Seit 1970 sind in den USA 53,3 Millionen Dienstleistungsjobs entstanden


Hausarbeit, 1997

8 Seiten


Leseprobe


Darstellung des Sachverhalts

Das Dientsleistungswunder in den USA ist derzeit zentrales Thema in Deutschland und Europa.

"Von denen seit 1970 in den USA entstanden 53,3 Millionen Jobs, sind etwa 95 % in den Dienstleistungsbranchen und 90 % davon im privaten Sektor . Seit 1985 sind weitere 20 Millionen neue Arbeitsplätze in den USA entstanden." Während zwischen 1970 und 1995 in den Vereinigten Staaten fast eine Verdoppelung der Arbeitsplätze in diesem Sektor eintrat, sind in (West) Deutschland lediglich 55 % hinzugekommen.

Betrachtet man die Entwicklung, welche sich auf dem deutschen Sektor ereignet hat, kann man auch hier durchaus von einer rasanten Entwicklung des Dienstleistungsbereichs sprechen, ob allerdings diese Entwicklung wirklich mit dem amerikanischen Modell vergleichbar ist und ob das amerikanische "Jobwunder" wirklich so erstrebenswert ist, soll hier diskutiert werden.

1.Entwicklung in Deutschland und den USA

Am Beispiel des Handels läßt sich die zunehmende Stellung von Dienstleistung darstellen. So lag in den letzten zehn Jahren die jährliche Wachstumsrate des internationalen Dienstleistungshandels im Durchschnitt bei rund 12 %. Der Anteil des internationalen Dienstleistungshandels macht heute bereits rund 20 Prozent des gesamten Welthandels aus."

Während in den USA fast 95% der neuen Arbeitsplätze (50,3 Mio.) im Bereich der Dienstleistungen entstanden sind, hier insbesondere im Handel, entstanden in der gleichen Zeit in Deutschland allerdings nur 6,3 Millionen Arbeitsplätze.

Warum hat sich der Arbeitsmarkt in Deutschland nicht simultan ent-wickelt ? Ist es ein Definitionsproblem der Statistik, oder wird Dienstleistung in Deutschland anders empfunden und demnach in ihrer Entwicklung gehemmt ? Ist Dienstleistung wirklich so unproduktiv, daß sie der Wohlfahrt eines Landes nicht dient ?

Um wettbewerbsfähig sein zu können, sollte jedes Land exportfähig sein.

Eine Beschränkung auf Güter ist deswegen aber nicht zwangsläufig, so zeigen es die Ergebnisse in den USA. Gerade im Bereich der Finanz-, Kommunikations- und Transportdienstleistungen ist auch in Deutschland eine fast schon exponential steigende Tendenz zu verzeichnen. Betrachtet man den Anteil der Direktinvestitionen deutscher Unternehmen, welcher die Dienstleistungsbranche betrifft, wird man feststellen, daß er bereits in den letzten Jahren ca. ein Drittel der Summe ausmacht.

Wäre Dienstleistung also so unproduktiv, würde der Anteil hierbei doch wesentlich niedriger ausfallen. Wie produktiv Dienstleistung sein kann, soll jedoch zu einem späteren Zeitpunkt erörtert werden.

2. Was ist Dienstleistung eigentlich ?

Um dem Begriff Dienstleistung näher zu kommen, muß zuerst die Problematik bei der Begrifflichkeit dargestellt werden, denn Dienstleistung definiert sich nicht selbst als etwas, sondern ist eher ein Relikt anderer Begrifflichkeiten. So bedeutet Dienstleistung all jene Tätigkeiten, die z.B. nicht produzierend sind, sie definiert sich also über ein Negativum.

Obwohl Dienstleistung überall gleich ist, findet man Unterschiede in den Statistiken, denn Dienstleistung kann auch sektoral definiert werden, so z.B. ist ein Informatiker bei einem Autokonzern nach deutscher Statistik bis vor kurzem dem Industriesektor zugeordnet worden, da man hier von dem Sektor - also der Branche - , dem Endprodukt des Unternehmens ausgeht. In den USA ist schon seit einigen Jahren der gleiche Informatiker statistisch gesehen der Dienstleistungsbranche zuzuordnen, also funktional, nach seiner tatsächlichen Tätigkeit definiert.

Eine weitere Unterscheidung findet in der folgenden Aufteilung von Dienstleistungen statt:

a) industrielle / produktbezogene Dienstleistung:
b) konsumorientierte/persönliche Dienstleistung
c) öffentliche Dienstleistungen

So läßt sich also der Begriff Dienstleistungsgesellschaft auch nur über Hilfswege definieren.

Interessant ist hierbei die Unterscheidung, die Baethge/Oberbeck machen, denn sie legen noch eine zusätzlich Wertung an, indem sie die Dienstleistungsgesellschaft der USA als "Dienstbotengesellschaft" bezeichnen, als eine Gesellschaft, die Dienstleistungsarbeit auf so niedrigem Niveau, mit so schlechter Entlohnung und sozialer Sicherung, oft auch nur mit geringstem Anspruch, betreibt, daß es eher eine Ausbeutungs- als eine Dienstleistungsgesellschaft ist.

Ob dies heute wirklich noch zutrifft, ist anzuzweifeln.

Den Ausführungen Burdas und Mangolds nach, seien die derzeitigen Jobs in den USA durchaus auf Normallohnbasis, in modernen und zukunftsweisenden Dienstleistungszweigen werden die Mitarbeiter überdurschnittlich entlohnt und seien außerdem zumeist Vollzeitstellen.

Wie kommt es nun, daß gerade hochentwickelte Industriestaaten einen so hohen Anteil an Dienstleistungssektoren aufweisen?

3. Die Entwicklungstheorie: Von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft

Über die Entwicklung des Dienstleistungssektors gibt es verschiedene Theorien: Die Kompensationstheorie von Jean Fourastie (1949)

in: Le Grand Espoire du XXe Siècle : Hierbei geht F. davon aus, daß es bei steigendem Wohlstand zu einer zunehmenden Sättigung der materiellen Grundbedürfnisse komme, während die immateriellen oder höheren Bedürfnisse ein sehr viel größeres Gewicht im gesellschaftlichen Leben erhielten.

Er unterscheidet die drei Sektoren ( Landwirtschaft = primärer Sektor, Industrie = sekundärer Sektor, Dienstleistung = tertiärer Sektor) nach ihrer Produktivität, daher auch Drei-Sektoren-Theorie genannt. Dienstleistung sei demnach am unproduktivsten. Seine Hoffnung, daß im 20.Jahrhundert mit wachsendem Reichtum und Vergesellschaftungs-prozeß sich die Nachfrage der Konsumenten auf Dienstleistungen verlagere, begründet er mit dem Wunsch der Allgemeinheit nach Melioration der Lebensverhältnisse einerseits, und andererseits daß mit abnehmender Produktivität eine Rationalisierungsresistenz entstehe, somit der Dienstleistungssektor, die im sekundären Sektor wegrationalisierten Kräfte auffangen, also kompensieren wird, Dienstleistung praktisch als Wunder gegen Arbeitslosigkeit diene, daß der Beschäftigungsanteil sogar wachsen könne.

Auch Bell behauptet mit seiner nachindustriellen Gesellschaft:

"...kennzeichnend für eine nichtindustrielle Gesellschaft sind vor allem zwei Merkmale: die zentrale Stellung des theoretischen Wissens und das zunehmende Übergewicht der Dienstleistungswirtschaft über die produzierende Wirtschaft".

Hartmut Häusermann und Walter Siebel stellen Fourasties Kompensationstheorie in Frage. Sie beziehen sich auf die pro-duktorientierte Dienstleistung in der Form, daß sie keinerlei Einfluß auf die Beschäftigung habe, noch verschiebe sie den Konsum von Gütern zu Dienstleistungen. Sie sei lediglich eine moderne Form der Umwegproduktion durch Steigerung der Produktivität der Güterherstellung und erzeuge Innovation und Kreativität. Produktbezogene Dienstleistung sei also ein Artefakt der Statistik und müsse zu keiner Freisetzung von Kräften führen (Management eines Industrieunternehmens zählt als produktbezogene Dienstleistung). "Die zentrale Begründung für das Wachstum der Dienstleistungsbeschäftigung liegt in der Verschiebung der Konsumnachfrage zugunsten von Dienstleistung und kann sich daher nur auf konsumorientierte Dienste beziehen". Immer neue Nachfrage nach Konsum von Gütern und Dienst- leistungen entsteht als Effekt von sozialer Ungleichheit, Kom-pensationsbedürfnissen und wachsendem Reichtum.

Mit seiner Theorie der industriellen Dienstleistung weist Albach auf, daß die von Fourastie aufgezeigte "zwangsläufige" Tertiärisierung durchaus nicht irreversibel sein muß, sondern abhängig ist von kostenbedingten "make or buy" Entscheidungen. Dienstleistung sei ein Kind der Not.

Dienstleistungen sind heutzutage unverzichtbare Komplementärgüter, eine Gesellschaft ohne industrielle Güter wird es aber nie geben. Ob Produktion aber noch so unerschöpflich und standfest ist, wie oft argumentiert, sollte hinterfragt werden.

Wenn heute höchstens 30 % der Wertschöpfung eines Landes vom industriellen Sektor erzeugt wird, obwohl ein immer geringerer Einsatz von Humankapital gegeben ist, ist hier die Frage zu stellen, wie produktiv ist Dienstleistung eigentlich und ist aber solche Produktivität unter Beschäftigungsaspekten überhaupt wünschenswert ?

4. Die Produktivität der Dienstleistung

Fourastie unterscheidet die drei Sektoren aufgrund ihrer Produktivität. Dienstleistung ist für ihn wegen ihrer geringen Produktivität rationalisierungsresistent, ja kompensierend. Nun hat sich erwiesen, daß Dienstleistung gar nicht so unproduktiv ist. Durch verstärkten Einsatz von Informations- und Kommunikations-Techniken läßt sich die Produktivität sehr wohl steigern.

Doch dieser Trugschluß ergibt sich daraus, daß die offiziellen Statistiken nur jene Branchen erfassen, die ca. 42 % der Beschäftigten im Dienstleistungssektor aufweisen, es wird also nur ein kleines Tortenstück des Ganzen überhaupt beleuchtet. Dazu kommt, daß die erbrachte Leistung auf Lohnbasis geschätzt wird, somit bleibt die Produktivität definitionsgemäß konstant.

Letztlich ist Produktivität von Dienstleistung immateriell, indem sie eine Verbesserung der Verhältnisse durch Reduktion von Komplexität, Erhöhung der Schnelligkeit, Flexibilität, Kreativität und somit Qualität darstellt.

5. Wie rationaliesierungsresistent ist Dienstleistung?

Ob Dienstleistung wirklich immer so gegen Rationalisierungsmaßnahmen resistent ist, wie Fourastie es gepriesen hat, ist anzuzweifeln. Sicherlich ist Dienstleistung Rationalisierung gegenüber widerstandsfähiger als industrielle Produktion, doch wie sehr auch Dienstleistung anfällig sein kann (ist), soll hier aufgezeigt werden. Einer statistischen Untersuchung nach kann der gezielte Einsatz von Informationstechniken bis zu 6,7 Millionen Arbeitsplätze kosten, dabei ist der Handel mit 1,7 Millionen der gefährdetste Bereich im Dienstleistungssektor. Im öffentlichen Sektor können bis zu 1,2 Mio Arbeitsplätze durch Reduktion von Routinetätigkeiten verschwinden, demnach kann Informationstechnik die Arbeitslosigkeit erhöhen.

Durch neuronale Netze, also lernfähige Systeme, kann heutzutage nicht nur die Routinearbeit ersetzt werden, somit der operative Bereich, sondern auch die Kompetenz eines Angestellten mittlerer Tätigkeit (dispositiver Bereich) kann durch Steuerungssysteme nachempfunden werden, komplette Arbeitsprozesse werden systemisch rationalisiert. Etwas weniger davon betroffen sind personenbezogene Dienstleistungen, die jedoch durch unsere Selbstbedienungsgesellschaft stark an den Rand gedrängt werden können, besonders in Krisenzeiten.

Bedingt durch die ökonomische Form und inhaltliche Struktur von Dienstleistung gibt es durch Arbeitsteilung und Rationalisierung zumindest bei personenbezogener DL (uno actu-Prinzip,) keine Zerstückelung von Tätigkeit so, wie sie in der Industrie typisch ist. Ist ein Taylorismus auch auf Dienstleistung anwendbar ?

Die amerikanischen Firmen geben beispielsweise pro Kopf doppelt so viel für Software aus wie die deutschen Unternehmen.

Dennoch ergibt sich ein Paradoxum, denn obwohl 85 % der IT-Investition im Dienstleistungssektor gemacht werden, erreicht dieser selber mit 0,7 % nur ein mittleres Produktivitätswachstum. Der häufigste Trugschluß liegt darin, einen Beschäftigungszuwachs durch, meist weibliche, Teilzeitkräfte mit einem eher rückläufigen Wachstum von Volllzeitkräften zu verwechseln. Professor Burdas Behauptung, Dienstleistung sei vor allem frauenfreundlicher, weil durch die Möglichkeit von Teilzeitbeschäftigung ein Einstieg in das Erwerbsleben aus zeitlichen Gründen erst möglich wurde, ist nicht von der Hand zu weisen, dennoch sollte man gerade hier genauer hinschauen. Von 1979 - 88 stieg die Teilzeitbeschäftigung um 44,7 %, während sich die Vollzeitbeschäftigung von Frauen lediglich um 13,7 % erhöhte.

Betrachtet man nun die Arbeitszeitmodelle, so geben diese jedoch nicht ausreichende Informationen über die Qualität und Gestaltung der Beschäftigung. Untersucht man jetzt die Berufsstruktur, stößt man auch zunehmend auf an- oder ungelernte Kräfte, die bad jobs verrichten, von Professor Burda auch als "Mac Jobs" bezeichnet, also für eine Mindestentlohnung einen Job mit äußerst geringem Anspruch erhalten.

Ob inzwischen die "Mac Jobs " zu "Good Jobs" geworden sind, wie von Burda und Mangold berichtet, müßte mit weiterem , neuerem statistischen Material belegt werden. Von Bedeutung wird hier also immer mehr die Aus- und Weiterbildung, die zur Individualität führt und somit die einzig übriggebliebene Daseinsberechtigung auf dem Arbeitsmarkt bildet .

Schafft Dienstleistung wirklich eine Verbesserung der Situation ?

Beispielsweise lagen 1975 in den USA 69,3 % der Beschäftigten im DL-Sektor bei Konsumdiensten mit der niedrigsten Verdienstgruppe, in positiver Richtung gefolgt von 56,2 % im Gesundheitsbereich und 47,1 % im öffentlichen Dienst, also in den klassischen Berufsgruppen für Frauen. Die Chancen für Frauen haben sich quantitativ verbessert, qualitativ und auch arbeitsrechtlich sind sie jedoch gleich geblieben.

Die Arbeit der Gewerkschaft muß heute also genauso vielfältig sein wie ihre Mitglieder. Ob diese Herausforderung allerdings rechtzeitig erkannt und gemeistert wird, bleibt noch offen. So ergibt sich durch den verstärkten EDV-Einsatz für den Großteil der Angestellten eine Umakzentuierung in den Qualifikationsanforderungen, aber keine Absenkung des Anforderungsniveaus. Also sind "mehr Kompetenzen nicht mit Erhöhung von Verantwortung und Ermessensspielräumen gleichzusetzen, eher ist es in der Dimension einer Erhöhung seines individuellen Scheiternsrisikos zu betrachten." Aufgabenerweiterung und Kompetenzerhöhung steigern also nicht zwangsläufig die Eigenständigkeit. Flexibilisierung von Arbeitszeit führt zu mehr Beschäftigung, doch meist nur auf Teilzeitbasis. Die Folge ist oft "contigent work", randständige Arbeit, so z.B. ohne Arbeitsplatzsicherung mit nur kurzfristigen Verträgen etc. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Beschäftigung von Frauen im DL-

Sektor. Auch im überregionalen Vergleich zeigt sich, daß der Frauenanteil an den Erwerbstätigen dort am höchsten ist, wo der Dienstleistungssektor weit ausgebaut ist (Schweden, USA).

6. Ist Produktivität überhaupt wünschenswert?

Was bedeutet Produktivität für ein Land, was für den Einzelnen ?

Produktivitätssteigerung bedeutet gesamtwirtschaftlich eine höhere Wertschöpfung, für den einzelnen ist das allerdings nur in dem Maße interessant, daß er für einen gegebenen Wert mehr erhält oder eben sich leisten kann. Tatsächlich hängt sie also nicht von den eingesetzten Mitteln ab, sondern von der subjektiven Bewertung der Konsumenten. Aber kann ich mit einem hohen Lohn mehr kaufen, wenn die Preise für den Konsum unerreichbar hoch sind, oder erreiche ich mein Ziel eher, indem ich mit einem niedrigen Reallohn aber unter dem Aspekt der Kostensenkung in der Produktion, mein an mich dann auch billiger weitergegebenes Konsumprodukt auch noch auf aktuellem technischen Niveau erhalte ?

Ist Produktivitätssteigerung im Sinne von Vollbeschäftigung auch wünschenswert ? Modellhaft analysiert erreicht man Produktivität und Wohlfahrt aber mit dem geringsten Ressourceneinsatz, wenn man nach dem Gewinnmaximierungsprinzip wirtschaftlich optimal handeln will.

Ressourcen sind Humankapital und Technik Eine Einsparung im technischen Bereich würde auf längere Frist eine Stagnation der Wettbewerbsfähigkeit bedeuten. Eine Lohnfixierung würde also den technischen Fortschritt bremsen und gleichzeitig nur eine bestimmte Zahl an Erwerbstätigen ermöglichen, der auf Kosten der Technologie erreichte Kostenvorteil würde durch Transferleistungen an die Übrigen (Arbeitslosen) verloren gehen. Vollbeschäftigung ist gar nicht realisierbar, da sich Angebot und Nachfrage nach Arbeit in keinem realistisch sinnvollen Gleichgewichtspunkt treffen können. So behauptet Professor Stadermann, ein Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt trete damit erst ein, wenn die Technik das Kontingent an Arbeitsleistungen beschäftigen kann und dabei der Lohn auf das adäquate Niveau gefallen sei. Wohlfahrt zu erhalten oder zu verbessern ist eben nur durch Produktivitätssteigerung, diese aber nur durch effizienten Ressourceneinsatz möglich. Schließlich werden die Produktionskosten an den Endverbraucher weitergegeben, dieser benötigt demnach mehr Geld, um seinem Konsum nachzugehen, mehr Geld bedeutet aber wiederum eine Lohnerhöhung und somit einen Kostenfaktor. Die Preis-Lohn-Spirale hat eingesetzt.

Wie bereits schon erwähnt, ist eben der Kostenfaktor der entscheidende Faktor. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist aber nicht nur abhängig von dem Lohn, sondern auch von der Effizienz der Leistung. Outsourcing als kostenbedingte buy-Entscheidung ist immer häufiger anzutreffen.

Eine DL-Gesellschaft setzt voraus, daß sich jemand die Dienste leisten kann oder will.

Für die Deutschen sei die dafür erforderliche Ungleichheit aber "sozial unverträglich" und somit eben nicht wünschenswert. Im Hinblick auf die Konkurrenz auf dem Weltmarkt ist aber eine "sozial- politische" Mittelweg-Lösung kaum tragbar.

Ausblick

Immer wieder wird die Kostenabhängigkeit der Dienstleistung betont. Diese unaufhaltsame Zwangsläufigkeit führe automatisch zu einer Ungleichverteilung der Einkommen, es spalte in Diener und Bediente auf.

Aber kann nicht ein Weg gefunden werden, bei dem kostenorientierte Wohlfahrt für die Mehrheit aller erreicht wird ohne Zerstörung der erreichten Klassengleichheit ?

Reformen der Steuer- und Sozialversicherungssysteme, gesunde Arbeitsmarktpolitik durch sinnvolle Reglementierung der Unternehmen im Sinne von unternehmensfördernder Wirtschaftspolitik können einen sinnvollen Weg der Dienstleistung darstellen. Wenn man bedenkt, daß die hohen Ausgaben für Transferleistungen besteuerte Abgaben der Erwerbstätigen sind, die Leistungsempfänger aber brutto gleich netto, von Steuern und Beiträgen befreit , sämtliche Schutzleistungen und Einrichtungen des Wohlfahrtstaates genießen, als ob sie Beiträge entrichteten, muß einem klar werden, daß hier Handlungsbedarf besteht.

Denn die bisherige übermäßige Belastung der Endverbraucher, speziell bei konsumorientierten Diensten, blockt die prosperierende Entwicklung.

Wenn das Lohnniveau zu stark herabgesenkt wird, um einen höheren Anteil an Erwerbstätigen zu ermöglichen, entsteht im Inland eine Arbeitslosigkeit, die dadurch bedingt ist, daß billige Arbeit im Ausland dazu führt, daß jene Einkommen im Inland belohnt werden, die zu keinen Abgaben verpflichten. Die Übrigen, also Versicherungspflichtigen, dagegen werden immer mehr zur Kasse gebeten. Steuerliche Anreizmodelle der sinnvollen Beschäftigungspolitik, so z. B. eine Technologie- Steuer, ohne Hemmung der Wirtschaftskreisläufe und vor allem eine Qualifizierung des Personals, können gerade in Vergleich zu den USA in Deutschland ein sozialeres und qualifizierteres Berufsbild der Dienstleistung bewirken.

Ob das allerdings gelingen kann, ist bei der herrschenden Mentalität in Deutschland noch offen. Ist vielleicht nicht auch die Sichtweise entscheidend ?

Eine Loslösung des Gedankens, Dienstleistung sei zwangsläufig untertäniges Dienen, würde einiges verbessern. Nur wer sich bereit erklärt, Dienste zu leisten, sollte auch Dienste in Anspruch nehmen, oder was tun wir täglich, wenn wir telefonieren, zur Bank gehen, zum Friseur oder zur Arbeitsvermittlung ? Finden wir nicht alle Konsum besser als Verzicht ? Warum genießen wir nicht unsere Wohlfahrt, indem wir uns von dem "Materiellen" lösen und anfangen "virtuell", "global" und "rentabel" zu denken.

Die durch Informations- und Kommunikationstechniken gewandelte Dienstleistung wird auf der Grundlage neuer Techniken zur Optimierung industriewirtschaftlicher Vorgänge ausgebaut. Gleichzeitig führen die Informations- und Kommunikations-Techniken zu neuen Berufen, zur Wiederbelebung totgesagter Branchen, und neue Qualifikationsprofile werden geschaffen. So werden aber beratende, kreative Tätigkeiten zunehmen, eine Verlagerung in Maßen auf Immaterielles ist durchaus denkbar. Der Bedarf an Zuarbeitern wird stark zurückgehen, systemische Rationalisierung wird auch einen großen Teil der Dienstleistungsbranche treffen. Eine Kompensation der verlorenen Arbeitsplätze durch DL-Arbeit hat sich bereits jetzt schon nicht bestätigt. Der Abbau sozialer Leistungen ist schon heute spürbar, der Weg von der Dienstleistungsgesellschaft zur "Dienstboten"- Gesellschaft ist nicht sehr weit.

Um dies zu verhindern, sollten wir an dem bestehenden Nominallohnanker festhalten, allerdings ist uns dies auch nur nach grundlegenden Reformen möglich. Die Erwerbsquote für Frauen wird steigen, eine bessere Akzeptanz und Qualifikation wird unter den jetzigen Umständen aber nicht erreicht. Das Arbeiten ohne Qualifikation führt dagegen eher zur Entlastung der Männer als zur Verbesserung der Situation der Frauen in der Gesellschaft.

Chancen, aus dieser Situation eine Besserung zu erwirken, sind Flexibilität, Weiterbildung und Individualität, vielleicht auch kombiniert mit gewerkschaftlichem Engagement einer neuen Dimension.

Beachtet man, daß 1998 Deutschland seit sieben Jahren wieder zum ersten Mal einen Leistungsbilanzüberschuß hat und für 1999 bereits eine Erhöhung der Lohnstückkosten prognostiziert wurde, kann man die künftige Entwicklung unserer Dienstleistungsgesellschaft, wenn auch weiterhin verstärkt an der Ausbildung und an konkurrenzfähigen steuer- und sozialpolitischen Modellen gearbeitet wird, durchaus als geeignet zur Erzielung eines angemessenen Ausgleichs am Arbeitsmarkt gesehen werden. Angemessen soll heißen, daß der bezahlte Lohn, wenn er überhaupt Niedriglohn ist, noch für den Arbeitnehmer ausreicht, auch wenn es zur Folge hat, daß eben nicht alle arbeiten können. Man wird sich also fragen, "ob es denn eigentlich darauf ankomme, daß eine Nation viel arbeitet oder vielmehr darauf, daß sie ein hohes Maß an Wohlfahrt genießen kann"oder wie Professor Burda sagt: "... es ist entschieden besser eine Arbeit zu haben, als arbeitslos in einer Zweiklassengesellschaft am Tropf des Staates zu leben", der wegen seiner hohen Transferleistungen nicht mehr wettbewerbsfähig ist, es sei denn, er zwingt seine Bürger zum Sparen durch Steuern und Konsumverzicht, aber käme dies dann einer Lohnsenkung nicht gleich, nur mit besseren arbeits- und weltpolitischen Konsequenzen ?

Albach, Horst, Dienstleistungen in der modernen Industrie-gesellschaft, München, 1989

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in DIW: Dienstleistungen, neue Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft, Berlin, 1989

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Baethge, Martin u.a ., Regulierung und Deregulierung der Dienstleistungsarbeit in der BRD und den USA, Eschborn,1991,1.Auflage

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Auszug aus: Neue Zürcher Zeitung : Dem Produktivit ä tsr ä tsel auf der Spur, Washington, Jan. 1994

Auszug aus: Süddeutsche Zeitung von Barbara Sommerhoff: Aufbruch ja, aber wohin?, 19.10.96

Internet :

Burda, Professor Michael C., Ph.D., Vortrag f ü r das Forum "Dienstleistungswirtschaft 2000" des Bundesministers f ü r Wirtschaft

am 06.Mai 1997 Berlin

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ende der Leseprobe aus 8 Seiten

Details

Titel
Seit 1970 sind in den USA 53,3 Millionen Dienstleistungsjobs entstanden
Autor
Jahr
1997
Seiten
8
Katalognummer
V95406
ISBN (eBook)
9783638080842
Dateigröße
353 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Seit, Millionen, Dienstleistungsjobs
Arbeit zitieren
Patricia Rotoloatri (Autor:in), 1997, Seit 1970 sind in den USA 53,3 Millionen Dienstleistungsjobs entstanden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95406

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