heroischen oder abenteuerlichen Ereignisse, keine spannenden Vorfälle, sondern nur jene alltägliche Durchschnittslage einer üblichen Lebensführung, die in den einzelnen Gesellschaftsschichten verschieden sein mag, aber immer den Bedingtheiten des menschlichen Daseins Rechnung trägt.“10

Im »Stechlin« zählen neben Dubslav von Stechlin Pastor Lorenzen, Melusine sowie Woldemar und Armgard zu den Hauptfiguren. Eda Sagarra geht nur von drei Hauptgestalten aus und lässt Woldemar und Armgard außen vor. Dies scheint besonders bei Armgard keineswegs unberechtigt, denn weder stellt Fontane sie ausführlich vor, noch nimmt sie an den wichtigen Gesprächen des Romans teil. Für Armgard als Hauptfigur spricht allerdings, dass sie zusammen mit Woldemar an den wenigen Ereignissen des Romans - der Hochzeit - beteiligt ist: „Zum Schluß stirbt ein Alter, und zwei Junge heiraten sich;- das ist so ziemlich alles, was auf 500 Seiten geschieht.“11

Im vorherigen Kapitel wurde bereits begonnen, den Figurenbestand zu ordnen. Neben den Haupt-, Hintergrund- und Randfiguren sollen jetzt noch kurz die Nebenfiguren, die dann im dritten Kapitel genauer untersucht werden, bestimmt werden. Im Gegensatz zu den Rand- und Hintergrundfiguren treten die Nebenfiguren während des Romangeschehens häufiger in Erscheinung. Es handelt sich um Figuren, die zum unmittelbaren Lebenskreis der Adligen gehören und sie sozusagen begleiten. Die Nebenfiguren können - adäquat zu den Hauptfiguren - den Lebenskreisen Barby und Stechlin zugeordnet werden. Durch die Hochzeit von Woldemar und Armgard verbinden sich diese beiden Lebenskreise. Bei der Analyse werden die Nebenfiguren dieser beiden Kreise gesondert betrachtet. Um welche Figuren es sich ganz konkret handelt, wird im dritten Teil der Arbeit zu erfahren sein.

3. Funktion der Nebenfiguren

3.1. Vorüberlegungen

In diesem Teil der Arbeit sollen die Nebenfiguren des »Stechlin« auf ihre Funktion innerhalb des Romans untersucht werden. Dabei werden zwei Kriterien berücksichtigt. Zum einen soll die inhaltliche Funktion der Nebenfiguren analysiert werden. Zum anderen soll geprüft werden, welche Aufgaben die Nebenfiguren bei der erzähltechnischen Gestaltung des Romans übernehmen.

Auf folgende Thesen soll während der Analyse ganz besonders geachtet werden.12
1. Fontane möchte durch die Einarbeitung vieler Nebenfiguren ein möglichst vollständiges Bild der Gesellschaft seiner Zeit zeichnen.
2. Er setzt Nebenfiguren ein, um Kontraste zu Haupt- und anderen Nebenfiguren zu setzen, aber auch um Ähnlichkeiten zwischen diesen aufzuzeigen.
3. Fontane nutzt die Nebenfiguren, um Übergänge zwischen Szenen und Abläufen herzustellen.

Im Mittelpunkt stehen die Nebenfiguren des Stechlin-Kreises, von denen einige exemplarisch ausgewählt werden, um die wichtigsten Erscheinungen aufzuzeigen. Die Nebenfiguren des Barby-Kreises werden in einem Kapitel zusammengefasst. Dabei soll im Vordergrund stehen, ob sich neue Erkenntnisse aus diesen Figuren ableiten lassen.

Vom Brautpaar abgesehen sind die Nebenfiguren Rex und Czako die einzigen, die sich in beiden Lebenskreisen bewegen. Darin liegt ihre besondere Bedeutung für diese Analyse, und aus diesem Grund werden sie mit einem eigenen Kapitel zwischen den beiden Lebenskreisen bedacht.

3.2. Der Stechlin-Kreis

3.2.1. Adelheid von Stechlin

Schon zu Beginn des Romans wird klar, dass die Figur der Adelheid als Gegenspielerin zu ihrem Bruder Dubslav konzipiert ist. Bereits bei der ersten Erwähnung während der Porträtierung von Dubslav durch den Erzähler werden Unstimmigkeiten zwischen den beiden angedeutet. Bei der finanziellen Unterstützung, die Adelheid ihrem Bruder zukommen lässt, geht es ihr weniger um die Hilfe für ihren Bruder, sondern um die Sicherung des Familienbesitzes.

Aber sie half nicht aus Liebe zu dem Bruder - gegen den sie, ganz im Gegenteil, viel einzuwenden hatte -, sondern lediglich aus einem allgemeinen Stechlinischen Familiengefühl.

Fontane stellt Dubslav als jovialen und liberalen Märker vor, dessen schönster Zug „ eine tiefe, so recht aus dem Herzen kommende Humanität “ (S. 10) ist und der „ Dünkel undüberheblichkeit (während er sonst eine Neigung hatte, fünf gerade sein zu lassen) “ (S. 10) ablehnt. Im Kontrast dazu steht Adelheid, von der der Autor berichtet, dass „ die tiefe Prosa ihrer Natur, das märkische Enge, das Mißtrauen gegen alles, was die Welt der Schönheit oder gar der Freiheit auch nur streifte. “ (S. 88) den Kontakt mit ihr erschwert. Adelheids Engstirnigkeit, die in dem Zitat angesprochen wird, kommt besonders bei ihren Empfehlungen für die Heiratsabsichten Woldemars zum Ausdruck. Ihre Bitte „ heirate heimisch und heirate lutherisch “ (S. 173) geht auf einen bornierten Adelsdünkel zurück, der unter dem brandenburgischen Adel besonders ausgeprägt war. Eda Sagarra weist auf die Doppelfunktion der Figur der Adelheid hin: „Ganz abgesehen von der Funktion als Gegenspielerin ihres Bruders trägt Adelheid zur Vollständigkeit des historischen Bildes vom Adel im preußischen Raum bei.“13

Für Walter Müller-Seidel ist die Domina von Kloster Wutz das „Paradebeispiel einer in Verknöcherung übergegangenen Daseinsform“.14 Diese eindeutige Einschätzung, die die Figur Adelheids treffend umschreibt, geht allerdings nicht nur auf die Beurteilungen des Erzählers zurück. Nach einigen Andeutungen15 vor dem ersten Auftritt der Domina lässt Fontane die Nebenfigur selbst zu Wort kommen (in Form von Gesprächen und Briefen). Dabei offenbart sich der Charakter Adelheids noch viel überzeugender als durch Ausführungen des Erzählers. Der Leser kommt zu einem eigenen Eindruck über die Person, der allerdings vorgeprägt ist. Die Nebenfigur charakterisiert sich verstärkt selbst und wird nicht ausschließlich vom Erzähler vorgestellt. Ihre Ablehnung, ja fast schon Verdammung des Katholizismus und ihre Skepsis gegenüber Neuerungen in der Stadt (Pferdebahn) lassen Rückschlüsse auf ihre Gedankenwelt und ihr Selbstverständnis zu.

