Vom Ende der Weimarer Republik zum Zusammenbruch des dritten Reiches


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

21 Seiten


Leseprobe


Große Koalition unter Müller 1928-1930

Gründe für Auseinanderbrechen:

starke Polarisation des Reichstages

⇒ SPD orientiert sich nach links (⇒KPD)

⇒ DVP orientiert sich nach rechts (⇒NSDAP)

Frage des Demokratieverständnisses

- keine Bereitschaft Kompromisse zu schließen
- keine Regierungspraxis der Parteien bis 1918

➔ Parteien wissen nicht, wie Demokratie funktioniert

Präsidialregierungen

Grund: ideologische Blockbildung im Reichstag, Verfassung ab 1930: negative Mehrheit

SPD toleriert Präsidialregierung unter Brüning (könnte Notverordnungen kippen; Ziel: Rettung der Grundstrukturen der Republik)

⇒ Regierung nach

- Art. 25: Auflösung des Reichstages
- Art. 48: Notverordnungsrecht (ausführendes Gesetz fehlt!!)
- Art. 53: Ernennung und Entlassung des Kanzlers durch den Reichspräsidenten

➔ Präsident alleiniger Regent

➔ Regierung unabhängig vom Vertrauen des Reichstages

➔ abhängig vom Vertrauen des Reichspräsidenten

➔ gestützt auf Machbasis des Reichspräsidenten

Ziel: - Zerstörung der Republik
- autoritäre Wende
- Ausschaltung des Reichstages
- Machtkonzentration im Kanzleramt
- politisches Abseits der Sozialdemokratie
- Abschaffung der Autonomie der Länder
- Abschaffung des Tarifvertragswesens

⇒ Schwächung der Gewerkschaften

⇒ generelle Senkung der Löhne

Krisenkonzept der Regierung Brüning

Gesetzgebungspraxis 1930 - 1932

immer weniger vom Reichstag beschlossene Gesetze Zunahme der Notverordnungen nur noch 1/9 der Sitzungstage von 1930

Brüning vertritt Prozyklische Wirtschaftspolitik

⇒ bei hohen Ausgaben auch hohe Einnahmen des Staates

- Ausgaben niedriger als Einnahmen
- deflationäre Wirtschaftspolitik
- Vertrauen auf Selbstheilungskräfte der Wirtschaft (liberal)
- Sanierung der Staatsfinanzen
- dauerhafte Ausgabensenkung (auch: sozialpolitischer Bereich)

⇒ Begrenzung der Ausgaben soll zu wirtschaftlichem Aufschwung führen

⇒ "Gesundschrumpfen"

⇒ zwischenzeitliche Verschärfung der Krise

Ziel:

- Verbesserung der Exportchancen
- Senkung der Produktionskosten (Steuern, Löhne, Sozialbeiträge)
- Streichung der Reparationszahlungen (wir können das nicht leisten...)

Maßnahmen:

- drastische Steuererhöhung
- Einschränkung der umlaufenden Geldmenge
- Kürzung der öffentlichen Gelder
- Kopfsteuer
- Senkung der Gehälter im öffentlichen Dienst
- Erhöhung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung
- Senkung der Leistungen
- Eingriffe in die Tarifautonomie

Folgen: starke Belastung der Arbeitnehmer

➔ Mitschuld Brünings am Untergang der Republik:

- Unterschätzung der politischen Stimmungslage (psychische Auswirkungen der Wirtschaftslage; "Hungerkanzler")
- Vertrauensverlust in die Regierung (Arbeitslosigkeit über 6 Mio.)
- Sparpolitik nicht mehr einsichtig
- Scheitern der Exportoffensive à Radikalisierung

Kabinett Papen (Repräsentant der alten Eliten, rechtes Zentrum) 1. 6. 1932

polit. Ziel: modernisierte Form der Ständeregierung

- Politik der Vorleistungen (um NSDAP integrieren zu können)

- Legalisierung der SA
- Neuwahlen
- Reichsexekution gegen Preußen (Preußenschlag)

+ Preußen größtes Land der Weimarer Republik

+ durchgehend Regierung mit Weimarer Koalition

+ SPD Ministerpräsident Braun

+ Notverordnung des Reichspräsidenten + Einverleibung ins Reich (Art. 48) + Auflösung als eigenständiges Land

➔ SPD verliert letzte Machtbasis und Verfügungsgewalt über die preußische Polizei

➔ Selbstisolation durch inaktives Verhalten, Lähmung des Widerstandswillens ihrer Anhänger gegenüber NS

- neue Instanz zur Überwindung des Staates (preußische Polizei durch Reich überwacht)

