Ungünstige Wechselkurse als Exporthemmnis? Bestimmungsgrößen baden-württembergischer Exporte in den 80er und 90er Jahren


Seminararbeit, 1999

19 Seiten, Note: 1,1


Leseprobe


1 Einleitung

„Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg stieg die Ausfuhr Baden-Württembergs 1997 im Vergleich zum Vorjahr um 13,9% auf 149,6 Mrd. DM (Bundesrepublik Deutschland: Anstieg um 12,5% auf 887 Mrd. DM). Damit gingen die konjunkturellen Impulse sowohl in Baden-Württemberg als auch im gesamten Bundesgebiet in erster Linie auf die Auslandsnachfrage zurück.“ (LVI ´98, S.23)

Der Einfluß der Exporttätigkeit auf wirtschaftliche Entwicklung und Wachstum in Baden- Württemberg ist unstrittig. Die Meinung der Experten bezüglich der Einflußfaktoren auf die Höhe der Ausfuhr ist jedoch geteilt. Werden die Exporte überwiegend durch die konjunkturelle Entwicklung des Ziellandes bestimmt, entscheidet die Höhe der Löhne wie wettbewerbsfähig die inländische Wirtschaft sich der globalen Konkurrenz stellen kann oder kommt vielleicht doch der Stärke der Deutschen Mark die tragende Rolle zu, wie häufig vermutet wird.

Ziel der vorliegenden Seminararbeit ist es zwei mögliche Bestimmungsgrößen für die Höhe der baden-württembergischen Exporte, Außenwert der Deutschen Mark (DM) gegenüber den Währungen der importierenden Länder und Bruttoinlandsprodukt (BIP) der jeweiligen Exportzielländer, im Zeitraum der 80er und 90er Jahre auf die Stärke ihres Einflusses hin zu überprüfen. Den Schwerpunkt der Seminararbeit bilden somit die umfangreichen Berechnungen zur statistischen Analyse der Stärke der Einflußfaktoren, sowie die Darstellung und Interpretation der Ergebnisse.

2 Exporte Baden-Württembergs

2.1 Bedeutung des Exportes für Baden-Württemberg

Die große Bedeutung der Exporte für die heimische Wirtschaft ergibt sich aus den hier traditionell starken Industriebranchen Maschinen- und Kraftfahrzeugbau, Elektrotechnik sowie Optik und Feinmechanik, deren Produkte in der ganzen Welt nachgefragt werden. Das Resultat ist eine hohe Exportquote, Anteil der Exportumsätze an den Gesamtumsätzen, von 35,9% in 1997 gegenüber 31,9% in Gesamt- und 33,1% in Westdeutschland (Zahlen vorläufig, Vgl. Tabelle 4, Institut der deutschen Wirtschaft).

Zwangsläufig ergibt sich für Baden-Württemberg auch ein hoher Anteil, von etwa 17%, an den gesamtdeutschen Exporten, die sich im Jahre 1996 auf insgesamt 788,9 Mrd. DM beliefen (Vgl. Abb. 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Anteil der Länder an den bundesdeutschen Ausfuhren 1996

Bezieht man die Höhe der Ausfuhr auf die Bevölkerungszahl, so ergibt sich für das gleiche Jahr mit 12.936 DM/Einwohner Baden-Württembergs ein erster Platz unter den deutschen Flächenstaaten, was wiederum um mehr als ein Drittel über dem Bundesdurchschnitt von 9.635 DM/Einwohner liegt.