Beim Aufeinandertreffen mit der Familie Armgards wird erkennbar, dass Adelheid nicht nur als Kontrastfigur zu Dubslav angelegt ist, sondern - sogar noch weitaus schärfer - auch eine Gegenposition zu Melusine einnimmt. Der Domina ist das „ Leichte, das Heitre, das Sprunghafte, das die junge Gräfin in jedem Wort zeigte “ (S. 272) suspekt und anschließend äußert sie sich im Gespräch mit Dubslav negativ zu den neuen Familienmitgliedern: „ Ich liebe mehr unsre Leute...Mir widersteht das Fremde. “ (S. 304). Hierin kommt nicht nur ihre abwehrende Haltung gegenüber Adligen mit anderer Herkunft zum Ausdruck, sondern darüber hinaus zeigt sich ihre grundsätzliche Ablehnung des Neuen, das durch Melusine im »Stechlin« verkörpert wird.

Durch die Begegnung mit Melusine wird der Kontrast zu ihrem Bruder abgeschwächt (Inzwischen ist während des Romanverlaufs deutlich geworden, dass auch der alte Stechlin im Großen und Ganzen recht konservativ ist.). Dubslav schätzt die Situation der beiden treffend ein.

„ Ach, Adelheid, wir können unsüber so was nicht einigen. Ich gelte schon für leidlich altmodisch, aber du, du bist ja geradezu petrefakt. “

Die beiden Geschwister gehören zum alten Leben, aber Fontane positioniert sie in Bezug auf die neuen Entwicklungen unterschiedlich. Während Adelheid mit ihren Ansichten keinerlei Verbindung mit dem Neuen hat, so gehören doch die Eigenschaften Dubslavs in die neue Zeit hinein.

In diesem Zusammenhang sollen die Stiftsdamen von Adelheid von Stechlin kurz erwähnt werden, obwohl sie von der Systematisierung her zu den Hintergrundfiguren gehören. Fräulein von Schmargendorf belebt mit ihrer Einfältigkeit, die sie im Gegensatz zu den beiden anderen Damen sympathisch erscheinen lässt, das ansonsten steif wirkende Kloster. Fräulein von Triglaff, die in der Vorstellung lebt, die einzig wahre Triglaff zu sein, passt gut zur Domina und ihrem Selbstbewusstsein.

Bei der erzähltechnischen Gestaltung lassen sich an der Figur der Adelheid keine Besonderheiten feststellen. Fontane nutzt sie, um mit anderen Figuren vorherige Gesprächssituationen oder Ereignisse (Besuch von Rex und Czako, Besuch der Barbys nach der Verlobung) zu bewerten. Durch das Gespräch über das Gespräch besitzt der Autor die Möglichkeit, unterschiedliche Einschätzungen von einer Situation zusammenzutragen. Neben dem Effekt, dass sich die Figuren durch ihre Äußerungen selber charakterisieren, können Informationen über den Hintergrund anderer Figuren mitgeteilt werden.

3.2.2. Lehrer Krippenstapel

Krippenstapel ist eine weitere Figur, die Dubslav von Stechlin nahe steht. Anders als bei Adelheid, mit der er trotz der engen Verwandtschaft nur die gegenseitige Abneigung teilt, liegt ihm sein Lehrer am Herzen. Laut Lorenzen ist er „ Liebling des alten Herrn “ (S. 296) und nach Aussagen des Erzählers „ sein guter Freund “ (S. 349). Wie wichtig ihm Krippenstapel ist, zeigt sich, als Superintendent Koseleger den Versuch unternimmt, die Lehrmethoden des Lehrers in Zweifel zu ziehen. Dubslav verteidigt ihn vehement, so dass Koseleger nur der geordnete Rückzug bleibt. Diese entgegengebrachte Sympathie überrascht, denn es besteht kein Zweifel, dass dieser Krippenstapel eine sonderbare Person ist. Fontane gibt ihm einen merkwürdigen Namen, und auf sein markantes Aussehen - Eulengesicht - weisen spöttelnd verschiedene Figuren hin. Hinzu kommt noch, dass Dubslav in einem Gespräch mit Rex und Czako Krippenstapel als „ ein Prachtexemplar “ vorstellt, der „ ein vorzüglicher Lehrer “ ist, aber dann zum Urteil kommt, „ verrückt ist er doch “ (alle Zitate S. 57). Trotz der Eigentümlichkeiten von Krippenstapel ist Dubslav froh, dass er den Lehrer hat, der die Kinder in seinem Sinne erzieht und sein Museum leitet. Das Misstrauen, das er vielen Personen (durchaus berechtigt wie bei Gundermann, aber auch überzogen wie bei Doktor Moscheles) entgegenbringt, hegt er gegen Krippenstapel nicht, denn er weiß, dass er sich auf ihn verlassen kann. Enttäuschungen wie bei Baruch Hirschfeld sind ausgeschlossen, denn Krippenstapel wird sich ihm gegenüber völlig loyal verhalten, weil ihre Ansichten grundsätzlich übereinstimmen. Sie gehören einer Generation an, sie sind beide mit dem Alten verhaftet. So wie der Schriftsteller Fontane, der mit besonderer Sorgfalt immer wieder sogenannte ‚Originale‘ liebevoll in Szene setzt, hängt der alte Stechlin an seinem Lehrer.