- Wahlen 11. 32: - starker Einbruch der NSDAP

- KPD gewinnt zu Lasten der SPD
- weiterhin keine Koalitionsmöglichkeit

Kabinett Schleicher (alte Eliten, Militär) 3.12. 32

- Versuch der Spaltung der NSDAP
- Arbeitsbeschaffungsoffensive ⇒ Einbindung der Gewerkschaften

⇒ Einbindung von SPD und NSDAP

➔ Protest der alten Eliten und der Unternehmerinteressensverbände

➔ Unterstützung der Kanzlerschaft Hitlers

⇒ Rücktritt 1933 ⇒ Hitler Kanzler

"Kabinett Hitler” 30. 1. 33

- Nationalsozialisten verweigern Regierungsbeteiligung ohne Kanzleramt
- Hindenburg hat persönliche Abneigung gegen Hitler
- Unterstützung der Industrie für Hitler
- Hitler Reichskanzler
- keine Mehrheit
- Legalitätseid
- NSDAP gilt als geschwächt (Wahlen 11. 32)
- nur zwei weitere Nazis in der Regierung (Frick, Göring)

⇒ Versuch der Eingrenzung Hitlers

⇒ angewiesen auf andere Parteien

⇒ Papen Vizekanzler und Ministerpräsident von Preußen

⇒ wichtige Ressorts in konservativer Hand

⇒ starke konservative Minister

➔ Einrahmungspolitik

➔ Unterschätzung der Gefahr

Der legalistische Weg zur NS-Diktatur

Weimarer Reichsverfassung

liberale Herrschaftsform

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

formalrechtlich

legitimierte Diktatur

nationale Revolution

Pro:

völliger Umsturz des bisherigen Systems

Contra:

keine breite Masse (nie mehr als 43& für NSDAP)

Gewaltfreiheit

➔ Begriff deckt Sachverhalt nicht wirklich ➔ Begriff als Identifikationsmodell

Entwicklungszusammenhang der NS-Ideologie

Folgen des verlorenen Krieges

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

NS-WELTANSCHAUNG ALS GEGENREAKTION

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wandel des Nationalismusbegriffs

- Ablehnung des marxistischen Internationalismus
- Auflösung der Bindung zwischen Nationalismus und Liberalismus
- Bindung an Imperialismus
- Identifikation mit der Macht

19. Jahrhundert: Begründung einer deutschen Nation

20. Jahrhundert: Hegemonie der deutschen Nation

Die nationalsozialistische Ideologie

NS als Krisenprodukt

- Reaktion auf Probleme der Nachkriegsgesellschaft
- Demütigung durch den Versailler Vertrag
- Massenarbeitslosigkeit
- Inflation
- Parteien als Interessengemeinschaften
- NS als "Gegenbewegung"

- Ablehnung von
- liberalen Ideen
- Menschen- und Bürgerrechte
- Parlamentarismus
- Liberalismus (Bekämpfung der westlichen Zivilisation und des marxistischen Sozialismus

➔ völkischer Nationalismus:

- deutsches Volk besitzt eigene biologische und geschichtsbildende Qualität
- Abwertung aller anderen Völker
- Jude als Hauptfeind der Menschheit

- Kampf als Grundlage aller Entwicklung in menschlichen Gesellschaften:

- Recht des Stärkeren
- strikte Unterordnung unter den Führer notwendig

➔ Sozialdarwinismus

- Herleitung von der Evolutionstheorie (Charles Darwin)
- Nur Angepaßtesten und Tüchtigsten können überleben
- natürliche Auslese

⇒ Sozialdarwinismus (Übertragung auf die Gesellschaft)

Höherentwicklung der Menschheit vom biologischen Auswahlverfahren abhängig = Gegenposition zum Humanistischen Bildungs- und Gleichheitsideal

⇒ Liberalismus, Demokratie, Sozialismus und Pazifismus naturwidrig

⇒ Entwicklung der biologischen Anthropologie (physische Sortierung der Menschenrassen)

Hitlers Interpretation des Sozialdarwinismus und dessen polit. Auswirkungen

- Übertragung von Darwins Theorien auf das Zusammenleben von Völkern:
- Kampf ums Dasein
- Überleben des Starken
- Ausmerzung d. h. Tötung des Schwachen

⇒ kein bedauerlicher Extremfall, sondern ewiges Naturgesetz

➔ Übertragung auf die Außenpolitik:

- stärkere Nation unterwirft die Schwächere

⇒ Ausrichtung auf Krieg

Ziel: Weltherrschaft des mythisch überhöhten germanischen deutschen Volkes

➔ Übertragung auf die Innenpolitik:

- "angewandte Biologie"
- reine Vererbungslehre
- Ablehnung der Sozialisationstheorie
- Austilgung des Untauglichen und Ungesunden
- Züchtungsprogramme (SS)
- Menschenwürde hat keine Bedeutung

Maßnahmen:

- Euthanasie
- Sterilisation
- Ausrottung von "minderwertigem" Leben

Ziel: Arterhaltung und Rassenhygiene

völkisch-rassischer Nationalismus

Theorie von Gobineau: Hierarchie der Menschenrassen:

- Schwarzen am primitivsten
- Weißen überlegenste Vertreter der Menschheit

Chamberlain:

- Arier zeichnen sich unter den Weißen besonders aus

⇒ prädestiniert zur Weltherrschaft

⇒ Juden nur scheinbar weiß

Hitlers Interpretation:

Nationalismus entspricht Chauvinismus:

- Durchsetzung der Überlegenheit Deutschlands unter den europäischen Völkern

⇒ Deutschland muß Weltmacht werden

Ziel:

- großdeutsches bzw. gesamtdeutsches Reich
- Vereinigung mit (ehemaligen) Kolonien
- Eroberung neuen Bodens im Osten

⇒ Siedlungsraum der Slawen und Juden

⇒ minderwertiges Volk, das den Krieg verlieren MUSS

Führerprinzip

Gegensatz zu:

- Demokratie
- Parlament
- Mehrheitsentscheid

Grundlage:

- hierarchische Struktur
- autoritärer Staatsaufbau
- charismatische Bewegung
- militärische Ordnung
- Führer stellt Einheit von Regierenden und Regierten her
- Führer als Retter aus der Krise

ABER: keinerlei KONKRETE Vorstellungen

Volksgemeinschaft

= Gesellschaftsordnung Hitler:

- organische Lebensgemeinschaft:

- innere Geschlossenheit erlaubt Mobilisierung nach außen
- neuer "Burgfrieden"

- Volksgemeinschaft als deutscher Sozialismus

- soziale Fürsorge und Verantwortung
- Kampfgeist

➔ Aufhebung traditionellen Standesdenkens

⇒ Aufwertung von Kleinbürgertum und Proletariat

⇒ Eingliederung der Arbeiterschaft in die Nation ⇒ Einführung des Leistungsprinzips

Antisemitismus

Geschichte:

- religiös:

+ kollektive Schuldzuweisung für Kreuzigung Jesu

- wirtschaftlich

+ Judentum traditionell auf Handels- und Geldgeschäfte festgelegt

(wegen mittelalterlichem Grunderwerbsverbot für Juden) + zunehmende wirtschaftliche Bedeutung (Mißgunst) durch Industrialisierung

+ Sündenbock für Wirtschaftskrise von 1873

- politisch

+ Emanzipation (liberale Gesetze, Gleichstellung) + Assimilation

- pseudowissenschaftlich

+ unschöpferische und unproduktive Rasse: ⇒ Vererbung dieser Eigenschaften ⇒ Befreiung nicht möglich

- Judentum als Träger von Kulturkrankheiten wie:

- Materialismus
- Dekadenz
- Liberalismus
- Parlamentarismus

⇒ Bildungsbürgertum gegen Juden

Maßnahmen vor '33:

- Rücknahme der Emanzipationsgesetze
- Sondergesetze für Juden als Reichsgäste
- Entfernung von Juden aus öffentlichen Ämtern
- z. T. Deportation

- Rückgang des Antisemitismus in Zeiten wirtschaftlichen Wohlstandes

- Juden als Sündenbock

Hitlers Interpretation

- geprägt von der christlich-sozialen Deutschtumsideologie Österreichs

⇒ Angst vor Überfremdung in der Donaumonarchie

⇒ starke Ausprägung des völkisch-rassischen Elements

- NSDAP als führende antisemitische Partei Deutschlands
- Rassenkampf Motor der Geschichte
- Betonung des Kampfes innerhalb der weißen Rasse zwischen Juden und Ariern
- Jude unfähig zur Staatenbildung

+ bekämpft alle Staaten mit Internationalismus, Kapitalismus, Kommunismus von außen

+ Zersetzung aller Staaten durch Demokratie im Innern ⇒ Weltverschwörung

➔ Massenwirksame Ideologie (in Wirtschaftskrisen)

- Arier ist produktiver, heldenhafter Mensch
- Jude ist unproduktiver Parasit, verschlagener Händler und feiger Pazifist

➔ der Arier muß alle seine Kräfte sammeln

Die Errichtung des Führerstaates

Kanzlerschaft Hitlers am 30. 1. 33

- klarer Verfassungsbruch, weil Hitler antidemokratisch und republikfeindlich eingestellt war
- Möglichkeit zur Aushöhlung der Verfassung gegeben ⇒ Legalitätseid

⇒ Versuch der Zähmung der NSDAP

Aufhebung des Rechtsstaates (Reichstagsbrandverordnung, 28. 2. '33) Ziel: absolute und verfassungsändernde Mehrheit der NSDAP

- Neuwahlen am 5. 3. '33 nach Auflösung des Reichstags am 1.2.'33
- Notverordnung zur Kontrolle von Zeitungen und politischen Veranstaltungen und Auflösung der preußischen Gemeindeparlamente am 4. 2. '33
- Wahlkampf der NSDAP mit Straßenterror von SA und SS und Propaganda

- Reichstagsbrand am 27. 2. '33

⇒ "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" (Brandverordnung,

28. 2. '33)

- Aufhebung der Grundrechte und des Apellationsrechts (Recht zur Klage des Bürgers gegen den Staat)
- Todesstrafe für Hoch- und Landesverrat

⇒ materiales Rechtsstaatsprinzip aufgehoben (Schutz der

Privatsphäre vor willkürlichem Zugriff durch den Staat)

⇒ staatliche Willkürherrschaft eigentliche Verfassung

⇒ Zerschlagung der KPD (Massenverhaftung von Funktionären) ⇒ Einschränkung der SPD

➔ Begünstigung der NSDAP im Wahlkampf

➔ Ergebnisse der Wahl:

- keine absolute Mehrheit (43%)
- Gleichbleiben der Stimmenanteile der demokrat. Parteien
- Koalition mit der DNVP: 51%

Ermächtigungsgesetz 24. 3. '33

trotz Mehrheit im Reichstag:

⇒ Forderung Hitlers nach weitreichendem Ermächtigungsgesetz

- Verzicht des Reichstages auf Konrollfunktion
- Aufgabe des alleinigen Gesetzgebungsrechtes

⇒ schrankenlose Gesetzgebungskompetenz für die Regierung

Reaktionen der Parteien

- SPD leistet Widerstand
- Zentrum läßt sich beschwichtigen

⇒ Selbstschutz

⇒ Unterstützung der Regierung bei Geschäftsordnungsänderung

(Abschaffung der Sperrminorität; 2/3 der Abgeordneten müssen anwesend sein für verfassungsändernde Anträge)

⇒ alle "unentschuldigt" Fehlenden gelten als anwesend (verhaftet = unentschuldigt)

➔ Selbstausschaltung des Parlaments

➔ Beseitigung der horizontalen Gewaltenteilung (Exekutive, Legislative, Judikative in Hand der Regierung)

➔ Gesetzgebung nicht mehr an Verfassung gebunden (Reichstag, Reichspräsident und Reichsrat dürfen nicht angetastet werden)

➔ Formalrechtlich legitimierte Diktatur

Ursprünglich: Ermächtigungsgesetz nur 4 Jahre gültig, aber regelmäßig verlängert; '43 von jeder Befristung befreit

- Besetzung der wichtigen Stellen der Exekutive mit Nationalsozialisten
- "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums"

⇒ Entlassung aller jüdischen, sozialdemokratischen,

kommunistischen und betont christlichen Beamten

Röhm-Putsch

Hitler verkündet Juli '33 das Ende der nationalen Revolution

- SA verlangt Erfüllung der sozialistischen Programmpunkte (Enteignung des Großkapitals und der Banken)

⇒ zweite Revolution

⇒ Vereinigung von SA und Reichswehr

➔ SA: 3 Mio. Männer; Reichswehrführung fürchtet Entmachtung

⇒ Entmachtung der SA

Ziel:

- Unterstützung durch Reichswehr und von Enteignung bedrohter Industrie
- Erledigung von parteiinternen Konkurrenten

➔ Ermordung der SA-Führung

offizielle Darstellung: Putschversuch Röhms und der homosexuellen SA-Führung

➔ Bedeutungsgewinn der SS

Hitler: Führer und Reichskanzler

ab Juli '34: oberstes Richteramt ab August '34: Reichspräsident

⇒ Vereidigung der Reichswehr auf Hitler

- Führerstaat
- Zentralismus
- Einparteienstaat

⇒ keine Kontrollmechanismen mehr vorhanden

Herrschaftstechniken

Mitglieder und Wähler der NSDAP

Wahl:

- bis '29 kein deutliches Profil
- später: alter und neuer Mittelstand (Händler, Kaufleute, Angestellte;)
- ab '30: obere Mittelschicht und Adel (Antimarxismus)
- ab '33: Frauen

⇒ während der Wirtschaftskrise Angst vor sozialem Abstieg ⇒ dritter Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus

Mitglieder:

- vor '30: vom Mittelstand geprägt
- dann: wachsender Anteil von Arbeitern
- junge Mitglieder
- wichtig: Arbeitslosigkeit
- Protestanten

( Frauen und Bauern scheuen Parteieintritt allgemein)

Grundlagen des Massenerfolgs

- Folgen des 1. Weltkrieges
- Dolchstoßlegende
- wirtschaftliche Situation
- propagandistische Aufarbeitung der NSDAP (s. u.)

Bedeutung des Röhmputsches / Alte Eliten

Ausschaltung der SA ⇒ innenpolitischer Rückhalt

- Industrie:

+ sozialistische Komponente entschärft + Rüstungspläne: rentable Aufträge

- Reichswehr:

+ einzige bewaffnete Macht ⇒ Loyalität

Die Gleichschaltung der Gesellschaft

Der Länder

- Preußen bereits unter NS-Regierung
- Polizei und polit. Partei unter nationalsozialistischer Führung
- SA und Stahlhelm als Hilfspolizei

⇒ Vorbild für alle NS-regierten Länder

- nicht NS-regierte Länder:
- Einsetzung von Reichskommissaren

⇒ Abstimmungen im Reichsrat

⇒ Polizeiobergewalt

⇒ 31. 3. '33: Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich

- Zusammensetzung der Länderparlamente nach den Ergebnissen der Reichswahlen vom März
- Ernennung der Kommissare zu Reichsstatthaltern am 7. 4. '33

⇒ Berechtigung zur Einsetzung der Landesregierungen ⇒ faktisch: Auflösung der Länder

⇒ formale Auflösung am 30. 1. '34; ⇒ Auflösung des Reichsrates

➔ Abschaffung der vertikalen Gewaltenteilung Der Parteien

- KPD: bereits im März '33 faktisch verboten

- SPD: wenig später

- bürgerliche Parteien:

- Erkenntnis, daß Zähmbarkeit eine Illusion;
- Selbstauflösung statt Verbot bis Juli '33 ⇒ Versuch, Repressalien zu verhindern

➔ NSDAP als einzige Partei

➔ "Gesetz zur Sicherung von Einheit und Staat": alles beherrschende Staatspartei

➔ Reichstag verkommt zur Kulisse

➔ Nebeneinander von Staats- und Gesellschaftsorganisation

Der Gewerkschaften

große machtpolitische Bedeutung ⇒ Angst vor evtl. Generalstreik

⇒ Gründung der deutschen Arbeitsfront

- Gewerkschaften und Arbeitgebervereine aufgelöst
- Tarifautonomie beseitigt
- Führung durch NSDAP
- statt Interessenvertretung: feudales Treueverhältnis ⇒ kaum Widerstand

⇒ trotzdem kein wirklicher Erfolg

Der Jugend

- NS-Ideologie Grundlage des Unterrichts

- Einbindung in HJ und NS-Studentenbund

- Zerschlagung aller anderen Jugendverbände
- Vorspiegelung sozialer Gleichheit
- paramilitärisches Gepräge
- Koedukation
- Lager, Freizeitgestaltung

Von Kunst und Kultur

- Gründung der Reichskulturkammer
- Mitgliedschaft im Reichskulturverbund erforderlich (Ariernachweis)

⇒ Überprüfung, sonst keine Publikationsmöglichkeiten

- völkisch-nationales Kunstbild

➔ entartete Kunst verboten

Von Presse und Rundfunk

- Presse der linken Gruppierungen ab Anfang '33 eingeschränkt
- Juni '33 verboten

Reichspropagandaministerium

- bürgerliche Presse verliert Unabhängigkeit
- Überwachung aller Nachrichtendienste
- verbindliche Sprachregelungen
- tägliche Reichspressekonferenz
- Haftbarmachung der Chefredakteure

Radio:

- Verbreitung des Volksempfängers (eingeschränkt auf NS-Frequenzen)

der Kirchen (nicht erfolgreich)

Ziel: langfristige Beseitigung beider Kirchen

- katholische Kirche
- vor '33: scharfe Kritik
- NS-Christentum unvereinbar mit kath. Lehre
- Bedrohung von Nazis mit Exkommunikation

⇒ Machtergreifung: Einlenken

⇒ Aufforderung zur Loyalität ⇒ Konkordatsverhandlungen

➔ Reichskonkordat:

+ Verzicht auf polit. Betätigung des Klerus + Freiheit der Lehre

+ Freiheit des Bekenntnisses

+ kirchliche Selbstverwaltung

+ Recht auf konfessionelle Schulen

+ religiöser Unterricht in staatlichen Schulen + kirchliche Verbände erlaubt

➔ vom Staat nicht eingehalten

⇒ Stillhalten

⇒ Unterordnung unter den Staat ⇒ Widerstand Einzelner

- evangelische Kirche
- große Bereitschaft vor '33, Verbindungen einzugehen ⇒ Hoffnung auf Abwehr von Marxismus und Sittenverfall
- Zentralisierung der ev. Kirchen unter einem Reichsbischof ⇒ straffere Organisation

➔ Gründung des "Pfarrernotbundes" und der Bekennenden Kirche (Spaltung der Protestanten)

+ Zurückweisung des Totalitätsanspruchs des Staates + Ablehnung des Führerprinzips in den Kirchen

Wirkung:

- Kirchen nicht gleichgeschaltet
- aber: keine Gefahr

Begünstigende Faktoren

- traditionelles Männerbild (starker, dt. Mann, SA, Uniformen, Härte)
- große Beliebtheit militärischer Umgangsformen
- traditionelle Mutter- und Frauenrolle
- auch: Möglichkeit zur Unabhängigkeit von der Familie
- autoritäre Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
- Hoffnung auf soziale Gleichheit
- jugendlicher Idealismus (Ideologieanfälligkeit)
- zentrale Rolle des Sports
- Fehlen anderer Organisationen

Propaganda

- Einsatz modernster Massenmedien
- Nutzung der Mechanismen der Massenpsychologie
- Volkstümlichkeit und extreme Vereinfachung als Grundlage der Parteisprache
- wenige einprägsame Merksprüche
- eingängige Symbole
- prägnante Feinbilder

⇒ Identifikation

NS- Wirtschaftspolitik

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Maßnahmen

- Förderung der Arbeit durch Ausgaben der öffentlichen Hand (Infrastrukturmaßnahmen, Großbauten)
- Propagierung der "naturgemäßen" Rolle der Frau (keine Arbeitsplätze für Frauen)
- Verbot des Doppelverdienstes
- steuerliche Vergünstigungen
- subventionierter Wohnungsbau
- Förderung der Forschung
- Reichsarbeitsdienst
- allgemeine Wehrpflicht
- Ariesierung von Wirtschaft und Verwaltung

⇒ staatlich gelenkte Wirtschaft

- Marktkontrolle (Verbrauch, Investition etc. staatlich überwacht)
- staatl. kontrollierte Privatwirtschaft

Charakterisierung der NS-Wirtschaftspolitik

- Wirtschaft Mittel zum politischen Zweck

+ keine eigenständige Wirtschaft

- politische Ziele den volkswirtschaftlichen übergeordnet

+ Kommandowirtschaft (freie Elemente mit starker Kontrolle des Staates)

- rüstungspolitische Überlagerung
- zweigleisig: Durchsetzung der NS-Ideologie und der Interessen der Großindustrie
- kein eigenes Programm, sondern Übernahme bereits bestehender Programme
- kein wirtschaftliches, sondern politisch-ideologisches Konzept
- ruinöse Überbetonung der Rüstung

⇒ extrem hohe Staatsverschuldung

- unklare Finanzierung über Mefo-Wechsel

➔ schneller, starker Abbau der Arbeitslosigkeit

NS-Agrarwirtschaftspolitik

hoch verschuldete Betriebe wegen Wirtschaftskrise

Ziele:

- Rettung der dt. Bauern
- Umsetzung der Blut- und Bodenideologie
- landwirtschaftliche Autarkie
- Einschränkung von Importen

⇒ Nutzung inländischer Finanzressourcen

Maßnahmen:

- Erhebung zum Reichsnährstand
- Schuldenerlaß
- staatl. Festpreise ⇒ Absatzgarantie
- gezielter Arbeitskrafteinsatz
- Nachfragesteuerung

NS-Sozialpolitik

Beispiel: Familienpolitik

Ziel:

- Steigerung der Geburtenraten

Maßnahmen:

- Mutterkreuz
- Schuldenerlaß (25% pro Kind)
- Zuweisung von Haushaltshilfen ab 4 Kindern

⇒ kein erkennbarer Erfolg

Beispiel: Kraft durch Freude

Ziel:

- Ausgleich von der Arbeit für das Volk
- starkes Volk für starke Politik
- Überschreitung der Grundbedürfnisse
- Gleichschaltung der Menschen in der Masse

⇒ Sicht der Exil-SPD

- Beschäftigungstherapie
- Verhinderung von Gemeinschaftsbildung
- Verunselbständigung
- Isolation des Einzelnen und Bindung an den Staat

Verfolgung von politischen Gegnern und Minderheiten

Nach der Absetzung der Grundrechte am 28. 2. '33:

⇒ Aufbau eines Terror- und Vernichtungssystems, mit dem mißliebige Personen und Gruppen ausgeschaltet werden konnten

Der SS-Staat

- Leitung von SS und Gestapo in Personalunion durch Himmler ⇒ Vereinigung mit Kriminalpolizei zur Sicherheitspolizei ➔ riesenhaftes Polizeiamt (Staat im Staat)

Ziel:

- Schaffung und Sicherung der NS-Ordnung
- unabhängig von Gesetzen und Verordnungen
- Gesinnungs- und Rassenpolizei uneingeschränkt

Konzentrationslager

1933 - 1938 provisorisch ab '38: Massenvernichtung

- Mittel zur Bekämpfung des mutmaßlichen Feindes
- außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Justiz
- pseudolegale Grundlage: Schutzhaft (Brandverordnung)
- Zwangsarbeit
- Unterdrückung politischer Gegner
- Mißhandlungen und willkürliche Tötungen

Kriegsbeginn: Einrichtung von Vernichtungslagern ⇒ Sonderbehandlung

- angeblich: Maßnahmne zur Staatssicherung
- Übernahme der Kriegsproduktion

Rassenpolitik

rassischer Antisemitismus:

- nordische Völker (Arier) allen anderen überlegen
- Gefährdung der Rassereinheit (Quelle der Überlegenheit) durch Zusammenleben mit minderwertigen Völkern (Juden) gefährdet

⇒ genetisches Zuchtwahlprogramm

Zuchtwahl und Euthanasie

- Zwangssterilisation bei Erbkrankheiten (ca. 200 000 - 350 000 Menschen)
- "Kinderaktion" Tötung von mißgebildeten und behinderten Neugeborenen (ab '39)
- "Euthanasieprogramm"

⇒ Gnadentod bei unheilbar Kranken

⇒ Rassezugehörigkeit und Arbeitsleistung teil des Krankenbildes

⇒ summarische Vernichtung unerwünschten Lebens unter med. Vorwand

Judenverfolgung

Ziel:

- Ventil für den Haß gegen Juden (stark in der Wirtschaft und Kultur repräsentiert)

⇒ Sündenbock

⇒ negative Integration

'33 - '38:

- Entrechtung
- Verdrängung aus dem normalen Leben
- wirtschaftliche Entmachtung (Judenboykott ab dem 1. 4. '33)
- Verlust der deutschen Bürgerrechte (Nürnberger Gesetzte, 15. 9. '35)
- Verbot von Mischehen und Geschlechtsverkehr zwischen Juden und Nichtjuden

⇒ Verlust aller Lebensmöglichkeiten in Deutschland '39 - '45

- Reichskristallnacht: Zerstörung jüdischer Geschäfte und Synagogen, keine Feuerwehr, Entschädigung an den Staat verlangt ⇒ verstärkte Auswanderung

⇒ Pläne zur geregelten Auswanderung ➔ territoriale Endlösung verworfen bei Stocken der Feldzüge

➔ physische Endlösung

- Wannseekonferenz Januar 1942:

⇒ Tötung aller als jüdisch eingestuften Menschen

⇒ Tötung von 6 Mio. Juden

rassisches Dogma hat Vorrang vor militärischen Notwendigkeiten à große Bedeutung

Widerstand

Ursachen für das Scheitern der deutschen Widerstandsbewegung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Widerstand gegen eigenes Land:

Zersplitterung der Exilgruppen

- Treue- und Eideskonflikt
- Ehrenkodex des Heeres

Perfektion:

- brutaler Überwachungsstaat
- fehlende Grundrechte
- keine freie Presse
- Ausschaltung von Gewerkschaften und Parteien

Exilgruppen:

- keine Exilregierung
- kein "Befreiungskampf", sondern Kampf gegen die eigenen Leute
- kaum Unterstützung durch ausländische Regierungen

Ausland:

- andere Einschätzung der Situation
- scheinbare Zustimmung des dt. Volkes

alliierte Pläne:

- "Morgenthau-Plan": Rückführung Deutschlands in ein Agrarland
- Deutschland muß von außen befreit und unterworfen werden
- Aufteilungspläne
- Kollektivschuldthese

Gründe des Widerstandes

- Kampf gegen den totalitären Überwachungsstaat
- Kampf für Grundrechte
- Zugehörigkeit zu religiösen, politischen etc. Minderheiten
- Schutz von Menschenwürde und -freiheit
- Vernichtungskrieg
- persönlicher moralischer Anspruch
- Leben des "anderen" Deutschlands

Formen des Widerstandes

Resistenz:

Ablehnung des Nationalsozialismus und Beibehaltung eigener Einstellungen (ohne aktiven Widerstand)

Arbeiterschaft

- Systemüberwindung
- ideologische Gegnerschaft

KPD:

- Massenbewegung
- Revolution (ohne Erfolg)
- Gründung konspirativer Zellen

⇒ Einheitsfront

SPD und Gewerkschaften:

- Überwintern
- persönlicher Zusammenhalt
- Verantwortungsübernahme nach Zusammenbruch

⇒ Zusammenarbeit mit bürgerlichen Gruppen

➔ konspirative Zusammenarbeit, breites Massenbündnis

bürgerliche Gruppierungen

Kreisauer Kreis:

- parteiübergreifend
- keine Umsturzpläne
- zukünftiges demokratisches Programm (Staats- und Gesellschaftsordnung)

⇒ Überwindung der Weimarer Gegensätze zwischen Adel, Bürgertum und Arbeiterschaft

- undogmatischer christlicher Sozialismus
- Radikal föderalistischer Staatsaufbaus
- Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde verfassungsrechtlicher Minimalkonsens
- Verzicht auf jedes Hegemonialstreben
- Ablehnung des Tyrannenmords

⇒ völlige Niederlage des Reiches

- Kontakte zu anderen Gruppen

- Goerdeler Kreis

- Enttäuschung über das wahre Gesicht des Nationalsozialismus
- übersteigerter Militärnationalismus
- monarchisch-konservativ
- Staatsstreich
- autoritärer, zentralistischer Staatsaufbau, evtl. mit monarchischer Spitze
- Rechtsstaatsprinzip
- Sozialpflichtigkeit des Eigentums
- Ablehnung von Sozialisierungen
- Bildung einer Einheitsgewerkschaft
- weiteres Hegemonialstreben

kirchlicher Widerstand

Problem: Konkordat der kath. Kirche (neutrale Haltung)

⇒ Verstärkung mit zunehmender Mißachtung des Konkordats durch den Staat

- Höhepunkt: Widerstand gegen die Euthanasie
- Hervortreten von Einzelpersonen (Mordanklage des Bischofs von Münster gegen den Staat)

Ziele:

- Erhaltung der Kirche
- Erhaltung der Menschenrechte
- Wahrung der Autonomie

Mittel:

- Protest
- Verweigerung

evangelische Kirche:

- Grundsätzliche Anerkennung der weltl. Herrschaft

⇒ dt. Christen: "SA Gottes"

⇒ Pfarrernotbund und Bekennende Kirche als Gegenpart

- auch hier: Hervortreten von Einzelpersonen

- kein Widerstand der Kirche als Institution

Widerstand von Jugendlichen

Gründe:

- jugendlicher Idealismus

⇒ Enttäuschung durch den Nationalsozialismus, über wertelosen, amoralen Staat, Idealmißbrauch

- Identifikation NS ⇔ Krieg

⇒ Machtlosigkeit, aber Möglichkeit zu geheimen Treffen (Weiße Rose)

Mittel:

- Flugblattaktionen von Studenten
- Edelweißpiraten: unpolitisch, aber individualistisch
- Swing-Bewegung ⇒ illegale "Negermusik", Auslandsender, alte Aufnahmen, Anzüge der Eltern

⇒ oppositionelles Verhalten

militärischer Widerstand

- mehrere Einzelaktionen
- Attentat am 20. Juli '44

⇒ Sprengung des gesamten militärischen Führungsstabes durch Stauffenberg (gescheitert)

Gründe für späten Zeitpunkt:

- Eid auf Hitler
- privilegierte Stellung
- keine prinzipielle Gegnerschaft
- Selbstdefinition: "unpolitisch"

⇒ dann:

- eigenen Kopf retten
- Krieg faktisch verloren
- Militär als letzte Lösung

➔ Überwindung von historischen Gruppenegoismen

➔ Kontinuität zu den deutschen Freiheitsbewegungen

➔ Verankerung von Menschenwürde, Prinzipien von Rechtsstaat, Demokratie, Sozialstaat und Bundesstaat im Grundgesetz der BRD

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Details

Titel
Vom Ende der Weimarer Republik zum Zusammenbruch des dritten Reiches
Autor
Jahr
2000
Seiten
21
Katalognummer
V96094
ISBN (eBook)
9783638087711
Dateigröße
389 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Sehr umfangreiche, stichwortartige Zusammenfassung
Schlagworte
Weimarer Republik, drittes Reich
Arbeit zitieren
Lena Schwaiger (Autor:in), 2000, Vom Ende der Weimarer Republik zum Zusammenbruch des dritten Reiches, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96094

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