Ursachen des Suizids. Geschichtlicher Überblick und Statistiken


Seminararbeit, 1999

34 Seiten


Leseprobe


1. Einleitung

Suizidalität ist eine bedeutsame gesundheitspolitische Größe. Gemessen an der Häufigkeit von Suiziden, suizidalen Handlungen und suizidalen Erlebensweisen ist die Auseinanderset- zung mit dieser Thematik eher gering. Dennoch ist Suizidalität heutzutage kein Tabuthema mehr. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Publikationen, in denen das Thema Suizid von ver- schiedenen Seiten beleuchtet wird, beispielsweise psychiatrisch-medizinisch, psychologisch, soziologisch, theologisch, philosophisch, juristisch, kriminalistisch oder auch historisch.

2. Die Problematik der Definition, der Abgrenzung und des Begriffs

Bei der Auseinandersetzung mit der Thematik stößt man schnell auf das Problem der Abgrenzung. Es stellt sich die Frage, ob man zum Beispiel Leistungs- und Extremsportler , Drogenkonsumenten oder jeden anderen Personenkreis, der durch seine Handlungsweise den eigenen Tod in Kauf nimmt, zu den Suizidanden zählen kann/soll.

Daher gibt es auch verschiedene Ansätze von Definitionen:

„Selbstmord (Freitod), die im Vollbesitz der Urteilsfähigkeit und Entscheidungsfreiheit vollzogene gewaltsame Beendigung des eigenen Lebens.“ (Das neue Universallexikon, Band III, Lingen-Verlag, Köln 1971.)

Edwin Shneidmanbezeichnet Suizid als „vorsätzlichen Tod“, der selbst herbeigeführt wird. Es ist der „absichtliche, direkte und bewußte Versuch“ eines Menschen, „das eigene Leben zu beenden“. Auch fürPetersist Suizid eine „absichtliche Vernichtung des eigenen Lebens“.Valerydagegen definiert Suizid so: „Selbstmord ist die Abwesenheit der anderen.“. (vgl. Comer, 1995, S.360)

In der deutschen Sprache gibt es für ein und dieselbe Handlung verschiedene Ausdrücke. So verhält es sich auch in diesem Fall. Die verschiedenen Worte geben dem Begriff unterschiedliche Tendenzen im Inhalt:

Die Bezeichnung „Freitod“ erweckt den Anschein eines freiwilligen „Aus-dem-Leben- Scheidens“. Es ist fast schon ein heroischer Entscheid diese Todesart zu wählen. Der Ausdruck wird beispielsweise bei einem Märtyrertod verwendet.

Unter dem Einfluß der christlichen Kirche entstand der Begriff „Selbstmord“, der ursprünglich eine negative Bewertung implizierte und eine moralische Verurteilung nahelegte. „Suizidhat sich in neuester Zeit durchgesetzt, da diese Bezeichnung relativ frei von Wertungen ist. Der Ausdruck stammt aus dem Lateinischen (sui caedere) und bedeutet ein „ZuFall-Bringen“ des eigenen Ichs.

Als „suizidales“Verhaltenbezeichnet man bestimmte selbstzerstörerische Verhaltensweisen, die oftmals im Vorfeld einer Suizidhandlung zu beobachten sind.

Der „Suizidversuch“ ist die absichtliche Selbstbeschädigung eines Menschens mit der Möglichkeit des tödlichen Ausgangs.

3. Geschichte des Suizids

Suizid ist in allen Völkern und Kulturen und zu allen Zeiten anzutreffen. Allerdings werden aufgrund verschiedener religiöser Hintergründe suizidale Handlungen unterschiedlich beurteilt und gewertet.

Im Altertum sah man den Tod als eine Erlösung, als Befreiung der Seele vom überflüssigen Leib. Wahrscheinlich resultiert aus dieser Ansicht auch die Einstellung der Römer und Grie- chen zum Suizid: unter bestimmten Bedingungen, wie beispielsweise Gefangenschaft oder Demütigung, wurde eine Selbsttötung akzeptiert, teilweise sogar geachtet. Für die freien Römer beispielsweise bestand kein religiöses oder gesetzliches Verbot, Selbstmord zu be- gehen. Jeder konnte selbst über sein Leben verfügen. Allerdings variierten diese Ansichten über den Suizid von Stadt zu Stadt und von Schule zu Schule. In der Literatur dieser Zeit findet man sowohl Verurteilung als auch Gutheißung des Suizides.

Im Mittelalter und der Neuzeit wurde der Suizid strikt abgelehnt. Die katholische Kirche, v.a. Thomas von Aquin, prägte diese Ablehnung.

Suizid wurde als strafbares Delikt angesehen und behandelt. Bei Selbsttötungsversuchen konnte die Strafe eine Verwarnung sein, paradoxerweise aber auch mit der Todesstrafe ge- ahndet werden. Wenn der Suizid vollzogen wurde, erfolgte oft eine Bestrafung durch Verach- tung, das hieß beispielsweise, daß der Tote keine feierliche Bestattung bekam, in der „Selbstmörderecke“ des Friedhofs beerdigt wurde oder sogar geschändet wurde (beispiels- weise durch Abschlagen der rechten Hand). Die Bestrafung konnte aber auch auf Angehöri- ge des Suizidanden ausgedehnt werden, indem man deren Besitz konfiszierte.

Es gab aber auch Gegenstimmen zu dieser Haltung. Hier wären beispielsweise Moralisten, wie Montaigne und Voltaire zu nennen, die sich gegen jegliche Bestrafung aussprachen. Sie fanden aber kaum Beachtung oder gar Anklang.

Die Aufhebung der Bestrafung fand in Deutschland schließlich durch Friedrich den Großen statt.

Der direkte Selbstmord kam vor allem in den unteren Schichten vor. Adel und Klerus hatten die Möglichkeit, sich mit anderen Mitteln, als beispielsweise den Gang ins Wasser oder den Strick, zu töten. Bei Kreuzzügen, im Krieg, während Turnieren und bei der Jagd konnte die obere Schicht, einen Suizid leichter verschleiern oder „indirekten Selbstmord“ ausüben. Mittelalterliche Chroniken lassen vermuten, daß es zu dieser Zeit „indirekten Selbstmord“ gab. Diese Art des Suizids wurde vor allem zu Kriegszeiten durchgeführt, beispielsweise indem Ritter sich lieber in einer Schlacht von einer feindlichen Übermacht töten ließen, als den Rückzug anzutreten.

Solche Fälle gab es sogar unter dem Klerus: der Bischof von Soisons verlor sein Leben, nachdem er sich den Türken nicht ergeben wollte und es vorzog, ihnen entgegen zu treten.

Diese Form des Suizids wurde nicht nur akzeptiert und toleriert, sie galt sogar als vorbildlich, da man so einer Demütigung entging und seinen Glauben unter Beweis stellte. (vgl. Minois, 1996, S. 19-90)

In der Renaissance entstehen Ansätze von öffentlichem Interesse am Suizid. Selbstmorde werden nun häufiger beachtet, chronologiesiert und sogar analysiert. Die Gründe für den Suizid bleiben die alten: Menschen töten sich v.a. aufgrund von Liebeskummer, Krankheit oder wirtschaftlichem Elend. Durch die größere Öffentlichkeit entsteht der Eindruck, daß sich zu dieser Zeit mehr Menschen töteten, als früher. Dies wird aber heute mehrheitlich von den Wissenschaftlern angezweifelt.