2.2 Zielländer und Struktur der Exporte Baden-Württembergs

Betrachtet man die Exporte nach den Zielregionen so ist festzustellen, daß der größte Teil, mehr als zwei Drittel, in Europa verbleiben. Etwa 50% der Exporte entfallen auf die Staaten der Europäischen Union. Weitere wichtige Regionen sind der asiatische Raum, von den dort getätigten Exportumsätzen in Höhe von 20,5 Mrd. DM entfallen 5,2 Mrd. DM auf Japan, und die Staaten der NAFTA mit 15,8 Mrd. DM (Vgl. Abb.2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Ausfuhr Baden-Württemberg 1996 nach Regionen

Im Detail betrachtet exportiert Baden-Württemberg Waren in eine Vielzahl von Staaten, wobei die sieben wichtigsten Staaten einen Anteil von zusammen 51% an den Exporten aufweisen. Die wichtigsten Abnehmer sind Frankreich und die USA mit einem Anteil von jeweils etwa 10% (Vgl. Abb. 3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Ausfuhr Baden-Württemberg 1996 nach Zielländern

Nach Warengruppen aufgeschlüsselt erkennt man, daß Güter der Ernährungswirtschaft (2% ) sowie Rohstoffe und Halbwaren (zusammen 4%) einen geringen Anteil am Exportvolumen innehaben. Während weitere 9% auf Vorerzeugnisse entfallen, bilden die Fertigwaren mit 85% den absoluten Schwerpunkt der hiesigen Exportwirtschaft. Unter den bedeutensten Warengruppen der Fertigerzeugnissen sind an erster Stelle Maschinen sowie Kraftfahrzeuge zu nennen. Außerdem sind elektrotechnische, chemische, feinmechanische und optische Erzeugnisse, Textil- und Eisenwaren sowie Papiererzeugnisse im weitesten Sinne heimische „Exportschlager“ (Vgl. Abb. 4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Ausfuhr Baden-Württemberg 1996 nach Warengruppen

3 Vorgehensweise

Um Aussagen über die Stärke statistischer Zusammenhänge, in dieser Arbeit zwischen der Höhe der baden-württembergischen Ausfuhr und dem Außenwert der DM gegenüber der Währung bzw. dem Bruttoinlandsprodukt des Ziellandes, treffen zu können, wird hier ein linearer Zusammenhang unterstellt. Mittels linearer Einfachregression wird somit die Ausfuhr als eine Funktion des Außenwerts der DM gegenüber der Währung bzw. des Bruttoinlandsprodukts des Ziellandes betrachtet. Anhand des Vorzeichens der ermittelten Steigung der Regressionsgeraden ergibt sich ein positiver bzw. negativer Zusammenhang.

Hypothetisch ist ein positiver Zusammenhang zwischen Bruttoinlandsprodukt des Ziellandes, hier die exogene Variable, und der Ausfuhr als endogenen Variablen zu erwarten, da eine prosperierende Wirtschaft zum einen eine wachsende Ausstattung mit Investitionsgütern wie z.B. Maschinen und Anlagen benötigt, und die dafür erforderlichen Finanzmittel zum anderen auch hervorzubringen vermag.

Hingegen ein negativer Zusammenhang kann für die Stärke der heimischen Währung gegenüber der Währung der betrachteten Zielländer, kurz dem Außenwert der DM, und der Ausfuhr vermutet werden, weil eine starke DM die Exporte für den Abnehmer verteuert. Hier ist zu berücksichtigen, daß die Ausfuhr nicht ausschließlich bilateral Natur ist, sondern viele Produzenten aus verschiedenen Staaten mit differierenden Währungen miteinander konkurrieren.

Die Stärke des unterstellten Zusammenhang wird als Bestimmtheitsmaß, gleich dem Quadrat des Pearsonschen Korrelationskoeffizienten, angegeben. Der Wertebereich für das Bestimmtheitsmaß liegt zwischen 0, wenn kein Zusammenhang zwischen den betrachteten Variablen statistisch nachweisbar ist, und 1, für den Fall das die endogene Variable vollständig durch die exogene Variable erklärt wird.