Die Verbundenheit von Dubslav und Krippenstapel lässt sich noch auf einer anderen Ebene nachvollziehen. Abgesehen von zwei Ausnahmen16 stehen alle Erwähnungen Krippenstapels bzw. Gespräche über ihn im Zusammenhang mit der Hauptfigur. Die Verbundenheit der beiden Figuren hat Fontane auch durch die Figurenkonstellation hervorgehoben.

Krippenstapel hat nicht nur eine Funktion in Bezug auf den alten Stechlin. Die Situation der Lehrer, die Fontane mit den Randfiguren bereits thematisiert hat, wird anhand von Krippenstapel noch ausführlicher dargestellt. Krippenstapel zeigt ausgeprägtes Selbstbewusstsein, wenn er einem Streitgespräch mit einem höheren Beamten über eine Frage der Architekturgeschichte nicht aus dem Wege geht. Diese Episode zeigt, „daß gerade im Lehramt Status und Selbstwert die geringere Besoldung ausgleichen müssen.“17 In einer kleinen Begebenheit am Rande gibt Fontane noch einmal einen Einblick in die wirtschaftliche Situation von Krippenstapel und damit der Lehrerschaft allgemein. Als die Regimentskameraden Woldemar, Rex und Czako zum Kloster Wutz aufbrechen, beobachten sie am Ortsausgang einen merkwürdig gekleideten Mann beim Mähen des Rasens. Es handelt sich um Krippenstapel, der von Woldemar wegen seiner Fähigkeiten zum Improvisieren als „ der reine Robinson “ (S. 77) bezeichnet wird. Eda Sagarra betont noch einmal, wie es Fontane gelingt, Informationen über diese Berufsgruppen einfließen zu lassen: „Durch kleine Details unterrichtet der Erzähler, fast ohne daß der Leser es merkt, über den geschichtlichen Werdegang des Lehrers im östlichen Raum - seine Bienen, sein Garten und das Krammetsvogelnetz wurden zur Anleitung für das einfache Volk, sich selbst zu versorgen.“18

3.2.3. Baruch Hirschfeld und sein Sohn Isidor

Mit dem jüdischen Kaufmann Baruch Hirschfeld verbindet Dubslav von Stechlin eine langjährige geschäftliche Beziehung. Baruchs Sohn Isidor, der im Roman für das Neue steht, sieht mit Argwohn, dass der Vater dem Gutsherrn aus alter Verbundenheit immer noch Kredit gibt und dessen finanzielle Abhängigkeit nicht stärker ausnutzt.19 Doch der alte Hirschfeld bekennt: „ Ich bin fürs Alte und für den guten alten Herrn von Stechlin. “ (S. 13).

Baruch Hirschfeld ist eine Nebenfigur, die allein gesehen, Ähnlichkeiten mit Dubslav aufweist. Er gehört auch zum Alten und erinnert sich gern der Schlachten, die die Väter und Großväter ruhmreich geschlagen haben. Zusammen mit seinem Sohn Isidor bildet er allerdings im Vergleich zu Dubslav und dessen Sohn Woldemar ein Gegensatzpaar. Während bei den beiden Stechlinen weitestgehend Harmonie herrscht, gibt es im Hause Hirschfeld offene Zwietracht.

Zum Ende des Romans zerbricht die Verbindung zwischen Baruch Hirschfeld und Dubslav, der beklagt, „ mit einemmal ist der Pferdefußrausgekommen. “ (S. 348). Bei seinem letzten Besuch, als Dubslav bereits krank war, scheint es fast so, als ob der alte Kaufmann sich nun doch mehr zum Neuen hingezogen fühlt, er verteidigt seinen Sohn Isidor und betont die Wichtigkeit von Dividende, was ganz im Sinne Isidors sein dürfte. Baruch möchte mit dem alten Stechlin ins Geschäft kommen, was dieser ablehnt. Für beide ist nach dem Gespräch klar, dass der alte Bund zerbrochen ist. Dubslav gehört zum Alten, während der alte Hirschfeld durch seinen Sohn an das Neue herangeführt wird. Es bleibt allerdings offen, ob er freiwillig diesen Weg einschlägt und wie es mit ihm überhaupt weitergeht.

Die Figuren Baruch und Isidor Hirschfeld haben bei der erzähltechnischen Gestaltung des Romans keine hervorgehobene Funktion. Auffallend ist allerdings, dass bei jedem Auftreten - gemeinsam oder einzeln - das Thema des Romans »Alt und Neu« mit ihnen in Erscheinung tritt. Sogar Nebenfiguren, die nur selten auftreten, werden in die Intention des Werkes einbezogen.

3.2.4. Fußgendarm Uncke

Es wurde bereits erwähnt, dass Fontane den »Stechlin« als politischen Roman eingestuft hat. Schon aus diesem Grund darf der preußische Gendarm als Repräsentant der Staatsmacht nicht fehlen. Fontane hätte der Vollständigkeit halber einen ganz normalen Polizisten einarbeiten können, aber es zeigt sich wieder seine Affinität zu den Nebenfiguren. Er entwirft mit viel Liebe und Humor eine nuancenreiche Figur, die zwei Funktionen erfüllt.

Neben Wachtmeister Pyterke, der einige Male erwähnt wird, aber nicht weiter ins Geschehen eingreift, widmet der Autor dem Fußgendarm Uncke stärkere Aufmerksamkeit. Uncke wird in einem humorvollen Licht dargestellt. Im folgenden Zitat werden die Eindrücke, die Uncke bei Pyterke hinterlässt, wiedergegeben. Der Erzähler unterstützt dessen Einschätzung.

