Die Instrumente der formellen Jahresabschlusspolitik und ihre Bedeutung für die Unternehmenspraxis


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

23 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1 Einführung
1.1 Einleitung
1.2 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit

2 Einordnung der formellen Jahresabschlusspolitik
2.1 Bestimmungsfaktoren der Jahresabschlusspolitik
2.2 Ziele der Jahresabschlusspolitik
2.3 Instrumente der Jahresabschlusspolitik

3 Instrumente formeller Jahresabschlusspolitik
3.1 Formelle Jahresabschlusspolitik vor dem Abschlussstichtag
3.1.1 Positionen in der Bilanz
3.1.2 Positionen in der Gewinn- und Verlustrechnung
3.2 Formelle Jahresabschlusspolitik nach dem Abschlussstichtag..
3.2.1 Elemente des Jahresabschlusses
3.2.2 Ausweiswahlrechte
3.2.3 Weitere Darstellungswahlrechte

4 Bedeutung der formellen Jahresabschlusspolitik für die Unternehmenspraxis
4.1 Jahresabschlusspolitik als Teil des Rechnungswesens
4.2 Jahresabschlusspolitik als Sachverhaltsgestaltung

5 Zusammenfassung

6 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis:

Abbildung 1: Kennzahlengruppen in der Bilanzstrukturanalyse

Abbildung 2: Ermittlung des Betriebsergebnisses nach § 275 HGB

Abbildung 3: Aufstellungspflichten im HGB-Abschluss

Abbildung 4: Bilanzansatz-Entscheidungen im HGB-Abschluss

1 Einführung

1.1 Einleitung

In überwiegend marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaften stehen Unternehmen in unterschiedlichen informationellen Austauschprozessen mit verschiedenen unternehmensexternen Anspruchsgruppen. Um ein Bild über die wirtschaftliche Lage und Entwicklung des Unternehmens zu ver-mitteln, muss das Unternehmen dazu u.A. auch die Geld- und Kapital-ströme in einem komprimierten Modell hauptsächlich zahlenmäßig aufbereiten und in geeigneter Form darstellen. Modellbildung ist dabei immer gekennzeichnet durch eine gezielte Informationsreduktion und der dazu notwendigen Methodenauswahl zur Informationserfassung, - aufbereitung und -darstellung.

Die daraus resultierende Möglichkeit zu einer zielgerichteten Darstellung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung des Unternehmens steht aber dem Informationsanspruch externer Anspruchsgruppen entgegen und ist daher in starkem Maß gesetzlich reglementiert. Zusätzlich unterscheiden sich die jeweils anzuwendenden nationalen Rechnungslegungsvorschriften durch unterschiedliche zugrundeliegende Philosophie und Zielsetzung, auch wenn zur Zeit eine eindeutige Tendenz zu einer international einheitlichen Rechnungslegungsvorschrift zu erkennen ist.

Der gesetzlich legitime Rahmen der Sachverhaltgestaltung und Sachver-haltsdarstellung, der dem Unternehmen verbleibt, bietet immer noch ei-nen großen Gestaltungsspielraum. Durch die hohe Bedeutung der veröf-fentlichten Informationen, resultierend aus ihrer wechselseitigen Charakte-ristik und ihrer Rückwirkung auf das Unternehmen, wird eine systemati-sche, an den Unternehmenszielen und Publikationsanforderungen orien-tierte Bilanzpolitik notwendig. Vor allem an den Finanzmärkten ist die Wir-kung von veröffentlichten Informationen für das Unternehmen oftmals von fundamentaler Bedeutung im Hinblick auf Unternehmensstrategie oder auf wirtschaftliche Selbständigkeit und Weiterexistenz. Besonders börsenno-tierte und große Unternehmen sehen sich daher vor die Aufgabe eines gezielten Investor Relations Management gestellt.

Zur Zeit wird der gesamte Bereich der Bilanzpolitik in der Öffentlichkeit stark diskutiert. Vor allem Fälle von massiver Überschreitung geltender Rechnungslegungsvorschriften haben zur Infragestellung der Wirksamkeit der jetzigen externen Unternehmenskontrolle geführt.

1.2 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit

Ziel der Arbeit ist eine generelle Darstellung des bilanzpolitischen Handlungsrahmens, in dem sich das Unternehmen bewegt.

Dazu werden im folgenden Kapital zunächst die unternehmensexternen und -internen Bestimmungsfaktoren der Jahresabschlusspolitik beschrieben, die Zielsetzung bilanzpolitischer Maßnahmen dargestellt und das zur Verfügung stehende bilanzpolitische Instrumentarium unter verschieden Aspekten systematisiert.

