Bürger, Gottfried August - Die Tode


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

5 Seiten, Note: 12 NP


Leseprobe


Thema 1: Interpretiere das Gedicht "Die Tode"

Einen Menschen zu verlieren oder gar zu wissen, dass ich selber bald sterben werde, ist sehr schwer zu akzeptieren und zu verkraften. In diesem Moment schwelge ich in Erinnerungen, denke an alte Zeiten zurück und durchlebe geschehene Ereignisse neu. Gottfried August Bürger griff mit seinem Gedicht "Die Tode" das Thema des Sterbens auf, welches ich nun genauer analysieren und interpretieren werde.

Bürger führt in seinem Werk philosophische Betrachtungen über verschiedene Arten den Tod zu finden durch. Dabei gibt er anschließend eine Wertung über diese Möglichkeiten ab. Deshalb ordne ich das Werk inhaltlich der Gedankenlyrik und ebenso der Trauer- und Gefühlslyrik zu. Das Gedicht wirkt auf mich sehr nachdenklich, melancholisch, aber ebenso anklagend und aufständisch gegenüber den feudalabsolutistischen Mächten.

Die Trauer, die hier beim Verscheiden eines Menschen angesprochen wird, kann ich sehr gut nachempfinden. Erst kürzlich verstarb meine Großmutter, wodurch ich mir tiefere Gedanken über den Tod und seinen Sinn mache. Ist es gerecht einen Menschen aus dem Leben zu reißen, der noch nicht sehr alt geworden ist und welcher in seinem Leben nicht alles erreicht hat?

Auch Bürger unterteilt den Tod in zwei Kategorien. Die ersten vier Strophen befassen sich mit dem lohnenswerten und die letzten beiden Strophen mit dem verlogenen Tod.

Die Inhalte sind folgende: In der ersten Strophe stirbt das lyrische Subjekt für die Rechte und die Freiheit jedes einzelnen. Dies ist ein erstrebenswerter Tod. Doch noch erhabener wird das Sterben eines Menschen in der nächsten Strophe beschrieben, denn er stirbt für das Volk und sein Vaterland. Ebenfalls als ein lobenswertes Absterben gilt es, für einen Fürsten zu kämpfen, der seine Macht bewußt und richtig einsetzt (dritte Strophe). Traurig und dennoch achtbar ist der Tod für einen Angehörigen bzw. nahen Verwandten, welcher in Strophe vier aufgeführt wird. Doch nun folgt ein inhaltlicher Umschwung. In Strophe fünf wird es verachtet für einen schlechten Herrscher umzukommen, der gemein und willkürlich regiert und für den man nur des Geldes wegen in die Schlacht zieht ("Denn das ist Hundemut, der eingepeitscht mit Ruten [...]des Hofmahls Brocken wird" Z. 19-20). Und für einen Tyrannen zu sterben, der alle ungerecht behandelt und ausnutzt, erntet der Mensch nur Mißachtung und Verschmähung. Denn dies ist von allen aufgeführten Wegen, den Tod zu finden, der geringschätzigste ("Das ist ein Tod, der nur der Hölle wohl gefällt" Z.22).

Das lyrische Subjekt wird nicht direkt benannt, sondern indirekt durch den Autor gesteuert.

Es macht sich Gedanken über das Leben und in welchen Momenten es bereit sein würde, dieses für einen anderen Menschen zu opfern. Dabei kommt es zu dem Schluß, dass es viele Dinge und Menschen gibt, für die es sich lohnt seinem eigenen Dasein ein Ende zu setzen. Doch keinesfalls sollte man dies für einen schlechten Menschen ("blanke Majestät" Z.16, "Sich für einen Tyrannen gar hinab zur Hölle balgen" Z.21) bereitwillig in Kauf nehmen.

Die Grundstimmung, welcher sich das lyrische Subjekt bedient, ist eher düster und nachdenklich. Es beurteilt die Ursachen des Todes und schließt daraus eine Erkenntnis, ob die Gründe des Ablebens nun richtig oder falsch wären. Das Hauptproblem in der Entscheidung liegt darin, diese abzuwägen, um somit die richtige Wahl für den eigenen Tod zu treffen. Schließlich läuft es darauf hinaus, dass gegen den Feudalabsolutismus und dessen Anhang gesprochen wird.

Das lyrische Subjekt ruft dazu auf, sich zu wehren und es zeigt, dass jeder Mensch frei ist und sich nicht bevormunden und unterdrücken lassen darf. Jeder einzelne kann frei für sich entscheiden und dazu gehört ebenfalls, darüber urteilen zu dürfen, für wen man bereit ist zu sterben. Nur so kann und wird erreicht werden, sich von den Mächtigen zu befreien und durch Volksverbundenheit ("Für sein verwandtes Volk, sein Vaterland hinan." Z.6) die eigenen Rechte und Freiheiten zu verwirklichen. Wird dies jedoch nicht beherzigt, schafft die Gesellschaft es niemals, sich von den Ketten loszureißen. Denn du sollst nur kämpfen, wofür es dir auch wert ist zu sterben. Nicht Geld, sondern das Gefühl aus dem Inneren muß dir sagen, dass du im Begriff bist, richtig und gut zu handeln.

Natürlich ist dieses Thema auch heute noch sehr aktuell. Ich brauche mir nur den Kosovokonflikt anzusehen. Er beinhaltet dasselbe Problem der Entscheidungsfrage: Ist es richtig einen deutschen Soldaten in den Krieg zu schicken, der weder sein Vaterland noch seine Familie, sondern Fremden helfen soll? Es ist sehr schwer zu sagen, ob dies nun richtig oder falsch sei. Ich persönlich kann diesen Widerstreit ethisch jedoch nicht vertreten.

Das Gedicht "Die Tode" weist sowohl eine regelmäßige Reimform (Kreuzreim) als auch ein regelmäßiges Metrum (6-hebiger Jambus) auf. Es werden jeweils in den ersten und dritten Zeilen jeder Strophe männliche und in den zweiten und vierten Zeilen weibliche Kadenzen verwendet. Diese Regelmäßigkeiten rufen einen ruhigen Rhythmus und einen weichen Klang hervor. Der Autor setzt Enjambements ein, wobei immer die ersten beiden und die zwei letzten Zeilen zusammengehören (Z.13 "der Tod für Freund und Kind [...] doch rührend stets und schön."). Somit werden die Strophen zweigeteilt, denn zuerst kommt die Beschreibung der Art des Todes und danach folgt die Begründung, weshalb es vertretbar bzw. nicht akzeptabel sei auf diese Weise von der Welt zu gehen.

Das Gedicht wurde in 6 Strophen mit je vier Zeilen (Quartette) verfaßt. All diese aufgeführten Formmerkmale zeigen mir, dass es sich bei dem Gedicht um ein Lied handelt.

Der Autor verwendet die Hochsprache und er läßt das Subjekt ruhig und eindringlich sprechen, wobei es viele Wörter aus dem Bereich des Kampfes ("Panzerrock"), des Mutes ("Held") und der Macht ("Majestät") benutzt.

Ich erkenne, dass vorrangig Hypotaxen verwendet werden (Z.17-18 "Für blanke Majestät, [...] der irrt."), wodurch eine gewisse Aufregung aufgezeigt wird. Auch werden häufig Inversionen angewandt ("So groß ist auch der Tod für einen guten Fürsten" Z.9), welche auf das Wesentliche des Satzinhaltes hinweisen sollen. Am Ende eines jeden Satzes steht ein Punkt. Nur im letzteren wird ein Ausrufezeichen gesetzt. Dieses verdeutlicht den Aufruf, gegen die Tyrannei vorzugehen, um ein Vielfaches.

Da es in dem Werk um den Tod geht, finde ich demzufolge das Wort "Tod" sehr häufig vor. In Zeile eins wird durch die Akkumulation "Tugend, Menschenrecht und Menschenfreiheit", welches Aufzählungen für den Oberbegriff der Gerechtigkeit sind, eine positive Art zu sterben begründet. Das lyrische Subjekt wird nun als Held gefeiert, was durch die Klimax "Ist höchst erhabener Mut, ist Welt-Erlösertod" (Z.2) stark beleuchtet wird. Weiterhin finde ich einige Metaphern vor ("Tor der Ewigkeit" Z.8), die die Begründungen so zu sterben oder nicht, bekräftigen sollen. Eine weitere Akkumulation bemerke ich in Zeile zehn "Zepter, Waag und Schwert", welche für die Macht der Fürsten steht. Damit werden die vielseitigen Aufgaben des Herrschers aufgeführt und es hat den Anschein, dass es mehr Gründe gibt für ihn sein Leben zu opfern. Es werden sehr viele Substantive und vor allem ausdrucksstarke Verben integriert. Sie erhellen die Sachlage und machen die Situationen so für den Leser leichter verständlich.

Das Wort "denn" wird ebenfalls mehrmals wiederholt. Es hat die Aufgabe, die Begründung, weshalb ein Tod gerechtfertigt ist oder nicht, einzuleiten.

Das Gedicht ist ein Werk des Sturm und Drang, welche Epoche etwa von 1770 bis ca. 1785 reicht und die Gegenbewegung zur Aufklärung darstellt. Es ist die Zeit der Revolutionen, das heißt der Kriege, Aufstände und Machtkämpfe. Der Mensch zieht sich in das Innere zurück und lebt von den Gefühlen und der Leidenschaft. Er wird somit nicht mehr als Verstandes- und Moralwesen gesehen. Man übt eine scharfe Kritik an dem Feudalabsolutismus und dessen Moral aus. Dies spiegelt sich in den Strophen fünf und sechs wider. Die selbstbewußte Person ist nicht mehr bereit für einen anderen Menschen zu sterben, welcher einen nur unterdrückt und ausbeutet.

Die typische Volksverbundenheit zeigt sich mir in den ersten beiden Strophen, denn da heißt es: "Für Tugend, Menschenrecht und Menschenfreiheit zu sterben" (Z.1) und "Für sein verwandtes Volk, sein Vaterland hinan." (Z.6).

Ebenfalls ein Gedicht, welches sich gegen die Tyrannei richtet, verfaßte Goethe mit "Prometheus". Hier lehnt sich ein Held gegen seinen ungerechten und willkürlich regierenden Herrscher auf. Er appelliert, dass sich jeder einzelne seine verdiente Freiheit erkämpfen soll und nicht länger Sklave der Gesellschaft sein darf. Aus diesem Umstand erkenne ich, dass sich nicht nur Bürger mit dem Thema des Absolutismus‘ auseinandersetzt, sondern, dass es durchaus noch weitere Autoren gibt, die sich dem Stoff der Herrschaft widmen.

Gottfried August Bürger ist bekannt für seine Werke, die dazu aufriefen, selbstbewußter und entschlossener gegen die Unterdrückung vorzugehen. Er will die freie Entfaltung des eigenen Ich und dies wird durch Bevormundung eingeschränkt. Ein weiteres Werk von ihm heißt "Der Bauer, An seinen durchlauchtigen Tyrannen", welches sich ebenfalls mit den Standesunterschieden beschäftigt.

Bürger kommt zu dem Schluß, dass es nicht falsch ist, für einen anderen Menschen zu sterben. Jedoch muß jeder einzelne sich vorher überlegen, für welchen man ein so großes Opfer bringen würde. Er verpönt es, für einen Menschen den Tod zu finden, der jeden schlecht behandelt und nur auf sich selber bedacht ist.

Der Tod und seine Folgen ist ein sehr schwieriges Thema, welches nicht nur ich, sondern auch viele andere Menschen lieber im Hintergrund behalten möchten. Die Betrachtungen von Bürger zu diesem Problem haben mich sehr fasziniert, denn er beschreibt und begründet seine Thesen mit einer Eindringlichkeit, die mich sehr zum Nach- und Weiterdenken anregen.

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Bürger, Gottfried August - Die Tode
Note
12 NP
Autor
Jahr
2000
Seiten
5
Katalognummer
V95763
ISBN (eBook)
9783638084413
Dateigröße
377 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bürger, Gottfried, August, Tode
Arbeit zitieren
Jana Drabek (Autor:in), 2000, Bürger, Gottfried August - Die Tode, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95763

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