(vgl. Minois, 1996, S. 93-174)

Im 17. Jahrhundert wurde vermehrt das moralische Problem des Suizids debattiert. Außerdem gab es nun auch offizielle Listen der Selbstmorde, die regelmäßig veröffentlicht wurden. So entstand wieder der Eindruck einer Anhäufung der Selbstmorde, der zumindest in den Zeiten der Pestepedemien seine Richtigkeit hatte. Gründe wie Angst, Verwirrung und Krankheit trieben die Menschen dazu, sich selbst das Leben zu nehmen.

(vgl. Minois, 1996, S. 175-260)

Während der Aufklärung kam es vermehrt zu Suiziden aus wirtschaftlichen Gründen. Viele Menschen erlitten durch Bankrotte von Firmen hohe finanzielle Verluste oder verloren ihren Arbeitsplatz. Durch die zunehmende Verstädterung kam es zu einer Lockerung des Zusammenhalts der Großfamilie. Möglicherweise führte dies zu einer weiteren Unsicherheit der Menschen und war ein weiterer Grund für Suizidhandlungen.

Zudem gab es zu dieser Zeit auch großes Elend, das durch harte Winter, Krankheiten wie z.B. Typhus und Kriege entstand.

Ein Mythos der Aufklärung war, daß Suizide vor allem in England verbreitet waren. Aus diesem Grund bezeichnetet man Selbstmord auch als die „englische Krankheit“.

Erst später stellte man fest, daß die englische Selbstmordrate geringer war, als die anderer europäischer Länder.

(vgl. Minois, 1996, S.263-305)

4. Auslösefaktoren und Motive

Meist führen eine Fülle von Faktoren zum eigentlichen Suizid oder Suizidversuch. Der Anlaß, aus dem sich der Suizid ergibt, darf also nicht allein betrachtet werden, es muß vielmehr die Gesamtheit der Faktoren gesehen werden, die schließlich zu dieser Handlung geführt haben. Die Tat muß in der Regel stets im Rahmen einer Entwicklung gesehen werden und der Verknüpfung zeitgleich auftretender Ereignisse.

Die Motive für einen Suizidwunsch sind meist im zwischenmenschlichen Bereich zu suchen. Oft liegen beispielsweise Liebes-, Partner-, Familienkonflikte, Trennung, Scheidung oder Tod diesem Wunsch zugrunde. Vor allem bei Männern findet man den aktuellen Anlaß auch in Konfliktsituationen im Beruf. Hier wären zum Beispiel Spannungen mit Vorgesetzten, Kollegen oder auch Untergebenen zu erwähnen, wie auch der Verlust des Arbeitsplatzes. Suizidhandlungen, die nicht zu diesen Bereichen zu zählen sind, findet man wesentlich seltener (unheilbare Krankheit, Identitätsproblematiken...).

4.1 Beispiele grundlegender Motive

Im folgenden möchte ich einige grundlegende Motive beschreiben, die Comer, 1995, S. 371ff, aufführt.

4.1.1 Belastende Ereignisse und Situationen

Einem Suizidversuch kann ein einzelnes, für sich stehendes Ereignis vorausgehen oder aber eine Serie von Ereignissen, die alle in die selbe Richtung wirken. Beide Fälle kann man nur schwer voneinander trennen, da der Zusammenhang zwischen verschiedenen Ereignissen oft unklar bleibt und scheinbar voneinander unabhängige Ereignisse doch aufeinander auf- bauen.

Die verbreitetsten Belastungen im Zusammenhang mit Suizid sind der Verlust eines gelieb- ten Menschens durch Tod, Scheidung, Zerwürfnis oder Zurückweisung und der Verlust des Arbeitsplatzes. In verschiedenen Studien wurde der Zusammenhang zwischen ansteigender Suizidrate und Arbeitslosenrate belegt. In den USA stieg und fiel die Suizidrate in den Jahren 1940 bis1984 gleichzeitig mit der Arbeitslosenzahl im Land. Auch die Suizidrate der ameri- kanischen Farmer stieg erheblich während landwirtschaftlichen Krisenzeiten. Außerdem zeigt eine Studie in Wien, daß die Selbsttötungsrate von Arbeitslosen wesentlich höher ist, als die der Allgemeinbevölkerung.

Jeder Mensch reagiert auf unterschiedliche Art und Weise auf Belastungen. Es gibt langfristige, kurzfristige und episodische Belastungen. Ereignisse können den Suizid zwar nicht erklären oder begründen, oft lösen sie ihn aber aus. Meist spielen die langfristigen Belastungen die größte Rolle.

Zu ihnen zählen vor allem (die später von mir noch näher beschrieben) vier Arten der Auslösefaktoren:

- berufliche Belastung
- gewalttätige Umgebung
- schwere Krankheit
. - Rollenkonflikte

4.1.2 Affektive und kognitive Veränderungen

Vor einem Suizidversuch kann man häufig Veränderungen, ja sogar Umschwünge des Verhaltens und der Stimmung des Suizidandens beobachten.

Der Betroffene zeigt sich seiner Umwelt oft gefühlsbetont und ist durch heftige Gefühlsäuße- rungen gekennzeichnet. Häufig bemerkbar sind verstärkte Traurigkeit, Angst, Wut und/oder Schamgefühle.

Der Suizidand erlebt ein für ihn unerträgliches psychisches Tief. Sein Schmerz wird immer stärker. Seine Bedürfnissen werden nicht befriedigt und er sieht keine Möglichkeit, wie sie sich erfüllen könnten. Durch den Suizid versucht die betroffene Person dem Schmerz zu ent- kommen.

Betrachtet man den Suizid kognitiv („kognitiv“: erkenntnismäßig, die Erkenntnis betreffend), so stellt man fest, daß suizidgefährdete Menschen häufig an nichts anderes mehr als an ihre Probleme denken können, für die sie keine Lösung finden. Die einzige Lösung sehen sie dann im Suizid. Auf diese Weise entwickelt sich dann ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit; das von vielen Klinikern als Indiz für Suizidabsichten gesehen wird.

Solche Menschen neigen auch dazu, in „Entweder-Oder-Kategorien“ zu denken. Sie sehen den Suizid dann als einzigen Ausweg den sie haben und sind blind für andere Möglichkeiten ihre Probleme zu lösen.

(vgl. Comer, 1995, S. 171f)

4.1.3 Alkoholkonsum

Alkohol spielt eine nicht zu vernachlässigende Rolle vor und während einem Suizidversuch. Durch Studien wurde belegt, daß mindestens 20 Prozent der Menschen vor ihrem Suizidversuch Alkohol trinken und daß ein Viertel rechtlich gesehen betrunken war. Die Vermutung, daß der Alkoholkonsum bei Suizidanden vor ihrem Tod noch höher, bzw. weiterverbreitet ist, liegt nahe. Dies ist allerdings kaum zu beweisen, da suizidale Handlungen im Fall von Alkoholeinfluß von den Behörden wahrscheinlich oft als Unfall eingestuft werden.

Alkohol hat eine enthemmende Wirkung auf Menschen. Diese Wirkung fördert den Mut der Menschen, etwas zu tun (suizidale Handlungen), vor dem sie sonst Angst hätten und das sie aus dieser Angst heraus unterlassen würden. Es wird vermutet, daß der Alkohol die Gewaltbereitschaft einer Person (auch gegen sich selbst) fördert und daß er verdeckte Aggressionen aufdeckt, die dann wirken können.