„ Uncke war ihm [Pyterke] der Inbegriff des Komischen, und wenn ihn schon das rote, verkupferte Gesicht an und für sich amüsierte, so doch viel, viel mehr noch der gefärbte Schuhbürstenbackenbart, vor allem aber das Augenspiel, mit dem er den Verhandlungen zu folgen pflegte. Pyterke hatte recht; Uncke war wirklich eine komische Figur. “

Obwohl Uncke als komische Figur beschrieben wird, erfüllt er seinen Dienst als kaiserlicher Diener gewissenhaft. Es besteht kein Zweifel, dass er die Staatsmacht verteidigt und immer darauf achtet, ob feindliche Bestrebungen, die zu einem Umsturz führen könnten, zu beobachten sind (nach der Wahlveranstaltung im >Stechliner Krug<, während der Wahl in Rheinsberg). Die Nebenfigur Uncke gehört zu den vielen Figuren aus dem Stechliner-Kreis, die sich der alten Ordnung verbunden fühlen und dazu beitragen, dass das bestehende System erhalten bleibt. Eda Sagarra sieht in der Figur des Fußgendarm einen ironischen Kommentar: „Indem seine durchaus karikaturenhafte Figur durch den mythischen Namen eine groteske Steigerung erfährt, kann sie als ironischer Kommentar zum Funktionieren des Systems gelesen werden.“20

Für Dubslav ist Uncke, zu dem er wie zu allen anderen Amtspersonen einen guten Kontakt pflegt, ein gern gesehener Gesprächspartner. Die Kontakte des alten Stechlin zur Außenwelt werden immer weniger. Das Lesen der Zeitung ist ihm oft zu viel und Uncke stellt fest, dass der alte Herr noch immer an das gute im Menschen glaubt, liege daran, „ weil Sie soviel zu Hause sitzen und selber so sind. “ (S. 284). Dubslav ist erfreut über die Gelegenheiten und erkundigt sich bei Uncke über Torgelow, seine Auftritte im Reichstag und ob seine Leute mit ihm zufrieden sind. Fontane nutzt die Figur Uncke, um das Gespräch immer wieder auch auf politische Themen lenken zu können. Und wenn sie dann über Politik sprechen, bleibt es natürlich nicht aus, dass sie sich über die nachteiligen Entwicklungen, die das Neue mit sich bringt, austauschen (’Zweideutigkeiten’ in den Familien, z.B. Baruch Hirschfeld, Ausbruchgefahr bei den Globsowern). Das Hauptthema fließt in die Gespräche mit ein und wird auf der Ebene der Politik diskutiert.

3.2.5. Weitere Nebenfiguren

Zu den weiteren Amtspersonen - neben Fußgendarm Uncke - gehören Wachtmeister Pyterke21 und Dorfschulze Kluckhuhn. Über Schulze Kluckhuhn berichtet der Erzähler, dass er „ eine humoristisch angeflogene Persönlichkeit ist “ und wohl auch deshalb „ Liebling des alten Dubslav “ ist (beide Zitate S. 179). Sein zweiter Name Rolf Krake geht auf seine Kriegserlebnisse von 1864 zurück. Wieder gibt es im Umfeld des alten Stechlin eine Nebenfigur, deren Reputation mit Kriegserfolgen in der Vergangenheit zusammenhängt.

Gundermann ist wohl die einzigste Figur im Roman, die durchgehend negativ dargestellt bzw. von den anderen Figuren negativ gesehen wird. Sogar Adelheid, die für ihren kranken Bruder sorgen wollte und die die Beerdigung „ mit einer gewissen Würde “ (S. 403) durchführte, kommt letztendlich besser weg. Der schlechte Ruf geht auf seine Herkunft zurück (Gundermann zählt zum Neuadel, der sich aus den Industriekreisen entwickelte.22 ) und verstärkt sich noch durch seine politischen Ambitionen und Äußerungen. Aus den Briefen Fontanes geht seine wachsende kritische Distanz zum Adel hervor, aber seine Vorliebe für den Adel „nach der ästhetischen und novellistischen Seite“23 bleibt bestehen. Mag er den alteingesessenen Adel kritisieren und ihm die Tauglichkeit für die moderne Welt absprechen, so wird am Beispiel Gundermann deutlich, dass er seinen einst geliebten Adel immer noch den Emporkömmlingen und Neuadligen vorzieht. Fontane möchte auf diese Figur nicht verzichten, damit er die gesellschaftlichen Entwicklungen aufzeigen kann. Obwohl Dubslav von Stechlin ihn verachtet, ist er gezwungen, Gundermann zu bestimmten Anlässen ins Haus Stechlin einzuladen, weil er keine Alternativen hat.

Oberförster Katzler und seine Frau Ermyntrud setzen die Liste der sonderbaren Nebenfiguren im Stechliner-Kreis fort. Die geborene Prinzessin von Ippe-Büchsenstein hat einen Bürgerlichen, den Oberförster Katzler geheiratet. Der übertriebene Pflichtethos von Frau Katzler steht meistens im Mittelpunkt bei den Ausführungen zu dieser Familie. Für den Zusammenhang der Arbeit sind diese Figuren in der Hinsicht interessant, weil Fontane die beiden überwiegend in Gesprächen anderer Figuren über sie vorstellt (Woldemar mit Rex und Czako, aber auch Dubslav gegenüber Engelke). Er umgeht damit die en bloc-Vorstellung des Erzählers. Weiterhin hat das den Vorteil, dass so über die Besonderheit ihrer Verbindung und die daraus resultierenden Fragen diskutiert werden kann.

Die weiteren Nebenfiguren Engelke, Doktor Sponholz, Doktor Moscheles, die Buschen und Koseleger werden jetzt nicht intensiver ausgewertet, da keine signifikanten Ergebnisse in Hinblick auf die Thematik der Arbeit erwartet werden.

3.2.6. Zusammenfassung

Anhand der drei Thesen sollen die bisherigen Ergebnisse kurz zusammengefasst werden.

1. Fontane zeichnet mit seinen Nebenfiguren (inklusive den Rand- und Hintergrundfiguren) das Leben auf dem Land nach, denn er berücksichtigt in seinem Roman Figuren aus unterschiedlichen sozialen Schichten und Berufsständen. Dabei gewährt er Einblick in die Problemlagen der Einzelnen.

2. Bei der Analyse überrascht keinesfalls, dass durch Adelheid von Stechlin, Krippenstapel, Uncke und Baruch Hirschfeld Kontraste und Ähnlichkeiten zu anderen Figuren erzeugt wurden, um die Figurenkonstellation möglichst interessant zu gestalten. Ein anderer Aspekt hat sich allerdings bei der Analyse immer stärker aufgedrängt. Der alte Stechlin lebt auf seinem Schloss weitestgehend isoliert.24 Selbst das gute Einvernehmen mit einigen der angeführten Nebenfiguren und mit Pastor Lorenzen kann nicht verbergen, dass es ihm an Kontakt mit Seinesgleichen fehlt, mit Menschen, die sich auf seinem gesellschaftlichen Niveau bewegen. Das unterscheidet ihn vom Grafen Barby, der durch den Kontakt mit Baron und Baronin Berchtesgaden die Gemeinschaft mit Menschen seines Standes nicht entbehren muss.

