MBA - Praxisnah / Flexibel / Teamfähig oder "Ist der MBA ein interkulturelles Training?"


Wissenschaftlicher Aufsatz, 1999

16 Seiten


Leseprobe


MBA - Praxisnah / Flexibel / Teamfähig oder "Ist der MBA ein interkulturelles Training?"

,,Die Grundzüge einer soliden MBA-Ausbildung sind klar", so Albrecht Sanner, Leiter der Personal und Bildungspolitik DaimlerChrysler AG in einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen zum MBA ,, MBA Studenten müssen nicht nur das Neueste über alle Hauptsäulen der Firmenorganisation (Führung, Marketing, Rechnungs- und Finanzwesen) lernen. Sie müssen auch lernen, sich durchzusetzen, Führungskompetenz zu entwickeln, vor Gruppen mehrsprachig zu präsentieren und Teamarbeit zu praktizieren. Kurz gesagt: Die Flexibilität zu managen, die Unternehmen in der Zukunft benötigen, um immer schneller auf Marktgegebenheiten zu reagieren.1 "

Trotz positiver Entwicklung, hat sich der Master of Business Administration (MBA) in Deutschland noch nicht ganz durchgesetzt. Obwohl in der Autoindustrie, bei Banken, bei Chemieunternehmen, in Nahrungsmittelkonzernen oder Verbänden das Interesse zunimmt: Überall finden sich, z.Z. noch eher zufällig, vereinzelte MBA-Kandidaten. Dabei entwickelt sich die MBA-Szene rasant. Schon heute gibt es, neben rund 40 privaten MBA-Anbietern, über 30 staatliche Hochschulen (Universitäten und Fachhochschulen) in Deutschland, die einen MBA-Titel anbieten bzw. anbieten wollen. Nach Recherchen des Autors sind dies z.B. die Universität des Saarlandes, die WHU in Koblenz, die HTW Saarbrücken sowie die Fachhochschulen in Kiel, Hamburg, Berlin, Bremen, Osnabrück, Berneburg, Fulda, Trier, Mainz, Magbeburg, Paderborn, Reutlingen, Ludwigshafen, Furtwangen Esslingen und Nürtingen. Weitere MBA-Programme sind z.B. in Planung in Nürnberg, Augsburg, Frankfurt/Oder, Esslingen, Dortmund, Kassel, Bremen, Sigmaringen, Bruchsaal, Stuttgart, Darmstadt, Clausthal-Zellerfeld und an der TU in München. Meistens wird der Titel in Kooperation mit ausländischen Institutionen vergeben. Reine deutsche MBA-Programme sind noch selten2.

Auch private Anbieter drängen auf den Markt . Unternehmen wie Lufthansa, Merck, Ford, Höchst, Bayer bieten bzw. planen eigene, firmeninterne MBA-Programme. Als Gründe für diese Programme wird oft angegeben, dass die Angebote auf dem ,,freien Markt" nicht für die Ansprüchen des Unternehmens maßgeschneidert genug sind. Andere wollen durch den Kauf von Ausbildungspaketen die Kosten senken.

Die Zahl der deutschen MBA-Studenten wird von Experten mittlerweile auf fast 2100 pro Jahr geschätzt. Mittlerweile kann man weltweit von über 1200 Anbietern und rund 150.000 MBA Absolventen ausgehen. Davon rund 100.000 in den USA und 40.000 in Europa. Die Qualität der MBA-Programme ist dabei höchst unterschiedlich. Vom Titelhändler bis zum Nobel-MBA ist alles auf dem Markt vertreten.

1 Erwartungen der Unternehmen

Was erwarten nun Unternehmen von Führungskräften in der Zukunft und damit von MBA- Absolventen? Ingo Schneevoigt, Vorstand der Allianz-Versicherungs-AG, gibt mit seiner Forderung nach "echter Führungskompetenz statt Management" die Höhe der Meßlatte vor, so der Journalist Dieter Kaltwasser im Handelsblatt. Schneevoigts Meinung nach ,,liegt die vordringliche Aufgabe von Führungskräften mehr und mehr in der Koordination interner und externer Ressourcen, der Organisation von Task Forces in Projekten und der Integration neuer Technologien".

Die Persönlichkeitsprofile von Führungskräften gewinnen gegenüber dem fachlichen Know- how mehr und mehr an Bedeutung. Bestätigt wird dies durch eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung3. ,,Hohe fachliche Kompetenz ist die entscheidende Grundlage für die berufliche Arbeit im internationalen Kontext und Basis für eine "internationalen Qualifikation" so die Forscher des BIB. Im Bereich von Führungskräften gehen die Anforderungen weiter bis hin zu hoher fremdsprachlicher Verhandlungskompetenz.

Fremdsprachenkompetenz ist eine weitere, für internationales berufliches Handeln selbstverständliche Fähigkeit, wobei die Beherrschung der englischen Sprache oberste Priorität hat, so die befragten Unternehmen.

Interkulturelle Kompetenz ist dann eine weiter, entscheidende Dimension internationaler Qualifikationen. Sie umfaßt eine Vielzahl unterschiedlicher Fähigkeiten und Kenntnisse, die im Kontakt mit ausländischen Kollegen, Kunden und Geschäftspartnern erworben werden können.Herausragend ist dabei die Fähigkeit, mit ausländischen Partnern, Kollegen oder Kunden auf einer gemeinsamen Ebene kommunizieren und kooperieren zu können. Dazu kommen Kenntnisse der Märkte anderer Länder, Kenntnisse über die Kultur und Mentalität ihrer Bewohner, eine generelle Offenheit gegenüber neuen Eindrücken und Einflüssen sowie die Fähigkeit, sich auf eine fremde Kultur einlassen und in ihr bestehen zu können.

Trends die auch durch die Studie "Delphi ´98" des Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI)4 bestätigt wird.

1.1 Wo finde ich solche Manager?

Die Anforderungen an die Qualifikationen der Mitarbeiter ändern sich ständig. ,,Wir alle reden von Internationalisierung, Globalisierung, Teamfähigkeit, Führungsqualitäten usw.", so Heinz Dennenwaldt, Personalleiter KPMG-AG Köln. Die MBA-Absolventen besitzen diese Qualifikation, die vergleichbare Bewerber erst nach vielen Jahren erlangen. Sie haben durch ihr Hauptstudium, ihre Berufserfahrung und durch ihr MBA-Zusatzstudium einen Vorsprung vor vielen anderen Bewerbern erarbeitet. Sie haben bewiesen, dass sie weiterbildungswillig, mehrsprachig und flexibel sind. Sie besitzen ein breites Management-Know-how und sind international ausgerichtet, alles Dinge, die wir heute brauchen und die wir in vier bis fünf Jahren noch dringender benötigen werden".

,,Nach meiner Ansicht gehören MBA Absolventen zum oberen Drittel der Studenten. Denn eigentlich erfüllen die Kandidaten, die sich an einer Business School einschreiben, genau die Anforderungen, die wir Manager mit dem Schlagwort vom lebenslangen Lernen stets fordern: Sie geben ihrer Karriere eine andere Richtung, qualifizieren sich neu oder weiter und sammeln internationale Erfahrung. Das alles tun sie unter extremen Bedingungen". so Adolf Körschges Mitglied der Geschäftsführung von 3M Deutschland, verantwortlich für Customer Satisfaction und Qualitätssicherung.

2 Benchmarking: Arbeitgebererwartungen in Großbritannien

Da der MBA einen Vorteil für die angestrebte Karriere werden soll, ist die Vorstellung des Arbeitgebers über den Wert dieser Ausbildung ein wichtiger Faktor. Seit 1965 hat sich die Einstellung der Arbeitgeber zum MBA in Großbritannien - so einige Studien - sehr positiv entwickelt. Folgende Faktoren haben dazu beigetragen5:

- Mit dem Ende der Rezession in den 90ern wird jetzt die Notwendigkeit einer strategischen Zukunftsplanung gesehen.
- Bedingt durch die Zunahme der globalen Konkurrenz wird ein professionelles Management für die Unternehmen immer wichtiger.
- Mit der zunehmenden Anzahl von MBA-Absolventen hat sich auch die Anzahl derer erhöht, die jetzt als Entscheidungsträger die Auswahl neuer Führungskräfte mitbestimmen.

So sind nach einer Studie der Personalberater Korn Ferry/Carre Orban von 1994 11% der obersten Entscheidungsträger der größten Unternehmen im Vereinigten Königreich mittlerweile MBA-Absolventen. Nach einer weiteren Studie der Association of MBAs (AMBA)6 von 1997 gibt es ebenfalls einen starken Anstieg von MBA-Absolventen in kleineren Unternehmen. Das Personalberatungsbüro Saxton Bampfylde führte unter Arbeitgebern - die eine große Anzahl von MBA-Absolventen beschäftigen - eine Studie zum Thema der ,,in Zukunft erwarteten Kompetenz der Graduierten" durch. Folgende Fähigkeiten wurden hierbei von Unternehmen bei MBA-Absolventen vorausgesetzt:

- Breites Verständnis der Grundsätze der Geschäftsführung in allen Schlüsselpositionen des Unternehmens
- Besondere Fähigkeiten zur Analyse von strategischen Fragestellungen
- Die Fähigkeit, in Situationen vorrangige Maßnahmen zu erkennen
- Präsentations- und Kommunikationsgeschick

Die Untersuchung zeigt auch: Neben einer Vielzahl verschiedener Berufssparten in denen die Absolventen tätig waren, zeichnen sie sich auch durch Positionen aus, die ein hohes Maß an Verantwortung voraussetzen. 42% der Absolventen kamen aus dem oberen oder mittleren Management. Eine große Mehrheit der Befragten hat vor Beginn des Studiums gearbeitet. Mehr als 50% haben eine Berufserfahrung zwischen 6 bis 15 Jahren. Dieses Ergebnis ist sehr positiv für zukünftige Arbeitgeber zu sehen, da hier die Möglichkeit zu einem

Erfahrungsaustausch auf einem vergleichbaren Niveau, jedoch mit einem unterschiedlichen berufspraktischen Hintergrund, verwirklicht wird7..

3 Benchmarking: Arbeitgebererwartungen in den USA

Der US-Arbeitsmarkt für MBA-Absolventen hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Das bisher geltende Berufsbild, welches dem MBA-Absolventen eine Langzeitkarriere in einem der weltweit aktiven Großunternehmen versprach, gilt heute nicht mehr. Die Erwartung, dass die Korporation der Zukunft nur noch aus einem Kern von hausinternen Managern bestehen wird - der die Ziele und Strategien des jeweiligen Unternehmens festsetzt -. beinhaltet in Zukunft einen deutlichen Wandel in der MBA-Ausbildung. Der neue Typ Manager muß auf die Annehmlichkeiten z.B. eines Stabes von Mitarbeitern oder gar einer eigenen Werbeabteilung verzichten können. Der in Zukunft gefragte Manager wird eher ein Generalist sein, der z.B. auch die technischen Aspekte des Marktes mit Schnelligkeit und Genauigkeit abzuschätzen vermag8.

Dass schon bei der Auswahl des MBA-Studiums auf die richtige Vorbereitung auf den sich veränderten Arbeitsmarkt Rücksicht genommen werden sollte, liegt auf der Hand. Beispielsweise sollte bei der Auswahl des MBA-Studiums auf die Möglichkeit, Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern knüpfen zu können, geachtet werden, um so schon während des Studiums die Chancen für eine spätere Anstellung erhöhen zu können. Wer bestmöglich auf die neuen Bedingungen vorbereitet sein will, sollte nach Meinung von Unternehmern sein MBA-Studium nach folgenden Faustregeln aussuchen:

- Das MBA-Studium sollte dem Absolventen dazu verhelfen, sich in einer unsicheren und sich stetig verändernden Arbeitswelt zurechtfinden zu können. Übungen, experimenteller Unterricht und spezielle Kurse sollten dieser Notwendigkeit angepaßt sein.
- Das Programm sollte ein formelles Training zu Fragen der Karriere- und Lebensplanung in Zusammenarbeit mit einem Karriere-Service und einem akademischen Programm anbieten.
- Kurse und Seminare sollten Themen wie "Erfolg im Job", "Erfolg auf dem Arbeitsmarkt", "das richtige Einschätzen von Firmenorganisation und Firmenplanung", "das Einschätzen der eigenen Position heute und in der Zukunft", "geschäftliche Verbindungen" sowie "das Arbeiten als Konsultor" mit einbeziehen. Wenn Unternehmen sich verändern, werden nur erfahrene Manager ihre Anstellung behalten.
- Das Programm sollte spezielle Themen wie "Small Business-Entrepreneurship" und "Corporate Venturing" beinhalten.
- Die Kurse und die während des Studiums gemachten Erfahrungen sollten sich mit den Bereichen der Personal-, Unternehmens- und Finanzplanung auseinandersetzen, den Absolventen auf die Aufgaben eines Consultants, sowie auf den Arbeit in einer Fremdfirma vorbereiten. Zudem sollte er lernen sich mit Problemen der Geschlechterfrage am Arbeitsplatz auseinanderzusetzen, auf den Wechsel von einem größeren hin zu einem kleineren Arbeitgeber und auf die damit verbundene steigende Verantwortung am Arbeitsplatz vorbereiten zu sein.
- Interkulturelles Training, Auslandsaufenthalte, Fremdsprachen werden als nicht ausreichend unterrichtet betrachtet. Die Mangel in diesen Bereichen, werden als erheblich angesehen. Einige Business Schools versuchen sich auf diesen Trend einzustellen, indem sie den Anteil der internationalen Studenten erhöhen.

Eine Untersuchung der FIBAA aus Bonn zeigt: Rund 70% der MBA-Studenten beginnt nach Beendigung des Studiums in Mittleren- und Großunternehmen über 10.000 Mitarbeiter und in den Bereichen "Finance" "Consulting" und "Marketing". Aber: Die überwiegende Anzahl von MBA-Absolventen verläßt nach fünf bis zehn Jahren die Unternehmen, in denen sie ihren Berufsstart hatten und gründen eigene Unternehmen.

Eine Entwicklung, welche durch Langzeituntersuchungen der Harvard University und der Duke University9 aus den USA bestätigt wird. Berufliches Langzeitziel der meisten MBA- Absolventen - so die Universitäten - ist der Sprung in die Selbständigkeit bzw. die Arbeit in kleinen, innovativen Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern. Grund ist die hohe Gestaltungsfreiheit in diesen Unternehmen. Wie die folgende Übersicht zeigt, haben sich viele der Harvard-Absolventen selbständig gemacht Sie nutzen damit das erworbenen Know How, um eigene Unternehmen aufgebaut. Ähnliche Tendenzen zeigen auch andere Studien aus Großbritannien10.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Job History der Harvard MBA Class of 1974

Aufgrund ähnlicher Entwicklungen können zukünftig viele Ergebnisse aus den USA und Großbritannien auf den deutschen MBA-Markt und auf die deutschen MBA-Studenten und Absolventen übertragen werden.

4 Welcher MBA?

Leider gib es nicht ,,den MBA" als Allgemeinlösung. Zu unterscheiden ist zwischen der Gruppe der Vollzeitprogramme und der großen Gruppe der Teilzeit und Fernstudienprogramme. Der klassische MBA - Vollzeit wie Teilzeit - ist eine Postgraduierten- Ausbildung. In der Regel haben Teilnehmer an MBA-Programmen 2-3 Jahre Berufserfahrung, bei Executive-MBA-Programmen sind die Teilnehmer sogar meistens um die 10 Jahre berufstätig. Insgesamt kann man vier Basismodelle des MBA unterschieden12:

- der amerikanische Original-MBA
- das europäisch-englische Modell
- das europäisch-internationale Modell
- der fachspezifische MBA

Der amerikanische Original-MBA13 basiert auf einer zweijährigen Vollzeitausbildung bzw.

drei bis vierjährigen Teilzeitausbildung. In den USA ist der Vollzeit-MBA, der in einem Zeitrahmen von zwei Jahren absolviert wird, stellt die am häufigsten angebotene Programmstruktur dar. Da diese Programme mit akademischen Institutionen kooperieren, sind sie entsprechend nach Semestern organisiert. Ein zweijähriger MBA dauert demnach nicht zwingend zwölf Monate, sondern vier bis sechs Semester, die wiederum jeweils 10 bis 14 Wochen andauern.

Gute Programme haben Studenten mit drei bis vier Jahren Berufserfahrung. Schwachpunkte bei vielen MBA-Programmen in den USA sind: Mangelnde Internationalität der Dozenten, fehlende Fremdsprachenkompetenz und zuwenig Auslandserfahrung der Studenten. Kritisiert wird auch mangelnder Praxisbezug und bei einigen Anbietern die zu große Jahrgangsgruppe mit 800 bis 1000 Studenten. Gab es 1968 lediglich 17.795 MBA Absolventen so stieg die Zahl bis 1988 rasant auf 69.230 Absolventen. Für 1998 wird die Zahl auf 97.000 geschätzt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Mögliche Angebotsformen des Master of Business Administration 14

Das Europäisch/Britische Modell entwickelte sich zuerst unabhängig von den universitären Bildungsgängen. Zielgruppe sind Manager, die keine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung haben, diese aber für das weitere berufliche Fortkommen benötigen. In den Programmen werden viele Inhalte eines Grundstudiums bearbeitet. Üblicherweise dauert der britische MBA 12 Monate im Vollzeit- bzw. 2-3 Jahre als Teilzeit Programm. Schlossen 1980 ca. 1.100 und 1985 2.200 Studenten ein MBA Programme ab, so gibt es heute in Großbritannien ca. 8000 MBA-Absolventen pro Jahr. Davon 2/3 in Teilzeit und Fernstudienprogrammen.

Das europäische/internationale Modell zeichnet sich durch sehr hohe Qualität und innovatives Vorgehen aus. Die Studierenden setzen sich aus einer internationalen Elite junger ca. 27 bis 35 jähriger Führungskräften zusammen. Die Programme dauern etwa 14 bis 24 Monate als Teilzeit oder 10 bis 16 Monate als Vollzeitprogramm. Beide erfordern intensiven Arbeitsaufwand und Selbststudium. Abhängig von der jeweiligen Programmstruktur gibt es keine Semesterferien.

Viele Business Schools bieten den Vollzeit-MBA zunehmend auch als Aufbaustudiengang an, der z.B. im Anschluß an den deutschen Hochschulabschluß absolviert wird. Die Teilnehmer sind somit häufig Universitätsabsolventen, die noch keine Berufserfahrung vorweisen können, sich jedoch von der Teilnahme einen Vorteil für den späteren Berufseinstieg erhoffen. Wenn hier die Qualität der Ausbildung, die internationale Ausrichtung und der Zeitaufwand stimmen, sollte sich das Diplom beim Berufseinstieg als förderlich erweisen. Ob sich allerdings dieser Studienverlauf gegenüber dem ,,klassischen MBA" durchsetzen kann, ist fraglich und wird zu untersuchen sein.

Die meisten berufsbegleitenden Programme dauern zwei bis drei Jahre, sie können jedoch in einem Zeitrahmen von bis zu acht Jahren durchgeführt werden. Die grundsätzlichen Lehrinhalte sind im wesentlichen identisch mit den Vollzeitprogrammen und erstrecken sich lediglich über einen längeren Zeitraum. Die Anzahl der zusätzlichen Angebote bzw. Wahlfächer sind hingegen häufig reduziert. Die Mehrzahl der Studenten, die berufsbegleitende Programme absolvieren, sind bereits seit mehreren Jahren im Beruf tätig.

Berücksichtigen muß man bei der Einschätzung des MBA auch, dass 60 - 70 % aller MBAStudenten Teilzeit- und Fernstudienprogramme besuchen und damit berufsbegleitend studieren. Mit einem klassischen MBA-Studium wird also nicht der Einstieg in das Berufsleben vorbereitet, sondern eine zusätzliche Qualifikation erworben. Ein weiteres Phänomen rund um den MBA ist in diesem Zusammenhang wichtig. Rund 90 % aller MBAStudenten in Großbritannien sind keine Betriebswirte15.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Berufsqualifikation von MBA-Studenten vor dem Studium 16

Etwas anders verhält es sich bei den Anbietern auf dem Kontinent und in den USA. Rund 2/3 der MBA-Studenten sind hier Ingenieure, Natur- und Sozialwissenschaftler, Juristen usw., die sich für generelle Geschäftsführungsaufgaben weiterqualifiziert wollen.

Fachspeziefische MBA sind z.B. der Master in Marketing Research (MMR), Master in Technology Management (MMT) etc. Rund 100 solcher Programme gibt es mittlerweile. Auch Programme wie der Master in Business Administration and Certified Public Accounting MBA/CPA sind keine Seltenheit.

5 Karrierechancen verbessern

Das traditionelle einjährige Vollzeit-MBA-Programm in Europa bzw. zweijährige MBA- Programm in den USA wird zunehmend durch berufsbegleitende bzw. Executive-Programme ersetzt. Berufstätige können es sich selten erlauben, eine ein- oder mehrjährige Pause zugunsten einer Ausbildung zu nehmen. Auch Unternehmen bevorzugen diese Form der Ausbildung. Die Mitarbeiter qualifizieren sich weiter, und das Unternehmen hat sofortigen Nutzen aus dem gelernten. So werden Teilzeitprogramme in der Regel auch von Unternehmen mit Stipendien, Freistellungen etc. unterstützt. Bei Vollzeitprogrammen eine Ausnahme.

Die tatsächlichen Zeitstunden, die für das Programm aufgebracht werden müssen (classroom contact hours) rangieren zwischen 250 und 1.000 Stunden, liegen jedoch im Schnitt bei ungefähr 480 Stunden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Gründe für ein MBA-Studium 17 :

Es muß dabei grundsätzlich zwischen Unterricht in Präsenzform und Selbststudium unterschieden werden. Die Selbststudienanteile betragen oft bis zu 1.000 Stunden und mehr. Besonders hoch sind sie beim Fernstudium, da hier nahezu keine Präsenz erforderlich ist.

Das Curriculum des MBA besteht in der Regel aus Hauptkursen, die die wesentlichen Bestandteile des Management, wie Wirtschaft (Mikro und Makro), Informationstechnologie, Entwicklung von Problemlösungsstrategien usw. abdecken. Die Kurse werden durch obligatorische Module, Projekte oder optionale Angebote durchgeführt. Durch die Einführung der spezialisierten MBA-Programme wird diese Art der breitangelegten Fächerabdeckung naturgemäß verändert. Es sollte ein ungefähres Gleichgewicht herrschen zwischen Soft Skills ( z. B. die Fähigkeit der Präsentation, der Argumentation usw.) und Hard Skills (Business Administration). Der klassische MBA legt einen Schwerpunkt auf die Bewertung der Studenten durch Tests, Examen etc. Neuere Programmformen werden teilweise als zu ,,benutzerfreundlich" empfunden, wenn eine regelmäßige Leistungsüberprüfung als

Bewertungsinstrument an Bedeutung verliert. Rund 100 seitige Diplomarbeiten in englischer Sprache und eine Verteidigung vor den Professoren gehören zum guten Standard.

Zusammenfassend läßt sich feststellen, dass der MBA als Möglichkeit gesehen wird, die Karrierechancen allgemein zu verbessern. Rigorose Selektion bei der Rekrutierung von MBAKandidaten wird erwartet, jedoch in der Realität nicht immer so erfüllt. So berichtet zum Beispiel das Handelsblatt von einer Ernest und Young Studie die bescheinigt, dass gerade einige Französischen Grand Ecoles zunehmend unter Bewerberschwund leiden. Der Konkurrenzkampf unter den Anbietern und der Druck, Interessenten anzuwerben, führt dann mitunter zu einer Lockerung der Aufnahmekriterien.

6 Wie finde ich das ,,richtige" MBA-Programme

,,Rankinglisten sind ein gutes Geschäft für die erstellenden Zeitschriften. Studenten und deren Eltern meinen, sie seien ein wichtiges Hilfsmittel bei der Auswahl einer Hochschule. Die Autoren suggerieren, dass plastisch und einfach dargestellt wird, welches die prestigeträchtigsten Hochschulen und Universitäten sind, was sie kosten usw. Dass geschummelt wird in diesen Tests, wollen die Leser nicht zur Kenntnis nehmen", so Dennenwald. ,,Deshalb suchen wir die Absolventen auch nicht nach dem Studienort aus." Im Gegensatz zu den USA, muß bei deutschen Rankings zusätzlich noch beachtet werden, dass die deutschen Studenten die Hochschule oft nicht aussuchen können. ,,Kluge Köpfe gibt es an allen Hochschulen", urteilt auch Farquharson, Leiter Kaufmännischer Führungsnachwuchs bei BASF. Deshalb sehen wir uns die Hochschulen selber an oder nutzen die Kenntnisse der Fach-Akkreditierer. Deren Gütesiegel ist ein verläßliches Signal."

Wie bei der KPMGAG und bei BASF AG stehen auch andere deutsche Unternehmen den Hochschulrankings kritisch gegenüber. Bei einer Wirtschaftswoche-Umfrage wurde festgestellt, dass die Mehrzahl, nämlich 84 Prozent der deutschen Personalchefs, keine Uni- Tests nutzt. Während Kleinunternehmen (weniger als 100 Mitarbeiter) die Ergebnisse von Tests völlig ignorieren, stieg der Prozentsatz der Ranking-Nutzer bei Unternehmen zwischen 1.000 und 10 000 Mitarbeitern immerhin auf 15 Prozent. In Großunternehmen (mehr als 10 000 Mitarbeiter) lag der Anteil sogar bei 41 Prozent, wobei Unternehmen wie der Medienkonzern Bertelsmann, der Automobilhersteller Daimler-Chrysler oder der Maschinenbauer ABB eigene Listen haben. Selbst die Personalchefs, die Uni-Vergleiche nutzen, halten ihre Aussagekraft für gering: Unter den Kriterien zur Einstellung von Uni-Absolventen, rangiert der Studienort deutlich abgeschlagen auf Platz acht. Praxiserfahrung, Persönlichkeit, Noten, alles zählt bei der Bewerbung mehr als der Studienort. Im Ausland und besonders in den USA haben die Hitlisten einen anderen Stellenwert. Dort ist der Ruf und das Ranking der Hochschule ein wichtiges Kriterium bei der Einstellung von Uniabsolventen. Wobei die Hochschulrankings teilweise sehr unterschiedlich ausfallen. So erscheint z.B. die Indiana University bei Business Week 1998 an 7. Stelle, beim Gourman Report an 11. Stelle, bei US-News and World Report an 20. Stelle und beim ,,Official MBA-Guide" an 41. Stelle. Nach einer Untersuchung der Auslandsamtes der Fachhochschule Pforzheim18, werden in den verschieden US-Rankings rund 176 Business Schools als die ,,Top 50" gewertet.

7 Qualitätssicherung als Orientierungshilfe

Allein der Begriff des MBA bietet mithin keine Garantie mehr für Qualität. In zahlreichen Ländern wurden deshalb Bewertungsmaßstäbe entwickelt, nach denen Akkreditierer die Qualität von MBA-Programme in den USA bzw. Europa prüfen. Akkreditiert werden von den Qualitätsicherern in der Regel Programme oder Institutionen im jeweiligen nationalen Bereich. Diese Art der Gütekontrolle im Bereich der Business Schools, die ihrerseits oft das betriebswirtschaftliche Fachsegment einer Universität darstellen, hat sich in vielen Ländern durchgesetzt. Die Kontrolle und Überprüfung der Business Schools und deren Programme erfolgt entweder durch Peers im Sinne einer akademischem Selbstkontrolle oder anhand von Qualitätsstandards, die Seitens der Wirtschaft erarbeitet wurden19.

Der Bogen der Akkreditierer spannt sich von den USA mit der American Assembly of Collegiate Schools of Business (AACSB) über die Asociacion Espanola de Escuelas de Direccion de Empresas (AEEDE) in Spanien über die englischen Akkreditierer Association of MBAs (AMBA) und Association of Business Schools (ABS), das Chapitre aus Frankreich, die Foundation for International Business Administration Accreditation, (FIBAA) für den deutschsprachigen Raum bis hin zu den Neugründungen in Osteuropa wie RABE, CEEMAN, FORUM.

Allerdings ist das Qualitätssicherungsverfahren bei allen Akkreditierern freiwillig. Nicht alle der 76 deutschsprachigen, 250 europäischen und 900 amerikanischen Business Schools nehmen an diesem Verfahren teil, darunter auch eine Reihe vom Markt besonders anerkannter Einrichtungen. Mit der Einführung der Masterstudiengänge an deutschen Hochschulen wird, wie von der Wirtschaft und staatlichen Stellen gefordert, die Qualitätskontrolle an den staatlichen Hochschulen Einzug halten. Mit dem Akkreditierungsrat bei der Hopchschulrektorenkonferenz ist ein erster Schritt getan.

Der MBA ist nicht das Nonplusultra. Und die pauschale Begeisterung, mit der einzelne Firmen die Kandidaten hofieren und das Studium vergolden, ist genauso absurd wie die sture Ablehnung durch andere Unternehmen. Worauf sich die Skepsis gründet, ist völlig unklar. Denn eigentlich erfüllen die Kandidaten, die sich an einer Business School einschreiben, genau die Anforderungen, die Manager mit dem Schlagwort vom lebenslangen Lernen stets fordern. Der Master-Studiengang vermittelt kompakt ein fachliches Know-how, wie es sonst nur in jahrelanger Berufspraxis erworben werden kann. Die Ausbildung in Teams mit Vertretern aller Nationen trainiert in hohem Masse die "social skills", und der Lehrstoff spickt die Studenten mit Managementwissen, das als "state of the art" gelten kann. Findet das Studium dann noch im Ausland statt, hat der MBA-Student ein interkulturelles Know How erworben, welches seinesgleichen sucht.

Klappentext

MBA-Kandidaten, erfüllen genau die Anforderungen, die Unternehmer mit dem Schlagwort vom lebenslangen Lernen stets fordern: Der Master-Studiengang vermittelt kompakt ein fachliches Know-how, wie es sonst nur in jahrelanger Berufspraxis erworben werden kann. Die Ausbildung in Teams mit Vertretern aller Nationen trainiert in hohem Masse die "social skills", und der Lehrstoff spickt die Studenten mit Managementwissen, das als "state of the art" gelten kann. Findet das Studium dann noch im Ausland statt, hat der MBA-Student ein interkulturelles Know How erworben, welches seinesgleichen sucht. Ziel des Beitrages ist es, den Leser teilweise unveröffentlichen Hintergrundinformationen zur Verfügung zu stellen und einen Einblick in die sich ändernde MBA Landschaft zu geben.

Was ist Kultur: "In viel größerem Maß als bisher muß erkannt werden, daß unsere gegenwärtige gesellschaftliche Ordnung nicht in erster Linie das Ergebnis eines menschlichen Entwurfs ist, sondern aus einem wettbewerblichen Prozeß hervorging, in dem sich die erfolgreicheren Einrichtungen durchsetzten. Kultur ist weder natürlich noch künstlich, weder genetisch übermittelt noch mit dem Verstand geplant. Sie ist eine Tradition erlernter Regeln des Verhaltens, die niemals erfunden worden sind, und deren Zweck das handelnde Individuum gewöhnlich nicht versteht." Hayek in (Die Anmaßung von Wissen. Neue Freiburger Studien, Tübingen 1996, S. 40)

[...]


1 Kran Detlev (1998). Der Markt der MBA-Programme, CH-D Wirtschaft 10/98, s. 21-24, Zürich

2 Die hier vorgestellten Daten, Fakten und Hochschulen wurden 1998 und 1999 im Rahmen eines Forschungsprojektes des BMBF recherchiert. Die Studie wird voraussichtlich im Sommer 2000 fertiggestellt.

3 Gerd Busse, Angela Paul-Kohlhoff, Peter Wordelmann (1997). Fremdsprachen und mehr Internationale Qualifikationen aus der Sicht von Betrieben und Beschäftigten, Eine empirische Studie über Zukunftsqualifikationen, BIBB, Berlin

4 Die Studie "Delphi ´98" kann beim Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI), Breslauer Straße 48, 76139 Karlsruhe, oder per Fax unter der Nummer (0721) 68 91 52 bestell werden. Sie kostet DM 55,- zzgl. Versand und MWSt.

5 Birkerstaffe, G. (1998). Which MBA, The Economist Intelligent Unit, London, EIU

6 Association of MBAs (1997).: MBA Salary and Career Survey, London.

7 Association of Business Schools, (1998).Pillars of the Economy - The contribution of UK business schools to the economy 1997, London

8 Peterson´s (1998): Peterson´s Guide to MBA Programs 1999, Princeton, New Jersey, S.7.

9 Duke University (1998),1998 Survey of MBA Graduates from Top-Tier Programs, The Fuqua School of Business, Durham

10 Association of Business Schools (1998), Pillars of the Economy - The contribution of UK business schools to the economy 1997, London

11 Vgl.: You & Company (Hrsg.) (1998): The Future of Socially Responsible Business: MBA Students speak out. Im Internet abfragbar unter: http://www.you- company.com/survey/kotter_survey.htm

12 Kran, Detlev (1998) MBA-Praxisnah/Flexibel/Teamfähig oder Wie finde ich den Richtigen MBA, IBV - Informationen 43/98, Seite 3873ff, Nürnberg

13 Zur Geschichte des MBA vgl: Carter A. Daniel (1998). MBA: The first Century, Bucknell, London

14 © DK-FIBAA 1998

15 Association of MBAs (1997). MBA Salary and Career Survey, London.

16 Ausgewertet wurden vom Autor 20 europäische Vollzeit MBA Programme

17 Association of MBAs (1997). MBA Salary and Career Survey, London.

18 Schöllhammer, Wolfgang (1995). Zur Bewertung von MBA-Programmen, Akademisches Auslandsamt der Fachhochschule Pforzheim, Pforzheim

19 Kran, Detlev (1998). Quality Control in the Area of MBA-Programs - Qualitätssicherung in der Management Ausbildung, Bonn

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Details

Titel
MBA - Praxisnah / Flexibel / Teamfähig oder "Ist der MBA ein interkulturelles Training?"
Autor
Jahr
1999
Seiten
16
Katalognummer
V95349
ISBN (eBook)
9783638080279
Dateigröße
493 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Erscheint in: Managementkonzepte 8, Rainer Hampp Verlag
Schlagworte
Praxisnah, Flexibel, Teamfähig, Training
Arbeit zitieren
Detlev Kran (Autor:in), 1999, MBA - Praxisnah / Flexibel / Teamfähig oder "Ist der MBA ein interkulturelles Training?", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95349

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