Nachdem im folgenden die gesamten Exporte Baden-Württembergs einem gewogenen DMAußenwert (Zahlen aus „50 Jahre Deutsche Mark - Monetäre Statistiken 1948-1997“) gegenübergestellt werden, erfolgt danach die detaillierte Betrachtung für die fünf wichtigsten Exportländer anhand von 4-5 wichtigen Warengruppen. Diese Warengruppen besitzen alle einen Anteil von mindestens 3% am Gesamtexportvolumen von 1996 für dieses Land. Hinter der Warengruppe Maschinen verbirgt sich jeweils die Summe aller Maschinenarten, also Werkzeug-, Industrie-, Land- und Büromaschinen etc. In Ermangelung geeigneter Preisindizes wird mit absoluten Zahlen und den daraus errechneten Wachstumszahlen zum Vorjahr gearbeitet. Quelle aller Ausfuhrzahlen ist die jährlich vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg herausgegebene Publikation: „Der Außenhandel“.

Gegenübergestellt werden die Ausfuhrzahlen:

1. Dem jeweiligen realem Außenwert der DM als prozentuale Veränderung zum Vorjahr (Zahlen von Th. Forster, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg), der sich aus nominalem Außenwert multipliziert mit dem Quotienten aus dem Index der deutschen Ausfuhrpreise und dem jeweiligen Index der Großhandelspreise bzw. der gewerblichen Erzeugerpreise des Ziellandes.
2. Dem Bruttoinlandsprodukt, ebenfalls prozentuale Veränderung zum Vorjahr, des Ziellandes in Preisen von 1980 in jeweiliger Währung [Zahlen aus International Monetary Fund (Hrsg.): „International Financial Statistics“].

4 Einflußgrößen auf die Ausfuhren Baden-Württembergs

In ihren Betrachtungen zur Wechselkursabhängigkeit des deutschen Außenhandels definiert die Deutsche Bundesbank [Vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.): „Monatsbericht Januar 1998“, S. 49 ff.] das reale deutsche Exportvolumen als eine durch realen DM-Außenwert und eine ausländische Aktivitätsvariable bestimmte Funktion, wobei die ausländische Aktivitätsvariable dem Welthandelsvolumen entspricht. Diese, mittels einer Dummyvariablen korrigierte, Funktion erklärt einen großen Teil der deutschen Exporte.

Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg untersuchte speziell den Einfluß von Währungsschwankungen auf die Höhe der baden-württembergischen Exporte in ausgewählte Regionen und ermittelte für die Jahre 1986-95 einen insgesamt begrenzten Einfluß des realen DM-Außenwertes und einen stärkeren Zusammenhang zwischen Konjunktur des Ziellandes und Höhe der Ausfuhr. (Vgl. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.): „Statistisch-Prognostischer Bericht“ S. 97, ff.)

Weitere mögliche Bestimmungsfaktoren der Exporte sind die Höhe der Industrieproduktion im Ausland, die Kapazitätsauslastung im Inland und die verstärkte internationale Arbeitsteilung (Vgl. Döpke/Fischer, S. 54 ff.).

Darüber hinaus ist auch politischer Einfluß auf Exporte denkbar, z.B. verstärkter Protektionismus um die eigene Wirtschaft zu schützen (z.B. Kraftfahrzeugexporte nach Japan) oder ein seitens der UNO verhängtes Embargo (z.B. Irak), wodurch es zu Strukturbrüchen kommen kann.

4.1 Ausfuhren Baden-Württembergs insgesamt

Im Zeitraum 1980-96 stiegen die absoluten Exporte Baden-Württembergs von 59,3 auf 133,8 Mrd. DM, was einem Wachstum von insgesamt 125,6% oder jährlich 5,2% entspricht. Demgegenüber nahm das reale Bruttoinlandsprodukt nur um 40,8% bzw. um weniger als 2,2% jährlich zu. Lediglich Ende der 80er Anfang der 90er entwickelte sich das Bruttoinlandsprodukt (Zahlen: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg „Lange Reihen ...“) überwiegend dynamischer als die Ausfuhr (Vgl. Abb. 5).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Ausfuhr und Bruttoinlandsprodukt (Veränderung zum Vorjahr in %)

Stellt man die gesamten Exporte Baden-Württembergs einem gewogenen Außenwert der DM zu Währungen von 18 Industriestaaten gegenüber, so ermittelt man einen nicht erwarteten starken Zusammenhang (Vgl. Abb. 6).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Ausfuhr Baden-Württemberg und Außenwert der DM