Fontane umgibt seine Hauptfigur Dubslav mit Nebenfiguren, die das Alte verkörpern (Adelheid, Krippenstapel, Uncke, Schulze Kluckhuhn) und rückwärtsgewandt leben. Mögen Krippenstapel, Uncke und einige andere noch so liebevoll von Fontane gezeichnet worden sein, lässt er doch keinen Zweifel daran, dass diese Figuren in die moderne Zeit nicht hineinpassen. Beachtenswert ist weiterhin, dass Fontane diese Figuren nicht nur weltfremd darstellt, sondern die meisten sind darüber hinaus sehr sonderbare Typen, die den Eindruck der Isolation verstärken. Nur in einem Umfeld, in dem wenig Austausch auf menschlicher und geistiger Ebene geschieht, wird mit der Zeit alles "petrefakt" und sonderbar.

3. Die Analyse hat deutlich gemacht, dass Fontane die Nebenfiguren weniger nutzt als angenommen, um mit ihrer Hilfe den Roman zu strukturieren. Er nimm sie in Anspruch, um über Gespräche den Erzähler stärker in den Hintergrund zu drängen, aber es war nicht zu beobachten, dass die Nebenfiguren lediglich die Stichworte liefern und die Kapitel beginnen oder abschließen. Es ist die Tendenz festzustellen, dass die Nebenfiguren verstärkt inhaltliche Funktionen übernehmen.

3.3. Die Verbindung zwischen den beiden Kreisen: Rex und Czako

Im Roman tauchen viele Militärangehörige im Ruhestand auf. Mit Woldemar gehören Rex und Czako zu den aktiven Vertretern des Militärs.25 Insgesamt gesehen spielt das Militär in diesem Roman keine herausragende Rolle. Für Fontane ist es aber wichtig, dass er anhand dieser Figuren die Karriere von Adligen im Militär andeuten kann (Rex’ Weg aus dem niederen Adel zum teuren Kavallerieregiment; die materiellen Nöte von Czako) und Informationen und Entwicklungen aus dem Bereich des Militärs einfließen lassen kann (z.B. ihre Debatte um zu viele Prinzen in der Armee).

Rex und Czako bilden in sich ein Kontrastpaar und sind weniger Kontrast zu anderen Figuren. Fontane stellt zwei Personen zusammen, die scheinbar sehr gegensätzlich sind. Der frivole Czako, immer wieder mit bissigen Kommentaren zur Stelle, trifft auf den korrekten und an seiner Karriere interessierten Rex. Je mehr die beiden jedoch im Verlauf der Handlung in Erscheinung treten, wird es mehr und mehr offensichtlich, dass bei Rex hinter der Maske von Frömmigkeit und Korrektheit kein besserer Charakter steckt. Rex ist genauso an Gerüchten und Klatsch interessiert wie der scharfzüngige Czako. Von einer moralischen Überlegenheit von Rex über Czako kann später nicht mehr gesprochen werden. Die Gestaltung dieser beiden Figuren durch Fontane wirft kein positives Licht auf das Militär und macht deutlich, dass es auch innerhalb dieser Schicht erheblichen Erneuerungsbedarf gibt.

Aus erzähltechnischer Sicht sind diese Figuren besonders aufschlussreich. Es lassen sich Parallelen zu der Funktion anderer Nebenfiguren feststellen. So nutzt Fontane auch Rex und Czako, um andere Figuren zu kritisieren. Bei ihrem Besuch in Stechlin lernen sie die wichtigsten Personen des Stechlin-Kreises kennen und äußern sich in Vor- und Nachgesprächen zu ihnen. Nicht ohne Grund finden sich diese Begebenheiten am Anfang des Romans, denn für den Erzähler stellt sich zu Beginn die Aufgabe, eine ganze Reihe von Figuren einzuführen. Und da greift der Erzähler, der en bloc-Vorstellungen größtenteils vermeidet, auf die zwei Nebenfiguren zurück. Mit Kritik sparen die beiden bei den vielen sonderbaren Personen nicht. Warum Fontane auf diese Technik zurückgreift, erläutert Heide Buscher: „Die Kritik, die die einzelnen Personen auf diese Weise trifft, erscheint dem Leser viel differenzierter, genauer und überzeugender als die unmittelbar aus dem Munde des Dichters vernommenen Bemerkungen. Das aus dem Inhalt der verschiedenen Gespräche erstehende Bild der Personen ist polyperspektivisch; im ständigen Wechsel der geäußerten Ansichten vervollständigen und festigen sich die Konturen der jeweiligen Person zu einem Gesamtbild.“26 Bei Rex und Czako fällt im Gegensatz zu den anderen Nebenfiguren auf, dass sie besonders häufig zur Einschätzung anderer Personen herangezogen werden.

Wie "klassische" Nebenfiguren werden Rex und Czako gegen Ende des zweiten Kapitels eingesetzt. Den beiden ist es vorbehalten, das Kapitel abzuschließen und die Familie einzuführen, die für den weiteren Verlauf von Bedeutung ist. Der Leser erhält die ersten Informationen zu den Barbys und dem Verhältnis Woldemars zu ihnen.

Rex und Czako sind die einzigen Nebenfiguren, die Woldemar in den Barby-Kreis begleiten und dort weiter ihrer Funktion, die anderen Figuren zu kritisieren, nachkommen. Sie treiben die Handlung des Romans voran, wenn sie das Motiv Hochzeit immer wieder ansprechen. So stellen sie beispielsweise die Frage nach der Braut: „ Wichtiger sind doch zuletzt immer die Damen, die Gräfin und die Komtesse. Welche wird es? “ (Czako, S. 223). Sie lenken die Aufmerksamkeit des Lesers vorausdeutend (am Ende des zweiten Kapitels) und kommentierend (siehe letztes Zitat oben) auf die bevorstehende Hochzeit. Eine abschließende Einschätzung zur Entscheidung Woldemars von Czako darf da keinesfalls fehlen: „ Nimmt da die Schwester! Er hatte am Ende die Wahl. Der kleine Finger der Gräfin (und ihr kleiner Zeh nun schon ganz gewiß) ist mir lieber als die ganze Komtesse. “

