Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb


Ausarbeitung, 1999

4 Seiten


Leseprobe


Gliederung:

1. Einleitung
1.1 Definition „Standort“
1.2 Was heißt „internationale Wettbewerbsfähigkeit?“

2. Standortfaktoren und Standortsituation in Deutschland im Kreuzfeuer der Kritik
2.1 Lohnkosten und Lohnnebenkosten
2.2 Staatliche Rahmenbedingungen, Steuerproblematik
2.3 Direktinvestitionen

3. Vorteile des Standortes Deutschland und seine Chancen für die Zukunft

1.1 Definition „Standort“

„... der geographische Ort von Wirtschaftssubjekten, vor allem Unternehmen, an dem die Produktionsfaktoren eingesetzt werden, um Leistungen zu erstellen.“

Standortfaktoren (3 Hauptgruppen):

1. beschäftigungsseitige (input-bezogene) Faktoren wie Bodenpreise und Mieten, Rohstoffe, Qualifi- kation und Kosten der Arbeitskräfte, Nähe der Zulieferer, Nachrichten- und Verkehrsverbindungen, Steuer- und Abgabenlast
2. absatzseitige (output-bezogene) Faktoren wie Kaufkraft, Marktnähe, Transparenz, Konkurrenzsitu- ation, Marktsättigung
3. produktionsbezogene (through-put-bezogene) Faktoren wie politische, soziale, technologische und ökologische Bedingungen

1.2 Was heißt „internationale Wettbewerbsfähigkeit“?

Internationale Wettbewerbsfähigkeit besteht in zweierlei Hinsicht:

1. Inwieweit sind deutsche Unternehmen mit ihren Gütern und Dienstleistungen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig?
2. Ist der Standort Deutschland für ausländische Unternehmen als Investitionsplatz attraktiv?

Mikroökonomisch, also auf einzelne Unternehmen bezogen, tragen Zielgrößen wie Absatzmenge, Gewinn, Marktanteil oder Grad der Kostendeckung zur Wettbewerbsfähigkeit bei.

Makroökonomisch, also volkswirtschaftlich betrachtet, sind Faktoren wie Lohnkosten, Lohnnebenkos- ten, Infrastrukturausstattung, staatliche Rahmenbedingungen, Innovationstätigkeit, Human- Kapitalbestand und nicht zuletzt der Saldo aus Importen und Exporten, sprich: der Außenhandel, von Bedeutung.

Somit ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft eine Funktion der Leistungsfähigkeit ihrer Unternehmen und der makroökonomischen Rahmen- und Standortbedingungen.

2. Standortfaktoren und Standortsituation in Deutschland im Kreuzfeuer der Kritik

2.1 Lohnkosten und Lohnnebenkosten

Über die Qualität und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland wird in der Öffentlichkeit heftig diskutiert.

Als Hauptargument dieser Diskussion werden immer wieder die angeblich zu hohen Lohnkosten bzw. Lohnnebenkosten genannt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Lohnnebenkosten → gesetzliche, tarifliche, betriebliche Sozialleistungen sowie Aufwendungen für arbeitsfreie Tage

Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) kommt für das Jahr 1997 zu dem Ergebnis, daß die Arbeitskosten je Arebiterstunde in der Industrie in (West-) Deutschland bei 47,92 DM lagen. Davon waren ca. 45 % Personalzusatzkosten. Damit habe (West-) Deutschland international betrachtet die höchten Arbeitskosten. Der relative Anteil der Lohnkosten ist in Deutschland allerdings nicht außergewöhn- lich hoch.

Man darf die Arbeitskosten jedoch nicht separat betrachten. Wenn die Produktivität dementsprechend hoch ist, können auch hohe Arbeitskosten gerechtfertigt sein. Der Indikator ist die Kennziffer der Lohnstückkosten. Sie gibt das Verhältnis von Lohnkosten und Arbeitsproduktivität an.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Also ist eine simple Gleichsetzung: Hohe Lohnstückkosten = niedrige internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht richtig.

Die moderaten Tarifabschlüsse der letzten Jahre haben dazu geführt, die Lohnentwicklung in Deutschland wettbewerbsfreundlich zu gestalten. Dieser positive Effekt wird jedoch durch die gestiegenen Lohnnebenkosten wieder zunichte gemacht. Es ist nicht die Lohnpolitik, die den Unternehmen Kaufkraft vorenthält, sondern der Staat mit seinen hohen Steuern und Abgaben.

2.2 Staatliche Rahmenbedingungen, Steuerproblematik

Das ist die Überleitung zu einem weiteren wichtigen Standortfaktor, die Rahmenbedingungen des Staates. Diese werden in Deutschland immer wieder bemängelt.

Im Mittelpunkt stehen die zu erbringenden Steuern und Sozialleistungen. Im jetzigen Steuersystem ist es für Unternehmen aufgrund der hohen Steuersätze zum größten Teil attraktiver, Verluste statt Ge- winne zu machen. Durch die Steuerpolitik wird für die Unternehmen die Eigenkapitalbindung und da- mit die Investitionsfähigkeit erschwert. Darüber hinaus ist der Verwaltungsaufwand enorm.

In einer EU-Studie wurde festgestellt, daß die durchschnittliche Genehmigungszeit in Belgien 5 Monate beträgt, in Großbritannien 7 und in Deutschland 12 Monate.

Der sprichwörtliche deutsche Perfektionismus blockiert oder bremst wohl so manche Entwicklung. Die bürokratischen Hürden in Deutschland belasten vor allem den Mittelstand und die Existenzgründer. So gibt es z.B. Mittelständler, die sich nicht an öffentlichen Ausschreibungen beteiligen, weil sie mit dem bürokratischen Aufwand nicht zurecht kommen.

Der magische Begriff der „Flexibilität“, der in der Wirtschaft kaum mehr wegzudenken ist, hat in der deutschen Politik und damit auch in den Behörden bisher nur dürftige Beachtung gefunden.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Staatsquote. Die Staatsquote stellt das Verhältnis der gesamten öffent- lichen Ausgaben (die zum größten Teil aus Steuermitteln finanziert werden) zum Bruttosozialprodukt (BSP) dar. Sie liegt in Deutschland z.Zt. bei ca. 50 %. Vergleicht man diesen Wert mit Hauptkonkur- renten wie den USA (33 %) oder Japan (38 %), verdeutlicht dies die negative Spitzenstellung unseres Landes. Dieser wettbewerbsfeindlich hohe Wert macht klar, daß der Staat sich schon längst außer- halb seines eigentlichen Aufgabenfeldes befindet. Vom sogenannten „Nachtwächterstaat“, der nur eingreift, wenn es nötig ist, kann keine Rede mehr sein.Als Streitpunkte stehen hier u.a. Steuerbelas- tung, Sozialsystem (Stichwort: Rentenkrise), Subventionen oder Personalhaushalte zur Debatte.

2.3 Direktinvestition

Diese beispielhaft genannten Problemfelder des Standortes Deutschland haben unmittelbaren Einfluss auf das Verhältnis bzw. die Entwicklung der Direktinvestitionen.

Diese ökonomische Größe kennzeichnet die Auslandsinvestitionen deutscher Unternehmen und die Investitionen von Ausländern in der Bundesrepublik.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Direktinvestitionen von Unternehmen werden sowohl aus absatzstrategischen als auch aus kostenorientierten Überlegungen getätigt.

Die Investitionen deutscher Unternehmen im Ausland Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre basierten auf der Grundlage der Markterschließung und Kundennähe. Nur etwa jede dritte D-Mark diente der Produktionsverlagerung aus Kostengründen. Heutzutage hat sich die Situation geändert. Im Rahmen der Globalisierung der Weltwirtschaft investieren deutsche Unternehmen zum Zwecke der Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit im Ausland.

Im Zuge zunehmender Produktions- und Unternehmensverflechtungen wird immer mehr im Ausland investiert. „Global Player“ wie der neuerdings deutsch-amerikanische Konzern Daimler-Chrysler, BMW mit seinen Produktionsstätten in den USA oder VW mit Werken in China oder Tschechien seien hier beispielhaft genannt.

Bedenklich bei dieser Entwicklung ist nicht, daß deutsche Firmen viel im Ausland investieren. Bedenklich ist, daß deutsche Unternehmen auf der ganzen Welt präsent sind, während der Standort Deutschland selber an Attraktivität für ausländische Investoren verliert.

Doch die Gründe für die deutschen Standortschwächen sind nicht nur im eigenen System zu suchen. Die anderen Nationen haben aufgeholt.

So sind z.B. durch den Fall des „eisernen Vorhangs“ Länder wie Polen oder Tschechien in der Gunst der internationalen Investoren stark gestiegen. Hier locken u.a. zentraleuropäische Lage sowie vor allem günstige Arbeitskosten.

Ein weiteres aktuelles Beispiel ist Indien mit seinen gut ausgebildeten und international vergleichsweise billigen Computerspezialisten.

Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft investierten deutsche Unternehmen im 1. Halb- jahr 1995 fast 27 Mrd. DM im Ausland, ausländische Unternehmen aber nur 6 Mrd. DM in Deutsch- land.

Gründe für diese Entwicklung, die sich konstant in einem negativen Direktinvestitionssaldo für Deutschland niederschlägt, sind u.a. die hohen Abgabenlasten in Form von Steuern und Sozialbeiträgen, die hohe Regulierungsdichte (Stichwort: Bürokratie) sowie die vielfältigen Starrheiten und Inflexibilitäten am Arbeitsmarkt (Stichwort: Arbeitsgesetze, Tarifbindungen etc.).

Des weiteren sind bestimmte arbeitsintensive Industrien, z.B. die Textil- und Metallindustrie oder die Kohleförderung vor allem durch du hohe Löhne im weltweiten Vergleich in Deutschland unrentabel. Außerdem ist der Standort Deutschland relativ rohstoffarm.

3. Vorteile des Standorts Deutschland und seine Chancen für die Zukunft

Standortstärken:

- Exportvizeweltmeister
- Produktion hochwertiger Güter und Dienstleistungen mit Spitzenqualität
- „innovative Produkte“
- verhältnismäßig stabile Sozialbeziehungen
- gut ausgebildete Arbeitnehmerschaft
- hochwertige Infrastruktur (z.B. Straßen, Kommunikation, Bildung)

Deutschland ist ein Hochlohnland. Um den damit verbundenen Lebensstandard halten zu können, müssen intelligente Produkte und Dienste mit Zukunftschancen entwickelt, hergestellt und vertrieben werden.

In der zukunftsträchtigen Sparte der Umwelttechnik ist Deutschland Weltmarktführer. Diese Position muß, wie in anderen Bereichen auch, durch Produkt- und Prozessinnovationen gehalten werden. Sie müssen jedoch zielstrebig, effizient und schnell eingeführt werden (Stichwort: Fax-Geräte, Transra- pid).

Die Patententwicklung, die als Gradmesser für die Innovationskraft einer Volkswirtschaft gilt, muß vorangetrieben werden.

In diesem Bereich liegt Deutschland mit großem Abstand hinter Japan und den USA zurück.

Die kontinuierliche Aus- und Fortbildung der Arbeitskräfte in Deutschland ist in einer sich immer schneller ändernden Zeit sehr wichtig. (Stichwort: IT-Fachkräfte). Die Bundesanstalt für Arbeit leistet hierzu ihren Beitrag.

Positive Entwicklungen, von denen der Standort Deutschland bereits profitiert bzw. von denen er noch profitieren kann sind...

- das Internet

Das Internet erleichtert neuen Anbietern den Marktzutritt- und Verbrauchern den Durchblick. Dies zwingt die Unternehmen zu mehr Effizienz, hilft aber gleichzeitig Kosten zu sparen.

Durch das Internet können auch klein- und mittelständische Betriebe weltweit als Anbieter auftreten.

- der Aufschwung an den Kapitalmärkten

Immer mehr Unternehmen in Deutschland wagen den Sprung an die Börse.

1998: 67 Firmen, 1999: 168 Firmen, 2000: ca. 200 Firmen.

Die Mehrheit dieser Aktiengesellschaften platziert sich an der Wachstumsbörse „Neuer Markt“. Diese innovative und zum Teil auch risikofreudige Sparte führt dazu, daß Kapital in Unternehmerhand fließt und somit u.a. für Investitionen zur Verfügung steht.

- Privatisierungen

Durch Börsengänge wie den der Deutschen Telekom wird Kapital freigesetzt. Des weiteren erwartet der Staat Einnahmen durch Versteigerungen von Mobilfunkfrequenzen. Der Markt in Deutschland wird liberalisiert.

Literatur

Floren, Hans-Josef/Autorengemeinschaft

„Wirtschaftspolitik im Zeichen der Globalisierung“, Schöningh-Verlag 1998, S. 220 ff.

Hermann, Klaus

„Industriestandort Deutschland in einem globalen Wettbewerb“ in: Heidelberger Club für Wirtschaft u. Kultur e.V. (Hrsg.) 1997, S. 49 ff.

Jagoda, Bernhard

Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb, Rede an der Universität Erlangen-Nürnberg vom 11.01.1996

Zeitschriften

Capital

„Wirtschaft gibt Gas“, Ausgabe 3/2000, S. 12 ff.

manager magazin

„Kontinent im Aufbruch, Trends Operation Europa“, August 1998, S. 118 ff.

WISU-Magazin; Stihl, Hans-Peter: „Deutschland: Es bleibt noch viel zu tun“, 4/98, S. 299/300

Ende der Leseprobe aus 4 Seiten

Details

Titel
Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb
Autor
Jahr
1999
Seiten
4
Katalognummer
V96935
ISBN (eBook)
9783638096102
Dateigröße
346 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Standort, Deutschland, Wettbewerb
Arbeit zitieren
Frank Redenius (Autor:in), 1999, Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96935

Kommentare

  • Gast am 7.5.2002

    hast mich gerettet.

    Suuuuper gut geschrieben und schön verständlich!!!!Finde hast ganze 100 Punkte verdient!!!Schade nur, dass du die Nachteile Deutschland als Standortfakotr nicht so aufgelistet hast, wie die Vorteile, sondern als Text!Aber trotzdem suuuper gemacht....Respekt!!!

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Titel: Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb



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