Die Entwicklung der Vereisung (Eisverbreitung) in Norddeutschland


Ausarbeitung, 1992

5 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Michael Pachmajer

Die Entwicklung der Vereisung (Eisverbreitung) in Norddeutschland

Die Entwicklung der Vereisung (Eisverbreitung) in Norddeutschland Im Rahmen der Erdgeschichte gab es schon im geologischen Erdaltertum (Paläozoikum) auf der Südhalbkugel mehrere Kaltzeiten mit mehr oder weniger ausgeprägten Vereisungen. Zwischen diesen verschiedenen Eiszeiten traten aber große Abschnitte auf, in denen es auf der Erde keine Vereisungen gab; nach HARMS (1979, S.108-116).

Spricht man allerdings heute von EISZEIT, dann wird darunter die geologische Formation des Quartärs in der geologischen Erdneuzeit (Neozoikum) verstanden.

Das Quartär ist aufgeteilt in ein Eiszeitalter (Pleistozän) und in die Nacheiszeit (Holozän). Als Pleistozän bezeichnet man einen Zeitraum von ca. 2 Millionen Jahren vor der Gegenwart. Die Nacheiszeit, das Holozän, began etwa vor 10.000 Jahren und reicht bis in unsere heutige Zeit.

Nach SCHWARZBACH (1974, S.227-230) gab es in Europa drei große Vereisungszentren: in Skandinavien, auf den Britischen Inseln und in den Alpen.

Das skandinavische Eis drang 2000 km weit nach Mittel- und Osteuropa vor. Dadurch beeinflußte es die Vereisung in Norddeutschland in erheblichem Maße. Die maximale Südgrenze des skandnavischen Eises verlief von Holland nach Mitteldeutschland über Sudeten an den nördlichen Karpatenrand bis in die Dnjepr- und Don-Senke. Die Mächtigkeit der Eiskuppel betrug in Skandinavien 3000 m, in Norddeutschland etwa 500 m. (siehe Abb.1). Die vom Eis bedeckte Fläche auf der Erde war mit 49 Mio. km² etwa dreimal so groß wie in der Jetztzeit.

Innerhalb des Pleistozäns wird von sechs Kaltzeiten ausgegangen, die ein kalt-trockenes Klima aufwiesen, sie werden auch als Glazial-Zeiten bezeichnet.

Wie die Tabelle 1 zeigt wechselten sich Kalt- und Warmzeiten ab. Die Warmzeiten mit einem warm-feuchten Klima, werden Interglazial-Zeiten genannt.

Wenn nach den Ursachen für die Entstehung der Eiszeiten gefragt wird, ist wiederum nach SCHWARZBACH (1974, S.273-312) festzustellen, daß es mehrere Faktoren waren, die eine Vereisung bewirkt haben.

Demnach löste eine weltweite Temperaturerniedrigung die Vereisung aus und nicht wie lange

Zeit angenommen eine generelle Erhöhung der Niederschläge (im Mittel zwischen 8°C-13°C, um 40°-60°N, während der Weichsel-Kaltzeit gegenüber der Jetztzeit). Eine solche Temperaturerniedrigung ist aufgrund verschiedener Faktoren entstanden:

1. Änderung der Relief- und der paläogeographischen Verhältnisse
2. Kontinentale Drift
3. Primäre Änderung der Sonnenstrahlung

Unter paläogeographischen Verhältnissen sind zu betrachten die Verteilung von Land und Meer, die Lage und Höhe der Gebirge etc.

Durch veränderte Krustenbewegung kam es zur ausgedehnten Heraushebung von Land und infolgedessen zu einer Abnahme der Temperatur mit der Höhe.

Weitere abkühlend wirkende Faktoren sind die durch Kondensation des Wasserdampfes gebildeten Wolken, die die Sonnenstrahlung reflektieren, schon entstandene Schnee- und Eisflächen in den Gebirgen, die auf ihre Umgebung sehr abkühlend wirken oder die im Zuge der Gebirgsbildung entstandende vulkanische Tätigkeit, deren vulkanische Asche ebenfalls zur Abkühlung beigetragen haben soll.

So konnten nun Eiskappen und Hochgebirgsgletscher erzeugt werden, die wiederum durch den "Selbstverstärkungseffekt", aufgrund ihrer sehr hohen Albedo (Prozentsatz der Rückstrahlung der einfallenden Sonnenstrahlung), eine Temperaturminderung bewirken konnten.

Kontinental Drift meint die Wanderung von Krustenteilen und die dadurch verursachte Verteilung der Kontinente und Ozeane.

Sie beeinflußt das Klima durch die aus ihr resultierende Wanderung der Klimagürtel und der veränderten Lage der Parallelkreise.

Eine Voraussetzung der quartären Vereisung könnte sein, daß die geographischen Verhältnisse an den beiden Polen von entscheidender Rolle gewesen sind.

So geht die "Koinzidenz-Hypothese" davon aus, daß das heutige Erdbild der Pole durch die kontinentale Drift zustande kam (ein Kontinent am Süd-Pol, ein von Kontinenten umgebenes Meer am Nord-Pol).

Die Änderung der Sonnenstrahlung scheint eher eine geringere Rolle bei der Vereisung zu haben. So gibt es viele Argumente dafür sowie dagegen, und auch über die Bedingungen einer Änderung der Sonneneinstrahlung gibt es keine konkreten Vorstellungen.

In der Erdzeitgeschichte gab es keine kontinuierliche Abnahme oder Zunahme der Sonnenstrahlung, sondern nur Schwankungen der Strahlungsintensität. Dies führte zu einem Ansteigen der Sonnenstrahlung während des Interglazials, in dem die Vereisung von Gletschern, aufgrund der Abschmelzung und Verdunstung (Ablation), abnahm.

Zum Abschluß möchte ich noch auf eine interessante "Autozyklus-Hypothese" hinweisen. Solche Autozyklen-Hypothesen beschreiben einen Mechanismus, der automatisch und wiederholend den Ablauf von Glazial- und Interglazial-Zeiten beschreibt.

Die folgende ist von W.F.Tanner (1965):

Es wird vom nordeuropäischen, dem skandinavischen Inlandeis ausgegangen.

Niederschlagsbringende Winde gelangen an dessen Südrand und haben eine Vergrößerung des Eises zur Folge (Glazial). Dadurch rückt das nordische Inlandeis in südlichere, wärmere Breiten vor, wo sein Wachstum dann endet. Es beginnt das Rückschmelzen (Interglazial). Der Untergrund hat sich aufgrund des mächtigen Eisgewichtes abgesenkt. Beim Abschmelzen nimmt das Eisgewicht ab und der Untergrund hebt sich wieder auf sein Ausgangsniveau. Erst danach beginnt wieder ein erneutes Vorrücken der Eismassen.

Literaturverzeichnis:

FLOHN, Hermann (1971): Arbeiten zur allgemeinen Klimatologie.81-126; Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft)

FLOHN, Hermann (1985): Das Problem der Klimaänderungen in Vergangenheit und Zukunft.- Erträge der Forschung, 220, 109-123; Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft).

HANDL, M., JÄGER, K-D., MARAINCK, J. (1978): Allgemeine Klima-, Hydro- und Vegetationsgeographie.- Studienbücherei

Geographie, 5, 166; Gotha/Leipzig (VEB Hermann Haak, Geographisch-Kartographische Anstalt).

HARMS, Heinrich (1979): Physische Geographie, Handbuch der Geographie - Studienausgabe.- 12.Aufl., 108-114; Trier (List-Schroedel)

HASSENPFLUG, Wolfgang (1988): Die Vereisung der Ostsee.- In: Geographische Rundschau, Jahrgang 40, Heft 3, 20-26; Braunschweig

MEYER, Klaus-Dieter (1990): Geschiebetransport im kanadischen und europäischen Inlandeis - ein Vergleich.- In: In Eiszeitalter und Gegenwart, 40, 126-138; Stuttgart

MEYER, Hans-Heinrich und KOTTMEIER Christoph (1989): Die atmosphärische Zirkulation in Europa im Hochglazial der Weichsel-Eiszeit - abgeleitet von Paläowind-Indikatoren und Modellsimultionen.- In: In Eiszeitalter und Gegenwart, 39, 10-18; Stuttgart

SCHMIDTKEN, Kurt-Dieter (1988): Eiszeitland SchleswigHolstein.- In: Praxis Gographie, Jahrgang 18, Heft 2, 20- 23; Braunschweig

SCHWARZBACH, Martin (1974): Das Klima der Vorzeit.- Eine

Einführung in die Paläoklimatologie, 3.Aufl.: S.380; Stuttgart (Enke)

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung der Vereisung (Eisverbreitung) in Norddeutschland
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
1
Autor
Jahr
1992
Seiten
5
Katalognummer
V96226
ISBN (eBook)
9783638089029
Dateigröße
360 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eiszeit
Arbeit zitieren
Michael Pachmajer (Autor:in), 1992, Die Entwicklung der Vereisung (Eisverbreitung) in Norddeutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96226

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