DER DUKE OF MARLBOROUGH (1650-1722) IM SPIEGEL DER DICHTUNG SEINER ZEIT


Magisterarbeit, 2000

84 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Vorwort

1. Einleitung
1.1. Die politische Entwicklung in England von der 'Glorious Revolution' bis zum Tode von Queen Anne
1.1.1. Die Parteienlandschaft im frühen 18. Jahrhundert
1.1.2. Aufstieg und Fall des Herzogs John Churchill von Marlborough
1.1.3. Die Tories unter Queen Anne
1.1.4. Der Herzog und die Herzogin von Marlborough und die Gunst der Königin
1.2. Theorie und Entwicklung der Satire im ausgehenden 17. und im frühen 18. Jahrhundert
1.2.1. Die Entwicklung der Presse in England nach der 'Glorious Revolution'
1.2.2. Der 'Scriblerus Club' und die literarischen Zirkel, Kaffeehäuser und Clubs zu Beginn des 18. Jahrhunderts
1.2.3. Der 'Scriblerus Club' und der Duke of Marlborough

2. Die Satiren und Pamphlete des Jonathan Swift
2.1. Von den Whigs zu den Tories
2.2. Swifts Essays in dertude
2.2.2. Über die Gefahr der politischen Macht des Militärs
2.2. toryistischen Wochenschrift Examiner
2.2.1. The Bill of Ingrati3. Ein Brief an den römischen Feldherrn Crassus
2.3. Conduct of the Allies
2.4. Die satirischen Gedichte des Jonathan Swift
2.4.1. A Fable of the Widow and her Cat
2.4.2. The Fable of Midas
2.4.3. A Satirical Elegy on the Death of a late Famous General

3. Die Satiren des königlichen Leibarztes Dr. John Arbuthnot
3.1. The Story of St. Alb-ns Ghost, or the Apparition of Mother Haggy
3.2. The History of John Bull, or Law is a Bottomless Pit

4. Mary Delariviere Manley und die Herzogin und der Herzog von Marlborough
4.1. The Secret History of Queen Zarah, and the Zarazians
4.2. Secret Memoirs and Manners of several Persons of Quality of Both Sexes. From the new Atalantis, an Island in the Mediteranean Sea
4.3. The Memoirs of Europe

5. Marlborough und die Pasquills des frühen 18. Jahrhunderts
5.1. The Thanksgiving
5.2. The Civil War
5.3. M. Manlius Capitolinus
5.4. The Grand Enquiry
5.5. A Prince and no Prince
5.6. Eine anonyme Versdichtung ohne Titel

6. Schlußwort

7. Perspektive

8. Literaturverzeichnis

9. Anhang
9.1. M. Manlius Capitolinus
9.2 The Grand Enquiry or, What's to be done with him?
9.3. A Prince and no Prince or, Mother Red-Cap's strange and wonderful Prophecy

10. Lebenslauf

0. Vorbemerkung

In der vorliegenden Arbeit sollen ausschließlich kritische und satirische Schriften über den Herzog von Marlborough besprochen werden, da diese nicht ausschließlich literaturwissenschaftliche Erkenntnisse bieten, sondern auch Einsichten in die politische Entwicklung des Landes und die Entstehungsgeschichte periodischer Schriften vermitteln, gleichsam als Ausgangspunkt unserer heutigen Tages- und Wochenpresse. Ausdrücklich werden auch Pamphlete, die aufgrund ihrer fehlenden Fiktionalität und einer häufig mangelhaften stilistischen Qualität in der Literaturwissenschaft im allgemeinen wenig oder gar keine Beachtung finden, in die Analyse miteinbezogen, da sie beispielsweise in Wochenschriften wie dem Examiner einen Großteil der Literatur gegen Marlborough darstellen. Es läßt sich bei der Bearbeitung verschiedener Streitschriften ganz im Gegenteil ersehen, wie mancher Autor - Jonathan Swift beispielsweise - diesem Genre zu stilistisch anspruchsvollen und rhetorisch eloquenten Höhepunkten verholfen hat, und darüberhinaus, daß solchen Flugschriften durchaus auch fiktive Elemente zugehörig sein können. Da die Quellenlage bezüglich Satiren über den Herzog von Marlborough in den deutschen Universitäts- und Landesbibliotheken äußerst problematisch ist1, sind einige Texte Kopien vom British Library Reproduction Service und können im Anhang eingesehen werden.

Auch soll der Titel der vorliegenden Arbeit 'Der Duke of Marlborough im Spiegel der Dichtung seiner Zeit' einen Blick auf die literaturgeschichtliche Entwicklung eben dieser spannungsreichen und innovativen Periode zu Beginn des 18. Jahrhunderts ermöglichen. Denn hier liegt nicht nur der Ursprung unzensierten Schrifttums, hier liegt auch der Beginn von dem sich an die Öffentlichkeit wendenden geschriebenen Wort, als Mittel der politischen Auseinandersetzung konkurrierender politischer Parteien. Solche nachgerade modernen Grundlagen der Meinungsfreiheit waren in dieser Zeit in Europa absolut einzigartig und verdienen es, auch wenn sie gewiß seitens der Obrigkeit häufig verletzt wurden und ganz und gar nicht ideal waren, nicht nur am Rande einzufließen, sondern mit geziemendem Augenmerk in die Arbeit einbezogen zu werden. Bevor im Hauptteil der Arbeit literaturwissenschaftliche Analysen von Verssatiren und Pamphleten vorgenommen werden, soll in einem vorangestellten Teil die politische, gesellschaftliche und literaturwissenschaftliche Entwicklung zu Beginn des 18. Jahrhunderts kurz umrissen werden.

1. Einleitung

In der ersten Dekade des 18. Jahrhunderts befand sich England als Teil einer alliierten Streitmacht auf dem Kontinent im Krieg gegen Frankreich und Spanien und focht dort um die Regelung der spanischen Erbfolge, die zwar mit der sogenannten Partition Treaty von 1701 bereits auf diplomatischem Wege ausgehandelt worden war, an die sich jedoch Louis XIV nicht gehalten hatte. Die Ziele, die ursprünglich hinter dem englischen Eintritt in diesen Krieg gestanden hatten, waren die Verteidigung protestantischer Interessen in Europa, die Verhinderung der Bildung einer übermäßigen Vormachtstellung Frankreichs und die Aufrechterhaltung beziehungsweise Verbesserung des britischen Außenhandels. England war in dieser militärischen Auseinandersetzung nicht nur mit Truppen in der Größenordnung von 40.000 Mann vertreten, sondern stellte mit John Churchill, dem Baron Churchill von Aymouth und Sandridge und späteren Herzog von Marlborough, den Generalbevollmächtigten Englands und Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in den Niederlanden. Unter dessen Kommando errangen die Verbündeten viele große Siege gegen Frankreich, so daß er nicht nur in Europa großes Ansehen genoß, sondern in England geradezu als Held verehrt wurde. Diese Bewunderung äußerte sich seitens der Königin und des Parlamentes durch äußerst großzügige Schenkungen, fulminante Feierlichkeiten und Paraden anläßlich seiner Aufenthalte in London nach glänzenden Siegen, wie etwa dem von Blindheim. Die Anerkennung und Hochachtung des Volkes für seinen Helden schlug sich aber auch und vor allem in schriftlicher Form nieder, in Lobeshymnen, preisenden Gedichten und anerkennenden Essays in den aufkommenden periodischen Schriften. Hierbei taten sich Schriftsteller aus unterschiedlichsten Gründen hervor, etwa aus politischen, wie Joseph Addison, der dem Duke of Marlborough im Jahre 1705 mit seiner Dichtung A Campaign bereits zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt hatte und auf dessen Form der Heldenverehrung viele andere Dichter der Zeit zurückgriffen. Die Gründe, aus denen panegyrische Gedichte auf den Herzog verfaßt wurden, konnten aber durchaus auch anders gelagert sein: Matthew Prior beispielsweise, dem von verschiedenen Seiten die Urheberschaft von Faction Display'd 2 aus dem Jahre 1704 zugeschrieben wurde3, und der damit gesellschaftlich und beruflich ruiniert war, versuchte, nachdem er mit den eidesstattlichen Erklärungen, die er beispielsweise an Godolphin richtete4, gescheitert war, 1706 mit dem Gedicht An Ode, Humbly inscribed to the Queen die herzögliche Gunst wiederzugewinnen. Er scheiterte letztendlich an der Unversöhnlichkeit der Herzogin, die ihm, im Gegensatz zu ihrem Gatten, die vermeintliche Urheberschaft der Schmähschrift nicht verzieh und darüberhinaus auch nicht bereit war, wohlwollende Gedichte aus seiner Feder zu empfangen.5

Nach der Schlacht von Malplaquet, die am 11. September 1709 gefochten worden war und in der auf beiden Seiten mehr Tote und Verletzte zu beklagen waren, als in irgendeiner Schlacht zuvor, begannen erste unverhohlen kritische Töne laut zu werden. Nicht nur die politische Opposition gegen den Herzog von Marlborough nutzte die Unverhältnismäßigkeit dieses blutigen Gefechtes, um gegen den Krieg und seine Befürworter auf die Barrikaden zu gehen, auch in Clubs und Kaffeehäusern fingen toryistische Wits damit an, insbesondere gegen die Person des Herzogs zu eifern und satirische Gedichte und Schmähschriften auf ihn zu verfassen. Es wurden Essays und Gedichte angefertigt, die sich anfänglich mit den Lastern der Habsucht und des Ehrgeizes beschäftigten und die Person des Herzogs nur parenthetisch damit in einen Zusammenhang brachten; doch schon bald standen unverhohlene Angriffe auf den Duke of Marlborough im Vordergrund. Solche Veröffentlichungen wurden zunächst nur vereinzelt und verständlicherweise völlig anonym in Umlauf gebracht6 und erst in der Phase instrumentalisiert und als Mittel in der öffentlichen politischen Auseinandersetzung verwendet, als die Opposition den Sturz der Regierung anstrebte.

1.1. Die politische Entwicklung in England von der 'Glorious Revolution' bis zum Tode von Queen Anne

1.1.1. Die Parteienlandschaft im frühen 18. Jahrhundert

Mit der Exclusion Crisis im Jahre 1679, in der sich die Regierungspartei unter Lord Shaftesbury die Furcht vor einer katholischen Nachfolge Karls II. durch Jakob II.7, der 1676 offen mit der anglikanischen Kirche gebrochen hatte, zunutze machte, um Jakob von der Thronfolge auszuschließen, verschärfte sich in England eine politische Spaltung, die im Grunde genommen bereits in den Tagen Cromwells ihren Anfang gefunden hatte. Es entwickelten sich zwei differierende politische Parteien, deren Unterschiedlichkeit jedoch zunächst weniger an konkreten politischen Inhalten festzumachen war, sondern vielmehr an voneinander abweichenden konstitutionellen Vorstellungen. Hierbei ging es den Whigs neben dem Erhalt ihrer Macht darum, den Katholizismus aus allen öffentlichen Ämtern des Landes herauszuhalten und die konstitutionelle Monarchie mit einem Herrscher von Volkes Gnaden und ohne allzuviel Macht und Einfluß auf die Regierungsgeschäfte weiter auszubauen, die protestantische Erbfolge der Hannoveraner zu sichern und den Einfluß des britischen Empire auf dem Festland auszubauen. Die Tories auf der anderen Seite rangen, neben dem Versuch, mehr Macht und Einfluß zu bekommen8, um die Wiedereinführung des Königtums von Gottes Gnaden und um den Erhalt des Anglikanismus als Staatsreligion, womit stets die Forderung verbunden war, Dissidenten aus allen Ämtern des Staates fernzuhalten. Schon hierbei wird deutlich, daß es durchaus Gemeinsamkeiten gab - etwa der Kampf gegen den Katholizismus - und dies erklärt auch den kollektiven Ruf beider politischer Gruppierungen nach Wilhelm von Oranien, der eine katholische Thronfolge durch den männlichen Nachfolger Jakobs II. verhindern sollte. Durch die Glorious Revolution von 1688 und den hieraus entstandenen Gesetzen, wie beispielsweise der Bill of Rights, setzte sich allerdings die whiggistisch-liberale Herrschaftsvorstellung zuungunsten der Grundpositionen der toryistischen Staatsauffassung durch. Das Verhältnis von Machtverteilung, Freiheit und Eigentum des Einzelnen legte John Locke in seinen beiden Treatises of Government dar:

But though men when they enter into society, give up equality, liberty, and executive power they had in the state of nature, into the hands of the society, to be so far disposed of by the legislative, as the good of the society shall require; yet it being only with an intention in everyone the better to preserve himself his liberty and property ... and whosoever has the legislative or supreme power of any commonwealth is bound ... to employ the force of the community at home, only in the execution of such laws, or abroad to prevent or redress foreign injuries, and secure the community from inroads and invasion9,eine Prämisse, gegen die seitens einer Junto von whiggistischen Kriegsgewinnlern im Verlaufe des spanischen Erbfolgekrieges wiederholt und intensiv verstoßen wurde. Im Anschluß an die zweite Revolution des 17. Jahrhunderts bildeten nicht mehr so sehr die konstitutionellen Gegensätze zwischen den beiden Parteien die Kluft, sondern eher die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Unterschiede. Es begann sich eine sehr vorläufige Form von parlamentarischer Demokratie zu entwickeln. Die Anhänger der beiden Gruppierungen teilten sich idealtypisch auf der Seite der Whigs in den finanzkräftigen Hochadel und die Londoner Finanziers, deren Unterstützung des Königs vom monied interest abhing; und auf Seiten der Tories vor allem der Landadel, der auf Gemeindeebene die Legislative innehatte und im Parlament auf Seiten der Opposition die Interessen der kleinen und mittleren Grundbesitzer vertrat.

1.1.2. Aufstieg und Fall des Herzogs John Churchill von Marlborough

Das Leben und die Karriere des ersten Herzogs von Marlborough zeichnen sich durch eine eher unstete Entwicklung aus. Errang er auch auf militärischem Gebiet überwiegend Erfolge und festigte dadurch nicht unerheblich die politische Stellung Englands auf dem Kontinent, so blieb ihm die Anerkennung und eine damit verbundene angestrebte Stellung bei Hofe doch letztendlich versagt. Zwar erfreute John Churchill sich zumeist der Achtung seiner Könige - er wurde beispielsweise unter Charles II 1682 zum Baron Churchill von Aymouth ernannt, unter James II in besonderer Mission nach Frankreich zu Louis XIV gesandt und für seine Verdienste bei der Niederwerfung der Monmouth Rebellion am 1. August 1685 zum Oberst der dritten berittenen Garde ernannt und zum Baron Churchill of Sandridge gewählt - doch schützte ihn dies nicht vor Intrigen und Verschwörungen10. Der Beginn seiner militärischen Karriere läßt sich in das Jahr 1667, als er Page des Duke of York, dem Bruder und Thronfolger von Charles II, wurde. Mit seinem Dienstherren reiste er häufiger auf dem Kontinent und war bald diplomatisch zwischen Paris, London und Den Haag aktiv. 1673 zeichnete er sich unter Marschall Turenne bei der Belagerung von Maastricht aus. Die Affirmation, die ihm im eigenen Land zuteil wurde, verdankte er nicht zuletzt der hohen Meinung, die die Holländer von ihm hatten, was ohne Zweifel zu seiner Nomierung als Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte im spanischen Erbfolgekrieg beigetragen hat. So hatte noch 1676, als John Churchill vom Duke of Monmouth als Kommandant für das königlich englische Regiment vorgeschlagen worden war, der französische Botschafter in London, Courtin, in einem Brief an den Kriegsminister Louvois dieses mit folgenden Worten abgelehnt: "M. de Churchil (sic) is too concerned with his pleasure to be able to acquit himself to the responsibility intended for him"11. Und noch im Juni 1690, als er bei King William III schon in gutem Ansehen stand, erklärte Queen Mary über ihn: "Marlborough can never deserve either trust or esteem"12. Er wurde lange Zeit für einen Anhänger von Tory und High Church gehalten, eine Annahme, die seiner Karriere unter der Herrschaft der staatskirchentreuen Queen Anne zugute kam. Daß dem jungen Baron Churchill von Aymouth der militärische Aufstieg überaus wichtig war, zeigt sich in seinen zumeist erfolgreichen Versuchen, politische Opportunitäten zu nutzen, hatte er doch beispielsweise 1685 in Paris gegenüber Henry de Massue de Ruvigny, dem zweiten Marquis de Ruvigny und späteren Lord Galway, geäußert, daß er durchaus King James Dienste verlassen würde, wenn der damals neu inthronisierte König versuchen soll, Religion und Konstitution des Landes zu verändern13. Trotz dessen deutlicher Versuche einer Rekatholisierung Englands hielt er ihm dennoch die Treue, wechselte dann später aber scheinbar problemlos die Gefolgschaft von James II, dem er noch am 7. November 1688 geschworen hatte, ihm seinen letzten Tropfen Blut zu opfern14, zu William of Orange, in dessen Dienste er sich bereits am 24. November desselben Jahres empfahl.

Unter William III. wurde er am 14. Februar 1688 unverzüglich zum Mitglied des Geheimrates ernannt und am 9. April 1689 in den Grafenstand von Marlborough erhoben. Beim Ausbruch des spanischen Erbfolgekrieges wurde er zum General der Infanterie und aller Streitkräfte nominiert. Gleich im Jahr ihrer Thronfolge ernannte ihn Königin Anne, in deren Nachbarschaft er aufgewachsen war und die ihn kannte und ihm vertraute, zum Duke of Marlborough und betraute ihn als Commander-in-Chief mit dem Oberbefehl über die alliierten Truppen in den Niederlanden. Hier begannen nun seine gefeierten militärischen Erfolge, mit der Eroberung von Blindheim15 im August 1704, und den Siegen von Ramillies 1706, Oudenarde 1708 und Malplaquet 1709, worauf mit der Belagerung von Bouchain im Jahre 1711 sein letzter Feldzug stattfand. Am 11. Januar 1712 wurde John Churchill, Duke of Marlborough, aus all seinen Ämtern entlassen und er begab sich bis nach dem Tode von Queen Anne in eine Form der Freiwilligen Verbannung auf den Kontinent, aus der er im August 1714 wieder nach England zurückkehrte, wo er schließlich unter Walpole Regierung rehabilitiert und wieder in seine Ämter eingesetzt wurde.

1.1.3. Die Tories unter Queen Anne

Durch die Thronnachfolge Queen Anne's nach dem tödlichen Sturz Williams of Orange vom Pferde16 im Jahre 1702 hofften die Tories auf verstärkte Protegierung ihrer Politik durch die Königin, da beide, sowohl die Herrscherin als auch die Partei, den Anglikanismus als Staatsreligion verfochten. Nun wird der Königin, die in jungen Jahren schon sechzehn Kinder geboren hatte, von denen aber alle früh starben, und die mit 37 Jahren bereits entsetzlich an Gicht litt, gewiß zu Unrecht vorgeworfen, sie sei wenig intelligent gewesen und gleichsam eine Marionette ihrer sehr ehrgeizigen und habgierigen Hofdame, der Herzogin Sarah Churchill von Marlborough.17 Was sie mit dieser lange Jahre auf daß engste verbunden haben wird, war die miteinander verbrachte Kindheit18 und die beiden gemeinsame Ablehnung gegenüber William III., wohingegen ihre politischen und religiösen Differenzen erst nach dem Ableben des Regenten in den Vordergrund getreten sein dürften.19 Geradezu einsichtig nämlich erscheint es, wenn sie in einem Brief an Godolphin schreibt:

All I desire is my liberty in encouraging and employing those that concur faithfully in my service, wether they be called Whigs or Tories, not to be tied to one or the other; for if I should be so unfortunate as to fall into the hand of either, I shall look upon myself, though I have the name of Queen, to be in reality but their slave.20

Da sie jedoch sehr häufig versuchte auch in inhaltliche Entscheidungen des Parlamentes einzuwirken, werden ihr die Tragweite und Konsequenzen der Glorious Revolution, die den Absolutismus endgültig durch die konstitutionelle Monarchie ablöste und in deren Folge die Bill of Rights verabschiedet wurden, für ihre Machtbefugnisse nicht vollständig bewußt gewesen sein.21

1.1.4. Der Herzog und die Herzogin von Marlborough und die Gunst der Königin

In den ersten Jahren nach ihrer Thronbesteigung war der Duke of Marlborough, der ebenso wie seine Frau Sarah in direkter Nachbarschaft der Königin aufgewachsen und ihr somit sehr vertraut war, der einflußreichste der königlichen Ratgeber von Queen Anne. Zwar bildete er mit Godolphin als Lord- Treasurer und Harley, als Regierungssprecher, die Spitze eines Kabinetts, das idealtypisch betrachtet toryistisch war22, doch in den Jahren 1703/4 und 1708 orientierte sich diese Führungsgruppe auf whiggistische Positionen um23. Das einmal gesetzte Vertrauen der Königin war jedoch so leicht nicht zu erschüttern und so schrieb sie noch 1703 an ihre erste Hofdame, die Herzogin von Marlborough: "We four24 must never part till death mows us down with his impartial hand"25. Im Laufe der Jahre verlor Sarah von Marlborough an Einfluß bei der Königin, da ihre politischen Differenzen immer größer wurden und vor allem, weil die Herzogin stets versuchte ihre Herrin zu bevormunden, wodurch sie sich schließlich sogar ihren Haß zuzog. Ihre Stellung nahm ausgerechnet Abigail Masham ein - eine ursprünglich verarmte Verwandte, die sie selbst bei Hofe eingeführt hatte -, die freundschaftliche Beziehungen zu Robert Harley pflegte und somit auch dessen Einfluß bei Queen Anne zuungunsten Marlboroughs festigte.

Während des spanischen Erbfolgekrieges war die Königin jedenfalls eine vehemente Anhängerin ihres Commander-in-Chief und auch der Auseinandersetzung, die er in ihrem Namen befehligte. Für seine militärischen Erfolge belohnte sie ihn nicht nur aus der Staatskasse, wobei sie manches Mal sogar versuchte, Entscheidungen gegen das Parlament durchzusetzen26, sondern sie beschenkte ihn auch aus ihrer Privatschatulle und forderte ihre Untertanen auf, das ihrige dazu beizusteuern, damit der Krieg in der bisherigen Form weitergeführt werden könne27. Erst der zunehmende Einfluß Robert Harleys, dem es mit Abigail Mashams Mithilfe mehr und mehr gelang, das Vertrauen der Königin zu erringen und ihr Mißtrauen für das Vorgehen ihres Generals und ihrer Minister zu erwecken, brachte die Stringenz, mit der die whiggistische Junto ihre Politik durchsetzte, ins Wanken und führte schließlich zur Entlassung einiger, Queen Anne seit langem äußerst mißliebiger Politiker, wie beispielsweise des Earl of Sunderland und schließlich auch des Lord Treasurer Sydney Godolphin. Mit der allgemeinen Parlamentswahl im Jahre 1710, bei der die Tories einen überwältigenden Sieg errangen, hatte die Herrschaft der Whigs zumindest für die kommenden vier Jahre ein Ende gefunden. Die Regierung wurde jedoch entgegen aller Wahrscheinlichkeit und auch entgegen der Vorstellungen der meisten Tories nicht von einer ebenso extremen Regierung wie zuvor abgelöst, sondern nach Robert Harleys Konzept durch ein Kabinett ersetzt, das sich aus moderaten Politikern von beiden politischen Lagern zusammensetzte. Ziel dieser Regierung sollte es nach Harleys Vorstellung sein, auf einen baldigen Friedensschluß hinzuarbeiten, ohne die bisher errungenen Vorteile aufgeben zu müssen. Dazu erschien es notwendig, den Kriegshelden Marlborough im Inland zunächst als korrupten Kriegsgewinnler zu desavouieren und schließlich in der Bedeutungslosigkeit versinken zu lassen, um sodann den Sinn des Krieges als solchen anzuzweifeln. Nachdem der Herzog aufgrund der Erkenntnisse der Commissioners of the Public Account, im Dezember 1711 all seiner Ämter enthoben worden war, konnte sich die Regierung des mittlerweile zum Lord Oxford ernannten Lord Treasurers Robert Harley offener als zuvor den Friedensbemühungen widmen, was schließlich, nicht zuletzt durch Matthew Priors Verdienst in dem Frieden von Utrecht gipfelte.

1.2. Theorie und Entwicklung der Satire im ausgehenden 17. und im frühen 18. Jahrhundert

Die Satire war in der englischen Literatur bereits im Mittelalter, beispielsweise durch die satirische Speculum-Tradition oder die Ständesatire vertreten und ist somit als Form der Dichtung im 18. Jahrhundert, keine Neuheit. Die gemäß Quintilians Feststellung: "Satura quidem tota nostra est" in der römischen literarischen Kulturepoche entstandene satura lanx war, laut Isaac Casaubon zunächst ein Mischgedicht über verschiedene Themen, mit ursprünglich neutralem, also keinesfalls aggressivem Charakter. Es waren auch die Ergebnisse von Casaubons philologischer Forschung aus dem Jahre 1605, die den römischen Ursprung der Satire explizit betonten, die augustäische Dichter wie Horaz und Juvenal für das ausgehende 17. und das frühe 18. Jahrhundert in den Vordergrund des Interesses rückten. Hierbei bewerteten die sogenannten Augustans die Satire des Horaz als literarische Form aus einer kulturellen Blütezeit und die des Juvenal als Dichtung in einer Zeit des Verfalls, und beides beanspruchten die Dichter des späten Klassizismus für ihre eigene Epoche.

Hatte der englische Klassizismus sein Vorbild ganz deutlich in Frankreich, indem er sich auf Boileaus Art Poetique stützte, so fand die britische Insel bezüglich der Satire wieder zu ihrem Selbstbewußtsein zurück, denn schließlich hatte England mit Ben Johnson bereits im frühen 17. Jahrhundert einen Satiriker gehabt und verfügte damit auch über eigene literarische Wurzeln. Die Dichtung in der Renaissance28 war noch bevorzugt Naturmemisis gewesen, doch die ersten politischen Satiren des Klassizismus waren Imitationen des Stils eines Horaz und später auch eines Juvenal, entweder im neoklassizistischen plain style, oder im eher burlesken metaphysical style gehalten. Die wichtigste zeitgenössische theoretische Schrift über die Satire des 18. Jahrhunderts, insbesondere bezüglich der unterschiedlichen Bewertungen der römischen Dichter Horaz und Juvenal verfaßte John Dryden mit seinem Essay A Discourse concerning the Original and Progress of Satire. Hierin zeichnet er ein sehr anschauliches Bild des aggressiv-ästhetischen Charakters der Satire:

Yet there is still a vast difference betwixt the slovenly Butchering of a Man, and the fineness of a stroack that seperates the Head from the Body, and leaves it standing in its place. A man may be capable, as Jack ketch's Wifesaid of his Servant, of a plain piece of Work, a bare Hanging; but to make a Malefactor die sweetly, was only belonging to her Husband.29

Auch wenn er Juvenal als den kraftvolleren der beiden Satiriker bezeichnet, ist es letztlich die Satire des Horaz, die Vorbildfunktion für den Satiriker haben solle, da Horaz seine Opfer in einer Weise verlache, die sie nicht aus der Gesellschaft ausschließen, sondern sie zum gesellschaftlichen Nutzen läutere.

Die Experimentierfreude der Satiriker des 17. Jahrhunderts bescherte der Satire des 18. Jahrhunderts eine so hohe Bandbreite an Stilfiguren und rhetorischen Verfahren, wie sie bis dahin in der Verssatire nicht zu finden gewesen war. Dies erscheint gerade im Zusammenhang mit den überaus strengen Regeln, denen die Literatur im Klassizimus unterworfen war und die nicht nur Auswirkungen auf den Handlungsrahmen hatte, wie beispielsweise die geforderte Einheit von Handlung, Ort und Zeit, sondern auch die Variabilität der Lexik restriktiv beeinflußte. Liberalisierende Einflüsse verschiedener Autoren auf die Satire führten zur Bildung zweier unterschiedlicher Prägungen von Stilrichtung, dem high style, der sich eng an die Entwicklung der neoklassizistischen Sprache hielt, und dem low style, ohne klassisches Vorbild, der den Menschen in die Nähe der Tierwelt rückt und sich in großer Detailgenauigkeit und unter Benutzung einer vulgären Sprache mit den hygienischen und medizinischen Bereichen von laster- und triebhaften Menschen beschäftigte.30 Diese aggressive Form der Satire, die sich mit bestimmten und vor allem lebenden Personen auseinandersetzte, spezielle Laster und Fehler analysierte und einer neugierigen und spöttischen Öffentlichkeit präsentierte, die durch die rasante Entwicklung der Printmedien einen immer größeren Teil der Bevölkerung beinhaltete, wurde von den Kritikern der Satire und natürlich auch von ihren Opfern mehr und mehr in die Nähe von Denunziation und Verleumdung angesiedelt. Zur gleichen Zeit entwickelte sich gleichsam als Reaktion auf eine Epoche der inneren Unruhen und Revolutionen, aus einem Bedürfnis nach Harmonie und gesellschaftlichem Zusammenhalt, insbesondere in den whiggistischen moralischen Wochenblättern ein neues Leitbild des literarischen Umgangs, das geprägt wurde von Shaftesburys moral sense des Menschen. Autoren wie Steele forderten, die Satire nur noch dazu zu gebrauchen, ohne Haß oder Rache gesellschaftliche Übel und Laster aufzudecken, um die Gesellschaft zu läutern und zu heilen; nicht aber die Personen anzugreifen, die sie verübten.31 Idealtypisch läßt sich die true satire, wie Steele sie postulierte, zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf Seiten der Whigs verwirklicht sehen, während die sogenannte false satire, die von Leidenschaften getragen wurde und auf einzelne Personen gerichtet war, toryistischer satirischer Dichtung entsprach, die mit saeva indignatio, statt sanftem Tadel gegen den Verfall fester Ordnungen und die Zunahme allgemeiner Korruption zu Felde zog. In der Vorromantik verschwand die Satire schließlich, da die in ihr ausgedrückte Empfindsamkeit keinen Spott zuließ, sondern vielmehr Mitgefühl produzierte.

1.2.1. Die Entwicklung der Presse in England nach der 'Glorious Revolution'

Die Verabschiedung der Bill of Rights löste in England eine breite demokratisierende Entwicklung aus, wenn auch nicht direkt in Bezug auf das Parlament. Bereits durch den 'parlamentarischen Dualismus'32, der durch das herrschende Zweiparteiensystem entstanden war, war es an der Regierung zu lernen, mit Äußerungen der opponierenden Gruppe umzugehen oder solche etwa für eigene Zwecke zu nutzen. Nach 1688 ließ eine Reform des Bildungssystems die Entwicklung zu, daß sich immer mehr Menschen in politischer Hinsicht engagierten und auch häufiger Gelegenheit dazu hatten, da die allgemeinen Wahlen regelmäßiger als zwischen 1660 und 1688 abgehalten wurden. Bis zum Jahre 1715 war die Wählerschaft auf 300.000 Bürger angestiegen33 und diese waren gerade in den Phasen direkt vor dem Urnengang besonders leicht in die eine oder andere Richtung beeinflußbar.34 Nachdem ab 1695 keine Zensur mehr vor der Veröffentlichung von Schriften stattfand35, begann sich langsam eine propagandistische Nutzung der Presse durchzusetzen, so daß sich bis um das Jahr 1710 erste rudimentäre Formen von periodischen Schriften gebildet hatten, die, wie beispielsweise der Examiner, wöchentlich erschienen36 und inhaltlich auf eine zuvor von der Gegenseite publizierte Streitschrift reagierten oder selbst eine zumeist verleumderische Behauptung über den politischen Gegner formulierten.37 Bei Veröffentlichungen, die einzelne Personen, beispielsweise der Regierung oder gar die Krone, schmähte, wurde der Versuch gemacht, den Urheber rechtlich zu verfolgen38. Doch war zumeist nicht einmal der Drucker der Schrift zu ermitteln39, so daß das Parlament am 18.1.1704 ein Gesetz verabschiedete, nachdem alle Publikationen mit den Namen des Druckers, des Autors und des Herausgebers versehen werden mußten40. Viele anonym erschienene Publikationen von sogenannten hack writers verfaßt, und als Grub-Street Journalismus bezeichnet, zählten zu der untersten Qualitätsstufe von journalistischen Arbeiten, die jedoch gerade mit der Regierung und ihren Mitgliedern alles andere als zimperlich umgingen. Der Informationsmarkt wuchs in den ersten Dekaden seines Entstehens dermaßen stark heran, daß die Regierung 1712 ein neues Steuergesetz verabschiedete, durch welches auch die Staatskasse von dem reißenden Absatz profitieren konnte41. Durch die aus steuerlichen Gründen entstandenen mehrseitigen Veröffentlichungen der Tagespresse, wie beispielsweise der wöchentlich erscheinende British Mercury, wurden nun, eigentlich eher aus Gründen des zu reichhaltig vorhandenen Platzes42, Nachrichten nicht nur mit Essays, Kommentaren und erbaulichen Unterweisungen verschiedenster Färbungen verknüpft, sondern auch mit den ersten kommerziellen Anzeigen.43

Parallel zu dieser Entwicklung entstand auch in relativ unabhängigen Institutionen, wie beispielsweise Journals, Klubs, Kaffeehäusern oder Theatern, eine neue Form der politischen Auseinandersetzung. Hier wurden parteipolitische und religiöse Kontroversen öffentlich diskutiert, was somit, gleichsam im Schoß der Gesellschaft, zur Meinungsbildung beitrug, ohne daß die Regierung eine unmittelbare Möglichkeit des Eingreifens gehabt hätte.44 Einige solcher Klubs entwickelten sich zu literarischen Zirkeln und diskutierten tagespolitisches Geschehen nicht nur, sondern verfaßten auch Pamphlete und Spottgedichte darüber, wie es beispielsweise der Scriblerus Club tat, von dem einige Schriften sogar veröffentlicht worden waren. Das Innovative am Umgang der Staatsmacht an dieser neuen Erscheinung war die Tatsache, daß die Regierung sich hierbei häufiger als bisher mit einer oppositionellen Meinung konfrontiert sah, auf die sie wenigstens soweit eingehen mußte wie erforderlich war, um ihre politische Glaubwürdigkeit zu behalten, beziehungsweise an der Macht zu bleiben.45

1.2.2. Der 'Scriblerus Club' und die literarischen Zirkel, Kaffeehäuser und Clubs zu Beginn des 18. Jahrhunderts

Gesellschaftliche Clubs und literarische Verbindungen waren im London des frühen 18. Jahrhunderts keine Seltenheit, sondern im Gegenteil fester Bestandteil des öffentlichen Lebens und sie zählten zu den Treffpunkten, an denen politische Tagesereignisse nicht nur diskutiert wurden, wie etwa in den zahlreichen Kaffeehaus-Zirkeln, vielmehr wurden hier Pamphlete verfaßt und zur Veröffentlichung gebracht oder Aktivitäten geplant und organisiert46. Zu den bekanntesten Clubs dieser Zeit zählen der whiggistische Kit-einem Gebührenstempel versehen war. Hierbei waren pro bedrucktem Bogen 1 Penny an den Fiskus zu entrichten,entsprechend bei einem halben Bogen also - dem üblichen Format der Tagesschriften - war ½ Penny abzuführen. Jede Veröffentlichung, die jedoch größer als 1½ Bögen war, galt als Pamphlet und wurde niedriger besteuert. Diese Gesetzeslücke machten sich viele Zeitungsdrucker zunutze, indem sie ihre Wochenschriften als Flugschrift herausbrachten und dadurch enorm viele Steuern sparten (vgl., K.-T. Winkler, Handwerk und Markt. (1993) S. 36ff.).

Cat Club und seine toryistischen Gegenstücke, der Saturday Club, der später gegründete Scriblerus Club oder beispielsweise der extreme toryistische October Club. Der Scriblerus Club ist das Ergebnis äußerst ambitionierter Versuche Jonathan Swifts, eine literarisch anspruchsvolle Vereinigung ins Leben zu rufen, die aufgrund der Fähigkeiten seiner ausgewählten Mitglieder in der Lage ist, auf politischer Ebene schriftstellerisch aktiv zu werden. Swift war zu Beginn seiner Karriere unter der Regierung Robert Harleys Mitglied im Saturday Club, der ursprünglich zur Unterhaltung der Regierungsmannschaft wöchentlich im Hause des späteren Earl of Oxford stattfand, sich aber bald nach dem Anschlag auf den Lord Treasurer auflöste.47 Auf Betreiben von Henry St. John entsteht 1711 der Brothers-Club, der das Pendant zum Kit- Cat Club bilden sollte, jedoch weder so extravagant noch so ausschweifend wie dieser ist. Dieser Club zählt alsbald an die 20 Mitglieder, unter ihnen Swift, Arbuthnot, Prior und Freind, doch sein Ziel, nämlich verdiente Autoren zu fördern, erreicht er mangels finanzkräftiger Sponsoren - wie ihn die Whigs in Halifax und Somers haben - nicht.48 Swift verläßt den Club bereits nach wenigen Zusammenkünften49 und in diesem Zusammenhang schreibt er an Stella:

"the Duke of Ormond chid me for not being at the society to-day, and said sixteen were there. I said I never knew sixteen people good company in my life; no, fais, nor eight either"50,eine Äußerung, die bereits darauf hinweist, daß die Exklusivität der Mitglieder einer solchen Vereinigung für ihn einen hohen Stellenwert gehabt haben wird. So wird ihm im darauffolgenden Jahr ein geplantes Projekt von Alexander Pope, nämlich mit der monatlich erscheinenden Burlesque Works of the Unlearned über die Parteigrenzen hinweg, in satirischer Form Torheiten in Bildung und Kritik aufzudecken, mit dem er bei Addison bereits gescheitert war, umso mehr beflügelt haben, seine eigenen diesbezüglichen Vorstellungen zu verwirklichen. War Pope's Konzept von einer lockeren Vereinigung von Literaten zwecks Veröffentlichung eines Periodicals ausgegangen, so bewirkte Swift die Entwicklung eines festen Clubs toryistischer Prägung mit wenigen, exklusiven Mitgliedern51, bei dem er wegen seiner Erfahrung als Schrift A True Relation of Several Facts and Circumstances of the Intended Riot and Tumult on Queen Elisabeth's Birth-day von dem geplanten Umzug und davon, wie die Figuren, von denen der Teufel beispielsweise dem Lord Treasurer Lord Oxford verblüffend ähnlich gesehen habe, auf Befehl der Regierung beschlagnahmt wurden (vgl., F.H. Ellis, Poems on Affairs of State (im folgenden zitiert als POAS), Bd. 7, (1975), S. 514ff.).

Schriftsteller und seines Einflusses bei hohen Regierungsbeamten den Vorsitz führte. Der Club versammelte sich häufig in Arbuthnots Arbeitsräumen im St. James's Palace, da dieser den zur Beherbergung mehrerer Personen nötigen Platz und Komfort bot, und dort wurden zuweilen kleine Gedichte verfaßt, meistens jedoch Material aus einer großen Varietät von Lasterhaftigkeiten zusammengetragen, die erfahrenere Schreiber wie zum Beispiel Jonathan Swift oder Alexander Pope52 dann in eine literarische Form brachten.

1.2.3. Der 'Scriblerus Club' und der Duke of Marlborough

Da die eigentliche Aufnahme der regelmäßigen Aktivitäten des Scriblerus Club erst mit dem Ende des Jahres 1713 zu datieren ist und der Duke of Marlborough schon am 30. Dezember 1711 aller seiner Ämter enthoben worden war, kann nicht postuliert werden, daß seine Person das herausragende Ziel der hier entstandenen Burlesquen und Spottgedichte war. Vielmehr entwickelte die Gruppe eine imaginäre Figur mit dem Namen Martinus Scriblerus, der sie eine Karriere andichteten und unter deren Pseudonym sowohl eigene Werke veröffentlicht, als auch die Urheberschaft anderer Publikationen behauptet wurde, um dadurch gelehrte Männer als auch politische Gegner der Lächerlichkeit preiszugeben.53 Es läßt sich letztendlich auch in den ganzen Memoirs of Martinus Scriblerus keine direkte Anspielung auf den Herzog von Marlborough entdecken; einen einzigen Hinweis, der allenfalls entfernt in diese Richtung deutet, findet sich in dem Kapitel Martinus as a Critick, in dem die Terenzausgabe von Francis Hare aus dem Jahre 1724 verhöhnt wird. Dieser Francis Hare, ab 1731 Bischof von Chichester, hatte den Duke of Marlborough in den Jahren 1711 und 1712 gegen verschiedene Pamphlete verteidigt, unter anderem gegen Swifts Conduct of the Allies, mit der Schrift The Allies and the late Ministry Defended against France, eine Veröffentlichung, die seitens Swift weitere Streitschriften nach sich gezogen hatte.

einzelnen Mitglieder abgehalten wurden - die aber nun ihrerseits nicht mit den entsprechenden finanziellen Mitteln ausgestattet waren, um eine genügend große Behausung zu halten,oder große Gruppen bewirten zu können.

In einigen unzusammenhängenden Versen, die erst 1766 von Harkesworth in seiner Ausgabe der Korrespondenz Jonathan Swifts veröffentlicht wurden, wird aber doch eindeutig Bezug auf den Herzog von Marlborough genommen. Die Verse, die teilweise mit Datum versehen sind, wurden im Frühjahr 1714 verfaßt, als allgemein die Rückkehr des Duke erwartet wurde54. Sie werden einem Briefwechsel zwischen den Mitgliedern des Scriblerus Club und Lord Oxford zugeordnet und waren sicherlich nicht zur Publikation bestimmt. Die Erwähnung ist zwar nicht namentlich, scheint aber dennoch eindeutig zu sein:

A fig too for H---r55

Who prates like his Grand mere

And all of his Friends would rebuke [...]

Give us but our Earle,

And the Devil may take their Duke.56

Die wörtlich gleiche Anspielung findet sich in einem anderen Schreiben an Lord Oxford57 und gibt Zeugnis davon, daß Robert Harley nach dem Tode Königin Annes keine politische Überlebenschance hatte, wenn auch seine Anhänger weiterhin an ihm als Regierungschef festhalten wollte.

2. Die Satiren und Pamphlete des Jonathan Swift

2.1. Von den Whigs zu den Tories

Jonathan Swift, der weder den Herzog noch die Herzogin von Marlborough - wie, sehr zu seinem Leidwesen, auch die Königin Anne58 - jemals persönlich kennengelernt hat, muß auf literarischem Gebiet zu den erbittertsten und ernstzunehmendsten Gegnern des militärischen Führers der Alliierten gegen Frankreich im spanischen Erbfolgekrieg gezählt werden. Hierbei habe er sich - wie er behauptet - niemals von individuellen Gefühlen leiten lassen, sondern den Herzog im Gegenteil vor manchen schmerzvollen Angriffen bewahrt:

... the Duke pretended to think me his greatest enemy, and got people to tell me so, and very mildly to let me know how gladly he would have me softened towards him. I bid a lady of his acquaintance and mine let him know, that I had hindered many a bitter thing against him, not for his own sake, but because I thought it lokked base, and desired every thing should be left to him except power.59

Da er selbst in keinem direkten Kontakt zu Marlborough stand, war Jonathan Swift bezüglich der Informationen für seine Pamphlete ausschließlich auf seine Parteifreunde angewiesen.60 Swift, der während seiner Londoner Aufenthalte bis 1710 als enger Freund Addisons und Steeles bevorzugt für die Sache der Whigs geschrieben hatte61, wurde durch eine Empfehlung des irischen Klerikers Erasmus Lewis am 4. Oktober 1713 mit Robert Harley bekannt gemacht62 und für die Mitarbeit am Examiner als einem Sprachrohr vereinigter, gemäßigter Whigs und Tories in einer Koalition der Mitte gewonnen. Er war am 7. September 1710 in London angekommen, um im Auftrag der irischen Kirche bei der englischen Regierung einen weiteren Vorstoß in der Sache der sogenannten first-fruits 63 zu unternehmen. Lord Godolphin empfing ihn äußerst kühl - neben seiner Entlassung64 dürfte seine allgemein bekannte Abneigung gegen den Klerus dazu beigetragen haben - und schickte ihn mit leeren Händen und zutiefst beleidigt fort.65 Daß auch Lord Somers, zu dessen Unterstützung Swift noch im Sommer 1701 eine Abhandlung veröffentlicht hatte66, ihm nicht helfen konnte oder wollte, mag sehr zu seiner Verbitterung und Parteinahme gegen die Whigs beigetragen haben, zumal diese ihn von vielen Seiten um Hilfe und schriftstellerische Unterstützung angingen. Was Swift zweifellos für eine Zusammenarbeit mit Harley eingenommen haben wird, war neben der Hochschätzung seiner Person und seiner Fähigkeiten durch einen solch hohen und einflußreichen Politiker wie den späteren Lord Oxford gewiß auch die Aussicht, auf politischem Gebiet für eine breite Öffentlichkeit tätig werden zu können und vielleicht die Hoffnung auf den Vorsitz in einer repräsentativen Gemeinde in London als Lohn für seine Anteilnahme am politischen Umbau des Landes.

2.2. Swifts Essays in der toryistischen Wochenschrift Examiner

Der Examiner als Regierungsorgan hatte nach dem überwältigenden Wahlsieg der Tories im Oktober 1710 einige sehr schwierige Aufgaben zu erfüllen, die neben schriftstellerischen und rhetorischen Fähigkeiten auch größtes diplomatisches Geschick erforderten. Neben dem Erhalt der öffentlichen Glaubwürdigkeit, wodurch nicht zuletzt die englische Börse vor dem Zusammenbruch bewahrt werden sollte - eine in Aussicht stehende Möglichkeit, die das ganze Land zahlungsunfähig gemacht hätte - mußte England auch den auf dem Kontinent tobenden Krieg solange weiter unterstützen, bis ein Friedensschluß stattgefunden hatte, der im geheimen bereits seit dem Sturz der Whigs auf diplomatischem Wege in Angriff genommen worden war.67 Zunächst hielt die neue Regierung jedoch demonstrativ am Herzog von Marlborough an der Spitze der Allianz fest. In seiner ersten Ausgabe, an der Swift noch nicht mitarbeitete, äußerte sich der Examiner über die Möglichkeit der Ablösung des Generals mit der, wenngleich ironischen Bemerkung:

Can anything be more absurd than this suggestion, that upon a Change in the Ministry, or a Dissolution of the Parliament, the English General will be so mortified that he can serve no longer? ... His actions are guided by a nobler Principle, than the little Interests of any Party.His Duty to her Majesty, and his Love to his Country, will never sufer him to forget that he has receiv'd all the Honours and Advantages which a gracious Queen and a generous People could heap upon a Subject.68

Als Swift am 2. November 1710 bei der moderat toryistischen Wochenschrift zum ersten Mal die Feder ergriff, um den Rückzug aus einem militärischen Lösungsversuch der spanischen Erbfolge im Inland respektabel, also den Weg zu Friedensgesprächen möglich zu machen, mußte vor allem der Held des Krieges, der Herzog von Marlborough, in den Augen seiner Bewunderer diskreditiert werden.

2.2.1. The Bill of Ingratitude

Swifts erstes politisches Pamphlet gegen den Herzog erschien am 23. November 1710 in der 16. Ausgabe des Examiner. Das Ziel sollte sein, neben der eigenen Öffentlichkeit auch die Alliierten dahingehend zu beruhigen, daß die neue Regierung keinesfalls vorhabe, Marlborough als Captain General seines Amtes zu entheben oder gar als ganze Nation aus dem Krieg auszusteigen. Er begründet den Artikel damit, daß in der letzten Zeit Stimmen laut geworden seien, die Königreich und Regierung der Unbeständigkeit und vor allem jedoch der Undankbarkeit gegenüber dem General bezichtigen, der eine solch lange Zeit, wie in der Geschichte der Menschheit bisher ohne Beispiel, erfolgreich im Ausland seinem Volk gedient habe, eine Auszeichnung, die selbst die Verdienste von Alexander und Cäsar schmälere.69 Kritiker zögen sogar Vergleiche mit Tacitus und Machiavelli zu Rate, die eine Gefahr in zu großer Dankbarkeit gegenüber den Verdiensten ihrer Feldherren gesehen hatten. Der Tenor solcher Worte lasse - so Swift - bei dem Unkundigen die Befürchtung aufkommen, der Erwähnte sei bereits schmählich hingemeuchelt. Er listet hier eine Menge möglicher Fragen auf, die jener unbedarften Person angesichts der erwähnten Undankbarkeitsvorwürfe in den Sinn kommen könnten:

... has he been tried for his life, and very narrowly escaped? Has he been accused of high crimes and misdemeanours? Has the prince seized on his estate, and left him to starve? Has he been hooted at as he passed the streets, by an ungrateful mob? Have neither honours, offices nor grants, been conferred on him or his family? Have not he and they been barbarously stripped of them all? Have not he and his forces been ill paid abroad? ... Has the senate ever thanked him for good success, and have they not always publicly censured him for the least miscarriage?70.

Die einzige diskriminierende Geste gegenüber dem Duke of Marlborough, die Swift ironisch anerkennt, sei die Tatsache, daß die Königin in seiner Abwesenheit das Parlament auflöste und dadurch einen Regierungswechsel herbeiführte, was die Entlassung zweier durch Heirat verwandtschaftlich mit dem Herzog verbundener Personen aus ihren Posten bedeutete. Doch fragt der Autor sogleich sarkastisch nach, ob es denn in anderen Ländern üblich sei, daß Militärs ihre eigenen Regierungsmitglieder und Minister bestimmen wollen und ihre Posten davon abhängig zu machen drohen? Mit all diesen rhetorischen Fragen bringt Swift nicht nur den Vorwurf der Undankbarkeit ins Wanken, denn es war schließlich allgemein bekannt, welche Schenkungen Marlborough für seine militärischen Erfolge vom Senat und von der Königin erhalten hatte. Vielmehr macht er auch die frühere Regierung lächerlich, indem er aufzeigt, daß diese in ihren Entscheidungen und Dekreten immer vom Einfluß ihres militärischen Führers abhängig gewesen war und daß die englische Nation sich nur um Marlborough willen erst so spät gegen sie aufgelehnt hätte:

Yet in the highest ferment of things we heard few or no reflections upon this great commander, but all seemed unanimous in wishing he might still be at the head of the confederate forces ... his real defects (as nothing human is without them) have in a detracting age been very sparingly mentionend either in libels or conversation, and all his successes very freely and universaly applauded71.

Der weitere Tenor des Pamphletes liegt jedoch insgesamt auf der materiellen Seite72 und es gelingt Jonathan Swift dadurch, den Vorwurf der Undankbarkeit ad absurdum zu führen. Um dies zu erreichen führt er die Zuwendungen für die anerkanntermaßen hohen Verdienste des Herzogs in direktem Vergleich mit den fiktiven Schenkungen einer vergleichbaren römischen Herrschaft an ihren Feldherrn auf. Nicht nur die resultierende Summe73, sondern auch die Aufzählung der dafür erbrachten Leistungen durch die Regierung, beziehungsweise die Königin sollte den Vorwurf der fehlenden Erkenntlichkeit in den Augen der Bevölkerung unwiderruflich zunichte machen. Schon die Gegenüberstellungen der Leistungen auf beiden Seiten wirkt absurd, beispielsweise die als imprimis gekennzeichneten Posten auf der Liste, nämlich Weihrauch und ein irdener Topf, um diesen darin zu verbrennen - mit dem Wert von £4,10 - im Gegensatz zu Woodstock, dem Stück Land auf dem Blenheim Palace entstehen sollte, im geschätzten Wert von £40.000.74 Während Swift bei der Aufzählung der Posten britischer Undankbarkeit immer wieder betont, daß es sich um niedrig angesetzte Schätzungen handele und das es darüberhinaus Positionen gebe, die ungenannt seien, gibt er an, auf der Seite römischer Dankbarkeit beispielsweise bei dem Posten der Lorbeerkrone nicht sicher zu sein, ob diese Ausgabe nicht etwa auf Kosten des Generals gegangen sei. Er weist jedoch mehrere Male ausdrücklich darauf hin, daß römische Feldherren nur im Falle der vollständigen Unterwerfung des Feindes mit der Dankbarkeit ihres Kaisers rechnen durften:

These are all rewards that I can call to mind which a victorious general received after his return from the most glorious expedition, conquered some great kingdom, brought the king himself, his family and nobles to adorn the triumph in chains, and made the kingdom either a Roman province, or at best a poor depending state, in humble alliance to that empire75.

Diese ausdrückliche Erwähnung einer notwendigen vollständigen Kapitulation des Feindes, die in England zur Beschenkung eines Generals offensichtlich keine Voraussetzung war - weder ein Sieg noch auch nur ein Friedensschluß waren in Sicht - machen die Rufe der Whigs nach mehr Dankbarkeit für Marlborough geradezu grotesk.

In Swifts erster Streitschrift in den Diensten der toryistischen Regierung läßt sich noch eine weitere, grundsätzliche Beobachtung machen. Im Anschluß an die Beschäftigung mit dem Herzog von Marlborough, der während des ganzen Essays kein Mal namentlich erwähnt wird und es dennoch jedem halbwegs informierten Leser klar gewesen sein wird welche Person hier im Mittelpunkt des Pamphletes steht, weist Swift noch ein Subjekt weiblichen Geschlechts hin, das von seiner Herrin monatlich Geldbeträge zu treuen Händen erhalten habe, um diese im Sinne ihrer Gebieterin zu verwenden. Er erwähnt nun, von irgend jemandem erfahren zu haben, daß sie diese Gelder veruntreut und zum eigenen Vorteil genutzt habe. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Reaktionen auf dieses Gerücht: in einem Schreiben an Königin Anne wehrt sich Sarah von Marlborough vehement gegen die erhobenen Vorwürfe,die sie offensichtlich direkt auf sich selbst bezieht, obwohl auch ihre Person in Swifts Essay nicht mit Namen genannt wurde. Als Aussicht auf weitere Pamphlete und Gedichte läßt sich jedoch festhalten, daß der Duke of Marlborough selten alleiniges Ziel von Spott und Beschuldigungen ist, sondern daß er vielmehr zumeist gleichberechtigt mit seiner ebenso ehrgeizigen Gattin geschmäht wird und in manchen Veröffentlichungen sogar nur als Statist neben der Herzogin Erwähnung findet.

2.2.2. Über die Gefahr der politischen Macht des Militärs

Swifts Artikel in der 20. Ausgabe des Examiner, die am 21. Dezember 1710 erschien, befaßt sich mit der Macht des Militärs über eine zivile Regierung sowohl in der römischen und griechischen Geschichte, von der aus in Beispielen auf die Gegenwart übergeleitet wird, als auch in der Regierungsphase unter Königin Anne. Swift stellt alle seine Betrachtungen in den Zusammenhang mit der Forderung eines 'gewissen Generals', unschwer als der Herzog von Marlborough erkennbar, seine Stellung an der Spitze der Armee auf Lebenszeit zugesprochen zu bekommen. Im großen und ganzen beschränkt er sich auf zwei Beispiele ähnlicher Persönlichkeit in der Geschichte der Menschheit: das des Gaius Julius Cäsar aus der römischen Geschichte und das von Oliver Cromwell aus der jüngeren englischen Vergangenheit. Ursprünglich seien Armeen - so der Autor - im Falle einer direkten Bedrohung des eigenen Landes aus den Gütern der Lehnsherren des Königs zusammengezogen worden, so daß die Soldaten ohne Bezahlung für ihre eigene Sache kämpften.76 Erst durch sogenannte Usurpatoren, die Streitkräfte gegen Geld anheuern mußten, um den König von Gottes Gnaden zu stürzen und dessen Volk zu unterwerfen, beziehungsweise aus der Notwendigkeit zur Eroberung oder Verteidigung entfernter Kolonien, seien gedungene Armeen von Söldnern entstanden.77 Die Vergabe eines hohen militärischen Amtes auf Lebenszeit könne - wie Swift aus einer Parallele in der römischen Vergangenheit herleitet - nur zu einem vorzeitigen Ende der bestehenden Regierung, wenn nicht sogar der ganzen Regierungsform führen:

Cæsar indeed (between whom and a certain General, some of late with much Discretion have made a Parallel) had his Command in Gaul continued to him for five Years, and was afterwards made perpetual Dictator; that is to say, General for Life, which gave him the Power and the Will of utterly destroying the Roman Liberty78.

Auch müssen die Entscheidungen der militärischen Führung immer von den Beschlüssen derjenigen zivilen Macht abhängig sein, von der sie unterhalten wird und wenn ein Mitglied dieser Regierung es für angebracht halte, eine Rolle im Kommando der Armee zu übernehmen, so dürfe diese Person keinen Einfluß mehr auf den Ratschluß des Kabinetts haben.79 Hierin scheint ein deutlicher Seitenhieb auf die überaus mächtige Schlüsselstellung zu liegen, die der Duke of Marlborough im Kabinett unter Godolphin inne gehabt hatte:

And with his power to determine foreign policy, to wield the enormous patronage of the military machine, to appoint ministers who supported him and to force the resignation of those who disagreed with him, Marlborough was prime minister in all but name during the first half of the reign.80

Über die politischen Fähigkeiten militärischer Machthaber äußert Swift sich anhand des Beispieles von der Rebellion gegen Karl I., indem er die parlamentarischen Erfolge Cromwells für sich sprechen läßt:

Some Years after, when they erected a Military Government, and ruled the Island by Major-Generals, we received most admirable instances of their Skill in Politicks81.

Die Gründe eines Cäsar oder Cromwell zur Einflußnahme militärischer Befehlshaber in zivile Regierungsgewalt unterstellt Swift dem gegenwärtigen Captain General nicht, doch können dem Leser die im folgenden aufgeführten Motive Marlboroughs moralisch als keineswegs besser erscheinen, nämlich:

To preserve those in Power who are for perpetuating a War, rather than see others advanced, who, they are sure, will use all proper Means to promote a safe and honourable Peace82.

Dabei hebt er auf das Abkommen von Gertruydenburg vom 28. Mai 1709, das, nachdem Louis XVI einen von vierzig Verhandlungspunkten abgelehnt hatte, vornehmlich an der starren Haltung Marlboroughs und der Whigs gescheitert war. Mit diesem Satz prangert er aber noch einen weiteren negativen Aspekt von militärischer Macht an der Spitze eines Staates an, nämlich ihre Neigung, Probleme und Konflikte ausschließlich mit Waffengewalt zu lösen. Dies weist etwa auf die Einnahme von Städten hin, die entweder für den Kriegsverlauf unwichtig waren, oder eine unangemessen hohe Anzahl von Toten und Verwundeten forderten83. Swifts größtes Anliegen in der 20. Ausgabe des Examiner war jedoch die Warnung vor einem zu mächtigen militärischen Einfluß in die Regierung seines Landes, da es im Wesen des Militärs liege, zivile Gewalten herauszufordern und schließlich zu zerstören:

I have heard it mentioned as a common Practice last Autumn, somewhere or other, to drink Damnation and Confusion (and this with Circumstances very aggravating and horrid) to the New Ministry, and those who had any Hand in turning out the Old; that is to say to those Persons whom her Majesty has thought fit to employ in her greatest Affairs; with something more than a glance against the Queen herself84... if Men of such Principles were able to propagate them in a Camp, and were sure for General for Life, who had any Tincture of Ambition, we might soon bid farewel to Ministries and Parliaments, whether new or old85.

Er hebt in diesem Pamphlet nunmehr nicht ausschließlich auf die - menschlich allzuleicht verständlichen - vices des Herzogs von Marlborough ab, sondern führt seinen Lesern Gefahren vor Augen, die ihr Geschäft und persönliches Leben betreffen könnten, wenn dieser Captain General weiterhin an der Spitze der englischen Armee steht. Swift baut seine Argumentation sehr vorsichtig und schlüssig auf. In seiner Exposition zum Gegenstand des Artikels gesteht er, daß das Thema Armee und Soldaten nicht zu den Angelegenheiten zählt, in denen er sich besonderer Kenntnisse bewußt sei86 und im Verlauf seiner Schrift äußert er - in einer Art und Weise, die nur Zustimmung erheischen kann - Verständnis für die Klagen von Soldaten über ihn und seinesgleichen, wenn sie in Kaffeehäusern den Kriegsverlauf kritisieren, obgleich ihnen wirkliche Einblicke in die Angelegenheit fehlen87. Doch zugleich weist er die Angehörigen der Streitkräfte ihrerseits in die Schranken, auch sie mögen sich auf Gebieten etablieren, die ihren Kenntnissen entsprechen:

surely these Gentlemen have a much weaker Pretence to concern themselves in Matters of the Cabinet, which are always either far above, or much beside their capacities. Soldiers may as well pretend to prescribe Rules for Trade ... as to misplace their Talent in examining Affairs of State, especially in what relates to the Choice of Ministers, who are never so likely to be ill chosen as when approved by them88.

Am 11. Januar 1711 wurde die 23. Ausgabe des Examiner mit einem Artikel Jonathan Swifts veröffentlicht, der offensichtlich direkt auf den oben besprochenen Beitrag bezug nimmt. Da es augenscheinlich einigen Protest89 wegen Swifts Verunglimpfungen gegen die englische Armee gegeben hatte, versucht er sich nun deutlicher Klarstellungen. Die Beschwerdeführer werden zuallererst einmal der Lächerlichkeit preisgegeben, indem er sie in die Randgebiete des Königtums verbannt, die sicherlich auf intellektueller Ebene gewisser Nachhilfe bedurften:

My Intention is, that my hints may be understood, and my Quotations and Allegories applied; and I am in some Pain to think that in the Orcades90 on one Side, and the Western Coasts of Ireland91 on the other, the Examiner may want a Key in several Parts, which I wish I could furnish them with92.

Selbst der französische König als eifriger Leser seines Blattes habe den Artikel gründlich falsch verstanden, nämlich dahingehend, daß der Regierungswechsel in England auch Folgen in bezug auf den Krieg mit Frankreich haben werde, insofern, als daß der Befehlshaber der alliierten Streitkräfte, der Herzog von Marlborough, aus seinen Diensten entlassen und der Krieg sofort beendet würde.93 Dieser Eindruck mußte zu Beginn des Jahres 1711 noch auf das entschiedenste vermieden werden, da sowohl das innenpolitische Gewicht, als auch die internationale Reputation des Herzogs zu diesem Zeitpunkt noch zu wichtig und angesehen waren, als das er ohne Schaden für Englands Interessen, beispielsweise im Außenhandel, hätte abgesetzt werden können.

2.2.3. Ein Brief an den römischen Feldherrn Crassus

Im Examiner Nr. 27, der am 8. Februar 1711 erschien, befaßt sich Swift zunächst ganz im allgemeinen mit dem einer der Todsünden, dem Laster der Habsucht. Indem er diese Unsitte zunächst unter verschiedenen Qualitäten, wie etwa der Wollust, dem Ehrgeiz, der Macht oder dem Wohlstand untersucht, gelangt er zu dem Schluß:

I am ready to conclude from hence, that a Vice which keeps so firm a Hold upon human Nature, and governs it with so unlimited a Tyranny; since it cannot be wholly eradicated, ought at least to be confined to particular Objects; to Thrift and Penury, to private Fraud and Extortion, and never be suffered to prey upon the Publick; and should certainly be rejected as the most unqualifying Circumstance for any Employment, where Bribery and Corruption can possibly enter94.

Im Falle der persönlichen Bereicherung von Bediensteten einer Öffentlichkeit stellt Swift eine unerwartete Hierarchie, zwischen dem Betrug von Vorgesetzten und dessen Untergebenen, denen er ihre Taten konsequenterweise auch zugestehen muß. Da auf diese Weise an einem Betrug an der Öffentlichkeit viele beteiligt sind, wobei der Gewinn durch die Machenschaften auf der höchsten Ebene der Hierarchie den der untersten Ebene um ein hundertfaches übersteigt, ist es die Öffentlichkeit, die als einzige den immensen Schaden zu tragen hat.95

Durch die scheinbar gleichberechtigte Nebeneinanderstellung der göttlichen Autorität, der Philosophen und der Dichter von Satiren, die - ein jeder auf seine ihm eigene Weise - durch die Heilige Schrift, allgemeine Prinzipien oder Schärfe und Spott versucht haben, die Menschheit vom Durst nach Geld zu erlösen, erhebt Swift die Intentionen seiner eigenen Kaste auf ein sehr ernsthaftes Niveau, wenngleich er sich selbst in seiner Funktion als Presseorgan einer politischen Gruppe daran erinnert, daß er lediglich Beobachter96 und nicht Reformer ist. Nach dieser rein formalen Analyse des angesprochenen Lasters wendet er sich nun dem eigentlichen Thema seines Pamphletes, der Habsucht als Motiv von bestimmten Personen, wie "a Prime Minister of State or great General of an Army"97 zu, und gesteht sich angesichts der Größenordnung des entstandenen Schadens und der Tatsache, daß die - im allgemeinen von einer Horde von Schmeichlern umgebenen - lasterhaften Staatsmänner ihren eigenen, in der Öffentlichkeit wohlbekannten Vergehen gegenüber blind sind98, eine gewisse aufklärerische Einmischung zu, die er allerdings als Heilung - also Satire im horaz'schen Sinne - und nicht als Amputation - also Satire im juvenalischen Sinne - verstanden wissen möchte99, auch wenn er durch seine Form der personal satire eher die Funktion eines Henkers, als die eines 'doctor of men and manner' ausübt.

Seine Intervention in die aktuelle Situation kleidet Swift in die Allegorie eines Briefes von einem unbekannten römischen Bürger zur Zeit des ersten Triumphirates100 an dasselbe, zur Weiterleitung an Crassus, Feldherr in Mesopotamien. In seinem Proömium läßt er den Feldherrn, der selbstverständlich niemand anders als der englische Captain General der alliierten Streitkräfte in den General States, der Herzog von Marlborough, ist, wissen, daß im ganzen Volk die im folgenden dargestellte Meinung über ihn besteht und somit der Autor selbst, der ja lediglich Überbringer dieser Ansichten ist, keine bösen Absichten verfolgt:

To let you see I write this without any Sort of ill Will, you shall first hear the Sentiments they have to your Advantage. No Man disputes the Gracefulness of your Person; you are allowed to have a good and clear Understanding, cultivated by the Knowledge of Men and Manners, although not by Literature. You are no ill Orator in the Senate101 ; you are said to excel in the Art of bridling and subduing your Anger, and stifling and concealing your Resentments102 ; you have been a most successful General, of long Experience103, great Conduct, and much personal Courage104 ; you have gained many important Victories for the Commonwealth, and forced the strongest Towns in Mesopotamia to surrender105 ; for which, frequent Supplications have been decreed by the Senate.106

Allein die Verknüpfung von echtem Lob für tatsächliche Verdienste und Errungenschaften des Duke of Marlborough mit Anspielungen auf Verfehlungen und schlichtweg falschen Unterstellungen machen die angesprochene Leserschaft geneigt zu glauben, einen unparteiischen, am Eigentlichen uninteressierten Autor vor sich zu haben, die dann eher bereit sind, alles weitere unreflektiert zu glauben.

Im folgenden gibt der Autor noch weitere Hinweise auf die tatsächliche Identität des Adressaten, um gleichzeitig mit einem beträchlichen Quantum von Unverschämtheit, Verleumdungen und Wahrheiten über diesen zu äußern:

You are the richest Person in the Commonwealth107 ; you have no Male Child108, your Daughters are all married to wealthy Patricians109 ; you are far in the Decline of your Life; and yet you are deeply stained with that odious ignoble Vice of Covetousness. It is affirmed, that you descend even to the meanest and most scandalous Degrees of it; and while you possess so many Million; while you are aquiring so many more110, you are sollicitous how to save a single sesterce111...112

Besonders bissig erscheint die parenthetisch fallen gelassene Bemerkung über die "Buskins"113, die offensichtlich so sehr zu der Erscheinung des Crassus, beziehungsweise des Duke of Marlborough gehörten, daß er sich ihrer nicht einmal dann entledigen konnte, wenn sein Leben dadurch in Gefahr gebracht würde.114 Bevor Swift sich weiterer Unterstellungen bedient, wie etwa der, daß die Armee mitunter ohne Verpflegung gewesen war, nur damit der General seine vollen Vergünstigungen genießen konnte oder beispielsweise der, daß Marlborough sich für Flandern als Kriegsschauplatz entschieden habe, weil er dort größere Kriegsbeute erwartete115, bedient er sich einer neuen Methode, um dem Feldherrn seine Fehler vor Augen zu führen. Nicht er selbst werde ihn darüber aufklären, sondern seine Freunde, Kameraden und Untergebenen, die dies sicherlich auf überzeugendere Weise bewerkstelligen würden. Der fiktive Briefeschreiber empfiehlt Crassus also, sich zu verkleiden und sich unter seine Leute zu mengen, um in seiner Stadt und auch in seinem Heerlager das Gespräch auf seine Person zu lenken und dergestalt zu erfahren, welche Meinung denn wirklich in der Bevölkerung und bei seinen Untergebenen über seinen Charakter herrscht:

... introduce Discourses about your self; inquire your own Character ...and, if you do not hear every Mouth Censuring, Lamenting, Cursing this Vice in you, and even you for this Vice; conclude yourself innocent116.

Durch diese geschickte Strategie gelingt es Swift, bei seinen Lesern die Idee aufkommen zu lassen, daß dies beim Herzog von Marlborough - der in diesen Tagen in Verleumdungs- und Schmähschriften gar nicht namentlich erwähnt werden mußte, damit man ihn erkannte - die gleiche Sachlage sei. Daß also auch in seinem Fall bereits die ganze Bevölkerung und alle seine Freunde und Untergebenen sich über seine Fehler und Laster die Mäuler zerrissen und das es lediglich wohlmeinender Freunde und Getreuer - wie beispielsweise des Examiner - bedürfe, um ihn über seine Vergehen aufzuklären und ihn von seinen Untugenden und Schwächen zu heilen.

zufuß nach Hause (vgl., J. Spence, Observations, Anecdotes and Characters of Books and Men collected from Conversation. Bd. 1, (1966), S. 163f.).

2.3. Conduct of the Allies

Am 27. November 1711 - also kurz vor der Entlassung des Herzogs von Marlborough aus all seinen Ämtern - erschien Swifts wohl spektakulärste und wirkungsvollste Streitschrift gegen die Politik der Whigs auf Seiten der alliierten Streitkräfte im spanischen Erbfolgekrieg, der Conduct of the Allies. Mit einer Länge von 96 Seiten und dem Preis von einem Shilling war dieses Pamphlet zwar doppelt so lang und auch fast zweimal so teuer wie herkömmliche Veröffentlichungen dieser Art117, verkaufte sich aber dafür besser als jede vergleichbare Veröffentlichung in dieser Zeit. Bis zum 28. Januar 1712 war bereits eine siebte Auflage in Planung und die ersten sechs Auflagen mit einem Umfang von 11.000 Exemplaren verkauft.118

Die Idee, die hinter diesem Pamphlet stand, war, der whiggistischen Kriegspolitik und dem Herzog von Marlborough den endgültigen Schlag zu versetzen, mit dem beiden jegliche politische Glaubwürdigkeit genommen und sie gleichsam entmachtet werden sollten. Zu diesem Zweck sollte nicht nur die permanente Herauszögerung eines Endes des Krieges, sondern zuerst und vor allem, dieser Krieg als solcher verurteilt werden und die Person, die die militärische Auseinandersetzung gewissermaßen verkörperte und gleichzeitig deren Sympathieträger bei der Bevölkerung war, als Verräter entlarvt und in ihrer Position untragbar gemacht werden. Der eine oder andere inhärente Widerspruch, beispielsweise die Darstellung der Ablehnung des Krieges als einen grundsätzlichen toryistischen Standpunkt, wovon bei Ausbruch der Fehde 1701 nichts zu hören gewesen war, spielte dabei offensichtlich keine Rolle. Die Laster des Captain General, seine Habsucht und sein Ehrgeiz, sollten zum tatsächlichen Beweggrund whiggistischer Politik gemacht werden, Marlborough und die Whigs als Kriegstreiber desavouiert werden.

Der Aufsatz besteht aus einem Vorwort, in dem auf 'freie und unparteiische'119 Art und Weise die Friedenspolitik der gegenwärtigen Regierung gerechtfertigt wird, und dem Haupteil, der wiederum in fünf Abschnitte gegliedert ist. Im ersten dieser fünf Teile erörtert Swift die theoretischen und historischen Hintergründe für die Entstehung von militärischen Auseinandersetzungen und die Bildung von Armeen, die er schon einmal in ähnlicher Weise in der 20. Ausgabe des Examiner vom 21. Dezember 1710 dargelegt hatte. Im zweiten Abschnitt erläutert er die geschichtliche Entwicklung, die zum Ausbruch des spanischen Erbfolgekrieges geführt hatte und deutet dabei die Cliquenwirtschaft zwischen der Armeeführung und der Spitze der Regierung an:

... he [Sidney Godolphin] was to be at the head of the Treasury and have the sole management of affairs at home, while those abroad were to be in the hands of one [John Churchill] whose advantage, by all sorts of ties, he was engaged to promote120.

Im mittleren Abschnitt des Hauptteils verurteilt Swift die Tatsache, daß England in einem Krieg, von dem es im Grunde nur am Rande betroffen war, nicht nur die Hauptrolle einnimmt und die größten Lasten zu tragen hat, sondern vielmehr aus seinen großen Erfolgen, wie beispielsweise in Blindheim oder Ramillies weder eigenen Gewinn noch Vorteile gegenüber dem Feind gezogen hat; daß tatsächlich solche Siege nur dem Nutzen anderer121 - wie etwa dem Herzog von Marlborough - diente:

... when all this brings no real solid advantage to us, when it hath no other end than to enlarge the the territories of the Dutch and increase the fame and the wealth of our general [Marlborough], I conclude, however it comes about, that things are not as they should be, and that surely our forces and money might be better employed, both towards reducing our enemy and working out some benefit to ourselves122.

Der Autor mißbilligt in diesem Zusammenhang auch, daß das Abkommen zwischen den Alliierten, nach dem erobertes Land dem jeweiligen Besetzer als Eigentum zufalle, nicht eingehalten wurde.123 Dem Captain General wiederum wird jedoch nicht nur persönliche Bereicherung durch den jahrelang teuer geführten Krieg angelastet, sondern auch der Vorwurf gemacht, er habe den Austragungsort der Auseinandersetzung nach eigenen Präferenzen gewählt:

It was the kingdom's misfortune that the sea was not the Duke of Marlborough's element, otherwise the whole force of the war would infallibly have been bestowed there, infinitely to the advantage of his country which would then have gone hand in hand with his own124.

Im vierten Abschnitt befaßt sich Jonathan Swift mit der Rolle und den Motiven der Junto, deren führendes Mitglied Sydney Godolphin beispielsweise unter Wilhelm von Oranien, bei Ausbruch des Krieges gegen Frankreich sein Amt mit der Begründung, er könne ihm nicht mehr länger dienen125, aufgegeben hatte, während er unter Königin Anne - trotz des weitergeführten Krieges - das Amt des Lord Treasurer annahm, wofür Swift folgende Gründe postuliert:

... whether this war were prudently begun or not, it is plain that the true spring or motive of it was the aggrandizing a particular family, and in short, a war of the general and the ministry and not of the prince or people; since those very persons were against it when they knew the power, and consequently the profit, would be in other hands126.

Dieser Gruppe, so schlußfolgert Swift, die den Krieg aus reiner Profitgier vorantreibe und ihn gleichsam zu ihrem Geschäft mache, könne gar nicht an einem Friedensschluß gelegen sein und insbesondere eine Person - daß es sich hierbei um den Herzog von Marlborough handelte, braucht an dieser Stelle offensichtlich gar nicht erwähnt zu werden - habe ganz enorm von Geschenken verschiedener Hohheiten127, einem zweieinhalbprozentigen Anteil der Bezahlung nichtbritischer Truppen in den Niederlanden aus dem englischen Steuersäckel und weiteren, nicht unbedeutenden Vergünstigungen, profitiert.128 Schließlich verurteilt er diese Fraktion von Kriegsgewinnlern sogar als Verräter an der Kirche des englischen Staates und damit am ganzen englischen Volk, indem er sie mit den Geldwechslern aus dem Matthäusevangelium vergleicht, die den Tempel ihres Herrn mißbraucht hatten.129 Ein weiteres Beispiel für die Unersättlichkeit des Duke of Marlborough und seiner Lobby im englischen Parlament weist der Autor auf, wenn er die verschiedenen Friedensbemühungen Frankreichs nach dem großen Erfolg der Alliierten von Ramillies erwähnt, die stets an unerfüllbaren Forderungen gegenüber den Franzosen scheiterten, wie beispielsweise der, daß Louis XIV selbst seinen Enkelsohn vom spanischen Thron vertreiben solle130:

... the general and the ministry ... refused to accept very advantageous offers of a peace after the battle of Ramillies131.

Schlußendlich wirft Swift dem Captain General vor, mit seinem Gesuch, von der Königin zum General auf Lebenszeit ernannt zu werden, weiterreichende Pläne zu verfolgen, die ihm, wie im frühen 8. Jahrhundert dem karolingischen Hausmeier132 Karl Martell, faktisch die höchste Macht im Staate beschaffen sollten133.

Im vierten Teil seines Pamphletes Conduct of the Allies kommt Swift auf den Passus No Peace without Spain zu sprechen134, den die Parteiensplittergruppe um Marlborough bei jedem Versuch von Friedensverhandlungen mit Frankreich vorbrachte, und der in dem achten Artikel der 'Grand Alliance', in dem die Ziele des Krieges dargelegt sind, gar nicht aufgeführt war135. Er unterstellt, daß die Übergabe des spanischen Thrones an Österreich für England keine Vorteile bieten würde, beziehungsweise daß der Enkel des französischen Königs auf dem spanischen Herrschersitz keine Gefahr für die britischen Inseln bedeuteten. Vielmehr hätten die Kriegsbefürworter in dieser Forderung eine gute Begründung für eine Verlängerung der Feindseligkeiten gefunden und er stellt die rhetorische Frage, für welchen Zweck England den überhaupt jahrelang mitgekämpft habe, wenn Spanien nun aufgegeben würde:

The answer is ready; we have been fighting for the ruin of the public interest, and the advancement of a private. We have been fighting to raise the wealth and grandeur of a particular family; to enrich usurers and stockjobbers; and to cultivate the pernicious designs of a faction, by destroying the landed interest.136

2.4. Die satirischen Gedichte des Jonathan Swift

Neben seinen Pamphleten, die er größtenteils im Rahmen seiner Mitarbeit des Examiner publizierte, verfaßte und veröffentlichte Swift auch noch eine große Anzahl spöttisch-satirischer Versdichtungen auf den Herzog von Marlborough. Hierbei bediente er sich vornehmlich der Stilebene der low satire, ohne dabei allerdings immer einen klassischen Hintergrund vermissen zu lassen. Bei allen seinen Poems finden sich ausgeprägte Wechsel von Pathos zu Bathos, wobei der Autor sich häufig einer derben Fäkalsprache bedient. In der Ballade An Exellent new Song, being the Intended Speech of a famous Orator againstPeace, die am 6. Dezember 1711 erschien und sich mit Lord Nottinghams angeblichem Wechsel zu den Whigs beschäftigte137, findet sich ein anschauliches Beispiel für Swifts Lexik:

The D[uke] shew'd me all his fine House; and the D[uches]s From her Closet brought out a full Purse in her Clutches I talk'd of Peace, and they both gave a start,His G[race] swore bei [God], and her G[race] let a F[ar]t138.

Das Zeugma des pathetischen God und des bathetischen Fart stellt beispielsweise eine sehr augenfällig abwertende Beurteilung der vorgestellten Charaktere dar und auch der Gebrauch des Wortes clutches, anstatt des eher zu erwartenden hand, drückt einen, bei Swift in genau dieser Form häufig verwendeten, abrupten Wechsel von einer Würde austrahlenden, auf eine spöttisch-verächtliche Stilebene aus. Interessant zu beobachten ist jedenfalls die Tatsache, daß Swift, obwohl die meisten seiner Schriften über den Duke of Marlborough zu seinen Lebzeiten anonym veröffentlicht wurden, in seinen Versdichtungen, im Gegensatz zu seinen Pamphleten, auf einer sehr persönlichen und geradezu beleidigenden Ebene mit dem Herzog ins Gericht geht.

2.4.1. A Fable of the Widow and her Cat

Wenige Tage nach der Entlassung Marlboroughs, die die Königin aufgrund der am 21. Dezember 1711 von der vom Parlament eingesetzten Kommission erhobenen Vorwürfe der Bestechlichkeit und der Unterschlagung am 30. des Monats aussprach, erschien ein Gedicht voller Angriffe auf die Schandtaten des Herzogs. Zwar ist die Autorenschaft nicht endgültig geklärt, doch weisen einige Tatsachen darauf hin, daß Jonathan Swift zumindest daran beteiligt war: zum Ende des Erscheinungsmonats wurde ein Gedicht veröffentlicht, das sich der Verteidigung des Herzogs widmet, mit dem Titel When the Cat's away, the Mice may Play. A Fable. Humbly inscribed to Dr. Swift, woraus sich mit großer Wahrscheinlichkeit ableiten läßt, daß das Gedicht wenigstens zu dieser Zeit direkt Swifts Feder zugeschrieben wurde.139 Ein zweiter Hinweis auf Swifts Beteiligung an dem Schmähgedicht stammt aus seinem Journal to Stella vom 4. Januar 1713, also etwa zum Zeitpunkt des Erscheinungsdatums geschrieben, der sich möglicherweise auf die Veröffentlichung von A Fable of the Widow and her Cat bezieht:

I ... dined with my printer, and gave him a ballad made by several hands, I know not whom. I believe LordTreasurer had a finger in it; I added three stanzas; I suppose Dr. Arbuthnot had the greatest share.140

Im Gedicht ist der Herzog von Marlborough die geschätzte Katze einer alten Witwe, die die Personifikation von Königin Anne darstellt, und dieses Haustier enthüllt erst, nachdem es durch gute Kost verwöhnt worden ist, seine wahre Natur.141 Die zweite Strophe stellt den Fuchs - an sich schon eine Metapher für einen listigen Menschen, der stiehlt und betrügt, und hier zweifelsohne der Earl of Godolphin - als alten und unzertrennlichen Freund der Katze vor und zeigt die beiden, wie sie allabendlich, im Schutze der Dunkelheit also, Lämmer rauben, verschlingen und anschließend noch ihr Fell verkaufen. Hier liegt eine besonders anschauliche Allegorie vor für das, was Marlborough und der Junto vorgeworfen worden war, daß sie nämlich das englische Volk - in der satirischen Dichtung, die sich mit dem Herzog von Marlborough beschäftigte, häufiger als unschuldiges Lamm dargestellt - im Geheimen restlos ausgebeutet und hernach noch dessen Fell zu Markte getragen hätten:

They Nightly slunk to rob the Fold,

Devour'd the lambs, the Fleeces sold, And Puss grew Lion-hearted.142

Auch die Anspielung auf die Furchtlosigkeit Marlboroughs, die sich in den neun Jahren seiner Funktion als militärischer Führer der Truppen durchaus als eine Tatsache etabliert hatte, wird hier auf mock-heroische Weise, gleichsam parenthetisch, der Lächerlichkeit anheimgestellt. Die burleske Wirkung entsteht dadurch, daß der Katze in der Kosewortform Puss die Courage eines Löwen zugeschrieben wird. Noch in der dritten Strophe werden die Schandtaten der Katze aufgezählt, die ihrer Herrin Magd üble Kratzer zugefügt, ihre Sahne gestohlen und ihre vorzüglich geschnürte Kappe zerrissen habe. Alle drei Vorwürfe lassen sich als Metaphern auflösen: die Magd der Königin, der Marlborough Schaden zufügen wollte, indem er sie aus den Diensten Queen Annes pressen wollte, ist unschwer als Abigail Masham identifizierbar, die Sarah Churchill nach ihrer endgültigen Fehde mit Anne aus deren Stellung als erste Hofdame abgelöst hatte. Die gestohlenen Sahnestücke könnten die durch seine militärischen Erfolge errungenen Geschenke aus dem Privatbesitz der Königin sein, wie etwa der Diamant im Wert von £8.000, den sie ihm nach seinem Sieg von Blindheim zukommen ließ, was von manchem Tory als erschlichene Trophäe erachtet wurde. Ebenso plausibel erscheint es anzunehmen, daß es sich hierbei um die 2½% handelt, die dem Duke of Marlborough laut einer Verfügung der Königin aus dem Jahre 1702 vom Sold der nichtenglischen Truppen in den Niederlanden bezahlt werden mußte, eine Vergütung, die er nach Meinung der Tories als Vergünstigung in die eigene Tasche wirtschaftete und die er nach eigenen Angaben in den Geheimdienst investiert hatte.143 Als elaborateste Metapher erweist sich die der zerrissen Kopfbedeckung: "He tore her best lac'd Pinner"144. Nachdem der OED die Übersetzung der Vokabel to tear mit: "Violently disrupt or divide, split into into parties or factions" zuläßt, ergibt sich folgende Interpretationsmöglichkeit. Da die Witwe im Gedicht die Königin von England darstellt, läßt sich die erwähnte Kopfbedeckung als Pendant zur Krone verstehen. Wenn die Krone nun als Symbol für die englische Staatsmacht gesehen wird, dann läßt sich das Zerreißen dieser als Zerstörung einer Ganzheit, beispielsweise einer Regierung durch Schaffung von uneinigen und oppositionellen Splittergruppen deuten. Wenn also die Katze der Witwe ihre beste Haube in Stücke reißt, und kann so als Metapher dafür betrachtet werden, daß der Duke of Marlborough die Regierung der besten aller Königinnen145 durch seine Eigenmächtigkeiten und seine Habsucht entzweite.

Als die Dame ihr aus Furcht vor weiteren Untaten Strafe androht146, hält die Katze eine kecke und unverschämte147 Rede, in der Form des Baron von Lechmere, eines Rechtsanwalts mit dem Ruf eines großen Redners, der von Swift als Freidenker und Deist abgeurteilt wird148. In ihrer Rede verurteilt die Katze diese Ungerechtigkeit, die ihr zuteil wird, da sie so großartige Dienste geleistet habe und überdies sei der Schaden nur aus lauter Ausgelassenheit zustandegekommen, auf keinen Fall jedoch sei er beabsichtigt gewesen:

I! who so long with Tooth and Claw Have kept Domestic Mice in awe, And Foreign Foes defeated!

Your Golden Pippins and your Pies, How oft have I defended?

'Tis true, the Pinner which you prize I tore in Frolick; to your Eyes I never Harm intended149.

Bestraft wird die Katze schlußendlich nicht für die Beute, die sie sich in den Schlachten angeeignet hatte. Davon wird sie freigesprochen. Die Strafe erfolgt vielmehr dafür, daß sie eine Heuchlerin war, sich die Sahne als Vergünstigung angeeignet und schließlich die Witwe bestohlen hatte, um ihre ohnehin großzügigen Einkünfte aufzubessern.

In The Widow and the Cat stellt Swift den Duke of Marlborough als eine Person dar, die ihren Mut nur an Lächerlichkeiten beweist und dies zudem nicht alleine zuwege gebracht hatte, sondern nur durch die Unterstützung eines Freundes Godolphin. Als es zu den Anschuldigungen der Korruption und des Diebstahls öffentlicher Mittel kommt, bauscht er seine Taten und Verdienste auf, um die Ankläger der Undankbarkeit zu bezichtigen und damit ihren Vorwürfen entgegenzutreten. Insgesamt ruft diese Allegorie auf den Herzog eher Bedauern und Spott hervor und sein Ende scheint mehr als notwendig:

So flagrant is Thy Insolence,

So vile Thy Breach of Trust is;

That longer with Thee to dispense,

Were want of Pow'r, or want of Sense: Here, Towzer! - Do Him Justice.150

2.4.2. The Fable of Midas

Am 14. Februar 1712 erscheint The Fable of Midas, ein mock-heroisches Spottgedicht auf die Laster des Herzogs, in dem ihm auf bisher nicht dagewesene direkte und höhnische Art und Weise, Begierde und Habsucht vorgeworfen wird. Die zugrundeliegende Fabel des Midas, die Ovid um das Jahr 8 n. Chr. in seinen Metamorphosen verfaßt hat, ist an sich bereits ein ausgesprochenes Lehrstück über die Habgier und deren Folgen. Swift gelingt in seinen Versen eine sehr dichte Adaption an die politische Situation des Charles Churchill, Duke of Marlborough, aus der Sicht der Opposition. Die Verhöhnung des phrygischen Königs, die schon bald zur Karikatur des Herzogs wird, läßt sich auch stilistisch am Umschlagen von Pathos zu Bathos erkennen. Zeugen die benutzten Bilder in den ersten Zeilen noch von Pomp und Eleganz eines vornehmen und reichen Herren, so erfolgt bald der plötzliche Abstieg zu böswilligen Metaphern:

His empty Paunch that he might fill,

He suck't his Vittels thro' a Quill;

Untouch'd it passed between his Grinders, Or't had been happy for Gold -finders151.

Die Verwendung von Begriffen wie Wanst oder Mahlzahn setzen den Wert der im Zusammenhang stehenden Person bereits ganz beträchtlich herab. Durch die folgende Kontextualisierung mit Gold-finders, also Kreaturen, die Toilettengefäße zu entleeren hatten, begegnet der Leser seinem 'Helden' schließlich auf allerunterstem Niveau. Wie dem Midas in der griechischen Mythologie gelingt es auch Marlborough, Dinge dadurch in Gold zu verwandeln, daß sie durch seine Finger gehen, wie Swift es in seinen heroiccouplets dem Leser spöttisch nahelegt:

Whene'er he chanc'd his Hands to lay, on Magazins of Corn or Hay,

Gold ready Coin'd appear'd, instead Of paultry Provender and Bread152.

Er bezieht sich dabei offensichtlich auf einen Bericht an das House of Commons vom 21. Dezember 1711, also 9 Tage vor der Entlassung des Herzogs von Marlborough aus allen seinen Ämtern, in dem es heißt, der Captain General habe in den Jahren 1702 bis 1710 Zuwendungen in Höhe von über £63.000 für einen Vertrag mit zwei spanischen Händlern über die Belieferung der alliierten Armee mit Brot erhalten153. Es läßt sich daraus möglicherweise aber auch eine Anspielung auf bereits mehrfach laut gewordene Vorwürfe herauslesen, die besagen, daß der Captain General die Versorgung seiner Soldaten vernachlässigt habe.

Die Schilderung des musikalischen Streites zwischen Apoll und Pan, bei dem sich König Midas als Schiedsrichter für den Gott Pan entscheidet, weswegen Apoll ihn zur Strafe mit Eselsohren ausstattet, ist eine treffende und überaus zynische Allegorie auf die Entscheidung Marlboroughs gegen Robert Harley am 29. Dezember 1711 in dessen Haus in York Buildings154. Lord Oxford hatte den Herzog an diesem Abend zu sich eingeladen, um zu klären, ob er bereit sei, auf Seiten einer moderaten Regierung im Sinne eines baldigen Friedensschlußes mit Frankreich weiterhin als Captain General auf dem Kontinent zu dienen. Obwohl der Herzog dazu offensichtlich bereit war, verschloß er sich alle weiteren Möglichkeiten einer Zusammenarbeit durch sein Beharren darauf, daß seine Frau Sarah auch zukünftig in den Diensten der Königin verbleibt, denn in deren Gegenwart durfte nicht einmal der Name der ehemaligen Hofdame erwähnt werden155. Swift setzt diese Entscheidung des Herzogs in den Rahmen der Fabel, indem er ihn im folgenden im Fluß Pactolus baden läßt, wo sich ihm die Kunst alles zu Gold werden zu lassen, gleichsam wie Schuppen von den Gliedern schält; Reichtum der dann auf andere Nutznießer übergeht:

Fame spreads the News, and People travel

From far, to gather golden Gravel; Midas, expos'd to all their Jears, Had lost his Art156.

In der Tat ging der 'Goldsegen', an dem sich der Herzog von Marlborough bisher erfreut hatte, noch vor dessen Entlassung aus all seinen Ämtern auf andere Personen über. So wurde beispielsweise der Herzog von Ormond, dessen Nachfolger als Captain General, mit einem Jahresgehalt von £10.000, der Herzog von Northumberland rückte in dessen Position als Oberst der Second Troop of Horse Guards, selbst wiederum ersetzt durch den Earl of Rivers, der erst ein Jahr zuvor anstelle des Kandidaten Marlboroughs von Königin Anne den Posten des Governor of the Tower erhalten hatte.

Erst an dieser Stelle im Poem, von der Zeile 41 an, verweist Jonathan Swift auf die Parallele, an die diese Fabel den Leser zu denken veranlassen sollte, nämlich mit John Duke of Marlborough an jenen bestimmten Führer, dem schon von Midas vererbt worden sei, daß die Tugend in den Fingern ende157. Denn:

What else by Perquisities are meant,

By Pensions, Bribes, and three per Cent? By Places and Commissions sold, And turning Dung itself to Gold? By starving in the midst of Store, As t'other Midas did before?158.

Als Pension hatte Marlborough bereits im Jahre 1702, anläßlich der Ernennung als Herzog, eine Garantie von jährlich £5.000 aus den Einnahmen des Post Office erhalten; mit den Bestechungen wird nochmals auf das Geschäft der spanischen Händler Machado und Medina mit dem Herzog über die Belieferung der Armee mit Brot erinnert. Die Prozentangabe verweist auf Marlboroughs Einkünfte aus den Zahlungen an die ausländische Truppen in den Niederlanden aus dem englischen Haushalt, die sich jedoch tatsächlich nur auf 2½ % beliefen.159 Die folgende Zeile bezieht sich auf eine Anklage des Earl Poulett vor dem Parlament vom 28. Mai 1712, in dem er dem Herzog von Marlborough indirekt vorwirft, daß er bewußt Offiziere in Scharmützel getrieben habe, in denen sie keine Überlebenschance gehabt hätten, um sich persönlich mit der Veräußerung ihrer Offizierspatente zu bereichern.160 Einen Hinweis auf den Geiz und die Habsucht des Herzogs liefert die Verszeile 49: "[...] starving in the midst of Store"161, zurückgehend auf eine Anekdote bei Spence, nach der der Herzog auf einen Gewinn beim Picquet von sixpence besteht, damit er das Geld für die Sänfte zum Heimweg hat, um dann, nachdem das Geld zur Ausbezahlung des Gewinnes unter großen Umständen gewechselt worden ist, zufuß nach Hause zu gehen.162

Auch die Wahl seiner Götter trifft die zeitgenössischen Personifikation des Midas, auf die Swift anspielt, entsprechend deren Vorzügen, das heißt, sie entscheidet sich für den Gott Pan, denn dieser:

... values not the Poet's Praise,

Nor will exchange His Plumbs for Bays: To Pan alone rich Misers call,

And there's the Jest, for Pan is ALL163.

Hier muß der Herzog also nicht seine plumbs - eine Vokabel aus dem Jargon für £100.000 - gegen Lorbeeren, also Ehre eintauschen, wobei der Witz an der Sache damit erklärt wird, daß der Gott Pan, der ohnehin nur von reichen Geizhälsen angerufen werde, aus dem griechischen pan mit alles übersetzt wird, die Wahl des Gottes Pan also gleichsam eine Entscheidung für Alles ist.

Ebenso elegant findet Swift eine Erklärung für die Eselsohren des neuzeitlichen Midas, deren Größe notwendig sei, um die aufgekommenen Schmeicheleien bemüßigter Plappermäuler überhaupt aufnehmen zu können:

Such gross Delusions could not pass, Thro' any Ears but of an Ass164.

Mit der folgenden Strophe ist wiederum ein Absinken vom Pathos zum Bathos verbunden; im Kontext von verunreinigtem Gold durch häufiges Berühren, wodurch wiederum die Hände als taktile Instrumente beschmutzt werden, spricht Swift in Bezug auf den britischen Midas von dirty paws 165.

Zum Abschluß des Poems findet sich wiederum eine gelungene Allegorie auf die Läuterung des Midas aus der griechischen Mythologie im Fluß Pactolus; Marlborough sträubt sich mit seinem ganzen politischen Einfluß, den er 1711 noch hat, gegen die Versuche der neuen Regierung, sich seiner zu entledigen, doch verliert er bei dem Versuch, gegen den 'allgemeinen Strom' anzukommen, alle Vergünstigungen, Pensionen oder Ämter166, um schlußendlich unbeachtet mit Eselsohren und schmutzigen Händen dazustehen167.

The Fable of Midas erscheint anderthalb Monate nach dem politischen Ende Marlboroughs und macht in Form und Inhalt deutlich, daß von nun an keine Rücksicht mehr auf die politische und gesellschaftliche Stellung des Herzogs genommen wird. Diese geradezu beißende satirische Dichtung mit häufig abwechselnder Verwendung von Pathos und Bathos und inhaltlich eindeutigen Stellungnahmen gegen alle Versuche Marlboroughs, sich zu rechtfertigen168, bedeutete einen nicht mehr rückgängig zu machenden Angriff, der in krassem Gegensatz stand zu den bislang eher moderaten Verunglimpfungen Swifts, in denen trotz aller sachlicher Kritik noch ausgleichende Töne gefunden worden waren, wie beispielsweise im Examiner vom 8. Februar 1711, wo dem Herzog Gefälligkeit und Verständnis als Eigenschaften zugesprochen worden waren.

2.4.3. A Satirical Elegy on the Death of a late Famous General

Swifts letzter literarischer Schlag gegen den Herzog von Marlborough anläßlich seines Todes am 16. Juni 1722 war die Dichtung A Satirical Elegy on the Death of a late Famous General, die allerdings erst lange nach dem Tode Swifts, nämlich im Jahre 1764, als gedruckte Ausgabe erschien . Die Form der Elegie, in der der Verstorbene und seine Verdienste in hoher Stillage gewürdigt werden, der Sinn seines Todes beispielsweise als Liebesbeweis Gottes erklärt und schließlich an die Hinterbliebenen appelliert wird, dem Toten stets als Vorbild zu gedenken, läßt sich, wie zu sehen sein wird, besonders gut mittels menippäischer Verkehrungen als diffamierende Satire verwenden. Schon die Verletzung der Stilebene durch den Gebrauch von Bathos statt des angemesseneren Pathos nimmt der zu würdigenden Person alle Dignität und gibt sie dadurch größter Lächerlichkeit preis. Swift hüllte seine Elegie nicht in Distichen, wie in der Antike üblich, sondern bediente sich heroic couplets, er brach jedoch bei dieser Art von Dichtung ohnehin nicht allzu streng befolgt wurde, da es hier in erster Linie um die Darstellung des inneren Erlebens und des schmerzlichen Ausdrucks ankam.

Bereits die Eröffnung:

His Grace! impossible! what, dead!169

läßt das Ereignis nicht als eines von überragender Bedeutung erscheinen, sondern vielmehr als Gegenstand eines leidenschaftslosen und umgangssprachlichen Kaffeehausklatsches. Auch die Erläuterung der Umstände seines Todes, nämlich als "Mighty Warrior"170 alt geworden und im Bett gestorben zu sein,gereichen der beklagten Kreatur keinesfalls zur Ehre. Die Würdigung des Verstorbenen beginnt durchaus pathetisch mit der Erwähnung der letzten Posaune171, fällt aber sogleich ins Bathos ab, indem Marlborough ein böses Erwachen in Aussicht gestellt wird:

The last loud Trump must wake him now;

And, trust me, as the noise grows stronger, He'd wish to sleep a little longer172.

Als er die Funktion des Todes thematisiert, wird Swift konkret: üblicherweise wird in der Elegie der Tod eines Menschen als Strafe Gottes an eine unwürdige Nachwelt, oder - etwa im Falle eines sehr frühen Todes - als ein Liebesbeweis Gottes erklärt. Im vorliegenden Gedicht bezeichnet er den Zeitpunkt als längst überfällig und die bisherige Existenz des Toten als Beeinträchtigung für die gesamte Menschheit. Auch die in der panegyrischen Elegie gebräuchliche Lichtmetaphorik der abgebrannten Kerze wird von Swift denunzierend angewandt, indem er die Lebenskerze nicht nur bis zum allerletzten Rest abbrennen läßt, sondern andeutet, daß deren Erlöschen weniger die Dunkelheit für die Nachwelt mit sich bringt, als vielmehr Gestank, der wiederum wahrscheinlich auf die Habsucht und Korrumpierbarkeit des Herzogs abheben soll:

He burnt his candle to the snuff;

And that's the reason, some folks think, He left behind so great a stink173.

Den in Elegien im Anschluß an die Würdigung des Verstorbenen herkömmlich auftretenden Leichenzug nutzt der Autor zur gleichsam satirischen Anklage gegen den Toten dadurch, daß er die Tränen und Seufzer die ihn begleiten, zeitlich vorverlegt, nämlich in die Lebzeiten des Herzogs. Er wirft ihm vor, durch seine Habsucht und seinen Stolz so mancher Witwe oder dem einen oder anderen Waisenkind Tränen entrungen zu haben:

Behold his funeral appears,

Nor widows sighs, nor orphan's tears, Wont at such times each heart to pierce,

He had those honours in his day.

True to his profit and his pride,

He made them weep before he died174.

Die am Ende einer Elegie gebräuchliche appellatio an die Nachwelt des Verstorbenen, sich diesen als Vorbild zu bewahren, richtet sich in Swifts satirischer Elegie mit "ye empty things"175 nur an ebensolche Karrieristen, die ebenso durch die Gunst der Könige und der zeitlichen Gegebenheiten zu ihrer Reputation gelangt waren wie der, dessen Tod beklagt wird. Zum Abschluß gelingt Swift noch ein besonders derber Umschwung von Pathos zu Bathos, der die Zerstörung des Herzogs von Marlborough endgültig besiegelt, indem er den biblischen Ausdruck des Staubes, aus dem der Mensch erschaffen wurde und zu dem er einst zerfallen wird, diffamiert und sie durch die Bezeichnung für Schmutz oder Dreck ersetzt:

Let pride be taught by this rebuke,

How very mean a thing's a duke; From all his ill-got honours flung,

Turn'd to that dirt from whence he sprung176.

3. Die Satiren des königlichen Leibarztes Dr. John Arbuthnot

Einem weiteren Tory jener Zeit, Dr. John Arbuthnot, lassen sich verschiedene Veröffentlichungen zuschreiben, die sich kritisch und satirisch mit dem Herzog von Marlborough auseinandersetzen. Der 1667 geborene Schotte ging bereits um das Jahr 1691177 nach London, schrieb sich zum Medizinstudium an der Universität von Oxford ein und wurde nach einigen naturwissenschaftlich-kritischen Publikationen 1704 als Mitglied in der Royal Society aufgenommen. Seit November 1709 rückte er schließlich vom außerordentlichen zum ordentlichen Leibarzt von Königin Anne auf und bei Hof lernte er über Robert Harley mit Swift und Gay einen neuen Personenkreis kennen, durch den er sich erstmals in politischer Weise schriftstellerisch zu betätigen begann. Wenn auch die Autorenschaft aller ihm zugewiesenen Schriften nicht in jedem Falle eindeutig nachzuweisen ist, wie zum Beispiel im Falle von den Memoirs of Martinus Scriblerus (1714) oder The Story of St. Alb-ns Ghost, or the Apparition of Mother Haggy (1712)178, so gibt es durchaus Veröffentlichungen, deren Urheberschaft eindeutig auf den Arzt und Mathematiker zurückgehen, so etwa Yeudologia Politikh, eine Streitschrift über die Kunst der politischen Lüge, die im Oktober 1712 erschien und kein allzugroßes Aufsehen erregte, da sie selbst für politisch und historisch gut informierte Zeitgenossen nur schwer in all seinen Anspielungen und Spitzen zu verstehen war179. Auch in der zuletzt erwähnten Flugschrift findet sich eine überaus deutliche Anspielung auf den Herzog von Marlborough und dessen Umgang mit öffentlichen Geldern:

You will be unsuccessful if you give out of a great man, who is remarkable for his frugality for the public, that he squanders away the nation's money; but you may safely relate that he hoards it; you must not affirm he took a bribe; but you may freely censure him for being tardy in his payments; because, though neither may be true, yet the last is credible, the first not.180

3.1. The Story of St. Alb-ns Ghost, or the Apparition of Mother Haggy

Am 22. Februar 1712 findet die Streitschrift The Story of St. Alb-ns Ghost erstmalig Erwähnung in einem Brief von Jonathan Swift an Stella: "I went to Ld Mashams to night, & Lady Masham made me read to her a pretty 2 Penny Pamphlet calld the St Albans Ghost. I thought I had writt it myself; so did they, but I did not"181. Die Schrift wird allgemein der Feder John Arbuthnots zugeschrieben, der gerade in dieser Zeit mit dem Verfassen politischer Pamphlete begonnen hatte, und sie verkaufte sich überaus erfolgreich, so daß bis zum 19. Juli 1712 bereits die fünfte Auflage erschienen war.182 Die Geister-geschichte hatte sich als Motiv für die politische Satire schon seit dem Zeitalter der Restauration etabliert und mit dem Gedicht Moderation Display'd aus dem Jahre 1705 auch schon in die augustäische Dichtung Einzug genommen. Ausgehend von der Diffamierung des Aberglaubens in der katholischen Kirche, um sich alsbald, mit deutlichem Seitenhieb auf die Whigs, den religiösen Splittergruppen im eigenen Land zuzuwenden. Es werden jedoch auch führende Whigs verunglimpft, namentlich die Herzogin und der Herzog von Marlborough, der Earl Godolphin, aber auch Lord Wharton, der Earl of Sunderland und Jacob Tonson, der Begründer des Kit-Cat Clubs.

Die Handlung spiegelt allegorisch den Werdegang von Sarah Jennings und John Churchill am englischen Königshof, ihren Einfluß auf Queen Anne, ihren Ehrgeiz und ihre Habsucht. Avaro - er verkörpert den Herzog von Marlborough - ist der Knappe des Bruders183 eines Großgrundbesitzers184 und wird beschrieben als:

... a Lad of a fine Complexion, good Features, and agreeable to the fair Sex, but wanted the Capacity of some his fellow Servants: Tho' he got a Reputation afterwards for a Man of Courage, but upon no other Grounds, than by setting the Country Fellows to Cudgelling or Boxing, and being a Spectator of a broken Head and a bloody Nose185.

Als die Tochter186 des Bruders den Besitz übernimmt, beginnt Avaro alle Geschäfte zu kontrollieren und er verheiratet seine Tochter mit der Familie des Gutsverwalters Baconface 187. Mit mehreren Angestellten des Gutes bilden sie eine Vereinigung188, mit deren Hilfe sie Abgaben von allen Mietern des Besitzes eintreiben, die sie zumeist in die eigene Tasche wirtschaften.189 Arbuthnot hält sich in dieser Satire nicht an die historische Chronologie. So findet beispielsweise Englands Zeit unter Wilhelm von Oranien keine Erwähnung und die Einführung des Königtums von Volkes Gnaden wird in die Regierungszeit unter Königin Anne verschoben:

Nay, what is the most Remarkable, and will scarcely find Belief in future Ages, they began at last to deny her Title to the Estate, and affirm, she held it only by their Permission and Connivance190.

Diese geschichtliche Unwahrheit191 wird zum Anlaß dafür gemacht, daß "one of the Tenants Sons from Oxf---rd"192 öffentlich Opposition gegen diese Junto betreibt und auf ihren Sturz hinarbeitet. Doch auch wenn sich Old Drybone 193 für Avaro verwendet, indem er die Anhänger der Opposition des Papismus bezichtigt194 und der Beschuldigte all sein Geld für Bestechungen aufwendet, wird ihm klar, daß er seiner Bestrafung nicht mehr entkommen kann:

Avaro now began to be very uneasie, and to be afrighted at his own Conscience; he found nothing would pacifie the enrag'd Tenants, and that his Life wou'd be but a sufficient Recompence for his Crimes ... He could not, as it is reported, Sit still in one Place for two Minutes, never Slept at all, Eat little or nothing , Talk'd very rambling and inconsistent, of Merit, Hardships, Accounts, Perquisities, Commissioners, Bread and Bread-Waggons, but was never heard to mention any Cheese195.196

Die Pointe der Geschichte ist die, daß die Übeltäter ihre Strafe ausgerechnet von einer Geistererscheinung197 erhalten. Hier schließt sich die kurze Erzählung, indem sie auf ihren Anfang zurückkommt, um der Gruppe um Avaro nicht nur genau jenen Aberglauben, der in der römischkatholischen Kirche verbreitet ist, vorzuwerfen, sondern darüberhinaus deren Religiosität fernab von allem Göttlichen anzusiedeln: "Is it not the Devil, and is he not our old Acquaintance?"198.

3.2. The History of John Bull, or Law is a Bottomless Pit

Im März 1712 geht mit dem Titel Law is a Bottomless Pit der erste Teil einer Tetralogie in Druck, die erst 1727 in dem Werk The History of John Bull zusammengefaßt veröffentlicht wird. Dieses politische Pamphlet ist eine höchst humorvolle Allegorie auf die Entwicklung des spanischen Erbfolgekrieges und die Rolle der verschiedenen beteiligten Nationen, unter besonderer Berücksichtigung der Rolle der englischen Nation, ihres Parlaments und ihres militärischen Führers in der Auseinandersetzung. Der in dieser Burlesque angeführte Vergleich von War und Law war in der damaligen Zeit nichts ungewöhnliches, beide Prozesse sollten den gegnerischen Parteien zu ihrem Recht verhelfen und bei beiden Angelegenheiten waren Personen beteiligt, der Soldat einerseits und der Anwalt auf der anderen Seite, denen finanziell betrachtet nichts an einem frühen Ende der Auseinandersetzung liegen konnte.

Die Handlung zeichnet die zeitgeschichtlichen Prozesse so deutlich und eindeutig nach, daß die Aussage und der satirische Gehalt des Pamphletes jedermann, der nur ein wenig über die politische Situation informiert ist, zugänglich wird: ein Händler wird nach dem Tode eines seiner wichtigsten Kunden von dessen Erben und Verwandtschaft aus dem Geschäft gedrängt. Nachdem er von seiner Frau dazu gedrängt worden ist, vertraut er sich einem Anwalt an, der für ihn Klagen durch alle möglichen Instanzen anstrengt. Das englische Volk wird durch den Herrenausstatter John Bull verkörpert, während dessen erste Frau das frühere Parlament und dessen zweite Frau das 1712 regierende Parlament personifiziert. Der Anwalt Humphrey Hocus, der John Bull und Nicolas Frog - das Volk der Niederlanden - gegen Philip Baboon, den Nachfolger von Lord Strutt und dessen neuen Stofflieferanten Lewis Baboon - den Thronfolger des früheren spanischen Königs und Ludwig XVI - vertritt und dabei von einer Instanz zur nächsten zerrt, teilt unzählige Merkmale mit dem Herzog von Marlborough, ruiniert John Bull nicht nur durch die fortgesetzten Prozesse finanziell, sondern intrigiert auch noch mit dessen erster Frau gegen ihn. John Arbuthnot charakterisiert ihn in seiner Satire folgendermaßen:

Hocus was an old cunning attorney; and, this was the first considerable suit that he ever was engaged in, he shewed himself superior in adress to most of his profession; he kept always good clerks, he loved money, was smooth-tongued, gave good words and seldom lost his temper; he was not worse than an infidel, for he provided plentifully for his family; but he loved himself better than them all. The neighbours reported that he was hen-pecked; which was impossible by such a mild-spirited woman as his wife was.199

In der Tat bedeutete der Einsatz als Commander-in-Chief der alliierten Streitkräfte für Marlborough den ersten wirklich großen und beachtlichen Einsatz unter voller eigener Verantwortung200, wenn er sich auch in vielen vorangegangenen Feldzügen als hervorragender Stratege ausgezeichnet hatte. Die erwähnten good clerks verweisen sicherlich auf die einflußreichen Mitglieder von Regierung und Parlament, die dem Herzog wohlgesonnen waren, wie etwa an allererster Stelle der Lord Treasurer Sydney Godolphin, aber auch auf den Prinzen Eugen, der General des Kaisers von Österreich, der in den meisten der größeren Schlachten Marlboroughs militärischer Partner gewesen war. Seine angesprochene Liebe zum Geld repräsentiert die von der ganzen Opposition vorgeworfene Habsucht und seine schönrednerischen Fähigkeiten werden von dem holländischen Delegierten Sicco van Goslinga wie folgt bewertet:

He expresses himself well and pleasantly [...] his intonation is warm and melodious; he is deemed one the most attractive of speakers in his own language. He has a very gracious manner, and if his handsome and prepossessing countenance disposes everyone in his favour, his manners and gentlenes captivate al those who are biased against him or displeased with him.201

Die Behauptung, der Herzog sei nicht schlechter als ein Ungläubiger, läßt sich als scherzhafte und äußerst bissige Bezugnahme auf einen Vers aus dem ersten Brief an Timotheus verstehen, in dem es heißt: "Wenn aber jemand für die Seinigen und insbesondere für die Hausgenossen nicht Sorge trägt, der hat den Glauben verleugnet und ist schlimmer als die Ungläubigen"202, mit der ironischen Betonung darauf, daß Marlborough schließlich nur für seine Familie und sein eigenes Haus sorge.

Schließlich entdeckt John Bull als letzter von allen203, daß Hocus sich mit seiner Frau gegen ihn verschworen hat204. Von dieser war bekannt, daß sie anspruchsvoll und extravagant war und er verwöhnt sie mit Johns eigenem Geld205. Als dieser durch Unstimmigkeiten in der Buchführung dahinterkommt, daß darüberhinaus "a good swinging sum of John's readiest cash ... towards building of Hocus's country- house"206 verwendet wurde und er seine Frau diesbezüglich zur Rede stellt, wirft sie ihm Undankbarkeit gegenüber seinem Gönner vor, der unter größten eigenen Entbehrungen die Familie vor der Bedrängnis durch Lewis Baboon bewahrt habe207. In ihrem Streit miteinander kommt es zu Tätlichkeiten, in deren Verlauf John Bull seinem Weib Verletzungen beibringt, denen sie schließlich trotz der Rettungsversuche durch einen gewissen Signior Cavallo erliegt.208 Als zweite Frau ehelicht John Bull alsbald eine solide und vernünftige Frau vom Lande209, die ihm über die Korruption und Intrigen in seinem eigenen Haushalt und Geschäft die Augen öffnet und ihren Mann auch darüber aufklärt, das seine Lieferanten mit den Anstellten Hand in Hand arbeiten:

Your servants are mutinous and quarrelsome, and cheat you most abominably; your cook-maid is in a combination with your butcher, poulterer, and fishmonger; your butler purloins your liquor, and the brewer sells you hogwash; your baker cheats both in weight and tale; even your milk-woman and your nursery-maid have a fellow-feeling; your tailor, instead of shreds, cabbages whole yards of cloth210.

Hinter diesen Aufzählungen steckt eine deutliche Anspielung an den Bericht der Ausschußmitglieder des staatlichen Rechnungshofes an das House of Commons vom 21. Dezember 1711, in dem bekanntgegeben wird, daß dem Herzog von Marlborough in den Jahren von 1702 bis 1711 von spanischen Händlern £63.000 dafür bezahlt worden seien, daß er ihnen den Auftrag, die Armee mit Brot zu beliefern, besorgt hatte. In den folgenden Wochen überprüft der Herrenausstatter alle Rechnungen und Belege seines Anwalts, um festzustellen, daß man ihn auf das Erbärmlichste betrogen hatte. So hatte er Rechnungen bezahlt für Verteidiger, denen nie eine Gebühr entrichtet, für Essen, die nie ausgerichtet worden waren211. Als John Bull schließlich einen anderen Anwalt mit der schnellstmöglichen Beilegung des gerichtlichen Streites beauftragt212, versuchen die bisher am Fall beteiligten Anwälte ihn davon abzubringen, indem sie ihn beschimpfen und darauf verweisen, welche großen Leistungen Humphrey Hocus für ihn und seine Sache vollbracht habe und an das Ansehen erinnern, das er in der Öffentlichkeit genieße:

"It is well known that Hocus had an established reputation; he never swore an oath, nor told a lie in all his life; he is grateful to his benefactors, faithful to his friends, liberal to his dependants, and dutiful to his superiors; he values not your money more than the dust under his feet, but he hates to be abused"213.

Hierin lassen sich einige Verkehrungen nach der Methode menippäischer Satiren entdecken, die jedoch einen genaueren Blick in die Biographie des Herzogs von Marlborough notwendig werden lassen. Der Schwur, den er in seinem Leben nicht geleistet haben soll, läßt sofort an seinen Eid erinnern, den er James II noch am 7. November 1688 geleistet hatte, nämlich ihm seinen letzten Tropfen Blut zu opfern, um sich am 24. November, also wenige Tage später, in die Dienste des William of Orange zu begeben. Die angebliche Dankbarkeit gegenüber seinen Wohltätern weist auf die gleiche Angelegenheit, nämlich auf den Treuebruch gegenüber James II, der 1667 noch als Duke of York seinem damaligen Pagen John Churchill den Einstieg in die militärische Karriere ermöglichte und damit durchaus als sein Gönner bezeichnet werden kann. Daß er seinen Freunden treu ergeben war, ist sowohl ernst als auch ironisch zu bewerten: Marlborough hatte das Kommando über die alliierten Streitkräfte nur unter der Bedingung angenommen, daß sein Freund Sidney Godolphin zum Lord Treasurer ernannt wurde.214 Dies läßt allerdings auch die Interpretationsmöglichkeit offen, daß er dies nur zu seinem eigenen Vorteil tat, da die Position des Schatzkanzlers die Schlüsselstelle für die Finanzierung beispielsweise eines Krieges war. Die genannte Wertschätzung fremden Geldes stellt entweder eine vollkommene menippäische Verkehrung dar, da der Herzog, gerade weil er öffentliche Gelder veruntreut hatte, seinen Posten und alle seine Ämter verlor, oder es handelt sich möglicherweise um ein ironisches Wortspiel, denn dust war im frühen siebzehnten Jahrundert eine Jargonbezeichnung für Geld gewesen215.

Eine Anspielung auf den toryistischen Vorwurf der unnötigen Verlängerung des Krieges zu seinem eigenen finanziellen Vorteil und dem der Alliierten, vor allem der Holländer, und zum alleinigen Nachteil Englands, findet sich gegen den Herzog auch in Arbuthnots Pamphlet, im zweiten Teil, der ursprünglich mit dem Titel John Bull in his Senses veröffentlicht worden war. Die Andeutung findet sich in einem Gespräch zwischen der neuen Mrs. Bull und Don Diego Dismallo 216, den dieser als letzten Schlichtungsversuch zwischen John Bull und Humphrey Hocus unternimmt und in dem sie reklamiert:

Ever since the commencement of this lawsuit it has been the business of Hocus, in sharing our expenses, to the plead of Frog. 'Poor Frog,' says he, '[...] what signifies this hundred pounds? place it upon your side side of the account; it is a great deal to poor Frog, and a trifle to you.' This has been Hocus constant language, and I am sure he has had obligations enough to us to have acted another part.217

Auch die Tatsache, daß die Familie Bull erst jetzt beginnt, den Rechtsstreit selber in die Hand zu nehmen, findet ihre Gründe in den Untaten von Humphrey Hocus, der John Bull fünf Jahre lang betrunken gehalten haben soll218, was durchaus als Metapher für fünf Jahre glänzende militärische Erfolge Marlboroughs stehen kann, die ganz England in einem immerwährenden Siegestaumel gehalten hatte, begangen mit extra abgehaltenen sogenannten Thanksgiving Days, die insbesondere bei Aufenthalten Marlboroughs in London mit Paraden und Gottesdiensten veranstaltet worden waren.

In einem Kapitel werden die drei Töchter der verstorbenen Mrs. Bull vorgestellt, Polemia, Discordia und Usuria, von denen Humphrey Hocus die erste und älteste am meisten liebte219, die der Autor folgendermaßen beschreibt:

The eldest was a termagant, imperious prodigal, lewd, profligate wench, as ever breathed; she used to rantipole about the house, pinch the children, kick the servants [...] she would rob her father's strong box for she was [...] so expensive, that the income of the three dukedoms was not enough to supply her extravagance.220

Der Hinweis, daß Hocus die älteste Tochter Polemia wie sein eigenes Kind liebt, läßt den Diebstahl der Geldkassette als Anspielung auf die Anklage gegen Marlborough wegen Veruntreuung erkennbar werden, und die drei Herzogtümer, deren Einkommen nicht mehr ausreiche, um die Extravaganzen des Krieges zu finanzieren, mag als Wortspiel auf die drei Königtümer von England, Schottland und Irland gedacht sein, die von den Whigs - deren Anführer nach Meinung der Tories Marlborough war - geplündert worden seien. Auch die dritte Tochter, Usuria, stellt eine Personifikation des Vorwurfs der Unterschlagung gegen Marlborough dar:

In the practice of her profession she had amassed vast magazines of all sorts of things; she had above five hundred suits of fine clothes, and yet went abroad like a cinder-wench: she robbed and starved all the servants, so that nobody could live near her.221

Darin liegt nicht nur ein Hinweis darauf, daß Marlborough öffentliche Mittel für eigene Zwecke beiseite geschafft haben sollte, sondern vielmehr die schon mehrfach angeklungene Inkriminierung, die Versorgung seiner Truppen vernachlässigt zu haben222, während er für sich selbst Güter und Reichtümer anhäufte, ja sogar die eigenen Untergebenen bestohlen zu haben, indem er sich an ihren Nahrungslieferungen bereicherte und indem er gefallene Soldaten weiterhin auf der Soldliste führte, um sich ihren Verdienst selber anzueignen. Auch die Behauptung, Marlborough hätte den Krieg durch seine Strategie, Berechnung und seinen Einfluß zum eigenen Vorteil in die Länge gezogen, wird noch einmal aufgegriffen, indem Hocus diese Anschuldigung selbst von der Hand weist, als er versucht, John Bull dazu zu überreden, noch eine weitere Kampagne durchzuhalten:

Hold out only one term longer, and I'll warrant you, before the next we shall have him in the Fleet223. I'll bring him to the pillory; his ears shall pay for his perjuries. For the love of God don't compound; let me be damned if you have a friend in the world that loves you better than I: there is nobody can say I am covetous, or that I have any interest to pursue but yours224,wobei die letzte Aussage wiederum als Verkehrung in menippäischer Tradition steht. Nicht als eine solche Verdrehung von Tatsachen, sondern als echte Würdigung seiner Verdienste, die allenthalben auch von Gegnern und Kritikern anerkannt waren, liest sich John Bull's Ansprache an Hocus: "you have managed my lawsuit with great address"225, die jedoch nicht ohne die deutliche Einschränkung bleibt, um dem Vorwurf der Undankbarkeit vorzugreifen: "you have been well payed for it"226.

4. Mary Delariviere Manley und die Herzogin und der Herzog von Marlborough

Als eine der ersten politischen Journalistinnen ihrer Zeit - wenn nicht als erste Journalistin einer periodischen Schrift überhaupt - machte sich Mary Delariviere Manley insbesonbere in den Jahren zwischen 1709 und 1714 einen Namen. Sie wurde um 1670 als Tochter eines streng royalistischen und literarisch begabten Berufssoldaten geboren und genoß so gut wie keine Schulbildung. Bis 1688 sah es so aus, als würde ihr Leben in gut geordneten Verhältnissen verlaufen227, doch die plötzliche Heirat mit ihrem bigamistischen Cousin John Manley, der sie geschwängert hatte und bald darauf wieder verließ, um zu seiner rechtmäßigen Frau zurückzukehren, zerstörte ihre Aussichten auf eine gesellschaftlich akzeptierte Stellung. Sie verbrachte einige Zeit als Begleiterin der einstigen Geliebten von Charles II, der Duchess of Cleveland und begann, nicht ohne einen gewissen Erfolg, Bühnenstücke zu schreiben. Durch ihren Vater geprägt, war sie stets eine entschiedene Anhängerin der Tories und eine vehemente Gegnerin der Whigs, die in den meisten ihrer Schriften, insbesondere in der zweiteiligen Secret History of Queen Zarah, and the Zarazians (1705) und dem insgesamt vierbändigen228 Secret Memoirs and Manners of several Persons of Quality of Both Sexes.From the New Atalantis, an Island in the Mediteranean (1709), karikiert wurden. Die letzte Schrift brachte Mary Delariviere Manley für einige Zeit ins Gefängnis, doch auch die Erfahrungen, die sie dort machte und die sich in ihrer autobiographischen Schrift The Adventures of Rivella in bitteren Beschreibungen wiederfinden, hielten sie nicht davon ab, ihre politische Linie weiter zu verfolgen und beispielsweise für Swifts Examiner, dessen Herausgeberin sie sogar im Jahre 1711 für zwei Monate war, Pamphlete und Essays zu verfassen.

Auch wenn sie in ihren satirischen Schriften gegen den Whiggismus als Gesamterscheinung zu Felde zog, kristallisiert sich dennoch heraus, daß eine deutliche Focussierung auf der Duchess of Marlborough und - allerdings weniger ausgeprägt - auf dem Duke of Marlborough und dem Lord Treasurer, Earl of Godolphin liegt. Es war Manley offensichtlich ein Anliegen, dieses Triumvirat als Whigs zu entlarven, denn dies war eine Schwachstelle bei Marlborough und Godolphin, die immer versucht hatten bei der Königin und im Parlament als den Tories nahestehend zu gelten, während sie hinter den Kulissen whiggistische Politik und Interessen forcierten. In The Adventures of Rivella von 1714 beschreibt sie ihre Abneigung gegen Marlborough und den Ursprung dieser Animosität:

It was from Hilaria [Duchess of Cleveland] that Rivella [Mary Delariviere Manley] received an ill Impression of Count Fortunatus [Duke of Marlborough]. His ingratitude, immoralty and Avarice, Rivella has always thought a just and flaming subject for satire.229

Ihre Bekanntschaft mit der Herzogin von Cleveland, die noch als Geliebte von King Charles II eine Liaison mit dem damals gerade verheirateten John Churchill gehabt haben soll230, bringt den heutigen Rezipienten der Literatur des frühen 18. Jahrhunderts in den Genuß satirischer Schriften über den Duke of Marlborough, die weit in die Zeit vor 1702 zurückreichen und bereits den jungen Churchill karikieren. Ihre geschickte Vermischung von Wahrheiten, Schwindel231 und Phrasen, die damals allgemein vom Hörensagen bekannt waren, brachte Manley schnell in den Ruf der Verleumderin, was jedoch die Verkaufszahlen ihrer Veröffentlichungen nicht schmälerte. Ganz im Gegenteil waren die Leser von der bis dahin einmaligen Verknüpfung der Themen Liebe und Politik 232 dermaßen begeistert, daß zwischen 1709 und 1714 viele ihrer Publikationen in mehreren Auflagen erschienen. Trotz der mehr oder weniger offensichtlichen Einwebung falscher und nachgerade denunzierender Anspielungen und Behauptungen, fanden sich dennoch in Manleys Publikationen, gerade in The New Atalantis, so exakte Kenntnisse und Informationen, über eigentlich geheimgehaltene Intrigen und Zwistigkeiten unter den Whigs im Parlament, daß bis heute keine genauen Erkenntnisse über ihre Quellen und Informanten bestehen233.

4.1. The Secret History of Queen Zarah, and the Zarazians

Die tatsächliche Autorenschaft Manleys für diese 1705 erschienene Satire ist heute noch immer umstritten. Zunächst findet sich eine erste Erwähnung von Delariviere Manley im Zusammenhang mit der Schrift erst im Untertitel des Nachdrucks aus dem Jahr 1711, aber auch inhaltliche Divergenzen zu anderen Werken der Autorin lassen eine Diskussion über die wahre Urheberschaft zu. Robert Harley beispielsweise, den sie erst im Jahre 1710 persönlich kennenlernte und doch bereits lange zuvor verehrte, wird in diesem Werk in der Figur des Cambrian attackiert, ein Faktum das einerseits Zweifel an Manley als Autorin wachwerden lassen könnte und andererseits die Erklärung zuläßt, daß Harley 1705 noch mit den Whigs - die Delariviere Manley verhaßt waren - sympathisiert hatte und sich erst später offen den Tories anschloß. Ein weiterer Ansatzpunkt für Zweifel an Manleys Autorenschaft ist das fast völlige Fehlen von Ausrufungszeichen, die sich in anderen Texten, deren Urheberschaft als gesichert gilt, in großer Anzahl auftreten234.

Der Duke of Marlborough, der in The Secret History of Queen Zarah unter dem Namen Hippolito auftaucht, ist in dieser Satire kein überragendes Ziel ihres Spotts, im Gegenteil behandelt Manley wenigstens seine militärischen Erfolge nach dem überragenden Sieg bei Blindheim mit einer gewissen Ehrerbietung. Der Hauptangriff gilt der Duchess of Marlborough, der neben Erpressung, Habgier, Ehrgeiz und sexuellen Abnormitäten - ein Thema das bei Manley häufig anzutreffen ist - vorgeworfen wird, mit Godolphin, mit dem sie durch die Heirat ihrer Tochter verschwägert war, eine Liebesaffaire zu haben. Das Licht das sie mit dieser Unterstellung auf die Whigs zu werfen beabsichtigte - die Veröffentlichung fand immerhin inmitten des Wahlkampfes statt - war das einer Partei, die einen untragbaren sexuellen Moralkodex besaß und schon allein deshalb nicht gewählt werden durfte.

The History of Queen Zarah zeichnet den Lebenslauf der Sarah Jennings und die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse in dieser Zeit mit groben satirischen Verzerrungen nach. Idealtypisch liegt die Entstellung der Tatsachen darin, Zarah zur eigentlichen Drahtzieherin geschichtlicher Geschehnisse und politischer Veränderungen zu machen. Manley macht sie für die Abkehr Hippolitos von James II zu William of Orange verantwortlich:

I'll instantly go to Hippolito, Volpone235 and Salopius236, see to perswade 'em to leave the King now when he leasts expects it. Can you prevail on them, think you, to act such base Ingratitude? Said Albania237: And would you perswade your Husband to be treacherous Villain to his master, and a Traitor to his King? As for Volpone and Salopius, I always took 'em for Statesmen, Politicians, Gamesters and consequently ***; but for Hippolito, he is a Soldier, and should have more honour than to betray his prince. Well, Madame, says Zarah, if you depend upon Honour, I hope you never expect to succeed to the Crown of Albigion238,und zeigt auch eine grundsätzliche Wertschätzung für Hippolito als Soldat239, eine Anerkennung, die im zweiten Teil der Queen Zarah bereits menippäisch verzerrt formuliert ist:

... there was an able Ministry than chose, because Hippolito was the Man pitch'd on, as the most fitting to serve his Country in that Station in which he was imploy'd, and which required one of a double Capacity, which he was Happy in, to wit, that of a good Statesman and a good Soldier240.

Eine vorrangige Beschäftigung Manleys mit dem Duke of Marlborough, findet sich in Queen Zarah jedoch nur am Anfang des ersten Teils und erwähnt dort Hippolitos Verhältnis mit Clelia, der Mätresse des Königs, in deren Gemächern der junge Offizier auf die zufällig dort im Bett verweilende Zarah trifft, die schon seit geraumer Zeit in ihn verliebt ist. Auch er verliebt sich sogleich in ihre Schönheit und behauptet, Clelia bereits vergessen zu haben. Als die beiden schließlich von Zarahs Mutter, Jenisa, beim Liebesspiel ertappt werden, drängt diese sogleich auf deren Heirat, die auch direkt mit Hilfe des von der Mutter vorsorglich mitgebrachten Priesters durchgeführt wird. Den Rezipienten vermittelt dieser Bericht nicht nur den Eindruck, daß Hippolito sich auf das übelste hat überrumpeln lassen, sondern darüberhinaus, daß das Zusammentreffen all dieser Zufälle, die schließlich dazu geführt hatten, daß das frisch in Liebe entbrannte Paar sich im Bett wiederfand, von langer Hand von Mutter und Tochter vorbereitet gewesen sein mußte. Diesen Anschein einer vorsätzlichen Planung versucht Manley während der gesamten Farce aufrechtzuerhalten, um gewissermaßen mit der Duchess of Marlborough abzurechnen.

4.2. Secret Memoirs and Manners of several Persons of Quality of Both Sexes. From the New Atalantis, an Island in the Mediteranean Sea

Wenn auch bis heute die Autorenschaft Manleys erster durchschlagend erfolgreicher Schrift The Secret History of Queen Zarah noch nicht eindeutig geklärt ist, und zwar neben den bereits erwähnten Ursachen, aufgrund kleinerer Unregelmäßigkeiten bei den Titeln und Untertiteln verschiedener Ausgaben und der Tatsache, daß Manley selbst diese Veröffentlichung nie erwähnt, so ist ihre Urheberschaft des New Atalantis fraglos erwiesen. Die Satire gibt vor, eine Übersetzung einer alten Quelle zu sein, ein häufiger Trick, der die Schriftsteller vor den strengen Gesetzesvorschriften bei Verleumdung schützen sollte241. Die dialogische Rahmenhandlung zeigt zwei allegorische Figuren, Astrea und Intelligence, von denen die eine die Erde besucht, um Informationen über die derzeitigen Laster und Torheiten zu bekommen und daraus zu lernen, wie man einen Prinzen nicht erziehen sollte. Dieser Handlungsaufbau hat den Vorteil, daß die Autorin Anekdoten und Sequenzen aneinanderreihen kann, die ansonsten in keinem Zusammenhang stehen. Der Duke of Marlborough wird unter dem Namen Count Fortunatus 242 eingeführt und die Beschreibung, die Intelligence der ratsuchenden Astrea gibt, läßt keinen Zweifel an der Übereinstimmung zwischen den beiden Personen:

His Name is the Count Fortunatus, rais'd by the concurrent Favour of two Monarchs243, his own, and his Sisters Charms244, from a meer Gentleman to that Dignity he is posting now, to Congratulate the new Empress245, who outstrips her Successors in esteem of him; his Wife is her She-favourite, all will be manag'd in the new Reign by their Advice; big with the coming Hopes of being at the Head of the Empire.246

Neben den gebräuchlichen Unterstellungen, er verdanke seinen bisherigen militärischen Aufstieg nur der Gunst seiner Herren und versuche mit seiner Frau bei der neuen Herrscherin alle Entscheidungsgewalt an sich zu reißen, um ihr bald selbst auf den Thron nachzufolgen, kommt hier der, in der satirischen Literatur über den Duke of Marlborough neue Vorwurf hinzu, der Duke of York habe ihn nur deshalb mit Wohlwollen zu einer Karriere verholfen, weil er mit seiner Schwester eine Liebesaffaire gehabt habe. Wie bei Manleys Figuren die meisten Bestechungsaffairen und politischen Intrigen mit Romanzen oder rein sexuellen Beziehungen verknüpft sind, so geschieht es auch mit dem Count Fortunatus. Weniger ausführlich, aber ansonsten einer Episode aus Queen Zarah sehr ähnlich, beschreibt Intelligence, wie Fortunatus im Alter von sechzehn Jahren von der Geliebten seines Königs zu ihrem jugendlichen Liebhaber gemacht wird:

The Duchess was enchanted with the pleasures of her new and innocent Lover, a Lover whom she had made such [...] she presented him with an unlimited Bounty [...] The Duchess gave six thousand Crowns for a Place in the Prince's Bed-chamber for him, and, by her favour with the King, procured him a rise in the Army.247

Fortunatus wird jedoch keinesfalls als willenloses Wesen beschrieben, dem alles nur geschieht und das sich nicht wehren kann, sondern als ein bereits in seinem Alter äußerst berechnender junger Mann, dem bewußt ist, welche Möglichkeiten ihm seine Dienste bei der Duchess, am Hofe des Königs eröffnen könnten:

The lovely Youth knew punctually how to improve those first and precious Moments of good-fortune, whilst yet the Gloss of Novelty remain'd, whilst Desire was unsated [...] having an early Forcast, a Chain of Thought, unusal at his years [...] he bethought himself of establishing himself at Court.248

Hieraus kann dem unbedarften Leser der Eindruck entstehen, daß alle Schritte und Taten im Leben des Herzogs von Marlborough daraufhin ausgerichtet waren, zu Reichtum und Macht zu gelangen, ein Ergebnis, das von Manley sicherlich nicht unbeabsichtigt gewesen sein wird und in gewisser Hinsicht auf Queen Zarah verweist, in der auch die Berechnung zum Vorwurf gemacht wird.

Neben Gerissenheit und Eigennutz wurde dem Duke of Marlborough auch häufig Begünstigung und Glück, sowohl bei seiner Karriere, als auch bei seinen Kampagnen vorgeworfen. Auch Manley spielt im zweiten Teil von The New Atalantis darauf an, als sie Intelligence und Astrea das Königreich Utopia besuchen läßt, in dem die Königin Ormia 249 herrscht:

Ormia had a Favourite who was passionately dear to her: She created him a Marquis250 ; and for fear of, or to procure Censure, married him to one of the prettiest ladies about the Court, now call'd The Marchioness of Caria [...] an Army was rais'd. The Princess, according to the Inclinations of her Heart made her Favourite-Marquis the General.251

Auch die Charakterisierung des Marquis de Caria, der sich sogleich mit dem Count Biron 252 - der wiederum von Liebe zur Marchioness de Caria entflammt, die er jedoch ohne jeden Erfolg zu ersticken versucht253 - einem weiteren Günstling von QueenOrmia anfreundet, fällt wenig schmeichelhaft aus:

[...] the Marquis [...] was as ambitious of Glory as a true Hero, as Covetous as his Wife, as Self-interested as self-love could make him, yet shining in a thousand Virtues that obscur'd his Vices, with the addition of Good Fortune and Court-Favour they but by intervals appear'd, and with so little disadvantage to his Reputation, that could his Friends have persuaded him to have been less fond of Property, and the ingrateful Methods by which sometimes he acquir'd it.254

Bei Manley nimmt dieser Count Biron dem Marquis de Caria viele Entscheidungen - um nicht zu sagen daß Denken - ab, indem er ihm beispielsweise rät, seiner Frau und damit Lady Olympia 255 den Umgang mit dem Duke of Candida 256 zu verbieten, wozu ihn jedoch mehr die Eifersucht gegenüber der Marchioness, als die Sorge um dessen zu große Einflußnahme257 auf die zukünftige Königin Olympia antreibt. Als der Duke of Venice 258 nach Utopia einmarschiert, um zu verhindern, daß Ormia ihren Sohn als Thronnachfolger einsetzt259, versichert ihr der Marquis de Caria noch seine ganze Loyalität -eine Anspielung auf den Treueschwur, den Marlborough King James noch am 7. November 1688 geleistet hatte, um nicht einmal zwei Monate später in die Dienste Williams von Oranien zu treten - und versucht anschließend den Count Biron, der sich in den Privatgemächern der Marchioness findet, durch eine emphatische Rede zum Wechsel der Fronten zu überreden.260

Schließlich arbeiten beide so erfolgreich Hand in Hand, wie in den meisten toryistischen Pamphleten räsoniert wird:

Under the Administration of the one, and the glorious Success of the other, the Utopians became more considerable to their Neighbours, than they had been in some Ages. The wonderful good Understanding between the Marquis and the Count (of which Madam de Caria was the Chain, one end remaining with her Lover, the other with her Husband) contributed chiefly to this Success: For how can a General expect to make any considerable Progress abroad, when he is travers'd and dissappointed from home? So perfect was their Intelligence, that the General did nothing in the Army, without the Advice of the Minister; nor the Minister any thing in the Cabinet, without the Approbation of the General261,wobei die Unterstellung einer Liebesaffaire zwischen Sarah of Marlborough und Sydney Godolphin allein in den Possen von Mary Delariviere Manley auftaucht. Manley bedient sich jedoch latent eines Raffinements, das sie erst 1711 in ihrem Pamphlet A New Vindication of the Duke of Marlborough zur Vollendung bringt262, indem sie nämlich die Vergehen und Schandtaten des Herzogs in deutlich ironischem Ton zurückweist und auf die Machenschaften anderer schiebt:

[...] the Count sacrific'd the greatest General of the Age, a General, who at the Head of only six thousand Men, ill paid, and worse provided for, subdued three Kingdoms as large as Atalantis; and wou'd have set no Bounds to his Conquests, if the Count had not travers'd all his Undertakings, retarded his Provisions, and supplies of Money; and in short, made it impossible either to proceed, preserve his Acquisitions, or maintain his Post, that in the midst of all his Lawrels, he was made to withdraw, as if rather a conquer'd than conquering General, only guilty of doing (what was esteem'd) glorious Impossibilities.263

Den Marquis de Caria läßt Manley schließlich in der entscheidenden Schlacht mit dem Feind untergehen, denn so - führt sie aus - geht es allen Helden, die die rechte Gelegenheit, einen ehrenvollen Frieden zu schließen, verpassen, weil sie einerseits bislang immer mit dem Leben davongekommen seien und weil sie andererseits ohne den Krieg ihre Macht und ihr Ansehen verlieren würden.264

Wie schon in The Secret History of Queen Zarah, stellt Delariviere Manley auch in dieser Farce den Aufstieg und Fall des Hauses Marlborough und der Junto von Whigs als Regierung in der Regierung dar, wobei sie sich manchmal mehr, und häufig weniger an geschichtliche Tatsachen hält. Es wird jedoch überaus deutlich, worum es ihr geht, nämlich darum, die Whigs als korrupte und habsüchtige Regierungsclique zu desavouieren und die Herzogin von Marlborough im besonderen ihr Mißfallen spüren zu lassen. Auch der Duke of Marlborough, den sie als Charakter bisher neutral bewertet hatte, während seine militärischen Erfolge sogar ein gewisses Maß an Achtung hervorgerufen hatte, wird in The NewAtalantis gnadenlos, wenngleich auf sehr subtile Weise verhöhnt.

4.3. The Memoirs of Europe

Im Jahr 1710 veröffentlichte Delariviere Manley die zweibändigen Memoirs of Europe, und zwar vorgeblich als Übersetzung eines mythischen französischen Buches von 1535, welches wiederum eine Übersetzung eines lateinischen Manuskriptes durch den Gelehrten und engen Vertrauten Karls des Großen, Einhard, aus dem 9. Jahrhundert gewesen sei. Als ähnliche erzählende Rahmenhandlung wie in The New Atalantis findet ein Gespräch zwischen verschiedenen Figuren statt, die in The Memoirs of Europe jedoch nicht allegorischen Charakters sind, sondern konkrete Personen darstellen. Mit ihren Figuren und deren Relationen untereinander, stiftet Manley einige Verwirrung, die sich heute nicht mehr vollständig auflösen läßt. Das abermalige Hauptziel dieser Satire ist die Herzogin von Marlborough, die hier die Herrscherin Irene darstellt, die, ihren schwachen Sohn Constanine VI - Queen Anne - dominierende Mutter, die mit Leo IV, William of Orange verkörpernd, verheiratet ist. Damit aber noch nicht genug der Konfusion sei, hat Constantine zwei Ehefrauen, die eine, Theodecta ist die Personifikation Abigail Mashams, während die andere, Mary the Armenian den Königsgemahl von Queen Anne, Prince George of Denmark darstellt. Der Herzog von Marlborough spielt als Stauratius 265 von Thrakien auch in dieser Posse eine eher zweitrangige Rolle.

Die Laster und Vergehen, die Marlborough in der Figur des Stauratius zur Last gelegt werden, sind dieselben, die auch in den anderen, bisher erläuterten Farcen angeklungen waren, wenn auch die Sprache, in der sie vorgetragen werden, drastischer wird:

His Avarice was so excessive, that it disgusted even those that were not to suffer by it; something so sordid and offensive resulting from that Vice, as to make the Wearer secretly despis'd, be his Quality never so conspicious, or his Power so extentive; nor can any thing atone for it, because of the Baseness of its Companions, Injustice, Extortion, Cruelty, and Ingratitude, are its Inseparables.266

Auch Marlboroughs Affäre mit der Duchess of Cleveland findet Eingang in die Memoirs of Europe, wobei die Duchess als Count Messalina die Karriere des Stauratius ermöglicht, indem sie ihn reich beschenkt und an den Kaiser Constantine empfiehlt.267 Stauratius wendet sich jedoch von ihr ab, da er - im Herzen ein Schuft und Betrüger268 - das Wohlwollen Irenes erlangt, mit der ihn nicht nur ein ähnlicher Charakter verbindet, sondern die ihm zusammen mit Æmilius 269 die eigentliche Macht im Staate verleiht:

Irene never cou'd have found a Favourite whose Love of Money, Gratitude, Sincerity, Morality, and Religion equall'd her own, unless Stauracius; this endear'd 'em to each other, not that her old and true Friend Æmilius was forgot by her [...] so that Æmilius upon the Carpet, and Stauracius in the Camp, totally manag'd Affairs.270

Auch die Situation im ausländischen Kriegsgebiet ist die übliche: Stauratius steht als General an der Spitze der byzantinischen Truppen im Krieg, den er mit Unterstützung einer Junto, die daheim die eigentliche Macht innehat, in die Länge zieht, ohne einem Friedensschluß näher zu kommen. Militär und Politiker sind in ihren gemeinsamen Zielen voneinander abhängig und die Junto intendiert, den General schließlich zum Machthaber des Staates zu machen:

Stauratius was therefore resolv'd to raise himself above needing, what he cou'd not gain; a Proposition was made to the Junto to create him PERPETUAL! Father of the Empire, and Commander of the Legions for Life! A Title which equall'd that of Dictator, so long since laid aside: In return, he was to maintain them in the Places they held; and after the Death of Cæsar [...] to endeavour, by favour of the Soldier, at restoring the Consular State, or to abolish Hereditary Right, that so the Empire might never hereafter be Successive, but made entirely Elective [...] the Ministry and Senate should henceforward chuse their Cæsars.271

Hier spricht Manley nicht nur den allgemeinen toryistischen Vorwurf gegen Marlborough an, dieser versuche dadurch, daß er sich zum General auf Lebenszeit ernennen lassen wolle, die eigentliche Macht im Staate an sich zu reißen, sie geht auch auf die endgültige Abschaffung des divine right bei der Thronnachfolge ein, die den Whigs angelastet wurde272. Um sich seiner Unterstützung und Treue wirklich sicher sein zu können, verlangen jene aus der Junto nun von Stauratius, sich der nächsten besten Entscheidung seines Herren Constantine zu widersetzen, welche ausgerechnet die der Wiederbesetzung eines Militärtribunates durch Leonidas 273 Bruder, Tribune 274, ist. Manley hält sich bei der Beschreibung der Auseinandersetzung zwischen Marlborough und Anne großen und ganzen an die bakannten Tatsachen bezüglich der Ernennung John Hills, als Offizier, durch Queen Anne, über den Kopf des Duke of Marlborough hinweg, der für die Neubesetzung des Postens des verstorbenen Earl of Essex jemand anderen vorgesehen gehabt hatte:

He reproach'd Cæsar with the bad Return he made to all his important, faithful Services! the Blood he had spilt! the Triumphs he had procur'd him! Therefore to have the Officers in his own Army made without his Knowledge, and one preferr'd whose Right it was not, was such an Indignity he cou'd never forgive! And very well knowing the use they had made the Emperor believe he had of his unequal'd Service, he told Cæsar he wou'd serve no more, nor ever see his Face again! so abruptly leaving the Presence he departed the Court with the same Air and Fury.275

5. Marlborough und die Pasquills des frühen 18. Jahrhunderts

Viele Veröffentlichungen, die zeitlich um den Beginn des 18. Jahrhunderts lagen, waren anonym, entweder aus Furcht vor Repressalien durch die Regierung gegen die sie sich richteten, oder etwa weil sich der Autor von der öffentlichen Meinung nicht einer bestimmten politischen Richtung zuteilen lassen wollte. Oftmals lassen sich solche Publikationen anhand deutlich erkennbarer Charakteristika einem bestimmten Schriftsteller zuordnen, bei anderen Schriften reichen die Kriterieren häufig nicht für eine plausible Einschätzung aus. Es finden sich auch zahlreiche pseudoanonyme Libelli, deren Urheberschaft entweder erst viel später oder gar nicht geklärt werden konnte. Genaugenommen gehören auch die im Examiner veröffentlichten Schriften und Pamphlete Jonathan Swifts zu den pseudoanonymen Werken. Viele seiner Zeitgenossen verdächtigten ihn zwar der Autorenschaft, doch war diese nicht allgemein belegt und die Beiträge galten als Zusammenarbeit aus einer öffentlich nicht genannten Redaktion.276 Schriften, die unter die erwähnten Gesichtspunkte fallen, sollen - wenn möglich in chronologischer Reihenfolge277 - in dem folgenden Teil der vorliegenden Arbeit besprochen werden.

5.1. The Thanksgiving

The Thanksgiving ist ein kurzes und äußerst desillusioniertes, wenn nicht sogar indigniertes Gedicht über den Verlauf und die Auswirkungen des spanischen Erbfolgekrieges. Die Datierung läßt sich wohl nicht mehr endgültig klären, doch erscheint es am wahrscheinlichsten, sie in eine baldige zeitliche Nachfolge hinter den Sieg der Alliierten bei Malplaquet einzuordnen, und zwar als höhnische Danksagung an die Meriten des Krieges und an jene, die ihn möglich machen und seine Fortsetzung unterstützen.

Üblicherweise wurden nämlich erfolgreiche Schlachten der Alliierten mit sogenannten Dankbarkeitstagen begangen, an denen Prozessionen durchgeführt und Gottesdienste zum Lob der Königin und des militärischen Erfolges der englischen Armee und des Herzogs von Marlborough stattfanden. Die am 11. September 1709 bei Malplaquet gefochtene Schlacht hatte mit insgesamt 30.000 Toten die denkbar schlechteste Bilanz des ganzen bisherigen Krieges, die auch in England das Triumphgeschrei reduzierte, dem Börsenmarkt große Verluste zufügte und erste öffentliche Kritik lautwerden ließ. Die Autorenschaft ist nicht eindeutig festzustellen; sowohl Dr. R.W. Wilde - der Vater von Oscar Wilde - als auch F. Elrington Ball ordnen sie Jonathan Swift zu. Es gibt jedoch weder Beweise, die für, noch gegen ihn als Verfasser sprechen.278

In dem aus heroic-couplets bestehenden Zwölfzeiler bekommen sowohl die Königin, als auch die Befürworter der schottischen Union, der protestantische Klerus, die Börsenhändler, der Lord-Treasurer Godolphin und der Duke of Marlborough ein zutiefst maliziöses Dankgebet für ihre Dienste dem englischen Volk gegenüber vermittelt. Die Anspielung auf den Herzog von Marlborough beläuft sich in diesem Gedicht auf lediglich eine Zeile, verweist aber dennoch auf einen nicht unbedeutenden Aspekt in dem sich hinziehenden Krieg um die spanische Erbfolge:

Thank Marlborough's Zeal that scorn'd the proffer'd Treaty279.

Das hier angesprochene Abkommen war Frankreich mit einem Ultimatum am 28. Mai des Jahres vorgelegt worden und scheiterte am 4. Juni daran, daß Louis XIV's einen der insgesamt 40 Artikel des Vertrages ablehnte, der Frankreich zur gewaltsamen Vertreibung von Philip d'Anjou vom spanischen Thron verpflichtete280, einem Passus, den der französische König mit vorhersehbarer Sicherheit abschlägig bescheiden mußte281. Der Grund für die offensichtliche Verärgerung des Autors über das durch die starre Haltung der Regierung vereitelte Ende des Krieges, geht deutlich aus dem Gedicht hervor:

Thank prudent Anna's providental Reign

For Peace and Plenty, both of Corn and Grain [...]

Thank just Godolphin that our Debts are paid282.

England war in dieser Phase des Krieges, der sich im Jahre 1709 bereits acht lange Jahre dahingezogen hatte, so gut wie zahlungsunfähig. Die notleidende Bevölkerung sah sich mit schier unbezahlbaren Steuern belegt die allesamt der Deckung von Kriegskosten dienten283, und die eigentliche politische Macht lag in den Händen von reichen Bankiers, die auf Seiten der Whigs standen und dem Staat große Kredite gewährt hatten. Darüberhinaus hatte der harte Winter von 1708/09 zu katastrophalen Mißernten geführt, die die Bevölkerung an den Rand einer Hungersnot brachte284.

5.2. The Civil War

Nach dem verheerenden Ausgang der Schlacht von Malplaquet begann der Einfluß des Herzogs von Marlborough bei Queen Anne zu schwinden285. Nicht allein, daß der Captain General mit der Forderung nach einer Anstellung auf Lebenszeit gescheitert war, auch bei der Entscheidung über die Neubesetzung des Postens des verstorbenen Earl of Essex war er übergangen worden. Im Gegenzug mobilisierte der Herzog die Regierung, um bei der Königin die Entfernung Lady Mashams aus ihren Ämtern bei Hof zu erpressen286, deren Einfluß er hinter den Entscheidungen der Königin vermutete und die ihm nach der Entlassung seiner Frau aus den Diensten Annes verhaßt gewesen sein mußte. Hierdurch löste er Unstimmigkeiten mit der Königin aus, die zunächst nur in eine Art Waffenstillstand mündete, auf lange Sicht jedoch die Harmonie und das Vertrauen zerstörte. Von dieser Form eines 'Bürgerkrieges' zwischen Marlborough und Queen Anne ist in dem Gedicht The Civil War aus dem Jahre 1710, dessen offensichtlich toryistischer Autor nicht zu ermitteln ist, die Rede.

Das Gedicht - in heroic couplets gehalten - eröffnet mit dem Tod des Earl of Essex, der eigenmächtigen Neubesetzung seiner Ämter durch die Königin und der daraus resultierenden Aufregung:

At which Presumption John and Sarah swell

And damn that project to the Pit of Hell,

Retire from Court, and swear they'll ne'er return 'Till from the presence Mrs. Masham's torn.287

In der Tat hatte sich der Herzog von Marlborough am 15. Januar 1710 aufgrund dieser Neuigkeiten verärgert nach Windsor zurückgezogen, um die Queen von dort aus in einem Schreiben vom 18. Januar vor die Wahl zu stellen, ihn oder Abigail Masham, der er schon im Jahr zuvor Machenschaften gegen seine Person unterstellt hatte, aus ihren Diensten zu entlassen:

It is with the greatest trouble imaginable that I find myself obliged to remind your majesty of what I write to you last campaign, of the certain knowledg I had of Mrs. Masham's having assured Mr. Harley that I should receive such mortifycations288 as should make it impossible for me to continue in your services ... her [Abigail Mashams] behaviour to me and mine has been such that it has brought that extreamity upon me that I hope your Majesty will bee pleased to dismiss her or myself, for I think I can neither with honour nor safety head the army without this mark of your protection to me.289

Über die Beilegung der Auseinandersetzung heißt es, sie sei durch Schmeicheleien der Marlboroughs bewerkstelligt worden und der Herzog habe jede Beteiligung daran zurückgewiesen, das House of Commons dagegen aufgewiegelt zu haben, daß die Königin selber ihre Untergebenen bestelle290:

When by Supreme Authority left bare,

Resolve with flattery to accost the Throne. And so reenter Sarah and her John: [...]

That by Address I had contriv'd that she

Whom you do love shou'd ever from you be. [...]

The Sovereign smil'd within herself to hear Such Lies delivered with so good an air291.

Tatsächlich wird dem Herzog vor allem privat viel daran gelegen gewesen sein, Lady Masham aus den Diensten der Königin entfernt zu wissen, hatte ihr zunehmender Einfluß doch letztendlich dazu beigetragen, daß seine Frau Sarah aus ihrem Amt bei Hofe verdrängt worden war.

5.3. M. Manlius Capitolinus

Das im Jahr 1712 anonym veröffentlichte, moralisierende Gedicht M. Manlius Capitolinus beschäftigt sich mit dem Laster des Ehrgeizes und erläutert warnend die Folgen, die das übermäßige Streben nach Macht und Reichtümern nach sich ziehen:

Ambition is a Plant, that's always found

To root the deepest in the richest Ground;

Fair to the Sight the op'ning Blossom rise;

The Fruit's forbidden, and who tates it dies.292

Die historische Figur des Marcus Manlius Capitolinus, dessen Streben das des Herzogs von Marlborough versinnbildlichen, und dessen Schicksal dem englischen General exemplarisch vor Augen geführt werden soll, war ein sehr erfolgreicher Feldherr im Rom des 4. vorchristlichen Jahrhunderts. Seine herausragenden Leistungen waren die Eroberung Galliens und die Rettung Roms vor einem nächtlichen Überfall durch die Senonen293. Schließlich wurde ihm jedoch der Vorwurf gemacht, die Position des römischen Herrschers anzustreben294, woraufhin er zum Tode verurteilt und vom Tarpejischen Felsen gestürzt wurde. Insgesamt entsprechen die in diesem Gedicht erhobenen Vorwürfe denen, die Marlborough von den Tories gemacht werden:

Fat with the Spoils of plunder'd Provinces;

Still the brib'd Senate, and the frantick Crowd, With Votes and Ballads, have thy Deeds avow'd: But 't was too fierce an Ardor for Renown, T'aspire to Regal Purple and a Crown.295

Da auch Manlius erfolgreich gegen die französischen Nation gekämpft hatte, war er für einen Vergleich mit dem Duke of Marlborough geradzu prädestiniert. Aus diesem Grund brauchte der englische Herzog auch im Gedicht nicht erwähnt zu werden, die Beschuldigungen gegen Manlius Capitolinus wiesen gleichsam direkt auf die, im Jahre 1712 sattsam bekannten Inkriminierungen gegen Marlborough. Die Befürchtung, daß Marlborough, dessen Macht im Parlament und dessen Einfluß bei Hofe wohlbekannt war, daß dieser Captain General also nach dem englischen Thron strebe, hatten die Tories schon bald nach seinen ersten großen militärischen Erfolgen geäußert. Insbesondere Jonathan Swift war in einem Essay im Examiner vom 21. Dezember 1710 darauf eingegangen296, mit besonderem Augenmerk darauf, daß Marlborough die gesamte britische Armee hinter sich wisse, und daß es im englischen Lager in Flandern Unruhen durch betrunkene Soldaten gegeben habe, die sich in Droh- und Schmähreden gegen Harleys Politik und sogar gegen die Königin selber ergangen hätten.297

5.4. The Grand Enquiry

Im Jahr 1712 erschien eine Verssatire, von der weder das Erstellungsdatum, noch der Verfasser bekannt ist, mit dem Titel The Grand Enquiry OR, What's to be done with him? Die in heroic-couplets gehaltene Fabel, die zu Teilen sehr unreine Reime beinhaltet und in der mitunter auch Tripletts erscheinen, bietet das, in dieser Zeit offensichtlich populäre Schema der Handlung von einer gutherzigen und betrogenen Herrscherin, eines kalten Betrügers, einer geschundenen Spezies und eines Retters aus der Not, wobei immer wenigstens einige der Figuren aus dem Tierreich gewählt waren. The Grand Enquiry ist angefüllt mit Namen und Stoffen aus Mythologie, Dichtung und Geschichte, und schon allein deshalb lohnt sich eine nähere Betrachtung.

Das Gedicht geht zurück in eine fiktive Zeit, als die Tiere noch die Herrschaft über die Welt ausübten:

Could Talk, Consider and Debate, Of matters of Momentous Weight, They met together with Intent, To make new Rules of Government.298

Der aktuelle Zeitpunkt, mit dem das Poem beginnt, scheint die Machtübernahme der Tories im Jahre 1710 zu sein, in deren Folge mancher Whig aufgrund seiner politischen Einstellung sein Amt verlor299:

And punish such as had made bold, To be Transgressors of the Old. [...]

Left it to them to think of Ways, Not only new Supplies to raise, But to Determine and Decide, What of the Old was ill apply'd300,ein Vorgang, der bei dem Wechsel von Macht und Regierung allenthalben üblich war, doch hier in Robert Harleys Sinne nicht total, und somit willkürlich, sondern selektiv vorgenommen wird. Die wichtigste und von ihren Deutungsmöglichkeiten weitaus interessanteste Figur, deren politische Vergangenheit in diesem Zusammenhang überprüft wird, ist der Leopard, der, wie schnell deutlich wird, die Personifizierung des Duke of Marlborough ist. In der darstellenden christlichen Kunst wurde der Leopard als Verkörperung des Drachen mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern aus der Apokalypse des Neuen Testamentes verwandt. Schon in der biblischen Schrift versinnbildlichte dieses Wesen das römische Reich, als Symbol aller Mächte, die sich gegen die Kirche erheben werden.301 In der Heraldik repräsentierte der Leopard den mutigen und edlen Kämpfer, und schließlich galt der Leopard in Frankreich als Pendant für die Briten. Nun lassen sich alle drei Interpretationsversionen aus toryistischer Perspektive trefflich auf den Herzog von Marlborough anwenden. Auch wenn der Duke 1703 für die Occasional Conformity Bill gestimmt hatte302, wurde er dennoch von den radikalen Tories als ein Feind der Staatskirche betrachtet, der sie um seiner eigenen Vorteile willen vernichten würde, ebenso wie er den Staat finanziell dadurch vernichtete, indem er den Krieg zum eigenen Nutzen verlängerte. Die Tapferkeit und der Mut des Captain General war auch von Gegnern und Kritikern immer anerkannt worden, so daß auch das Charakteristikum aus der Heraldik auf ihn angewandt werden kann. Die dritte Deutungsmöglichkeit ist zumindest aus britischer Sicht passabel, da es allgemein als Tatsache betrachtet wurde, daß die Entlassung Marlboroughs als Captain General die Franzosen stärken würde, gerade so, als ob der Herzog die Verkörperung der Kampfgewalt der englischen Truppen wäre.

Auch der Leopard, diese mächtige und erfolgreiche Figur entgeht der angekündigten Untersuchung nicht:

But Depositions clearly made,

Prov'd that he had his Trust betray'd, And had for Private Ends employ'd, What Publick Weal should have enyo'd, While those that under him had serv'd, Were for their Labours almost starv'd.303

Die übliche Anschuldigung der persönlichen Bereicherung durch öffentliche Mittel wird hier noch durch die erweitert, daß er nicht einmal diejenigen, die seine Siege und Erfolge ermöglichten, seine Soldaten also, ausreichend versorgte, sondern vielmehr fast verhungern ließ. Über diesen Vorwurf gibt es keine Belege,doch findet sich eine solche Anspielung über die mangelhafte Versorgung seiner Truppen durch den Herzog auch in einem Pamphlet von Jonathan Swift im Examiner Nr. 27, vom 8. Februar 1711304.

Allerdings werden auch in dieser Dichtung die militärischen Erfolge Marlboroughs gewürdigt und auf die neun Feldzüge hingewiesen, bei denen er anerkanntermaßen siegreich als General agiert hatte, um notabene einzuschieben, daß von manchen behauptet werde, der Herzog habe hierbei mehr Glück als Verstand gehabt:

'Tis true, from Foes he scow'd the Plains, And made Nine Fortunate Campagnes, As General, acted with Success,

(Tho' some say, more by Chance than Guess).305

Weiters finden sich noch deutliche Anspielungen auf des Herzogs Korrumpierbarkeit im Zusammenhang mit den Brot- und Weizenlieferungen an die konföderierte Armee, seinen menschenverachtenden Truppeneinsatz, der ihm insbesondere nach der Schlacht von Malplaquet vorgeworfen wurde und auf Marlboroughs Forderungen nach einem Amt als Captain General der englischen Truppen auf Lebenszeit und nicht zuletzt seiner Undankbarkeit gegenüber seiner Wohltäterin, der Königin, die für ihn die Errichtung von Blenheim Palace auf Staatskosten bei Parlament durchgesetzt hatte:

But what if Conquering Troops he led,

Must no one but himself be fed, And he curtail the Soldiers B---d [...]

As much as if his Foes he beat,

VVitness the Time when Muster-Rolls

Mourned more than Nineteen thousand Souls. Gifts upon Gifts, upon him fell,

VVether he came off ill or well;

And even the LYONESSE's Dens

VVere thought too little for his Pains.306

An dieser Stelle taucht eine Dogge307 auf, die offensichtlich Robert Harley verkörpern soll und die Bestrafung des Schurken fordert. Ein neuer, bislang noch nicht aufgetauchter Gedanke setzt in diesem Gedicht die Vergünstigungen, die dem Captain General zuteil geworden waren, mit Plünderungen am englischen Volk gleich und weist darüberhinaus die Idee von Privilegien als solche, für Diener eines Staates von sich:

Where are our PROPERTIES and RIGHTS If PLUNDER turns to PERQUISITIES? If Theft is nothing else but Pay, Or if they Live that on us Prey? [...]

Neither is what H' has done or may do,

More than he owes his Sovereign Lady.308

Im Anschluß findet auch noch der Duke of Ormond, als mindestens ebenso fähiger Befehlshaber wie Marlborough, in der Position des Captain General, Erwähnung. Schon die allegorische Einkleidung in die Figur des Panthers macht dies deutlich, da der Panther dem Leoparden als in Kraft und Größe überlegen gilt. Zum Ende seines Poems kommt der Versifex auf den Friedensschluß von Utrecht zu sprechen und beschuldigt hierbei nochmals den Herzog von Marlborough, der künstlichen Verlängerung des Krieges zu seinem eigenen Nutzen und zum Nachteil seiner Nation, um darüberhinaus zu betonen, daß der Krieg noch immer nicht aus wäre, wenn es weiterhin nach Churchill gegangen wäre:

[...] the BULL brought the OLIVE home.

Whose verdant Branch had ne'er been plac'd, Upon the surface which it grac'd, Or given Peace to Earth and Air, Had it been still the LEOPARD's share.309

5.5. A Prince and no Prince

Eine weitere Fabel in Versform erschien am 14. Mai 1714 in London. Auch bei dieser Schrift sind weder der Autor noch das Entstehungsdatum bekannt. Ein möglicher Hinweis auf eine Datierung des Poems findet sich im Text selber:

His Habitation he must quit, For he has no just claim to it; And must a wanderer become, Not daring to return home310.

Zur Zeit, da das Gedicht entstand, muß sich der - seinen Ämtern enthobene - Duke of Marlborough bereits im Exil befunden haben, doch war er noch nicht zurückgekehrt, was die zeitliche Einordnung zwischen dem 1. Dezember 1712 und einem unbekannten Zeitpunkt vor dem 14. Mai 1714311 zuläßt. Das Gedicht ist in heroic couplets geschrieben und es bezieht sich zweifelsohne auf den Herzog von Marlborough. Die erzählende Rahmenhandlung des Poems zeigt die Versammlung mehrerer alter Frauen, die ein "nappy, home-brew'd, nut-brown Ale"312 als anregendes Getränk zu sich nehmen, während ihre Führerin, eine Art Koboldin namens 'Old mother Red-Cap', eine Prophezeiung macht. Die Voraussage führt den Leser auf eine Insel, deren Name und Lage geheimgehalten wird und auf der ein ehrgeiziges Paar sich anschickt, sein Glück zu machen:

A WAR WOLF shall at first appear, to whom a female soon shall joyn And both together shall combine; Infected with th'ambitious Itch Of being very Great and Rich.

Their Conquests, Triumphs and their Glory Shall oft be told in pleasant Story.313

Der WAR WOLF, wahrscheinlich eine deiktische Korruption des Wer wolf314, worin bereits ein Hinweis zu liegen scheint, daß dieses Schreckensgespenst mit dem Krieg in Verbindung steht, läßt sich geradewegs als der Herzog von Marlborough erkennen, da ihm neben einer Frau, deren Charakterzüge er teilt, auch noch die Merkmale des Ehrgeizes und der Habsucht zugeordnet sind. Weil diese Attribute allerdings nicht nur als Wesenszug, sondern auch noch als Motivation für ihre Taten angegeben werden, müssen für den Rezipienten alle Erfolge und Triumphe des Herzogs sogleich an Großartigkeit und Glanz verlieren, da sie ganz offensichtlich doch nur aus niederen Beweggründen entstanden waren. Die rein persönlichen Angriffe, die das Gedicht deutlich in die Nähe der personal satire, ja sogar der libel rückte, gipfeln in dem Vorwurf:

For they the Kingdom nigh have spoyl'd,

And Christendom in War embroil'd315, der wenigstens bezüglich der finanziellen Lage der britischen Nation keine reine Unterstellung darstellte. Der dreizehn Jahre lang teuer und aufwendig geführte Krieg hatte den Außenhandel weitestgehend stillgelegt, durch große Kredite bei einigen wenigen Großgrundbesitzern und Bankiers die Inlandverschuldung in immense Höhen getrieben, und den englischen Staat an die Grenze der Zahlungsfähigkeit gebracht.

Der letzte Vers, eine Schlußfolgerung, die Mother Red-Cap aus ihrer Prophezeiung zieht, liefert nicht nur die moralische Lehre, die sich aus dem Geschehenen ergibt, hebt also gleichsam belehrend den Zeigefinger über den zu großen Hunger nach Reichtum, sondern entschlüsselt auch noch - was in der Zeit unmittelbar nach der Entlassung des Herzogs kaum notwendig gewesen sein dürfte316 - die Allegorie des WAR WOLF:

[...] the too ardent Thirst of Gold

Will prove the cause of their undoing,

And bring 'em both to utter Ruin:

And pale faced Death within his Clatches

Will soon catch both the D--ke and D--ess.317

5.6. Eine anonyme Versdichtung ohne Titel

Here Sarum lies, who was as wise318

And learn'd as Tom Aquinas;

Lawn sleeves he wore, yet was no more A Christian than Socinus319.

Oaths pro and con he swallowed down, Loved gold like any layman;

He preached and prayed, and yet betrayed Gods holy church and mammon. If such a sole to heaven stole, And passed the devil's clutches, I do presume there may be room

For Marlbro' and his duchess.320

In diesem anonym veröffentlichten Gedicht, dessen Erscheinungsdatum nicht bekannt ist und das der Herausgeber des Sammelwerkes der Feder Jonathan Swift zuordnet, wird der Duke of Marlborough, anders als in bisher besprochenen Schriften und Gedichten, schlicht mit einem Betrüger verglichen und dieser Vergleich wird, ebenfalls im Unterschied zu den anderen Schmähdichtungen, auf religiöser Ebene gezogen. Die Metapher zeigt Sarum, als Synonym für einen nicht-orthodoxen Ritus, der im Mittelalter in Salisbury entstanden war, stellt möglicherweise aber auch eine Anspielung auf den damals amtierenden Bischof von Sarum, Gilbert Burnet dar, der, seit er im Jahre 1703 vehement gegen die Occasional Conformity Bill opponiert hatte, auf der Seite der Tories als Gegner der anglikanischen Kirche betrachtet wurde. Der Autor stellt Sarum als einen Kirchendiener dar, der seine Kirche und damit seinen Gott betrügt, indem er falsche Eide schwört und aus seiner großen Liebe zum Gold zum Dieb an seinem Herrn wird. Auch der Duke of Marlborough hatte sich 1703 - allerdings aus rein parteipolitischen Erwägungen - gegen die Verabschiedung der Occasional Conformity Bill bemüht und auch er stand nach seiner Entlassung in der Öffentlichkeit als Dieb und Betrüger an seiner Königin, und damit - für die Anhänger der anglikanischen Kirche - auch an Gott, da. Auch wenn sich der Vergleich bereits beim Lesen der Strophe geradezu aufdrängt, läßt der Autor dennoch keine Möglichkeit offen, mißverstanden zu werden und erwähnt in der letzten Zeile den Herzog und seine Frau namentlich. Der Vorwurf, der aus diesem Gedicht laut wird, beinhaltet allerdings eine Nuance, die bislang selten angeklungen ist. Die ersten vier Zeilen des Verses unterstellen Marlborough, sich wider besseres Wissen321 mit den Würden seines Amtes bekleidet zu haben322, um zu betrügen und zu stehlen323.

6. Schlußwort

Die Zeitspanne um die erste Dekade des 18. Jahrhunderts war für die literaturgeschichtliche Entwicklung im weitesten Sinne324, aber auch für die politischen Veränderungen in Richtung parlamentarische Demokratie eine überaus wichtige, um nicht zu sagen richtungsweisende Phase. Hierfür ist in beiden Bereichen nicht nur die Lockerung der Zensur von überragender Bedeutung, sondern vor allem die Instrumentalisierung politischer Streitschriften opponierender Parteien, mit dem Ziel, die öffentliche Meinung und damit Wählerstimmen für sich zu gewinnen. Gerade die Schriften, die in Form und Inhalt satirisch auf Ereignisse und Personen der Zeit eingingen, eigneten sich, um Stimmungen zu machen und damit Meinungen zu beeinflussen oder überhaupt erst zu bilden. Die in der vorliegenden Arbeit vorgestellten und diskutierten Quellen durchleuchten einige Techniken, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfolgreich angewendet worden waren, um eine etablierte öffentliche Meinung ins Wanken zu bringen und damit einen Beitrag dazu zu leisten, eine ganze mächtige politische Clique zu stürzen.

In den Anfängen der satirischen Auseinandersetzung mit dem Herzog von Marlborough wurden lediglich Narrheiten und Laster von denen bekannt war, daß sie dem Captain General von der politischen Opposition vorgeworfen wurden, auf spöttische Weise in eine literarische Form gebracht und somit der Öffentlichkeit auf recht dezente Weise dargeboten, die im übrigen auch den Autor, den Drucker und den Herausgeber vor strafrechtlicher Verfolgung bewahrte. Im Verlaufe der Propaganda gegen den Herzog fand jedoch nicht nur eine zunehmende Vermischung von öffentlich bekannten historischen Tatsachen mit rein spekulativen Verleumdungen statt, vielmehr wurden die beteiligten Personen immer deutlicher in den Vordergrund gestellt, so daß schließlich nicht mehr Vergehen und Unarten an sich angeprangert und bloßgestellt wurden, sondern jene, die sich dieser Fehltritte schuldig gemacht hatten. Ganz bewußt sollte diese Form von Satire, die gegen den Duke of Marlborough betrieben wurde, das Ziel ihrer Angriffe, im Sinne eines Juvenal, dergestalt diskreditieren, daß die Folge nicht Läuterung und gesellschaftliche Reintegration, sondern der endgültige Ausschluß aus der Gesellschaft war. Die Vorwürfe, die seine politischen Feinde gegen Marlborough in ihrer low satire erhoben, waren im Grunde genommen immer die gleichen: Bestechlichkeit, Korrumpierbarkeit, Ehrgeiz, Machthunger und Geldgier. Die Bilder und Formen, in die sie diese Inkriminierungen kleideten, waren jedoch höchst variantenreich und phantasievoll.

Besonders beliebt scheinen Personen oder Stoffe aus augustäischer Zeit, als Vorbild für Burlesquen oder Gedichte gewesen zu sein. Diese wurden dann beispielsweise als Übersetzung getarnt, mit Anspielungen auf Zeitgenossen versehen und mit - je nach politischer Couleur beeinflussten - Wahrheiten oder Unwahrheiten über Mitwirkende und Geschehnisse gespickt. Schon die ersten satirischen Pamphlete, die sich gegen den Herzog von Marlborough richteten, und die noch versuchten nach außen objektive Nüchternheit zur Schau zu stellen, waren bereits darauf ausgerichtet, den Captain General lächerlich zu machen und vor der Öffentlichkeit als das zu desavouieren, als was er von den Tories betrachtet wurde. Nuancierte und subtile Anspielungen wurden jedoch mit dem Anwachsen von Veröffentlichungen dieser Art immer seltener und verschwanden schließlich mehr und mehr, um schlußendlich, mit dem sich abzeichnenden Ende der Karriere Marlboroughs und in der Zeit danach, Derbheiten und Trivialitäten zu weichen. Die Sprache, die als Mittel eingesetzt wurde, um dies zu erreichen, wurde mit Fäkalausdrücken angereichert und die namentliche Erwähnung noch lebender Zeitgenossen war - allen Regeln klassizistischer Dichtung zum Trotz - keine Seltenheit. Auch Fabeln waren eine häufig gewählte Gattungsform, um etwa Personen und deren Charaktereigenschaften beziehungsweise gesellschaftliche oder politische Ereignisse auf eine allgemein leicht verständliche allegorische Ebene zu projizieren.

7. Perspektive

Der spanische Erbfolgekrieg war eines der herausragenden Ereignisse des frühen 18. Jahrhunderts und er war dies nicht nur aufgrund seiner langen zeitlichen Ausdehnung, sondern auch und vor allem wegen der enormen Erfolge der Alliierten und insbesondere der englischen Armee und nicht zuletzt infolge der außerordentlich hohen finanziellen Belastung des Staatshaushaltes, der diese Auslagen durch die überhöhte Besteuerung vor allem von Produkten, die bislang keiner Steuerpflicht unterlegen hatten, in zunehmend unerträglichem Maße auf die größtenteils ohnehin verarmte Bevölkerung abwälzte. Die hieraus zutagetretende Zweipoligkeit von internationalen Erfolgen und Triumphen, auf die sich die Regierung stützte und von denen sich die Bevölkerung nicht ernähren konnte, und negativen nationalen Auswirkungen, auf die die politische Opposition in ihrer Arbeit und besonders bei ihrem Wahlkampf zurückgriff, focussiert den Blick idealtypisch auf eine Person, die bei beiden Bilanzen in die Verantwortung genommen wurde. Der Duke of Marlborough war für das Volk und die Regierung zum Helden der ganzen Nation geworden, der auf dem Festland ungeheure Siege erfochten und damit England zu hohem internationalen Ansehen verholfen hatte, er war aber auch für die Opposition hauptverantwortlich für die Dauer des Krieges, der trotz seiner Länge zu keinem endgültigen Sieg geführt hatte, und für die enormen Kosten, die er dem englischen Volk verursacht hatte und die einerseits aus der Dauer und andererseits aus der persönlichen Bereicherung des Captain General und seiner engsten Vertrauten berechnet wurden. Diese gesellschaftlich-politische Konzentration auf die Person des Herzogs von Marlborough beeinflußte auch die literarischen Themen der Zeit, und zwar umso mehr, als daß das Schrifttum zunehmend in politischem Sinne instrumentalisiert wurde, was in drei Ausrichtungen geschah: in panegyrischem, kritisch-satirischem und neutral-biographischem Sinne. Die Sichtung der existierenden Literatur über den Duke of Marlborough und natürlich anderer auf das engste mit ihm verknüpften Personen325 eröffnet den Blick auf ein immens großes Feld von Gedichten und Pamphleten verschiedenster Gewichtung und Färbung. Allein der Überblick über die panegyrischen, satirischen und biographischen Schriften, die sich mit Marlborough beschäftigen und die Robert Horn zusammengestellt hat326, erwähnt nahezu 600 Werke und erhebt auch damit noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit327.

Von dem, was an Studien möglich ist, also nicht nur die literaturwissenschaftliche Analyse des Schrifttums, sondern auch deren Einbettung in den geschichtlichen, politischen und soziokulturellen Kontext, konnte die vorliegende Arbeit nur einen kurzen und sehr beschränkten Einblick liefern. Doch die wahre Flut von Quellen, die auf ihre Interpretation, wenn nicht auf ihre Entdeckung, warten, lassen ungeahnte Möglichkeiten erwachsen, neue Kenntnisse sammeln und bearbeiten zu können, und zwar Wissen, nicht nur über Literarturtechniken und deren Anwendung, sondern auch über inter- und intrakulturelle Stadien und Entwicklungen einer spannungs- und ereignisreichen Periode.

8 Literaturverzeichnis

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Sekundärliteratur

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Winkler, Karl Tilman Handwerk und Markt: Druckerhandwerk, Vertriebswesen und Tagesschrifttum in London 1695 - 1750. Stuttgart: Steiner, 1993.

9 Anhang

9.1. M. Manlius Capitolinus

Nescia mens hominum Fati, fortique futuræ,

Et servare modum, rebus sublata secundis!

Turno tempus erit, magno cum optaverit emptum Intactum Pallanta, & cum spolia ista, diemque

Oderit --------- Virg. Æn. 10.

Ambition is a Plant, that's always found To root the deepest in the richest Ground; Fair to the Sight the op'ning Blossoms rise; The Fruit's forbidden, and who tastes it dies.

This, Manlius was thy Guilt, this urg'd thy Doom, Once styled Retriever of invaded Rome. When thy successful Arms oppos'd the Gaul, Jove to thy Care consign'd his Capitol. But black Designs obscured thy rising Fame, And quickly left thee nothing but the Name: Else might thou still in Camps have loll'd at Ease, Fat with the spoils of plunder'd Provinces; Still the brib'd Senate, and the frantick Crowd, With Votes and Ballads, have thy Deeds avow'd: But 't was too fierce an Ardor for Renown, T'aspire to Regal Purple and a Crown ------------- That Rock which gave thee Glory, prov'd thy Doom; And was once thy Trophy, and thy Tomb.

Printed in the year 1712. The Title refers to Marcus Manlius Capitlinus, a large legendary figure of the 4th Century B.C., who was thrown from the Tarpeian rock. While he actually seems to have aided the poor, his career is credited with inordinate ambition. Resemblances to Marlborough are striking: he left a great name after conquering the Gaul, i.e. the French, and even aspired to the crown. Even though the allegiations were false, Marcus Manlius suffered for them, just as Marlborough suffered from false allegiations of the Tories. Though the Senate and the crowds heaped votes and adulation on Manlius so votes and ballads were heaped on Marlborough. (Robert D. Horn, Marlborough: A Survey. Panegyrics, Satires and BiographicalWritings, 1688-1788, Folkestone, 1975)

9.2. The Grand Enquiry OR,

What's to be done with him?

When Beasts could every Office do, That Men of Business now pursue, Could Talk, Consider and Debate, Of Matters of Momentous Weight, They met together with Intent, To make new Rules of Government, And punish such as had made bold, To be Transgressors of the Old.

But as a long continued War,

Had spread it self both near and far, By Reason of the Birds, whose Rage, Nothng but Empire could affwage, Over such Creatures, as were known, Not of a Species with their own: So the good LYONESS, whose Sway, Made it Dominion to obey,

Left it to them to think of Ways, Not only new Supplies to raise, But to Determine and Decide, What of the Old was ill apply'd.

Hence it fell out, among the rest,

That stood Examination's Test,

The LEOPARD's Art, and Courtly Mien, Could not him from Enquiry skreen: But Depositions clearly made, Prov'd that he had his Trust betray'd, And had for Private Ends employ'd, What Publick Weal should have enjoy'd, While those that under him had serv'd, Were for their Labours almost starv'd.

This Beast, of all the Four-leg'd Races, Wanted for neither Wealth nor Place, Not only had supreme Command, Under his Mistress, o'er the Land, But, as it were, the Scepter held, Over the Forest and the Field.

'Tis true, from Foes he scow'd the Plains, And made Nine Fortunate Campagnes, As General, acted with Success,

(Tho' some say, more by Chance than Guess) But what if Conquering Troops he led, Must no one but himself be fed, And he curtail the Soldiers B---d? Their Lives as precious are to them,

As any D----'s may be im.

Besides, it manifest app l,

He never Fought without Reward,

Was paid if he escap'd Defeat,

As much as if his Foes he beat,

VVitness the Time when Muster-Rolls,

Mourn'd more than Nineteen thousand Souls. Gifts upon Gifts, upon him fell,

VVhether he came off ill or well;

And even the LYONESS's Dens,

VVere thought too little for his Pains.

At this, a MASTIFF, by whose Care, The beating Flocks in safety were, And by whose Providence they fed, Securely on the Mountain's-Head: "Shall Titles and shall Riches save, "So Great and Dignify'd a K---ve; "VVhen I for one poor Sheep had swung, "And without Hopes of Mercy hung? "Where are our PROPERTIES and RIGHTS "If PLUNDER turns to PERQUISITIES? "If Theft is nothing else but Pay, "Or if they Live that on us Prey? "By my content first lets displace him, "And of all former Grants uncase him. "Since, nor his Conduct, nor his Courage, "Make up for Lords of Food and Forage. "Neither is what H' has done or may do, "More than he owes his Sovereign Lady.

"This Act premis'd which Justice claims, "From Beasts of such Illustrious Names, "There yet remains, that for Example "To others that on Laws may Trample, "He to a formal Tryal brought, "Should make Atonement for his Fault. "Because what'er's the LEOPARDS Doom, "Another may suply his Room;

"March in his stead our Armies forth, "Equal in military worth:

"If not much better skill'd in Arms,

"To keep us from approaching Harms. "All must undoubtly agree,

"The PANTHER is as brave as he, "And above Thoughts of Bribery. "Should he disdain that Post to bear, "Because the LYONESS's Heir, "Other's who'er not so fear of Kin, "Can lead us Victories to win,

"For Troops like Ours of Martial Breed, "Must under any Chief succeed.

He Spoke --- and with consending found, Each Member nodding spurn'd the Ground; Big with Events that were to come, When the BULL brought the OLIVE home. Whose verdant Branch had ne'er been plac'd, Upon the surface which it grac'd,

Or given Peace to Earth and Air,

Had it been still the LEOPARD's share, To fatten on the Spoils of War. Which he penuriously prolong'd,

That he might thrive by those He (?) wrong'd.

London, printed in the year 1712. Two editions, same imprint, but one has Gothic type for sub-title. Satire on the continuation of the War, to the advantage of the Leopard (Marlborough), and in spite of the "good Lioness" (Anne). A fable, in which the poor sheep (the English people) are starving, while the Leopard grows rich. The Mastiff says that the Panther (Ormond) is as brave as the Leopard. The Bull has brought the Olive (i.e. Peace) home, and Members can look forward to Peace. (Robert D. Horn, Marlborough: A Survey. Panegyrics, Satires and BiographicalWritings, 1688-1788, Folkestone, 1975)

9.3. A Prince and no Prince. OR,

Mother Red-Cap's strange and Wonderful Prophecy

Once on a time some old Wives met,

Among themselves, to take a Whet

Of nappy, home-brew'd, nut-brown Ale; Which neither was too new nor stale. Old mother Red-Cap was the chief, Who with a Heart brim ful of Grief, Did thus her Prophecy declare; While each did lend a list'ning Ear.

There stands an Isle of mighty Fame, I cou'd but will not tell it's Name: Nor yet its Latitude will show, Let them enquire who fain would know. Yet such an Isle there is, and there A WAR WOLF shall at first appear, to whom a female soon shall joyn And both together shall combine; Infected with th'ambitious Itch Of being very Great and Rich.

Their Conquests, Triumphs and their Glory Shall oft be told in pleasant Story.

But yet observe, and mark me all, A dire Disaster shall befall, And heavy light upon these two, For ev'ry one shall have his due.

A Learned Astronomer I trow,

Shall come and work their overthrow; Who, by the Aspect of each Planet, Shall ev'ry Action see, and scan it, And I think it does him much behove

This Couple quickly to remove;

The nation else would be e're long Divided his, and hers among.

For they the Kingdom nigh had spoyl'd, And Christendom in War embroil'd.

His great Designs he shall fulfil,

So great his Mystick, Art and Skill;

And force the WAR WOLF, he and she, Their native Country for to flee; On whom Dame Fortune for a while With pleasant Looks shall briskly smile; With Principality endue 'em,

But yet Her worth will Persue 'em, For a Great Lord, the Lawful Heir, To his own Country shall repair, And therein (for it is so fated) He shall again be Re-instated; And in less space than half an hour

The War Wolf shall give up his Pow'r. His Habitation he must quit,

For he has no just claim to it; And mus a Wanderer become, Not daring to return Home.

Thus both their Fates I plainly see, But dare not tell what they shall be; Yet this I'll venter to unfold, That the too ardent Thirst of Gold Will prove the cause of their undoing, And bring 'em both to utter Ruin: And pale faced Death within his Clatches Will soon catch both the D--ke nad D---ess.

[...]


1 Die überwiegende Anzahl solcher Schriften, die zumeist nur ein bis zwei Seiten umfassen, wurden bestenfalls zwei bis dreimal neuaufgelegt, so daß die wenigen noch existierenden Exemplare fast ausschließlich in britischen Bibliotheken zu finden sind.

2 Dieses Gedicht erwähnt parenthetisch und nicht einmal namentlich den Herzog von Marlborough in dem Zusammenhang mit der Verabschiedung der Bill of Occasional Conformity, gegen deren Verabschiedung Marlborough im Dezember 1703 gestimmt hatte, weswegen er verdächtigt wurde, bereits ein halber Whig zu sein.

3 Heute ist die Autorenschaft geklärt: William Shippen, der 1711 Mitglied in der Commission of the Publick Accounts gewesen war, die mit ihrem Bericht an das House of Commons den Sturz des Herzogs herbeigeführt hatte, schrieb das Gedicht.

4 "I ... Repeat to your lordship, that before God, Angels and Men I neither did write that Book, or any Line in it, nor do I directly or indirectely know who wrote the whole or any part of it" (M. Prior, The Literary Works of Matthew Prior. Bd. 2, H.B. Wright, M.K. Spears (Hgg.), (1959), S. 797).

5 Prior versuchte, unter anderem mit Hilfe von Admiral Churchill - einem Bruder des Herzogs -, der Herzogin ein Gedicht zukommen zu lassen, doch es gelang ihm nicht einmal dadurch, daß sie etwas aus seinen Händen las: "Some days later, the Admiral returned Prior's pacquet unopened with word from the Duchess that she 'would not receive anything of his writing,' for 'she was persuaded that he could not mean well by her or her family'" (C.K. Eves, Matthew Prior. Poet and Diplomatist. (1939), S. 190.).

6 Trotz der 1695 gelockerten Gesetzgebung bezüglich der Zensur von Veröffentlichungen konnte es sowohl dem Verfasser wie auch dem Drucker oder dem Verleger noch immer passieren, wegen einer mißliebigen Veröffentlichung ins Gefängnis oder an den Pranger zu kommen, wie z.B. Daniel Defoe wegen seiner Schrift The shortest Way with theDissenters im Jahre 1702.

7 Ausgelöst durch den Popish Plot, 1678 durch Titus Oates.

8 Die Motivation politische Macht zu erlangen treibt neben dem Verlangen, eigene Ziele und Vorstellungen durchzusetzen, jede politische Partei zum Kampf um die Regierungsgewalt, wie es Henry St. John, der spätere Viscount Bolingbroke selber sehr treffend formulierte: "I am afraid ... that we came to court in the same dispositions as all parties have done; that the principal spring of our actions was to have the government of the state in our hands; that our principal views were the conservation of this power, great employments to ourselves and great opportunities of rewarding those who had helped to raise us and of hurting those who stood in oppostion to us" (M. Foot, The Pen and the Sword. (1957), S. 143.).

9 J. Locke, Two Treatises of Government. (²1970), S. 371.

10 Wie etwa der durch Robert Young vorgetäuschte Komplott einer jakobitischen Verschwörung durch John Churchill, der, bis das Gegenteil erwiesen war, für mehr als einen Monat im Tower of London einsitzen mußte.

11 Er bezieht sich hierbei darauf, daß der junge John Churchill sich gerade in Sarah Jenings, seine spätere Frau verliebt hatte und aus diesem Grunde nicht in der Lage zu sein schien, solch einen verantwortungsvollen Posten zu besetzen (C. Barnett, Marlborough. (1974), S. 43.).

12 R. Doebner (Hg.), Memoirs of Mary. Queen of England. (1886), S. 129.

13 Vgl., W.S. Churchill, Marlborough. His Life and Times. Vol .I. (1933), S. 206.

14 Vgl., ebd., S. 228.

15 Dem bayerischen Blindheim.

16 Von den Tories mit dem berühmten Toast: "To the Kings Horse" gefeiert.

17 Vgl, B.C. Brown, The Letters and diplomatic Instructions of Queen Anne. (1935), S. vii.

18 Ihre Verbundenheit mit dem Herzog und der Herzogin von Marlborough spiegelt sich beispielsweise in ihrem großzügigen Hochzeitsgeschenk von £5.000 zur Vermählung von Marlboroughs ältester Tochter Henrietta mit Godolphins Sohn Francis; aber auch in den Geschenken, die sie dem Captain General stets zu seinen militärischen Erfolgen aus ihrer Privatschatulle machte, wie z.B. Diamanten im Wert von £8.000 zu der Eroberung von Blindheim (vgl., N. Connell, Anne. The last Stuart Monarch (1937), S. 96 und 141.).

19 Vgl., W.S. Churchill, Vol. III. 1936, S. 317.

20 B.C. Brown, S. 196.

21 Vgl., ebd., S. vii. Und: "For in spite of ill health, vacillation, and thoroughly second-rate ability, Anne had fixed ideals on which the ablest politician shipwrecked. She would be Queen, and in the last resort ministers must learn to obey" (K. Feiling, A History of the Tory Party 1640 - 1714. (1965), S. 361.).

22 Lediglich drei Posten waren durch Whigs besetzt: Somerset als Master of the Horse, Devonshire als Lord Steward und Boyle als Chancellor of the Exchequer. (vgl., K. Feiling, S. 365).

23 Vgl., ebd., S. 366.

24 Hiermit meinte sie sich selbst, den Herzog und die Herzogin von Marlborough und den Lord Treasurer Sydney Godolphin.

25 B.C. Brown, S. 125.

26 Wie beispielsweise 1702, als sie damit scheiterte dem Duke of Marlborough eine Rente in Höhe von £5.000 p.A. aus dem Post Office zuzusprechen.

27 Im Herbst 1075 hatte Queen Anne ihre Untertanen aufgefordert, £250.000 für eine effiziente Unterstützung des Duke of Savoy zu einem Zins von 8% p.A. zu investieren (vgl., Abel Boyer, The History of the Reign of Queen Anne. Bd. 4, (1712), S. 172.).

28 Mit einer Zäsur während des Commonwealth unter der puritanischen Diktatur des Oliver Cromwell, als aufgrund des falsch ausgelegten 2. Gebotes 'Du sollst dir kein Bildnis machen', jede Form von Nachahmung verboten war.

29 J. Dryden, The Works of John Dryden. Bd. 4, A.B. Chambers, W. Frost (Hgg.), (1974), S. 71.

30 Jonathan Swift läßt sich im 18. Jahrhundert wohl zu den treuen Anhängern der low style satire zählen, indem er die satirisierten Personen beispielsweise als exkrementierende Wesen darstellt und dadurch die ihrer äußeren Form nach pathetische Dichtungsform in Bathos abstürzen läßt.

31 Vgl., R. Steele, The Tatler. Bd. 3, D.F. Bond (Hg.), (1987), S. 242.

32 Vgl., K. Kluxen, Das Problem der politischen Opposition. (1956), S. 3.

33 Bei einer Bevölkerung von 5.000.000 Menschen in England und Wales im Jahre 1700.

34 Vgl., F.P. Lock, Swift's Tory Politics. (1983), S. 1.

35 Diese Entwicklung war zu dieser Zeit einzigartig in ganz Europa, und auch wenn die Lords über die folgenden Jahre immer wieder versuchten, Gesetze zur Einschränkung der Presse durchzusetzen, scheitern sie mit deren Durchsetzung doch bis zu Fox's Libels Act im Jahre 1792 am House of Commons (vgl., L. Hanson, Government and the Press, 1695-1763. (1967), S. 7f.).

36 Das Spektrum der verschiedenen Tages- und Wochenschriften war bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts recht groß. Die London Gazette beispielsweise, das Regierungsorgan in den Tagen der von den Whigs kontrollierten Houses of Parliament, erschien zweimal wöchentlich, mit einer Auflage von 6.000 Stück, der streng toryistische Post Boy erschien dreimal in der Woche mit einer Stückzahl von 3.000 Exemplaren und ebensooft wurde der eher unparteiische Post Man mit einer Auflage von bis zu 4.000 Stück herausgebracht. Da die meisten Kaffeehäuser ein oder mehrere, ihnen entsprechende Blätter bezogen, kann davon ausgegangen werden, daß die tatsächliche Größe der Leserschaft um ein Vielfaches höher als die Auflagenzahlen der einzelnen Blätter gewesen sein wird (vgl., F.P. Lock, S. 4f).

37 Vgl., ebd., S.2.

38 Je nach Verstoß konnten dem Autor oder Drucker noch immer recht drakonische Strafen drohen, beispielsweise der oft vom Secretary of State recht willkürlich eingesetzte Pranger, aber auch regelrechte Gefängnisstrafen wurden verhängt, und viele Drucker verloren durch eine häufige Inhaftierung ihren Broterwerb. Der Pranger verlor mit der Zeit seinen Schrecken, wie es der Grub Street Journal formuliert: "[it] was so universally esteemed that he who has the honour to mount the rostrum, is always looked upon amongst them, as a graduate in his profession" (M. Foot, (1957), S. 81.).

39 In den Jahren 1695 bis 1703 verdreifachte sich die Anzahl der Druckereien allein in London von 20 auf etwa 70 Betriebe (vgl., M. Foot, S. 78f.).

40 Vgl., L. Hanson, S. 9.

41 Immerhin waren die finanziellen Probleme nach dem nunmehr 10 Jahre währenden teuren Krieg so enorm, daß jede mögliche Geldquelle ausgenutzt wurde. Dabei wurden alle Flugschriften und Zeitungen zu Konsumartikeln erklärt und als solche besteuert, das heißt, daß Zeitungen und Flugschriften nur noch auf Papier gedruckt werden durften, das mit

42 Statt einem halben Bogen standen hier nun ganze sechs Bögen zur Disposition.

43 Vgl., ebd., S. 38.

44 Vgl., K. Kluxen, S. 1.

45 Daß sich hieraus auf Seiten der Regierung neue Formen von Korruption und Verschleierungstaktiken entwickelten, ist zwangsläufig und beispielsweise schon aus dem langen Verlauf des spanischen Erbfolgekrieges und der Form dessen Finanzierung ersichtlich.

46 Wie beispielsweise die Demonstrationen wider die öffentliche Anklage gegen Dr. Sacheverell oder der Prozession, die nach toryistischer Darstellung von Wharton zum 17. November 1711 anläßlich des 153. Jubiläums der Thronbesteigung Königin Elisabeths geplant worden war und in der Pappfiguren, die den Papst, den Pretender, Dr. Sacheverell und etliche Kardinäle verkörperten, verbrannt werden sollten. Mary Delariviere Manley berichtete in der

47 Vgl., J. Arbuthnot et.al., Memoirs of the Extraordinary Life, Works, and Discoveries of Martinus Scriblerus. Ch. Kerby-Miller (Hg.), (1988), S. 3f.

48 Vgl., ebd., S. 7. Jonathan Swift trug sich bereits seit langer Zeit mit ehrgeizigen Plänen über die Gründung einer Akademie, der Académiefrançais entsprechend, um nicht nur die Reinheit der englischen Sprache zu retten und zu konservieren, sondern um ferner vielversprechende junge Autoren zum Wohle der Nation zu fördern und vielleicht selber eines Tages eine der Schlüsselfiguren in der londoner Literaturszene zu sein. Sehr wichtig schien ihm in diesem Zusammenhang eine parteiübergreifende Kooperation gewesen zu sein, die es ihm ermöglicht hätte, wieder mit seinen alten Freunden Addison und Steele zusammenzuarbeiten (vgl., ebd., S. 8f.).

49 Diese laufen im großen und ganzen nach ein und demselben Schema ab: jedem Treffen sitzt ein anderes Mitglied vor, das während der Mahlzeit die Unterhaltung zu führen und seinen Nachfolger zu bestimmen hat (Vgl., ebd., S. 6.).

50 J. Swift, Journal to Stella. Bd. 2, H. Williams (Hg.), (1948), S. 660.

51 Die Größe eines solchen Clubs war schon aus den Gründen einzuschränken, daß die inhaltliche Arbeit für den öffentlichen Rahmen eines Kaffeehauses zu heikel war und, da die Zusammenkünfte reihum abwechselnd bei den

52 Die anderen Mitglieder waren John Arbuthnot, Thomas Parnell, John Gay und schließlich Robert Harley, der Earl of Oxford, der nicht nur als gebildeter und angenehmer Zeitgenosse Swifts Fürsprache für seine Aufnahme verdankte, sondern der auch durch Einhraten in eine sehr reiche Familie und seine Stellung als Lord Treasurer grundsätzlich in der Lage war, Pfründe für bedürftige, begnadete Literaten einzurichten.

53 Trotz all der wissenschaftlichen Errungenschaften und der damaligen philosophischen Erkenntnisse, die sich jedoch noch nicht allgemein durchgesetzt hatten, gab es durchaus gelehrte Menschen, die entweder absolut überkommenen oder wenigstens nicht mehr zeitgemäßen Ideen oder Lehren anhingen. So war etwa die Todesstrafe für Hexenkunst und Zauberei noch bis 1736 in Kraft (noch im Jahre 1716 wurden Mrs. Mary Hicks und ihre elfjährige Tochter wegen Hexerei hingerichtet), überaus belesene und gebildete Männer, wie beispielsweise Richard Steele suchten noch nach dem Stein der Weisen, Schulen und Universitäten orientierten sich noch immer an aristotelischer Logik und Metaphysik und selbst das, was in dieser Zeit an Wissenschaft gelehrt wurde, hatte cartesianischen Charakter, auch wenn die Lehrer Anhänger Newtons waren (vgl., J. Arbuthnot, The Memoirs of Martinus Scriblerus. S. 33f.).

54 Er kehrte am 2. August 1714 nach England zurück.

55 Sir Thomas Hanmer hatte im Parlament erklärt, er halte eine protestantische Thronfolge unter Oxfords Administration für unsicher.

56 J. Swift, The Poems of Jonathan Swift. Bd. 1, H. Williams (Hg.), (1958), S. 186.

57 "Let not the whigs our tory club rebuke; Give us our earl, the devil take their duke." (ebd.)

58 Es entbehrt gewiß nicht jeder Grundlage, wenn Swift unterstellt wird, er habe als Lohn für seine hervorragende Beteiligung an der Festigung der toryistischen Stellung in der Regierung und einer damit verbundenen Reetablierung der anglikanischen Hochkirche als Staatskirche von der Königin eine angemessen große Pfründe in London erwartet. Als im Frühjahr 1713 der Platz des Kanonikus in Windsor vakant und ihm trotz der Fürsprache Lord Oxfords und Lady Mashams nicht zugesprochen wird, beschließt er in einem verbitterten Brief an Stella unverzüglich nach Irland zurückzukehren, da er auf diese Weise nicht länger ohne den Verlust seines guten Rufes in London verbleiben könne (vgl., Journal to Stella, LVIII. Brief, 13.4.1713)

59 J. Swift, Journal to Stella. S. 597

60 Vgl., I. Ehrenpreis (Hg.), Dr. Swift. (1967), S. 526.

61 Sicherlich durch den noch wirkenden Einfluß, den der Whig Sir William Temple auf ihn gehabt hatte.

62 Vgl., M. Foot, (1957), S. 131.

63 Um die Abschaffung dieser Steuer (bei der die irischen Geistlichen jährlich 1200 Pfund an das englische Schatzamt zu entrichten hatten) durchzusetzen, die in England bereits vor einigen Jahren aufgehoben worden war, war Swift schon einmal im Jahre 1707 im Auftrag der irischen Hochkirche nach London gesandt worden. Die neuerliche Entsendung ist im Zusammenhang mit den politischen Änderungen zu verstehen.

64 Die zu diesem Zeitpunkt entweder gerade erfolgt war oder unmittelbar bevorstand, das genaue Datum ist nicht bekannt.

65 Vgl., M. Foot, S. 125.

66 Mit dieser historisch vergleichenden Abhandlung A Discourse of the Contests and Dissensions between the Nobles and Commons in Athens and Rome, with the Consequences they had upon both those States, hatte Swift versucht die, mit den Wahlen vom Februar 1701 über die Mehrheit im Parlament verfügenden Tories davon abzubringen, Lord Sommers aus parteilicher Rachsucht unter die Anklage des Hochverrates zu stellen.

67 Ein sofortiger und rückhaltloser Austritt Englands aus der Allianz, wie er von den extremen Tories verlangt wurde, hätte Frankreichs Gegner derart schwächen können, daß nicht nur der seit einem Jahrzehnt überaus teuer geführte Krieg mit einer Niederlage enden, sondern darüberhinaus Englands wirtschaftliche Zukunft durch die daraus entstehende Vormachtstellung Frankreichs hätte gefährdet werden können.

68 M. Foot, S 122.

69 Vgl., J. Swift, A critical Edition of the major Works. A. Ross, D. Woolley (Hgg.), (1992), S. 258.

70 Ebd., S. 258f.

71 Ebd., S. 259f.

72 Siehe Swifts eigene Aussage in der 17. Ausgabe des Examiner: "When I first undertook this paper, I was resolved to concern myself only with things, and not with persons. Whether I have kept or broken this resolution, I cannot recollect; and I will not be at the pains to examine, but leave the matter to those little antagonists who may want a topic for criticism" (J. Swift, The Examiner and other Pieces written in 1710-11. S. 24f.).

73 Die Entsprechung liegt bei £ 994 auf römischer Seite zu £ 540.000 im Falle des Herzogs von Marlborough (vgl., J. Swift, A critical Edition of the major Works. S. 261.).

74 Vgl., ebd.

75 Ebd.

76 Vgl., J. Swift, The Examiner and other Pieces written in 1710-11. H. Davis (Hg.), (1957), S. 40.

77 Vgl., ebd., S. 41.

78 Ebd., S. 42.

79 Vgl., ebd., S. 43.

80 POAS, Bd. 7, S. 379.

81 Vgl., J. Swift, The Examiner and other Pieces written in 1710-11. S. 44.

82 Ebd.

83 Bei der Schlacht von Malplaquet vom 11. September 1709 starben beispielsweise auf beiden Seiten 30.000 Menschen.

84 Swift bezieht sich hier auf die Verhaftung zweier Offiziere und mehrerer Freunde Marlboroughs in Holland, denen der Vorwurf gemacht wurde, die Politik der Regierung unter Robert Harley zu verdammen (Vgl., M. Foot, S. 166).

85 Vgl., J. Swift, The Examiner and other Pieces written in 1710-11. S. 44f.

86 Vgl., ebd., S. 40.

87 Vgl., ebd., S. 43.

88 Ebd.

89 "The many Scurrilities I have heard and read against this poor Paper of mine" (ebd., S. 59f.).

90 Die Orkney Inseln.

91 Swifts Verhältnis zu Irland war seit jeher problematisch, zumal er sein Dasein dort nach dem Tode Queen Anne's und dem Scheitern der Tories als eine Art Verbannung empfand, während sich das echte Leben für ihn nur in London abspielte.

92 Ebd., S. 58.

93 Woraufhin Louis XVI laut Swift"intends either to make great Additions to his Armies, or propose new Terms for a Peace" (ebd.).

94 J. Swift, The Examiner and other Pieces written in 1710-11. S. 81.

95 Vgl., ebd., S. 81f.

96 Er verwendet hierfür das Wort Examiner und impliziert dadurch, daß die Wochenschrift The Examiner nichts anderes, als ein offensichtlich objektiver Beobachter ihrer Zeit ist.

97 Ebd., S. 82.

98 Als ein prominentes Mitglied einer Partei - so ist es Swift gerade mit Hinblick auf die Whigs ein Anliegen zu zeigen - wird Marlborough niemals aus seinen eigenen Reihen Kritik an seiner Person erfahren, sondern vielmehr immer als etwas gottähnliches verehrt werden, während Kritik vom politischen Gegner gewiß nicht zu ihm durchdringen wird, sondern immer als etwas verstanden werden wird, das aus Neid und Bösartigkeit entstanden ist (vgl., A. Ingram, Intricate Laughter in the Satire of Swift and Pope. (1986), S. 100.).

99 Vgl., J. Swift, The Examiner and other Pieces written in 1710-11. S. 82f.

100 Das erste Triumphirat bestehend aus Pompeius, Crassus und Cäsar wurde im Jahr 60 v. Chr. gebildet.

101 Marlborough verstand es oftmals, in den Houses of Parliament durch Eloquenz und Überzeugungskraft Anträge der Opposition zu verwerfen beziehungsweise Angelegenheiten in dem ihm genehmen Sinne zu regeln. Ein Beispiel hierfür findet sich in einem Parlamentsbericht aus dem Jahre 1707, in dem Marlborough einen Antrag des Earl of Orchester nach Massierung britischer Truppen in Spanien zurückweist und dieses den Abgeordneten äußerst beredt unter anderem damit begründet, daß die Kriegsgegner in Holland dadurch in ihrer Position gestärkt werden könnten (vgl., A. Boyer, Bd. 6, (1712), S. 297.)

102 Zwar war Marlborough, nachdem die durch den Tod des Earl of Essex entstandenen Vakanzen von der Königin entgegen seinen Empfehlungen neu besetzt worden waren, am 15. Januar 1710 verärgert und ohne Kommentar nach Windsor abgereist, unterdrückte jedoch anschließend seinen Unmut und begann die Königin wieder zu hofieren (vgl., POAS, Bd. 7, S. 382.).

103 Die erwähnte 'lange Erfahrung' des Herzogs läßt sich als Anspielung auf die überaus lange Dauer des Krieges interpretieren und zieht den Vorwurf nach sich, daß Marlborough selber die lange Dauer des Krieges zu verantworten habe.

104 Der Mut Marlboroughs galt als unbestritten. So wird in verschiedenen Versionen davon berichtet, daß der Herzog in der berühmten Schlacht von Ramillies vom Pferd gefallen sei und dennoch weitergekämpft habe (vgl., W.S. Churchill, Bd. 3., S. 117f.). Eine Ausnahme bildet ein Artikel des Examiner, der sich mit der Schlacht von Malplaquet befaßt und in dem es heißt: "the Duke of Marlborough was naturally a very great coward [...] all the victories and successes that attended him, were owing to mere chance" (ebd., Bd. 4., S. 569.).

105 Die ironische Note in "the strongest Towns" weist auf die Schlachten nicht nur um Blindheim sondern auch um das kleinere und unbedeutendere Malplaquet, bei der unverhältnismäßig viele Soldaten den Tod fanden.

106 J. Swift, The Examiner and other Pieces written in 1710-11. S. 83.

107 Neben den weiter unter erwähnten 'Vergünstigungen' erhielt Marlborough als reguläres Salär seit dem Jahr 1702 £10.000 p.A. für seine Dienste als Commander in Chief der holländisch/englischen Truppen (vgl., L. Creighton, The Duke of Marlborough. (1879): M. Creighton (ed.), Historical Biographies. Bd. 5, S. 87.), £5.000 p.A. aus dem Post Office und weitere £2.000 p.A. aus der Privatschatulle der Königin (vgl., ebd., S. 92.).

108 Der einzige Sohn Marlboroughs, der Marquis of Blandford, war am 20.2.1703, im Alter von nur 17 Jahren an den Pocken gestorben (vgl., L. Creighton, S. 92f.).

109 Marlboroughs älteste Tochter Henrietta heiratete 1698 Godolphins ältesten Sohn Francis und seine zweite Tochter Anne ehelichte zwei Jahre später, im Jahre 1700, Lord Spencer, den späteren Earl of Sunderland (vgl., N. Connell, S.96.).

110 Nach dem Bericht der Commissioners of the Public Accounts an das House of the Commons, vom 21. Dezember 1711, hat der Herzog von Marlborough von den beiden spanischen Händlern Medina und Machado über 63919£, zuzüglich 12 bis 14 Waggons gratis an ihn selbst und eine Umsatzbeteiligung der Händler an ihrem Geschäft von 1 % erhalten (vgl., A. Boyer, Bd. 10, Appendix S. 75f.). Darüberhinaus erhielt er von allen nichtbritischen Truppen, die unter seinem Befehl in den Niederlanden auf Seiten der Alliierten kämpften, 2 ½ % ihrer Einkünfte, die ihnen von der britischen Krone aus britischen Steuergeldern bezahlt wurden (vgl., ebd., S. 77f., vgl. dazu auch das diesbezügliche Schreiben Queen Annes von 1702 ebd., S. 79.).

111 Nach einer Anekdote hatte Marlborough beim Picquet einen Gewinn von sixpence gemacht. Die Auszahlung der Summe, auf die der Herzog bestand, da er das Geld für die Heimfahrt benötige, machte äußerst große Umstände, da der Verlierer erst das Geld wechseln mußte. Als der Duke schließlich im Besitz der Summe war, ging er schließlich

112 J. Swift, The Examiner and other Pieces written in 1710-11. S. 83f.

113 Ebd., S. 84.

114 Die erwähnten Buskins waren in der griechischen Tragödie sogenannte koqornoV, also eine Fußbekleidung aus Leder, die die Heldendarsteller trugen, und die, da sie an beide Füße paßten, als Spitzname für Politiker verwendet wurde, der mehreren Parteien das Wort redete.

115 Vgl., ebd., S. 84f. Die Behauptung von Marlboroughs Präferenz für Flandern als Kampfgebiet läßt sich auf einen Disput zwischen dem Herzog und dem Earl of Rochester vor dem House of Commons aus dem Jahr 1707 zurückführen, bei dem letzterer gefordert hatte, bis zu 20.000 Mann nach Katalonien abzuziehen, worauf Marlborough mit Vehemenz antwortete: "... if our Army, in the Netherlands, was weaken'd, and the French by their great Superiority, should gain any Considerable Advantage, which it was not improbable they might, the Discontented Party in Holland, who were not a few, and bore with Impatience the necessary Charges of the War, would not frail crying aloud for Peace" (A. Boyer, Bd. 6, S. 297.).

116 J. Swift, The Examiner and other Pieces written in 1710-11. S. 84.

117 Dies waren Voraussetzungen, die den Absatz eines Blattes üblicherweise hemmten, denn lange Schriften ermüdeten die Leser, und die Herausgeber solcher Veröffentlichungen brachten sie gewöhnlich in mehreren Teilen heraus (vgl., F.P. Lock, S. 7.).

118 Vgl., ebd., S. 8.

119 Vgl., J. Swift, A critical Edition of the major Works. S. 280.

120 Ebd., S. 285. Der zukünftige Herzog von Marlborough hatte im Jahre 1702 das Kommando über die alliierten Truppen nur unter der Voraussetzung angenommen, daß Godolphin - mit dem er nicht nur persönlich befreundet, sondern auch verschwägert war - zum Lord Treasurer gemacht wurde (vgl., E. Hamilton, The Backstairs Dragon. (1969), S. 44.).

121 Den Holländern lastet Swift vor allen anderen Mitgliedern der Allianz Vorteilnahme und Selbstbegünstigung vor: "... the Dutch began their gradual impositions; lessening their quotas, breaking their stipulations, garrisoning the towns we took for them, without supplying their troops; with many other infringements" (J. Swift, A critical Edition of the major Works. S. 309.).

122 Ebd., S. 292.

123 Vgl., ebd., S. 295.

124 Ebd., S. 294.

125 Vgl., ebd., S. 308.

126 Ebd.

127 Beispielsweise Woodstock und Blenheim Palace von Queen Anne, die diesem Geschenk nach dem Erfolg von Blindheim noch aus der eigenen Schatulle einen Diamanten im Wert von £5.000 zufügte (vgl., N. Connell, S. 141.); oder das Fürstentum Mindelheim, das Marlborough im Jahre 1704 von Kaiser Joseph geschenkt bekam, und das ihm ein jährliches - und nach einigen Verhandlungen auch steuerfreies - Einkommen von £1.500 bescherte (vgl., W.S. Churchill, Bd. 3, S. 48f.).

128 Vgl., ebd., S. 308f.

129 Vgl., ebd., S. 309.

130 Direkt nach Ramillies bot Louis XIV dem Herzog von Marlborough 'douceur' von zwei Millionen Livres an, wenn er zu Friedensverhandlungen bereit wäre. Da ihm die Fortsetzung des Krieges zu jener Zeit mehr Gewinn einzubringen schien, lehnte der Captain General ab. Als er sich im Jahre 1708, nach dem Debakel von Oudenarde, über seinen Neffen Berwick, der die französischen Truppen in Lille kommandierte, doch als interessiert für ein solches Geschäft zeigte, lehnte Louis XIV seinerseits ab, da er den Vorstoß für eine Falle hielt (vgl., E. Hamilton, S. 137.).

131 J. Swift, A critical Edition of the major Works. S. 310.

132 Major Domus, war im Frankenreich unter den Merowingern der Vorstand der königlichen Hofhaltung und zugleich der Führer des kriegerischen Gefolges.

133 Eine Behauptung, die Jonathan Swift häufiger über den Herzog von Marlborough machte, beispielsweise in seiner Schrift 'Memoirs relating to that change which happened in the Queen's Ministry', die er im Oktober 1714 verfaßt hatte: "... a g[enera]l during pleasure, might have grown into a general for life, and a g[enera]l for life into a king" (ebd., S. 311.).

134 Swift geht hier mit großem Selbstverständnis darüber hinweg, daß die ursprünglichen Forderungen der Tories Spanien und seine Flotte in den Vordergrund des Krieges gestellt hatten.

135 Vgl. die Übersetzung Swifts, ebd., S. 312.

136 Ebd., S. 321.

137 Um für seine Occasional Conformity Bill die erforderliche Stimmenmehrheit zu erlangen hatte Nottingham den Whigs angeboten, sich ihrer Forderung No Peace without Spain anzuschließen.

138 J. Swift, The Poems of Jonathan Swift. S. 143.

139 Vgl., ebd., S. 151.

140 J. Swift, Journal to Stella, S. 454.

141 Die 'Kost', die dem Duke of Marlborough zuteil geworden ist, £30.000 Jahressalär, und über £60.000 an Bestechungsgeldern, neben den Geschenken aus der Staatskasse, war den Lesern des Gedichtes aus diesen Tagen nur zu bekannt und wird daher im weiteren nicht erläutert, ein recht deutlicher Hinweis darauf, wie sehr die Gründe der schmachvollen Entlassung des Captain General jedermann geläufig waren.

142 J. Swift, The Poems of Jonathan Swift: S. 153.

143 Offensichtlich waren die Tories über diese Verfügung der Königin nicht en detail informiert, denn in ihrem diesbezüglichen Dekret macht sie keine Aussage über den Verwendungszweck der zusätzlichen Einnahme des Herzogs (vgl., A. Boyer, Bd. 7, Appendix, S. 79.).

144 J. Swift, The Poems of Jonathan Swift: S. 153.

145 Gemäß der toryistischen Theorie göttlicher providence, nach der sie in der besten aller Welten lebten, war Queen Anne für sie auch die beste aller möglichen Herrscherinnen.

146 "... the false Wretch shou'd worry'd be" (ebd.) wie es in der vierten Strophe heißt, weist bereits auf die Form der Strafe hin, auf die nochmals in der letzten Strophe Bezug genommen wird mit "Here Towzer! - Do Him Justice" (ebd., S. 154.). Letzterer, in der Schreibweise Towser laut OED ein bärbeißiger großer Hund, wird aufgerufen, den Übeltäter zu richten, indem er ihn wie ein kleines wehrloses Tier in seinen Fang nimmt und schüttelt, eine weitere Herabwürdigung eines erfolgreichen und großen Generals.

147 Saucy, in der korrupten Schreibweise sawcy, bedeutet nach dem OED soviel wie impertinent, kühn.

148 Vgl., ebd., S. 153, Anm. 20.

149 Ebd., S. 154.

150 Ebd.

151 POAS, Bd. 7, S. 554.

152 Ebd., S. 554f.

153 Vgl., Leslie Stephen, Sidney Lee (Hgg.), The Dicitionary of National Biographie. Bd. IV., (1959-60), S. 336.

154 Vgl., E. Hamilton, S. 169.

155 Bereits zu Beginn des Jahres 1710 hatte Queen Anne - sicherlich nicht unbeeinflußt von Robert Harley - zwei vakante Posten mit eigenen Interessenten besetzt, ohne den Duke of Marlborough zu konsultieren, der seinerseits Anwärter untergebracht sehen wollte. Auch Sarah Churchill hatte bei der Königin zugunsten von Abigail Masham - eine Cousine Sarahs, die sie selbst aus Mitleid für die arme Verwandte bei Hofe untergebracht hatte (vgl., Barnett, S. 193f.) - an Einfluß verloren; und die ständigen Versuche beider, ihre Geltung wiederzuerlangen führte schließlich im April 1710 zum endgültigen Bruch zwischen der Königin und ihrer langjährigen Vertrauten und ersten Hofdame (vgl., ebd., S. 247.).

156 POAS, Bd. 7, S. 556.

157 Vgl., ebd.

158 Ebd., S. 556f.

159 Vgl., Leslie Stephen, Sidney Lee (Hgg.), ebd., S. 336.

160 Diese Anklage wurde im Zusammenhang mit der Erörterung der restraining orders nicht direkt gegen den Duke of Marlborough erhoben, sondern sie wurde, um seinen Nachfolger, den Duke of Ormond von dem Vorwurf der Feigheit zu entlasten, gleichsam per Umkehrschluß deduziert, Ormond habe nicht, wie ein gewisser General, seine Soldaten in eine aussichtslose Schlacht geschickt (Vgl., W.S. Churchill, Bd. 4., (1938), S. 548).

161 POAS, Bd. 7,S. 557.

162 Vgl., J. Spence, Bd. 1, S. 163f.

163 POAS, Bd. 7,S. 557.

164 Ebd.

165 Ebd.

166 Dadurch, daß der Duke of Marlborough sein ganzes politisches Gewicht in die Waagschale wirft, läßt er der Queen letztendlich nur zwei Möglichkeiten: den Friedensprozess aufzuhalten, die Regierung zu entlassen und das Parlament aufzulösen, oder eine einzige Person, nämlich ihn selbst, all seiner Posten zu entheben, was am 31. Dezember 1711 geschieht (vgl., POAS, Bd. 7, S. 558, Anm. 73.).

167 Vgl., ebd., S. 558. Und: "The duke of Marlborough was at Court today, and no body hardly took notice of him. (Swift, Journalto Stella, Bd. 2, S. 452.)

168 Gegen den Vorwurf der Bestechlichkeit im Zusammenhang mit der Belieferung der Armee durch die spanischen Händler Machado und Medina wendet sich Marlborough in seiner Defense de S.A. le Prince et Duc de Marlborough von 1712 an Freunde aus den Reihen der Aliierten mit der Erklärung: "J'ai dit dans ma lettre que ce paiement est une Emolument ordinaire du Genéral ou Commandant en chef dans les Païs-Bas. (Francis Hare, La Conduite de son Altesse, le Prince et Duc de Marlborough, dans la présente Guerre, avec plusieurs Pieces Originales. (1712) S. 4.). Darüberhinaus verweist er in dem gleichen Schreiben auf den Prinzen von Waldeck, der als General der Armeen Hollands und Flanderns im vorangegangenen Krieg ebensolche Bezüge erhalten habe, und daß die Wogen der Empörung nur darauf zurückzuführen seien, daß er als erster englischer General der Niederlande solche Zuwendungen angenommen habe, mit denen er zudem geheime Ausgaben im Dienste der Alliierten bestritten habe. (Vgl., ebd., S. 4f.)

169 Ebd., S. 418.

170 Ebd.,.

171 Nach 1 Korinther 15, 52.

172 J. Swift, A critical Edition of the major Works. S. 418.

173 Ebd.

174 Ebd.

175 Ebd.

176 Ebd.

177 Das genaue Datum ist nicht bekannt.

178 Einige Schriften, wie beispielsweise die zuerst erwähnte, sind nicht von einer Einzelperson verfaßt worden, sondern in einer Gruppe (in diesem Fall vom Scriblerus Club), so daß die Autorenschaft schon damals nicht genau auszumachen war und mitunter, bei entsprechender politischer Brisanz, auch nicht publik gemacht wurde. Im Falle der Ballade The Widow and her Cat (1712) etwa, äußert sich Swift es sei: "a ballad made by several hands, I know not whom. I beleive Lord Treasurer had a finger in it; I added three stanzas; I suppose Dr. Arbuthnot had the greatest share" (J. Arbuthnot, The Life and Works of John Arbuthnot. G.A. Aitken (Hg.), (1968), S. 42).

179 "... 'tis very pretty, but not so obvious to be understood" (ebd., S.52).

180 J. Arbuthnot, The Life and Works of John Arbuthnot. S. 298.

181 J. Swift, Journal to Stella. S. 494.

182 Vgl., J. Arbuthnot, Arbuthnotiana. (1972), S. i.

183 James, Duke of York

184 Charles II.

185 J. Arbuthnot, Arbuthnotiana. S. 9

186 Queen Anne.

187 Earl Godolphin.

188 Die Junto whiggistischer Politiker, die eine Regierung innerhalb der Regierung darstellte und bis zum Sturz Godolphins die politischen Geschäfte Englands lenkte.

189 Vgl., J. Arbuthnot, Arbuthnotiana. S. 10f.

190 Ebd., S. 11.

191 Die Tories hatten den Ruf nach William of Orange unterstützt und waren damit selbst an der Beendiung der natürlichen Thronfolge beteiligt gewesen.

192 Ebd. Robert Harley, der spätere Lord Oxford. Die anschließende Erwähnung der Gentry und der Country People weist auf die Tories, die ja in eben diesen Kreisen ihre Mehrheiten hatten.

193 Der Bischof von Sarum, Gilbert Burnet.

194 Vgl., ebd., S. 12.

195 Möglicherweise von Bread and Cheese, was im Sprachgebrauch ein Synonym für eine frugale Mahlzeit darstellte (vgl., Brewer. S. 173.), eine Anspielung, die den Herzog von Marlborough auch noch der Verschwendung beschuldigte.

196 J. Arbuthnot, Arbuthnotiana. S. 13.

197 Mit der Beschreibung der einzelnen Charaktere während der Erscheinung des Geistes verteilt Arbuthnot noch einmal ein gerüttelt Maß Spott: "... Avaro, notwithstanding his boasted Courage, flunk under the Table in an Instant; Baconface screw'd himself into a thousand Postures; and Clumzy [Earl of Sunderland] trembled til his very Water trickled from him" (ebd., S. 15.).

198 Ebd., S. 15.

199 J. Arbuthnot, The Life and Works of John Arbuthnot. S. 204.

200 Im Jahre 1676 war er trotz einer Empfehlung Monmouths nicht als Kommandant des königlich englischen Regiments eingesetzt worden und 1685, bei der Niederschlagung der Monmouthrebellion, hatte Lord Feversham das Regiment angeführt und dafür den Ruhm geerntet; auch gegen die Armee Wilhelms von Oranien nach Torbay war Marlborough unter dessen Oberbefehl gezogen.

201 C. Barnett, S. 172.

202 1. Tim. 5, 8.

203 "It is a true saying, that the last man of the parish that knows of his cuckledom is himself" ebd., S. 206.

204 In der Tat wurde dem Herzog von Marlborough vorgeworfen, daß er das Parlament manipuliert und bestochen habe.

205 Vgl., J. Arbuthnot, The Life and Works of John Arbuthnot. S. 207.

206 Ebd. Nach dem militärischen Erfolg Marlboroughs in Blindheim überschrieb ihm Königin Anne mit der Zustimmung des Parlaments im Februar 1705 das königliche Landgut Woodstock in Oxfordshire, damit er dort auf Kosten des britischen Volkes zu seinen Ehren einen Palast errichten konnte. Vgl., C. Barnett, S. 131.).

207 Diesen Vorwurf der Undankbarkeit gegenüber dem Herzog von Marlborough entkräftet Swift im Examiner Nr. 17, vom 23. November 1710.

208 J. Arbuthnot, The Life and Works of John Arbuthnot. S. 209. Der 'Quack', der sich an Mrs. Bulls Heilung versucht, ist wahrscheinlich der Duke of Somerset, der sich in der Position des Master of the Horse als eine überaus wichtige Figur an zentraler Stelle in der Auseinandersetzung im Parlament und bei Hof hielt und der aufgrund des Einflusses seiner Frau bei der Königin von Seiten der Whigs sicherlich sehr hofiert wurde. Doch ist das Bild, das er selbst von sich hat und durch Arroganz und Vornehmheit geprägt ist,weder bei Whigs noch bei Tories zu finden, wie spätestens an folgender Anekdote deutlich wird: "many were unimpressed by the Duke's elaborate display of his own grandeur. When Sarah feared that her husband was contemplating promotion for himto a more responsible post than Master of the Queen's Horse, Marlborough hastened to reply that he would not employ so witless a person in any position of consequence" (M. Foot, S. 66.)

209 Das Land galt seit jeher als die Hochburg des Toryismus, da sich ihm vorwiegend die großen und kleinen Grundbesitzer angeschlossen hatten.

210 J. Arbuthnot, The Life and Works of John Arbuthnot. S. 210.

211 Vgl., ebd. Hierin liegt auch eine Anspielung auf den Vorwurf, der neben dem Duke of Marlborough auch anderen Offizieren gemacht worden ist, nämlich die Weiterführung von getöteten oder nicht einmal rekrutierten Soldaten und Offizieren in den Soldlisten zur eigenen Bereicherung.

212 Er wählt hierfür Roger Bold, einen Cousin vom Lande (Vgl., ebd., S. 212): worin ein zweifacher Hinweis liegt. Der Verwandte vom 'Lande' verweist auf die Gentry, die fest in toryistischer Hand lag; und der Nachname des Vettern, ein sogenannter telling-name, zeigt bereits einen deutlichen Charakterzug der Person, der auf die Handlungsweise im vorliegenden Fall schließen läßt.

213 Ebd., S. 213.

214 Vgl., E. Hamilton, S. 44.

215 Vgl., OED.

216 Der Earl of Nottingham wurde wegen seiner vorherrschenden Laune schon von Jonathan Swift Dismal genannt (vgl. sein satirisches Essay A Hue and Cry After Dismal), und seitens der Tories der Vorwurf gemacht, bezüglich des Friedensschlusses mit Frankreich mit den Whigs gemeinsame Sache zu machen, um seinerseits bei der Durchsetzung der Occasional Conformity Bill mit der Unterstützung der Whigs rechnen zu können.

217 J. Arbuthnot, The Life and Works of John Arbuthnot. S. 220. Eben diese Anschuldigung findet sich bereits in Swifts Conduct of the Allies: "I shall say nothing [...] of the grand perquisities in a long successful war, which are so amicably adjusted between him and the States" ( J. Swift, A critical Edition of the major Works. S. 308.).

218 "Hocus and those rogues kept my husband John Bull drunk for five years together" (ebd., S. 221.).

219 Vgl, ebd., S. 225.

220 Ebd., S. 224f.

221 J. Arbuthnot, The Life and Works of John Arbuthnot. S. 226.

222 Dieser Vorwurf wird immerhin soweit in wohlwollendem Tenor gemacht, als daß der Herzog nur den eigenen, durch die seine Frugalität diktierten Geiz, auf seine Leute angewandt habe.

223 Das Fleet war ein Gefängnis zwischen Ludgate Hill und Fleet Street, in dem speziell Schuldner einsaßen

224 Ebd., S. 226f. Der Vorwurf von Marlboroughs Begehrlichkeit war ein sehr vorherrschender, wie auch aus den Verteidigungsschriften seiner Anhänger wie beispielsweise Danile Defoes hervorgeht: "The first Scandal that is put abroad upon his Grace is this: That he has avoided several Opportunities of Fighting, not considering the great burden of Taxes that lies upon the Nation, because the war should be continued longer, whereby he may increase his Riches, and keep up his Power (D. Defoe, A Short Narative of the Life and Actions of his Grace John, D. of Marlborough. (1711), S. 21.).

225 J. Arbuthnot, The Life and Works of John Arbuthnot. S. 227.

226 Ebd.

227 Delariviere Manley hat die Aussicht einen jungen Offizier aus der Garnison ihres Vaters zu heiraten oder Brautjungfer bei Mary von Modena, der Gemahlin James' II zu werden.

228 Das zweibändige New Atalantis wurde später mit dem ebenfalls zweibändig erschienenen Memoirs of Europe in einer vierbändigen Ausgabe veröffentlicht.

229 M.D. Manley, The Works of Mary Delariviere Manley. P. Köster (Hg.), Bd. 2, (1978), S. 769.

230 Marlboroughs berühmter Biograph bestreitet dies und behauptet Churchill habe sich vor der Eheschließung von Barbara of Cleveland getrennt (vgl., W.S. Churchill, Bd. 1., S. 130.).

231 Sie bezichtigte sie beispielsweise Sarah der ehelichen Untreue und dichtete ihr eine Liebesbeziehung mit Sidney Godolphin an.

232 Delariviere Manley bezeichnete diese Serie selbst als "Surprising Scenes of Love and Politicks".

233 Für die ersten beiden Bände der 1709 erschienen The New Atatlantis kann heute nur spekuliert werden. Für die letzten beiden Bände Memoirs of Europe, die 1710, in dem Jahr also erschienen, in dem Manley Spitzenpolitiker der Tories und auch Jonathan Swift erst kennenlernte, könnten Robert Harley oder Vincent St. John, der für seinen Examiner immer auf der Suche nach bissigen Schreibern war, Informationen und Hintergrundwissen geliefert haben.

234 In manchen Texten setzt Delariviere Manley bis zu dreißig Ausrufungszeichen auf eine einzelne Seite, so daß das deren Ausbleiben durchaus auffällig ist.

235 Sidney Godolphin.

236 Charles Shrewsbury.

237 Queen Anne.

238 M.D. Manley, Bd. 1, S. 336f.

239 Hippolito verläßt sodann auch die Gefolgschaft von James II. und zwar aus religiösen Gründen, wie er es begründet (vgl., ebd., S. 338.).

240 Ebd., S. 287

241 Im Falle von The New Atalantis scheiterte dieser Kunstgriff und Mary de la Riviere Manley mußte, da sie nach ihrer Inhaftnahme die Autorenschaft zugegeben hatte, für geraume Zeit ins Gefängnis.

242 Delariviere Manley gibt Marlborough einen telling name, der schon im Vorfeld verrät, was sie über seine steile Karriere als Captain General denkt, wie sie auch Intelligence formulieren läßt: "Fortune has been his Deity, and entirely propitious to him" (ebd., S. 293.).

243 James II. und William of Orange.

244 Marlboroughs Schwester war die Geliebte des Duke of York.

245 Die Szene spielt kurz nach dem Tod von William of Orange und zeigt den Duke of Marlborough auf dem Weg zu Anne, der neuen Königin, wobei deutlich wird, mit welcher Geschwindigkeit er die Seiten wechselt: "[...] in his Chariot and six Horses [...] They seem to cut the Air with the swiftness of their motion, scarce to touch the ground beneath, like flying clouds" (ebd., S. 292.).

246 Ebd., S. 293.

247 Ebd., S. 294f.

248 Ebd., S. 294.

249 James II.

250 In diesem Teil der Posse stellt der Marquis de Caria den Duke of Marlborough dar.

251 Ebd., S. 651.

252 Sydney Godolphin.

253 Vgl., ebd., S. 652.

254 Ebd., S. 653.

255 Die spätere Queen Anne.

256 Der Duke of Shrewsbury

257 Shrewsbury besaß das Vertrauen von Anne und galt als Kriegsgegner, weswegen er Marlborough und seiner Politik sicherlich im Wege gewesen sein wird, was jedoch nicht bei Sydney Godolphin, der ja erst aufgrund der Kriegserklärung Englands gegen Frankreich sein Amt als Schatzmeister aufgegeben hatte, der Fall gewesen sein dürfte.

258 William of Orange.

259 Der Versuch von King James, England zu rekatholisieren, wird von Manley geschickt in eine Allegorie gekleidet "Ormia took it into her Head, to make some Innovations in Utopia, in Favour of her only Son, a Child of but two Years of Age; she would break the Laws and Customs, and make the Succession Masculine" (ebd., S. 651.), die darüberhinaus noch eine Spöttelei auf den 1688 virulenten Streitpunkt zwischen Whigs und Tories, bezüglich des Königtums von Gottes Gnaden oder von Volkes Gnaden darstellt.

260 Die gleichzeitige Flucht Sarah Churchills und Prinzessin Annes vom Hofe James' stellt Manley in The New Atalantis als genau kalkulierte Investition in die sehr wahrscheinliche Thronnachfolge durch Anne dar, die allerdings nicht den Berechnungen John Churchills, sondern vielmehr den Köpfen Sarahs und Sydney Godolphins entsprungen sei.

261 Ebd., S. 676.

262 In der genannten Streitschrift, die für die vorliegende Arbeit bedauerlicherweise nicht verfügbar ist, greift Manley Forderungen der Whigs nach mehr Dankbarkeit für die Verdienste des Herzogs von Marlborough auf, bringt mehrere Taten Churchills vor - wie beispielsweise seine Desertation aus James' Diensten - und führt, ähnlich wie Swift im Examiner vom 23. November 1710, die Wohltaten und Vergünstigungen auf, die ihm zuteil geworden waren, um schließlich zu postulieren, daß eine Rechtfertigung des Herzogs nicht notwendig ist.

263 Ebd., S. 676f.

264 Vgl., ebd., S. 685.

265 Die Schreibweise des Namens ist bei Manley variabel und wechselt ohne plausiblen Grund zwischen Stauratius und Stauracius. Für die vorliegende Arbeit soll - außerhalb von Zitationen - die Schreibweise Stauratius beibehalten werden.

266 Ebd., Bd. 2, S. 131.

267 Vgl., ebd., S. 193f.

268 "Soon after he betray'd a Prince who had made him his Favourite [...] Stauracius's Greediness of Money, made him take a Sum, first to pervert, then to betray his Counsel" (ebd., S. 194.).

269 Sidney Godolphin.

270 Ebd., S. 194f.

271 Ebd., S. 666f.

272 Es darf hierbei nicht vergessen werden, daß es auch die Tories gewesen waren, die William of Orange um Beistand gegen James II gebeten hatten, und die, da ihnen derzeit jedes Mittel gegen die drohende Rekatholisierung Englands recht gewesen war, damit durchaus am Abbruch der natürlichen Thronfolge beteiligt gewesen sind. Was die daraus resultierende Entwicklung der Staatsreligion angeht, bezieht Manley überraschenderweise die Stellung extremer hochkirchlicher Tories: "As to Religion, they unanimously voted the Extirpation of the Orthodox, and the Propagation of Heresy" (ebd., S. 667.).

273 Abigail Masham.

274 John Hill.

275 Ebd., S. 670f.

276 Da heute - in erster Linie aus Swifts Journal to Stella - bekannt ist, welche Aufsätze im Examiner seiner Feder zuzuordnen sind, werden diese in der vorliegenden Arbeit nicht im Kapitel der anonymen Streitschriften, sondern im Zusammenhang mit den anderen Veröffentlichungen Swifts behandelt.

277 Oftmals ist die Datierung nicht eindeutig.

278 POAS, Bd. 7, S. 373.

279 Ebd., S. 375. Die darauffolgende Zeile: "But thank Eugene that Frenchman did not beat ye" schmälert noch die Verdienste des Marlborough in dem genannten Gefecht, da dieser - ursprünglich auf ein Scheinmaneuver Villards ziehend - die alliierten Truppen, die gegen die in dichten Wäldern eingegrabenen Franzosen wenig Aussichten auf Erfolg hatten, im letzten Moment noch unterstützte. Die Schuld an dem Debakel wird von Historikern dem Zögern Marlboroughs zugeschrieben, der wegen der Schwierigkeiten, die seine Frau Sarah mit der Königin in England hatte, abgelenkt gewesen sei und den Franzosen dadurch genügend Zeit gegeben habe, sich auf die Schlacht vorzubereiten. (Vgl., ebd., S.236f.).

280 Da in der Regierung unter Godolphin derzeit die Losung "No Peace without Spain" herrschte, war dieser Punkt der Abmachung offensichtlich einer der wichtigsten, wie auch aus einem Schreiben Godolphins an Marlborough vom 27. Mai 1709 hervorgeht: "... when this shall bee done, and wee continue our endeavours (as wee intend) to work upon Spain by force as well as by treaty, I hope at last that difficult poynt will also bee obtained" (Henry L. Snyder, Bd. 3, S. 1264f.).

281 Auf diese Forderung des Abkommens reagierte Louis XIV mit der Feststellung: "Puis qu'il faut faire la guerre, j'aime mieux la faire à mes ennemies qu'à mes enfants" (Voltaire, Le Siècle de Louis XIV. o.J., S. 253).

282 POAS, Bd. 7, S. 374.

283 "January the 16th1704 Her Majesty was pleased to give the Royal Assent to the Two following Acts, viz. An Act for rising Monies by Sale of several Annuities for carrying on the present War: an Act for continuing the Duties upon Malt, Mum, Syder and Perry for one Year" (A. Boyer, Bd. 4, S. 124.).

284 Die gleiche Not herrschte auch auf dem Kontinent (vgl., W. und A. Durant, Das Zeitalter Ludwigs XVI (1966), S. 721).

285 Seine Frau Sarah hatte durch ihre stringenten Versuche, die Königin in ihrem Sinne zu beeinflussen, beziehungsweise geradezu zu bevormunden, bereits seit einiger Zeit zugunsten von Abigail Masham an Nimbus eingebüßt, bis sie im April 1710 sogar ihre Stellung als Hofdame der Königin verlor. ( Vgl., Barnett, S.247.).

286 Er drohte mit seinem Rücktritt.

287 POAS, Bd. 7, S. 382.

288 Marlborough hatte Mrs. Masham bereits in einem Brief vom 10. Oktober 1709 an die Königin vorgeworfen, zusammen mit Mr. Harley gegen seine Forderung nach Ernennung zum Captain General auf Lebenszeit intrigiert zu haben. (Vgl., Henry L. Snyder, Bd. 3, S. 1389.)

289 Ebd., S. 1412.

290 Vgl., POAS Bd. 7, S. 382, Anm. 18.

291 Ebd., S. 382f.

292 Das Gedicht befindet sich im Anhang auf der Seite 79 abgedruckt.

293 Spötter behaupten allerdings daß Rom seine Rettung eigentlich dem Geschnatter von Gänsen verdanke, die durch den heranschleichenden Feind aufgeschreckt worden seien und erst durch ihren Lärm die Wachen geweckt hätten.

294 Eher entlastend für Marlborough wirkt hier dir Tatsache, daß die Vorwürfe sich später als falsch herausstellten.

295 Anhang, ebd.

296 Vgl., Kapitel x., Über die Gefahr der politischen Macht des Militärs , S. 22f.

297 Vgl., M. Foot, S. 166f.

298 Das Gedicht befindet sich im Anhang auf den Seiten 80ff abgedruckt.

299 Robert Harley versuchte in seiner Regierung die Ämter ausgewogen auf moderate Whigs und Tories zu verteilen und hatte dabei die größten Probleme in den eigenen Reihen, namentlich mit dem October Club. Diese Vereinigung extremer Tories, der auch der Secretary of State, Henry St. John, nahestand, hatte von Anfang an verlangt, alle Whigs, also auch den Duke of Marlborough, aus ihren Ämtern zu entlassen.

300 Anhang. ebd.

301 Diese und die beiden folgenden Deutungsmöglichkeiten der Figur des Leoparden vgl., Brewer, S 744.

302 Hinter den Kulissen bekämpfte er diese von William Bromley und Henry St. John vorgeschlagene "Bill to peanlize those who occasionally conformed to Anglikan rites for the sake of convenients" (E. Hamilton, S. 51), denn er befürchtete ähnliche Auswirkungen wie nach dem 'Popish Plot' und eine erhebliche Stärkung der Tories, was wiederum das Ende des Krieges in mögliche Nähe gerückt hätte (vgl., W.S. Churchill, Bd. 2, S. 179f.).

303 Anhang, ebd.

304 "The Soldier hath been starving for Bread, surrounded with Plenty, and in an Enemies Country, but under all Safeguards and Contributions; which, if you had sometimes pleased to have exchanged for Provisions, might at the Expence of a few Talents in a Campaign, have so endeared you to the Army, that they would have desired you to lead them to the utmost Limits of Asia" (J. Swift, The Examiner and other pieces written in 1710-11. H. Davis (Hg.), (1957), S. 84f.).

305 Anhang, ebd.

306 Ebd. S. 80f.

307 Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts galt mastiff laut OED als Synonym für Stärke und Tapferkeit, aber auch für Zahmheit.

308 Anhang, ebd.

309 Ebd.

310 Das Gedicht befindet sich im Anhang auf den Seiten 83f. abgedruckt. S. 84.

311 Der Herzog kehrte am 1. August 1714 nach London zurück, seine Wiederkunft wurde jedoch schon geraume Zeit vorher erwartet, so daß das Gedicht möglicherweise bewußt zu dieser Zeit veröffentlicht wurde, um die Taten und Laster Marlboroughs nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

312 Das Gedicht befindet sich im Anhang der vorliegenden Arbeit auf den Seiten xxf abgedruckt.

313 Anhang, S. 83.

314 Er setzt sich zusammen aus dem angelsächsischen wer, ein Mensch, und dem Wolf, stellt also einen Menschen in Wolfsgestalt dar (Brewer, S. 1291).

315 Anhang, ebd.

316 Hierin liegt vielleicht ein weiterer vager Hinweis auf eine Datierung, die somit nicht unmittelbar nach der Entlassung Marlboroughs anzusetzen wäre, sondern soviel später, daß die tagespolitischen Ereignisse den Fall des Herzogs bereits überschattet hätten.

317 Ebd., S. 84.

318 Da es sich um ein sehr kurzes Gedicht handelt, ist es in der vorliegenden Arbeit vollständig abgedruckt.

319 Nach Faustus und Laelius, die in Italien im 16. Jh eine Sekte gründeten, in der die Göttlichkeit Christi geleugnet wurde.

320 A. Browning (Hg.), English Historical Documents 1660-1714. Bd. 8, (1953), S. 936.

321 "[..] [he] was as wise And learn'd as Tom Aquinas" (ebd.)

322 "Lawn sleeves he wore" (ebd.).

323 "He preached and prayed, and yet betrayed Gods holy church and mammon" (ebd.).

324 Grundsätzlich gilt dies für die Entwicklung des periodischen Schrifttums und die elementare Genese der Pressefreiheit.

325 Wie etwa seiner Frau, Sarah Churchill von Marlborough, dem Lord Treasurer Sidney Godolphin, der Königin Anne, dem Oppositionsführer Robert Harley und anderen wechselnden Personen.

326 R. Horn, Marlborough: A Survey. Panegyrics, Satires, and Biographical Writings, 1688-1788. (1975).

327 Die auf CD-Rom gespeicherte Englisch Poetry, herausgegeben 1994 von Chadwyck-Healey Ltd., die den Zeitraum von 900 bis in die Gegenwart umfasst, enthält ohne Zweifel noch viele weitere Schriften und Veröffentlichungen zu diesem Thema.

Ende der Leseprobe aus 84 Seiten

Details

Titel
DER DUKE OF MARLBOROUGH (1650-1722) IM SPIEGEL DER DICHTUNG SEINER ZEIT
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Veranstaltung
Philosophische Fakultät
Autor
Jahr
2000
Seiten
84
Katalognummer
V96708
ISBN (eBook)
9783638093835
Dateigröße
623 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Magisterarbeit zur Erlangung des Grades eines Magister Artium
Schlagworte
DUKE, MARLBOROUGH, SPIEGEL, DICHTUNG, SEINER, ZEIT, Philosophische, Fakultät
Arbeit zitieren
Martin Krämer (Autor:in), 2000, DER DUKE OF MARLBOROUGH (1650-1722) IM SPIEGEL DER DICHTUNG SEINER ZEIT, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96708

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