3.4. Der Barby-Kreis

3.4.1. Konstellation der Figuren

Fontane entwirft beim Barby-Kreis eine Figurenkonstellation, die Ähnlichkeiten mit der bei den Stechlins aufweist. Dem Haus steht mit Graf Barby ebenfalls ein sympathischer Adliger vor, der sich im Herbst seines Lebens befindet. Es lassen sich noch weitere Parallelen feststellen. Neben gemeinsamen Schicksalsschlägen (beide, Graf Barby und der alte Stechlin, sind Witwer) kommen einige Figuren zu dem Schluss, dass die beiden alten Herren sich nicht nur äußerlich ähneln. Einer von ihnen ist Woldemar, der seinem Tagebuch folgendes anvertraut: „ Und dazu der alte Graf! Wie ein Zwillingsbruder von Papa, derselbe Bismarckkopf, dasselbe humane Wesen, dieselbe Freundlichkeit, dieselbe gute Laune. “ (S. 125). Die Unterschiede zwischen den beiden führt er auf die verschiedenen Lebenswege zurück: „ Ein Botschaftsrat ist eben was andres als ein Ritterschaftsrat, und an der Themse wächst man sich anders aus als am ‚ Stechlin ‘ ... “ (S. 125).

Den beiden Figuren hat Fontane jeweils einen alten Diener - Engelke und Jeserich - zur Seite gestellt, die die Reihe der Gemeinsamkeiten fortsetzen. Beide sind die Vertrauten ihrer Dienstherren, und trotz der langen gemeinsamen Zeit bleibt eine Distanz erhalten. Fontane gewährt den Lesern wieder einmal einen Einblick in den Alltag einer Berufsgruppe, hier sind es die Diener. Sie sind zwar stets loyal und fühlen sich zur guten Herrschaft dazugehörig, aber auch ihr Beruf bringt Unannehmlichkeiten mit sich. Jeserich beklagt sich leise über das viele Silber, das er putzen muss, und der Leser staunt, dass Dubslav seinen alten Diener bei kalten Temperaturen an den See vorausschickt, um Plaids und Decken für Melusine und Armgard hinzubringen.

Die Unterschiede zwischen Barby und Dubslav gehen nicht nur darauf zurück, dass sie vom Autor als Nebenfigur und Hauptfigur konzipiert sind. Während Dubslav relativ zurückgezogen im Haus Stechlin wohnt, gibt es im Hause Barby ein reges gesellschaftliches Leben. Es finden sich dort ebenfalls sonderbare Figuren aus dem Künstlermilieu ein, aber immerhin gibt es immer wieder neue Persönlichkeiten, die in den Kreis eingeführt werden und für neue Impulse sorgen. Keineswegs zu vernachlässigen ist der Kontakt zu Baron und Baronin Berchtesgaden, mit denen Barby zum einen Erinnerungen über England austauschen kann, zum anderen hat er in ihnen adäquate Gesprächspartner zur Tagespolitik. Mit Melusine besitzt der Barby-Kreis das belebende Moment, das dem anderen Kreis trotz Woldemar und Lorenzen fehlt.

Wie beim Stechlin-Kreis treten im Barby-Kreis eine Reihe von Figuren auf, die es Fontane ermöglichen, das Leben - in diesem Fall in der Großstadt Berlin - von verschiedenen sozialen Gruppen abzubilden und sie in den Gesamtzusammenhang der Geschichte («Alt und Neu«) zu integrieren.

3.4.2. Ausgewählte Nebenfiguren

Fontane nimmt die Künstlerfiguren nicht nur auf, um sein Figurenensemble zu erweitern, sondern ihm liegt das Schicksal der Künstler in der Gesellschaft am Herzen. Erinnert sei an seinen kurzen Aufsatz »Die gesellschaftliche Stellung der Schriftsteller«, in dem er die Aufwertung der Schriftsteller durch den Staat einfordert.27 Trotz der Skepsis, die Fontane gegenüber der gesellschaftlichen Situation des Künstlers hat, lässt er laut Eda Sagarra keinen Zweifel an ihrer Verantwortung für die Situation: „Daß aber die Künstler an ihrer schiefen Lage mitschuldig sind, scheint durch Wort und Gebärde der fiktiven Gestaltung auch als Meinung des Autors deutlich [zu] werden.“28

In Hinblick auf das Thema »Alt und Neu« sind die Künstlerfiguren - ganz konkret Doktor Wrschowitz und Professor Cujacius - ebenfalls interessant. Kritik am Alten ist immer auch notwendige Voraussetzung dafür, dass etwas Neues entsteht. Und da können Künstler einen wichtigen Beitrag leisten, wenn sie konstruktiv mitarbeiten. Aber die ‚Krittikk‘ eines Doktor Wrschowitz geht nicht in diese Richtung. Walter Müller-Seidel stellt zu dieser Figur fest: „Sein gebrochenes Deutsch ist Symptom einer »Gebrochenheit« im ganzen. Als Kritiker ist er unerläßlich in einer Welt, in der es das Alte und Abgelebte zu beseitigen gilt. Aber die Einseitigkeit, mit der er es tut, macht ihn zur komischen Figur und damit auch das Neue zu einer Erscheinung des Komischen.“29 Professor Cujacius wird mit seiner Rechthaberei und Streitlust in keinem besseren Licht dargestellt. So wie sich diese Künstler präsentieren, können sie „nicht zu einer Quelle produktiver Kritik an der Gesellschaft werden“30.

Die Episode Schickedanz führt den Leser in das kleinbürgerliche Milieu. Fontane nimmt sich mehrere Seiten Zeit, um das Leben von Versicherungssekretär Schickedanz und seiner Frau zu erzählen.31 Robert Minder verweist darauf, dass es sich hierbei nicht um Füllsel handelt, sondern dass es Fontane gelingt, durch solche und andere Episoden „den Eindruck einer zugleich geschlossenen und sehr vollständigen Welt, die prall an den Rand mit Wirklichkeit erfüllt ist.“32 zu erwecken. Die erste These wird im Verlauf der Analyse immer wieder bestätigt. Fontane ist bemüht, möglichst viele unterschiedliche Personengruppen mit ihrem Leben vorzustellen. Die Figuren der Familie Schickedanz erfüllen aber nicht nur diese Funktion. Anhand dieses Ehepaares kann Fontane zeigen, dass die Stützen der kaiserlichen Gesellschaft sogar im Kleinbürgertum zu finden sind; die sogenannte Feudalisierung des Bürgertums33 wird von ihm angedeutet.

Die Figur der Hedwig führt den Leser zu einer Frau des vierten Standes. Fontane gestaltet die Figur der Dienstbotin humoristisch. Aus ihrem reichen Erfahrungsschatz berichtet sie Frau Imme von den Unannehmlichkeiten, die ihr immer wieder begegnen. Da gibt es Ehemänner, die der hübschen Hedwig nachstellen, und vor allen Dingen ist da die Problematik der Schlafgelegenheiten. Zwar ist die Zeit der Hängeböden vorbei, aber Hedwig klagt ebenso über die Nachtruhe im Badezimmer. Ernsthafte soziale Probleme werden hier angesprochen, aber die Art, wie Hedwig darüber berichtet, nimmt die Brisanz aus den geschilderten Umständen heraus. Fontane möchte die Zustände nicht verharmlosen, vielmehr lässt sich daran sein Verständnis von Realismus ablesen. In einem Brief an seine Tochter Emilie vom 5. Mai 1883 erklärt Fontane seine Schreibweise, die „von zwei Dingen völlig frei ist: von Übertreibungen überhaupt und vor allem von Übertreibungen nach der Seite des Häßlichen hin.“34 Die Schilderung Hedwigs verklärt die Realität, aber ignoriert sie auch keineswegs. Für Fontane steckt das Leben trotz vieler Probleme voller Schönheit, die nicht verschwiegen werden darf: „Der echte Realismus wird auch immer schönheitsvoll sein, denn das Schöne, Gott sei Dank, gehört dem Leben geradeso gut an wie das Häßliche.“35 Paul Böckmann weist darauf hin, dass Fontane sich „als Beobachter sozialer Situationen, aber doch nicht als Revolutionär“36 gefühlt hat. In seinen Romanen findet sich „das Ineinander von Anteilnahme und Distanz“37. Dieses Ineinander kann nicht nur bei der Nebenfigur Hedwig beobachtet werden, sondern auch bei vielen anderen Figuren im »Stechlin«.

3.4.3. Zusammenfassung

1. Die These, dass Fontane mit Hilfe der Nebenfiguren ein möglichst vollständiges Bild der Gesellschaft zeichnen möchte, wurde sowohl im Stechlin-Kreis als auch im Barby-Kreis bestätigt. Die vier Stände Adel, Klerus, Bürgertum und Arbeiter lassen sich in den Nebenfiguren wiederfinden. Dabei nimmt der Adel erwartungsgemäß mit einer Vielzahl von Figuren in beiden Kreisen den größten Raum ein.
2. Wie bereits näher ausgeführt, hat Theodor Fontane die beiden Kreise von ihrer Figurenkonstellation her ähnlich angelegt. Er hat es aber auch verstanden, die Kreise als Kontraste zueinander zu gestalten. Es ist nun keineswegs so, dass der eine Kreis für das Neue steht und der andere das Alte repräsentiert, aber deutliche Tendenzen sind zu erkennen. Auf der einen Seite der Stechlin-Kreis, in dem besonders die Nebenfiguren in ihrer eigenen - alten - Welt leben; auf der anderen Seite der Barby-Kreis, in dem ebenfalls viel altes Denken zu finden ist, der aber durch den alten Grafen weltoffen wirkt. Auch durch die Hauptfigur Melusine wird der Eindruck verstärkt, dass dieser Kreis dem Neuen positiv gegenübersteht.
3. Die Analyse der ausgewählten Nebenfiguren des Barby-Kreises hat keine neuen Erkenntnisse zu der erzähltechnischen Funktion der Figuren hervorgebracht. Es kann festgehalten werden, dass Fontane die Nebenfiguren in ihrer Funktion aufgewertet hat, so dass teilweise keine Unterschiede zu den Hauptfiguren auszumachen sind. Bemerkenswert ist in erster Linie die Einbeziehung fast aller Neben-, Hintergrund- und Randfiguren in die Thematik des Romans. Der Autor positioniert jede Figur in Bezug auf den Wandel, ob dieser nun von der Figur gewünscht, geduldet oder strikt abgelehnt wird.

4. Abschließende Gedanken

Die Buchausgabe seines Romanes »Der Stechlin« im Verlag seines Sohnes Friedrich Fontane im Herbst des Jahres 1898 erlebte der Schriftsteller nicht mehr. Fontane hat aber den Vorabdruck in der Familienzeitschrift »Über Land und Meer« von Oktober bis Dezember 1897 noch verfolgen können. Im Briefwechsel mit dem Herausgeber der Zeitschrift Adolf Hoffmann zeigte sich Fontane zwar überzeugt von seinem Werk, jedoch hatte er Zweifel, ob der Roman vom Publikum angenommen wird: „Alles Plauderei, Dialog, in dem sich die Charaktere geben, und mit ihnen die Geschichte. Natürlich halte ich dies nicht nur für die richtige, sondern sogar für die gebotene Art, einen Zeitroman zu schreiben, bin mir aber gleichzeitig nur zu sehr bewußt, daß das große Publikum sehr anders darüber denkt und Redaktionen - durch das Publikum gezwungen - auch.“38 Heute gehört der »Stechlin« neben »Effi Briest« zu den bekanntesten Romanen Fontanes. Das Werk hat sich beim Publikum durchgesetzt, allein Mitte der neunziger Jahre gab es über zehn Einzelausgaben des Romans in Deutschland zu kaufen. Fontane wird von den Lesern geschätzt, weil er sie sehr plastisch an einer vergangenen Zeit teilhaben lässt und so unnachahmliche Figuren geschaffen hat.

[...]


1 Petersen, Julius (1928): Fontanes Altersroman. In: Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte. Neunundzwanzigster Band. Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung. S. 3

2 Fontane, Theodor: Briefe in zwei Bänden. Zweiter Band. Ausgewählt und erläutert von Gotthard Erler. München: Nymphenburger Verlagshandlung, 1981. S. 267.

3 ebd. S. 389.

4 Müller-Seidel, Walter (1975): Theodor Fontane. Soziale Romankunst in Deutschland. Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung. S. 434.

5 Sagarra, Eda (1986): Theodor Fontane: »Der Stechlin«. München: Wilhelm Fink Verlag. S. 20.

6 Es handelt sich dabei um die Herren von Molchow, von Krangen, von Gnewkow, von Zühlen, von Storbeck und van dem Peerenboom sowie Baron Beetz, der Edle Herr von Alten-Friesack, Freiherr von der Nonne, Direktor Thormeyer etc. Bei der Beerdigung des alten Stechlin werden einige wieder erwähnt bzw. kommen kurz zu Wort (von Molchow).

7 vgl. Buscher, Heide (1969): Die Funktion der Nebenfiguren in Fontanes Romanen unter besonderer Berücksichtigung von »Vor dem Sturm« und »Der Stechlin«. Bonn: Rheinische Friedrich-Wilhelms- Universität. S. 89.

8 Dieses Zitat und alle weiteren Zitate aus folgender »Stechlin«-Ausgabe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin und Weimar: Aufbau Verlag, 1979.

9 Buscher, Heide (1969), S. 75. [Heide Buscher nimmt bei ihrer Analyse eine andere Einteilung der Nebenfiguren vor. Dieses Zitat geht auf ihre Ausführungen zu den Figurengruppen insgesamt zurück.]

10 Böckmann, Paul (1959): Der Zeitroman Fontanes. In: Theodor Fontane. Wege der Forschung. Hrsg. von Wolfgang Preisendanz. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1973. S. 80-110. Erstabdruck in: Der Deutschunterricht. Beiträge zu seiner Praxis und wissenschaftlichen Grundlegung. Nr. 11, 1959. S. 98.

11 Fontane in einem Brief an den Verleger von »Über Land und Meer« Adolf Hoffmann im Mai / Juni 1897; In: Fontane, Theodor: Briefe in zwei Bänden. S. 416-417.

12 Diese Thesen haben sich bei der Vorbereitung ergeben und bildeten die Arbeitsgrundlage für die Analyse. Die erste These ist allgemeiner Art und leitet sich aus der Tatsache ab, dass im »Stechlin« viele Figuren auftauchen und sich die Frage stellt, welches Ziel der Autor mit diesem Figurenreichtum verfolgt. Die zweite knüpft an das Kriterium der inhaltlichen Funktion der Nebenfiguren an. Die dritte These ergibt sich aus der Funktion, die Nebenfiguren normalerweise bei der erzähltechnischen Gestaltung eines Romans haben.

13 Sagarra, Eda (1986), S. 24-25.

14 Müller-Seidel, Walter (1975), S. 436.

15 An dieser Stelle sei an die bereits erwähnte Vorstellung Dubslavs erinnert und noch auf die Wohnungen der Stiftsdamen in den Mauerresten verwiesen, die den Eindruck des Vergangenen noch verstärken.

16 Bei der Abreise aus Stechlin beobachten Woldemar, Rex und Czako Krippenstapel bei der Feldarbeit. 2. Bei der Ankunft in Gransee nach dem Tod des Vaters werden Woldemar und Armgard von Krippenstapel abgeholt.

17 Sagarra, Eda (1986), S. 41.

18 ebd. S. 42.

19 Hier stellt Fontane den jüdischen Kaufmann so dar, wie es dem Klischee entspricht: Die Juden verfügen über Geld, treiben Handel und andere sind von ihnen abhängig.

20 Sagarra, Eda (1986), S. 43.

21 Diese Figur zählt mehr zu den Randfiguren, da aber auf eine Analyse verzichtet wird, kann er auch hier genannt werden.

22 vgl. Sagarra, Eda (1986), S. 23.

23 Fontane in einem Brief an Georg Friedländer vom 2. September 1890; In: Fontane, Theodor: Briefe in zwei Bänden. S. 269.

24 Als sein Sohn Woldemar mit Rex und Czako zu Besuch kommt, gesteht der Vater: „ Ich bin dir dankbar, daßdu mir deine Freunde mitgebracht hast...Mein Leben verläuft ein bißchen zu einsam... “ (S. 23).

25 Im Roman sucht der Leser allerdings vergebens nach Situationen, in denen der Berufsalltag der Offiziere beschrieben wird. „ Sämtliche Offiziere werden nur in ihren Mußestunden dargestellt “, hält Eda Sagarra treffend fest (Zitat: Sagarra, Eda (1986), S. 24.)

26 Buscher, Heide (1969), S. 157.

27 vgl. Fontane, Theodor (1891): Die gesellschaftliche Stellung der Schriftsteller. (Erstabdruck in: »Magazin für die Literatur des In- und Auslandes« vom 26. Dezember 1891.) In: Fontanes Werke in fünf Bänden. Erster Band. Berlin und Weimar: Aufbau Verlag, 1979.

28 Sagarra, Eda (1986), S. 50.

29 Müller-Seidel, Walter (1975), S. 452.

30 Sagarra, Eda (1986), S. 50.

31 Von der Systematisierung her müsste das Ehepaar zu den Hintergrundfiguren gerechnet werden, aber sie sollen hier angeführt werden, weil der Umfang bedeutend größter ist als bei den anderen Hintergrundfiguren.

32 Minder, Robert (1973): Über eine Randfigur bei Fontane. [erste Veröffentlichung in "Neue Rundschau" Nr. 77 von 1966] In: Theodor Fontane. Wege der Forschung. Hrsg. von Wolfgang Preisendanz. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. S. 406.

33 vgl. Sagarra, Eda (1986), S. 37.

34 Fontane, Theodor: Briefe in zwei Bänden. S. 96.

35 ebd. S. 103. In einem Brief an seine Frau Emilie vom 14. Juni 1883.

36 Böckmann, Paul (1959), S. 96.

37 ebd.

38 Fontane in einem Brief an den Verleger von »Über Land und Meer« Adolf Hoffmann im Mai / Juni 1897; In: Fontane, Theodor: Briefe in zwei Bänden. S. 416-417.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Die Funktion der Nebenfiguren in Theodor Fontanes »Der Stechlin«
Hochschule
Freie Universität Berlin
Veranstaltung
Seminar Theodor Fontane - Der Stechlin
Autor
Jahr
1997
Seiten
28
Katalognummer
V97076
ISBN (eBook)
9783638097512
Dateigröße
479 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Funktion, Nebenfiguren, Theodor, Fontanes, Stechlin«, Seminar, Theodor, Fontane, Stechlin
Arbeit zitieren
Torsten Schmidtke (Autor:in), 1997, Die Funktion der Nebenfiguren in Theodor Fontanes »Der Stechlin«, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97076

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