Bestimmtheitsmaß (R²) von 0,8747 und Regressionsgerade y = 1,5869 x - 84,052 bedeuten, daß sich im unterstellten linearen Modell 87,5% der Ausfuhr Baden-Württembergs durch die Regressionsgerade erklären lassen. Eine Steigung von 1,59 läßt darauf schließen, daß mit steigendem DM-Außenwert die Exporte zunehmen! Doch bereits ein Blick auf die jährlichen Veränderungsraten zeigt ein völlig anderes Bild (Vgl. Abb. 7).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7: Ausfuhr und DM-Außenwert (Veränderung zum Vorjahr)

Hier wird der vermutete inverse Zusammenhang zwischen DM-Stärke und Ausfuhr ersichtlich, denn die negative Steigung (-0,6) zeugt von negativem Einfluß des Außenwerts auf die Exporte. Ein Bestimmtheitsmaß von weniger als 20% relativiert die Aussagekraft dieses Modells, unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die Ausfuhrzahlen nicht deflationiert sind, bezüglich der Gesamtausfuhr weiter. Aus diesem Grund werden die Gesamtausfuhr im folgenden weiter nach ausgewählten Warengruppen und Ländern aufgesplittet.

4.2 Ausfuhren nach Frankreich

Mit Waren im Wert von 14,7 Mrd. DM war Frankreich 1996 der dominante Abnehmer badenwürttembergischer Produkte. Jedoch nahmen die Exporte im Beobachtungszeitraum nur unterdurchschnittlich um 3,6% zu. Eingebunden in das Europäische Währungssystem (EWS) blieb der Französische Franc von größeren Turbulenzen verschont, was besonders an konstanten Außenwerten seit 1987 deutlich zu sehen ist (Vgl. Abb. 8).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 8: Frankreich - Entwicklung Ausfuhr, BIP und Außenwert real/nominal 1980-96 (1980=100)

So kann bei den betrachteten Warengruppen (Maschinen, Elektrotechnische Erzeugnisse, Feinmechanik/Optik, Kraftfahrzeuge und Kunststoffe) kein besonders starker Einfluß des realen Außenwertes DM/FF bei Betrachtung der jeweiligen Veränderungsraten zum Vorjahr ermittelt werden. Lediglich die Produkte des Bereiches Feinmechanik/Optik lassen ein mäßigen Einfluß (R²=0,335) erkennen.

Bessere Resultate bringt eine ebenfalls auf Veränderungsraten zum Vorjahr basierende Regression zwischen Ausfuhr und dem realen Bruttoinlandsprodukt (in FF). Bestimmtheitsmaße von 0,423 (Kraftfahrzeuge), 0,671 (Maschinen) und 0,713 (Gesamtausfuhr) lassen darauf schließen, daß der Umfang der Ausfuhr nach Frankreich eher dem Konjunkturverlauf folgt (immer positive Steigung), als sie dem DM-Außenwert entgegenläuft (immer negative Steigung). (Vgl. Abb. 9 - Berechnungen im Anhang)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 9: Frankreich Bruttoinlandsprodukt - Ausfuhr gesamt (Veränderung zum Vorjahr)

4.3 Ausfuhren nach den USA

Der zweitwichtigste Importeur inländischer Erzeugnisse sind die USA. Ein Warenwert von 14,2 Mrd. DM in 1996 waren die Folge der von 1980-96 um durchschnittlich um 5,7% gestiegenen Exporte, wobei dieses Wachstum sehr ungleichmäßig verlief. Sehr starkem Wachstum bis 1986 folgte ein erheblicher Rückgang bis 1992, woran wiederum ein Phase des Wachstums anknüpfte. Die starke Wachstumphase wurde begleitet von fallendem realen Außenwert DM-US-$. In der Zeit rückläufiger Exporte legte der Außenwert stark zu, während die jüngste Wachstumsperiode von weitgehend konstanten Außenwert gekennzeichnet ist (Vgl. Abb. 10).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 10: USA - Entwicklung Ausfuhr, BIP und Außenwert real/nominal 1980-96 (1980=100)

