Integrierte Informationsverarbeitung (Administrations- und Dispositionssysteme) im Vertrieb; Auftragsabwicklung in SAP R/2 am Beispiel der Didier-Werke AG in Wiesbaden


Seminar Paper, 1997

45 Pages


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Inhaltsverzeichnis

1 Vorwort des Autors
1.1 Einleitung
1.2 Ziel dieser Arbeit
1.3 Abgrenzung; Definition: Auftragsabwicklung

2 Einordnung der SAP R/2 Software im wissenschaftlichen Kontext
2.1 Integrierte Informationsverarbeitung
2.2 Teilsysteme der integrierten Informationsverarbeitung
2.2.1 Administrationssysteme
2.2.2 Dispositionssysteme
2.3 Unterscheidung der integrierten Informationssysteme nach der Integrationsrichtung
2.3.1 Vertikale Integration
2.3.2 Horizontale Integration

3 SAP AG
3.1 Das Softwarehaus SAP AG
3.2 Die Produkte der SAP AG
3.2.1 SAP R/2-die Module; eine Kurzbeschreibung mit Integrationsbeispielen
3.2.1.1 Die Basiskomponente RB
3.2.1.2 Das Modul RV - Sales and Distribution (Vertrieb, Fakturierung, Versand)
3.2.1.3 Das Modul RM-PPS - Production Planning and Control (Produktionsplanungs- und -steuerungssystem)
3.2.1.4 Das Modul RM-MAT - Materials Management (Materialwirtschaft)
3.2.1.5 Das Modul RM-QSS - Quality Assurance (Qualitätssicherung)
3.2.1.6 Das Modul RM-INST - Plant Maintenance (Instandhaltung)
3.2.1.7 Das Modul RF - Financial Accounting (Finanzbuchhaltung)
3.2.1.8 Das Modul RA - Assets Accounting (Anlagenbuchhaltung)
3.2.1.9 Das Modul RK - Cost Accounting (Kostenrechnung)
3.2.1.10 Das Modul RK-P Projects (Projektabwicklung)
3.2.1.11 Das Modul RP - Human Resources (Personal)
3.2.2 Bemerkung zu SAP/R3 - Abgrenzung

4 Didier-Werke AG
4.1 Die Produkte
4.2 Hardwarekonfiguration
4.3 Eingesetzte SAP R/2-Module im Hause DIDIER

5 Auftragsabwicklung innerhalb der Didier-Werke AG mit dem SAP R/2-Modul „RV” und daraus resultierende Schnittstellen zu anderen Modulen

6 Kritische Betrachtung

Danksagungen:

Herrn Joachim Leppin (Leiter Controlling der SMH Uhren und Mikroelektronik GmbH, Eschborn-Niederhöchstadt), welcher mir bei der Korrektur behilflich war. Ich hoffe, daß diese Arbeit ihm einen Einblick in R/2 gewähren konnte.

Bei Herrn Patrick Hölper (Verkaufssachbearbeiter der Didier-Werke AG) möchte ich mich an dieser Stelle für die kurze Schulung in RV bedanken.

Den Herren Gericke und Merz (RV-Koordinatoren der Didier-Werke AG), welche mir unbürokratisch einen User im R/2 Test-System anlegten und mir bei Fragen immer hilfreich zur Seite standen.

Ein weiteres Dankeschön an die Personalabteilung der Didier-Werke AG für die uneingeschränkte Unterstützung bei der Erstellung dieser Arbeit.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 - der modulare Aufbau des SAP R/2-Systems

Abbildung 2 - Auftragsabwicklung mit Integrationsbeispielen im SAP R/2-Modul RV

Abbildung 3 - Hardwarekonfiguration der Didier-Werke AG

Abbildung 4 - RV-Belegflußplan (schematisch vereinfacht)

Vorwort des Autors

Als Informationsgrundlage für diese Arbeit dienten (neben der im Literaturverzeichnis angegebenen Büchern und Produkt- bzw. Firmeninformationen der Firmen SAP AG sowie Didier-Werke AG) lange und sehr informative Gespräche mit Herrn Hölper (Verkaufssachbearbeiter, Didier-Werke AG). Er gab bereitwillig seine langjährigen Erfahrungen mit den diversen Modulen der SAP R/2-SofWare in manchmal ganztägigen Treffen an mich weiter. Ihm gebührt dafür mein besonderen Dank.

Neben den o.g. Informationsquellen floß ebenfalls meine 2 U-jährige Erfahrung mit der Software R/2 in diese Arbeit ein. Wärend meiner Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Firma Didier-Werke AG konnte ich Erfahrungen mit den SAP-R/2 Modulen RF, RV, RM-MAT, RM-PPS und RK sammeln.

Einleitung

Die vorliegende Arbeit soll - wie der Titel zum Ausdruck bringt - in die integrierte Informationsverarbeitung mit der Software SAP R/2 im Vertrieb einführen. Als exemplarische Arbeitsaufgabe wurde die Auftragsabwicklung innerhalb der Didier-Werke AG in Wiesbaden (nachfolgend DIDIER genannt) betrachtet.

Die Firma DIDIER verwendet die betriebswirtschaftliche Software SAP R/2. Bei dieser Software handelt es sich um ein integriertes Informationssystem, was sie damit zu einem repräsentativen Untersuchungsobjekt werden läßt.

Ziel dieser Arbeit

Ziel dieser Arbeit ist es, dem Leser einen Einblick in die Komplexität einer integrierten, betriebswirtschaftlichen Software zu geben. Dies erfolgt am Beispiel der Auftragsabwicklung mit SAP R/2 (siehe Kapitel 5).

Ziel/Gegenstand dieser Arbeit kann es nicht sein, die komplette Auftragsabwicklung in RV durch Hardcopies abzubilden. Dies hätte den Rahmen dieser Arbeit gesprengt.

Abgrenzung: Definition: Auftragsabwicklung

Diese Arbeit begrenzt sich - wie bereits oben angeführt - lediglich auf den Geschäftsprozeß der Auftragsabwicklung im Vertrieb. Dieser erstreckt sich von der Angebotserstellung bis zur Fakturierung. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen und trotzdem der Komplexität des SAP R/2-Systems gerecht zu werden, konzentriert sich diese Arbeit insbesondere auf die Schnittstellen im SAP-System zwischen den Modulen. Zu diesem Zweck werden an geeigneter Stelle Verweise auf andere Module gegeben, um dem Leser die Zusammenhänge und Verknüpfungen (Integration) der SAP-Module zu verdeutlichen.

Einordnung der SAP R/2 Software im wissenschaftlichen Kontext

Die nun folgenden Begriffe - in den Kapiteln 2 ff. - sind im Sinne des Oberbegriffs dieser Hausarbeit im SAP R/2-System verwirklicht/realisiert worden.

Hierzu verweise ich auf die Kapitel 3.2.1 ff. und 5.

Im R/2-System sind die Grenzen zwischen den in diesem Kapitel erläuterten Begriffen der automatisierten Datenverarbeitung „nahtlos" und für den Benutzer des Systems kaum noch nachvollziehbar. Eine Trennung im R/2-System nach z.B. Administrations-, und Dispositionssystemen ist praktisch nicht mehr möglich, da beide Arten im System integriert wurden.

In der Literatur werden eine reiche Anzahl an Unterscheidungmöglichkeiten der integrierten Datenverarbeitung diskutiert. Im Rahmen dieser Arbeit beschränke ich mich auf die in den nun folgenden Unterkapitel erwähnten Oberbegriffe der integrierten Datenverarbeitung.

Integrierte Informationsverarbeitung

Ziel einer integrierten Informationsverarbeitung ist die Verknüpfung von Datenverarbeitungssystemen über Funktionsbereiche hinweg zu einem Gesamtsystem. Dadurch werden organisatorische Abläufe vereinfacht und beschleunigt, und der Informationsfluß in der Unternehmung verbessert.

Grundlage hierfür ist eine einheitliche Datenbasis, welche sicherstellt, daß die Daten unternehmensweit einheitlich definiert und möglichst redundanzfrei gespeichert und verarbeitet werden.

Teilsysteme der integrierten Informationsverarbeitung

Administrationssysteme

Administrationssysteme zielen auf die Rationalisierung der Massendatenverarbeitung in der Verwaltung (insbesondere Kostensenkung und Entlastung des Personals von Routineaufgaben), aber auch auf die Vereinheitlichung und Beschleunigung von Geschäftsprozessen. Administrationssysteme begegnen uns in vielfältiger Weise in Unternehmungen, insbesondere - wie in Kapitel 5 beschrieben - bei dem Prozeß der Auftragsabwicklung.

Dispositionssysteme

Dispositionssysteme haben die Aufgabe menschliche Entscheidungen vorzubereiten (teilautomatische Systeme) oder sie zu erübrigen (vollautomatische Systeme).

Dies hat folgende Ziele :

automatische Entscheidungen sollen besser sein als menschliche (es wird ein Optimierungsnutzen angestrebt).

es werden Entscheidungen angestrebt, welche dem Menschen gleichwertig sind. Dies bedeutet eine Entlastung der menschlichen Entscheidungsträger von Routineentscheidungen.

Ein Beispiel:

Innerhalb des SAP R/2-Systems wird bei der Kundenauftragserfassung eine Bonitätsprüfung des Kunden (die Höhe der Forderungen dürfen ein zuvor definiertes Limit nicht überschreiten) vollautomatisch durch einen Dispositionsalgorithmus durchgeführt (-> vgl. Kapitel 5 - Auftragsabwicklung innerhalb der Didier-Werke AG mit dem SAP R/2-Modul „RV" und daraus resultierende Schnittstellen zu anderen Modulen).

Unterscheidung der integrierten Informationssysteme nach der Integrationsrichtung

Vertikale Integration

Unter vertikaler Integration versteht man die Datenversorgung von Planungs- und Kontrollsystemen. Diese sind - wie bereits im Kapitel 2.2.3. verdeutlicht - nicht Bestandteil dieser Arbeit.

Um jedoch dem Leser die vertikale Integration innerhalb des SAP R/2-Systems exemplarisch zu verdeutlichen, wurden an einigen Stellen dieser Arbeit diesbezüglich Hinweise gegeben. Ich verweise hierzu insbesondere auf die Integration des Controllings-Modul RK.

Horizontale Integration

Im Rahmen dieser Hausarbeit bewegen wir uns hauptsächlich innerhalb der horizontalen Integration einer integrierten Informationsverarbeitungssoftware (SAP R/2).

Unter horizontaler Integration versteht man die Verbindung der Teilsysteme in der betrieblichen Wertschöpfungskette. Im Rahmen dieser Arbeit ist damit hauptsächlich die Abwicklung und Verfolgung eines Kundenauftrages gemeint (vgl. Kaptitel 5).

SAP AG

Das Softwarehaus SAP AG

Die SAP AG wurde im Jahre 1972 von 5 ehemaligen IBM-Mitarbeitem mit dem Ziel der Entwicklung und Vermarktung von Standard-Anwendungssoftware in Walldorf (Baden) gegründet. Die SAP AG (nachfolgend SAP genannt) ist heute - u.a. durch die Einführung der Software SAP/R3 - der führende Anbieter von Client/Server Anwendungssoftware am Weltmarkt. Zum Kundenstamm gehören mittlerweile mehr als 6.000 Unternehmen aller Größenordnungen in über 50 Ländern der Welt, die ihre informationstechnischen Aufgaben mit Hilfe von SAP R/2 als Großrechnerversion bzw. SAP/R3 als Client/Server-Konfiguration lösen. Derzeit setzt fast jeder zweite europäische Großbetrieb auf Softwarelösungen von SAP.

Mit einem Anteil von 31% am Weltmarkt von Client/Server Anwendungssoftware (Quelle : IDC) liegt die SAP in der Rangfolge der Anbieter von Standard-Anwendungssoftware am Weltmarkt unangefochten auf Platz eins und ist damit der fünftgrößte unabhängige Software-Anbieter der Welt. Im Geschäftsjahr 1995 - welches das bislang erfolgreichste seit Gründung des Unternehmens im Jahre 1972 war - stieg der Umsatz der SAP-Gruppe erneut deutlich auf 2,7 Mrd. DM an (dies bedeutet ein Wachstum um 47%). Der Jahresüberschuß belief sich auf 405 Mio. DM und erhöhte sich im Vergleichszeitraum um 44%.

Die SAP AG ist eine Aktiengesellschaft, deren Aktien an Börsen in Deutschland und der Schweiz gehandelt werden. 1995 wurden die SAP-Vorzugsaktien in den Deutschen Aktienindex (DAX) aufgenommen.

Erwartungen für 1997 (Auszug aus einem Artikel erschienen in der „Idsteiner Zeitung" am 10. April 1997):

Die SAP AG, Walldorf, hat in diesem Jahr (1997) hochgesteckte Ziele : Der Nettogewinn soll von 567 Mio. DM in 1996 auf über 700 Mio. DM in 1997 steigen, der Umsatz von 3,72 Mrd. DM auf 4,8 Mrd. DM.

Tabellarische Unternehmensgeschichte - SAP im Überblick

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Produkte der SAP AG

Die SAP AG bietet integrierte Standard-Anwendungssoftware an, die die betriebswirtschaftliche Abläufe eines Unternehmens zu einem Gesamtsystem zusammenfuhren, wodurch Datenredundanzen und Medienbrüche vermieden werden.

Die SAP-Software kann in 2 Produktkategorien unterteilt werden, wobei beide Systemfamilien einen ähnlichen betriebswirtschaftlichen Leistungsumfang beinhalten. Der Unterschied besteht in der Technologieplattform. Das System R/2 basiert auf Großrechnern, insbesondere IBM, BS2000 (Siemens), wohingegen das System R/3 auf Workstations lauffähig ist. Durch die Entwicklung von R/3 trägt die SAP dem Trend nach weniger kostenintensiven, dezentralen Netzwerken Rechnung.

Das „R" steht für „Realtime" (dt. Echtzeit), das System arbeitet im Dialog mit den Benutzern. Eine einmal vorgenommene Änderung von Daten [Bestände, Materialstammdaten, Verkaufsdaten z.B. Debitorenstammdaten , etc.)] wird sofort berücksichtigt. Allen Benutzern steht nach einer erfolgten Änderung die gleiche Datenbasis zur Verfügung.

Ein besonderes Kennzeichen der SAP-Software ist ihr modularer Aufbau. Jedes Modul ist auch einzeln (jedoch unter Verwendung der Basissoftware) oder in einer Kombination von mehreren Modulen einsetzbar. (Vgl. Abbildung 1 - der modulare Aufbau des SAP R/2-Systems).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 - der modulare Aufbau des SAP R/2-Systems

Quelle : Produktinformationen zum Modul RV, SAP AG.

Tabellarische Übersicht über die zur Zeit erhältlichen Module von SAP-R/2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Charakteristika, der SAP-R/2-Software sind:

Bemerkung:

Die nun folgenden Charakteristika stellen nicht unbedingt einen Vorteil des SAP-Systems dar. Unternehmensabhängig können sich daraus auch Nachteile ergeben. Ich verweise hierzu u.a. auf das Kapitel 6.

Umfassende betriebswirtschaftliche Funktionalität

Alle betriebswirtschaftlichen Vorgänge innerhalb einer Unternehmung können mit SAP R/2 abgewickelt werden. Hierzu bedarf es einer kompletten

Abbildung der reellen Unternehmung im SAP-System (sog. Prozeß-/Vorgangsintegration). Dies bedeutet, daß die Informations-, Belegflüsse und Arbeitsabläufe sowie die gesamte Organisation der Unternehmung dem System angepaßt werden müssen bzw. das System sich ihnen anzupassen hat (was lediglich in einem begrenzten Maße möglich ist).

Hohe Integration

Die SAP-Module sind untereinander im höchsten Maße integriert („verknüpft"). Basis für diese hohe Integration ist eine gemeinsame Datenbank (^ Datenbasis), die von allen SAP-Modulen genutzt wird.

Die höchste Integration wird mit der Installation aller SAP-Module erreicht.

Modularer Aufbau

Durch den modularen Aufbau der SAP-Software kann die Implementierung der ganzen SAP R/2-Software in mehreren Phasen durchgeführt werden, was wiederum die Investitionskosten für eine Unternehmung kalkulierbarer werden läßt.

Branchenneutralität

Die SAP Software ist grundsätzlich branchenneutral angelegt. Das Gesamtsystem der Software umfaßt eine Reihe von Geschäftsprozessen, die in allen Branchen gleichermaßen benötigt werden. Daneben besteht die Software R/2 sowie R/3 aus branchenspezifischen Prozessen (Lösungen), die in mehreren Branchen von Bedeutung sind. Darüber hinaus entwickelt die SAP Softwarekomponenten, die nur auf bestimmte Geschäftsprozesse (und Branchen) ausgelegt sind. Der Kunde hat dadurch die Möglichkeit, die für seine Branche spezifische integrierte Softwarelösung zu erwerben.

Internationale Einsetzbarkeit

Die SAP R/2-Software gibt es in diversen Sprachen, was eine internationale Einsetzbarkeit unterstützt, da bei internationalem Einsatz in der jeweiligen Landessprache gearbeitet werden kann. Dies ist besonders bei international tätigen Konzernen von Bedeutung, welche ihre ausländischen Niederlassungen Online und ohne großen Aufwand an das System koppeln können.

SAP R/2-die Module; eine Kurzbeschreibung mit Integrationsbeispielen

Die SAP-Module bilden das betriebliche Geschehen als ganzheitliches System ab.

Eine integrierte einheitliche Datenbasis stellt sicher, daß alle Benutzer mit gleich aktuellen Informationen arbeiten. Dies wird durch die Realtime- (dt. Echtzeit-) Verarbeitung des SAP-Systems gewährleistet.

Daten werden nur einmal erfaßt und stehen jedem Benutzer sofort zu Verfügung.

Die Basiskomponente RB

Auf RB basieren alle nun folgenden Module. Das Basismodul ist die einzige zwingend notwendige Komponente des SAP R/2-Systems. Die Anwendungsmodule ( z.B. RF, RV) sind getrennt voneinander nutzbar, bedingen jedoch der Installation von RB, welchem als wichtigste Aufgabe die Schaffung gemeinsamer Systemnormen zur Datenstrukturierung obliegt. Dies dient dazu, Datenredundanzen zu vermeiden und den übrigen Systemkomponenten die Kommunikation zu vereinfachen.

Weiterer wichtige Komponente des RB-Moduls:

ABAP/4: Dabei handelt es sich um eine Programmiersprache zur Entwicklung von eigenen Dialoganwendungen zur Ergänzung der SAP-Standard-Module.

Tabellensystem:

Dieses dient :

zur Verwaltung von Steuerungsparametern zur Systemeinstellung (z.B. können gewisse Funktionen des Systems abgeändert und an die unternehmensspezifischen Gegebenheiten angepaßt werden. Dies hat den Vorteil, daß die Durchführung solcher Anpassungen keinerlei Programmierkenntnisse bedarf.).

zur Verwaltung von Texten und Stammdaten. So können z.B. Texte im SAP-System mehrsprachig hinterlegt werden. Dies bedeutet, daß ein Kundenauftrag sowohl in Spanisch als auch in Englisch verarbeitet werden kann.

Aus platztechnischen Gründen werden die nun folgenden Komponenten (Aufgaben) des RB-Moduls nur erwähnt : Berechtigungssteuerung, Benutzerunterstützung (durch eine Menüführung und Hilfefunktionen), Kalender (dieser beinhaltet neben dem Kalender auch das Systemdatum, welches gewährleistet, daß alle Module des Systems mit dem gleichen Datum arbeiten), Matchcode (dies ist eine Suchroutine, die es ermöglicht, mittels eines Suchbegriffs einen Datensatz zu finden. Ein Beispiel wäre die Eingabe der Debitoren-Nummer. Dies ist bei der Erfassung eines Kundenauftrages zwingend. Der Benutzer hat nun die Möglichkeit anstelle der Nummer einen Machcode einzugeben [Bsp. Statt 12450 „=d.Dietrich"]. Das System würde alle Kunden auflisten, welche mit dem Namen „Dietrich" im Debitorenstammsatz gespeichert wären. Dies erleichtert den Umgang mit dem System.).

Das Modul RV - Sales and Distribution (Vertrieb, Fakturierung. Versand)

Das Modul RV bietet eine Gesamtlösung für alle Funktionen im Verkauf, Versand und in der Fakturierung. Ein umfangreiches Auskunftssystem unterstützt die Steuerung der Vertriebsaktivitäten.

Exemplarische Integrationspunkte zu anderen Modulen des SAP-Systems (vgl. Abbildung 2 - Auftragsabwicklung mit Integrationsbeispielen im SAP R/2-Modul RV, Seite *):

Die Daten aus der Vertriebsabwicklung werden mit dem Ziel der Liquiditätssicherung und der Verwaltung der Finanzmittel an die Finanzbuchhaltung (Modul RF) übergeben.

Die Integration der Kostenrechnung (RK) erlaubt eine detaillierte Analyse der Kosten und Erlöse aufgrund der Kundenaufträge und Fakturen.

Die Integration mit den Modulen der Materialwirtschaft [Einkauf sowie Lagerhaltung] (RM-MAT) sowie der Produktionsplanung und -steuerung (RM-PPS) und Instandhaltung (RM-INST) bilden eine durchgängige Beschaffungskette.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 - Auftragsabwicklung mit Integrationsbeispielen im SAP R/2-Modul RV

(Nicht im Unfang dieser elektronischen Ausgabe !)

Quelle : SAP Produktinformation zum Modul RV.

Das Modul RM-PPS - Production Planning and Control (Produktionsplanungs- und -Steuerungssystem)

Das System RM-PPS umfaßt die gesamte Produktionsplanung- und -Steuerung innerhalb einer Unternehmung. Es beinhaltet Komponenten, wie z.B. Stücklisten, Arbeitspläne, Produktions- und Bedarfsplanung, Fertigungsaufträge und Kapazitätsplanung sowie verschiedene Möglichkeiten der Fertigungssteuerung.

Exemplarische Integrationspunkte zu anderen Modulen des SAP-Systems:

Kundenaufträge aus dem System RV können den Bedarf für die Produktionsplanung im System RM-PPS bilden. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn der Primärbedarf aus dem Fertigungsauftrag nicht durch das Fertigwarenlager gedeckt ist.

Die Bedarfsplanung leitet den aus dem Primärbedarf abgeleiteten Sekundärbedarf an Zukaufmaterialien und -teilen an den Einkauf (RM-MAT) weiter, welcher darauf die nötigen Beschaffungsmaßnahmen einleitet.

Über die Verbindung (vertikale Integration) zur Kostenrechnung RK wird ein Fertigungsauftrag gleichzeitig zum Kostenträger. Stücklisten und Arbeitspläne werden zur Kalkulation der Herstellkosten verwendet.

Das Modul RM-MAT- Materials Management (Materialwirtschaft)

Mit dem Modul RM-MAT lassen sich alle Vorgänge abdecken, die zur Materialbedarfsplanung, Materialbeschaffung, Bestandsführung, Rechnungsprüfung und Materialbewertung notwendig sind.

Exemplarische Integrationspunkte in RM-MAT zu den anderen Modulen des SAP-Systems:

RM-MAT schafft über den Einsatz des Einkaufs- bzw. Lagerabwicklungssystems die Grundvoraussetzung für die Bedarfsplanung ^ Meldung eines Bedarfes bei erreichen des Meldebestandes durch eine sogenannte Banf (Bestellanforderung).

durch die Integration mit der Finanzbuchhaltung (RF) ist automatisch die Bewertung der Bestände (z.B. bei der Erstellung des Jahresabschlusses) sowie die Übergabe von Buchungsdaten (z.B. Σ Bestellsummen, brutto = Höhe der Verbindlichkeiten bei dem betroffenen Kreditor [Lieferanten]) an die Kreditorenbuchhaltung gegeben.

Materialentnahmen werden unmittelbar (da Realtimeverarbeitung) als Kosten auf Kostenträgern (auf Fertigungsaufträgen, Produkten, etc.) sowie Kostenstellen sichtbar. Dies beinhaltet eine vertikale Integration zwischen den Modulen RM-MAT und RK (Cost Accounting [Kostenrechnung]).

Das Modul RM-QSS - Quality Assurance (Qualitätssicherung)

Das System RM-QSS unterstützt die Qualitätsplanung, -prüfung und -lenkung.

Exemplarische Integrationspunkte zu anderen Modulen des SAP-Systems:

Ein Wareneingang [z.B. aus der Fertigung (System RM-PPS) auf das Fertigwarenlager beziehungsweise aus dem Lager, wenn es sich um eine bestellte Ware handelt (System RM-MAT)] erzeugt automatisch ein Prüflos. Nach der erfolgten Qualitätsprüfung der Lose wird ein Verwendungsentscheid getroffen.

Prüfungskosten werden über RK ermittelt und den Prüfaufträgen als Kostenträger zugeordnet (vertikale Integration).

Das Modul RM-INST - Plant Maintenance (Instandhaltung)

Das System RM-INST unterstützt Inspektion, Wartung und Instandhaltung von Anlagegütern. Über eine Instandhaltungsanforderung, unter Bezugnahme auf Stücklisten und Wartungspläne, wird ein Instandhaltungsauftrag erzeugt.

Exemplarische Integrationspunkte zu anderen Modulen des SAP-Systems:

Die Integration zum System RM-MAT liegt in der Beschaffung von Ersatzteilen und Dienstleistungen sowie in der Lagerung der Ersatzteile in der Bestandsführung. Über den Instandhaltungsauftrag werden die Kosten erfaßt und über Kostenstellen (RK) oder Anlagen (RA) abgerechnet.

Das Modul RF - Financial Accounting (Finanzbuchhaltung)

Das System RF umfaßt die Nebenbuchhaltung (Debitoren-, Kreditorenbuchhaltung) und Hauptbuchhaltung (Sachkonten) sowie Finanzdisposition und ein Informationssystem. Buchungen im RF führen durch eine entsprechende Kontierung zu Buchungen in der Kostenrechnung (RK), Anlagenbuchhaltung (RA), auf Fertigungsaufträge als Kostenträger (RM-PPS) und auf Instandhaltungsaufträge (RM-INST) sowie Projekte (RK-P).

Exemplarische Integrationspunkte zu anderen Modulen des SAP-Systems:

RF ist auf vielfältige Weise mit den anderen Modulen des SAP R/2-Systems verzahnt:

So werden beispielsweise Bestellungen in RM komplett vorkontiert. In der Rechnungsprüfung wird auf die Bestellung Bezug genommen und sofort ohne weiteren Erfassungsaufwand auf die Konten der Finanzbuchhaltung gebucht.

Das Modul RA - Assets Accounting (Anlagenbuchhaltung)

Die Anlagenbuchhaltung RA liefert alle gesetzlich und betriebswirtschaftlich relevanten Informationen eines Wirtschaftsgutes. Verbunden damit ist ein umfangreiches Auskunfts- und Analysesystem.

Exemplarische Integrationspunkte zu anderen Modulen des SAP-Systems:

RA erhält Informationen über Anlagevermögenszugänge und deren Anschaffungs- bzw. Herstellkosten (basierend auf handels- sowie steuerrechtlichen Vorschriften, die durch das System automatisch berücksichtigt werden) aus den Modulen RM-INST (Instandhaltungsaufwendungen), aus der Finanzbuchhaltung (RF) sowie aus der Kostenrechnung (RK).

Das Modul RK - Cost Accounting (Kostenrechnung)

Das Modul RK stellt eine Gesamtlösung für alle Anforderungen des innerbetrieblichen Controllings dar. Alle relevanten Informationen aus den SAP-Modulen stehen der Kostenrechnung (durch vertikale Integration) zeitgleich zur Verfügung. Operative Geschäftsvorfälle geben Kosten und Erlöse „realtime" an RK ab.

Das Modul RK-P Projects (Projektabwicklung)

Das Modul RK-P erlaubt die Verwaltung von Investitions- und kundenauftragsbezogenen Großprojekten. Kosten können:

a) geplant
b) genehmigt
c) verfolgt werden. (z.B.: durch die Kontierung von Geschäftsvorfällen auf Projekte können Ist-Kosten genaustens verfolgt werden.)

Das Modul RP - Human Resources (Personal)

Das Modul RP umfaßt die klassischen Bereiche Personalverwaltung, -abrechnung und -planung.

Exemplarische Integrationspunkte zu anderen Modulen des SAP-Systems:

Es bestehen Integrationspunkte zur

Anlagenbuchhaltung (z.B. bei der Ermittlung von Herstellkosten [Arbeitszeitkosten])

Finanzbuchhaltung (RF) (z.B. bei der Bezahlung von Löhnen und Gehältern sowie deren Gegenbuchung auf den jeweiligen Sachkonten (Lohn- u. Gehaltsaufwendungen)

Kostenstellenrechnung (RK) (z.B. Lohn- und Gehaltszahlungen kontiert mit Kostenstellen).

Bemerkung zu SAP/R3 - Abgrenzung

R/3 ist als Nachfolger von R/2 zu betrachten. R/3 wird seit Sommer 1992 ausgeliefert und war Anfang 1996 über 5600 Mal installiert. Es übertrifft inzwischen in seiner neusten Version den Funktionsumfang von R/2. Aus Umfragen bei SAP-Kunden geht hervor, daß fast alle R/2-Anwender eine Einführung von R/3 planen bzw. begonnen haben (zum Teil in Koexistenz mit R/2). Einige Konzerne befinden sich bereits in der Umstellungsphase. So zum Beispiel die Hoechst AG, welche bis zum Jahre 2000 ca. 30.000 Mitarbeiter mit R/3 ausrüsten möchte.

Auf ein näheres Eingehen auf die Software R/3 wurde an dieser Stelle verzichtet, da DIDIER lediglich das System R/2 produktiv verwendet. Es kann davon ausgegangen werden, daß aufgrund des gleichen betriebswirtschaftlichen Hintergrundes beider Systeme, Ähnlichkeiten - speziell bei dem Geschäftsprozeß der Auftragsabwicklung - zwischen R/2 und R/3 vorhanden sind.

Didier-Werke AG

Die Didier-Werke AG wurde im Jahre 1834 in Podejuch bei Stettin gegründet. Dort hatte der Firmengründer - Friedrich Ferdinand Didier - eine Ziegelei und Kalkbrennerei erworben und binnen weniger Monate in ein Feuerfest-Unternehmen umgebaut.

Der Didier-Konzern ist mit einem konsolidierten Weltumsatz von rund 1,3 Mrd. DM (in 1996 ) und weltweit rund 5500 Mitarbeitern (in 1996) einer der größten Feuerfest-Anbieter der Welt.

Der Gewinn nach Steuern lag in 1996 bei 18 Mio. DM. Dieser kleine Gewinn ist Ausdruck für die zur Zeit herrschenden harten Wettbewerbsbedingungen in dieser Branche.

Die Muttergesellschaft - Didier-Werke AG , Wiesbaden - ist eine börsennotierte Aktiengesellschaft. 49 % des Grundkapitals befinden sich in Händen von 8.000 bis 10.000 Aktionären. Die Veitsch-Radex AG, Wien, ist seit 1996 im Besitz der restlichen 51% des Aktienkapitals, welche von der VIAG AG (München und Berlin) übernommen wurden. Durch die Fusion der Veitsch-Radex/Didier-Gruppe entstand die weltweit größte Feuerfest-Gruppe.

Die Produkte

Das Fertigungsprogramm der Firma DIDIER umfaßt eine große Spannweite feuerfester Werkstoffe, in der notwendigen Vielzahl von Sorten und Formaten. Diese hohe Anzahl von angebotenen Formaten und Sorten bedingt eine (meist) auftragsbezogene Fertigung bei größeren Projekten, auf welche zu einem späteren Zeitpunkt dieser Arbeit erneut zurückgekommen werden wird (siehe Kapitel 5).

Hochwertige Feuerfest-Erzeugnisse bilden die Basis für jede Grundstoffindustrie. Überall, wo Wärme bei Temperaturen von 1200° C bis 2000° C gedämmt, besonders gut weitergeleitet oder gespeichert und wiederverwendet werden muß, sind keramische Werkstoffe unerläßlich. DIDIER-Erzeugnisse dienen so zur Auskleidung der Aggregate aller schmelzenden Industrien (Eisen- und Stahlindustrie) sowie aller Nichteisenmetallindustrien (z.B. der Glasindustrie) zur Auskleidung der Aggregate aller brennenden Industrien (Zement- und Kalkindustrie, Porzellanindustrie, keramische Industrie, chemische Industrie, Kraftwerke und Abfallverbrennungen).

Hardwarekonfiguration

Die Firma DIDIER unterhält keinen eigenen Großrechner um die Software SAP R/2 zu betreiben. Die benötigten Rechnerkapazitäten werden von einem externen Dienstleister (der Firma EDS in Rüsselsheim) bezogen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 - Hardwarekonfiguration der Didier-Werke AG

Erläuterung der Abbildung 3:

Die Hauptverwaltung sowie alle Werke sind über gemietete ISDN-Standleitungen mit dem Rechner der EDS in Rüsselsheim verbunden. Diese Standleitung ist - im Hause DIDIER sowie bei der Firma EDS - an einen Router angeschlossen, welcher wiederum seinerseits (bei DIDIER) mit einem Glasfaserkabel verbunden ist. Dieses eben beschriebene Glasfaserkabel (sog. FDDI) durchzieht die Hauptverwaltung über alle Stockwerke hinweg. In jedem Stockwerk stehen Steuereinheiten (Bezeichnung: 3174), an denen bis zu 32 Terminals und Drucker angeschlossen werden können.

Darüber hinaus besitzt DIDIER ein eigenes LAN, auf welchem in der Test- und Einführungsphase das System R/3 zum Einsatz kommt (nach dieser Test- bzw. Einführungsphase ist ein Ausbau geplant).

Das LAN ist mittels eines Emulationsservers (der eine Steuereinheit 3174 simuliert) an den Großrechner der Firma EDS angeschlossen ist. Auf diesem Wege können PCs im LAN mittels eines Terminalsimulationsprogramms auch auf SAP R/2 zugreifen.

Eingesetzte SAP R/2-Module im Hause DIDIER

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zur Erläuterung der einzelnen Module verweise ich an dieser Stelle auf die Kapitel 3.2.1 ff. (SAP R/2-die Module; eine Kurzbeschreibung mit Integrationsbeispielen)

Wie aus obiger Tabelle ersichtlich ist, kommen im Hause DIDIER nicht alle R/2-Module zum Einsatz. Dies liegt u.a. darin begründet, daß es sich (siehe auch Seite.9) bei R/2 um eine branchenneutrale StandardsofWare handelt. Nicht alle Module sind in jeder Unternehmung sinnvoll nutzbar.

Ein weiterer Grund dürfte der Kosten-/Nutzen-Aspekt sein. SAP-Lizenzen und Moduleinführungskosten (Finanzierung eines Projektteams aus internen und externen Beratern) stellen Investitionskosten dar, die in gerade wirtschaftlich schlechten Zeiten wohl überlegt sein müssen, zumal ein weiterer Ausbau des R/2-Systems durch die Entwicklung des R/3-Systems in Frage gestellt sein dürfte.

Zur Zeit wird bei DIDIER an der Einführung des R/3-Systems gearbeitet, dessen Einführung durch die Fusion mit der Veitsch-Radex AG einen Schub erhalten hat.

Der neu entstandene Veitsch-Radex-Didier-Konzern wird komplett mit R/3 ausgestattet werden (genauere Angaben, welche Module hier zum Einsatz kommen werden, konnten seitens DIDIER nicht gemacht werden).

Die durch die Fusion entstandenen Synergieeffekte können dann mit R/3 ausgenutzt werden.

Auftragsabwicklung innerhalb der Didier-Werke AG mit dem SAP R/2-Modul ..RV" und daraus resultierende Schnittstellen zu anderen Modulen

Wie bereits die Überschrift dieses Kapitels und die Abgrenzung in den Kapiteln 1 ff. verdeutlicht, steht im Mittelpunkt des Geschäftsprozesses der Auftragsabwicklung mit SAP R/2-System das Modul RV. Es beinhaltet alle nötigen Funktionen, um einen reibungslosen und integrierten Informationsfluß im Verkauf, Versand und der Fakturierung zu gewährleisten. In diesem Kapitel soll nun näher auf RV und den Prozeß der Auftragsabwicklung mit den daraus resultierenden Schnittstellen eingegangen werden.

Leistungsumfang von RV

RV bietet Transaktionen zu folgenden Arbeitsgebieten an:

I) Angebotsbearbeitung
II) Auftragsbearbeitung
Ш) Lieferscheinbearbeitung
IV) Fakturierung

Schematisch vereinfachte Abwicklung eines Kundenauftrages (vgl. auch Abbildung 4 - RV-Belegflußplan (schematisch vereinfacht) [siehe Seite *].

Zu I) Angebotsbearbeitung/-erstellung:

Die Firma DIDIER agiert - wie im Kapitel 4.1 dargelegt - im Investitionsgüterbereich. Diese Branche bedingt einige Besonderheiten, die speziell bei der Auftragsabwicklung von Bedeutung sind. Hierzu gehört auch die sogenannte Spezifikation. Diese spezifiziert bei großen Projekten (z.B. die Erstellung eines Hochofens in der Stahlindustrie) die Art und Menge der zu liefernden Ware und basiert auf technischen Zeichnungen, die vom Kunden bereitgestellt werden. Die technische Abteilung im Hause DIDIER ermittelt - darauf basierend - die Menge & Qualität der zu liefernden Ware.

Die übrigen, für die Angebotserstellung benötigten Daten werden durch die betroffenen Verkaufsabteilungen erstellt.

Bei der Angebotserfassung sind folgende Daten (Bestandteile) des Angebotes von Bedeutung:

kaufmännische Bedingungen (Zahlungs- und Lieferbedingungen)

Mengen und Qualitäten (entnommen aus der Spezifikation)

Preise

Liefertermine

Versandvorschriften

zu 1- kaufmännische Bedingungen) Die kaufmännischen Bedingungen werden bei einem Kunden mit dem DIDIER bereits im Geschäftskontakt stand, dem Debitorenstamm entnommen. Existiert kein Debitorenstamm des Kunden im System, muß dieser durch die Debitorenbuchhaltung [Modul RF] angelegt werden.

Zu 2 - Mengen und Qualitäten) Siehe Spezifikation →technische Abteilung

Zu 3 - Preise) Preise stammen aus der zentral im System hinterlegten Preisliste. Diese entstand auf Basis der Kostenträgerkalkulation (=Preiskalkulation), die mit dem Modul RK durchgeführt wurde.

Zu 4 - Liefertermine) Liefertermine werden zum Zeitpunkt der Angebotserstellung mündlich mit der Fertigungsplanungsabteilung abgesprochen, welche diese dem RM-PPS-System entnimmt.

Die Fertigungsplanungsabteilung kann aufgrund der im RV-System erfaßten Angebote (und Erfahrungswerte der Sachbearbeiter) Fertigungsaufträge ohne feststehenden Kundenauftrag (d.h. Produktion auf Lager) im System RM-PPS erfassen (einplanen). In diesem Fall weicht DIDIER von seiner auftragsbezogenen Fertigung ab und produziert auf Lager. Dies ist (relativ) häufig bei Standardformaten mit einer hohen Umschlagshäufikeit der Fall.

Zu 5 - Versandvorschriften) Versandvorschriften, -wünsche des Kunden: darunter versteht man u.a. Verpackungs-, Transportvorschriften (diese haben eine hohe Relevanz bei Exportgeschäften).

Zu II) Auftragsbearbeitung/-erstellung:

Wurde - wie in Punkt I beschrieben - ein Angebot erstellt, wird dieses kopiert. Dies bedeutet, daß die Daten, die dort erfaßt wurden, übernommen werden. Eine Ausnahme stellt in diesem Zusammenhang der Liefertermin dar. Dieser wird nun auf den Kalendertag genau terminiert.

Bei Produkten der Eigenfertigung (die nicht durch Fertigwarenbestand im Lager gedeckt sind) wird zu diesem Zweck im RM-PPS dieser Kundenauftrag eingeplant und je nach Auslastung und Kapazität der Werke der Liefertermin berechnet und im Kundenauftrag ausgewiesen.

Wurden seitens des Kunden Handelswaren (Zukaufmaterialien) bestellt und sind diese nicht durch Lagebestände gedeckt, erfolgt eine Banf-Meldung (Bedarfsanforderung) an den Einkauf (Schnittstelle: RV/RM-MAT). Bezugszeiten (Liefertermine) der Zukaufmaterialien, die im Materialstamm (Modul RM-MAT) des jeweiligen Produktes hinterlegt sind, werden automatisch nach RV übergeben und dort im Auslieferungstermin der Position im Kundenauftrags hinzugefügt.

Handelt es sich hingegen um Waren, die durch Lagerbestand gedeckt sind [Bestände werden in RM-MAT geführt], wird diese Menge im System RM-MAT als reserviert für diesen Kundenauftrag deklariert.

Bei der Erfassung des Kundenauftrages findet auch eine vollautomatische (vgl. Kapitel 2.2.2) Kontrolle der Bonität des Debitors statt. Es wird durch das Modul RF die Höhe der Verbindlichkeiten auf dem jeweiligen Debitorenkonto der Nebenbuchhaltung in RF überprüft und ggf. eine Information an den Sachbearbeiter in RV übergeben (Schnittstelle RV-RF).

Diese Bonitätsprüfung basiert auf ein im Debitorenstammsatz hinterlegtes Limit für die Summe der Forderungen und dem Wert noch nicht fakturierter Kundenaufträge.

Zu III) Lieferscheinbearbeitung

Die Versandabteilungen in den Werken - die mit der Ausstellung der Lieferscheine betraut sind - erhalten täglich Auswertungen in Listenform aus dem SAP-System , auf welchen die zur Auslieferung anstehenden Kundenaufträge (ggf, auch nur fällige Positionen eines Kundenauftrages) aufgeführt sind.

Innerhalb dieser Auswertung überprüft das System den Status eines Kundenauftrages. Es werden Aufträge zur Auslieferung durch das System vorgeschlagen, die:

fällig sind (Lieferdatum aus dem Kundenauftrag entspricht dem Systemdatum [=HEUTE; entnommen aus Basismodul RB, vgl. Kapitel 3.2.1.1]) und für die ein Warenbestand an Lager ist. Dies bedingt Wareneingangsbuchung(en) aus den Systemen RM-MAT [bei Zukaufmaterialien] und RM-PPS [bei Eigenfertigung]. Bestände werden auf dem jeweiligen Materialbestandskonto in RM-MAT mengenmäßig und im Modul RF wertmäßig geführt.

Die zur Erstellung des Lieferscheins relevanten Daten (Mengen, Gewichte, Artikelbezeichnungen, Versandvorschriften des Kunden) werden weitgehend automatisch aus dem erfaßten Kundenauftrag kopiert. Anschließend wird der Lieferschein ausgedruckt . Nach erfolgter Warenausgangsbuchung [in RM-MAT] - bei Übergabe der Ware an den Spediteur oder Frachtführer - begleitet der Lieferschein die Ware auf dem Versandweg bis zum Kunden.

Der körperlichen Warenausgangsbuchung in RM-MAT folgt eine simultane und automatisierte wertmäßige Warenausgangsbuchung in RF (das Bestandskonto der Ware wird einmal um die Anzahl der ausgelieferten Ware reduziert [RM-MAT] und der Wert des Bestandskontos in der Buchhaltung [RF] wird wertmäßig abnehmen).

Dadurch, daß die o.g. Warenausgangsbuchungen (in RM-MAT) unter Angabe der Kundenauftragsnummer (bzw. nur fällige Positionen daraus ) erfolgt, wird der durch den Kundenauftrag ausgelöste Primärbedarf in RM-PPS abgebaut (Schnittstelle RV/RM-PPS).

Zu IV) Fakturierung

Die mit der Fakturierung beauftragte Verkaufabrechnungs-Abteilung - in der Hauptverwaltung - wird nach erfolgter Ausstellung des Lieferscheines (s. Punkt Ш) sowie getätigter Warenausgangsbuchung tätig. Zum Zweck der Rechnungserstellung werden die kaufmännischen Bedingungen (Zahlungsbedingungen), die Preise aus dem Kundenauftrag sowie die gelieferte Mengen aus dem Lieferschein kopiert.

Zu den o.g. Angaben werden seitens der zentralen Verkaufabrechnungs-Abteilung die eventuell angefallenen Frachtkosten manuell im RV-System nachberechnet und automatisch durch R/2 addiert und etwaige Erlösschmälerungen (Rabatte) subtrahiert. Daraus resultiert der Rechnungsnettobetrag. Dieser ist noch um den eventuell anzuwendenden Umsatzsteuerbetrag zu erhöhen. Sind diese Tätigkeiten abgearbeitet, erfolgt der Rechnungsdruck und anschließende Versand über den Postweg.

Nach der Rechnungsaustellung im RV-System erfolgt eine Übergabe der Rechnungsbruttosumme an das System RF. Dieser Betrag wird bis zur Bezahlung durch den Kunden (Debitor) auf dessen Personenkonto in der Nebenbuchhaltung als offener Posten (=offener Betrag -> Höhe der Forderung) ausgewiesen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 - RV-Belegflußplan (schematisch vereinfacht)

Kritische Betrachtung

Daten werden in RV nicht vollkommen redundanzfrei gespeichert..

Im SAP R/2 werden sogenannte Bewegungsdaten in Belegen (z.B. ein Kundenauftrag oder eine Faktura) gespeichert. Diese Belegform ergibt ein mehrmaliges existieren der gleichen Daten im System (z.B. Mengen, Qualitäten).

Abhängigkeit von der SAP AG

1) durch Einsparung (Outsourcing) der eigenen Programmierabteilung :

Jede Art des Outsourcing hat als Konsequenz eine Abhängigkeit zu dem Dienstleister zur Folge. In unserem Fall ist die Firma DIDIER von der SAP AG abhängig, da sie zukünftige Entwicklungen des Systems nur unbefriedigend beeinflussen kann (sie ist nur ein Lizenznehmer von vielen).

2) durch Anpassung der Firmenstrukturen (Informations- und Belegflüsse) an die SAP R/2-Strukturen.

Ein Betrieb muß sich den durch die SAP R/2 vorgegebenen Strukturen anpassen, um der SAP-Charakteristika gerecht zu werden, umfassende betriebswirtschaftliche Funktionalität zu haben.

Weite Verbreitung von R/2

Durch die weite Verbreitung der SAP-Software (auch bei eventuellen Mitbewerbern) verliert der Produktionsfaktor „Information" für die SAP-Lizenznehmer an Bedeutung

→die Unternehmen gleichen sich immer mehr an. Diese Entwicklung wird auch dadurch forciert, daß die Unternehmen sich den SAP-spezifischen Informations- und Belegflüsse anzupassen haben.

SAP-Software Charakteristika Branchenneutralität

Von SAP (hoch)gelobte Branchenneutralität ist für die SAP AG von Vorteil, da sie eine Softwarelösung an viele Unternehmen und Branchen verkaufen kann.

Für die Lizenznehmer (Kunden der SAP AG) ergibt sich jedoch auch ein Nachteil :

Nicht alle Softwarelösungen der SAP in R/2 können die unternehmensspezifischen Gegebenheiten bis ins Detail abdecken. Dadurch werden kostenintensive Eigenentwicklungen nötig. Diese können unter der zum Funktionsumfang des Moduls RB gehörenden Programmiersprache ABAP/4 entwickelt werden.

Weitere Nachteile (Kurzfassung) :

Nicht alle Module von SAP R/2 kommen im Hause DIDIER zum Einsatz. Dies bedeutet, daß nicht alle Integrationsvorteile des Systems zum tragen kommen. (vgl. Charakteristika : hohe Integration; Kapitel 3.2)

R/2 ist nicht anwender- bzw. bedienerfreundlich. Dadurch ist ein hoher Schulungsaufwand bei den Mitarbeitern erforderlich. Ob dieser hohe Schulungsaufwand seitens der SAP gewollt ist, sei kommentarlos dahingestellt. Fakt ist jedoch, daß die SAP AG einen nicht unerheblichen Teil ihrer Umsatzerlöse durch Schulungen realisiert (in 1996 8,3% des Gesamtumsatzes, dies bedeutet einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 67%).

→Um dem Leser dieser Arbeit einen Eindruck des Bildschirmaufbaus der Software R/2 zu geben, verweise ich auf die der Anlage beigefügten Hardcopies (Anlage I - III).

Empfehlung weiterführender Literatur zum Themengebiet

Für den Personenkreis, welcher der SAP AG kritisch gegenübersteht, möchte ich an dieser Stelle folgenden Literaturhinweis geben :

SAP, die heimliche Softwaremacht Autor Meißner, Gerd ISBN 3455111947 Preis 44,-- DM

Neben den SAP R/2-spezifíschen Problemen ergeben sich noch weitere, generelle Probleme im Umgang mit einer integrierten

Informationsverarbeitungssoftware:

1.) „Ein eingegebenes Datum wird im Regelfall in sehr vielen Programmen (Modulen des R/2-Systems) verarbeitet. Daher ziehen fehlerhafte Eingaben zahlreiche Konsequenzen nach sich. Aufgrund der Kettenreaktion, die einmal aufgetretene Fehler in einer integrierten Informationsverarbeitungssoftware nach sich ziehen, ist eine maximale nicht immer eine optimale Integration."

2.) „Um die notwendige Vollständigkeit in einem integrierten System zu gewährleisten, müssen auch solche Vorgänge automatisiert bzw. durch das System funktional abgedeckt werden, die wegen ihres Ausnahmecharakters sehr selten auftreten. Dies hat eine unwirtschaftliche Automation zur Folge oder würde aufwendige, manuelle Nachbearbeitungen nötig machen, welche nicht im Sinne einer integrierten Softwarelösung sein können."

Aus der Abhängigkeit zur SAP AG ergeben sich auch eine Vielzahl von Vorteilen (hier eine kleine Auswahl zu den bereits im Kapitel 3.2 genannten):

Die Software R/2 (und R/3) wird permanent weiterentwickelt. Z.B. kann eine Unternehmung - die SAP-Software verwendet - der EURO-Einführung sowie der Jahrtausendwende und der damit einhergehenden Datumsumstellung (Sprung vom Jahr 99 auf 00) gelassen entgegensehen. Desweiteren wird die Software permanent den gesetzlichen Neuerungen angepaßt, welche sich aus der Integration der Europäischen Union (z.B. Umsatzsteuer-ID-Nummer bei innergemeinschaftlichen Lieferungen) ergeben und zukünftig ergeben werden. Dies müßte bei Eigenentwicklungen die Unternehmung (DIDIER) selbst durchführen und finanzieren.

Wartungs- und Reparaturkosten am System (sogenannte Updates und Batches) bleiben überschaubar (Kosten werden minimiert), da durch die SAP AG diese Arbeiten zentral durchgeführt werden. Die Unternehmung (DIDIER) bezieht diese Programme „lediglich" gegen Entgelt von der SAP AG.

Quellenangaben :

Die in den Kapiteln 2 ff. verwendeten Informationen wurden folgendem Buch entnommen: Integrierte Informationsverarbeitung Band 1 - Administrations- und Dispositionssysteme in der Industrie. 10. Auflage. Autor Peter Mertens. Verlag : Gabler, Wiesbaden.

Die in den Kapiteln 3 ff. verwendeten Informationen stammen von der SAP AG, Walldorf. Sie wurden diversen Jahresabschlüssen (insbesondere aus 1995) und Produktinformationen entnommen.

Die in Kapiteln 4 ff. verwendeten Informationen stammen aus dem Jahresabschluß 1996 der Didier-Werke AG sowie der Broschüre „DIDIER - Wir stellen uns vor."

SAP-R/3-Finanzwesen: Grundlagen, Anwendungen, Fallbeispiele /CDI (Herausgeber - Haar bei München: Markt und Technik, ISBN 3-8272-5018-8).

Betriebswirtschaftliche Anwendungen des integrierten Systems SAP R/3. Herausgeber : Paul Wenzel, ISBN 3-528-15509-4, Verlag: Vierweg Wiesbaden.

Gabler Wirtschaftsinformatiklexikon, Wiesbaden 1997.

SAP R/2 Online-Anwenderdokumentation der Didier-Werke AG.

SAP, Arbeit, Management - Durch systematische Arbeitsgestaltung zum Projekterfolg. Verlag: Vierweg, Wiesbaden. ISBN 3-528-05536-7.

ENDE

Excerpt out of 45 pages

Details

Title
Integrierte Informationsverarbeitung (Administrations- und Dispositionssysteme) im Vertrieb; Auftragsabwicklung in SAP R/2 am Beispiel der Didier-Werke AG in Wiesbaden
College
Wiesbaden University of Applied Sciences
Author
Year
1997
Pages
45
Catalog Number
V95468
ISBN (eBook)
9783638081467
File size
447 KB
Language
German
Notes
Es fehlen einige Abbildungen und der Anhang der Arbeit.
Keywords
Integrierte, Informationsverarbeitung, Dispositionssysteme), Vertrieb, Auftragsabwicklung, Beispiel, Didier-Werke, Wiesbaden
Quote paper
Oliver F. Dietrich (Author), 1997, Integrierte Informationsverarbeitung (Administrations- und Dispositionssysteme) im Vertrieb; Auftragsabwicklung in SAP R/2 am Beispiel der Didier-Werke AG in Wiesbaden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95468

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