Stand der Klassifizierung im Hotelgewerbe


Seminararbeit, 1999

21 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Beherbergungsarten
2.1 Die klassische Hotellerie
2.2 Sonderformen
2.3 Parahotellerie

3. Zielsetzung der Klassifizierung

4. Verschiedene Arten der Klassifizierung
4.1 System eines Veranstalters
4.1.1 Beispiel des Veranstalters IST
4.2 DEHOGA
4.2.1 Kriterien
4.2.2 Zusätzliche Bewertungsmöglichkeiten
4.2.3 Beispiel der Muß-Kriterien eines *** Betriebes

5. Probleme der Klassifikation
5.1 Kritik der Verbände
5.2 Probleme im europäischen Vergleich
5.3 Kritik eines Hoteliers

6. Zukunftsaussichten

7. Literaturverzeichnis

1. Einführung

Diese Arbeit soll aufzeigen, wie in Deutschland versucht wird das Hotelgewerbe zu klassifizieren. Hierzu werden zunächst die Beherbergungsarten dargestellt sowie die relevanten Qualitätskriterien, auch im Vergleich zu anderen euro-päischen Ländern, beleuchtet. Desweiteren werden Probleme dargestellt und es wird ein Blick auf die neueste Entwicklung geworfen.

2. Beherbergungsarten

Trotz mehrerer Versuche, die Begriffe "Hotel" bzw. "Hotelgewerbe" zu erklären, liegt bis heute noch keine eindeutige Definition dieser Begriffe vor. Eine Hauptursache dafür liegt darin, daß sich das Hotel im Laufe der Zeit in so vielfältigen Erscheinungsformen zeigt, daß es kaum möglich erscheint, sie alle in einem präzisen Begriff zusammenzufassen.1 Obwohl jeder von uns weiß, was ein Gasthof, eine Jugendherberge eine Pension oder ein Hotel ist, wurde trotzdem bisher keine einheitliche und umfassende Definition gefunden, "die allen Spielarten, die bei den einzelnen Begriffen in der Praxis zutreffen, gerecht wird"2. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) hat praxisorientiert am Erscheinungsbild orientierte Kriterien zur Abgrenzung der Betriebsarten im Beherbergungsgewerbe entwickelt.

Die Vielzahl der Beherbergungsarten kann zunächst in drei kommerzielle Bereiche und in einen nicht kommerziellen Bereich der privaten Unterkünfte eingeteilt werden. Die drei kommerziellen Bereiche sind:

- Eigentliche oder "klassische" Hotellerie,
- Sonderformen der Hotellerie und
- Parahotellerie

2.1 Die klassische Hotellerie

Zur klassischen Hotellerie, gehören unter anderem das Hotel, das Hotel Garnie, die Pension und der Gasthof.

HOTEL

Beherbergungs- und Bewirtungsstätte mit herkömmlichem Dienstleistungsangebot mit wenigstens einem Vollrestaurant für Hausgäste und Passanten sowie mit besonderen Aufenthaltsräumen überwiegend für Hausgäste. Es sollte folgende Mindestvoraussetzungen erfüllen: 20 Gästezimmer überwiegend mit Bad/Dusche und WC ausgestattet und eine Hotelrezeption.

HOTEL GARNIE

Beherbergungsstätte in der an Hausgäste nur Frühstück und Getränke abgegeben werden.

PENSION

Beherbergungsstätte die sich von einem Hotel durch eingeschränkte Dienst-leistung unterscheidet. Speisen und Getränke werden nur an Hausgäste abge-geben.

GASTHOF

Beherbergungs- und Bewirtungsstätte mit herkömmlichem Dienstleistungsangebot - auch für Passanten. Der Gasthof hat jedoch neben den Speise- und Schankräumen keine weiteren Aufenthaltsräume.

MOTEL

Beherbergungsstätte, an den Bedürfnissen der Pkw-Reisenden orientiert, liegt an Hauptverkehrsstraßen, bietet Pkw-Stellplatz in Zimmernähe mit schneller Abfertig-ung bei Check-in und Check-out.

Ferienwohnung

Eine geschlossene Wohneinheit mit Bad/WC und Kochgelegenheit, als Studio, Wohnung oder Haus.

2.2 Sonderformen

Je nach Schwerpunkt der angebotenen Serviceleistungen und des hauptsäch-lichen Aufenthaltsgrundes der Gäste gibt es noch besondere Kategorien von Hotels, die zwar kurz aufgelistet werden, auf die aber nicht näher eingegangen werden soll.

- Geschäftsreisehotels
- All-Suite-Hotel
- Tagungshotel
- Motel
- Ferienhotel
- Clubhotel
- Kurhote
- Sporthotel

2.3 Parahotellerie

Zur Parahotellerie gehören alle Unterkunftsbetriebe, die neben der oben-genannten eigentlichen Hotellerie bestehen. Durch ihr niedriges Preisniveau, mit dem sie auch finanziell Schwächeren das Verreisen ermöglicht leistetet sie seit den 50er Jahren einen erheblichen Beitrag zur Entwicklung des Tourismus. Der niedrige Preis resultiert aus einem niedrigen Qualitätsniveau (Bsp. Massen-unterkünfte, geringe Serviceleistungen) und/oder auf der Tatsache das ein Teil der Träger dieser Unterkunftsbetriebe diese nicht gewerblich betreibt, sondern sie als zusätzliche Leistung für Vereinsmitglieder oder Mitarbeiter anbietet. Unterkunfts-betriebe der Parahotellerie werden zum Teil auch staatlich subventioniert.

3. Zielsetzung der Klassifizierung

"Klassifikationssysteme stellen den Versuch dar, die Vielzahl der unterschiedlichen Hotels in Qualitätsgruppen zusammenzufassen und sie durch eine Qualitätsbezeichnung (z.B. drei Sterne) zu charakterisieren."3 Bei einem Produkt wie der Hotelleistung, daß aus vielen Teilleistungen zusammengesetzt ist, soll durch Zahlen, Buchstaben oder Symbolen eindeutig dargestellt werden, was man ansonsten verbal lang und umständlich beschreiben müßte. Die DEHOGA zum Beispiel beschreibt, daß eine Hotelklassifizierung den Beherbergungs- betrieben durch eine deutlichere Produktpositionierung verbesserte Absatz-chancen eröffnet werden. In- und ausländische Gäste verlangen nach einer verläßlichen Hotelübersicht, insbesondere über die mittelständischen Unterneh-men. Darüber hinaus erfordern leistungsfähige, computergestützte Informations- und Reservierungssysteme die Verwendung aussagekräftiger, einheitlicher Kurzbotschaften zur Charakterisierung des Dienstleistungsangebots des Hotels.4

4. Verschiedene Arten der Klassifizierung

,,Ein gängiges Einteilungskriterium stellt die Differenzierung in Qualitätsklassen bzw.

Hotelklassen dar. Diese Kategorisierung orientiert sich i.d.R. an der Qualität von Ausstattung und Service und wird meist durch Sterne symbolisiert. Die Kategorisierung ist in einigen europäischen Ländern staatlich reglementiert. So arbeitet beispielsweise Österreich mit 4 Kategorien ( A1,A,B,C ); Frankreich und Italien haben Sterne (1-5); Protugal hat 7 Klassen und Spanien 5 Gruppen."5

4.1 System eines Veranstalters

Laut Pompl6 sind bei der Erstellung eines Hotelklassifikationssystems folgende 6 Schritte notwendig, um zu einer methodisch korrekten und nachvollziehbaren Ein-teilung zu gelangen.

(1) Kategorisierung: Die Unterkunftsbetriebe werden nach Art und Umfang in marktrelevanten Kategorien eingeteilt.
(2) Auswahl der relevanten Kriterien: Um den zeitlichen und finanziellen Aufwand zur Erstellung der Klassifikation und der periodischen Überprüfung der Hotels in Grenzen zu halten, sind aus der Vielzahl möglicher Bewertungskriterien diejenigen auszuwählen, die für den Produkttyp, das Qualitätsniveau des Sortiments und die Positionierung eines Veranstalters von besonderer Bedeut-ung sind.
(3) Gewichtung der Einzelkriterien: Hier gehen sowohl die Wichtigkeit des Einzelkriteriums ( z.B. Zimmergröße ) als auch dessen Relevanz für den vorge-sehenen Aufenthaltszweck ein.
(4) Bewertung der Einzelkriterien: Sie kann bei bestimmten Kriterien einfach nach `vorhanden/nicht vorhanden` erfolgen.
(5) Einteilung in Qualtitätsklassen: Die Bandbreite der Bewertungen zwischen festgelegter Mindestpunktzahl und erreichbarer Höchstpunktzahl wird in die gewünschte Zahl von Klassen eingeteilt. Um eine überzeugende, verkaufbare Programmdarstellung zu erhalten, kann diese Einteilung so vorgenommen werden, dass nur ganz wenige Hotels des Veranstalters in unterste Klasse fallen, und dass andererseits auch die höchste Qualitätsklasse noch eine entsprechende Belegung aufweist. Zudem ist zu überprüfen, welche Mindest- leistungen in der entsprechenden Klasse vorhanden sein müssen.
(6) Bewertung der einzelnen Hotels: Diese Bewertung erfolgt für jedes anhand einer aus den Einzelkriterien heraus entwickelten Checkliste und muss in periodischen Abständen oder bei wesentlichen Veränderungen im Hotel überprüft werden. Dabei ist auch auf eventuelle, die Qualität besonders beeinflussende, in der Checkliste aber nicht vorkommende Kriterien zu achten. Daneben ist es wichtig, dass die Einstufung eines Hotels nicht nur nach dem numerischen Ergebnissen der Bewertung erfolgt, sondern ergänzt wird um die Erfahrungen und Eindrücke der Experten aus Hoteleinkauf und Verkauf, die insbesondere auch den Service während der Saison berücksichtigen. Die Bewertung endet mit der Zuteilung zu einer der vorgegebenen Qualitäts-klassen und wird prägnant in Buchstaben oder Symbolen ausgedrückt.

4.1.1 Beispiel des Veranstalters IST

Die IST-Sonnen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: IST7

4.2 DEHOGA

Nach diversen Vorläufermodellen einzelner Landesverbände, stellt die DEHOGA seit Herbst 1996 mit ihrem Produkt ,,Deutsche Hotelklassifizierung" all ihren Mitgliedsverbänden ein bundesweit einheitliches Modell zur Klassifizierung von Beherbergungsbetrieben zur Verfügung. Dieses System entspricht internationalem Standart und ist geeignet ein aussagekräftiges Raster über den gesamten Bestand an Beherbergungsbetrieben in Deutschland zu legen. Bei der Bewertung werden hier ausschließlich objektive Kriterien wie Zimmerausstattung und Dienst-leistungsangebot berücksichtigt, subjektive Eindrücke werden grundsätzlich vernachlässigt. Die Bewertungskriterien werden durch Gremien der Fachgruppe Hotels im DEHOGA verbindlich festgelegt. Die Richtlinien werden von Gremien der Fachgruppe Hotel im DEHOGA festgelegt. Sie legen Bewertungskriterien fest und achten auf eine bundesweit einheitliche Anwendung.

4.2.1 Kriterien

Es gibt 22 obligatorisch Kriterien (Muß-Kriterien), die mit zunehmender Anzahl der Sterne schärfere Anforderungen stellen. Hinzu kommen zusätzliche fakultative Kriterien (KannKriterien) aus den Bereichen:

- Allgemeine Hausbeschreibung/Einrichtung
- zusätzliche Dienstleistung
- Freizeit- und Fitneßeinrichtungen
- Konferenz- und Bankettmöglichkeiten

Hier müssen für die einzelnen Sternenkategorien Mindestpunktzahlen erreicht werden. Je mehr Sterne, desto mehr Merkmale müssen vorhanden sein.

Der Hotelier füllt einen Erhebungsbogen aus, der per elektronischer Datenver-arbeitung ausgewertet wird. Anhand der Auswertung werden die Betriebe dann in fünf international übliche Sternenkategorien eingeteilt. Die Klassifizierung gilt für zwei Jahre. Um Mißbrauch zu verhindern werden Plausibilitätskontrollen und zusätzlich Stichproben nach dem Zufallsprinzip durch eine eigens gebildete Kom-mission, die aus Vertretern der zuständigen Tourismusverbände als auch des Gastgewerbes besteht, durchgeführt. Die Klassifizierung erfolgt nur auf freiwilliger Basis, so daß jeder Betrieb selbst entscheiden kann, ob er sich am Verfahren beteiligen möchte. Ein Ausstieg ist zu jeder Zeit möglich.

Beteiligen können sich alle konzessionierten Beherbergungsbetriebe mit mehr als 8 Betten.

4.2.1.1 Die Sternenkategorien

* Tourist

Zweckmäßige Unterkunft für Gäste mit einfachen Ansprüchen

- Einzelzimmer 8 qm, Doppelzimmer 12 qm
- Empfangsdienst
- Kontinentales Frühstück
- Fließend Kalt-/Warmwasser
- Kofferablage
- Aufenthaltsraum

** Standard

Unterkunft für Gäste mit mittleren Ansprüchen an die Zimmerausstattung

- Einzelzimmer 12 qm, Doppelzimmer 16 qm
- 50 % der Zimmer mit Dusche oder Bad/WC
- Getränkeautomat
- 1 Sitzgelegenheit pro Bett
- Tisch

*** Komfort

Unterkunft mit einer Ausstattung für gehobene Ansprüche

- Einzelzimmer 14 qm, Doppelzimmer 18 qm
- 90 % der Zimmer mit Dusche oder Bad/WC
- Erweitertes Frühstück oder Frühstücksbüffet
- 12stündig besetzte Rezeption, Telefon im Zimmer
- 70 % der Zimmer mit TV-Anschluß
- Restaurant

****First Class

Anspruchsvolle Unterkunft mit großzügiger Ausstattung

- Einzelzimmer 16 qm, Doppelzimmer 24 qm
- Alle Zimmer mit Dusche oder Bad/WC
- Frühstücksbüffet und Zimmerservice
- Bademantel auf Wunsch, Kosmetikspiegel Fön
- Alle Zimmer mit TV-Anschluß
- Empfangshalle, Restaurant, Hotelbar

*****Luxus

Außergewöhnliche Unterkunft mit einer Ausstattung für höchste Ansprüche

- Einzelzimmer 18 qm, Doppelzimmer 26 qm
- Suiten
- 24 Stunden besetzte Rezeption mit Concierge-Bereich
- Alle Zimmer mit Dusche/WC, davon 80 % mit Bad/WC
- Hotelhalle mit Getränkeservice, Restaurants, Hotelbar
- Konferenz- und Bankettmöglichkeit

Hotel Garni - Fremdenheim - Frühstückspension

Für Hotel Garnis, Fremdenheime oder Frühstückspensionen können maximal 4 Sterne vergeben werden. Für sie gelten die Mußkriterien ,,Restaurant" und ,,Speiseservice" nicht. Da es einem Hotel Garni in aller Regel nicht möglich ist, eine ausreichende Anzahl fakultativer Kriterien zu erfüllen, um eine der Ausstattung angemessene Klassifizierung zu erreichen, benötigen diese Betriebe bei den Zusätzlichen Bewertungskriterien nur niedrigere Punktzahlen:

** 15 Punkte

*** 50 Punkte

**** 90 Punkte

Neben der Angabe der Sterne muß bei diesen Betrieben immer zwingend der Zusatz ,,garni", ,,Fremdenheim" oder ,,Frühstückspension" gemacht werden.

4.2.2 Zusätzliche Bewertungsmöglichkeiten

neben den Muß-Kriterien gibt es noch die Zusätzlichen (fakultativen) Bewertungs-kriterien. Bewertet werden:

- Zusätzliche Leistungen
- Freizeit und Fitnesseinrichtungen
- Konferenz und Bankettmöglichkeiten

Für die oben aufgeführten Punkte wurden auch jeweils Bewertungstabellen erstellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4.2.3 Beispiel der Muß-Kriterien eines *** Betriebes

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

5. Probleme der Klassifikation

Produktkomponenten wie Zimmergröße, Zimmerlage und Ausstattungsmerkmale lassen sich zwar relativ objektiv bewerten und vergleichen, aber eine exakte Bestimmung der Dienstleistungsqualität äußert sich schwierig, weil eine Reihe immaterieller Faktoren hineinwirken. Außerdem kann eine überzeugende Kons-tanz der Servicequalität, die für die Leistungsbewertung von Bedeutung ist und im Wesentlichen von dem Faktor ÂArbeit` getragen wird, nur durch konsequentes Qualitätsmanagement gewährleistet werden.8

5.1 Kritik der Verbände

Die meisten Mitgliedsverbände des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) sehen keine Notwendigkeit zur Einführung einer nationalen Hotel-klassifikation und lehnen diese weiterhin ab. Als Einwände werden u.a. genannt:

- Infolge von höchst unterschiedlichen Hotels ist eine verallgemeinernde Einteil-ung in fünf oder sechs Kategorien unmöglich, zumindest aber wenig aussage-fähig.
- Eine Hotelklassifikation ist nicht notwendig, da sie vom Kunden kaum genutzt würde und bisher auch nicht vermißt wurde.
- Die Kosten einer methodisch korrekten und aktuellen Einstufung stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Die dadurch entstehenden Kosten würden auf die Hoteliers und schließlich von denen auf die Kunden abgewälzt werden.
- Die Anforderung einer Mindestausstattung je Qualitätsstufe führt zu unnötigen Gästebeschwerden.
- Außerdem wird befürchtet daß verschiedene Einstufungen unterschiedliche steuerliche Behandlung nach sich ziehen würde.9

Solange diese Punkte noch strittig sind, wird man mit einer schnellen Einführung einer nationalen Hotelklassifikation in der Bundesrepublik Deutschland nicht rech-nen können. Dabei wäre eine einheitliches Klassifikationssystem sehr wünschenswert, zumindest aus Sicht des Kunden, da dadurch die Markttransparenz erhöht und ihm die Einschätzung des Preis- Leistungs-Verhältnisses erleichtert würde. Anhand des Preises, der kein ausreichender Qualitätsindikator ist, kann er nur wenige Erkenntnisse bezüglich der Qualität eines Hauses gewinnen, da dieser von vielen Faktoren, wie: die individuelle Preisgestaltung der einzelnen Hoteliers, der unterschiedlichen Nachfragesituation, den unterschiedlichen Preisniveaus ver- schiedener Regionen und Ländern sowie Sonderkonditionen im Hotelvertrag usw. beeinflußt wird.

Auch die Reiseveranstalter würden von einem einheitlichen Hotelklassifikations-system profitieren. Da sie nur bedingt auf vorhandene Systeme zurückgreifen können, haben einige von ihnen unternehmensspezifische Hotelklassifikationen entwickelt, die sie intern zur Programm- und Preisgestaltung nutzen und die auch in ihren Katalogen zum Einsatz kommen.10

5.2 Probleme im europäischen Vergleich

Etwa 60 Staaten verfügen über eigene offizielle Klassifikationssysteme, die allerdings aufgrund ihrer länderspezifischen Bewertungssysteme untereinander nicht vergleichbar sind. Zudem unterscheiden sie sich in den Bewertungs-methoden: In einigen Ländern, in denen die Teilnahme freigestellt ist, wird folglich nur ein Teil der Hotels erfaßt; in anderen Länder wiederum erfolgt die Einstufung anhand von in einem Fragebogen gemachten Angaben des Hoteliers ohne diese jedoch auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Die Bundesrepublik Deutschland verfügt zur Zeit noch über kein offizielles Hotellklasifikationssystem.11

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: HOTREC 1996

5.3 Kritik eines Hoteliers

,,Die deutsche Hotelklassifizierung, so wurde jüngst der Vorsitzende der Lenkungsgruppe Deutsche Hotelklassifizierung, HelmutOtto, in der Presse zitiert, "ist eines der besten Produkte des DEHOGA". Angesichts der Tatsache, daß von rund 37.000möglichen Betrieben heute gerade einmal 4.500 klassifiziert sind, stellt sich allerdings die Frage, warum sich dieses Produkt bislang eher schleppend verkauft.

Das Sterne-System, so heißt es in einem Kommentar von Volker Simon in der "Allgemeinen Hotel- und Gaststättenzeitung", mache nur wirklich Sinn, wenn es flächendeckend eingeführt wird und nicht nur eines unter vielen bleiben will, sondern die Klassifizierung schlechthin. Dabei müsse vor allem auch den Betrieben klargemacht werden, daß die Sterne nicht als Auszeichnung, sondern als Einstufung zu verstehen sind. Hier scheint es mittlerweile zwar zu einem allmählichen Umdenken zu kommen, doch die meisten Betriebe würden wohl auch heute noch 1- oder 2-Sterne-Klassifizierung als Negativwerbung empfinden. Daß auch bei der Organisation und Durchführung sowie bei der Hotel-klassifizierung Nachholbedarf besteht, zeigen die Erfahrungen des Hoteliers Stephan Habermann aus Niedersachsen, der sich letztes Jahr der freiwilligen Hotelklassifizierung des DEHOGA gestellt hatte:

"Wir haben die Erhebungsbögen angefordert, diese ausgefüllt zurückgeschickt und den fälligen Betrag entrichtet. Danach tat sich zuächst -nichts-. Nach einigen Wochen haben wir in Hannover bei unserem Landesverband nach telefonischer Nachfrage erfahren, daß wir wohl in die 2 Sterne Kategorie eingestuft werden sollen. Die schriftliche Betätigung folgte nach einigen Tagen. Da dort einige Mängelpunkte aufgeführt waren, deren Erfüllung mit geringen Mitteln unsererseits leicht zu bewerkstelligen waren, haben wir gegen die Wertung Beschwerde eingelegt.

Bei den nun folgenden Telefongesprächen ergab sich aus meiner Sicht Unge-heuerliches:

So entspricht es der üblichen Praxis, daß lediglich eine Überprüfung der Betriebe stattfindet, welche mit Ihrer Wertung nicht einverstanden sind. Betriebe, welche mit der von der DEHOGA vergebenen Wertung einverstanden sind, werden zunächst nicht überprüft. Sie sollen in einen sogenannten Pool kommen, der durch den Prüfungsausschuß (den es zwar gar nicht gibt, siehe unten) lediglich durch Stichproben auf die Richtigkeit der gemachten Angaben überprüft wird. Durch einen Zufall erfuhr ich von einem befreundeten Kollegen, daß er selbst von dem DEHOGA angesprochen wurde, ob er nicht dem Prüfungsausschuß beitreten möchte.

Absolut lächerlich dabei war die Tatsache, daß es zu dieser Zeit überhaupt keinen Prüfungsausschuß gab. So war es auch zu verstehen, daß unsere Beschwerde im Grunde recht ärgerlich seitens des DEHOGA aufgenommen wurde.

Nachdem ein Prüfungsauschuß seitens des DEHOGA "organisiert" wurde, meldeten sich zwei Repräsentanten zweier Touristik Verbände als Prüfungs-auschuß in unserem Haus an. Wir hatten zwar eher Kollegen aus der Hotelerie erwartet, jedoch war den beiden erschienen Herrschaften ein gewisser Sach-verstand nicht abzusprechen. Letztendlich haben wir unsere Wertung behalten, welche den Standard unseres Hauses richtig widerspiegelt."

Der DEHOGA, so das Fazit des Hoteliers, zeige sich bei der Organisation und Durchführung der bundeseinheitlichen Hotelklassifizierung leider schlecht organisiert. Vor allem die Öffentlichkeitsarbeit werde völlig vernachlässigt. "Die deutsche Hotelkassififzierung hat wesentlich strengere Kriterien als das europäische Ausland. Jedem reiselustigen deutschen Bürger wird so in allen Reisebüros nahegelegt, nicht unter 3 Sternen, besser 4 Sterne in den klassischen Urlaubsländern zu buchen. Steht so ein Gast mal vor meinem Haus (2 Sterne), ist seine Reaktion absehbar. Man muß sich fast überlegen, ob man das Schild mit "nur" 2 Sternen an seinem Eingang anbringt, oder es lieber läßt.

Pressearbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Infomaterial, etc. wird vom Verband nicht er-bracht, wäre aber notwendig. Die Hotelklassifizierung soll laut DEHOGA von den Mitgliedern als innere Werbung genutzt werden. Leider ist dies zur Zeit nicht möglich. Selbst ein Emblem, bzw. ein geschütztes Warenzeichen, welches auf dem üblichen Geschäftspapieren, in Annoncen, im Internet auf diversen Home-pages, etc. verbreitet werden könnte und somit zum Verständnis in der Öffentlich-keit benutzt werden könnte, existiert nicht.

Ich habe mein Emblem selbst mit dem PC "gebaut". Ich hätte auch 4 Sterne einbauen können, aber wir wollen ja nicht angeben. Jeder andere kann, bzw. muß das genauso machen und es dürften schon jetzt dutzende verschiedene Embleme der deutschen Hotelklassifizierung in Umlauf sein. Ob das dabei behilflich ist, einen festen Standard in der Öffentlichkeit zu etablieren, halte ich für fragwürdig. Jeder halbwegs renommierte Hotelführer hat übrigens für seine Wertungen feste Symbole. Viele Reisende in Deutschland wissen diese Symbole sogar zu deuten und nehmen Sie als Maßstab für die Wahl Ihres Hotels. Es geht also. Der DEHOGA hat bei all diesen Unzulänglichkeiten sogar den Anspruch, die deu-tsche Hotelklassifizierung bundesweit durchzusetzen zu wollen. Es reicht aber nicht, rund 500,00 DM zu kassieren und für dieses Geld ein in Messing gefaßtes Schild mit ein paar Sternen zu liefern. Auch dieses hochgesteckte Ziel durch Druck und Drohungen durchzusetzen ist der falsche Weg:

In unserer Region (Weserbergland) hält sich z. B. hartnäckig das Gerücht,die damit beauftragte Gesellschaft werde zur EXPO 2000 in Hannover nur Hotels anbieten und vermitteln, welche sich dieser Klassifizierung unterzogen haben. Unmöglich!! Zum Schluß möchte ich noch sagen, daß ich die Idee einer einheitlichen Hotel-klassifizierung befürworte. Dem Gast wird damit eine gute Möglichkeit gegeben, sich schnell einen Überblick über das Preis-Leistungsverhältnis zu machen. Die einzelnen Kriterien der deutschen Hotelklassifizierung liegen hoch und man kann davon ausgehen, daß der Gast in dem Haus seiner Wahl einen entsprechenden Standard auch vorfindet und nicht enttäuscht wird. Der Nutzen für einen ambi-tionierten Hotelier ist also durchaus gegeben."12

6. Zukunftsaussichten

Der DEHOGA hat die Kriterien zu seiner Hotelklassifizierung überarbeitet. Im Vordergrund soll künftig vor allem der Service stehen. Mit der Überarbeitung der Klassifizierungskriterien soll vor allem den Kundenwünschen Rechnung getragen werden. Eine repräsentative Gästebefragung hat ergeben, daß die Bedeutung eines Golfplatzes für einen Hotelgast erheblich überschätzt wird. Wichtiger sind vielmehr sämtliche ,, Annehmlichkeiten rund um das Hotelerie-Kernprodukt Übernachtung, zum Beispiel der Farbfernseher und das reichhaltige Frühstücks-buffet" sagt Markus Luthe, Geschäftsführer der Fachgruppe Hotel bei der DEHOGA. Auch die Service-Bereitschaft des Hotelpersonals soll stärkeres Ge-wicht bei der Einstufung eines Hotels erhalten. Die modifizierten Kriterien sollen von diesem Sommer an gelten, wobei die bereits nach den alten Kriterien erfolgt-en Einstufungen ihre zweijährige Gültigkeit behalten. Künftig sollen die Klassifizier-ungen drei Jahre gelten.13

Laut Christian Ehlers, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA, ist es das Ziel der Modernisierung, noch stärker auf das abzustellen, was dem Gast besonders wich-tig ist und nicht das, was für den Hotelier besonders teuer war.14

7. Literaturverzeichnis

Internet www.DEHOGA.de/sterne/konzept.htm

Ders.www.hotelier.de/aktuell/aktuell03.htm

Ders. www.DEHOGA.de/aktuell/aktuell-15-99.ht

Münster,Marco Service wichtiger als Golfpaltz nebenan, in: FVW international ( Hrsg. ), 13/99, Hamburg

Pompl, Wilhelm Touristikmanagement 1, Berlin, 1997 Seitz, Georg Hotelmanagement, Berlin, 1997

[...]


1 Vgl. Seitz, G.: Hotelmanagement, Berlin 1997, S. 6.

2 Wahl, o.J., S. 4, in: Pompl, W.: Tourismusmanagement 1, 2 Auflage, Berlin 1997, S. 143.

3 Pompl, W.: Touristikmanagement 1, 2. Aufl., Berlin 1997, S. 151.

4 Vgl. www.DEHOGA.de/sterne/konzept.htm

5 Seitz, G. , Hotelmanagement, 1997, Berlin, S.12.

6 Vgl.Pompl W. , Touristikmanagement 1, 2. Aufl. , Berlin 1997, S. 160.

7 Vgl. www.DEHOGA.de/sterne/konzept.htm.

8 Vgl. Seitz.G. , Hotelmanagement, 1997, Berlin, S.14.

9 Vgl. Pompl, W.: Touristikmanagement 1, 2. Auflage, Berlin 1997, S. 154

10 Vgl. Pompl, W.: Touristikmanagement 1, 2. Auflage, Berlin 1997, S. 153

11 Vgl. ebenda, S. 151

12 www.hotelier.de/aktuell/sterne03.htm

13 Vgl. Münster M., Service wichtiger als Golfplatz, S.74, in: FVW internaltional.

14 Vgl. www.DEHOGA.de/aktuell/aktuell-15-99.htm

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Stand der Klassifizierung im Hotelgewerbe
Hochschule
Hochschule Heilbronn, ehem. Fachhochschule Heilbronn
Autor
Jahr
1999
Seiten
21
Katalognummer
V95353
ISBN (eBook)
9783638080316
Dateigröße
471 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Keine Gewähr!!!
Schlagworte
Stand, Klassifizierung, Hotelgewerbe, Heilbronn
Arbeit zitieren
Ralf Klemp (Autor:in), 1999, Stand der Klassifizierung im Hotelgewerbe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95353

Kommentare

  • Gast am 29.12.2001

    Gar Nie?.

    Wenn jemand sich so intensiv mit Hotels etc. auseinandersetzt, sollte er zumindest GARNI richtig interpretieren können (HOTEL GARNIE
    Beherbergungsstätte in der an Hausgäste nur Frühstück und Getränke abgegeben werden.).

Blick ins Buch
Titel: Stand der Klassifizierung im Hotelgewerbe



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden