Die politische Konzeption Kimons 478 bis 461 v. Chr.


Seminararbeit, 2000

16 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Stratege Kimon und seine Politik in den Jahren 478 - 461 v. Chr
2.1. Die Entwicklung in Griechenland in den letzten Schlachten der Perserkriege - Athen und Sparta distanzieren sich voneinander
2.2. 478/77: Kimon wird Stratege und damit eine Stütze des delisch-attischen Seebundes
2.3. 464: Erdbeben und Helotenaufstand in Sparta - Ein Hilferuf an Athen
2.4. 461: Ostrakismos Kimons - Verbannung und kurze Rückkehr

3. Zusammenfassung und Fazit

4. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Am Ende der Perserkriege wurde bereits der sich abzeichnende Gegensatz zwischen Athen und Sparta deutlich. Mehr und mehr bot sich dem Betrachter das Bild Athens als See- und Spartas als Landmacht. Die beiden großen Sieger der Kriege, Pausanias auf spartanischer und Themistokles auf athenischer Seite, repräsentierten die unterschiedlichen Wege, die die beiden Bundesgenossen des großen Hellenenbundes in den nächsten Jahren einschlagen sollten. Sparta begnügte sich mit seiner Rolle und seinem erreichten Stand, vor allem innenpolitische Schwierigkeiten führten später zusätzlich zu einer erstaunlichen Inaktivität. Nicht zu vergessen die Rolle Kimons, die Gegenstand dieser Arbeit sein wird.

Ganz anders dagegen Athen, das bemüht war, seinen Machtbereich auszudehnen und endgültig zum Zentrum der griechischen Welt zu werden.

478 betrat mit Kimon ein die nächsten Jahre prägender Stratege die Bühne, der während seiner aktiven Phase die Sympathien der Bevölkerung auf seine Seite ziehen konnte und schnell Themistokles als einflussreichsten Politiker ablöste.

Kimons Weg war zunächst gekennzeichnet durch glänzende Erfolge bei der Ausdehnung athenischer Macht und gleichzeitigem Bemühen um einen gemäßigten Kurs gegenüber Sparta. Diese scheinbar spartafreundliche Politik war es dann allerdings auch unter anderem, die ihn 461 stürzen ließ.

Diese Arbeit will den Weg Kimons untersuchen, den er in den Jahren nach den Perserkriegen bis zu seiner Ostrakisierung 461 verfolgt hat. Untersucht werden soll anhand der Darstellung seines politischen Weges vor allem die Frage, ob seine Politik ausgesprochen spartafreundlich war1 und inwieweit diese Form der Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Verbündeten nur taktischer Natur war. Die Arbeit orientiert sich dabei an den wichtigsten Stationen seiner Entwicklung (Berufung als Stratege, Anführer des athenischen Hilfskontingents für Sparta nach dem Erdbeben 464 und Ostrakismos2 461), wobei zunächst ein kurzer Überblick über das Ende der Perserkriege und den sich bereits dort formierenden Dualismus Athen -Sparta gegeben wird. Die wichtigste Quelle für die Bearbeitung war die Kimon-Biographie des Plutarch3, daneben finden sich vor allem bei Thukydides4 und Dioderos5 Beschreibungen des Atheners.

Als wichtigste und umfangreichste Einzelstudie erwies sich dabei die Veröffentlichung „Der delisch-attische Seebund und die athenisch- spartanischen-Beziehungen in der kimonischen Ära“ von Michael Steinbrecher.6 Neben einer Übersicht über die Geschehnisse dieser Zeit bietet dieses Buch auch einen Überblick über den Forschungsstand und einen Vergleich verschiedener Forschungsergebnisse.

Neuere Aufsätze aus den letzten Jahren über Kimon und sein Schaffen sucht man dagegen vergeblich.7

2. Der Stratege Kimon und seine Politik in den Jahren 487 - 461 v. Chr.

2.1. Die Entwicklung in Griechenland in den letzten Schlachten der Perserkriege - Athen und Sparta distanzieren sich voneinander

„Schon vor Beginn des Jahres 478 zeigte die innere Situation Griechenlands eine deutliche, doch nicht unverständliche Zerrissenheit.“8 Athen hatte in den vergangenen Schlachten gegen die Perser die Hauptlast getragen. Es brachte mit Themistokles und Aristeides die herausragenden Persönlichkeiten hervor, so daß davon auszugehen war, dass sich in Athen ein neues Zentrum entwickeln könnte. Die zerstörte Heimat wurde schnell wieder aufgebaut, eine Tatsache, die auch vor dem Hintergrund der aufrechterhaltenen Verfassungsinstitutionen möglich wurde.

Die Trennung der beiden Mächte wurde symbolisch in der Wiederaufrichtung der Stadtmauer zum Ausdruck gebracht, ein Vorgang, gegen den die Spartaner vergeblich protestierten. Athen wurde zu einer nahezu uneinnehmbaren Festung, Sparta gab den Widerstand zunächst auf.

478 wurden dann gemeinsam die letzten Kämpfe gegen die Perser ausgetragen, wobei Pausanias sich in Byzanz behauptete, später aber dort den heimischen Kräften unterlag und eine Niederlage hinnehmen mußte. „Der eigentliche Gewinner der Perserkriege heißt daher Athen, während Sparta sowohl militärisch als auch politisch in die Defensive geraten war.“9

Währenddessen formierte sich ein neues Bündnis mit seinem Zentrum Athen. Der „delisch-attische Seebund“ war geboren und wurde zu einer Gemeinschaft von Teilen, die für alle Zeiten unkündbar füreinander einstehen wollten. Jede Stadt wurde zu Zahlungen verpflichtet, die großen und mächtigsten Inseln mussten Flottenverbände stellen.

2.2. 478/77: Kimon wird Stratege und damit eine Stütze des delisch- attischen Seebundes

Kimon, Sohn des Miltiades10, wurde 478/77 zum ersten Mal Stratege auf athenischer Seite. Er wurde neben Aristeides eine der Hauptstützen des Seebundes.11

Kimon12 sah sich zunächst als Befürworter der Politik des Themistokles, indem er einerseits für eine Fortsetzung der Perserkriege eintrat und andererseits die Vormachtstellung Athens in Griechenland ausbauen wollte. Ein großer Unterschied in der Formulierung der politischen Ziele ergab sich aber aus dem unterschiedlichen Verhalten gegenüber Sparta: Während Themistokles als Feind der Spartaner verstanden wurde, sah man Kimon als „Spartafreund“13. Aus den Quellen wird deutlich, dass die Zeitgenossen zu Beginn seiner politischen Entwicklung keine Hintergedanken sahen, sondern nur einen auf Aufrechterhaltung der alten hellenischen Eidgenossenschaft bedachten Politiker.

Die einzelnen Stationen seines ersten Jahrzehnts als Stratege erweckten tatsächlich den Anschein, als sei ihm an einem direkten Konflikt mit Sparta überhaupt nicht gelegen. Wie sich zeigen wird, ist das moderate Verhalten gegenüber Sparta aber nicht in erster Linie das Ergebnis einer wie auch immer gearteten Freundschaft, sondern eine taktische Meisterleistung zur ungestörten Durchsetzung athenischer Interessen. Dennoch: Das Verhalten Kimons gegenüber Sparta (vgl. Anmerkung 12) ermöglichte eine lange Periode der Ruhe und des Friedens der alten Bündnispartner.

Die ersten Unternehmungen des delisch-attischen Seebundes unter Mitwirkung Kimons waren von beeindruckenden Erfolgen gekrönt. Nach der Vertreibung des Pausanias aus Byzanz im Jahre 476 werden auf der Rückreise wichtige Städte bzw. Inseln erobert und zu Bündnispartnern gemacht. Zunächst nahm Kimon Eion ein, einer der letzten Stützpunkte der Perser am Strymon. 475 folgte dann die Insel Skyros.14 Als vorerst letzt Insel in dieser Periode wurde Karystos für den delisch-attischen Seebund gewonnen.15 Die eingangs ausgegebene Frage nach der politischen Konzeption Kimons lässt sich an diesem Beispiel nur in Bezug auf das ganz in der Tradition des Themistokles liegende Großmachtstreben beantworten. Die Inseleroberungen waren nicht direkt gegen Persien gerichtet, sie waren viel mehr ein Ausdruck der Sorge, in der eigenen Nachbarschaft Abtrünnige oder Selbständige zur Gefahr wachsen zu lassen.16

Abtrünnige Bündnismitglieder verschärften dann die inneren Probleme.

Den Auftakt machte die Insel Naxos, die nach ihrem Austritt von den Athenern besiegt und unterdrückt wurde.17 Ein weiteres Problem entstand, als immer mehr Verbündete ihren Flottenlieferungen nicht mehr nachkommen wollten.18 Durch das unbarmherzige Vorgehen Athens gegen die Abtrünnigen stärkte die Hauptstadt ihre Macht und wurde mehr und mehr zum uneingeschränkten Mittelpunkt des Bundes. 470 war dann ein erneutes Vorgehen gegen Persien notwendig. Nach Ordnung der inneren Verhältnisse war Persien wieder erstarkt und hatte an der kleinasiatischen Südküste eine Flotte zusammengezogen. Kimon antwortete und hatte Erfolg. Phaselis in Lykien wurde zum Eintritt in den Seebund gezwungen, anschließend wurde in der Schlacht am Eurymedon die persische Flotte besiegt, genauso wie das persische Landheer. Kimon bemächtigte sich der Schiffe der Perser, die Vormachtstellung der Athener war eindrucksvoll unter Beweis gestellt und zu einem neuen Höhepunkt gekommen.19

Die Expansionspolitik Kimons machte ihn zum ersten Mann in Athen. Angesichts seiner Erfolge schlossen sich nun immer mehr Gemeinden und Städte dem Seebund an, vor allem an den Küsten Lykiens und Pamphyliens, darüber hinaus auch Städte der kleinasiatischen Westküste. Hier allerdings blieben einige Gemeinden in persischer Hand. Auch an dem Beispiel der Expansionsbestrebungen ist es schwer aufzuzeigen, ob und wie sehr die Politik Kimons nun spartafreundlich oder perserfeindlich ausgerichtet war. Die Expansion war notwendig, um gegenäußere Angriffe stark genug zu sein und um im Wettbewerb mit Sparte die Vormachtstellung zu behalten. Die Taktik des gegenüber Sparta Übermächtig-Werdens allerdings veranlasste die Spartaner später auch, aktiven Widerstand zu leisten.

Zunächst hielt die Periode der Erfolge aber unvermindert an. Die thrakische Chersonesos, bislang von den Persern besetzt, wurde 465 durch eine Flottenexpedition in den Seebund integriert. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch der sich steigernde Reichtum Kimons, denn die Schiffe kehrten von ihren Missionen mit Beute reichlich beladen zurück.20 Beim Umgang mit Reichtümern muss man auf eine Besonderheit im Verhalten Kimons aufmerksam machen: Er war seinem Volk gegenüber auffallend spendabel. Zwei Textstellen bei Plutarch machen sein Verhalten deutlich.21 Sicherlich war es nicht purer Idealismus, der Kimon zu solchem Verhalten trieb. Die Begeisterung im Volk, die schon zu Beginn seines Aufstiegs vorherrschte, war ein wichtiger Faktor für die uneingeschränkte Macht Kimons. Es war selbstverständlich, dass er alles versuchte, um diese Begeisterung lebendig zu halten.

Mit einer neuen Situation sah sich Kimon dann 465 konfrontiert, als der Bundesgenosse Thasos das Bündnis verließ. Kimon bekämpfte die thasische Flotte und blockierte die Insel, so dass sie von der Umwelt abgeschlossen war. Die Athener sahen ihre Kolonisationsbestrebungen neu geweckt und versuchten, mit 10000 Mann in die Ebene des Strymon einzudringen. Als der Konflikt sich auch noch auf den thrakischen Stamm der Edonen ausweitete, reichte die Kraft der Besatzer nicht aus, und bei Drabeskos erlitt Athen eine Niederlage.

Eine Niederlage nach all den Erfolgen der Vergangenheit war für Kimon an sich kein Problem, doch wurden ihm erstmals die Grenzen aufgezeigt. Das nicht erfolgreich beendete Kolonisationsvorhaben markierte dann aber doch einen gewissen Wendepunkt, denn diese Zeit wurde zur Schicksalsperiode für Kimon und seine Herrschaft. Ein jenseits beeinflussbarer Vorgänge liegendes Naturereignis läutete 464 das Ende Kimons mit ein.

2.3. 464: Erdbeben und Helotenaufstand in Sparta - Ein Hilferuf an Athen

Ein Erdbeben verursachte im Sommer 464 schwere Verwüstungen in Sparta.22 Thasos hatte Sparta kurz zuvor um Hilfe gerufen, was nun aber ungehört verhallte. Thasos verlor gegen Athen und musste weitreichende Konsequenzen für sein abtrünniges Verhalten akzeptieren.

Die Heloten23 nutzten das Chaos in Sparta, um einen Aufstand zu beginnen. Den Spartanern gelang es zwar zunächst, die Aufständischen zurückzuweisen, doch als diese sich auf den Berg Ithome zurückzogen, bat Sparta Athen um militärische Hilfe. In Athen brach nun ein Streit aus, da in der Zeit von Kimons Abwesenheit (er war mit der Flotte bei Thasos) eine radikalere Richtung an die Macht gekommen war. Kimon aber konnte sich durchsetzen, einer seiner Hauptwidersacher war Ephialtes24. Nachdem Kimon eine Anklage überstanden hatte, setzte er die Entsendung eines 4000 Mann starken Hilfskorps durch.25

Die Athener aber wurden in Sparta abgewiesen. Einerseits bedurfte man ihrer Hilfe nicht mehr26, andererseits befürchteten die Spartaner eine Einmischung in ihre Angelegenheiten, da man auch hier die Kunde von den innenpolitischen Veränderungen in Athen vernommen hatte.27 Die Zurückweisung der Athener ist bedenkenswert, denn es ist anzunehmen, dass die Spartaner wussten, dass ihr Handeln zu einem Sturz Kimon führen könnte. Das wiederum war mit einer an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu erwartenden Verschlechterung der gegenseitigen Beziehungen verbunden. Die Zurückweisung sollte Kimon das politische Genick brechen.28 Das Verhalten Spartas deutet darauf hin, dass man die Politik Kimons als gar nicht so spartafreundlich ansah.29

Die unmittelbare Folge des erfolgten Affronts war die Aufkündung des formell immer noch bestehenden Bündnisses mit Sparta. Die Ereignisse dieser Zeit machten deutlich, dass zwischen Athen und Sparta kaum mehr ein Einvernehmen möglich war. Sparta betrieb in der Auseinandersetzung um Thasos eine eindeutige athenfeindliche Politik und war zu diesem Zeitpunkt sogar bereit, eine Invasion Athens vorzubereiten. Trotz dieses Verhaltens war Athen bereit, den Spartanern in der Auseinandersetzung mit den Heloten zu helfen - der Dank Spartas bestand in der Zurückweisung der Truppen. Die Atmosphäre zwischen den Staaten war vergiftet.30

2.4. 461: Ostrakismos Kimons - Verbannung und kurze Rückkehr

Im Frühjahr 461 wurde Kimon ostrakisiert.31 „Beide Staaten, Athen und Sparta, standen an dem entscheidenden Wendepunkt ihrer inneren undäußeren Geschichte: von nun an führte sie der Weg auseinander, und nach dem Ostrakismos des Kimon fand sich hüben und drüben kein Staatsmann mehr, der beide Staaten zu gemeinsamem Handeln im Interesse von ganz Griechenland zusammengeführt hätte.“32

Über den Aufenthaltsort Kimons während seiner Verbannung gibt es keine Klarheit. „Der Redner Andokides behauptet, er habe sich zur thrakischen Chersonesos begeben, d.h. zur Halbinsel Gallipol, aber auch hierfür gibt es keine Sicherheit.“33

Plutarch zufolge kehrte Kimon noch einmal zurück und wollte an der Seite der Angehörigen seiner Phyle gegen die Lakedaimonier kämpfen, was ihm aber verwehrt wurde. Es gibt bei Plutarch eine lange Stelle zu diesem Zeitraum34, die aber in Zweifel gezogen wird. „Wer aber das Kapitel liest, dem wird es nicht entgehen, daß es sich um einen Lobpreis auf Kimon handelt. Wieviel davon Anspruch auf historische Wahrheit erheben kann, bleibt umstritten. [...] Es kann als sicher gelten, daß Kimon noch einmal nach Athen zurückgekehrt ist, aber nicht schon nach 4 oder 5 Jahren, er wird im Gegenteil die Zeit seiner Verbannung, zehn Jahre, vielleicht auch etwas weniger, fern von Athen zugebracht haben.“35

Kimon starb wahrscheinlich 450. „Es kann aber als gesichert gelten, daß die Athener dem Kimon eine Flotte von 200 Segeln anvertrauten mit dem Auftrag, die inzwischen verlorengegangene Insel Cypern wieder zurückzuerobern. Von seiner Flotte detachierte er 60 Schiffe nach Ägypten, um Amyrtaios zu helfen, der sich gegen die Perser im Aufstand befand. Aber Kimon hatte nicht mehr lange zu leben. Nachdem er die Stadt Marion erobert hatte, machte er sich an die Belagerung Kitions: Hierbei ereilte ihn der Tod, wahrscheinlich noch im Jahre 450. Kimon ist wohl an einer Seuche gestorben, gegen die man damals völlig machtlos war.36

Feinde ihn verdächtigten, er wolle die athenische Schlachtordnung durcheinanderbringen und die Lakedaimonier gegen die Stadt führen, und befahl den Feldherren, den Mann nicht zuzulassen. So entfernte sich Kimon wieder, bat aber zuvor Euthippos von Anaphlystos und die anderen Freunde, die besonders in dem Ruf lakonenfreundlicher Gesinnung standen, tapfer gegen die Feinde zu kämpfen und sich durch Taten den Mitbürgern gegenüber von dem Verdacht reinzuwaschen. [...] Daher hielten sich auch nicht mehr lange Zeit an dem Zorn gegen Kimon fest, teils weil sie, wie natürlich, sich seiner Dienste um sie erinnerten, teils weil die Zeitumstände darauf hindrängten.“

3. Zusammenfassung und Fazit

Kimon war frühzeitig bemüht, die Macht in Griechenland auf Athen zu konzentrieren. Das Truppen- und Flottenkontingent wurden erweitert, um die Voraussetzungen für weitere Machtbestrebungen zu schaffen - gegen Sparta, denn ein eigenes Erstarken musste mit der Schwächung eines anderen einhergehen.

Der von Sparta begrüßte Machtwechsel in Athen am Ende der Ära des Themistokles lässt auch nicht darauf schließen, dass man Kimons Politik als spartafreundlich aufgefasst hat, denn die Feindschaft zwischen Sparta und Themistokles machte ein Interesse Spartas an einem Machtwechsel selbstverständlich. Und kaum war Themistokles aus Griechenland vertrieben, machten die Spartaner den Thasiern Zusagen, gegen Athen vorzugehen.

Kimons Politik war von taktischem Kalkül geprägt und darauf ausgerichtet, in einer Art „Geben und Nehmen“ eine Erweiterung eigener Machtansprüche zu erreichen, ohne auf großen Widerstand Spartas zu stoßen. Das gelang anfänglich, doch die Entschlossenheit gegen innere Unruhen und die Dynamik der Erweiterung mussten zwangsläufig den Widerstand Spartas provozieren. Die fortschreitende Demokratisierung und der Versuch Kimons, diese zurückzusetzen sowie die gegen Spartas Interessen verstoßende Expansion brachten Kimon letztlich zu Fall. Auffällig ist allerdings, dass sofort nach dem Ostrakismos Kimons die Differenzen zwischen Athen und Sparta offen zu Tage treten und einen unwiderruflichen Bruch provozieren. Kimon war es gelungen, über einen großen Zeitraum den Dualismus Athen- Sparta in friedlichen Bahnen zu halten.

4. Quellenverzeichnis und Literatur

Quellen:

- Diodoros: Griechische Weltgeschichte, übersetzt von Otto Veh, S. 69 ff.

- Herodot: Historien, übersetzt von A. Horneffer, neu herausgegeben und erläutert von H.W. Haussig, Stuttgart 1971, S. 474

- Plutarch: Kimon, in: Grosse Griechen und Römer, Bd. 2, eingeleitet und übersetzt von Konrat Ziegler, Zürich 1955, S. 7-34

- Thukydides: Geschichte des Peleponnesischen Krieges, 2., überarb. Aufl., eingeleitet und übertragen von Georg Peter Landmann, Zürich 1976, S. 77-90

Literatur:

- Bayer, Erich: Griechische Geschichte, 3., verb. Aufl., Stuttgart 1987, S. 188 ff.
- Bayer, Erich und Heideking, Jürgen: Die Chronologie des perikleischen Zeitalters, Darmstadt 1975
- Bengtson, Hermann: Griechische Geschichte. Von den Anfängen bis in die römische Kaiserzeit, 5., durchges. u. erg. Aufl., München 1977
- Bengtson, Hermann: Griechische Staatsmänner, München 1983, S. 94 - 108
- Davies, John K.: Das klassische Griechenland und die Demokratie, München 1996
- Kiechle, Franz: Athens Politik nach der Abwehr der Perser, in: Historische Zeitschrift 204, 1967, S. 265-304
- Lamer, Hans: Wörterbuch der Antike. 9., verb. u. erg. Aufl., Stuttgart 1989
- Moormann, Eric M. und Vitterhoeve, Wilfried: Lexikon der antiken Gestalten. Mit ihrem Fortleben in Kunst, Dichtung und Musik, Stuttgart 1995, S. 389 f.
- Popp, Harald: Zum Verhältnis Athens zu seinen Bündnern im attisch-delischen Seebund, in: Historia 17 (1968), S. 425-443
- Schuller, Wolfgang: Griechische Geschichte, 3. überarb. u. erw. Aufl., München 1990
- Smart, J.D.: Kimon´s Capture of Eion, in: Journal of hellenic Studies, Vol. 87 (1967), S. 136-138
- Steinbrecher, Michael: Der delisch-attische Seebund und die athenisch-spartanischen Beziehungen in der kimonischen Ära (ca. 478/7 bis 462/1), Stuttgart 1985
- Weber, Carl W.: Athen. Aufstieg und Größe des antiken Stadtstaates, Düsseldorf 1979, S. 153 ff.
- Weber, Carl W.: Die Spartaner. Enthüllung einer Legende, Düsseldorf 1977, S. 301 ff.
- Weiler, Ingomar: Griechische Geschichte. Einführung, Quellenkunde, Bibliographie, Darmstadt 1976, S. 207 ff.

[...]


1 v.a. in der Überblicksliteratur für die Epoche von 487 bis 461 ist es üblich, Kimon als „spartafreundlich“ einzuordnen.

2 Ostrakismos=Scherbengericht, durch ein Gesetz des Kleisthenes zum Schutze der athenischen Verfassung eingeführt. Mißliebige Bürger, die wegen ihres politischen Einflusses die demokratische Gleichheit gefährdeten oder gar im Verdachte standen, die Tyrannis zu erstreben, konnten durch eine Volksversammlung zu zehnjähriger Landesverweisung verurteilt werden, die aber nicht als ehrenrührig galt und nicht mit Einbuße der bürgerlichen Rechte oder des Vermögens verbunden war.“ Lamer, Hans: Wörterbuch der Antike. 9., verb. u. erg. Aufl., Stuttgart 1989

3 Plutarch: Kimon, in: Grosse Griechen und Römer, Bd. II, eingeleitet und übersetzt von Konrat Ziegler, Zürich 1955, S. 7-34

4 Thukydides I. 88-113, in: Geschichte des Peleponnesischen Krieges, 2., überarb. Aufl., übertragen und eingeleitet von Georg Peter Landmann, Zürich 1976, S. 77-90

5 Diodoros XI. 60-62 und XII. 3,4, in: Griechische Weltgeschichte, übersetzt von Otto Veh, eingeleitet und kommentiert von Wolfgang Will, Stuttgart 1998, S. 69 ff.

6 Steinbrecher, Michael: Der delisch-attische Seebund und die athenisch- spartanischen Beziehungen in der kimonischen Ära (ca. 478/7 - 462/1), Stuttgart 1985

7 Nicht aus jüngster Zeit, aber sehr aufschlußreich für das Verständnis: Kiechle, Franz: Athens Politik nach der Abwehr der Perser, in: Historische Zeitschrift 204, 1967, S. 265-304 Einen Überblick über das Schaffen Kimons gibt ferner: Bengtson, Hermann: Griechische Staatsmänner, München 1983, S. 94-108

8 Bayer, Erich: Griechische Geschichte, 3., verb. Aufl., Stuttgart 1987

9 Steinbrecher, S. 134

10 Miltiades war in den Perserkriegen erfolgreicher Stratege auf Seiten der Athener, er drängte bspw. auf ein Eingreifen gegen die Perser, das zur Schlacht von Marathon führte. Einer Sage zufolge musste Kimon 489 den Gefängnisplatz seines Vaters einnehmen, um ein ehrwürdiges Begräbnis zu ermöglichen. Miltiades hatte sich geweigert, die Strafe nach einer Verurteilung anzunehmen. Eric Moormann und Wilfried Vitterhoeve räumen im Lexikon der antiken Gestalten (Stuttgart 1995, S. 389 f.) mit dieser Sage auf und erläutern, dass Kimon die 50 Talente aus dem Erbe seines Vaters entrichten konnte.

11 Kiechle, S. 277

12 Plut. Kim. V 3-5: „Er war auch von untadeliger Gestalt, wie der Dichter Ion sagt, hochgewachsen, und hatte volles gelocktes Haupthaar. In der Schlacht selbst zeichnete er sich durch glänzende Tapferkeit aus und gewann dadurch schnell Ansehen und Beliebtheit bei den Bürgern, von denen sich viele an ihn anschlossen und ihn ermunterten, eine Gesinnung zu hegen und zu handeln würdig Marathons, und als er sich nun der Politik zuwandte, empfing ihn das Volk freudig, und da es bereits von Themistokles genug hatte, so trug es ihn empor zu den höchsten Ämtern und Würden, zumal er sehr umgänglich und wegen seines leutseligen und schlichten Wesens bei der Menge beliebt war.“

13 Wobei man das Wort „Freund“ nicht missdeuten darf und dabei nicht übersehen sollte, dass in den Überblickswerken solch prägnante Ausdrücke zur Kategorisierung einzelner Persönlichkeiten eingesetzt werden, ohne alle Teilaspekte des Verhaltens bis ins Detail zu untersuchen. Schaut man auf die Ruhe, die im Verhältnis der Spartaner und der Athener nach den Perserkriegen herrschte, ist die Bezeichnung „Spartanerfreund“ oberflächlich aber wohl weitgehend angebracht.

14 Hier gelang es Kimon außerdem, „die Gebeine des sagenhaften Heros Theseus aufzufinden, sie wurden zu Schiff nach Athen geschafft. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß diese Transferierung eine historische Tatsache ist.“ (Bengtson, Staatsmänner, S. 97 f.

15 Thuk. I 98: „Zuerst nahmen sie durch Belagerung Eion am Strymon, das von den Persern gehalten war, und machten die Einwohner zu Sklaven - Feldherr war Kimon Miltiades´ Sohn; ebenso erging es den Dolopern auf Skyros, der Insel im Ägäischen Meer; diese besiedelten sie selbst. Darauf führten sie einen Krieg gegen Karystos, ohne das übrige Euboia, und mit der Zeit einigten sie sich in einem Vertrag.“

16 „Athen als die führende Macht des Seebundes mußte reinen Tisch in seiner Nachbarschaft machen, um sich nicht Überraschungen auszusetzen.“ (Bengtson, Staatsmänner, S. 98)

17 Thuk I 98: „Dann war Naxos abgefallen, und durch Krieg und Belagerung gewannen sie es wieder. Das war die erste Bundesstadt, die gegen die Satzungen geknechtet wurde, dann auch von den übrigen eine um die andere.“

18 Thuk I 99: „Auch sonst waren wohl die Athener nicht mehr ebenso beliebt als Herrscher; sie waren nicht mehr Kriegsgefährten gleichen Ranges und hatten es leicht, die Abtrünnigen zurückzuholen - das war der Verbündeten eigne Schuld: denn in ihrem Widerwillen gegen den Felddienst hatten die meisten von ihnen, um nicht daheim fern sein zu müssen, statt Schiffen sich das entsprechende Betreffnis in Geld auferlegen lassen, und so vergrößerten sie den Athenern die Flotte, indem sie die Kosten dafür zusammensteuerten, und sie selbst, sooft sie abfielen, begannen den Krieg ungerüstet und unerfahren.“

19 „Durch die Landung am Eurymedon und den Angriff auf das Landherr der Perser hat Kimon einen Erfolg errungen, der sich würdig den Siegen der Griechen bei Salamis und Platää an die Seite stellt.“ Bengtson, Staatsmänner, S. 99

20 Diod. XI 62,1: „...bestand doch seine Beute in dreihundertvierzig Schiffen, zwanzigtausend Gefangenen und in einer beachtlichen Menge Geld.“

21 „Nachdem Kimon nunmehr Mittel für seine Feldzüge reichlich zur Verfügung hatte, wandte er die Gewinne, die er rühmlich von den Feinden erzielt hatte, noch rühmlicher zugunsten seiner Mitbürger an. Er ließ nämlich die Einfriedungen von seinen Gütern entfernen, damit sowohl die Fremden wie die bedürftigen Mitbürger die Freiheit hätten, ungescheut von den Früchten zu nehmen, und bei sich zuhause ließ er alltäglich ein zwar einfaches, aber für viele ausreichendes Mahl bereiten, zu dem jeder Arme, der es wollte, hereinkommen und so seinen Unterhalt haben konnte, ohne zu arbeiten, um so allein für die öffentlichen Geschäfte frei zu sein.“ Plut. Kimon 10,1-2 „Durch den Verkauf der gewonnen Beute (vom Eurymedon) wurde die Finanzkraft des Volkes für verschiedene Unternehmungen gestärkt. Insbesondere wurde mit den durch jenen Feldzug zugeflossenen Mitteln die Südmauer der Akropolis erbaut ... Kimon war der erste, der die Stadt mit den vornehmen und schönen Erholungsorten schmückte, die sich wenig später so außerordentlicher Beliebtheit erfreuten. Er bepflanzte den Marktplatz mit Platanen und verwandelte die Akademie aus einem wasserlosen und dürren Stück Land in einen wohlbewässerten Hain, den er mit rein gehaltenen Laufwegen und schattigen Spazierwegen ausstattete.“ Plut. Kimon 13, 5 u. 7

22 Plut Kim. 16: „Im vierten Jahre der Regierung des Königs Archidamos, Sohnes des Zeuxidamos, in Sparta wurde das Land der Lakedaimonier von dem schwersten aller Erdbeben seit Menschengedenken betroffen, das Erdreich wurde von vielen Klüften zerrissen, im Taygetosgebirge wurden durch die die Erschütterung einige Gipfel losgesprengt, und die Stadt selbst wurde völlig zerstört bis auf fünf Häuser; alle anderen brachte das Erdbeben zum Einsturz.“

23 Heloten=spartanische Staatssklaven (Steinbrecher, S. 149)

24 Ephialtes war in Kimons letzten politisch aktiven Jahren der Hauptgegner. Vgl. Bayer, Erich: Griechische Geschichte, 3., verb. Aufl., Stuttgart 1987, S. 205: „Ephialtes, der Vormann der Demokraten, der allgemein als unbestechlich und verfassungstreu galt, sah seine Stunde gekommen, als Kimon auf dem Hilfszug für Sparta abwesend war und wenig später völlig ausgeschaltet wurde.“

25 Plut. Kimon 16,8-10: „Die Lakedaimonier schickten (nach dem Erdbeben von 464) mit der Bitte um Beistand Perikleidas nach Athen, von dem Aristophanes spottend sagt, daß er >an den Altären sitzend bleich im Purpurkleid um Kriegsvolk flehte<. Während nun Ephialtes dagegen sprach und die Athener beschwor, keine Hilfe zu bringen und nicht eine feindliche Stadt gegen Athen wieder aufzurichten, sondern den Stolz Spartas darniederliegen und zertreten zu lassen, schlug Kimon, so sagt Kritias, das Wachstum seiner Vaterstadt minder hoch an als den Nutzen der Lakedaimonier, gewann das Volk für seine Meinung und zog an der Spitze vieler Hopliten zur Hilfe aus. Ion überliefert auch das Wort, durch das er besonderen Eindruck auf die Athener machte: Er habe sie aufgerufen, nicht zuzulassen, daß Griechenland fortan lahme und die Stadt ohne ihr Nebenroß fahre.“

26 Nach Bengtson, Staatsmänner, S. 102, kann man die Zurückweisung auch so verstehen: „Die Spartaner waren über die Hilfe der Athener enttäuscht, denn auch diese waren für eine regelgerechte Belagerung nicht ausgerüstet.“

27 „Noch während Kimons Aufenthalt in Messenien war in Athen (im Sommer 462) durch Ephialtes eine grundlegende Verfassungsänderung eingeleitet worden; sie richtete sich vor allem gegen die überragende Stellung des alten Adelsrates, des aus den ehemaligen Archonten bestehenden Areiopages.“ Bengtson, Griechische Geschichte, S. 199

28 „Dies aber [die Zurückweisung des Hilfskorps] war das Ende der lakonischen Politik Kimons, und wenn er sich auch bemüht hat, die Reformen des Ephialtes wieder rückgängig zu machen, so war dies vergebliche Mühe. Der Wind in Athen hatte sich gedreht, mit der Politik der großen Adelsfamilien war es vorbei, das Volk unter Ephialtes und Perikles hatte die Führung in die Hand genommen.“

29 s.a. Steinbrecher, S. 147: „Da Sparta ungeachtet dessen zur Intervention gegen Athen entschlossen ist, müssen wir folglich annehmen, daß die Politik Kimons von Sparta nicht als spartafreundlich eingestuft worden ist.“

30 „Die Rücksendung des attischen Hilfskorps durch die Spartaner vom Ithomeberg im Herbst 462 bezeichnet die endgültige Trennung der beiden Bundesgenossen.“ Bengtson, Griechische Geschichte, S. 209

31 Plut. Kim. 17: „Sie kehrten im Zorn zurück, empörten sich nun offen gegen die Lakonerfreunde und ergriffen einen geringfügigen Vorwand, um Kimon durch das Scherbengericht auf zehn Jahre zu verbannen; denn dies war der festgesetzte Zeitraum für alle auf diese Weise Verbannten.“

32 Bengtson, Griechische Geschichte, S. 197

33 Bengtson, Staatsmänner, S. 103

34 Plut. Kim. 17: „Als während dieser Zeit die Lakedaimonier auf der Rückkehr von Delphi, das sie von den Phokern befreit hatten, bei Tanagra lagerten, zogen die Athener zum Kampf gegen sie aus, und Kimon kam gewaffnet zu seiner Phyle, der Oineis, mit dem Willen, an der Seite seiner Mitbürger gegen die Lakedaimonier zu kämpfen. Als der Rat der Fünfhundert das erfuhr, geriet er in Besorgnis, da seine

35 Bengtson, Staatsmänner, S. 104

36 Bengtson, Staatsmänner, S. 105

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Details

Titel
Die politische Konzeption Kimons 478 bis 461 v. Chr.
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Veranstaltung
Proseminar Einführung in das Studium der Alten Geschichte
Autor
Jahr
2000
Seiten
16
Katalognummer
V97019
ISBN (eBook)
9783638096942
Dateigröße
364 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konzeption, Kimons, Proseminar, Einführung, Studium, Alten, Geschichte
Arbeit zitieren
Torben Rosenbohm (Autor:in), 2000, Die politische Konzeption Kimons 478 bis 461 v. Chr., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97019

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