Darauf aufbauend erfolgt im dritten Kapitel als Schwerpunkt dieser Arbeit eine weitere Fokussierung auf überwiegend ergebnisneutrale formelle Bi-lanzgestaltung. Ziel des dritten Kapitels ist die Darstellung bilanzpolitischer Maßnahmen zur Beeinflussung von Inhalt und Aufbau des Jahresab-schlusses. Zugrunde gelegt werden dabei hauptsächlich deutsche Rech-nungslegungsvorschriften wie HGB, AktG oder EStG. Vor dem Hinter-grund der steigenden Bedeutung der International Accounting Standards (IAS) wird auf diese in besonders charakteristischen Fragestellungen hin-gewiesen. Weiterhin wird hier im Allgemeinen ein Unternehmen in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft zugrundegelegt, besondere Form-vorschriften wie z.B. für das Bankgewerbe werden nicht berücksichtigt. Weiterhin konzentriert sich die folgende Darstellung auf Fragestellungen in Bezug auf den handelsrechtliche Jahresabschluss.

Das vierte Kapitel beschreibt den Zusammenhang zwischen Finanzbuchhaltung und Jahresabschluss und verweist auf die Bedeutung von Sonderbilanzen und den Zusammenhang zwischen Bilanzpolitik und Unternehmenszielsetzung.

Die Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte im fünften Kapitel schließt die vorliegende Arbeit ab.

2 Einordnung der formellen Jahresabschlusspolitik

2.1 Bestimmungsfaktoren der Jahresabschlusspolitik

Die Jahresabschluss- oder Bilanzpolitik umfasst sämtliche Maßnahmen der zielgerichteten Gestaltung der Bilanz i.w.S.. Einem externen Adressa-tenkreis soll hiermit ein zielkonformes Bild der Vermögens- und Ertragsla-ge des Unternehmens vermittelt werden. Die vielfältige konkurrierende, komplementäre und indifferente Wirkung der allgemein zur Verfügung ste-henden Maßnahmen macht eine Systematisierung der Einfluss- und Be-stimmungsfaktoren bzw. der Determinanten der Jahresabschlusspolitik und deren wechselseitige Wirkung untereinander notwendig.

Als unternehmensexterne Determinante ist vor allem der rechtliche Rahmen bzw. die jeweilige Gesetzgebung bestimmend, im deutschen Handelsgesetzbuch regeln dazu die §§ 238-256 HGB für alle Kaufleute Aufbau und Gliederung der Bilanz und die anzuwendenden Bewertungsverfahren in der Bilanz. Weiter präzisierende Vorschriften für Kapitalgesellschaften finden sich in den §§ 264-329 HGB. Aufbau und Gliederung des Jahresabschlusses werden hier vor allem durch die allgemeinen Grundsätze für die Gliederung in § 265 HGB geregelt.

„Die allgemeinen Grundsätze für die Gliederung der Bilanz und Gewinn-und Verlustrechnung (GuV-Rechnung, GuV) nach § 265 HGB umfassen vor allem

- die Darstellungs- und Gliederungsstetigkeit (Abs. 1),
- die Angabe von Vorjahresbeträgen (Abs. 2),
- den Mitzugehörigkeitsvermerk zu mehreren Posten in der Bilanz (Abs. 3),
- die Anpassungsmöglichkeit der Gliederung bei mehreren Geschäfts- zweigen (Abs. 4)
- die Erweiterung des Gliederungsschemas durch zusätzliche Unterglie
- derung und Hinzufügen neuer Posten (Abs. 5)
- die Änderung von Bilanz- oder GuV-Gliederung und Postenbezeich nung (Abs. 6)
- die Zusammenfassung von Posten der Bilanz und der GuV (Abs. 7) und
- den Ausweis von Leerposten (Abs. 8)“ [Roggenbuck 2000, S. 6].

Die Mindestbestandteile der Bilanz i.e.S. als Gegenüberstellung von Kapital und Vermögen werden durch die Musterbilanz in § 266 HGB festgelegt, Mindestbestandteile der Gewinn- und Verlustrechnung ergeben sich aus den Bestimmungen des §§ 275 ff. HGB. Weitere handels- und steuerrecht-liche Bestimmungen finden sich zusätzlich auch im AktG und im EStG. Bedeutsam erscheint hier vor allem die Verbindung von Handels- und Steuerbilanz über das sog. Maßgeblichkeitsprinzip des § 5 EStG. In der weiteren Bewertung der Bilanzpositionen muss daher zusätzlich die steu-erliche Wirkung unterschiedlicher bilanzpolitischer Entscheidungen be-rücksichtigt werden.

Unter den weiteren Bestimmungsfaktoren der Jahresabschlusspolitik kommt diesen gesetzlichen Rechnungslegungsvorschriften eine maßgeb-liche Bedeutung zu, da sich alle bilanzpolitischen Entscheidungen im Rahmen dieser Rechnungslegungsvorschriften bewegen müssen, "die Bestimmungsfaktoren werden durch das Legalitätsprinzip geprägt, ...“ [Wil-kens 1999a, S. 7].

Ein weiterer wichtiger unternehmensexterner Bestimmungsfaktor ist die „Art, Interessenlage und Abhängigkeiten des Unternehmens von Gläubi-gern und Eigentümern“ [Wilkens 1999a, S. 12]. Wichtig vor diesem Hin-tergrund ist der Zusammenhang zwischen Bilanzpolitik und -analyse. Bi-lanzpolitik ist die zielgerichtete Gestaltung des Erkenntnisgegenstandes der Bilanzanalyse. Das Ergebnis der Bilanzanalyse kann mit einer Bilanz-politik unter Einbeziehung bzw. Berücksichtigung des bilanzanalytischen Instrumentariums beeinflusst werden.

In der Praxis spielt z.B. die Eigenkapitalquote in der Bilanzstrukturanalyse für die Beurteilung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens eine maß-gebliche Rolle. Die Eigenkapitalquote ist definiert als Verhältnis zwischen Eigenkapital und dem in der Bilanzsumme zum Ausdruck kommenden Gesamtkapital bzw. -vermögen. Wird das Eigenkapital durch entspre-chende Gestaltung bzw. Darstellung also höher ausgewiesen steigt die Eigenkapitalquote und verbessert die Bewertung des Unternehmens. Nach ähnlichem Muster lässt sich auch die in der Bilanz ausgewiesene Liquidität beeinflussen, indem z.B. das Umlaufvermögen schon vor dem Abschlussstichtag erhöht und in der Bilanz mit dem maximalen Wert an gesetzt wird oder indem die zeitliche Struktur der Verbindlichkeiten verändert wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Kennzahlengruppen in der Bilanzstrukturanalyse

Das Ergebnis der erfolgswirtschaftlichen Analyse als Bestandteil der quan-titativen Jahresabschlussanalyse lässt sich durch Aufbau und Inhalt der GuV-Rechnung gezielt beeinflussen. Der Umfang der Darstellung von Aufwand und Ertrag hängt z.B. auch von der Wahl von Gesamt- oder Um-satzkostenverfahren ab. Eine reduzierte Transparenz in der Darstellung von Ertrag und Aufwand erschwert so vor allem die Erfolgsquellenanalyse. Im allgemeinen muss hier auch die Erkennbarkeit bilanzpolitischer Maß-nahmen für externe Adressaten berücksichtig werden, "denn eine Gestal-tungsmaßnahme ist nur dann wirklich gut, wenn sie nicht durch die (exter-ne) Jahresabschlussanalyse erkennbar ist" [Wilkens 1999a, S. 9].

Als weiterer externer Bestimmungsfaktor der Jahresabschlusspolitik muss noch das Bild des Unternehmens in der Öffentlichkeit genannt werden. Als unternehmensinterne Determinanten ist vor allem die Unternehmenszielsetzung und -strategie maßgebend. Die Bilanzpolitik muss natürlich die Erreichung der Unternehmenszielsetzungen unterstützen, gerade in wichtigen finanzpolitischen Zielsetzungen sind die veröffentlichen Bilanzinformationen oftmals von maßgeblicher Bedeutung.

Unter den allgemeinen Unternehmenszielen kommt vor allem dem Ziel der Sicherstellung der Existenzbedingungen von Liquidität, Rentabilität und Wachstum eine besondere Bedeutung zu. Ein entsprechender Real- und Nominalgüterstrom muss zuerst durch entsprechende wirtschaftliche Akti-vitäten gewährleistet werden. Eine systematische und zielgerichtete Dar-stellung kann jedoch die Wahrnehmung bestimmter Sachverhalte beein-flussen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Die Instrumente der formellen Jahresabschlusspolitik und ihre Bedeutung für die Unternehmenspraxis
Hochschule
Hamburger Fern-Hochschule  (Rechnungswesen/Controlling)
Note
2,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
23
Katalognummer
V9660
ISBN (eBook)
9783638163019
Dateigröße
424 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Instrumente, Jahresabschlusspolitik, Bedeutung, Unternehmenspraxis
Arbeit zitieren
Markus Orazem (Autor:in), 2002, Die Instrumente der formellen Jahresabschlusspolitik und ihre Bedeutung für die Unternehmenspraxis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9660

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Instrumente der formellen Jahresabschlusspolitik und ihre Bedeutung für die Unternehmenspraxis



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden