Historischer Überblick vom Wiener Kongress bis zum Deutsch-Französischen Krieg


Ausarbeitung, 2020

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. 1806-1815 - Der Weg zum Wiener Kongress
1.1. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation
1.2. Die Napoleonischen Kriege
1.3. Die Entstehung des Nationalbewusstseins
1.4. Die Befreiungskriege
1.5. Der Wiener Kongress
1.6. Der Deutsche Bund

2. 1816-1849 - Der Weg zur Revolution
2.1. Die Burschenschaften
2.2. Die Industrialisierung
2.3. Die Revolution von 1848/1849

3. 1850-1871 - Der Weg zur deutschen Einheit
3.1. Die Jahre nach der Revolution
3.2. Der Deutsch-Deutsche Krieg
3.3. Der Deutsch-Französische Krieg

4. Bibliografie

1. 1806-1815 - Der Weg zum Wiener Kongress

1.1. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das heutige Deutschland Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und bestand aus verschiedenen Kleinstaaten, wie zum Beispiel Bayern, Preußen und Baden, sowie Freien Städten, beispielsweise die Hansestädte Hamburg und Bremen. Dieser Zusammenschluss, der über hundert verschiedenen Territorien in sich vereinte, war ein loser Staatenbund ohne politische Zentralgewalt, in dem das Volk absolutistisch regiert wurde und wo die politische Situation weitgehend vom Gegensatz der beiden Großmächte Österreich und Preußen bestimmt war.1 Es gab zwar den Kaiser, der über das Heilige Römische Reich herrschte, jedoch definierte jeder Herrscher eines Territoriums selbst die Richtlinien seiner Politik.2 Die Vielstaaterei war vor allem auf die Religionskriege zurückzuführen, die das Reich in eine protestantische Mehrheit im Norden und eine katholische Mehrheit im Süden aufteilte.3 Zu diesem Zeitpunkt fehlte den Untertanenjegliches politisches Nationalbewusstsein.4

1.2. Die Napoleonischen Kriege

Lange Zeit hatte das Heilige Römische Reich Deutscher Nation Mitteleuropa vor Kriegen geschützt, bis Napoleon I., der sich 1804 selbst zum Kaiser gekrönt hatte, mit seinen Truppen im Zuge der Napoleonischen Kriege von Westen aus sehr weite Teile des Reiches mit den Ideen der französischen Revolution im Gepäck eroberte. Im Jahre 1805 besiegte die französische Armee die Großmacht Österreich, was die Abdankung Kaiser Franz als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ein Jahr später zur Folge hatte. 1806 besetzten die Truppen dann auch Berlin und verlangten hohe Kontributionszahlungen von Preußen.5 Dies alles führte zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches und somit zu einer territorialen Neuordnung der Gebiete.6 Es entstand der Rheinbund, in dem 16 deutsche Staaten unter dem Protektorat von Napoleon standen.7 Die dem Bund angehörigen Staaten wurden zentralisiert und mit dem Code Napoléon, der die Grundprinzipien der französischen Revolution beinhaltete, wurden liberale Reformen in den Gebieten eingeführt.8 Dadurch sollten die Staaten leistungsfähiger gemacht werden und somit ein Gegengewicht zu den beiden Großmächten Preußen und Österreich bilden. Außerdem wurden vor allem in Süddeutschland auch Staaten zusammengelegt beziehungsweise vergrößert und teilweise sogar von Napoleon zu Königreichen erhoben, wie es zum Beispiel in Bayern der Fall war.9

1.3. Die Entstehung des Nationalbewusstseins

Ein neues politisches Nationalbewusstsein entstand zunächst in den elitären und akademischen Kreisen der Gesellschaft. Beispiele dafür sind unter anderem Johann Gottlieb von Fichtes Reden an die deutsche Nation aus dem Jahre 1808 oder auch „Des deutschen Vaterlandes“ von Moritz Arndt. Diese nationalen Impulse fielen beim Volk auf fruchtbaren Boden, da sie von den französischen Besatzern unterdrückt wurden und außerdem auch noch für sie gegen Russland kämpfen mussten.10 In Preußen sollte eine Neugestaltung des Staates durch soziale Reformen vollzogen werden, an der das Volk maßgeblich teilhaben und durch die das Gefühl von Nationalehre und die Liebe zum Vaterland wiederbelebt werden sollten. Außerdem wollten die preußischen Reformer dadurch auch die Befreiung aus der Hand der französischen Besatzer und die nationale Einigung Deutschlands erreichen.11

1.3.1. Der Aufruf zur nationalen Einigung

König Friedrich Wilhelm III. nutzte im März 1813 das neue Nationalgefühl für ein (kurzfristiges) Bündnis mit dem Volk. Sein „Aufruf zur nationalen Einigung“ wurde in Form von Flugblättern und in einer schlesischen Zeitung veröffentlicht. In ihm spricht er nicht nur zum preußischen, sondern zum gesamtdeutschen Volk und appelliert an ihren Stolz und fordert sie außerdem dazu auf sich zusammenzuschließen, um die Übermacht Frankreich zu stürzen.12 Aufgrund des gemeinsamen Schicksals der Unterdrückung durch die französischen Truppen, entwickelte sich somit ein starker Patriotismus in Deutschland.13

1.4. Die Befreiungskriege

Die Zeit der Befreiungskriege war aufgrund des neuentwickelten, starken Patriotismus in den Jahren 1812 und 1813 positiv konnotiert.14 Nachdem sich der König von Preußen Ende des Jahres 1812 nach dem gescheiterten Russlandfeldzuges Napoleons dazu entschloss mit Russland zusammenzuarbeiten schlossen sich auch Schweden, Großbritannien und Mecklenburg-Schwerin als zunächst einziger deutscher Staat der Koalition an.15 Nach und nach schlossen sich ihnen weitere Staaten an und so kam es im Oktober 1813 mit über einer halben Millionen beteiligter Soldaten zur bis dahin größten Schlacht der Geschichte: die Völkerschlacht bei Leipzig, in der Napoleon entschieden geschlagen werden konnte. Am 14. März des darauffolgenden Jahres marschierten die Koalitionstruppen dann in Paris ein. Nach dem Einmarsch der Truppen dankte Napoleon als Kaiser ab.16

1.5. Der Wiener Kongress

Als Folge des Krieges fand der Wiener Kongress von September 1814 bis Juni 1815 statt, an dem insgesamt 5 Großmächte teilnahmen: Österreich, Preußen, Großbritannien, Russland und Frankreich. Der Kongress hatte eine territoriale und politische Neuordnung Europas zum Ziel, durch die Frankreich wieder in seinen Grenzen von 1792 hergestellt werden sollte und benachbarte Staaten unabhängig werden sollten.17 Durch den Kongress wurde Preußen in eine mitteleuropäische Schlüsselstellung gerückt18, da sie vor allem im Westen viele Gebiete annektieren konnten. Diese Gebiete waren sehr wichtig, da sie reich an Rohstoffen waren. Außerdem gab es dort viel Industrie und dementsprechend auch viele Einwohner. Man konnte nach dem Wiener Kongress in Deutschland zwar immer noch von einer Vielstaaterei, jedoch nicht mehr von einer Kleinstaaterei sprechen.19

1.6. Der Deutsche Bund

Das Ergebnis des Wiener Kongresses war die Entstehung des Deutschen Bundes. Dieser war, wie das Heilige Römische Reich, ein loser Staatenverbund und somit kein Nationalstaat.20 Die deutsche Bevölkerung setzte drei große Hoffnungen in den Kongress. Zunächst einmal wünschten sie sich die Überwindung der Zersplitterung Deutschlands durch das Schaffen eines Nationalstaates. Das Ergebnis dieser Hoffnung war ein „loser Staatenbund ohne Oberhaupt“21. Dies war nötig, da weder Preußen noch Österreich bereit waren die Vorherrschaft des jeweils anderen zu akzeptieren. Außerdem wollte die süddeutschen Staaten ihre durch den Rheinbund erlangte Souveränität nicht aufgeben.22 Dieses sogenannte „Drittes Deutschland“ bestand aus den Mittelstaaten, also den Gebieten zwischen Main und Donau wie zum Beispiel den Königreichen Bayern, Württemberg, Hannover und Sachsen.23 Als zweites hoffte die Bevölkerung auf eine Begrenzung der monarchischen Regierungsform, also den Abbau der absoluten Herrschaft der Fürsten.24 Das tatsächliche Ergebnis des Wiener Kongress sah etwas anders aus: Deutschland wurde im Sinne der alten Dynastien wieder hergestellt, so dass das Volk weiterhin Untertan blieb. Als letztes erhoffte die deutsche Bevölkerung sich die Einräumung von mehr individuellen Rechten. Das Ergebnis war die Einberufung des Bundestags in Frankfurt, an dem die deutschen Fürsten und freien Städte teilnahmen. Dieses Gesamtdeutsche Organ war also keine Volksvertretung. Die politische und territoriale Neuordnung Deutschlands wurde also allein von fürstlichen Interessen bestimmt.25

2. 1816-1849 - Der Weg zur Revolution

2.1. Die Burschenschaften

In der Zeitperiode zwischen dem Wiener Kongress und der Revolution von 1848/49, die auch als Vormärz bezeichnet wird, wurde das Bürgertum zunehmend politisch aktiv und forderte die Gründung eines Nationalstaates mit Freiheits- und Grundrechten. Die Bürger begannen sich gegen die absolute Fürstenherrschaft und Repression aufzulehnen und wollten eine nationale Einheit und eine freiheitliche Gesamtverfassung. Pioniere dieser Nationalbewegung waren Burschenschaften, wie zum Beispiel die im Juni 1815 gegründete Jenaer Burschenschaft oder die im Oktober 1818 gegründete Allgemeine Deutsche Burschenschaft. Sie alle betonten den Einheitsgedanken, sprachen von der Reinerhaltung der deutschen Kultur und der Abwehr fremdländischer Einflüsse und forderten Bürger- und Freiheitsrechte. Im Jahre 1817 fand das von den deutschen Burschenschaften organisierte Wartburgfest statt, die erste öffentliche Kundgebung für die Einheit Deutschlands. Außerdem wurden dort auch politische und soziale Emanzipation gefordert.26 Rund 2 Jahre später, am 20. September 1819 bestätigte der Bundestag die Karlsbader Beschlüsse, die Verfolgungs- und Unterdrückungsmaßnahmen von Anhängern liberaler und nationaler Oppositionen und vor allem von Burschenschaften, Unis und ähnlichen Institutionen festlegte. Auslöser dafür war die Angst vor Revolutionen an den verschiedenen deutschen Höfen und bei den Fürsten, unter anderem auch auf Grund der Ermordung des Schriftstellers und russischen Generalkonsuls August von Kotzebue durch einen Studenten und Burschenschaftler am 23. März 1819. Die Maßnahmen bestanden zum Beispiel aus dem Verbot von Burschenschaften und der starken Einschränkung von Presse- und Meinungsfreiheit. Zu einem Erstarken der Nationalbewegung kam es erst wieder nach der Julirevolution in Frankreich im Jahre 1830. Zwei Jahre später, am 27. Mai 1832 fand dann das Hambacher Fest, eines der berühmtesten Volksfeste statt, bei dem Weltverbrüderung und nationale Selbstbestimmung gefordert wurde.27 Außerdem wurden Reden wie zum Beispiel die vom Juristen, Publizisten und Mitorganisator des Festes Siebenpfeiffer gehalten, die die Ideen der Aufklärung aufgriffen und den Einheitsgedanken betonten.28

[...]


1 Lothar Gall: 1871 - Fragen an die deutsche Geschichte. Ausstellungskatalog, Regierung der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 1971, S.22.

2 s. DH, Seminar "Deutsche Geschichte" 2019-2020.

3 Ebd.

4 Lothar Gall, S.22.

5 DH, Seminar "Deutsche Geschichte".

6 Lothar Gall, S.23.

7 Ebd.,S.36.

8 Ebd., S.40.

9 DH, Seminar "Deutsche Geschichte".

10 LotharGall,S.24,S.45.

11 Ebd., S.40f.

12 Ebd.,S.24.

13 DH, Seminar "Deutsche Geschichte".

14 Ebd.

15 Lothar Gall, S.45.

16 https://www.slpb.de/themen/geschichte/1789-bis-1871/befreiungskriege/ (aufgerufen am 03.04.2020).

17 DH, Seminar "Deutsche Geschichte".

18 Michael Stürmer: Die Reichsgründung. Deutscher Nationalstaat und europäisches Gleichgewicht im Zeitalter Bismarcks. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1993,5.35.

19 DH, Seminar "Deutsche Geschichte".

20 Ebd.

21 Lothar Gall, S.48.

22 Ebd.

23 Michael Stürmer, S.35.

24 Lothar Gall, S.24.

25 Ebd.,S.49.

26 Ebd., S.58ff.

27 Michael Stürmer, S.36.

28 Johann Georg August Wirth: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Neustadt a.H. 1832 (Nachdruck Neustadt 1981), S. 31-41.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Historischer Überblick vom Wiener Kongress bis zum Deutsch-Französischen Krieg
Hochschule
Université Catholique de Lille  (Deutsche Studien)
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
17
Katalognummer
V957891
ISBN (eBook)
9783346310866
ISBN (Buch)
9783346310873
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deutschland, Deutsche Einigung, Deutsch-französischer Krieg, Potsdamer Konferenz
Arbeit zitieren
Natascha Kühnemund (Autor:in), 2020, Historischer Überblick vom Wiener Kongress bis zum Deutsch-Französischen Krieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/957891

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