(vgl. Comer, 1995, S. 172)

Vermutlich haben andere Drogen eine ähnliche Wirkung auf suizidgefährdete Menschen und fördern, wie der Alkoholkonsum, substanzbezogene Störungen.

Der langfristige Mißbrauch von berauschenden Drogen fördert vermutlich das Gefühl, von der Droge gefangengenommen zu sein, nicht mehr loszukommen. Dies führt zu einer Hoff- nungslosigkeit, die Suizidgedanken auslösen kann. Möglicherweise steht aber auch die Hoffnungslosigkeit und/oder Verzweiflung am Anfang und führt erst zum Drogenmißbrauch, der dann das Problem verstärkt und die negativen Gefühle und Wahrnehmungen des Men- schen intensiviert. Als einziger Ausweg kann dann von diesen Personen der Suizid in Be- tracht gezogen werden.

4.1.4 Psychische Störungen

Menschen, die den Versuch unternehmen, sich selbst zu töten, müssen nicht zwangsläufig an einer psychischen Störung leiden. Dennoch sind bei etwa 30 bis 70 Prozent dieser Menschen psychische Störungen zu beobachten.

Die am häufigsten auftretenden psychischen Störungen, die am engsten mit dem Suizid verknüpft sind, sind

- affektive Störungen
- Substanzbezogene Störungen und
- Schizophrenie.

(vgl. Comer, 1995, S. 172f)

Der Begriff Schizophrenie bedeutet „spaltungsirre sein“. Symptome dieser psychischen Störung sind Denkstörungen in Form von unzusammenhängendem Denken, Persönlichkeitsspaltung, Kontaktverlust und manchmal Wahnvorstellungen. Menschen, die unter schizophrenen Störungen leiden haben oft den Kontakt zur Realität verloren.

Die populäre Meinung besagt, daß sich Schizophrene umbringen, weil die Stimmen in ihrem Kopf ihnen diese Handlung befehlen oder weil sie die Wahnvorstellung haben, Suizid sei eine großartige Sache und noble Geste. Forscher fanden aber heraus, daß das Motiv solcher Menschen meist in einer Demoralisierung zu suchen ist. Es sind vor allem junge und arbeitslose Menschen. Nach wiederholten Rückfällen glaubt die schizophrene Person, daß sie ihr Leben mit dieser Störung nicht bewältigen kann.

4.2 Beispiele für konkrete Auslösefaktoren

Nachfolgend möchte ich noch auf vier Beispiele von möglichenkonkretenAuslösefaktoren eingehen, die Comer, 1995, aufführt.

4.2.1 Berufliche Belastung:

Suizidversuche können durch große berufliche Belastung oder auch berufliche Unzufrieden- heit, wie z.B. ausbleibende Befriedigung oder Bestätigung, ausgelöst werden. Die Statistik zeigt, daß Psychiater, Psychologen, Ärzte und Zahnärzte, Anwälte und ungelernte Arbeiter zu den Berufsgruppen zählen, bei denen man besonders hohe Suizidraten finden kann. Dies muß aber nicht unbedingt auf eine besondere berufliche Belastung zurückzuführen sein. Es gibt auch Erklärungsansätze, nach denen ungelernte Arbeiter eine größere Zukunftsangst haben als Menschen in anderen Tätigkeitsfeldern und daher eher zu suizidalen Handlungen neigen. Suizidale Psychologen oder Psychiater leiden nicht unbedingt unter der emotionalen Belastung ihres Berufs, sondern haben im Gegenteil eventuellen ihren Beruf auf Grund eige- ner psychischer Probleme gewählt, sind daher also vorbelastet und somit suizidgefährdet.

4.2.2 Gewalttätige Umgebung

Psychischer oder physischer Schmerz kann Auslösefaktor für suizidale Handlungen sein. Menschen, die unterdrückt oder mißhandelt werden, oder auch Unterdrückung oder Miß- handlung in ihrer nahen Umgebung miterleben müssen, sehen oft keinen anderen Ausweg als den Suizid.

4.2.3 Schwere Krankheit

Menschen, die an einer unheilbaren Krankheit erkrankt sind, können zu der Überzeugung gelangen, daß ihr Tod in jedem Falle eintritt und sie Schmerzen und/oder psychische Belastungen nicht mehr ertragen können. Ein aktuelles und umstrittenes Problem ist der neuere medizinische Fortschritt, der zwar das Leben der Patienten verlängert, nicht aber deren Lebensqualität, die dabei oft in Vergessenheit gerät. Auch aus diesem Grund beschließen manche Patienten (meist im fortgeschrittenen oder Endstadium der Krankheit) ihre schmerzensreiche Existenz selbst zu beenden.

4.2.4 Rollenkonflikt

Jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens Rollenkonflikte. Vor allem berufstätige Frauen scheinen in den letzten Jahren vermehrt Konflikte zwischen den verschiedenen Rollen, die sie leben, zu erleben ( z.B. Ehefrau, Mutter, Arbeitnehmerin...). Dies stellt für diese Personen eine große langfristige Belastung dar, die manchmal nicht mehr bewältigt werden kann und aus der ein Suizid oder Suizidversuch hervorgehen kann. Frauen in verantwortungsvollen, qualifizierten Berufen scheinen besonders betroffen zu sein, wie aus den Suizidraten hervorgeht, die in dieser Personengruppe besonders hoch sind.

4.3 Auslösefaktoren nach Hensler, Holyst und Maris

In der folgenden Tabelle werden Auslösefaktoren genannt, auf die psychoanalytisch orien- tierte Autoren auf Grund von Äußerungen suizidgefährdeter Menschen, geschlossen haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

5. Suizidtheorien

Es können verschiedene Theorien zur Erklärung von Suizidhandlungen herangezogen werden. Diese Theorien sollen dazu beitragen, das Verständnis für Suizidhandlungen zu fördern. Es gelingt aber keiner dieser unterschiedlichen Theorien, eine allgemeingültige Erklärung zu finden. Zwar haben sich schon viele Wissenschaftler, Kliniker und Theoretiker mit Erklärungsmodellen für dieses Phänomen beschäftigt, doch es konnte keiner letztendlich feststellen, warum manche Menschen sich das Leben nehmen wollen und andere, die sich in der gleichen Situation befinden, damit umzugehen wissen.

Die Erklärungsmodelle, die im folgenden vorgestellt werden, sind leider nur in begrenztem Umfang empirisch bestätigt, und sie können auch nicht alle Arten suizidaler Handlungen er- klären.

Die folgenden Theorien erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind von unterschiedlicher Bedeutung und Wichtigkeit.

5.1 Medizinische Theorie

Die medizinische Theorie ist die wohl bedeutsamste und wird in vielen Fällen von Suizid- handlungen herangezogen. Sie geht vor allem aufErwin Ringelzurück (1953). Eine Suizidhandlung ist nach dieser Theorie eine Krankheit oder ein Symptom einer Krank- heit.

In den vorausgegangenen Kapiteln wurde schon erwähnt, daß suizidale Handlungen besonders häufig bei depressiven Menschen und bei Süchtigen vorkommen, also bei Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigen. Haenel geht davon aus, daß man solches Verhalten ebenso häufig bei schweren Neurosen und Psychosen beobachten kann. Menschen, die in diese Sparte fallen, gelten als medizinisch krank.

Außerdem können bestimmte Medikamente bei Patienten, die diese einnehmen müssen, depressives Verhalten hervorrufen. Aufgrund der Einnahme dieser Medikamente und der daraus folgenden Depressionen können suizidale Handlungen entstehen. (vgl. Haenel, 1989, S. 89)

5.2 Aggressionstheorie

Die Aggressionstheorie hat in der Praxis eine nicht unbedeutende Rolle, da im Gespräch mit Suizidanden der Umgang und die Kanalisation von Aggressionen ein wichtiges Thema ist.

Der erste Vertreter dieser Theorie warWilhelm Stekelim Jahr 1910 bei einer Konferenz in Wien. Er behauptete, daß „ niemand sich selbst tötet, der nicht einen andern hat töten wollen oder zumindest den Tod eines anderen wünschte„ (Shneidman, 1979). Einige Jahre später beschäftigten sichSigmund FreudundKarl Abrahamebenfalls mit diesem Aspekt. Die nun beschriebene Aggressionstheorie ist ein psychoanalytisches Modell und geht auf Freud und Abraham zurück.

Die Suizidhandlung wird als Umkehr von Agressionen gesehen, d.h. Aggressionen werden also gegen sich selbst gewendet. Freud und Abraham vermuteten, daß bei einem Verlust, ob realer oder symbolischer Art spielt dabei keine Rolle, die verlorene oder auch gehaßte Per- son mittels Identifikation einverleibt wird. Es entsteht ein Zwiespalt zwischen Liebe und Haß. Negative Gefühle, die früher der anderen Person entgegengebracht wurden, werden nun als Selbsthaß erlebt. Dies führt dann zu einer depressiven Reaktion. Der Suizid ist dann ein wei- terer Ausdruck und eine Fortführung dieses (Selbst-)Hasses. Beim Suizid bringt sich also nicht nur die betroffene Person selbst um, sondern auch den anderen. Der eigene Tod wird als gerechte Strafe empfunden, denn oft fühlt der Suizidant sich wegen seines Hasses schuldig und hat das Bedürfnis sich selbst deswegen bestrafen zu müssen.

In einem späteren Werk (1909) beschreibt Siegmund Freud den Suizid als grundlegenden menschlichen Todestrieb, der dem Lebenstrieb entgegenwirkt. Der Lebens- und der Todes- trieb sind primäre Triebe des Menschen, mit deren Hilfe der Mensch zu einer inneren Span- nungslosigkeit zurückfinden will, die er als Fötus erlebte. Die meisten Menschen können mit diesem Todestrieb umgehen, indem sie ihn neu ausrichten und auf andere umlenken. Suizi- dale Menschen richten diesen Trieb gegen sich selbst, da sie in ihrem Selbsthaß gefangen sind und damit nicht umgehen können. Mit dem Suizidversuch zeigt sich, daß der Todestrieb die Oberhand gewinnt.

Soziologische Befunde stimmen mit Freuds Theorie überein. Als Beweis dafür sah man Kriegszeiten, in denen die nationale Suizidrate deutlich sank. Man erklärte das damit, daß die Menschen ihre selbstzerstörerisch Energie in diesen Zeiten konkret auf ihr Feindbild umlenken konnten. Außerdem fand man heraus, daß in Staaten und Gesellschaften mit hohen Mord- und Tötungsraten die Suizidraten tendenziell niedriger waren und umgekehrt. (vgl. Comer, 1995 und Haenel, 1989, S. 89f)

5.3 Narzißmustheorie

In der griechischen Mythologie verliebt sich ein schöner junger Mann, Narziß, in sein eigenes Spiegelbild. Siegmund Freud griff 1914 diesen Begriff (Narziß) auf.

Auch diese Theorie hat einen psychoanalytischen Ansatz. In neuerer Zeit beschäftigte sich vor allemHenselermit dieser Theorie.

Henseler geht davon aus, daß jeder Mensch eine Vorstellung der Realität hat, die er als eine Art Idealvorstellung ansieht. Bei suizidgefährdeten Menschen ist das narzißtische Gleichge- wicht zwischen dieser Idealvorstellung und der Realität gestört. Das Selbstwertgefühl einer Person kann durch negative Erlebnisse und Erfahrungen (z.B. im Beruf, in der Familie oder einer Partnerbeziehung) so empfindlich gestört und/oder gekränkt werden, daß als einziger Ausweg der Suizid erscheint. Diesen Personen ist es nicht mehr möglich, ihr eigenes Ich und ihre Umwelt narzißtisch zu besetzten und sie sind daher schon bei der kleinsten Kränkung in ihrem Selbstwertgefühl verletzt und am Boden zerstört.

(Haenel, 1989, S. 90)

Viele suizidale Menschen haben eine schwierige Kindheit hinter sich, haben eine sogenann- te „Broken-home-Situation“ erlebt. Unter einer äußeren Broken-home-Situation wird zum Beispiel eine Scheidung der Eltern verstanden, der Tod eines Elternteils oder beider. Unter der inneren Broken-home-Situation versteht man eine beeinträchtigte Kindheit dadurch, daß sich das Selbst des Kindes nur ungenügend entwickeln konnte, beispielsweise weil das Kind einengend und lieblos erzogen wurde. Die Familie ist nach außen hin durchaus intakt, aber die Eltern nehmen sich beispielsweise keine Zeit für ihre Kinder, die Kinder sind also „Wai- senkinder mit Vater und Mutter“. Den Kindern fehlt später die Erfahrung einer liebevollen Familie, die sie umsorgt und von der sie Liebe und Zuneigung erhalten. Sie können dann Größenvorstellungen entwickeln, die der Realität nicht standhalten. Dadurch werden die Be- troffenen depressiv und verzweifelt, sie finden keinen Ausweg mehr und neigen zum Suizid. Viele suizidale Personen haben die Vorstellung, nach dem Suizid noch am Leben teilhaben zu können. Dies entspricht der Persönlichkeit der Personen: Größenideen und Idealvorstel- lungen sind für narzißtisch gestörte Menschen typisch; während der Suizidhandlung stellt sich das so dar, daß sich diese Menschen als Herr über Leben und Tod fühlen.

(vgl. Käsler/Nikodem, 1996, S.62ff)

„Suizidhandlungen sind fast immer als Reaktionen selbstunsicherer Menschen auf Kränkungen zu verstehen, die durch Verleugnung und Idealisierung nicht mehr zu kompensieren waren“, so Henseler in Haenel , 1989, S. 90.

5.4 Soziologische Theorie

Diese Theorie geht auf Emil Durkheim zurück. Durkheim bezeichnet den Selbstmord als Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse (1897). Durkheims Theorie war jahrelang die meist zitierte und erforschte. Auch heute noch ist sie einflußreich.

Durkheim ging davon aus, daß soziale Einbettung in die Gesellschaft, in der ein Mensch lebt, wichtig für ihn ist. Die Wahrscheinlichkeit eines Suizids wird somit dadurch bestimmt , wie stark eine Person in diese sozialen Institutionen (beispielsweise Familie, Kirche und Ge- meinde) integriert ist. Je mehr sich ein Mensch zugehörig fühlt, desto geringer ist das Suizid- risiko bei dieser Person. Allerdings wirkt eine zu starke Bindung an eine Gruppe wiederum suizidfördernd.

(vgl. Haenel, 1989, S. 90f)

Nach Durkheim gibt es drei Suizidkategorien:

-Egoistische Suizide: (egoistisch = ichsüchtig, selbstsüchtig)

Die Großfamilie existiert weitestgehend nicht mehr in unserer Gesellschaft. Kinder sind oft Einzelkinder, die nicht lernen, was es bedeutet, Geschwister zu haben, mit ihnen Konflikte auszutragen oder auch zu Teilen. Moderne Medien sind die Babysitter der heutigen Zeit. All dies trägt dazu bei, daß eine Entfremdung stattfindet. Die Gesellschaft hat wenig oder sogar gar keine Kontrolle über diese Menschen. Sie sind keinen gesellschaftlichen Regeln oder Normen unterworfen und somit auch nicht in das gesellschaftliche Beziehungsnetz integriert. Es herrscht ein Mangel an Gemeinschaftssinn. Durkheim zufolge kommt diese Art von Suizid vor allem bei Menschen vor, die isoliert, entfremdet und nichtreligiös sind.

-Altruistische Suizide: (altruistisch = selbstlos)

Diese Art von Suizid betrifft Menschen, die besonders gut in die Sozialstruktur integriert sind. Sie opfern sich bewußt für das Wohlergehen der Gesellschaft. Beispiele hierfür sind Solda- ten, die sich über eine scharfe Granate werfen, um andere zu retten, japanische Kamikaze- Piloten oder auch buddhistische Mönche und Nonnen, die mit Selbstverbrennung gegen den Vietnamkrieg protestierten.

Ebenso kann (im Gegensatz zum egoistischen Suizid) die Familie eine Person so sehr ein- engen, daß es zu einem Suizid führt. Ein eigenständiges Ich konnte dann nicht entwickelt werden.

-Anomische Suizide: (anomisch = gesetzlos)

Diese Art von Suizid begehen Menschen, die keine stabilen Strukturen in ihrer Umgebung finden. Dieser Zustand verhindert, daß diese Personen ein Gefühl der Zugehörigkeit entwickeln können, ihnen fehlt die Unterstützung und der Sinn. Auch eine tiefgreifende persönliche Veränderung in der näheren Umgebung einer Person kann zu einem anomischen Suizid führen. Beispielsweise können Menschen, die plötzlich einen größeren Geldbetrag erben, eine Phase der Anomie durchmachen, da ihr soziales, wirtschaftliches und berufliches Beziehungsgeflecht gestört wird, bzw. sich umstrukturiert.

Durkheims Suizidtheorie betrachtet die sozialen und gesellschaftlichen Dimensionen, diese werden von Klinikern manchmal übersehen.

Andererseits kann auch diese Theorie nicht erklären, warum manche Menschen, die sich in einer der hier beschriebenen Situationen befinden, sich das Leben nehmen, die meisten anderen aber nicht. Durkheim erklärt dies durch die Wechselwirkung zwischen gesellschaftlichen und individuellen Faktoren.

(vgl. Comer, 1995, S.379ff sowie Haenel, 1989, S.90f und Käsler/Nikodem, 1996, S. 62ff)

5.5 Lerntheorie

Dieser Theorie zufolge sind Suizidhandlungen erlernte Verhaltensweisen. Depressionen sind beispielsweise Verhaltensweisen, die (z.B. durch Beobachtung) erlernt wurden, mit denen der Mensch seine Hilflosigkeit ausdrücken will. Ein bestimmtes Verhalten wird in das eigene Repertoir übernommen.

Die Erfahrung beweist, daß Suizidanden oft schon bestimmte Suizidmethoden und -fälle im Bekannten- oder Verwandtenkreis erlebt haben. Die Symptome einer Depression sind also die Voraussetzung dieser psychischen Störung und nicht etwa ihre Folge. Depressive Situa- tionen werden von Suizidgefährdeten herausgefordert, solche Menschen nehmen ihre Um- welt oft nur in ganz bestimmten Stücken wahr und sehen die Gesamtheit nicht mehr. Wenn aber etwas erlernt wurde, dann kann es theoretisch auch wieder rückgängig gemacht werden.

(vgl. Käsler/Nikodem, 1996, S. 65ff und Haenel, 1989, S. 91)

Depression und Tendenz zum Suizid werden daher nicht als Krankheit oder Symptom einer Krankheit interpretiert, sondern als erlerntes Verhalten, das man korrigieren muß.

5.6 Kommunikationstheorie

Diese Theorie geht auf Bernhard Mitterauer zurück. Mitterauer stellte folgende Hypothese auf:

„Im Selbstmordversuch manipuliert der Patient nicht bewußt oder (und) bewußt seine mit- menschliche Umgebung in ein Zuwendungsverhalten, beim Selbstmord hingegen in ein Ab- wendungsverhalten.“(Mitterauer nach Haenel, 1989, S. 92). Die Gesellschaft mit ihrem Be- ziehungsgefüge bedeutet einem typischen Suizidanden kurz vor seinem Suizid nichts mehr. Er möchte in dieser Situation dann keine Hilfe von außen mehr annehmen. Ein Suizidversu- cher dagegen versucht Beziehungen aufrecht zu erhalten. Der Suizidversuch ist dann als Hilfeschrei zu werten.

Beiden Verhaltensweisen liegt eine Veränderung der Person zu Grunde. Es kann eine positi- ve Veränderung stattfinden, bei der die Umwelt den Suizidanden als sehr ausgeglichen er- lebt und nicht auf die Idee kommt, daß sie es mit einer suizidgefährdeten Person zu tun hat. Es kann aber auch sein, daß ein Gefährdeter seine Umwelt mit seinen Suizidgedanken so zermürbt und überbeansprucht, daß im wirklichen Ernstfall niemand mehr reagiert. (vgl. Haenel, 1989, S. 92)

5.7 Biologische Theorie

Diese Theorie beruht hauptsächlich auf Untersuchungen von Familienstammbäumen. Die Forscher fanden wiederholt höhere Raten suizidalen Verhaltens bei nahen Verwandten suizidaler Menschen als bei nichtsuizidalen Menschen. Dies legt die Vermutung nahe, daß genetische und somit biologische Faktoren hier eine Rolle spielen.

Natürlich könnte man diese Befunde auch nicht-biologisch interpretieren. Eine rein biologi- sche Schlußfolgerung ist vermutlich unangemessen, aber in den letzten Jahren lieferten ver- schiedene Laboruntersuchungen Belege für eine biologisch orientierte Auffassung des Sui- zids.

Vor allem ein niedriger Serotoninspiegel (Neurotransmitter) wird für aggressive Gefühle und impulsives Handeln verantwortlich gemacht. Bei klinisch depressiven Menschen kann eine niedrige Serotoninaktivität aggressive und impulsive Handlungen auslösen, die besonders anfällig für suizidales Denken und Handeln machen.

Eine Studie, die 1976 vonMarie Asberg und Mitarbeiterndurchgeführt wurde, zeigt, daß die 5-Hydroxyindolessigsäure (5-HIAA) im Gehirn bei depressiven Menschen meist erhöht ist. Dies läßt vermuten, daß der Serotoninspiegel niedrig ist, da 5-HIAA ein Nebenprodukt des Serotonins ist. Dies läßt den Schluß zu, daß Menschen mit niedrigem Serotoninspiegel mehr suizidgefährdet sind als andere. Außerdem unternehmen Personen mit niedrigem 5-HIAA- Spiegel mit zehn mal größerer Wahrscheinlichkeit einen erneuten (erfolgreichen) Suizidver- such, wenn ihr erster nicht geklappt hat, als suizidale Menschen mit hohem 5-HIAA-Spiegel. Bei einer Untersuchung stellte man fest, daß hohe oder niedrige Serotoninaktivität, Depres- sion und Suizid nicht unbedingt zusammenhängen müssen. Man fand bei Menschen, die nicht depressiv waren, aber einen Suizid versucht hatten, eine ungewöhnlich niedrige Kon- zentration von 5-HIAA.

Die meisten Forscher sind sich jedoch einig, daß ein niedriger Serotoninspiegel aggressives Verhalten und impulsives Handeln fördert. Dies wiederum macht tendenziell anfälliger für Suizidgedanken und Suizidhandlungen.

(vgl. Comer, 1995, S. 378f)

Allgemein gesehen, können Suizidhandlungen weder rein biologisch, noch rein medizinisch oder psychologisch betrachtet und interpretiert werden. Vielmehr sind wahrscheinlich viele komplexe Zusammenhänge verantwortlich für dieses Phänomen, die miteinander verknüpft werden müssen.

6. Zahlen und Fakten zur Suizidalität

Wie die meisten Statistiken ist auch jede Statistik, die sich mit Suizid befaßt, mit Vorsicht zu genießen. Es stellt sich die Frage, ob jeder Suizid auch als solcher erkannt wird. Man kann vermutlich davon ausgehen, daß beispielsweise unter der Rubrik Autounfälle oder Drogento- te auch Suizidtote zu finden sind. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle meiner Seminarar- beit einige Zahlen und Fakten des Statistischen Bundesamtes, die sich mit Suidalität befas- sen, aufführen.

1995 starben in Deutschland 12 888 Menschen wegen Suizid (71,6% Männer und 28,4% Frauen). Die Suizide sind ab dem Jahr 1980 permanent rückläufig, in Westdeutschland bei Männern um 26,8% und bei Frauen um 41,1%, in Ostdeutschland um 40,1% und 60,3% (siehe auch nachfolgende Grafik).

Suizidsterblichkeit:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: StBA, Todesursachenstatistik)

Die höchsten Suizidzahlen findet man in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Innerhalb eines Vergleiches aller europäischen Länder liegt Deutschland in der Mitte. Finnland und Österreich haben die höchsten Suizidzahlen bei Männern, Luxemburg und Portugal bei den Frauen; die niedrigsten Werte findet man in Griechenland und Italien bei den Männern und in Großbritannien und in den Niederlanden bei den Frauen (bezogen auf die verlorenen Lebensjahre ja 100 000 EW unter 70 Jahren).

Altersspezifische Suizidsterblichkeit 1995:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: StBA, Todesursachenstatistik)

Aus dieser Abbildung ist ersichtlich, daß mit zunehmenden Alter auch die Suizidrate ansteigt. Generell kann man sagen, daß die Wahrscheinlichkeit, durch Suizid zu sterben, mit dem Lebensalter zunimmt.

60-jährige Frauen begangen 1995 48,7% aller Suizide. Allerdings sinkt der Anteil an Suizi- den an allen Todesursachen mit den Lebensjahren. Bei den 20- 40-jährigen Menschen da- gegen zählt der Suizid zu den häufigsten Todesursachen. Trotz niedriger Suizidrate ist der Suizid die dritthäufigste Todesursache bei jungen Menschen.

Insgesamt gesehen waren 1995 Suizide für 1,5% der männlichen und 0,8% der weiblichen Todesfälle verantwortlich; dabei muß aber (wie anfangs schon erwähnt) berücksichtigt werden, daß viele Suizide nicht als solche erkannt werden und daher in keiner Statistik auftauchen. Es existiert also eine Dunkelziffer.

Die Suizidrate liegt bei Ausländern, die in Deutschland leben, deutlich niedriger als bei der deutschen Bevölkerung.

Bei Kindern und Jugendlichen stehen Suizide im Alter von 10 bis 15 Jahre etwa an vierter Stelle der Todesursachen, bei den 15- bis 20-Jährigen sogar an zweiter Stelle. Das Verhält- nis von den jugendlichen Jungen zu Mädchen beträgt etwa 3:1, bei den Kindern sogar mehr als 4:1.

In allen Altersgruppen werden vornehmlich sogenannte „harte“ Methoden des Suizids ange- wandt. Erhängen, Erdroseln und Ersticken überwiegen dabei. 1995 wurden 6 687 solcher Suizide gezählt. Männer nutzen diese Methoden häufiger als Frauen (Männer: 56,1%, Frau- en: 41,4%). Bei den 10 - 14jährigen männlichen Kindern und Jugendlichen erhängten sich 65,8%, bei den weiblichen Kindern und Jugendlichen dieser Altersgruppe waren es 28,6%.

Da Suizidversuche aus Gründen des Datenschutzes amtlich nicht mehr erfaßt werden, ist man auf Schätzungen angewiesen. Eine Erfassung wäre auch sehr schwierig, da nur suizidale Handlungen, die beispielsweise im Krankenhaus behandelt werden, bekannt werden. Man schätzt, daß bei männlichen Suizidanden drei Versuche auf einen vollzogenen Suizid kommen, bei weiblichen zwölf.

Insgesamt wurde 1995 die Suizidversuchsrate in Deutschland auf 77 je 100 000 Einwohner bei Männern und auf 127 bei Frauen geschätzt.

Suizidversuche werden wohl meistens in anderen Altersgruppen begangen als vollzogen Suizide. 1995 fand man die höchsten Suizidversuche mit 340 je 100 000 Einwohner bei den 15- 19jährigen Frauen.

Wenn eine Wiederholung eines Suizidversuchs stattfindet, dann passiert dies meist innerhalb eines halben Jahres nach dem Erstversuch.

(vgl. Gesundheitsbericht für Deutschland, 1998 - Kap. 5.16: Suizid: URL: http://www.statistik-bund.de/d_home.htm)

Betrachtet man einen längeren Zeitraum, so ist festzustellen, daß die Suizide um ein kon- stantes Mittel schwanken. Es ist also kein bemerkenswerter Anstieg zu verzeichnen. In den letzten 25 Jahren läßt sich im Gegenteil eine generelle Tendenz zum Rückgang von Suizi- den feststellen.

7. Adressen von Hilfseinrichtungen

Vielleicht ist diese oben genannte Entwicklung auf eine Veränderung im gesellschaftlichen Umfeld der Betroffenen zurückzuführen. Heute ist Suizid kein Tabuthema mehr. Mittlerweile gibt es eine große Anzahl von Hilfseinrichtungen, von denen ich im folgenden einige erwäh- nen möchte (Quelle: http://members.aol.com/suicidepsy.html):

Beratungsstellen im Bereich der Postleitzahl 7 :

- Psychosoziale Beratungsstelle für Selbstmordgefährdete und Menschen in Lebenskrisen Kartäuserstr. 77, 70104 Freiburg, Tel.: 0761-33388

- Arbeitskreis Leben (AKL) - Laienhilfe und Kontakt in Lebenskrisen Schöllkopfstr. 65, 73230 Kirchheim, Tel. (07021) 7 50 02

- Arbeitskreis Leben (AKL) Laienhilfe u. Kontakt in Lebenskrisen e. V. Österbergstr. 4, 72070 Tübingen Tel.: 07071-19298; Geschäftsnummer: 07071 - 9221-0 · Arbeitskreis Leben (AKL) - Laienhilfe und Kontakt in Lebenskrisen Frickenhäuser Str. 16, 72622 Nürtingen , Tel.: 07022-39112

- Arbeitskreis Leben Weinsberger Str. 45, 74072 Heilbronn, Tel.: 07131-164251

- Arbeitskreis Leben e. V. Hirschstr. 118, 76137 Karlsruhe, Tel.: 0721-811424 · KONTAKTKREIS LEBEN Aspenweg 25, 78727 Oberndorf-Neckar, Tel.: 07423-3604

- Arbeitskreis Leben Reutlingen e.V. Karlstr. 28, 72764 Reutlingen, Tel. (07121) 19 2 98, Fax (07121) 4 44 12

- Sorgentelefon für Erwachsene 79641 Schopfheim, Tel.: 07762-9001 Selbsthilfegruppen, die in vielen größeren Städten Deutschlands existieren (Kontaktadressen):

- Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (NAKOS) Albrecht-Achilles-Str. 65, 10709 Berlin, Tel.: 030/8914019

- Hilfe zum Weiterleben - AK für Selbstmordverhütung u. Krisenberatung e.V. Postfach 1818, 32708 Detmold, Tel.: 05231/32984

- Arbeitskreis Leben Stuttgart e.V. - Hilfe bei Selbstmordgefährdung und Lebenskrisen Eierstr. 9, 70199 Stuttgart, Tel.:0711/600620

- Die Arche - Selbstmordverhütung und Hilfe in Lebenskrisen e.V. Viktoriastr. 9, 80803 Müchen, Tel.: 089/334041

- Angehörigengruppe um Suizid e.V. (AGUS) Wichernstr. 1, 95447 Bayreuth, Tel.:0921/66 110

- Kontakt- und Informationsstelle für verwaiste Eltern in Deutschland e.V. Esplanade 15, 20354 Hamburg, Tel.: 040/35505643 od. 35505644 · Michael-Franke-Stiftung Quantius Str. 8, 53115 Bonn, Tel.: 0228/696939

- Selbsthilfegruppen für emotionale Gesundheit: Emotions Anomymous Katzbachstr. 33, 10965 Berlin, Tel.: 030/7867984

Ein Verzeichnis von weiteren ambulanten Krisendiensten, Hilfseinrichtungen, welches ständig aktualisiert wird, ist gegen eine Schutzgebühr erhältlich bei:

- Beratungsstelle NEUhland (z.H. Michael Witte) Nikolsburger Platz 6, 10717 Berlin, Tel.: 030/8730111 Fax: 030/8734215 Weitere Informationen über die Geschäftsstelle von:

- Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention - Hilfe in Lebenskrisen e.V. (DGS) Bezirkskrankenhaus Bayreuth, Nordring 2, 95445 Bayreuth, Tel.: 0921-283300

8. Suizid bei Kindern und Jugendlichen

Das Suizidrisiko wird bei Kindern und Jugendlichen oft falsch eingeschätzt. Es ist schwer zu sehen, ob es sich um einen ernsthaften oder demonstrativen Suizid(-versuch) handelt. Kinder haben meist nicht das Wissen von Erwachsenen, daher kann es vorkommen, daß ein demonstrativer Suizidversuch zu einem ernsthaften wird, da zum Beispiel die falsche Menge (zu hohe Menge) eines Giftes eingenommen wird oder andersherum. So kommt es dann auch zu späteren Aussagen der Kinder, daß sie nicht wüßten, ob sie sich wirklich das Leben nehmen wollten oder nicht.

Daher stellt sich auch das Problem, zwischen Suizid und Unglücksfall zu unterscheiden. Laut WHO sind rund 75 Prozent der tödlichen Vergiftungen bei Kindern und Jugendlichen Suizid- fälle, das heißt, daß Zufallsvergiftungen nur eine untergeordnete Rolle spielen, aber auch vorkommen können.

Kinder erreichen frühestens mit 7 Jahren einen Entwicklungsstand, der sie erkennen läßt, daß der Tod endgültig ist und nicht rückgängig gemacht werden kann. Es muß also auch immer die Frage gestellt werden, ob ein Kind weiß, was Sterben und Tod bedeutet. Oft empfinden sie beispielsweise den Tod eines nahen Verwandten als eine Art des „Verlassenwerdens“ und wundern sich dann sogar, daß sie keine Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenke von dieser Person mehr bekommen.

Das Jugendalter ist eine Zeit der Wandlung vom Kind zum Erwachsenen. Die Persönlichkeit entwickelt sich und gleichzeitig wird oft das Selbstgefühl heftig erschüttert. Jugendliche tra- gen innere Konflikte mit sich herum, dazu kommen Konflikte, die sie mit ihrer Umwelt austra- gen. Wenn diese Konflikte sich langsam oder schnell zuspitzen und alle bisherigen Strate- gien, mit solchen Situationen umzugehen, versagen, dann kann es zu einer Anhäufung der verschiedensten Gefühle kommen. Diese Gefühle können als unerträglich empfunden wer- den. Der Suizidanlaß erscheint einem außenstehenden Betrachter oft banal. Meist muß man aber alle (Konflikt-) Situationen gemeinsam betrachten, denn eine einzelne löst in der Regel keinen Suizid aus.

Nur selten sind Psychosen oder schwere psychische oder physische Krankheiten Grund für Suizidhandlungen von Kindern und Jugendlichen. Es fällt aber auf, daß in den Familien häu- fig Psychosen oder Neurosen vorkommen. Daher liegt die Vermutung nahe, daß es sich manchen Kindern um eine sich ankündigende psychische Störung handelt oder daß sie aus den Verhaltensstrukturen ihrer Familie gelernt haben und sie durch Beobachten übernom- men haben. Betrachtet man Familiengeschichten von suizidgefährdeten Kindern und Ju- gendlichen, so stellt man fest, daß es eine gewisse Häufung von Bedingungen gibt, die zu einem Selbstmordversuch führen können. Allerdings muß es nicht unabdingbar dazu kom- men, es sind auch andere selbstzerstörerische Verhaltensweisen möglich (z.B. Drogenkon- sum, Eßstörungen...).

Beispiele bestimmter Familiengeschichten, die zu selbstzerstörerischen Verhalten führen können (auf diesen Punkt gehe ich im nächsten Kapitel noch näher ein): Ø Trennung, Tod oder Selbstmord eines nahen Verwandten

- Konflikte der Eltern werden über das Kind ausgetragen, das plötzlich Partei ergreifen muß und hin- und hergerissen ist/wird
- Gewalt in der Familie (sowohl körperlich als auch seelisch) Ø Unaufgeklärte Konflikte

In Studien mit depressiven Kindern stellte sich heraus, daß sich jedes vierte dieser Kinder schon einmal gedanklich mit Suizid auseinandergesetzt hat und davon die Hälfte Suizidversuche durchgeführt hat.

Wie auch bei Erwachsenen gibt es auch bei Kindern geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wahl des Suizidmittels. Jungen wählen in der Regel aggressivere Mittel als gleichaltrige Mädchen. Beispielsweise kamen innerhalb eines Jahres von 61 Kindern und Jugendlichen 43 Jungen durch Erdrosseln, Erhängen oder Ersticken ums Leben (10- bis 15jährige). Acht Kinder oder Jugendliche starben durch Vergiftung, davon waren sechs Mädchen. (vgl. Nissen, 1986)

9. Auslösefaktoren und Motive für Suizid bei Kindern und Jugendlichen

-Wunsch nach Wiedervereinigung:

Durch die Beobachtung von Häufigkeit von Suiziden an Geburts- oder Sterbetagen kann man feststellen, daß der Wunsch nach Wiedervereinigung mit der geliebten Person ein Motiv für Suizidhandlungen bildet.

Kinder sind sich nicht immer über die Endgültigkeit ihrer Handlung im klaren.

-Appellfunktion:

Durch den Suizidversuch versucht das betroffene Kind auf sich aufmerksam zu machen und sendet ein Notsignal. Es sieht den Suizid oft als letzten Ausweg und appelliert so an seine Umwelt, ihm beispielsweise mehr Aufmerksamkeit zu schenken und seine Situation zu be- trachten.

-Aggressivität nach außen gerichtet:

Suizidhandlungen sind oft auch als nach außen gerichtete aggressive Akte der Kinder zu verstehen. Sie möchten einer anderen Person indirekt Schaden zufügen, indem sie sie in ihrer Existenz treffen. Diese Person ist meist geliebt und gehaßt zugleich.

-Aggressivität gegen sich selbst gerichtet:

Im Kind entwickelt sich eine enge Beziehung zwischen Aggressivität, Autoaggressivität und Homocid mit der es nicht mehr zurecht kommt.

-Verhinderung eines drohenden Verlustes:

Das Kind handelt nach dem Motto: „Wenn du mich verläßt, dann ermordest du mich.“. Es will mit seiner Suizidabsicht möglicherweise eine drohende Scheidung der Eltern oder eine Heimeinweisung verhindern.

10. Verhaltensweisen, die für eine mögliche Suizidgefährdung bei Kindern und Ju- gendlichen sprechen

Im folgenden werden einige Beispiele für Verhaltensweisen und Tatbestände genannt, die für eine gesteigerte Suizidgefährdung eines Kindes oder Jugendlichen sprechen können.

- Das Kind schreibt Zettel oder Briefe mit Suiziddrohungen und läßt diese offen liegen. Dies sind gezielte oder auch ungezielte Drohungen, die aber in jedem Fall ernst zu neh- men sind.
- Auf eine gesteigerte Suizidgefährdung deutet ein vermehrtes Vorkommen von Suiziden und Suizidversuchen in der Familie hin.
- Das Kind äußert konkrete Vorstellungen über die Durchführung und den Ablauf der Sui- zidhandlung. Es nennt auch das Suizidmittel. Je definitiver und konkreter diese Angaben, desto größer ist die Gefährdung, daß das Kind danach handelt.
- Latente Suizidversuche können zu konkreten suizidalen Plänen weiterentwickelt werden, wenn das Kind existenzielle Konflikte oder Ängste erlebt und verspürt.
- Die „Ruhe vor dem Sturm“ wird falsch gedeutet und als Überwindung von Konflikten ge- sehen. Sie weist aber auf eine Periode der suizidalen Vorbereitungszeit hin.

11. Suizidprävention bei Kindern und Jugendlichen:

Prävention bedeutet „vorbeugendes Handeln“. Im folgenden Kapitel möchte ich auf Möglichkeiten des vorbeugenden Handelns, vor allem in der Schule, eingehen.

Konkrete prophylaktische Maßnahmen sind nur dann wirksam, wenn es gelingt, das Kind als suizidgefährdet zu erkennen, was nur durch genaues Hinsehen und Beobachten geschehen kann.

Fürsorge und Liebe von den Bezugspersonen sind die wichtigsten Ausgangspunkte für ein gesundes Kind. Andererseits gibt es aber auch Suizidfälle in intakten, harmonischen und liebevollen Familien, die nicht verhindert werden können. Man kann also auch hier wieder feststellen, daß eine Vielzahl von Aspekten zusammenkommen, die suizid-fördernd oder - auslösend wirken.

Einzelne Schüler und Schülerinnen reagieren unterschiedlich auf den steigenden Leistungs- druck der Schule. Die Schule nimmt einen großen Teil der Zeit im Leben von Kindern und Jugendlichen ein. Lehrer und Schüler verbringen also einen großen Teil des Tages zusam- men. Die Klassen werden aber häufig immer größer und damit für den Lehrer auch immer unüberschaubarer in Bezug auf die Einzelperson. Das wird zum Problem, wenn Kinder und Jugendliche an Druck-, Angst- und Versagensphantasien leiden; diese können im Extremfall eskalieren, wenn Lehrer Veränderungen im Verhalten nicht wahrnehmen (können).

Eben diese Wahrnehmung von Veränderungen ist aber der erste Schritt der Suizidprävention. Neben Eltern und Umfeld sind aus oben genannten Gründen vor allem die Lehrer gefragt, Verhaltensabweichungen zu registrieren und darauf zu reagieren. Der erste Schritt dabei ist meiner Meinung nach, den Schülern Maßnahmen der Konfliktbewältigung nahezubringen. Schüler sollten lernen Alternativen zu finden.

Außerdem sollte Suizid aus dem „Tabu-Bereich“ herausgehoben werden und im Unterricht thematisiert werden und das nicht erst dann, wenn ein Suizid vorgefallen ist.

Trotz voller Bildungspläne muß im Unterricht Zeit gefunden werden, auf solche Inhalte ein- zugehen.

Im Optimalfall sieht ein Schüler den Lehrer als Vertrauensperson und sucht ein Gespräch mit ihm. Das setzt aber eine große Bereitschaft zur Öffnung und ein starkes Vertrauensverhältnis voraus. Ein solches Gespräch kann dem Schüler helfen, wenn er sich ernst genommen fühlt und seine Probleme nicht abgetan werden. Ein Lehrer sollte solch eine Chance nutzen und sich die erforderliche Zeit dafür nehmen, denn oft hilft es schon, einfach nur zuzuhören, auch wenn man nicht sofort ein „Patentrezept“ an der Hand hat.

Natürlich können Präventionsprogramme Suizide nicht vollständig verhindern, doch vielleicht können sie etwas an deren Häufigkeit ändern.

12. VERWENDETE LITERATUR

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Ursachen des Suizids. Geschichtlicher Überblick und Statistiken
Autor
Jahr
1999
Seiten
34
Katalognummer
V95951
ISBN (eBook)
9783638086295
ISBN (Buch)
9783656823339
Dateigröße
1406 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Suizid
Arbeit zitieren
Âlexandra Illichmann (Autor:in), 1999, Ursachen des Suizids. Geschichtlicher Überblick und Statistiken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95951

Kommentare

  • Gast am 11.9.2001

    Bitte um Auskunft: Gründe für Suizide.

    Guten Tag,
    vielleicht beschäftigen Sie sich noch mit dem Thema: ich suche Informationen über Gründe für Selbstmorde, insbesondere interessieren mich Fälle, in denen die Opfer in den Tod getrieben wurden. Bitte kurze Information an meine E-Mail-Adresse.
    Vielen Dank!
    Mfg

  • Gast am 28.2.2001

    Suizid.

    Diese Arbeit ist echt spitze und beinhaltet alles was wichtig ist auch wenn man über die Ansichtsweise streiten könnte.

Blick ins Buch
Titel: Ursachen des Suizids. Geschichtlicher Überblick und Statistiken



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