Roth, Joseph - Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht


Referat / Aufsatz (Schule), 1998

3 Seiten


Leseprobe


1. Autor:

Joseph Roth, 1894 in Brody (Galizien) geboren, studierte Philosophie und Literaturwissenschaften in Wien und Lemberg. Teilnahme am 1. Weltkrieg, dann in Berlin, 1923- 1932 Korrespondent der Frankfurter Zeitung. 1933 Emigration nach Frankreich. Starb 1939 in Paris.

2. Werke:

Hotel Savoy

Hiob

Das falsche Gewicht

Die Kapuzinergruft

Radetzkymarsch

Geschichte von der 1002. Nacht

3. Inhalt:

Eine ganze Nacht hindurch bis zum Morgengrauen lauschen die Gäste des russischen Emigrantenlokals ,,Tari- Bari" in Paris der Lebensgeschichte Semjon Golubtschiks, der sich selbst einen Mörder nennt.

Semjon Golubtschik verbrachte seine Kindheit in Wolhynien als illegitimer, nicht anerkannter Sohn des Fürsten Krapotkin. Golubtschiks Versuch, seine Rechte dem Vater gegenüber geltend zu machen, schlägt fehl, und er sieht sich gezwungen, in die zaristische Geheimpolizei Ochrana einzutreten, für die er als Spitzel in St. Petersburg und Paris arbeitet. Als Triebfeder seines Handelns bezeichnet Golubtschik selbst einen unbeschreiblichen Ehrgeiz, der ihn auch nach dem Namen seines Vaters streben ließ - das heißt nach Anerkennung durch die Gesellschaft. Dieses hartnäckige, aber vergebliche und demütigende Bemühen wirkt auf seine Persönlichkeit zurück, beeinflußt seine Liebesfähigkeit und stört die Entwicklung seines Selbstbewußtseins.

Am Tag des Ausbruchs des ersten Weltkriegs schlägt er - in einem Anfall von Eifersucht - seinen Halbbruder, auf den er sein Leid zurückführt, und das Pariser Mannequin Lutetia, dem er seit dem Auftrag, einen Pariser Schneider und dessen Mädchen zu beobachten (Waffe in Lutetias Gepäck), hörig ist, nieder.

Erst nach dem Ende es Weltkrieges stellt er fest, daß die Opfer seiner Tat noch am Leben sind und er sich jahrelang fälschlich für einen Doppelmörder gehalten hat. Er sucht Lutetia erneut auf und heiratet sie.

4. Personen:

Golubtschik: Spitzel, ist Lutetia hörig, will wie sein Vater Krapotkin heißen, Haß auf Halbbruder (wird statt ihm von Fürst angenommen), kommt wegen Lutetia in Geldnot, sieht sich als mehrfacher Gefangener, schwebt zwischen seinen Gefühlen

Lakatos: ständiger Begleiter, hinkt, wird mit Teufel verglichen, versucht Golubtschik zu helfen, Fälscher

Lutetia: eitel, schön, anspruchsvoll, streitlustig, Hure

Channa Lea Rifkin: weckt letzten Rest von Golubtschiks Mitgefühl, soll durch ihn nach Rußland ausgeliefert werden

Solowejczyk: Vorgesetzter in Paris, um Golubtschik bemüht, zahlt viel Geld für gute Leistung Golubtschiks (Verrat an Unschuldigen), versteht Augen zu ,,maskieren", gutmütig

5. Interpretation:

Dieser spannende und düster- ironische Roman, den Roth im französischen Exil schrieb, ist eine Parabel auf die Macht des Bösen, auf die Logik von Hybris und Verrat.

Ein Icherzähler vernimmt in einem Pariser Restaurant die Lebensgeschichte des ,,Mörder" Golubtschik aus dessen eigenem Munde. Diese Form der doppelten

Icherzählung soll die Authentizität des Erzählten garantieren. Drei für Roth typische Erzählelemente treffen in diesem Roman aufeinander:

Die Figur des Gescheiterten: ein ehemaliger Spitzel der zaristischen Geheimpolizei Ochrana;

Der von der Umwelt abgeschlossene Raum: Das Restaurant Tari Bari in Paris;

Die bereits überholte historische Epoche: hier die von der ,,Beichte" erfaßte Zeit vor dem 1. Weltkrieg;

Die Golubtschik in den Mund gelegte Erzählung hat mehrere Funktionen, die eine wachsende Erkenntnis menschlicher Geschichte ermöglichen sollen. Zunächst dient sie der Erhellung der Vergangenheit des ,,Mörders".

Diese in der Erzählung vorkommenden Verwicklungen enthüllen - und dies ist die zweite Funktion - einen bestimmten Charakterzug Golubtschiks: Er ist abhängig von autoritärenMächten und Suggestionen. Dadurch erscheint seine Erzählung als ,,Leeres, folgenloses Gerede" (ungefähre Übersetzung des Namens des Restaurants). Darüber hinaus jedoch enthält die Lebensbeichte eine überpersönliche, eine allgemeine Dimension: In ihr spiegelt sich eine Welt, die einem mechanischem Kreislauf von Unterwerfung und Herrschaft ausgeliefert ist, der - in der Seele der Menschen - alle historischen Katastrophen und Veränderungen überdauert hat.

Eine dritte Funktion zeigt sich in den blinden Motiven der Erzählung: Es bilden sich ,,zufällige" Konstellationen, denen die Vorstellungskraft des Erzählers Golubtschik nicht gewachsen ist, die er hastig übergeht, vertuscht oder gewaltsam isoliert. Diese ,,stummen" Inseln bilden das Zentrum des Romans; hier finden sich die verschütteten Quellen eines kritischen Bewußtseins inmitten des Fortgangs der Geschichte.

Ende der Leseprobe aus 3 Seiten

Details

Titel
Roth, Joseph - Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht
Autor
Jahr
1998
Seiten
3
Katalognummer
V95628
ISBN (eBook)
9783638083065
Dateigröße
371 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kurzreferat, 3 Seiten
Schlagworte
Roth, Joseph, Beichte, Mörders, Nacht
Arbeit zitieren
Roman Huditsch (Autor:in), 1998, Roth, Joseph - Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95628

Kommentare

  • Gast am 21.7.2008

    Klarstellung.

    Es handelt sich hier um meine persönliche Interpretation und Personendarstellung. Eine Interpretation ist per se subjektiv gefärbt.

  • Gast am 26.6.2001

    schlecht.

    Das entspricht nicht im geringsten der Wahrheit. Interpretation und Personen beschreibung falsch!

Blick ins Buch
Titel: Roth, Joseph - Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht



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