Insgesamt sind für die USA der stärkste Zusammenhang zwischen realem Außenwert und Ausfuhr festzustellen, jedoch ist auch dieser sehr begrenzt. Bestimmtheitsmaße von 0,123 (Ausfuhr gesamt), 0,163 (Maschinen), 0,182 (Feinmechanik/Optik) und 0,25 (Elektrotechn. Erzeugnisse) weisen auf einen schwachen Einfluß, die negativen Steigungen bestätigen die Hypothese, steigender Außenwert führt zu sinkenden Exporten. Hingegen läßt sich fast kein Einfluß der Konjunktur auf den Export feststellen, Bestimmtheitsmaß von 0,107 für den Maschinenbau sind das beste Ergebnis. (Berechnungen im Anhang)

4.4 Ausfuhren in die Schweiz

Die Ausfuhr in die Schweiz entwickelte sich mit einem jährlichen Zuwachs von 4,4% eher verhalten, wobei 1996 Waren im Wert von 10,1 Mrd. DM exportiert wurden. 10 Jahre dynamischer Entwicklung in Export und Bruttoinlandsprodukt gingen der in den 90ern zu beobachtenden Stagnation voraus. Der ermittelte Konjunktureinfluß, besonders ausgeprägt bei Gesamtausfuhr (0,47) und Maschinen (0,507), bei positiver Steigung bestätigt die Hypothese. Ausnahme sind Erzeugnisse der Pharmazeutischen Industrie mit einem schwachen Zusammenhang bei negativer Steigung! Das überproportionale Wachstum bei Pharmaexporten in den 90ern, als Folge der Neustrukturierung der europäischen Pharmaindustrie, lief hier parallel zur Phase tendenziell schwacher Konjunktur in der Schweiz. Abweichend davon ist kein starker statistischer Zusammenhang zwischen Ausfuhr und realem Außenwert DM-Schweizer Franken festzustellen. (Vgl. Abb. 11 - Berechnungen im Anhang)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 11: Schweiz - Entwicklung Ausfuhr, BIP und Außenwert real/nominal 1980-96 (1980=100)

4.5 Ausfuhren nach Großbritannien und Nordirland bzw. Italien

Eine besonders dynamische Entwicklung durchliefen die Exporte nach Großbritannien und Nordirland. Das Ergebnis des jährlichen Anstiegs um 6,8% sind am für 1996 ermittelten Warenwert von 9,6 Mrd. DM abzulesen. Fast kein zu ermittelnder Zusammenhang zwischen Außenwert der DM gegenüber der englischen Pfund und den Ausfuhren, steht ein schwacher zwischen Ausfuhr und Bruttoinlandsprodukt entgegen, bei Maschinen immerhin 0,325. Die positive Steigung (0,6) bei der Betrachtung Kraftfahrzeuge und Außenwert real widerspricht dem vermuteten negativen Zusammenhang, wird aber durch das sehr kleine Bestimmtheitsmaß (0,051) relativiert. (Vgl. Abb. 12 - Berechnungen im Anhang)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 12: Großbritannien - Entwicklung Ausfuhr, BIP und Außenwert real/nominal 1980-96 (1980=100)

Die Ausfuhr nach Italien wuchs im Beobachtungszeitraum um bescheidene 3,5% / Jahr, woraus 1996 ein Exportvolumen von 9,3 Mrd. DM resultiert. Da die Periode starker Exportsteigerungen (1983-89) zeitgleich zu relativ stabilem Außenwert DM-Italienische Lira stattfand und die sich anschließende 2-jährige Abwertungsphase von konstanten Exporten begleitet wurde, ist nur ein minimaler Zusammenhang zu analysieren. (Vgl. Abb. 13)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 13: Italien - Entwicklung Ausfuhr, BIP und Außenwert real/nominal 1980-96 (1980=100)

Nicht zu übersehen ist hingegen der positive Konjunktureinfluß auf den Exportumfang. Speziell Maschinen (0,65), Feinmechanik/Optik (0,614), Kraftfahrzeuge (0,609) und Gesamtausfuhr (0,796) durchlaufen ähnliche Zyklen wie das Bruttoinlandsprodukt Italiens. (Vgl. Abb. 14 - Berechnungen im Anhang)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 14: Italien Bruttoinlandsprodukt - Ausfuhr gesamt (Veränderung zum Vorjahr)

5 Zusammenfassung

Statistische Zusammenhänge zwischen der Ausfuhr Baden-Würtembergs und realem DM- Außenwert bzw. Bruttoinlandsprodukt lassen sich in vielen Ländern in unterschiedlicher Stärke nachweisen. Dabei wurde die Annahme bestätigt, das sich eine DM-Aufwertung negativ in Ausfuhrzahlen widerspiegelt, wohingegen steigendes Bruttoinlandsprodukt parallel zu wachsenden Ausfuhrzahlen verläuft. Bedeutend häufiger feststellen läßt sich der Einfluß der Konjunktur in

- Frankreich, mittlerer Einfluß bei: Maschinen und Gesamtausfuhr,
- Schweiz, mittlerer Einfluß bei: Maschinen und Gesamtausfuhr,
- Großbritannien, schwacher Einfluß bei: Maschinen und
- Italien, mittlerer Einfluß bei: Maschinen, Feinmechanik/Optik, Kraftfahrzeugen und Gesamtausfuhr.

Der schwache Zusammenhang zwischen DM-Außenwert und Ausfuhr ist beschränkt auf

- Frankreich: Feinmechanik/Optik und
- USA: Elektrotechnische Erzeugnisse.

Somit kann man zum Ergebnis kommen, daß in der überwiegenden Anzahl der betrachtenden Fälle das Exportvolumen durch die inländische Wirtschaftstätigkeit des Ziellandes bestimmt wird und der Einfluß der realen Wechselkurse auf wenige Fälle begrenzt bleibt.

Die Aussagekraft der vorliegenden Ergebnisse ist jedoch durch eine Vielzahl von Gründen begrenzt:

1. Die Verwendung absoluter Ausfuhrzahlen überzeichnet das Wachstum und ermöglicht Scheinkorrelationen.
2. Gleiches gilt für die zunehmende internationale Arbeitsteilung, die nicht herauszurechnen war.
3. Unklarheit bezüglich der fakturierten Währung und etwaiger Zeitverzögerung (time lag) zwischen Bestellung der Ware bei Währungskurs x und spätere Lieferung und Bezahlung zu Währungskurs y erschweren ebenso die Verwertbarkeit der Ergebnis.
4. Quervergleiche zwischen den Ländern sind aufgrund verschiedener Erfassungsmodi und unterschiedlicher Abgrenzung von Warengruppen oder Preisindizes nicht einfach.
5. Außerdem fehlt ein gewogener realer DM-Außenwert für Baden-Württemberg, der andere Konkurrenten auf dem Weltmarkt (Drittmarkteffekt) berücksichtigt.

Literatur- und Quellenverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anhang

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Ungünstige Wechselkurse als Exporthemmnis? Bestimmungsgrößen baden-württembergischer Exporte in den 80er und 90er Jahren
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen; Standort Nürtingen
Veranstaltung
Seminar Empirische Wirtschaftsforschung
Note
1,1
Autor
Jahr
1999
Seiten
19
Katalognummer
V95300
ISBN (eBook)
9783638079785
Dateigröße
442 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ungünstige, Wechselkurse, Exporthemmnis, Bestimmungsgrößen, Exporte, Jahren, Seminar, Empirische, Wirtschaftsforschung, Nürtingen
Arbeit zitieren
Jens Albert (Autor:in), 1999, Ungünstige Wechselkurse als Exporthemmnis? Bestimmungsgrößen baden-württembergischer Exporte in den 80er und 90er Jahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95300

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Ungünstige Wechselkurse als Exporthemmnis? Bestimmungsgrößen baden-württembergischer Exporte in den 80er und 90er Jahren



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden